Wenn man seine Liedsammlung überschaut, bemerkt man eine Menge Lieder, deren Titel sich mit dem Sänger oder mehreren Sängern befassen. Alleine bei Franz Schubert finden sich mehr als ein halbes Dutzend Lieder, die sich mit dem Sänger in unterschiedlichen Situationen auseinandersetzen.
Da gibt es den zürnenden Barden, den Sänger am Felsen, gefangene Sänger und vieles mehr...
Der Goethe-Text: "Was hör´ ich draußen vor dem Tor", mit dem Titel Der Sänger überschrieben, hat wohl in der Schubert-Vertonung (D149) die weiteste Verbreitung gefunden. Die Vertonungen von Carl Loewe oder Hugo Wolf und anderen Komponisten sind weniger bekannt.
Dieses Gedicht beleuchtet das Verhältnis von Macht und Kunst. Stolz weist der Künstler die goldene Kette zurück und bittet stattdessen um einen Becher besten Weines - im puren Golde ...
Es steht eher der Selbstzweck der Kunst im Mittelpunkt und weniger der materielle Wert der Entlohnung - es ist mehr symbolischer Lohn, der erbeten wird. Der Künstler wird hier sowohl als bescheidene als auch selbstbewusste Persönlichkeit dargestellt.
Weit dramatischer geht es in Ludwig Uhlands Ballade Des Sängers Fluch zu - Conradin Kreutzer hat diesen Text wunderbar mit Musik verbunden ( auch Robert Schumann, jedoch nicht als Sololied)
Auch hier steht der Künstler am Ende über dem Herrscher - versunken und vergessen ...
Als CD-Aufnahme kenne ich das Stück nur von dem Tenor Christian Elsner - empfehlenswert, wenn man sich dafür interessiert.
Als Einstimmung zu diesem Thema sei der Goethe-Text hier angeboten:
Der Sänger
"Was hör' ich draußen vor dem Tor,
Was auf der Brücke schallen?
Laß den Gesang vor unserm Ohr
Im Saale widerhallen!"
Der König sprach's, der Page lief;
Der Knabe kam, der König rief:
"Laßt mir herein den Alten!"
"Gegrüßet seid mir, edle Herrn,
Gegrüßt ihr, schöne Damen!
Welch reicher Himmel! Stern bei Stern!
Wer kennet ihre Namen?
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit
Schließt, Augen, euch; hier ist nicht Zeit,
Sich staunend zu ergötzen."
Der Sänger drückt die Augen ein
Und schlug in vollen Tönen;
Die Ritter schauten mutig drein,
Und in den Schoß die Schönen.
Der König, dem das Lied gefiel,
Ließ ihm zu ehren für sein Spiel,
Eine goldne Kette reichen.
"Die goldne Kette gib mir nicht,
Die Kette gib den Rittern,
Vor deren kühnem Angesicht
Der Feinde Lanzen splittern.
Gib sie dem Kanzler, den du hast,
Und laß ihn noch die goldne Last
Zu andern Lasten tragen.
Ich singe, wie der Vogel singt,
Der in den Zweigen wohnet;
Das Lied, das aus der Kehle dringt,
Ist Lohn, der reichlich lohnet!
Doch darf ich bitten, bitt' ich eins:
Laß mir den besten Becher Weins
In purem Golde reichen."
Er setzt' ihn an, er trank ihn aus.
"O Trank voll süßer Labe!
O wohl dem hochbeglückten Haus,
Wo das ist kleine Gabe!
Ergeht's euch wohl, so denkt an mich
Und danket Gott so warm, als ich
Für diesen Trunk euch danke."
von Johann Wolfgang von Goethe
Im Folgenden sollten hier möglicht viele Kunstlieder, die die Person des Sängers besonders herausstellen, genannt werden. Sicher wird einiges erscheinen, was für den einen oder anderen Leser eine Bereicherung darstellen kann.