Internationale Orgelwoche Nürnberg

  • Hallo,


    vom 20. - 29.05.2011 findet hier in Nürnberg die 60. Internationale Orgelwoche statt. Das Programm ist im Internet unter http://www.ion-musica-sacra.de/index.php?id=107 abrufbar.


    Orgelmusik mag ich sehr, sehr gerne hören, dabei bin ich weder Kenner noch Experte. Ich habe mir aber einige Orgeln in der BRD vor Ort angehört und wenn ich im Urlaub im Ausland bin dann auch dort, wenn sich die Möglichkeit ergibt.

    Es würde sich anbieten, (einen) Konzertbesuch(e) der ION Nürnberg auch mit Aktivitäten außerhalb der ION zu verbinden, also insgesamt 2 – 3 Tage.

    Als Dienstleistung könnte ich (in Nürnberg wohnend und auch hier geboren) anbieten:

    Ich könnte im Internet 1-2 Hotels (in der Altstadt!) empfehlen; außerdem könnte ich, falls gewünscht, einen Nebenraum in einem geeigneten Restaurant abends reservieren - Abendessen und Gedankenaustausch.


    Als Rahmenprogramm: Die Musikinstrumentensammlung im „Germanischen“ auf jeden Fall, das „Memorial Schwurgerichtssaal 600“* , das „Doku-Zentrum NS“, natürlich die großen Kirchen in Nbg. mit Stadtführung. Ich kenne mich in der fränkischen Schweiz „ein bisschen“ aus – ich war jahrelang dort, aber nicht nur dort, mit dem Motorrad unterwegs – eine Pkw-Tages(1/2)rundfahrt, die in Streckenführung und Objektbesichtigung bestimmt einmalig ist.
    * Bei entsprechender (auch Kosten-)Beteiligung würde ich versuchen, den wissenschaftlichen Leiter des Dokumentationszentrum NS-Vergangenheit, Herrn Dr. Dietzfelbinger, für eine Sonderführung im "Memorial 600" zu gewinnen (??).


    Wer von dieser Idee etwas hält, möge bitte in diesem Thread antworten - ich würde dann eine meiner E-Mail-Adressen zur weiteren Kontaktaufnahme und Planung hier einstellen.



    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Lieber Chrissy.
    Wenn ich richtig informiert bin wohnt Zweiterbass in Nürnberg. Sobald Du dann in Franken herumtourst ist Heilbronn auch nicht mehr weit. Wir könnten also ein Dreiertreffen arrangieren. Lasst mich wissen, wenn es so weit ist.
    Auch dieses Beispiel beweist: Persönliche Begegnungen entstehen - so oder so! :hello::hello:
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Wir könnten also ein Dreiertreffen arrangieren. Lasst mich wissen, wenn es so weit ist.


    "Ich sei , gewährt mir die Bitte, in Eurem Bunde, der Dritte ".

    Ein wunderbarer Vorschlag von Dir, lieber Operus, den ich mit größter Vorfreude zur Kenntnis nehme.
    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Eine prima Idee - ich warte auf Teminvorschläge!


    Herzliche Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Lieber Chrissy.
    Wenn ich richtig informiert bin wohnt Zweiterbass in Nürnberg. Sobald Du dann in Franken herumtourst ist Heilbronn auch nicht mehr weit. Wir könnten also ein Dreiertreffen arrangieren. Lasst mich wissen, wenn es so weit ist.
    Auch dieses Beispiel beweist: Persönliche Begegnungen entstehen - so oder so! :hello::hello:
    Herzlichst
    Operus


    Wie ich weiß, liegt Heilbronn zwischen Nürnberg und Stuttgart. Falls gewünscht, könnte der Dreierbund also noch vergrößert werden. ;)


    Ob der Bannstrahl Einen mehr oder weniger trifft, was solls?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Und wenn ihrdas mit dem Thread "Internationale Orgelwoche Nürnberg" verbinden könntet - große Anreise, aber hohes Niveau im Vergleich zu... - wäre das "super"!


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    da es einiger Abstimmung bedarf (besonders wenn es über diesen Thread läuft und wenn Nägel mit Köpfen gemacht werden sollen), möchte ich einige Vorbemerkungen machen:


    1. Es ist natürlich nicht erforderlich, dass alle Teilnehmer stets die gleichen Konzerte besuchen (unterschiedliche Interessen); zumindest ein Konzert sollte es aber schon sein, wegen einer gemeinsamen Diskussion darüber. (Ich bin z. B. an Orgelkonzerten und dem int. Orgelwettbewerb interessiert. Ein Orgelmeisterkurs, bei dem in den vergangenen Jahren meist die Möglichkeit des kostenlosen Mithörens bestand, findet dieses Jahr nicht statt.)


    2. Das Programm der ION ist im Internet abrufbar; also Konzert(e) auswählen und dann hier zum Abgleich einstellen.


    3. Ich werde keine Karten reservieren lassen, die Bestellung sollte, nach Abgleich, jeder selbst vornehmen.


    4. Ich werde empfehlenswerte Hotels in der Nürnberger Altstadt - Nähe zu den Veranstaltungsorten - hier einstellen; Bestellung bzw. Reservierung wie 3. Da gerade diese Hotels während der ION ziemlich bald ausgebucht sein können, drängt die grundsätzliche Entscheidung "ob" und 1., 3., 4.


    5. Ich verweise noch auf meinen Beitrag im Forum für "Klassik und Romantik - Sonstige Vokalmusik", Thread "Dvorak, Die Geisterbraut"


    6. Mitte April würde ich als Anmeldeschluss sehen, um die dann notwendigen Maßnahmen 1. - 4. vornehmen zu können.


    Abschließend: Das Verschieben der Beiträge von "operus, chrissy, Siegfried" durch die Forenleitung nach hier finde ich sehr gut, da es meiner Vorstellung - und ganz bestimmt auch der von Alfred - vom Sinn eines Treffens entgegenkommt, selbst unter der Gefahr, dass dies dazu beiträgt, das Treffen nicht stattfinden zu lassen (Ambivalenz bemerkt?).


    Herzliche Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    seit Freitag 20.05. läuft der Orgelinterpretationswettbewerb im Rahmen der Int. Orgelwoche Nürnberg.


    Durch ein unerwartet aufgetretenes Problem konnte ich am 20.5. nur einen Wettbewerber hören - am 21.5. aber die letzten 4. Die Vorrunde und Teil 1. der Zwischenrunde finden in St. Martin, kath. Pfarrkirche Nünberg-Nord statt - leider konnte ich die Orgel und ihre Disposition noch nicht in Erfahrung bringen.
    Verlangt wurde: Ein Satz aus BWV 593 - Mendelsohn op. 35 ein aus 1 - 6 - Liszt Bearbeitung zu "Ein feste Burg…" und J. Alain Prelude et Fugue, entweder oder.


    Am Sonntag + Heute war Pause, morgen geht es mit der Zwischenrunde weiter, morgens in Nürnberg, nachmittags in Ansbach, wohin ich nicht fahre.


    Es wird für mich "spannend" sein ob es irgendeine Übereinstimmung zwischen dem Sachverstand von 6 hochkarätigen int. Orgelprofessoren gibt und meinem laienhaften Hören der verschiedenen Interpretationen. Nachdem ich leider nur 5 der insgesamt 14 Bewerber hören konnte, siehe Absatz 1, sehe ich mit Interesse entgegen ob mein Favorit (aus 5), der Bewerber "N", die Zwischenrunde erreicht. Die Juroren sehen und kennen die Bewerber natürlich nicht, sodass eine von der Person des Bewerbers unbeeinflusste Wertung stattfindet.


    Am Mittwoch findet in einer der großen gotischen ev. Kirchen Nürnbergs, St. Sebald (Pachelbels letzter "Dienstort"), die Endrunde statt; am Donnerstag, ebenda, das Preisträgerkonzert (nur das Preisträgerkonzert kostet Eintritt) - lasse ich mir nicht entgehen.


    Ich werde noch berichten.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Orgelinterpretationswettbewerb


    Hallo,


    die Zwischenrunde am 24.05. fand morgens in Nürnberg statt, mit Werken von Liszt und Alain, nachmittags in Ansbach mit Werken des Vor- und Frühbarock.


    Alle 5 Bewerber, die ich in der Vorrunde hören konnte, haben die Zwischenrunde nicht erreicht, einschl. meines persönlichen Favoriten, den Bewerber "N".


    In der heutigen, 25.05., Endrunde wurde von den 3 verbliebenen Bewerbern von 19 - 22 Uhr in St. Sebald auf der 1975 eingeweihten Orgel der Fa. Peter, Köln, gespielt:


    3 x Liszt Fantasie und Fuge über den Choral "Ad nos, ad salutarem undam
    2 x Reger Fantasie und Fuge über den Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" op. 52,2
    1 x Symphonische Fantasie und Fuge op. 57


    In einem Orgelwettbewerb und die dafür ausgewählten Werke geht es ja um Interpretation der Musik, also nicht um die Frage, was mit der Musik vom Komponisten ausgedrückt werden wollte, allerdings:


    Reger bezeichnete sich selber als "katholisch bis in die Fingerspitzen", hatte aber eine Vorliebe für protestantische Choräle - siehe oben; die ersten zwei Verszeilen lauten:
    "Wachet auf, ruft uns die Stimme,
    der Wächter sehr hoch auf der Zinne…"
    Mit dieser Stimme ist wohl nicht ein tatsächlicher menschlicher Wächter gemeint, sondern eine "andere Stimme". Die ca. letzten 20-30 Takte des o .g Werkes erklingen "mit allen Registern". Das ist unter kompositorischen Gesichtspunkten sicher angemessen, als gläubige Aussage allerdings? - denn auch schon zu Regers Zeiten ertönte die "andere Stimme" wohl kaum wie "Es braust ein Ruf wie Donnerhall…" über die Lande.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    nachstehende E-Mail ging von mir an die ION



    "Sehr geehrte Damen und Herren,


    die Werkauswahl zum diesjährigen Orgelinterpretationswettbewerb lässt verschiedene Betrachtungsweisen zu.


    1. (die Unwichtigste): Vom Proporz halte ich wenig, aber: Müssen in der ältesten ev. Kirche Nürnbergs in der Finalrunde nur Werke zweier Komponisten kath. Religion erklingen?



    2. In der Vor- und Zwischenrunde erklangen Werke des 18., 19. und 20. Jahrhunderts. In der Finalrunde erklangen nur Werke von je einem hoch- und spätromantischen Komponisten. Nun ist es natürlich richtig, dass ein (sehr) guter Organist möglichst alle Stilrichtungen, also von Vorbarock bis 20. Jahrhundert, (sehr) gut interpretieren können soll. Es ist aber auch sicher richtig, dass die Persönlichkeit eines Organisten wesensbedingt Vorlieben haben kann. Wäre es daher nicht folgerichtig, statt zweier z. T. sehr zeitaufwändiger Kompositionen einer Epoche je ein etwas kürzeres Werk der o .g. Epochen vorzugeben?
    Möglicherweise wären dann auch Organisten in diesem Jahr mit einem Faible außerhalb der Romantik in die engere Wahl kommen?


    3. Dass im "Liszt-Jahr" die Werke dieses Komponisten besonders berücksichtigt werden, ist verständlich. Aber dazu auch noch Reger? Nur Werke, die auch von der technischen Ausführung hohe Anforderungen stellen. Es geht doch um einen Interpretationswettbewerb und nicht um ein "wer kann ein technisch schwieriges Werk" besonders gut spielen.
    Technisch "leicht" spielbare Werke mit einem hohen musikalischen Inhalt/Ausdruck sind interpretatorisch meist schwieriger darzustellen, als umgekehrt (Beispiel: Schumanns "Album für die Jugend" oder seine "Kinderszenen", Bachs Notenbüchlein für… u. ä.). Oft liegt in der technischen Einfachheit des Werkes, die besondere Kunst der Interpretation, den tatsächlich vorhandenen hohen musikalischen Ausdruck deutlich zu machen. Hinter der technisch perfekten Darstellung eines technisch schwierigen Werkes lässt sich u. U. leichter ein Interpretationsmangel "verstecken" bzw. eine Interpretation überhaupt vermissen.




    Um dem mangelnden Publikumsinteresse beizukommen (auch das Preisträgerkonzert war nur "sehr mäßig" besucht), wären Änderungen im Organisationsablauf bedenkenswert. Wenn die Vorrunde auf den ganzen Samstag und den Sonntagnachmittag (da sind die Kirchen leer) gelegt werden würde, könnten mehr Berufstätige teilhaben. Wenn dann die Informationen für die Zuhörer wie bei der Endrunde gehandhabt, eine Rangliste des Publikumsvotums allein aus der Vorrunde erstellt und anlässlich des Preisträgerkonzertes in einem Beiblatt veröffentlicht werden würde und z. B. drei Zuhörer, die mit ihrem Votum der Entscheidung der Jury am nächste lägen, einen kleinen Preis bekämen, wären u. U. mit einem Schlag mehr als 2 Fliegen zu treffen.



    Mit freundlichen Grüßen
    ..... ......(Name hier entfernt)



    Nachsatz: Mit dem Programmblatt des Preisträgerkonzertes vom 26.05 können mit großer Aufmerksamkeit die Linien nachvollzogen werden zwischen der Jury (Wettbewerbsleitung) und den beiden 1. Preisträgern."




    Zum Nachsatz eine Erläuterung:
    Beide 1.Preisträger waren früher Schüler des Wettbewerbsleiters. Von ihm stammt auch die Einrichtung für Orgel des Mendelssohn-Bartholdy-Werkes op.35,6, welches in den Vorrunden und im Preisträgerkonzert erklang.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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  • Orgelinterpretationswettbewerb - Preisträgerkonzert


    Hallo,


    am 26.05. fand um 20 Uhr in St. Sebald (die Disposition der Orgel ist bei wikipedia unter Nürnberg St. Sebalduskirche einsehbar) das Preisträgerkonzert statt (Mitschnitt von Bayern 4 Klassik).


    Die Jury vergab zwei 1. Preise (dafür keinen 2.) an folgende Organisten:
    Sebastian Küchler-Blessing, geb. 1987 Fribourg/Schweiz
    Balazs Szabo, geb. 1985 in Miskolc/Ungarn.


    Auf dem Programm standen:


    Einleitung und Fuge aus BWV 21, von F. Liszt
    Präludium nach BWV 12, von F. Liszt, arr. von A. Weinberger
    BWV 593
    "Gebrochene Flügel" (1975) von Tilo Medek (1940-2006)
    (Sehr beeindruckend - am Schluss des Werkes geht der Orgel "die Puste aus", die Lautstärke vergeht ins Unhörbare und die Tonhöhen gehen nach unten weg - ob da tatsächlich die Orgel vom el. Netz genommen wird? - anders kann ich mir die Erzeugung dieses Klangeindruckes, habe ich noch nie so gehört, nicht vorstellen.)
    "Das Vatter unser, 40. und letste Variation, auff Toccata Manier" - von J. U. Steigleder (1593-1635)
    "Hungarian Rock" Chaconne (1978 ) von G. Ligeti (1923-2006)
    Intermezzo von J. Alain (1911-1940)
    Präludium und Fuge B-Dur op. 35,6 von Mendelssohn-Bartholdy, für die Orgel eingerichtet von Chr. Bossert, Wettbewerbsleitung. (Der Beginn des Präludiums erklingt im Pedal von akustisch sehr dominanten 16- und 32-Bässen - für mich mühsam, die Ton"höhe" noch exakt zu hören.)


    Nachdem ich leider die Vorrunde nur sehr zum Teil hören konnte, kann ich nicht verbindlich sagen ob alle Werke schon vorgetragen wurden.





    Außerhalb des Wettbewerbes und quasi als "Sahnehäubchen" obendrauf gab's heute, 27.05., um 12 Uhr 15 in der ältesten kath. Kirche Nürnbergs, der Frauenkirche, auf der Klaisorgel (1988 - 3052 Pfeifen, 42 Register, die Disposition ist bei Wikipedia unter Nürnberg Frauenkirche einsehbar) ein Konzert (Mitschnitt von Bayern 4 Klassik) des Organisten Jon Gillock (USA/Frankreich), Mitglied der 6-köpfigen Jury im Wettbewerb, mit einem Programm "so recht nach" (nein, nicht nach dieser Art) unserem - dem meines Sohnes, seiner Freundin und meinem - Geschmack:


    1.Ch. Tournemire, Improvisation sur le Te Deum


    2. Cesar Franck, Prelude, Fugue et Variation op. 19, Priere op.20
    (Beide Werke habe ich, vorge- und kann sie nachhör(t)en, mit Jennifer Bate an der Danion- Gonzales-Orgel, Saint Pierre in Beauvais. Die Überakustik dieses Kirchenraumes ist der Klangentfaltung zwar dienlich, lässt aber Manches nicht mehr so deutlich werden, sodass mich gerade die Phrasierung im Konzert sehr begeistert hat.)


    3. L. Vierne, Improptu op. 5,2
    (Auch dieses kleine Stück habe ich wie 2. - der Konzertvortrag hat mich mehr angesprochen, als die CD-Aufnahme.)


    4. O. Messiaen, "Dieu parmi nous" aus "La Navite du Seigneur"


    Leider hat das Konzert nur 50 min. gedauert, was neben mir auch viele andere Konzertbesucher bedauert haben - am Applaus war's zu hören - und auch die Konzertbesucher von Heute waren von anderer Art als das Konzertpublikum gestern Abend.




    So, nun kann ich mich wieder mehr dem Thread Schuberts "Winterreise" in… zuwenden.



    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • http://www.ion-musica-sacra.de/


    Hallo,


    vorstehend die Programmvorschau für die "63. Internationale Orgelwoche Nürnberg - Musica Sacra" 2014 (größtes und ältestes Musica Sacra Fest weltweit). Im Vergleich zu den Vorjahren überraschend vielseitig, umfangreicher und qualitativ noch höher stehend. Schriftlich können schon jetzt Karten bestellt werden, der Vorverkauf über Internet und Telefon beginnt erst am 01.04.


    Nachfolgende Konzert werde ich mir bestimmt "zu Gemüte führen":


    X Eröffnungskonzert


    ION-Nacht


    X Marienkult


    Mahlerzyklus I bis IV


    X Klangrausch



    Für die mit X versehenen Konzerte werde ich mir sehr bald schriftlich Karten bestellen, da diese Konzerte bald ausverkauft sein dürften (zumindest was - akustisch - gute und dennoch halbwegs preiswerte Karten betrifft). Wer gerne sehr gute Orgel- und Chormusik hört, für den dürfte die ION ein "Muss" sein.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Wow, was für ein Zufall, dass ich diesen Post gelesen habe. Als Nürnberger und absoluter Mahler-Fan darf ich mir die Orgel-Transkriptionen absolut nicht entgehen lassen!

  • Eröffnungskonzert der 63. ION in St. Lorenz am 23.05.14


    Hallo,


    das ganze Konzert war dem Nürnberger Komponisten, Kantor an St. Lorenz und St. Sebald (verbunden mit der Funktion als Musikdirector Nürnbergs) Johann Staden (1581-1634) gewidmet und stand unter dem Motto „Venedig in Nürnberg“.


    Zur Einführung zitiere ich aus dem Vorwort zum Konzert:
    „Nürnberg war vom 15. bis zum frühen 17. Jahrhundert durch seine wirtschaftliche und kulturelle Prosperität eine Metropole von europäischem Rang…Die Stadt mir ihren großen, prächtigen Kirchen und der dort erklingenden Musik muss auf die Menschen einen enormen Eindruck gemacht haben…wenn nun wieder erstmals sacrale und weltliche Musik… von Staden aufgeführt wird, eine groß besetzte, feierliche Musik und mit ähnlichen Raumeffekten arbeitend wie vergleichbare Werke für San Marco in Venedig…Staden war zum größten Teil seines Lebens und in schwieriger Zeit in Nürnberg – 30-jähriger Krieg (1632 große Schlacht vor der Toren Nürnbergs, Wallenstein gegen Gustav Adolf, 80.000 Krieger), zwei Pestepidemien - die 2. hat 1634 auch Staden hinweg gerafft ( man schätzt, dass die Hälfte der Nürnberger Bevölkerung der Pest zum Opfer gefallen ist)…Viele seiner Werke sind verschollen, sodass er quantitativ z. B. hinter Schütz und Gabrieli zurückfällt, nicht aber qualitativ…Das faszinierende an Staden ist, dass er sowohl mit dem Motettenstil von z. B. Hassler, Lasso, Lechner vertraut war, als auch mit den italienischen Werken (Gabrieli)…und er aus den gelehrten kontrapunktischen Gebilden und venezianischer Pracht einen eigeständigen Musikstil kreierte…“


    Die Ausführenden:
    Solistenquartett (S,A,T,B), Windsbacher Knabenchor, Choristen Doppelquartett
    „Concerto Palatino“: 3 x Barockposaune, Violine. 3 x Gambe, Zink, Truhenorgel
    „Capella della Tore“: Altpommer, Tenordulcian, Bassdulzian, Theorbe, Schalmei, Altdulzian, Truhenorgel
    Gesamtleitung Martin Lehmann
    (Das Instrumentalensemble, das „Feinste vom Feinen“, ohne die Sänger/innen damit weniger gut einzustufen – nur, wann hört man live so eine Instrumentenkombination?)


    Es erübrigt sich, die 15 Chorwerke, drei gregorianischen Gesänge und 14 „Symphonias“ einzeln aufzuführen, dabei fungierten die (kurzen) Symphonias als Überleitungen zu den Chorwerken.


    Die Chorwerke waren äußerst unterschiedlich besetzt, vom (ganz selten) 4-stimmigen Gesamtchor, zum 4-stimmigen 3-fach-Chor, zum 8-stimmigen Doppelchor (örtlich links, rechts im Altarraum und vor dem Altar). Dazu gesellten sich die Solisten in diversen Variationen und auch das Choristen Doppelquartett war als Echochor (örtlich zurückgesetzt) zu hören, nicht nur als hervorragende Choralschola. Und von der Gregorianik abgesehen waren stets die Instrumentalisten in unterschiedlicher Zusammensetzung dabei.


    Die Aufführung war ein musikalisches Großereignis, mit exzellenter Interpretation und makelloser Ausführung. Dabei konnten die „Windsbacher“ den 1. Rang unter den deutschsprachigen Knabenchören wiederholt eindrucksvoll unter Beweis stellen. (Für mich ein Musikerlebnis überragend, unvergesslich und tief bewegend.)


    Viele Grüße
    zweiterbass


    Nachsatz 1: Alle Ausführenden unter dem in mildem Licht erstrahlenden „Englischen Gruß“.
    http://upload.wikimedia.org/wi…C3%9F_Engelsgru%C3%9F.jpg


    Nachsatz 2: Staden ist weitgehend unbekannt (es gibt kaum CD-Aufnahmen und bei YouTube ist es auch schlecht bestellt). Das könnte sich ändern, wenn BR-Klassik (Liveübertragung und Mitschnitt) die Rechte für CD-Veröffentlichung (über das BR-eigene Label) erworben hat.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Lange Nacht der Kirchen während der 63. ION am 24.05.14


    Hallo,


    im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen“ gab es von 20 – 24 Uhr 15 Konzerte (zeitversetzt) in 5 von 8 Innenstadtkirchen – ich war:


    1. St. Elisabeth
    http://www.google.de/imgres?im…&ndsp=20&ved=0CIgBEK0DMBA
    http://www.google.de/imgres?im…&ndsp=23&ved=0CMgCEK0DME4
    http://www.fotos.sc/img2/u/ute…re_in_der_StadtKirche.jpg


    Ich zitiere:
    „Die Orgel wurde 1903 von der Fa. Bittner, Eichstädt gebaut. Sie steht für ein typisch deutsches, romantisches Klangideal, dem ein warmer, fülliger Streichklang mit vielen Schattierungen als Vorbild dient. Die pneumatische Traktur… repräsentierte damals den neuesten Stand der Technik. Die Orgel hat die Zeitläufte der letzten 110 Jahre unversehrt überstanden und ist damit eines der inzwischen seltenen Instrumente ihrer Art, die unverändert erhalten geblieben sind. Die Münchner Orgelbaufirma Führer hat die Bittner-Orgel in 2012/13 umfassend instand gesetzt“. (Ohne an der Technik, incl. pneumatische Traktur, den Pfeifen, Registern, Windmaschine zu ändern.) „Das Denkmalamt in München bezeichnet sie als ein orgelhistorisches Kulturgut 1. Klasse.“
    (Auf der „Orgellandschaft“ – 3 festinstallierte Orgeln mit über 12.000 Pfeifen und 2 Truhenorgeln,– der Lorenzkirche könnte der Klang der Bittner-Orgel, entspr. registriert, imitiert werden, was aber nicht erfolgt, weshalb der Klang der Bittner-Orgel eine bisherige Lücke im Nürnberger Orgelklang füllt.)


    Der Organist Christoph Bossert spielte:
    Bach, Fantasia C-Dur, BWV 571 (ergänzt durch Bossert)
    Bach, Triosonate Nr. 4, e-Moll, BWV 528 (transkribiert für Orgel)
    Schumann, Kanon h-Moll op. 56, Nr. 3
    https://www.youtube.com/watch?v=sBRw6fTcUQk
    Mendelssohn-Bartholdy, Sonate D-Dur, op. 65, Nr. 3


    Ein klangschöner Beginn der Orgelnacht.



    2. St. Egidien
    http://mw2.google.com/mw-panor…otos/medium/106429680.jpg
    http://www.br.de/radio/br-klas…321.jpg%3Fversion%3D90f40


    Thomas Tallis: O nata lux
    William Byrd: Tristitia et Anxietas
    ThomasTallis: Spem in alium
    https://www.youtube.com/watch?v=ZVhXlyB6qyY
    (YouTube ist allerdings nur ein müder Abklatsch von dem was ich gehört habe.)


    Ausführende:
    Egidienchor Nürnberg
    Schola cantorum Nürnberg – 1 Sopran, 1 Alt, 2 Tenöre, 1 Bass
    Instrumentalisten: Flöte, 3x Gambe, Dulzian, Zink, 3x Barockposaune
    Gesamtleitung: Pia Prätorius (ihr Name ist Garant für eine qualitativ äußert hochwertige Interpretation und Ausführung).
    Ich zitiere:
    „Das Werk, welches unmittelbar mit dem Namen Thomas Tallis verbunden ist, gehört zu den wenigen großangelegten vokalen Monumentalwerken der Musikgeschichte: Spem in alium, eine Motette auf den Text des deuterokanonischen bzw. apokryphen Buches Judith. Nicht weniger als 40 selbständige, notierte Vokalstimmen bilden ein komplexes Werk, das in dieser Form einzigartig ist. Jeweils fünf verschiedene Stimmen erklingen in insgesamt acht Chören, die man sich, der zeitgenössischen Praxis entsprechend, an besonderen Positionen im Kirchenraum platziert vorstellen darf. Die Musikwissenschaft bringt die Entstehung der Motette in Zusammenhang mit dem 40. Geburtstag von Elisabeth I. im Jahre 1573. Als Vorbild diente möglicherweise die 40-stimmige Motette Ecce beatam lucem von Alessandro Striggio dem Älteren.“ (Zu ihm gibt es auch einen Beitrag im Forum.)


    Für Spem in alium waren die Ausführenden vom Rand des Kirchenraumes Mitte links bis zum Rand des Kirchenraumes Mitte rechts, vorbei am Altarraum, verteilt (Instrumentalisten sinnvoll zwischen der Chorgruppen) aufgestellt, sodass ein Raumklang entstand, der Seinesgleichen sucht (Prätorius leitete vom Mittelgang aus), mit einer mustergültigen Interpretation.
    Das Konzert (nicht die Werke) am 23.05. mit den „Windsbachern“ und einem viel größeren Instrumentalensemble mag qualitativ noch höher stehen, konnte aber den Raumklang nicht erreichen, weil es dort die örtlichen Gegebenheiten nicht erlaubten.



    3. St. Lorenz


    http://www.stadtkirche-nuertin…ads/pics/4Westfassade.jpg
    (Das ist nat. nicht die Stadtkirche Nürtingen, sondern St. Lorenz in Nürnberg)
    Terry Riley (1935): „In C“ (1964)
    https://www.youtube.com/watch?v=n1eQ6EwOMWc


    Ausführende: Bläser, Streicher, Synthesizer des „ensembleKONTRASTE“ Truhenorgel (mit Automaten bedient) als Pulsgeber für „C“.
    Einstudierung: Lorenzkantor Matthias Ank.


    Minimalmusik (siehe auch meine Beiträge zu Simeon ten Holt) reinsten Wassers – wodurch jede Aufführung einmalig ist, da es den Ausführenden weitgehend überlassen bleibt, welche Module sie wie oft spielen – was hier zu hören war hatte eine Spielzeit von ca. 45 min. Was mich an dieser Aufführung störte, war der Puls, der in sehr raschem Tempo von der Truhenorgel mittels Automat kam- also keinerlei, auch nur geringste, Tempo- oder Agogik-Schwankungen – und über 45 min. ein C in hoher Lage dauernd hörend, das ermüdet nicht nur, sondern es kann nerven (das kann Simeon ten Holt wesentlich anders und besser).


    Ein sehr abwechslungsreicher und erfüllender Musikabend – Orgelmusik auf einer seltenen Orgel – 40-stimmige Polyphonie in Raumklang – Minimalmusik (nichts zum Einschlafen, auch wenn’s schon zu später Stunde war) erfordert Konzentration.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • 63. ION 2014, Konzert mit dem Chor des Bay. Rundfunks in St. Sebald am 25.05.


    Hallo,


    dieses Konzert unter dem Motto „Marienkult“ in St. Sebald war auch restlos ausverkauft.
    http://www.bayern-evangelisch.…/StSebaldNordseite200.jpg


    Ave Maria – Magnificat – Gregorianik

    Durufle, „Missa cum jubilo“ (Bariton, Männerchor, Orgel)
    Kyrie
    https://www.youtube.com/watch?v=GF_Vo-THIbk
    Gloria
    https://www.youtube.com/watch?v=gZKp-LFBow8
    Sanctus
    https://www.youtube.com/watch?v=LrifDFcw3-0
    Agnus Dei
    https://www.youtube.com/watch?v=nkP5XPU9Oaw


    I. F. v. Biber
    Sonata XIV aus den „Mysterien Sonaten“


    Pierre Villette (1926-1998)
    Hymne a la Vierge (4-stimmig gem. Chor)
    https://www.youtube.com/watch?v=nMuyi5FjC7A
    (Über dem Text des letzten Verses war ich dann schon mehr als erstaunt:
    „Vor den Sternen ward ihr,
    Mutter des Schöpfers,
    schon in den Weiten des Himmels,
    Als Gott die Grenzen der Welt festsetzte,
    teiltet ihr seinen Plan
    und wart mit ihm am Werk.“ – Dichter, Ursprung?)


    Ave verum corpus (4-stimmig gem. Chor)
    Salve Regina (wie vor)


    I. F. v. Biber
    Passacaglia aus den „Mysterien Sonaten“


    Sven Sandström (1942): Ave Maria (Frauenchor, Orgel)


    I. F. v. Biber
    Sonata XV aus den „Mysterien Sonaten“


    Poulenc
    Ave verum (3-stimmig gem. Chor)
    https://www.youtube.com/watch?v=xWK-khQ95GY
    Salve Regina (4-stimmig gem. Chor)
    https://www.youtube.com/watch?v=hnHHb8ixAmk


    Die Ausführenden:
    Chor des Bay. Rundfunks - Max Hanft, Orgel – Christof Hartkopf, Bariton (Durufle) – Barbara Fleckstein, Sopran (Villette) – Midori Seiler, Barockvioline und Christian Rieger, Orgelpositiv (Mysterien Sonaten)
    Gesamtleitung: Peter Dijkstra


    Der lfd. Wechsel in der Entstehungszeit der Werke war als Dramaturgie gedacht und reizvoll. Das gesamte Konzert bewegte sich auf sehr hohem Niveau.
    Warum ich meine extrem hohen Erwartungen an den Bay. Rundfunkchor nicht restlos erfüllt hörte? – darüber habe ich lange nachgedacht – die gewohnte „Frontbeschallung“? – die Programmauswahl? (nein, ich schätze Musik aus dem frz. Raum) – meine zu hohen Erwartungen an m. E. einen der besten Profi-Chöre aus dem deutschsprachigen Raum? - ???


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hohes Lied Salomons im Rahmen der 63. ION am 28.05.14


    Hallo,


    unter dem Motto „Über das Verlangen“ gab es in der Egidienkirche Chormusik aus Renaissance, Barock und dem arabischen Raum zum Thema „Das Hohe Lied Salomons“.


    Die Ausführenden:
    Ghalia Benali arabischer Gesang
    Vocalkonsort Berlin: Claudie Ehrmann Sopran, Anne Bierwirth Alt, Stephan Gähler + Johannes Klügling Tenor, Christoph Drescher Bass
    Zefiro Torna: Cecile Kempernaers Sopran, Kerlijne Nevel Mezzosopran, Romina Lischke Gambe + arab. Gesang, Johan Merckx Flöten + Perkussion, Jurgen De bruyn Theorbe + Knickhals Laute
    Gesamtleitung: Jurgen De bruyn


    Johann Christoph Bach (1642-1703): „Meine Freundin du bist schön“ – geistl. Konzert für Sopran, Tenor, Theorbe und Gambe
    https://www.youtube.com/watch?v=B9RpFT2p_40
    https://www.youtube.com/watch?v=S6ONV33Ifzs
    J. Dunstable (ca.1395-1453) „Quam pulchra est“ – 3-stimmige Motette
    https://www.youtube.com/watch?v=MJVH9B710Y8
    H. v. Bingen (1098-1179) 3 gregorianische Choräle, untermalt bzw. darüber gesungen mit arab. Gesang mit Ghalia Benali– Es war für mich äußerst erstaunlich, wie gut diese beiden Musikgattungen zusammen passen – die ¼-Töne und „angesungenen“ Tonsprünge gaben der Harmonik einen eigenen, aber überhaupt nicht störenden Reiz.
    A. Agricola (1446-1506) „Belle sur toutes“ – 3-stimmige Motette
    Guillaume de Machaut (ca. 1300-1377) – “Maugre mon cuer, De ma dolour confortes, Quia amore” – 3-stimige Motette mit großem Reiz in der Harmonik
    Arabischer Gesang „Last embrace“ mit Flöte, Laute, Gambe und Perkussion – Ghalia Benali schritt langsam durchs Kirchenmittelschiff und beeindruckte sowohl mit ihrem ungewohnten Timbre als auch mit ihren anmutigen Bewegungen.
    Heinrich Schütz „Ego dormio, et cor meum vigilat/Vulnerasti cor meum“ - sehr schöner Schütz und ich hörte keinen Bruch zum arab. Gesang
    https://www.youtube.com/watch?v=tSMnasXUn58
    Arabischer Gesang „Dry Veins“ –Altflöte (weder Block- noch Travers-) und Handtrommel mit div. Aufschlagmöglichkeiten ergaben eine insgesamt sehr belebende Rhythmik.
    Orlando di Lasso – „_Veni delecte mi“ – 5-stimmige Motette, mit hörbarem „amore“
    Alessandro Grandi (c. 1586-1630) – „O quam tu pulchra es“ – Motette für Sopran, Knickhalslaute und Gambe – mit zum Text sehr passendem gesanglichen und mimischen Ausdruck
    https://www.youtube.com/watch?v=HAXMMKEvnHg
    Oum Kalthoum (1975) – „Araftu’l Hawa“ – von Ghalia Benali und Perkussion überzeugend vorgetragen
    Monteverdi – „Quam pulchra est“ – aus der Marienvesper, auch in dieser kleinen Besetzung ein „großer“ Klang (Ergebnis der hervorragenden Solisten)
    Buxtehude – „Ad latus - Surge amica mea“ aus „Membra Jesu nostri“
    https://www.youtube.com/watch?v=SeSbFIgNl94
    Giovanni Felice Sances (ca., 1600-1679) – "Vulnerasti cor meum”- Motette für zwei Stimmen, Theorbe und Gambe – sehr wohltuend das Continuo statt Cembalo mit dem warmen Klang der Theorbe
    https://www.youtube.com/watch?v=-vTvOQ0D4_g
    Traditionell arabisch - „Lamabada“- fast das gesamte Ensemble hat begleitend mitgewirkt
    Johann Christoph Bach – „Mein Freund ist mein“ – kantatenartiger Wechsel zwischen Chor (=alle Gesangsolisten) Solo, stets mit allen Instrumentalisten – und Ghalia Benali hat stimmlich zurückhaltend dazu „improvisiert“ – sehr, sehr beeindruckend mit belebender musikalischer Freude und mitgehender Mimik.


    Das Konzert hatte ein sehr hohes Niveau – keine irgendwie gearteten Aussetzer in Interpretation oder Ausführung (die Sopranstimmen sehr wandlungsfähig, in hohen Lagen leicht, ohne Kraftanstrengung, ein natürliches Timbre ohne Vibrato, die Altistin mit fundierter Tiefe ohne tenoralem Ausdruck, der Bass bei Bedarf mit „Durchschlagskraft“, Ghalia Benal mit der unverwechselbaren arabischen Gesangskultur) – stürmischer, langanhaltender, stehender Applaus - und eine Zugabe.


    Viele Grüße
    zweiterbass



    Nachsatz: Alle eingestellten YouTube-Links leiden daran, dass sie nie die einmalige (!!!) Besetzung des Konzerts haben, also nur ein unvollkommenes Beispiel sein können.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    zwei im Ergebnis sehr unterschiedliche Konzerte:


    Am 27.05. gab es in St. Sebald im Rahmen des Mahler-Zyklus seine Auferstehungssinfonie in einer Transkription für Orgel, die Ausführenden:
    David Briggs, Orgel, der auch die Transkription besorgte.
    Katja Stuber, Sopran
    Rebecca Martin, Mezzosopran
    ION-Projektchor, Leitung K. F. Behringer, der Vorgänger von Martin Lehmann in der Leitung der „Windsbacher“. Der Chor sang ausgezeichnet; nachdem Behringer bis vor kurzem Leiter des Amadeus-Chores, Neuendettelsau (sein „Privatchor“ neben den Windsbachern) war, nehme ich an, dass der Stamm aus dem Amadeus-Chor kam (?).


    Die Orgeltranskription hat sich mit den Sängerinnen und dem Chor gut vertragen. Die Orgel als Ersatz für das Orchester? – die Orchesterfarben fehlen, da helfen auch die besten Registrierungen nicht und wer sich mehr Transparenz erhofft hatte – bei den vielen Fortestellen und wenn dazu im Pedal die 32- und 64-Fuß-Register „wummern“, dann ist Transparenz ein Fremdwort.




    Am 30.05. gab es in St. Lorenz die „Kunst der Fuge“, Ausführende:
    Leo van Doeselar, Orgel und musikalisch Einrichtung
    Signum Saxophon-Quartett
    Streicher der Staatsphilharmonie Nürnberg


    Alles 3 Orgeln wurden vom Spieltisch der Hauptorgel auf der Empore über dem Eingangsportal gespielt, das Saxophon-Quartett (ganz exzellent, ein sehr warmer, nie aufdringlicher Ton, auch in den hohen Lagen des Sopransaxophons) stand im Kirchenschiff unter der Empore, die Streicher vorm Altar. Bach schrieb für sein Werk keine Besetzung vor und so konnte ich auch nicht enttäuscht sein (wie bei Mahler), in Gegenteil, die Klangunterschiede ergaben ein sehr differenziertes, neues Hörerlebnis.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    unter dem Motto „Klangrausch“ gab es am 31.05. in St. Sebald ein Chorkonzert - Ausführende:
    The Tallis Scholars, Leitung Peter Phillips
    David Briggs mit 2 Orgelimprovisationen


    G. P. da Palestrina, Magnificat primi toni
    https://www.youtube.com/watch?v=QAcCR9dncsU
    Eine Eröffnung mit bester Polyphonie


    Thomas Tallis, Miserere nostri
    https://www.youtube.com/watch?…tIB1AAZ9duUUtklTYE9by5s3A
    Es ist unmöglich, zu Palestrina eine Rangfolge anzugeben.
    (Der 1. Tenor hat anfangs kleine (?) stimmliche Probleme, sein Timbre klang ziemlich hart (heiser?) und war aus dem sonst sehr homogenen Chorklang heraus zu hören, was sich fortdauernd besserte und dann nicht mehr hörbar war.)


    Hieronymus Prätorius (1560-1629), nicht verwandt mit Michael Prätorius
    Magnificat secundi toni


    William Byrd, Misere mei, Deus
    https://www.youtube.com/watch?v=AiL8i8vAPds Und
    Misere mihi, Domine
    Die Präzision des 10-stimmigen (5 Frauen, 5 Männer) Chores ist bewundernswert – jeder Einsatz präzise, jeder Ton wird sofort exakt getroffen, auch nicht die geringsten Intonationsprobleme, ganz gleich bei welcher Dynamik. Die professionellen Choristen lassen gar nicht die Frage aufkommen ob es sich wegen der geringen Anzahl nicht nur um ein Ensemble handelt, es ist ein Chor, stimmgewaltig (wenn erforderlich) und homogen, dabei entsteht in den polyphonen Sätzen kein Klangbrei.


    Die Orgelimprovisation von David Briggs (m. E. gut registriert) war notwendig, da sich der Chor für das folgende Werke teilte: 2 Frauen, 3 Männer weiter vor dem Altar im Ostchor, 1 Tenor rechts vom Altar erhöht (Solostellen), 2 Frauen, 2 Männer im Engelschor = kleine Empore (ähnlich einer Loggia) über dem Westchor in ca. 30 m Höhe und von Ostchor ca. 50 m entfernt (die Choristen im Engelschor, kleine steile Wendeltreppe, brauchen ein Atempause!).


    Gregorio Allegri, Misere mei, Deus
    https://www.youtube.com/watch?v=xpzdB0G3TJU
    Dieses Chorwerk durfte lange Zeit nur in der Karfreitagsliturgie in der Sixtinischen Kapelle bei Anwesenheit des Papstes erklingen – Noten waren nur dort vorhanden.
    Wer sich nun die vor beschriebenen Örtlichkeiten vorstellt und dabei berücksichtigt, dass besonders der im Engelschor singende Teilchor sehr hohe Sopranstellen hat - mit einer phantastischen Leichtigkeit und Tonreinheit interpretiert – wird nachempfinden können, dass es einen berauschenden Klangeindruck vermittelt, wenn der Chorklang engelsgleich von oben auf die Hörer herabschwebt und von vor dem Altar stehenden Chor gleichsam aufgenommen wird.
    Am Ende andächtiges Stillschweigen - das Herr Briggs durch eine viel zu früh startende 2. Orgelimprovisation (die sehr gut registriert ist und Themen des Chorwerkes aufnimmt) m. E. empfindlich stört.


    Pärt, Magnificat, 6-stimmig
    https://www.youtube.com/watch?v=1A6BfyhFSVQ Und
    Nunc Dimittis, 4-stimmig
    https://www.youtube.com/watch?…tIB1AAZ9duUUtklTYE9by5s3A
    Diese Harmonik (auch da besticht der Chor bei den vielen Sekundreibungen durch absolute Intonationsreinheit) hat nur Pärt und sie gewinnt an Eindrücklichkeit, wenn sie sich in diesem sehr hohen Kirchraum ausbreiten kann und zu einem wundervollen akustischen Erlebnis wird.


    Palestrina, Nunc Dimittis
    https://www.youtube.com/watch?…tIB1AAZ9duUUtklTYE9by5s3A
    Palestrinas Polyphonie gegen Pärtrs neuere Harmonik –jetzt gewinnt für mich die neuere Harmonik.



    Diese 9 Tage – täglich neu aufgefüllt mit live erlebter ganz besonderer Musik – werden mir lange in Erinnerung bleiben und ich werde lange von ihnen zehren.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Herzlichen Dank für diese ausführlichen und instruktiven Besprechungen. Ich mußte mich aus beruflichen Gründen leider auf die Mittagsmusik beschränken. Umso schmerzlicher und schöner zugleich, zu lesen, was mir alles entgangen ist.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Danke für Deine (bislang einzige!) Antwort - kommst Du aus dem mitttelfränkischen Raum?

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Ergänzung zu meinem Beitrag Nr. 14:


    Staden ist weitgehend unbekannt (es gibt kaum CD-Aufnahmen und bei YouTube ist es auch schlecht bestellt). Das könnte sich ändern, wenn BR-Klassik (Liveübertragung und Mitschnitt) die Rechte für CD-Veröffentlichung (über das BR-eigene Label) erworben hat.


    Hurra!!!


    Ein großer Teil des Konzerts wird 2015 auf CD erscheinen - na, da bin ich mal sofort dabei.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • 64. Internationale Orgelwoche Nürnberg vom 19. – 28.06.2015


    Hallo,



    das Abschlusskonzert am 28.06. 20 Uhr in der voll besetzten Kirche St. Sebald mit dem Dresdner Kammerchor/H. Chr. Rademann umfasste folgende Werke.


    Poulenc, Quatre Motets pour un temps de penitence
    Dieses Werk habe ich bereits im Thread „Poulenc Chormusik“ Beitrag Nr. 3 vorgestellt.
    https://www.youtube.com/playlist?list=PLBCDA703BDA258D9C



    Heinrich Schütz, Musikalische Exequien, op. 7 (Es gibt bereits einen sehr guten Beitrag.)
    Heinrich Schütz: Musikalische Exequien
    https://www.youtube.com/watch?v=oMdCTYF4ifQ



    Poulenc, Figure humaine
    https://www.youtube.com/playlist?list=PL6767C367143F3BA3
    Die "Lautmalerei" bei Nr. 2 "En chantant les servantes s'elancent" und die Akkordfolgen anfangs Nr. 3 "Aussi bas que le silence" finde ich sehr beeindruckend (dabei gibt es keinen der 8 Sätze, der irgendwie abfällt).
    Zitat aus Wikipedia: „Im Sommer 1943 komponierte Poulenc die Kantate für 12-stimmigen Doppelchor a cappella Figure humaine („Menschliches Antlitz“). Auch darin vertonte er Gedichte seines Lieblingsdichters Paul Éluard. Während der Zeit der deutschen Besetzung Frankreichs erhielt Poulenc immer wieder anonym Texte aus dem französischen Widerstand, darunter auch solche, die er als Gedichte von Éluard identifizierte. In diesen Gedichten wurde mehr oder weniger versteckt zum Widerstand aufgerufen. In dem berühmten Gedicht Ode à la liberté, das den Schluss der Komposition bildet, geschieht dies sehr offen. Poulenc musste diese Texte heimlich vertonen. Er ließ sie durch den Verleger Paul Rouart heimlich drucken, damit sie am Tage der ersehnten Befreiung sogleich aufgeführt werden konnten. Poulenc verstand sein Werk als einen Akt des Glaubens und der Zuversicht. Dies war für ihn auch der Grund für die Beschränkung auf die menschliche Stimme, den Verzicht auf Instrumente. Die Komposition wurde noch vor Ende des Krieges nach England geschmuggelt, wo sie im Januar 1945 in einer englischen Übersetzung uraufgeführt wurde. Die französische Uraufführung fand erst im Jahr 1947 statt.“
    Leider habe ich im Internet keinen Text gefunden.



    Die aufgeführten Hörbeispiele können keinen Eindruck von der interpretatorisch und gesanglich überragenden, geradezu phänomenalen Leistung von Rademann und seinem Dresdner Kammerchor geben (von dem es weder eine CD-Aufnahme noch eine YouTube-Einspielung gibt). Wenn der Sopran im Schlussakkord tonrein auf e‘‘‘ steigt, war das für mich ein bislang nicht erlebtes Hörereignis.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    die ION 2016 stand unter der wegweisenden (?) Überschrift „ZUKUNFT“.


    Die künstlerische Leitung für 2016 lag (liegt auch für die Zukunft?) bei Folkert Uhde.
    Diesen Link stelle ich ohne Kommentar ein.
    http://www.folkertuhde.de/


    Das/die Eröffnungskonzert/-vorstellung (h-Moll-Messe von Bach) am 03.06. in St. Lorenz habe ich nicht besucht, weil: Werden für das Verständnis der Musik von Bach optische Anreize benötigt, auch und besonders für die h-Moll-Messe? Mich beschleicht dabei das Gefühl, als würde Bachs Musik für sich allein nicht genügen – optische Eindrücke lenken m. E. vom Verständnis seiner Musik ab.


    Neben den überragenden musikalischen Künstlern waren noch beteiligt:
    Konzertdesign: Folkert Uhde
    Licht: Jörg Bittner




    Am 04.06. gab es in der Christuskirche, Nürnberg die „Nacht der Lieder“, eine Konzertinstallation für Video, Chor und Elektronik. Der ganz hervorragende Projektchor „Deutscher Jugendkammerchor“, Organisationsleitung in Berlin, mit Sängern/innen aus der BRD, Leitung Florian Benfer, sang neben Brahms und Reger auch moderne Chorwerke von z. B. Rautavaara und ganz zeitgenössische Kompositionen von z. B. Lisa Streich (ein ganz besonders schwierig zu singendes Werk – Harmonik!!! Textsilben, einzuwerfende Schreie – und das ohne Noten !!, weil die Kirche sehr abgedunkelt war).
    Die elektronische „Musik“ bestand meist aus (entbehrlichem) Maschinenlärm und Glockengeläut.
    Nachdem die Leinwand für die Videos in einer Höhe aufgehängt war, dass ab der 4./5. Kirchenbankreihe nur die obere, unbewegte Hälfte der Videos (die „aktions“ fanden meist nur in der unteren Hälfte statt) zu sehen waren, gab es für die meisten Besucher der Konzertinstallation nur wenig wechselnde Farbdias zu sehen.
    Ein „Gag“ der Lichtregie bestand darin, dass durch das tragbare Notenpult (des Chorleiters) mit integriertem LED-Lichtstab wie viele??? Besucher (nicht nur ich) in der dunklen Kirche geblendet wurden.


    Dramaturgie & Regie: Ilka Seifert
    Konzertdesign & Videos: Folkert Uhde
    Licht: Jörg Bittner




    Am 08.06. gab es in St. Egidien unter der Überschrift „Un-Sterblichkeit“ eine Künstlerutopie der Renaissance – zu hören waren von Josquin des Prez eine Motette für 4 Stimmen und vier Chansons für 2x 5, 1x 6 und 1x 4 Stimmen
    Ausführende: Musica Universalis – Sopran (weibl.), 2x Alt, Tenor, Bass, Leitung und Tenor B. O. Fröhlich.


    Die Sänger standen im Mittelgang in der Mitte des Kirchenschiffes rund um eine 8-teilige Mikrofonaufstellung; in den 2 nebenstehenden Bankreihen links und rechts waren je 2 Sitzplätze für die Sänger freigehalten; im Kirchenraum waren ca. 10 Lautsprecher aufgestellt. Dummerweise saß ich genau neben der Mikrofonaufstellung, sodass ich vom „Surround Sound“ wenig mitbekam, mit Ausnahme von kurzen, über das Mischpult eingespielten Orgelpassagen.


    Das Konzert begann mit abgelesenen Erklärungen zu den Kirchentonarten und für mich nicht nachvollziehbaren Verbindungen zu den Planeten – das dauerte ca. 20 min. und dazu gab es die o. g. Orgelpassagen. Warum der Vorleser (Leiter des Ensembles) dazu zwischen den Sängern und dem Altarraum wanderte ist mir? ebenso, warum die über das Mischpult eingespielten einstimmigen Trompetenklänge die Lautsprecherpositionen wechselten?


    Musica Universalis sangen in bestechender Intonation, was auch damit (für die Einsatz- und Schlussakkorde) begründet werden könnte, dass über die Lautsprechanlage die Quinten der jeweiligen Kirchentonarten hörbar waren (in sehr unterschiedlichen Lautstärken, z. T. an der Hörschwelle). Im letzten Drittel des Konzerts wechselte das Ensemble mehrmals die Aufführungsposition vom Mittelgang s. o. zum Altarraum - dann (nicht nur für mich) ohne Surround Sound?


    Konzept & Texte: Clemens Goldberg
    Surround Sound: Jan Gieseke




    Der Orgelinterpretationswettbewerb wurde in jeweils täglich zwei zeitlich weit auseinanderliegende ¾-stündige Kurzkonzerte „zerrissen“, sodass ein Besuch aller Konzerte nicht/kaum möglich war.
    Auf der im Jahr 2012 aufwendig und kostenintensiv restaurierten Bittner-Orgel Bj. 1902 in der St. Elisabeth-Kirche (Nürnbergs einzige Orgel mit einem romantischen Klanggrundkonzept) spielte ein Teilnehmer Werke aus dem 15./16. Jh. ?? und zudem zwei eigene Improvisationen – in einem Interpretationswettbewerb?! Andere Teilnehmer spielten Werke aus der Spätromantik, welche auf dieser Orgel im Klang besonders gut interpretiert werden konnten.




    Ein erfreulicher Lichtblick war die Ökumenische Vesper am 08.06. um 18 Uhr in der Egidienkirche. Wenn der Egidienchor unter Pia Prätorius singt, ist große Musikfreude garantiert; weiter wirkten als Solisten mit: 3 Sopranistinnen, 1 Altistin, 3 Tenöre, 1 Bass, verstärkt um 1 Zink, 2 Violinen, 3 Gamben und Truhenorgel: Tomas Luis de Victoria (1548-1611), Laudate Dominum, Psalm 117 – Francisco Guerrero (1528-1599). Laudate pueri Dominum, Psalm 113 – J. E. Kindermann (1616-1655), O amatissime Jesu – Franz Tunder (1614-1667), Illuminatio mea, Psalm 27
    Ganz ohne technischen Schnick-Schnack, Installationen, Lichtregie u. ä. Entbehrlichem – das ist ION/Musica Sacra.


    Viele Grüße
    zweiterbass



    Nachsatz: Es wird kritisch und zugleich sachlich zu beobachten sein ob die in anderen Musikgattungen überbordende Regie auch die ION erfasst/überrollt; die kirchlichen Institutionen, welche die Aufführungsorte zur Nutzung freigeben, sind nicht unbeteiligt!

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo!


    Zur Orgelwoche Nürnberg hätte ich eine schöne Geschichte beizusteuern, die ich diese Woche erleben durfte.


    Ich muss vorausschicken, dass ich mit Orgelmusik nicht all zu viel am Hut habe. :S


    Ich war von Montag auf Dienstag beruflich in Nürnberg und wohnte dort in der Pension Elch. Als ich montags am späten Nachmittag die Pension verlies, lief ich direkt auf die St. Sebald Kirche zu, die dort direkt am Eck ist. Am Eingang ein Schild "Konzert".


    Neugierig, wie ich bin, schaute ich rein und erfuhr, dass am selben Abend eine Orgelimprovisation mit Sebastian Küchler-Blessing und anschließend Bruckners 0te mit der Staatsphilharmonie Nürnberg unter Marcus Bosch zu hören sei. Es gab allerdings noch keine Karten.


    Als ich später zur Kirche zurück kam, entschloss ich mich zum Kauf einer Karte, Beginn 20 Uhr. Ich hatte noch eine knappe Stunde Zeit und entschloss mich, im Lokal gegenüber noch Essen zu gehen. Vor mir betrat eine fidele ältere Dame das Lokal und bat ebenfalls um einen Tisch. Es waren beinahe alle Tische reserviert, doch sie erhielt noch einen. Ich fragte sie, ob ich mich dazu setzen können, was sie offenbar gerne bejate.


    Ich frage sie, ob sie auch ins Konzert ginge, was sie ebenfalls bestätigte. Was sich anschloss war ein herrliches halbstündiges Gespräch über die verschiedensten Bereiche klassischer Musik. Da sie aus Crailsheim stammt, was nicht weit von Feuchtwangen ist, kennt sie Christiane Karg, eine meiner Lieblingssopranistinnen und ihre Familie persönlich.


    Als es ans zahlen ging, fehlten mir noch etwa 50 Cent. Karte war erst ab 30 € möglich, was dazu führte, dass sie mir einen € schenkte.


    Ich verließ das Lokal und wir gingen getrennt ins Konzert.


    Nach Ende des Konzertes (ich gebe zu, dass ich mit der Orgelimprovisation nicht viel anfangen konnte, die Bruckner-Sinfonie allerdings herrlich fand!) stand ich vor der Kirche auf dem Platz und schaute im Handy nach, wo ich den nächsten Geldautomat finden könnte, da ich ja pleite war.


    Da stand besagte, übrigens 82-jährige schicke Dame wieder vor mir. Wir unterhielten uns über das Konzert und ich fragte sie, ob wir noch etwas trinken gehen wollten. Gerne, sagte sie. Ich erwiderte, dass ich allerdings erst noch kurz Geld holen müsse. Sei kein Problem, erwiderte sie, sie lade mich ein. Also gingen wir wieder zum selben Lokal, tranken gemeinsam einen "Absacker" und unterhielten uns nochmals mindestens 45 Minuten herrlich miteinander. Über Musik, über die Geschichte Nürnbergs (sie war früher Nürnbergerin) und vieles andere.


    Natürlich habe ich ihr auch von Tamino erzählt.


    Sollte sie das hier lesen: Nochmals vielen Dank für den herrlichen Abend. Es gibt schöne Begegnungen, die man im Leben nicht mehr vergisst. :)


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo,


    im Rahmen der ION 2017 gab es die „ION Nacht“, in welcher in allen Altstadtkirchen zu unterschiedlichen (auch überlappenden) Zeiten von 20-24 Uhr Orgelmusik geboten wurde.


    Ich habe mich zu 3 aufeinander folgenden Konzerten, 20:00 – 22:30 für die Elisabethkirche
    https://de.wikipedia.org/wiki/St._Elisabeth_(N%C3%BCrnberg)
    aufgrund des Programmangebotes und der dort vorhandenen Bittner-Orgel (die einzige Orgel Nürnbergs mit romantischen Klangkonzept) entschieden.
    Nur in den kurzen Pausen zwischen den Konzerten war Besucherwechsel zugestanden.



    1. Konzert


    Dubois, „Fiat Lux“
    Ich war sehr begeistert; es schien mir, als sei dieses Werk für die Registriermöglichkeiten der Bittner-Orgel komponiert worden und der Organist hat hervorragend registriert und interpretiert.
    https://www.youtube.com/watch?v=DgaP1ClhJBU Die beste Einspielung unter den vielen von YT, weil sie im Orgelklang der Bittner-Orgel sehr nahe kommt


    Rheinberger Op. 148
    https://www.youtube.com/watch?v=5e74uHZYqEg



    2. Konzert


    Bach BWV 548 – leider war der Organist der Meinung, dass Bach auch auf der Bittner-Orgel mit vollem Werk zu spielen sei, was kein sehr befriedigendes Klangbild erzeugte, was auch
    z. T. der Überakustik des Kirchenraumes geschuldet war.
    https://www.youtube.com/watch?v=V3LQ4JTvjto Obwohl ich die Holzhey-Orgeln sehr schätze, hat der Organist die Möglichkeiten dieser Orgel nicht voll ausgeschöpft.


    Reger, op. 67, 15
    https://www.youtube.com/watch?v=R-FHahLuBYk


    Liszt, Präludium und Fuge über BACH – mit Liszt habe ich so meine Probleme, der Einstieg ins Präludium war jedoch sehr gelungen.
    https://www.youtube.com/watch?v=ow1JqcnINs0


    Organist für die Konzert 1 und 2 war Georg Schäffner



    3. Konzert
    Vokalensemble St. Lorenz, Nürnberg, unter KMD Mattias Ank
    Orgel Manfred Meier-Appel


    Bruckner, „Locus iste“ – im Tempo der Überakustik etwas angepasst – überzeugend.


    Orgelimprovisation 1


    A. Pärt, „Tribute to Caesar“; Evangelienmotette, 1997 – ein Fest für den, der Pärt schätzt (wie z. B. ich).
    https://www.youtube.com/watch?v=8J3e22MD0KI Kein Vergleich mit dem was ich hörte.


    Orgelimprovisation 2


    Johann Christoph Altnikol (1719-1759), Motette für 4-stimmig gem. Chor, Melodie H .L. Hassler – in den 5 Strophen, jeweils durchkomponiert, kommt eine überraschend vielseitige Variation der Hassler-Melodie zu Gehör – Komponist und Werk waren mir völlig neu, wenn es eine CD gibt, kommt sie auf meinen Einkaufszettel – sehr gut gesungen, keinerlei Intonationsprobleme (das gilt für alle Chorvorträge).
    https://www.youtube.com/watch?v=gTzvcXr42nc Obwohl vom Tölzer Knabenchor, hatte das Vokalensemble St. Lorenz den homogeneren Chorklang.


    Orgelimprovisation 3


    Mendelssohn Bartholdy – 2 Motetten für 4-8-stimmig gem. Chor
    „Herr, sei gnädig unserm Flehn“
    „Jauchzet dem Herrn alle Welt“


    Orgelimprovisation 4



    Z. Kodaly – „Esti dal“ (Abendlied) - wie immer - so auch hier - mit großer Chordisziplin vorgetragen, besonders in den pp-Stellen; A-cappella wie alle Chorwerke.
    https://www.youtube.com/watch?v=Ex0pPZpZo_w Eine ganz hervorragende Einspielung.



    Das Vokalensemble St. Lorenz hat, bis auf sehr wenige kleine Aussetzer bei wenigen Einsätzen, sehr gut gesungen.



    Lang anhaltender Beifall aus dem zum 3. Konzert voll besetzten Kirchenraum.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler