Komm lieber Mai und mache....- Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr 27 KV 595

  • Liebe Tamonoianer, Taminoier, Taminonesen und Taminoburger...


    Jeder hier im Forum weiß, daß Mozart den Mittelpunkt meiner musikalischen Welt darstellt, jener Komponist der mir persönlich als das Zentrum des musikalischen Universums erscheint. Besonders hohen Stellenwert haben für mich speziell die Klavierkonzerte.


    mozart6.jpg


    Und- man mag es glauben oder nicht - grade hier ist die Ursache meiner Zurückhaltung so sehen, threads über das Thema zu eröffnen.
    Ich möchte es nämlich nicht verheizen - dafür ist es mir zu kostbarr


    Allerdings wäre ich nie auf die Idee gekommen, dieses Forum hätte keinen einzigen Spezialthread über ein Mozart Klavierkonzert, denn geschrieben hab ich welche, wenn auch nur ganz wenige. Es hat sich aber herausgestellt, daß dies vor der Stunde NULL dieses Forums war.


    Bislang existieren nur wenige Texte zu diesem Thema aus meiner Hand - mit welchem beginnen ?


    Die Wahl fiel auf Mozarts Klavierkonzert Nr 27 KV 595, eines meiner liebsten überhaupt. Ich lernte es schon in meiner frühen Jugend kennen, in einer Aufnahme mit Clara Haskil, ohne jedoch zu wissen daß dies eine der Referenzeinspielungen dieses Werkes war.


    Es ist Mozarts letztes Klavierkonzert und wurde laut seinem persönlichen Werkverzeichnis am 5. Jänner 1791 fertiggestellt.


    Pläne dafür gab es schon länger, aber Mozart führte sie lange nicht aus, da er keine Möglichkeit sah es in einer eigenen Akademie


    (ein Benifizkonzert zu eigenen Gunsten)aufzuführen.


    Das Wiener Publikum, eines der grausamsten überhaupt (das hat sich bis heute nicht geändert :D ) hatte sich an Mozart abgehört. So fand auch die Uraufführung des Konzertes in einer Akademie des Klarinettisten Joseph Bähr statt, und zwar im Konzertsaal des Herrn Jahn in der Himmelpfortgasse in Wien.
    Ob Zufall oder nicht, dieses Konzert ist verglichen mit früheren Konzerten melancholisch, introvertierter, gleichzeitig aber gelassener und entspannter, bar jeden Effekts. Der vierte Satz bedient sich eines eingängigen Themas, das Mozart wenige Tage später in seinem Lied
    "Sehnsucht an den Frühling" (14. Jänner 1791)
    wieder verwenden sollte.


    "Komm lieber Mai und mache
    die Bäume wieder grün
    und laß mir an dem Bache
    die kleinen Veilchen blühn....."


    Unverwechselbar.


    Inzwischen habe ich etliche Einspielungen, ich habe das Werk unzählige Male gehört, aber es fasziniert mich immer wieder aufs neue.Man sollte es auch mit altem Hammerklavier gehört haben, meiner Meinung nach, speziell bei diesem Werk ein Versäumnis wenn man dies nicht täte.


    Ich erinnere mich, daß seinerzeit wenig Resonanz auf dieses Thema war, und daß andere Klavierwerke Mozarts als "bedeutender" uns "schwergewichtiger" eingestuft wurden - aber gerade die eingängige Melodik und der hohe Wiedererkennungswert macht das Konzert zu einem beliebten Stück - Auch für Mozart - Einsteiger.


    Freundliche Grüße
    aus Wien
    Alfred


    ________
    Es gibt gewisse Dinge, in denen die Mittelmäßigkeit unerträglich ist -
    Musik, Poesie, Malerei und öffentliche Rede
    (J. de la Bruyére)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    der Mai hat die Bäume wieder grün gemacht, der Sommer lässt sie alleweil wieder verdorren...


    Der Hintergrund zu diesem pianistischen "Schwanengesang" muss näher beleuchtet werden:


    Mozarts Klavierkonzertära endet mit dem Konzert C-Dur KV 503. Es wurde in einer der Adventsakademien 1786 aufgeführt und am 7. März 1787 nochmals gegeben. Wie Alfred schon beschrieb, wandte sich das Wiener Publikum von Mozart, der sich händeringend um dessen Gunst und Geld bemühte, ab. So entstand als "Nachzügler" das Konzert D-Dur KV 537 Anfang 1788, ebenfalls für eine Aufführung in Wien gedacht. Mozart komponierte hier überwiegend Pomp, Glanz, Virtuosität hinein, um dem Wiener Publikum zu imponieren [das hat er ja bei Alfred erreicht] und es zurück zu gewinnen. Dieses hat das Konzert aber niemals gehört. Erst im April 1789 spielte es Mozart am Hof zu Dresden und am 15. Oktober 1790 anlässlich der Krönung Leopolds II zusammen mit dem F-Dur-Konzert KV 459, weshalb beide Konzerte den Namen "Krönungskonzert" erhalten haben.


    Es ist interessant zu lesen, wie Mozart zwischen Kompositionen, welche ich ganz geflissentlich in die Welt kommen lasse und solchen, die ich für mich, oder einen kleinen Zirkel liebhaber und kenner zurückbehalte, unterscheidet, wenn er Werke zum Verkauf anbietet.


    Der erste Satz des B-Dur-Konzertes weist übrigens eine melodische Parallele zum vierten Satz der Sinfonie g-moll KV 550 auf.


    Man sollte also nach den Enttäuschungen durch die Wiener davon ausgehen, dass es sich bei KV 595 B-Dur um ein solches "Privatwerk" Mozarts handelt, was demzufolge auch mit der entsprechenden Würde zu behandeln ist.


    Das B-Dur-Konzert KV 595 ist technisch umeiniges leichter zu bewältigen, als KV 537: Den Kennern und Liebhabern brauchte Mozart in KV 595 nichts zu beweisen - nur schöne Musik machen...


    Der Klarinettist heißt übrigens richtig Beer.


    Ich verfüge über Einspielungen von Geza Anda, Kempff und Brendel.



    Mozart's Walter Pianoforte


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Lieber Ulli ,
    meine Lieblingsaufnahme dieses Konzerets ist die mit Clifford Curzon , weil er es eben ohne "Pomp" ( Ulli) interpretiert hat .
    Das Konzert ist wohl allgemein serh beliebt . Ob alle Künstler sich für den Hintergrund der Komposition interessiert haben ?
    Beste Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Salut,


    mir fällt soeben ein, dass es von Alfred Brendel eine Aufzeichnung gibt, in der er das Konzert KV 595 "erklärt", d.h. seine "Interpretation" darlegt [erzählender und spielender Weise] - wenn ich mich recht entsinne sind auch Probenaufnahmen dabei - sowie im Anschluß das Konzert [live].


    Meiner Meinung nach, was dieses konzert betrifft sehr treffend.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo, Alfred!


    Heute boomt es ja bei Mozarts Klavierkonzerten... =)



    Ich erinnere mich wieder. Das habe ich heute Mittag mit "irgendwas mit Mai" gemeint, man verzeihe mir dies. :O
    Allerdings handelt es sich um den dritten Satz!


    Zitat


    Man sollte es auch mit altem Hammerklavier gehört haben, meiner Meinung nach, speziell bei diesem Werk ein Versäumnis wenn man dies nicht täte.


    Hast Du da auch eine gute CD-Empfehlung? Bis jetzt habe ich dies nämlich versäumt...


    Zitat


    Ich erinnere mich, daß seinerzeit wenig Resonanz auf dieses Thema war, und daß andere Klavierwerke Mozarts als "bedeutender" uns "schwergewichtiger" eingestuft wurden - aber gerade die eingängige Melodik und der hohe Wiedererkennungswert macht das Konzert zu einem beliebten Stück - Auch für Mozart - Einsteiger.


    Na, schon vier Antworten heute! Und, soweit ich mich erinnere, war das 27. Konzert bei vielen in den Top 3 dabei im Mozart-KK-thread (bei mir auch).
    Ich überlege gerade...es kann gut sein, daß es das erste Mozart-Konzert war, das ich kennengelernt habe... ich hätte mir das damals aufschreiben müssen! Ich hatte es seinerzeit mit dieser aus der Bücherei entliehenen schönen Aufnahme kennengelernt:

    Um mal nicht dauernd die Brendel-Marriner-Aufnahme zu loben - diese hier ist auch ganz toll:

    Viele Grüße,
    Pius.

  • Sagitt meint:


    Geza Anda meinte, Mozart zu spielen sei das schwerste, weil man sich nicht hinter Noten verstecken könne. Ich glaube, er hat recht. Es wurde schon fachkundig tn thread ausgeführt, dass das B-Dur Konzert nicht das schwerste ist. Nicht wenige Pianisten fangen an zu interpretieren, " machen" etwas. Da wo schlichtes Spielen die Vollendung wäre, wird etwas konstruiert. Heinrich v. Kleist hat dieses Verhalten in seiner Novelle über den Marionettenspieler schön beschrieben. Der Mensch,der seine ursprüngliche Anmut verloren hat, versucht ein Leben lang diese Anmut zu konstruieren.
    Warum die lange Vorrede ? Ich meine,es gibt die perfekte Wiedergabe dieses Konzertes, die in schlichtem Spiel besteht. Clara Haskil hat 1959 die Aufnahme mit Friscay gemacht und ein einzigartiges Dokument von Anschlagskunst hinterlassen- Vollendung eben( wobei ich einräume, dass diese Klasse auf Vinyl besser eingefangen war als auf CD). Sie hat sich selbst übertroffen (zB ihre eigene Aufnahme dieses Konzerts mit Klemperer und ihre anderen Aufnahmen von Klavierkonzerten).
    Am Beispiel Brendel könnte ich demonstrieren, was ich eben ausführte. In seiner ersten Aufnahme mit Marriner interpretiert er sehr viel. Man hört die Konstrukte förmlich, ein seiner zweiten ( Altersweisheit) mit Mackerras spielt er einfach. Das ist es, was ich meine.

  • Hallo sagitt,


    vielen Dank für den Hinweis auf Clara Haskil.
    In meiner frühsten Jugend hatten meine Eltern eine LP mit den Mozart - Klavierkonzerten Nr.24 und 27 (meine Liebsten) mit einer Pianistin, deren Name ich dann später nicht mehr wußte, denn so eine "vollendete Anschlagskunst", wie Du schreibst, habe ich bei allen später gehörten Aufnahmen auch nie wieder gehört.


    ;) Auch meine Gesamtaufnahme auf Philips - LP´s mit Brendel/Marriner, von denen ich auch die Doppel-CD-Fassung von einer Auswahl von Konzerten habe, ist zwar rundum zufriedenstellend, aber Nr.24 und 27 wünsche ich mir in der in der Jugend gehörten Interpretation - es muß die Clara Haskil - Aufnahme gewesen sein !


    Ich werde versuchen diese zu bekommen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,


    ich habe das Stück vor vielleicht 20min beim Autofahren gehört und mir hat es auch ganz gut gefallen...man war ja mehr auf´s Fahren konzentriert ;) :D


    Leider hab ich mir Interpret und Orchester nicht gemerkt bzw. nicht richtig mitbekommen...und auch im Internet hab ich sie nicht gefunden...


    Aber dennoch gefiel mir dieses Werk von Mozart! Schön freudig und absolut passend zu einem solchen Sommertag!!!


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo Mozartfreunde,


    das Liedchen mit der bezaubernden Melodie heißt treffend:"Sehnsucht nach dem Frühling".Treffend deshalb,weil beim Hören des KV595-Konzerts genau diese Sehnsucht aufkommt.Und wenn sich dann die Heiterkeit ausgebreitet hat,ist auch das derzeitige Winterwetter wieder besser erträglich.Das untermauert die These,daß gute Musik therapeutische Wirkung hat.
    Auch ich weiß es zu schätzen und bin unendlich dankbar dafür,was Mozarts Genius der Menschheit hinterlassen hat und wie wertvoll er für alle Epochen war,ist und bleiben wird.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Sagitt meint:


    Erhabene Schlichtheit kommt mir in den Sinn bei KV 595. Leise Melacholie im ersten Satz dazu. Dies gelang perfekt Clara Haskil, 1957 mit Friscay. Wenn ich eine Aufnahme mitnehmen dürfen, eine von allen, es wäre diese. Auch Haskil hat diese Sternstunde bei diesem Konzert nicht mehr erreicht ( es gibt noch eine Aufnahme mit Klemperer). Goldmedaille. Um Silber dürfen sich Pires und Brendel streiten. 1978 spielte Pires mit dem Kammerorchester von Lausanne unter Jordan superb dieses Konzert, mit ihrem bekannt delikaten Anschlag, nicht ganz von dieser umwerfenden Natürlichkeit der Haskil, aber ebenfalls sehr sehr schön. Und Brendel ? Früher mit Marriner fand ich seinen Mozart sehr "gewollt"- interpretiert,überlegt, er berührte mich nicht. 2001,mit 70, machte er dann mit Mackerras eine weitere Aufnahme. Orchestral sehr schön, besser als Jordan,er findet zu einer Altersweisheit,einfach spielen,im Anschlag nicht so delikat wie Pires, aber auch eine sehr schöne Aufnahme.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Die Haskilaufnahme bekommt auch meiner Meinung nach die Goldmedaille. Silber ist nach meinem Geschmack diese hier.



    Die Mackerras/Brendel kenne ich leider nicht. Gulda mit Abbado sowie Geza Anda habe ich auch, ebenso Serkin mit Abbado. Aber Casadesus mit Szell kommt nah an Haskil heran. Auch sehr schlicht und unspektakulär gespielt, klingt eben ganz einfach, auch wenn es das sicher nicht ist.
    Gruß

    Günter

  • Nach vergleichendem Hören der Haskil-Aufnahme live 1956 unter Klemperer und der Immerseel-Aufnahme ist für mich die Sache fast schon erschreckend klar: es gibt hier keinen Vergleich. Clara Haskil spielt einen schön perlenden, in dieser Version stellenweise überraschend temperamentvollen, doch klanglich recht eindimensionalen Mozart.


    Jos van Immerseel nimmt sich mehr Zeit, leuchtet fein alle Details aus und zaubert aus seinem Fortepiano die berückendsten Klänge, ein piano samtweich, mit zartesten Schattierungen und diesem Wispern das mich dahinschmelzen lässt.


    Vergleichbar differenziert und beseelt agiert das Orchester, da kommen weder das Gürzenich noch das in der Fricsay-Aufnahme katastrophal disponierte Bayerische Staatsorchester hin.


    Im langsamen Satz bleibt bei Immerseel die Zeit stehen - bei Clara Haskil wird hübsch-zärtliches Klavierspiel von sämigem Orchesterbrei unterbrochen.


    Nein, keine Konkurrenz für Immerseel. Wirklich nicht.


    Nix für ungut,
    BBF

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Immer wieder ist feststellbar, daß Aufnahmen stets für die Zeitgenossen bestimmt waren, bzw sind.


    Was hier zum beinahe vernichtenden Urteil üvber Haskils Klavierspiel gerät, hat seinen Grund im Zeitgeschmack. Ich bin mir nahezu sicher, daß - wäre Mozarts Klavierspiel auf Tonkonserve erhalten, das Ergebnis bei heutigen Zeitgenossen allenfalls Befremden auslösen würde. - von einigen Spezialisten natürlich ausgenommen....


    aber das ist Thema eines anderen Threads...


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    das unterliegt gar keinem Zweifel - und die persönliche Entwicklung spielt auch noch mit, denn noch vor wenigen Jahren habe auch ich Clara Haskil noch angebetet.


    Heute nicht mehr.


    Ähnlich ging es mir mit Furtwängler oder Fritz Kreisler. Nr zeigt sich da, dass das Pendel des persönlichen, zeitgebundenen Geschmacks auch wieder weiter zurück in die Vergangenheit ausschlagen kann: von Caruso zu De Lucia, von Furtwängler zu Nikisch (sehr spekulativ), von Kreisler zu Rosé...


    Und wer könnte sagen, wann das Pendel wieder in die andere Richtung zurückschwingt?


    LG aus London,
    Florian

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Hallo,


    weil es auch hierher gehört, zitiere ich aus dem Thread zur g-moll-Sinfonie:


    Interessant finde ich da schon die Parallelen zwischen der g-moll-Sinfonie KV 550 und dem letzten Klavierkonzert - da wird eine Stelle aus dem Finalsatz der Sinfonie im Prinzip 1:1 'zitiert' - nur durch die andere Tempowahl anders notiert, im Hörergebnis aber das gleiche:




    Sogar die Baßführung ist 100% identisch. Diese Gegenüberstellung kann m. E. auch als Tempoindikator (speziell zu KV 550) dienen.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Da ich gerade bemerkte, dass meine Bemerkung über dieses Konzert im Jupiter-Thread fast schon abwertend klingt, muss ich das hier schleunigt revidieren.
    Mozarts letztes Klavierkonzert ist ein Meisterwerk zwischen Euphorie und Schwermut. Mehr aber Zweiteres.


    Es ist seltsam; immer wenn ich dieses Werk höre bekomm ich ein Bild in mein Gedächnis, in dem ich Mozart völlig niedergeschlagen, und doch hoffend am Klavier spielen sehe.glupsch.gif%20
    Ich finde dieses Stück trauriger als KV 466 und KV 491 zusammen, obwohl es in Dur steht (was ja bekanntlich nichts zu heißen hat pfffff.gif%20).
    Das macht es jedenfalls so einmalig.


    Der zweite Satz des Konzertes ist anbei bemerkt mein absoluter Lieblings-Zweitsatz von Mozarts Klavierkonzerten. Er klingt so nachdenklich, wirkt als wolle er mir sagen "Tja." mit einem dicken Seufzer hintendran.
    Ich höre ihn beinahe jeden Tag. (Den Satz. NICHT den Seufzer grins.gif%20).


    Mit dem dritten Satz lernte ich das Konzert kennen, weil ich es schon früh im Radio hörte. Auch hier kann die hübsche Melodie nicht so recht über den melancholischen Unterton hinwegtrösten.
    Ich erinnere mich aber an eine Szene, mit sehr untypisch modernen Klängen. Was Mozart da wohl gestochen hat?


    Jedenfalls ein Meisterwerk. Und zu meiner Bemerkung, das Konzert sei ein unwürdiges Ende von Mozarts Klavierkonzerten meinte ich eigentlich mehr, dass es ein Jammer ist, dass er sich so niedergeschlagen von dem Genre verabschiedet.glupsch.gif%20


    Der Mozartforscher Einstein schrieb, Mozart hätte noch viele mehr dieser Klavierkonzerte komponiert, wenn das Wiener Publikum nur ein fitzelschen offener gewesen wäre für seine Musik.
    Welche ein Jammer, denn Mozarts Klavierkonzerte sind auch für mich inzwischen das liebste Genre geworden.
    Nicht zuletzt auch deswegen, weil das Klavier eher das Instrument des 19ten Jahrhunderts wurde und die Wiener Klassik arg sparsam mit Klavierkonzerten ist. Und die können mit Mozart's nicht mithalten, denn er war ein Viruose auf dem Gebiet.


    Als Einspielung empfehle ich jene von Murray Perahia.



    :hello:


    C.

  • Für mich bleibt Geza Anda das Maß aller Dinge in Sachen Mozarts Klavierkonzerte. Perahia, Brendel, Gulda und Schiff zum Trotz. Auch und gerade in seínem letzten Klavierkonzert.

  • Erhabene Schlichtheit kommt mir in den Sinn bei KV 595. Leise Melacholie im ersten Satz dazu. Dies gelang perfekt Clara Haskil, 1957 mit Friscay. Wenn ich eine Aufnahme mitnehmen dürfen, eine von allen, es wäre diese.

    Es ist kaum zu glauben: Seit 13 Jahren gibt es keinen einzigen Eintrag mehr zu einem der schönsten, wahrlich zu Herzen gehenden Klavierkonzerte Mozarts, zudem seinem letzten überhaupt. "Sagitt" rühmte 2006 die "erhabene Schlichtheit" und die "leise Melancholie", die das Werk auszeichnet und empfiehlt schließlich die alte Aufnahme mit Clara Haskil und dem Dirigenten Ferenc Fricsay von 1957, die leider nur in Mono existiert.


    Genau diese Aufnahme habe ich mir vor ein paar Tagen nach langer Pause wieder einmal angehört, und ich schließe mich diesem Urteil an, vor allem leistet die "Heilige am Klavier", wie Clara Haskil schon zu Lebzeiten genannt wurde, wahre Wunder, und auch Fricsays Dirigat ist von hoher Güte. Beide musizieren in einem Geist und voller Harmonie, und man ist versucht zu sagen: "So soll es sein" ..... und doch: Ein Rest von Erdenschwere bleibt für mich, und damit meine ich das Spiel des Bayerischen Staatsorchesters, das von Fricsay, schon die Zukunft im Blick, für diese Aufzeichnung auf 30 Spieler reduziert wurde. Nun sollte das an sich kein Manko sein, wie manche spätere Aufnahme mit Kammerorchester zeigt, aber die Monotechnik tut ein Übriges, so daß, einmal vom herrlichen Klavierspiel abgesehen, für mich das alles ziemlich nach "Drahtkommode" klingt. Allerdings war ich gezwungen, die Aufnahme via Kopfhörer zu hören, und das mag meine negativen Eindrücke noch vertieft haben. Kurz und gut: Wer an einer großartigen, inzwischen fast legendären Einspielung des Werks seine Freude hat, der wird nicht enttäuscht. Doch für mich war mein Höreindruck Anlaß, meine übrigen Aufnahmen des Werks, zumindest teilweise, zum Vergleich heranzuziehen.


    Begonnen habe ich mit Backhaus/Böhm (Decca, 1955), denn mit dieser Version habe ich das Werk erstmals gehört, und deswegen steht sie bei mir, zumal weil sie bereits stereophon produziert wurde, noch immer hoch in Ehren. Zudem sind die Wiener Philharmoniker unter Altmeister Böhm in großer Form, und natürlich auch in der damals üblichen großen Besetzung zu hören.

    Danach kamen die Aufnahmen Gilels/Böhm, Gulda/Abbado (beide DGG), Casadesus/Szell (CBS), Annie Fischer/Kurtz, Zacharias/Wand (beide EMI), Serkin/Abbado (DGG), Serkin/Ormandy und Perahia (CBS/Sony) zum Zuge, allerdings nur kursorisch, alles andere hätte mich überfordert. Wie man gleich sieht, sind das sämtlich Aufnahmen in moderner, herkömmlicher Besetzung. Mit HIP habe ich vor langer Zeit ein paar Versuche gestartet, doch dabei blieb es dann. Der zündende Funke blieb aus.


    Sämtliche genannten Aufnahmen haben ihre Meriten, hervorheben möchte ich vor allem Gilels mit Böhm, Gulda mit Abbado und Casadesus mit Szell. Letztere Version kommt in ihrem Ansatz nahe an die alte Haskil-Aufnahme heran, klingt aber selbstverständlich weitaus besser.


    Wenn ich nun nach meinem Hör-Marathon einen "Grand Prix" zu vergeben hätte, so würde er ohne lange Überlegung dieser Aufnahme verliehen:


    Klavierkonzerte 20+27


    Clifford Curzon (Klavier), English Chamber Orchestra, Dirigent: Benjamin Britten (Aufnahme: 9/1970, The Maltings, Snape, Suffolk).


    Das Zustandekommen dieser Aufnahme hat eine lange Vorgeschichte. Mozarts Konzerte standen praktisch zeitlebens im Mittelpunkt des Wirkens von Sir Clifford Curzon. In seinen Konzertprogrammen sind sie häufig zu finden, und das B-Dur-Konzert KV 595 nahm in diesem Rahmen eine besondere Stellung ein.

    Bereits 1964 versuchte Clifford Curzon seine erste Aufnahme dieses Werks, und zwar mit den Wiener Philharmonikern, am Dirigentpult stand kein Geringerer als George Szell. Mit diesem Dirigenten verband Curzon eine Art von Haßliebe. Sie arbeiteten oft zusammen, aber es gab immer wieder Differenzen, die manchmal sogar in Streit ausarteten. Fakt ist, daß Curzon mit dieser Aufnahme nicht zufrieden war. Er verweigerte ganz einfach die Veröffentlichung.

    Drei Jahre gingen ins Land, als Curzon sich wieder ins Studio begab und das Konzert erneut einspielte, diesmal unter István Kertész, mit dem London Symphony Orchestra, doch wieder blieb das Resultat hinter seinen Erwartungen zurück, und Curzon lehnte wiederum die Veröffentlichung ab.

    Curzon war es unangenehm, seiner Firma Schwierigkeiten zu bereiten, aber er hatte einfach das Empfinden, daß es ihm bisher nicht gelungen sei, "den vollen Gehalt dieser Musik zum Ausdruck zu bringen:"

    Schließlich wagte er sich ein drittes Mal, im Jahr 1970, an dieses Konzert und verpflichtete als Dirigenten seinen Freund Benjamin Britten, der ihn mit dem renommierten English Chamber Orchestra begleitete. Aber wieder war Curzon nicht recht glücklich und stimmte einer Herausgabe nur unter der Bedingung zu, daß man ihm eine weitere Chance zu einer Neuaufnahme bieten würde. Doch immerhin konnte so endlich 1978 die langersehnte Aufzeichnung mit Britten von DECCA auf den Markt gebracht werden, nachdem die Aufnahmefirma grundsätzlich einer erneuten Aufnahme mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam unter Bernard Haitink zugestimmt hatte. Doch dazu kam es dann nicht mehr. Curzon starb 1982 im Alter von 75 Jahren.


    Die Curzon/Britten-Version erhielt in der Folge überschwengliche Kritiken, die internationale Fachwelt überschlug sich in Superlativen, und so konnte schließlich auch Curzon, wenn auch nicht restlos, so doch einigermaßen zufrieden sein. "Kaum eine andere Aufnahme von KV 595 offenbart so viel Klarheit, Transparenz und Verhaltenheit, die wir an Curzon so bewundern", schrieb ein englisches Musikmagazin. Die Einspielung wirkt überzeugend natürlich und ist von schier unübertrefflicher Eleganz. Curzon spielt wunderbar, mit einer Inbrunst ohnegleichen, und immer wieder kommt sein "zwanzig Abstufungen" besitzendes Pianissimo leuchtend zum Ausdruck. Man spürt förmlich, wie der Pianist die Tasten geradezu liebkost. Das English Chamber Orchestra ist kaum stärker besetzt als seinerzeit das Bayerische Staatsorchester mit Haskil/Fricsay, doch wieviel mehr Klarheit, Transparenz und Klangschönheit bietet diese unwiederbringliche Aufnahme!


    Beim Werbepartner scheint die Aufnahme momentan nicht lieferbar zu sein, doch bei verschiedenen Anbietern kann man sie noch erwerben. Es gibt sie auch noch in diesem 2 CD-Album aus der Serie "Legends", mit weiteren Mozart-Konzerten, die ebenfalls von Curzon mit großer Meisterschaft gespielt werden:


    Die Aufnahme des KV 595 aus dem Jahr 1964 unter Kertész wurde übrigens posthum in der PHILIPS-Reihe "Great Pianists of the 20th Century" erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Wer vergleichen möchte, dem ist hier Gelegenheit geboten:


    Clifford Curzon Great Pianists 22 by Clifford Curzon

    Auch dieses Album ist gebraucht noch auf dem Markt, zu einem annehmbaren Preis.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Es ist kaum zu glauben: Seit 13 Jahren gibt es keinen einzigen Eintrag mehr zu einem der schönsten, wahrlich zu Herzen gehenden Klavierkonzerte Mozarts


    Mozarts Klavierkonzert Nr 27 KV 595, eines meiner liebsten überhaupt.


    Und- man mag es glauben oder nicht - grade hier ist die Ursache meiner Zurückhaltung so sehen, threads über das Thema zu eröffnen.
    Ich möchte es nämlich nicht verheizen - dafür ist es mir zu kostbar

    Diese drei Zitate sind IMO sehr aufschlussreich. Oft ist es so, daß "unanfechtbare", "klangschöne" Werke keinen Stoff für Diskussionen bieten - sie sind einfach zu perfekt.

    Hier im Thread hat man immerhin über die Frage diskutiert, ab die Aufnahme mit Clara Haskil als "Referenz" anzusehen ist - oder nicht.


    Für mich ist das schwer zu beurteilen. Schliesslich war es die erste - und somit prägende Eispielung, die - hörte.

    Die Namen sagten mit zu jenem Zeitpunkt nichts. Der Klang ist - für eine Mono-Aufnahme vor 1957 - ordentlich bis sehr gut.


    Ich habe den Thread heute restauriert, indem ich einige Coverbilder wieder hergestelt habe.

    Als Krönung indes, die Verlinkung zur Haskil-Aufnahme mit Fricsay - das war zu Threadbeginn technisch noch nicht möglich



    Interessan, daß die DGG auf der Coverseite das eher mediokre Orchester namentlich nicht erwähnt....


    mfg aus Wien

    Aus Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Nemorino,


    die Curzon-Geschichte ist schon irgendwie irre. Nicht nur Pollini, ABM oder Krystian Zimerman waren bzw. sind in dieser Hinsicht offenbar Mimosen! :D Ich habe noch einen BBC-Konzertmitschnitt von ihm entdeckt - der ist posthum erschienen ohne seine Genehmigung:



    0749677148621.jpg


    Das Konzert muss ich mir mal wieder vornehmen... :)


    Liebe Grüße

    Holger

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  • Ich habe noch einen BBC-Konzertmitschnitt von ihm entdeckt - der ist posthum erschienen ohne seine Genehmigung:

    Lieber Holger,


    der ist mir gar nicht bekannt. Wie bei jpc zu lesen, ist er 1961 entstanden. Erstaunt bin ich über die japanischen Schriftzeichen auf der Rückseite. Wird das Label TESTAMENT jetzt in Japan weitergeführt?

    Interessant ist, daß Curzon bei diesem Konzertmitschnitt in allen Sätzen schneller unterwegs ist als in seiner Aufnahme mit Britten, im Kopfsatz sogar eine Minute!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Interessan, daß die DGG auf der Coverseite das eher mediokre Orchester namentlich nicht erwähnt....

    .... wahrscheinlich deswegen, weil zwei Orchester im Einsatz waren: Nr. 19 die Berliner Philharmoniker, Nr. 27 Bayerisches Staatsorchester.


    Auf der originalen LP sind beide vermerkt. Vermutlich fürchteten die Herausgeber der "Originals", auf der kleinen CD könne man die Kleinschrift nicht entziffern.

    So sah meine ursprüngliche Platte aus:

    Wolfgang Amadeus Mozart / Clara Haskil, Ferenc Fricsay, Berliner  Philharmoniker, Bayerisches Staatsorchester – Konzert Für Klavier Und  Orchester Nr. 19 F-Dur KV 459 Und Nr. 27 B-Dur KV 595 (2009, 180g, Vinyl) -  Discogs


    LG nach Wien

    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • der ist mir gar nicht bekannt. Wie bei jpc zu lesen, ist er 1961 entstanden. Erstaunt bin ich über die japanischen Schriftzeichen auf der Rückseite. Wird das Label TESTAMENT jetzt in Japan weitergeführt?

    Interessant ist, daß Curzon bei diesem Konzertmitschnitt in allen Sätzen schneller unterwegs ist als in seiner Aufnahme mit Britten, im Kopfsatz sogar eine Minute!

    Lieber Nemorino,


    das ist das Schöne an solchen Threads. Man guckt und findet zufällig Aufnahmen, die man gar nicht kannte! :) Ich vermute, das europäische Kontingent von Testament ist ausverkauft und es gibt noch einen Bestand in Japan - oder eine Sonderausgabe speziell für Japan, das kann natürlich auch sein. Es gibt ja auch DECCA Australien... Dieses Konzert ist wirklich ein besonders schönes, weil sehr mozartisch klingender Mozart. :) Curzon und Mozart ist auch in meiner Sammlung - nur leider nicht dieses Konzert. :hello:


    Einen angenehmen Abend wünschend

    Holger

  • Auf die Schnelle.....


    habe ich Gulda, Haskil und Perahia bei mir gefunden - und Curzon bestellt. Perahia gibt es in einer Spiegel Mozart Box sehr günstig. Gebraucht für unter 8 € für 6 CDs. Habe das Foto gespeichert - aber wie ich es hier einstellen kann......das weiß ich nicht.

    https://m.media-amazon.com/images/I/51+nVuhPTsL._SY300_.jpg

    Ich gebe zu Haskil ist nicht gerade audiophil, aber die Box mag ich doch sehr:

  • So schön Haskil hier auch klingt, finde ich das Orchester medioker, wie Alfred hier schon bemerkte und das Nicht-Erwähnen des Namens scheint mir kein Verlust zu sein ... Leider führt es dazu, dass dieses auch von mir geliebte Konzert (es ist mein Liebstes unter allen Mozart-Konzerten) nicht das sensible Spiel zwischen den Orchesterklangfarben aufweist, wie ich es von meiner Referenzeinspielung mit Geza Anda gewöhnt bin. Das Orchester betönt doch ziemlich simpel die auffällige Melodie und macht aus dem mozartschen Meisterwerk, was in meinen Augen schon "impressionistische" Züge hat mehr einen Ländler (etwas übertrieben) Das kann für mein Ohr auch Clara Haskil nicht mehr herausreißen ...


    (Umgekehr ist KV 280 mit Haskil meine Referenz für diese frühe Sonate. Sie spielt den zweiten Satz absolut unvergleichlich ....)


    Also hier mein Top-Favorit für eines meiner zwei Lieblingsklavierkonzerte überhaupt



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    Da ich dieses Konzert liebe (es fehlt ihm fast jede Spur einer Selbstdarstellung) habe ich in vielen Einspielungen gesucht und bin eigentlich (für meine Empfindung) nicht mehr fündig geworden. Es gibt immer noch wunderbare Einspielungen, aber bei Anda gibt es Stellen, wo ich tief durchatmen muss.... Andere Interpreten können mir das nicht vermitteln.


    Es könnte bei mir natürlich eine Verzerrung geben, weil das gleichzeitig meine erste Einspielung war, die ich kennengelernt habe ...

  • So schön Haskil hier auch klingt, finde ich das Orchester medioker, wie Alfred hier schon bemerkte und das Nicht-Erwähnen des Namens scheint mir kein Verlust zu sein ... Leider führt es dazu, dass dieses auch von mir geliebte Konzert (es ist mein Liebstes unter allen Mozart-Konzerten) nicht das sensible Spiel zwischen den Orchesterklangfarben aufweist, wie ich es von meiner Referenzeinspielung mit Geza Anda gewöhnt bin.

    Ich habe ja beide Aufnahmen, lieber Axel - sie aber nicht im Ohr. Der Dirigent bei Haskil ist immerhin Ferenc Friscay, wie Anda auch Ungare, mit dem Anda zusammen die Referenzeinspielung der Bartok-Konzerte machte. Friscay brachte nach dem 2. Weltkrieg frischen Wind, nämlich die Moderne, nach Berlin, insofern wundert es mich, dass er ausgerechnet einen "altmodischen" Mozart dirigiert. Das Orchester ist freilich nicht "seines", sondern das Bayrische Staatsorchester - vielleicht waren die eher "konservativ" zu dieser Zeit. Ich muss mir das bei Zeiten mal im Vergleich anhören... ^^


    Schöne Grüße

    Holger

  • Der Dirigent bei Haskil ist immerhin Ferenc Friscay, wie Anda auch Ungare, mit dem Anda zusammen die Referenzeinspielung der Bartok-Konzerte machte.

    Jaja, Anda mit Frcsay und Bartok ist mein zweites "liebstes Klavierkonzert" .... so kann es gehen.


    Bei so einer Aufnahme kann halt auch vieles schiefgehen. es muss nicht einmal so sein, dass das Orchester grundsätzlich medioker ist. da kann manchmal die Chemie nicht stimmen. Manchmal gibt es eben auch Glücksmomente der Aufnahmegeschichte, die die Interpreten dann auch nicht mehr wiederholen konnten ... Ein kompliziertes Thema.

  • So schön Haskil hier auch klingt, finde ich das Orchester medioker, wie Alfred hier schon bemerkte und das Nicht-Erwähnen des Namens scheint mir kein Verlust zu sein ... Leider führt es dazu, dass dieses auch von mir geliebte Konzert (es ist mein Liebstes unter allen Mozart-Konzerten) nicht das sensible Spiel zwischen den Orchesterklangfarben aufweist, wie ich es von meiner Referenzeinspielung mit Geza Anda gewöhnt bin.

    Hallo, astewes,


    da stehe ich mit meiner Kritik an der Orchesterbegleitung der Haskil/Fricsay-Aufnahme also nicht allein. Doch man sollte differenzieren: Ich glaube nicht, daß das Bayerische Staatsorchester mittelmäßig ist, sondern m.E. liegt der dünne, blutleere Klang teilweise an der Aufnahmetechnik, zum größeren Teil aber an der Mini-Besetzung von 30 Spielern. Ein Musiker vom Format Fricsays wird sich schon was dabei gedacht haben, aber das Ergebnis ist unbefriedigend. Das gekoppelte Konzert KV 459 klingt erheblicher voller, obwohl die Aufnahme zwei Jahre früher entstand. Es scheint mir auch nicht daran zu liegen, daß hier die Berliner Philharmoniker zum Einsatz kommen, denn auch die wurden von Fricsay auf nur 50 Spieler reduziert.


    Noch ein Wort zur Ehrenrettung des Bayerischen Staatsorchesters: Wie der Name schon sagt, ist Träger des Klangkörpers der Freistaat Bayern, und nach dem Motto "Mir san mir" wird schon dafür gesorgt, daß das Orchester erstklassig besetzt ist und einen Spitzenrang unter den deutschen Orchestern einnimmt. Der Klangkörper hat eine lange Tradition, seit 1742 firmiert er unter dem heutigen Namen (bzw. bis 1918 Hoforchester). So renommierte Dirigenten wie Hans von Bülow, Felix Mottl, Bruno Walter, Hans Knappertsbusch, Clemens Krauss, Georg Solti, Rudolf Kempe, Ferenc Fricsay, Joseph Keilberth, Wolfgang Sawallisch und, in jüngerer Zeit, Zubin Mehta und Kent Nagano standen an der Spitze des Orchesters. Das läßt an der Einstufung "medioker" doch erheblich zweifeln.

    Für mich bleibt Geza Anda das Maß aller Dinge in Sachen Mozarts Klavierkonzerte.

    Es gibt immer noch wunderbare Einspielungen, aber bei Anda gibt es Stellen, wo ich tief durchatmen muss.... Andere Interpreten können mir das nicht vermitteln.

    Kein Wort gegen Andas maßstabsetzende und bahnbrechende erste DGG-GA der Mozart-Konzerte, doch kein Pianist der Welt konnte und kann diese großartigen Werke, die zu unterschiedlichen Zeiten und Orten entstanden sind und fast alle sehr originell und unverwechselbar sind, in gänzlich gleicher Qualität interpretieren. Auch Géza Anda nicht. Ich schätze seine Aufnahmen aus dem Salzburger Mozarteum sehr hoch, und trotzdem finde ich, daß manche der Konzerte, darunter auch das KV 595, von einigen seiner Zunftgenossen noch schöner ausgeleuchtet werden. Das ist aber selbstverständlich Geschmacksache. Jeder empfindet das anders.


    Mein "heißer" Favorit ist Clifford Curzon mit Britten (DECCA), gefolgt von Gilels mit Böhm und Gulda mit Abbado (beide DGG). Doch auch die anderen von mir genannten haben tolle Aufnahmen erstellt. Anda hatte ich gestern nicht auf dem Schirm, seine Aufnahme habe ich länger nicht gehört. Clara Haskil würde ich auch unter die Spitzenkandidaten zählen, doch die "Begleitung" und die magere Aufnahmetechnik stehen mir da im Weg.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • dieses auch von mir geliebte Konzert (es ist mein Liebstes unter allen Mozart-Konzerten)

    Hallo, astewes,


    dazu noch ein Wort: auch für mich ist es das schönste, das lieblichste von allen Mozart-Konzerten. Es war auch kurioserweise das erste, welches ich überhaupt kennengelernt habe, mit dieser alten 25 cm-LP:


    Klavierkonzert B-Dur, Wilhelm Backhaus, Wiener Philh, Böhm - Wolfgang  Amadeus Mozart | Vinyl | Recordsale

    Wilhelm Backhaus (Klavier) mit den Wiener Philharmonikern, Dirigent: Karl Böhm (Aufnahme: 5/1955, Sofiensäle, Wien). Eine der allerersten Stereo-Produktionen von DECCA. Die Platte ist noch in meinem Bestand - später habe ich die Aufnahme auch auf CD gekauft. Auch sie zählt zu meinen bevorzugten, vielleicht, aber nicht nur, auch aus nostalgischen Gründen.


    Es gibt übrigens nur ein einziges Klavierkonzert, das ich noch höher schätze als dieses; es ist Beethovens Konzert Nr. 4, ebenfalls in B-dur. Zufall oder nicht? Dieses Stück landet bei mir öfter im CD-Player als die übrigen vier.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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