"Schlüsselwerke" Elektroakustischer Musik

  • Natürlich ist dieser Bereich der Neuen Musik im Musikverständnis schwierig aufzufassen. Geprägt aus dem Serialismus ist der Gedanke, die volle Kontrolle über das komponierte Geschehen zu bekommen, sicherlich interessant. Daher die Hinwendung zum elektronischen Arbeiten der Komponisten ab den 1950er Jahren um nicht auf Ausführungen von Interpreten angewiesen zu sein, wobei sich dabei eine von nun an fest definierte Aufführungspraxis ergibt. Als lokale Schwerpunkte dieser Szene sind die Städte Köln und Paris maßgebend zu nennen, wobei beide Richtungen sich anders und aus unterschiedlicher Herkunft entwickelten. Während die französische Richtung (musique concrete) dem Streben nach neuem Klangmaterial folgte und damit die Musik in konkrete und abstrakte Klänge zurückgreift, setzt sich in Köln der Ansatz nach der Musik im Raum durch, wobei sich im Laufe der Zeit die Quadro- und Oktophonie entwickelte. Dazu entwickelt sich der Gedanke der Neuen Musik, die Abkehr von herkömmlicher Melodie- und Motivthematik, selbstverständlich der traditionellen Dur/Moll Tonalität, hin zur Entstehung, Modulation, Transformation vom Klang in all seinen Parametern.


    Doch was macht diese Musik so sperrig und komplex und daher so minimal rezeptiv? So gibt es doch Künstler aus der Popularmusik wie die Beatles, Björk, Pink Floyd oder Frank Zappa, die konkret auf diese Einflüsse hinweisen, die sich nicht nur auf Elektroakustische Musik beschränken.



    Eine Übersicht bekannter Werke, die den Terminus "Schlüsselwerke" verdienen:


    Pierre Schaeffer (Paris, musique concrete) - Cinq etudes de bruits (1948 )


    Vladimir Ussachevski (New York, Tape music) - Fantasy in Space / Low Speed (1952)


    Karlheinz Stockhausen (Köln, Studio für elektronische Musik) - Studie I + II (1953/54 )


    Luc Ferrari (Paris, musique concrete) - Heterozygote (1963/64 )


    Iannis Xenakis - Diamorphoses (1957/58 ) / Hibiki Hana Ma (1969/70 )


    Karlheinz Stockhausen (Köln, WDR) - Gesang der Jünglinge (1955/56) / Hymnen (1966/67) / Telemusik (1966)


    ----------------------------------


    Jean Claude Risset - Passages (1982)


    Francois Bayle - Theatre d'Ombres (1988 )


    Stockhausen - Oktophonie (1991)


    Bernard Parmegiani - Entre Temps (1990/92 )


    Luder Brümmer - The Gates Of H. (1993 )


    Francis Dhomont - Novars (1989 ) / AvatArsSon (1998 )


    Jean Claude Risset - Sud (1985 )


    Jean Claude Eloy - Shánti (1972-1973 )

  • Hallo SebastianM und erst einmal herzlich willkommen!


    Daher die Hinwendung zum elektronischen Arbeiten der Komponisten ab den 1950er Jahren um nicht auf Ausführungen von Interpreten angewiesen zu sein, wobei sich dabei eine von nun an fest definierte Aufführungspraxis ergibt.


    Über die Aufführungspraxis elektronischer (das jetzt als Überbegriff gemeint) Musik bin ich leider nicht so genau informiert. Ich vermute einmal, dass die klassischen kölner Stücke für fixe Lautsprecherpositionen konzipiert waren. Komponisten wie Bayle "projizieren" ihre Werke aber gerne mit stets anderen Instrumenten (nämlich Lautsprechern) in stets anderen Räumen auf stets andere Weise (zwischen den Lautsprechergruppen hin- und herblendend), "interpretieren" ihre Stücke also immer neu. Heute setzt man auch gerne DJs ein, die dann Xenakis "projizieren" dürfen (was für meine Ohren leider zu laut ist).
    :(


    Bis auf Hymnen und Telemusik und 3 der Schaeffer-Etuden kenne ich alle Stücke aus Deiner ersten Liste.
    Unten sieht es schon anders aus ... "Sud" gefällt mir gut
    ;)

  • Hallo kurzstueckmeister,
    ja soweit ich über die Aufführungspraxis informiert bin, hast du Recht. Jedoch steht in der Pariser Tradition quadro- oder oktophone Klangwiedergabe nicht unbedingt an erster Stelle. Bayle, als frz. Schlüsselfigur, bildet da natürlich wieder eine Ausnahme und eine Konzertveranstaltung findet eben genau in dem Rahmen statt, wie du es beschrieben hast. Habe ihn hier in Köln selbst erlebt. Manche seiner Kompositionen finde ich schwierig, anderes wiederum sehr gut.
    Ja der erste Teil der Liste gehört sicherlich zu den "Klassikern", da sie diese Musik begründet haben. Der zweite Teil unterliegt natürlich eher meiner subjektiven Betrachtungsweise. Aber alle angegebenen Werke sind bei youtube zu finden, was für Elektroakustische Musik keine Selbstverständlichkeit ist. Das erleichtert hoffentlich für Interessierte, den Zugang zu dieser Musik.

  • Ja der erste Teil der Liste gehört sicherlich zu den "Klassikern", da sie diese Musik begründet haben. Der zweite Teil unterliegt natürlich eher meiner subjektiven Betrachtungsweise.


    Ist die Auswahl von "Heterozygote" nicht auch sehr subjektiv? Und ist Schaeffer wirklich auch musikalisch so überzeugend oder sollte er nicht eher als "Anreger" eine Art Fußnotenexistenz führen wie Goeyvaerts?


    Ich weiß nicht ganz, was hier in diesem Thread folgen soll, ich könnte natürlich Stücke nennen, die ich sehr schätze, aber das wäre vielleicht eher in "Tonbandmusik bis 1970" passend ... dort habe ich aufgezählt, was ich so alles kenne, obwohl bislang nicht vollständig.


    Fehlt Nono absichtlich?

  • Selbstverständlich lässt bei solch einer Auflistung immer über die Objektivität diskutieren. Ich habe ja auch bewusst den Begriff "Schlüsselwerke" in Anführungsstriche gesetzt. Das Schaeffer eher als Einfluss anstatt als Klassiker zu zählen ist, stimmt ebenso wie Nono definitv auch aufgelistet werden sollte.
    Dieser Thread ist vielleicht als Anregung für Interessenten dieser Musik gedacht und selbstverständlich auch als Diskussionsgrundlage. Stell doch deine - für dich unverzichtbaren - Schlüsselwerke vor, so entsteht doch ein reger Austausch.
    Ich hatte eigentlich vor bestimmte Werke kurz zu kommentieren, weil ich mir vorstellen kann, dass Jean Claude Eloy oder Ludger Brümmer wohl sehr unbekannt sind. Aus zeitlichen Gründen habe ich es dann wieder verworfen. Ich denke, es lohnt sich aber auch für manche Komponisten einen eigenen Thread aufzumachen.

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  • OK, ich habe kürzlich eine Aufstellung von allen Stücken vor 1960 gemacht, die ich auf CD habe, die werde ich gleich im anderen Thread posten und hier nur eine Auswahl als best-of:


    Karlheinz Stockhausen (1928-2007) - Gesang der Jünglinge (1955)
    Henri Pousseur (*1929) - Scambi (1957)
    Edgar Varèse (1885-1965) - Poeme electronique (1957-58 )
    John Cage (1912-1992) - Fontana Mix (1958 )
    György Ligeti (1923-2006) - Artikulation (1958 )
    Iannis Xenakis (1922-2001) - Concret PH (1958 )


    Ich schwanke noch bei Berio, Henry, Koenig und Evangelisti.


    Außerdem laufen bei mir "Fantasy in Space" und "Low Speed" als von Luening, nicht von Ussachevsky.
    ?(
    Zur Verwirrung haben ja beide dann "Incantation" zusammen gemacht.


    Die beiden Stücke, die mich in letzter Zeit am meisten verwundert haben, sind Varèses "Poeme electronique" wegen seiner souveränen Musikalität bei so beliebigem Material und Xenakis' "Concret PH" weil es so gar nicht nach 50er-Jahre sondern so "aktuell" klingt.

  • Beim Gesang der Jünglinge sind sich wohl alle einig, dass das Werk sicherlich zu den "Schlüsselwerken" gehört. Obwohl mir persönlich das Stück nicht so zusagt.
    Bei Berio, Koenig und Evangelisti kenne ich mich persönlich überhaupt nicht aus. Vielleicht kannst du mir da ein paar Empfehlungen geben.
    Ansonsten ist die von dir gepostete Liste deiner CD Sammlung zur Tonbandmusik wirklich bemerkenswert. Das muss sicherlich sehr aufwändig gewesen sein das aufzutreiben oder?

  • Bei Berio, Koenig und Evangelisti kenne ich mich persönlich überhaupt nicht aus. Vielleicht kannst du mir da ein paar Empfehlungen geben.


    Ich schwankte ja eher, ob die hier stehen dürfen, wenn ich Stockhausen Studie I und II weglasse.
    Bei Evangelisti ist es doch eindeutig:
    Franco Evangelisti (*1926) - Incontri de fasce sonore (1957)
    bei Koenig dürfte am berühmtesten sein:
    Gottfried Michael Koenig (*1926) - Essay (1957-58 )


    Bei Berio und Henry sind vielleicht spätere Werke in die engere Auswahl zu ziehen, Henry müsste ich (ebenso wie Ferrari) noch besser kennenlernen!


    Zwecks CD-Bezug empfehle ich die "Electronic Music Foundation" - Vorsicht! Immer die CDs einzeln bestellen, sonst schlägt der Zoll zu!
    :wacko:


    Hier in Europa gab es mal die "acousmatrix"-Reihe:



    Ich sehe, davon fehlen mir Boehmer und Dhomont.


    Billig sind zu haben:


    An Anthology of noise and electronic music vol,1


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    mit jeweils merkwürdig bunten Programmen, die E und U vermischen.


    Für die Elektronische Musik nach 1970 wird dann wergo interessant.
    :hello:

  • Zitat

    Bei Berio und Henry sind vielleicht spätere Werke in die engere Auswahl zu ziehen, Henry müsste ich (ebenso wie Ferrari) noch besser kennenlernen!


    Von Henry ist mir hauptsächlich "Variations pour une porte et un soupir" bekannt, welches sich mir bisher nicht wirklich sinnvoll erschlossen hat. In dieser Musikrichtung gibts wirklich viel was als Klangerzeuger verwendet wird, aber bei einer herkömmlichen Tür hört doch irgendwann das Verständnis dafür auf. :D


    Übrigens wird das besagte Henry-Stück mit Schaeffers "Etude aux objets" sehr gekonnt als Transformationsgrundlage und Hommage an die musique concrete in AvatArsSon von Dhomont verwendet und auch mit Zitaten von bspw. dem "Gesang der Jünglinge" und "Heterozygote" von Ferrari und vielen anderen Werken verarbeitet. Sehr interessant, wenn einem bestimmte Passagen im neuen Kontext in einer Komposition begegnen.

  • Von Henry ist mir hauptsächlich "Variations pour une porte et un soupir" bekannt, welches sich mir bisher nicht wirklich sinnvoll erschlossen hat. In dieser Musikrichtung gibts wirklich viel was als Klangerzeuger verwendet wird, aber bei einer herkömmlichen Tür hört doch irgendwann das Verständnis dafür auf


    Wieso? Man hört doch schön die gestalterischen Ambitionen, wie er mit der Tür musiziert.


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    Voile d'Orphée ist ganz anders, mit archaischem Sog und von später kenne ich



    La Ville - mit viel (poppigem) Schlagzeug und abermals spirituellen Überhöhungen.
    Gemeinsam ist vielleicht ein "virtuoses Lauschen" des Komponisten?
    Aber welches das Schlüssel-/Hauptwerk ist - keine Ahnung.

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  • Leider ist für mich die Musik von Henry und Schaeffer meistens das was der Titel Etude schon sagt, eine Übung oder ein Ausprobieren. Oft stellt sich kein wirklicher musikalischer Genuss ein oder ein "künsterlisches Würdigen". Das von dir benannte Werk klingt aber interessant, das werde ich mir mal zu Gemüte führen.

  • Hallo SebastianM


    das ist für mich ein Thema das mich innerlich entzweit.


    Kurz, ich für mich würde sagen: am besten kommt die sogenannte "U-Musik" mit den elektronischen Musiziermöglichkeiten zurecht, und hat da viel mehr Hörenswertes vorzuweisen als die "E", die empfinde ich oft nur als ambitioniertes Gebretzel, das ich mir nicht anhören mag. Und wenn sie es dann mal schön machen (die "Ernsthaften"), sagen wir mal das Stück "Mithra" hier



    z.B., ist man mal selber gleich geneigt, das zu "U" zu rechnen.
    Und was ist denn mit Frances White "Centre Bridge"? Zu schön?


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    Und Ekkehard Ehlers "plays"?


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    Und er? Ein Spassvogel?



    Depeche Mode?
    Kommt eben drauf an ob wie offen man ist.


    Julius

    Julius

  • Hallo Julius,
    vielen Dank für deine Tipps, die werde ich gerne mal berücksichtigen. Ich bin sonst auch ein Fan von früher elektronischer Musik, die man meist dem Progressive Rock oder Krautrock zurechnet. Daher höre ich auch gerne Tangerine Dream, Schulze, Heldon oder Cluster und natürlich auch Aphex Twin, die sicherlich nicht so engstirnig wie die "großen" Komponisten der elektronischen Neuen Musik an die Sache rangehen, sondern sich auch mal einfach in Klangfluten schwelgen lassen ohne direkt größeres Vorhaben damit zu erreichen. :-)
    Depeche Mode kann ich mir auch ganz gut anhören, was gar nicht geht ist Techno, Schranz und dieser gruselige moderne "Electro", den jeder Spasti mit einem normalen PC erstellen kann. Aber man muss ja im Trend sein....


    Hier ein paar meiner Tipps:



    Tangerine Dream - Rubycon



    Tangerine Dream - Phaedra



    Klaus Schulze - Mirage



    Heldon - Agneta Nillson



    Cluster - 71


    Aber das ist alles keine Musik die man zum "E" Bereich zählen würde. (Auch wenn Cluster sehr nach Stockhausen klingt) Daher ein wenig Off Topic....

  • Karheinz Stockhausen schrieb von 1975-1977 an seiner Komposition Sirius für elektronische Musik, Trompete, Sopran, Bassklarinette und Bass. Man lese bitte die Beschreibung der Handlung dieses szenischen Werkes in Sirius. Die Geschichte ist so beschaffen, dass ich sie nicht sehen oder verstehen muss. Zumindest denke ich das.


    Trotzdem kann ich die Musik problemlos hören ... :) Ob es nun ein Schlüsselwerk ist, kann ich nicht beurteilen .... Den Text höre ich in ironischer Stimmung, was wahrscheinlich gar nicht intendiert ist ....


    Die Besetzung kann man von der LP ablesen:



    Wer sich nur für den elektroninischen Part interessiert, der kann ohne das heimelige Knacken der Vinylscheibe auch das Folgende hören



    Kosmische Grüße zum Sirius.


    PS: Da es sich um ein Doppelsternsystem handelt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es dort keine Planeten gibt .... Seeehr schaade :(

  • Wer nicht gleich zum Sirius muss, sondern sich mit dem Mars zufrieden gebn kann für den gibt es elektronische Popmusik der Gruppe Mouse on Mars, die 2020 den Holger-Czukay-Preis der Stadt Köln gewonnen hat.


    Hier zu hören mit Verstärkung (Posaunen im Wesentlichen und Schlagwerk) live 2018 aus der Elbphilharmonie


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  • Nun aber definitiv ein Schlüsselwerk der elektrokustischen Musik. Stockhausens Kontakte für Klavier, Perkussion und elektronische Klänge aus den Jahren 1958-60.


    Hier einmal mit Noten



    und eine Live-Einspielung mit dem Kontakte Duo


  • der 1981 noch in der damaligen Tschoslowakei geborene Komponist František Chaloupka sendet Stockhausen Grüße zum Sirius mit seinem ebenfalls mit Elektronik angreichertem Werk Stockhausen on Sirius



    „Sirius is an important star for Stockhausen's cos­mology – through revelatory dreams, Stockhausen believed he was born and finished his musical education there. He also claimed that on Sirius: "…everything is music or the art of co-ordination and harmony of vibrations. The art is very highly developed there, and every composition on Sirius is related to the rhythms of nature, the seasons, the rhythms of the stars.“ Between 1975–77, Stockhausen composed an eight-channel electronic piece called „Sirius“, in which four emissaries from a planet orbiting the star, bring a message to earth. The title „Stockhausen on Sirius“ came to my mind as a message. I wasn't looking for it and initially didn't know what it meant. I liked the image of Stockhausen sitting on Sirius, pondering, and with the composition being performed, I sent the message back as a greeting – an ambient postcard."

    František Chaloupka


    Man gewinnt ein wenig den Eindruck, als sei Elektronik eine starke Unterstützung für "Sphären-Musik".

  • Eine Sendung des WDR geht noch einmal detailliert auf die elektroakustischen Experimente Stockhausens ein.



    Wenn man das heute hört, wird man schon ein wenig nostalgisch. Mit der Technik von heute scheint mir einiges überholt. Die Frage bleibt aber ob die Erkenntnisse über den Klangaufbau von Bläsern und Schlagwerk oder metallischen Klängen heute noch sinnvoll sind oder ob man da andere Ansätze benutzt. Keine Ahnung! :/

  • Dieser Thread hat es in sich 28'000 Klicks bei nur 18 Beiträgen seit 2011. Da scheint es eine ansehnliche Fangemeinde im Net zu geben. Tamino-Mitglied astewes hat den Thread wieder aufgegriffen. Da will ich auch meinen Beitrag leisten.



    "Schlüsselwerke" Elektronischer Musik ist der Titel dieses Threads.


    Betrieb heisst diese Scheibe von Ekkehard Ehlers, der in Beitrag 12 bereits erwähnt wurde. Zwei Altmeistern des 20. Jahrhunderts, Arnold Schönberg und Charles Ives, wird Ehrerbietung mit neuen Mitteln erwiesen.


    Die englische Produktinformation habe ich übersetzt.


    Ekkehard Ehlers essentielles Electronica-Opus erfährt ein atemberaubend warmes Analog-Revival. Zuvor im Jahr 2000 auf Mille-Plateaux veröffentlicht. Dieses kuriose kleine Album von Ekkehard Ehlers, bestehend aus nichts anderem als Mashups von zwei musikalischen Pionieren des vorigen Jahrhunderts, Arnold Schönberg und Charles Ives. Ein hoher Begriff, auch für hochmütige Zeiten. Der 24-Bit-Remaster von HEM stellt ein bedeutendes Update des Originalsounds dar. Die Originalmaster wurden auf 1/2"-Band übertragen und dann auf eine bemerkenswerte Reise durch handgewickelte Patchkabel, maßgeschneiderte Akustik und brummende Transistoren verwöhnt. Ehlers' Musik hält nicht nur der analogen Behandlung stand, sie glänzt: Klicks und Pops sind zu verschwommenen, leuchtenden Punkten aus Sternenlicht geworden, während einst neblige Atmosphären zu geschichteten, multidimensionalen Strängen aus Saiten und Rauch geworden sind. Betrieb war einst die Gefühlsmusik des denkenden Menschen (oder die denkende Musik des fühlenden Menschen). Aber jetzt ist es so, einfach ein transportierendes Hörerlebnis: Endlich das Denkmal, das es immer sein wollte.


    Auf You Tube habe ich zu Betrieb nichts gefunden, doch Plays ist als Album vollständig zu hören.


    .



    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Ja und diese Woche brachte Schweizer Radio 2 einen Abend lang aktuelle elektronische Musik bis zum Sendeschluss um 22 00 h. Ich habe mir die zweistündige Sendung am Radio angehört, obwohl ich zur Zeit keine Musik höre. Was aus den Lautsprechern kam, war mehr Geräusch als Musik und eher abstrakt. Sie passt zur Zerissenheit und Widersprüchlichkeit, wie ich die Welt in diesen vergangenen Monaten erlebt habe und wie sie sich mir gegenwärtig darstellt.


    Die Studierenden des Elektronischen Studios an der Hochschule für Musik FHNW Basel haben sich mit dem Medium Radio auseinandergesetzt.


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    Zu Beginn hört man Aufnahmen, die kürzlich entstanden, und einen Bezug zum Radio haben. Danach folgt ein Live-Konzert. Ob die Kompositionen zu Schlüsselwerken werden, wird die Zeit zeigen.


    Die jungen Musiker sprechen über ihr Verhältnis zum Radio. Sie hören keine Radio Sendungen und mussten für dieses Projekt sich auf die Bedingungen des Mediums Radio einstellen.


    Ein Hinweis: Es wurde in der Sendung nicht nur Schweizerdeutsch gesprochen. Den Schweizermundart-Nicht-Mächtigen empfehle ich weiterhören, wenn gesprochen wird und man nichts versteht. Die Moderatorin spricht hochdeutsch.


    https://www.srf.ch/audio/neue-…rf-auditorium?id=12198833

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928