Der fliegende Hollander ist mir die liebste Oper von Richard Wagner, waus der Wagnerkenner folgerichtig schliessen wird, daß Wagner nicht mein Lieblingskomponist ist.
Der fliegende Holländer jedoch verkörpert geradezu einen Idealfall. Die Story ist einerseits recht überschaubar, andrerseits doch interessant und bietet vielerlei Möglichkeiten das Publikum zu fesseln. Die Geschichte ist uralt und wurde schon lange vor Wagner in zahlreichen Varianten verbreitet. Das zeitgenössische Publikum jedoch wand die Story zu düster und zu wenig bombastisch.
Dennoch- das Werk setzt sich durch und ist noch heute auf allen Spielplänen zu finden. Ähnlich wie bei Webers "Freischütz" und Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" tritt hier die Spannung zwischen diesseits und jenseit zutage. Moderner Deutungen versuchen diesen Konflikt dadurch zu erklären, daß die Geschichte als Wahnvorstellung Sentas gedeutet wird, es gäbe danach also gar keine Realität in dieser Oper. Senta ist überhaupt eine eigenartig blutleere Figur - zumindest wirkt sie auf mich so. Exaltiert über alle Maßen, besessen von der Idee den Fremden - sie sah ihn schon zuvor im Traum (in Archetypus ?) zu erlösen, gewinnt sie trotz des guten Motivs nicht meine Sympathie oder mein Mitleid.
Typisch romantische Oper wird verkörpert durch den Steuermannschor (er erinnert mich entfern an die Jägerchöre Webers) und die Szene in der Spinnstube. Das "Erwachen" des Geisterschiffes ist eine orchestrale Meisterleistung Wagners.
mfg aus Wien
Alfred