G. Puccini: LA BOHÈME
Libretto: Luigi Illica & Guiseppe Giacosa
Besetzung:
Mimì: Mirella FRENI
Rodolfo: Luciano PAVAROTTI
Musetta: Sandra PACETTI
Marcello: Gino QUILICO
Colline: Nicolai GHIAUROV
Schaunard: Stephen DICKSON
Benoit /Alcindoro: Italo TAJO
Chor und Orchester des San Francisco Opera House
Musikalische Leitung: Tiziano SEVERINI
Regie: Francesca ZAMBELLO
Bühne: David MITCHELL
Kostüme: Jeanne BUTTON & Peter J. HALL
Laufzeit: 116 Min.
Gesamturteil: SEHR GUT!
Dies ist nun einmal eine Produktion für den Opernfreund, bei der man eigentlich nur in Superlativen schwelgen möchte. Zu bekritteln gibt es so gut wie nichts*, die Klang- und Bildqualität des Mitschnitts sind absolut befriedigend, die Inszenierung lebendig und abwechslungsreich und die Sängerriege durch die Bank weg erstklassig: Freni und Pavarotti auf der Höhe ihres Könnens, ein spielfreudiger, überzeugender Gino Quilico (Marcello) und der Bulgare Ghiaurov als Luxusbesetzung für Colline. Als Sahnehäubchen bietet Italo Tajo zwei Kabinettstückchen als komischer Alter in der Doppelrolle von Benoit und Alcindoro. (Dieser ja auch im Libretto angelegte Humor bietet einen wundervollen Kontrast zu dem tragischen Geschehen um Mimì und Rodolfo.) Der junge Dirigent Tiziano Severini leitet eine energievolle Vorstellung, die Puccinis Musik herrlich strahlen lässt, ohne jedoch in Pomp oder Kitsch abzurutschen. Gefühle werden von allen Beteiligten in dieser Oper groß geschrieben und ohne falsche Scham ausgespielt.
Die Inszenierung ist im besten Sinne werkgetreu, ohne langweilige Routine zu präsentieren. Die Figuren werden ernst genommen, gut geführt und stehen ganz im Dienste des Werkes. An einem Punkt leistet sich Zambello einen Effekt, der sich jedoch harmonisch in das Ganze einfügt: Bei Rodolfos und Mimìs Duett im ersten Akt hellt sich die hohe Rückwand der Mansarde auf und eine Projektion der Kathedrale von Notre Dame wird sichtbar.
Das verdiente "Blumenbombardement" für die Sänger beim Schlussapplaus sollte man sich übrigens auch auf keinen Fall entgehen lassen...
Fazit: Alles in allem kann man diese DVD bedenkenlos empfehlen. Puccinikenner und Neulinge werden hier gleichermaßen auf höchstem Niveau bedient.
*Die für meinen Geschmack allzu geräumige, mit hohen Fenstern versehene Mansarde der vier Freunde und die Tatsache, daß Stephen Dickson (Schaunard) einen Moment braucht, bis er mit seinen Kollegen stimmlich voll
mithalten kann, fallen eigentlich nicht ins Gewicht.