Klassik im Aufwind?

  • Liebe Forianer,


    Der letzten Ausgabe des Fono-Forum entnehme ich, daß der Verkauf von Klassik-CD s von 2003 auf 2004 um ca 15% gestiegn ist.
    Das hat nichts mit einem Umsatzplus zu tun, dies bezieht sich lediglich auf Stückzahlen.


    Dennoch - das generelle Interesse an Klassischer Musik scheint zu wachsen (wahrscheinlich ein Verdienst des Tamino-Klassikforums :baeh01::) - war auch schon höchste Zeit


    Könnt Ihr das aus Eurer Persönlichen Erfahrung bestätigen - bzw widerlegen.


    Immerhin wagen einige Label wieder größere Projekte von Neuaufnahmen und bauen "Stars" auf.


    Das ist aber auch notwendig - die letzten 20 Jahre wurde diese Aufgabe der Schallplattenkonzern sträflich vernachlässigt.



    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das sind nur die vom Forum angeregten Mehreinkäufe der Taminos und Taminas. Ein selbstverstärkender Prozess, wie eine Kernreaktion. Bald explodierten die CD-Regale. :D


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Zitat

    Original von Richard
    5 der 15% gehen auf meine Kappe :D


    Nur? :D :D :D :D :baeh01: :baeh01:

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Salut,


    zunächst glaube ich, dass es wichtig ist, dass junge Menschen aufgebaut - nicht verheizt - werden. Dies mal so ganz für sich betrachtet. Ganz nebenbei wird sich der Effekt einstellen, dass ich auch manch Gleichaltrige/r davon angesprochen fühlt und zur Klassik-CD greift.


    Ich glaube allerdings nicht, dass dies im großen Stil die Runde machen wird.


    Das Gute ist: Wir haben [zumindest in D] eine ständig wachsende Zahl an Rentnern mit einigermassen großen finanziellen "Überhängen". Gibt es statistische Untersuchungen, die etwas über das Alter der Klassik-Klientel aussagen? Ich könnte mir vorstellen, dass ein Großteil der Käufer zu diesen Rentnern gehört, die nun - ENDLICH ZEIT - sich mit der Klassik beschäftigen können.


    Zudem sind auch Dumpingspreise "Schuld" daran, dass man sich mal die ein oder andere CD mehr leistet. Der Umsatz in der Branche ist wohl eher rückläufig...


    Ich kann allerdings nicht bestätigen, dass in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis das Interesse für Klassik gestiegen ist.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Zitat

    Ich kann allerdings nicht bestätigen, dass in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis das Interesse für Klassik gestiegen ist.


    Das ist bei mir nicht anders...na ja, nimmt man mal Peter aus.
    Aber ansonsten kenne ich keinen anderen in meiner Umgebung, der sich überhaupt für klassische Musik interessiert...



    Also meine käufe haben sich zwar erhöht, aber war ja klar...von 0 auf 2-3 im Monat :D
    Ist ja nicht allzu schwer!
    Aber ich würde mir liebend gerne noch mehr holen...da gibt es so viel... ;( :(...na ja.


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo!
    Inzwischen leiste ich auch immer wieder mal einen kleinen Beitrag dazu... ;)
    Mich würde mal interessieren, ob es tatsächlich jemanden gibt, der, nachdem er Mitglied hier im Forum wurde, weniger oder auch gleichviel Klassik-CDs gekauft hat als vorher...
    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hm, Pius, schwer zu beantworten...


    Ich habe kein bestimmtes Kontingent, das ich mir pro Quartal/Monat/Woche/Tag kaufen "muß", sondern ich kaufe mir dann eine oder mehrere CD(s), wenn ich durch den Kauf eine Bereicherung meiner Sammlung erfahre.


    Sicherlich bekomme ich den einen oder anderen Tip hier im Forum, wenn es interessante Aufnahmen günstiger gibt (z.B. Liebestrank oder Bruckners 8. mit Karajan), aber daß sich seit Forumsgründung meine Sammlung stärker erweitert hätte als vorher, kann ich nicht behaupten. Im Gegenteil, wenn ich 21x Beethovens 9. oder 17x Bruckners 9. im Regal stehen habe, dann wird es immer schwieriger für mich, eine Aufnahme zu finden, die mir außergewöhnliche Höreindrücke beschert.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Pius
    Hallo!
    Inzwischen leiste ich auch immer wieder mal einen kleinen Beitrag dazu... ;)
    Mich würde mal interessieren, ob es tatsächlich jemanden gibt, der, nachdem er Mitglied hier im Forum wurde, weniger oder auch gleichviel Klassik-CDs gekauft hat als vorher...
    Viele Grüße,
    Pius.


    Ich bin zwar noch nicht lange dabei, glaube aber schon behaupten zu können das ich immer noch nur dann CDs kaufe wenn ich sie brauche, fürs Kaufen "nur zum Vergnügen" reicht mein Börserl leider nicht aus ;(

  • Hallo liebe Forianer,


    Ich denke, in Deutschland geht der Trend wieder in sogenannte "Nischen-Sparten" im Allgemeinen. In den Top 40 der U-Musik z.B. ist neben Teenie-Bands und Hip Hop wieder sehr viel deutschsprachige (handgemachte) Musik vertreten, daneben aber auch Jazz/Swing-Pop von Michael Bublé - was vor 3 Jahren noch nicht der Fall war. Bei dieser Entwicklung denke ich, daß einige auch wieder zur Klassik finden.


    Man mag die Marketing-Maschine einer Anna Netrebko verteufeln, aber sie erreicht damit eine neue Zielgruppe, teilweise auch eine "MTV Generation", die das bald vielleicht ebenfalls als "hip" oder "cool" findet.


    Viele Grüße,
    Susanne

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  • Zitat

    Man mag die Marketing-Maschine einer Anna Netrebko verteufeln, aber sie erreicht damit eine neue Zielgruppe, teilweise auch eine "MTV Generation", die das bald vielleicht ebenfalls als "hip" oder "cool" findet

    .


    Ob DAAAS so anstrebenwert wäre ?
    De facto wäre das aus meiner Sicht eine Zerstörung der Klassikszene von innen heraus, wie en Wurm, der den Apfel auffrisst, was man aber sehr lang an der Schale nicht erkennen kann.


    Es gibt eine Lobby, die einfach ALLES vermarkten will, die macht vor nichts halt !!


    Qualität ? Nie Gehört?
    Kultur ? Uninteressant?
    Bildung ? nur soweit sie vermarktbar ist


    Aber die "Klassikszene" hat sich da als erstaunlich resistent erwiesen.
    Erstaunlicherweise auch in den USA wo in den einschlägigen Foren Tonaufnahmen aus den 30er und 40er Jahren als Referenz empfohlen werden. Soweit möchte ich persönlich nicht gehen - aber in einem "goldenen Zeitalter" der "klassischen Musik" leben wir derzeit wirklich nicht gerade. Was derzeit NEU auf dem Markt kommt, kann man mit einigem Wohlwollen bestenfalls als "Standard" oder "Mittelmaß" bezeichnen, "Sternstunden" wie einst, gibt es momentan nicht, oder kaum. Zudem sind die meisten Neuaufnahmen Livemitschnitte, etwas, das man früher als zweit- oder drittrangig eingestuft hat, konnte man doch den Klang nie so hinbiegen wie man wollte.


    Klassik ist überragend, einzigartig, erhaben etc, aber niemals "cool" oder"hip"


    LG
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Natürlich ist "hip" oder "cool" kein Ausdruck, mit dem man klassische Musik beschreiben kann, ich habe es jedoch mal mit den Augen einer "MTV Generation" gesehen.


    Ich finde es jedensfalls nicht schlimm und sogar sehr schön für die Klassik, wenn aufgrund von Marketing neue Zielgruppen erreicht werden und damit der Verkauf von Stückzahlen/CD steigt.


    Wie in vielen Bereichen läuft aber auch in der klassischen Musik ohne Marketing heute nichts mehr - es kommt natürlich auf die Form an.


    LG aus Füssen,
    Susanne

  • Zitat

    Ich finde es jedensfalls nicht schlimm und sogar sehr schön für die Klassik, wenn aufgrund von Marketing neue Zielgruppen erreicht werden und damit der Verkauf von Stückzahlen/CD steigt.


    Ja, es lebe die Statistik! :evil:


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo,


    nach langem Systemausfall nun wieder im Forum zum Abarbeiten der letzten Thread-Beiträge.


    Zu Alfreds Thread: Klassik im Aufwind ?


    Hier möchte ich mich eindeutig zu der Zielgruppe hinzurechnen, die durch das Forum inspiriert, neue
    CDs überwiegend an Mehreinkäufen tätigt.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Zitat

    Hier möchte ich mich eindeutig zu der Zielgruppe hinzurechnen, die durch das Forum inspiriert, neue
    CDs überwiegend an Mehreinkäufen tätigt.


    Salut,


    wenn Du wüsstest, was Alfred dafür kassiert... :baeh01: [gilt Alfred]


    Viel Spaß beim Aufarbeiten [ich wollte nicht mit Dir tauschen...]


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Original von Ulli


    Ja, es lebe die Statistik! :evil:


    ________________________________________________________

    Ihr möget mir alle verzeihen :jubel::jubel::jubel::jubel:
    Aber meine Fortbildung in Richtung Musik/Kulturmanagement geht wohl gerade ein bisserl mit mir durch....


    LG aus Füssen,
    Susanne


    PS: Natürlich hat das Tamino-Klassikforum auch auf meinen CD-Kauf Einfluß genommen. Bevor ich mir eine CD kaufe, schaue ich mir erstmal Rezensionen - soweit vorhanden - im Forum an :lips:

  • Hallo,


    wenn die Klassik wirklich wieder im Aufwind ist, würde ich mir wünschen, dass auch öffentlich wieder mehr für den Konsumenten getan wird.
    So lechze ich hier in heimischen Gefilden nach einem anständigen Sender im Radio, der nicht nur Häppchen präsentiert und wo die Musik mal mehr als 50 % des Sendeumfangs ausmacht.


    Oder dass man wieder ein breiteres Angebot an CDs in Kaufhäusern etc. findet, wo man noch richtig stöbern kann. Oder dass spezielle Plattenläden wieder öffnen, die konjunkturbedingt schließen mussten.
    Vielleicht sogar, dass man in Geschäften, wo man es nie vermutet (Drogerien, Tankstellen etc.) Naxos-Türme aufgebaut werden, wie es ja wohl schon in den entlegensten Regionen der Erde der Fall sein dürfte.


    Vielleicht sieht es ja in anderen Teilen des deutschsprachigen Raumes nicht ganz so negativ aus, aber hier oben macht sich das schon eindeutig bemerkbar, dass an Kultur und somit auch an klassischer Musik immens gespart wird.



    Gruß, Peter.

  • ...in Ergänzung...


    ich vermisse die öffentlichen Nachtmusiken, wie sie im 18./19. JH in Parks und bei Festivitäten gegeben wurden... ;(


    bc
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich kann das insofern bestätigen, als dass sich eine Klassenkollegin von mir mittlerweile schon zwei klassische CDs gekauft hat (eine davon "Sempre libera" von der Netrebko, die sie mir dann auch geborgt hat). Allerdings missioniere ich schon seit sechs Jahren! :D


    Tatsächlich glaube ich aber nicht, dass so viel neues Publikum gewonnen werden konnte. Da ist Ullis Theorie von den PensionistInnen weitaus wahrscheinlicher.


    Ich kenne übrigens an meiner Schule doch ein paar Leute in meinem Alter, die sich auch sehr für Klassik interessieren, also ich kann nicht behaupten, dass in meinem Umfeld lauter "Kunstbanausen" seien...

  • Ich glaube, viel hängt damit zusammen, ob und wie jungen Leuten der Zugang zu klassischer Musik vermittelt wird - und wenn ich mir die Situation in Deutschland in puncto "Musikunterricht" ansehe, ist es in den letzten Jahren noch verheerender geworden, als es zu meiner vor nunmehr 15 Jahren beendeten Schulzeit schon war X(
    Wenn Unterricht ausfällt oder gekürzt wird, ist zuallererst der Musikuntericht dran - gibt ja auch kaum noch Musiklehrer...
    Und "Musik" - was ist das schon in der heutigen Zeit??? Mathe, Naturwissenschaften und Fremdsprachen - das zählt doch mittlerweile nur noch - wer hat denn was von geregeltem Musikunterricht? Dieser"Kosten-Nutzen-Gedanke" hat viel kaputt gemacht in den letzten Jahren - denn wie oben beschrieben denken halt viele Verantwortliche in der Bildungspolitik, leider!
    Alles, was man nicht direkt messen kann, ist daher in der Schule nicht mehr notwendig - PISA lässt grüßen...
    Und dann wundert man sich über wachsendes Desinteresse und Unwissenheit in künstlerisch-philosophischen Bereichen, von wegen "Bildungsbürgertum"


    Es hat halt auch viel mit der Öffentlichkeit zu tun - Konzerte mit klassischer Musik haben weniger "Presse", es sei denn, ein großes "Event" mit weltberühmten Namen in irgendeiner Arena steht an...
    In Köln gibt es z. B. eine ganze Anzahl guter und großer Chöre, die zusammen eine gemeinsame Chorkonzert-Reihe mit Abo-Konzerten in der Kölner Philharmonie gestalten. Trotzdem wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, das nötige Publikum zu gewinnen, bzw. überhaupt erst zu erreichen - für die lokale Presse sind solche Konzerte uninteressant bis Randnotizen... an wen sollte man sich noch wenden?
    Es ist ein zunehmend schwieriger Sektor, in dem man sich mit der Planung und Durchführung solcher Konzerte bewegt: "Carmina burana" und Mozart- sowie Verdi-Requiem geht natürlich immer (noch), aber wir sind z. B. in 2004 mit 2 Konzerten zum "Dvorak-Jahr" (Stabat mater und Requiem) schon an deutlich mangelndem Publikumsinteresse fast gescheitert - die Leute kennen die Werke, ja den Komponisten nicht und sind dann noch weniger motiviert als sonst schon, sich auf etwas Unbekanntes einzulassen - "keine Experimente" :(
    Wie man in dem Rahmen mal wirklich Ausgefallenes darbieten soll (z. B. war für dieses Jahr ursprünglich einmal Brittens "War Requiem" in Planung), weiß ich auch nicht - leider!
    Deswegen sehe ich "Klassik im Aufschwung" (noch) nicht bestätigt, aber die Hoffnung stirbt zuletzt :yes:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

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  • Nebenbei: ich bemerke, dass immer mehr Einkaufszentren eine sogenannte "Klassik-Abteilung" haben. Nun gut, da stehen viele CDs mit André Rieu und Helmut Lotti, aber da gibt es auch ganz interessante Entdeckungen.


    So habe ich in unserem Edeka die Harnoncourt-Aufnahme der 9. von Dvorak zwischen James Last und Klassik zum Kuscheln entdeckt und für ca. 6 Euro erstanden. Ist das nichts? Der nächste anständige Plattenladen ist 80 km von hier entfernt.


    Die Drogerikette "Rossmann" verkloppt seit eniger Zeit die Brilliant-Classik-Boxen für noch weniger Geld als sowieso schon.


    Also, wenn sogar Edeka und Rossmann Prokofievs Violinsonaten verkaufen, dann muss an dem Klassik-Aufwind doch wirklich etwas dran ein, oder?


    Mit freundlichen Grüßen von der Nordseeküste, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo,


    ich sehe den Aufwind eher daran daß die Majors endlich wieder Neuaufnahmen produzieren, die Independient Labels schöne Kataloge drucken. So kommen beispielsweise derzeit Aufnahmen von Mozarts Violinkonzerten auf den Markt - von 3 verschiedenen Firmen !!!


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    ich habe den Verdacht, dass Klassische Musik über das Internet nicht so einfach zu erreichen ist, wie U-Musik. Es reicht oft auf die Seite einer Band zu gehen und schon kann man sich ihr neuestes Album anhören. Jedoch der große Vorteil bei der Klassik ist, dass die Werke meistens nicht von den Interpreten komponiert, sondern um vieles älter sind, also macht es auch keinen sinn, nach der Website von Beethoven zu suchen und sich seine "neuesten" Sinfonien anzuhören :wacky:


    Dadurch gewinnt natürlich der Klassikmarkt. Man kommt einfach nicht so leicht an klassische Musik übers Internet, da muss man sich schon eine CD kaufen. Zudem glaube ich, dass so neue "Superstars" wie Anna Netrebko, oder Rolando Villazon die Verkäufe erheblich steigern.


    Ich glaube nicht, dass eine Art "Rückkehr" zur Klassik von der breiten masse zu erwarten ist. Vielmehr ist es so, dass die Klassik einfach nur populär gemacht wird, zum Beispiel mit einer Heavy Metal Band, die auf E-Celli spielt. Das macht zwar das Cello populär, aber nicht seine Musik. Eigentlich ist diese Entwicklung der Klassik in Richtung U-Musik sehr zu bedauern und eigentlich auch der Klassik CD-Verkauf, denn er steigt nur, weil es jetzt auch klassische "Superstars" gibt. Aber es liegt sicher auch daran, dass ich letzlich in einer renomierten Supermarkt-Kette Beethovens 9. Symphonie mit Karajan und den Berlinern gesehen habe und mich wirklich frage: Ist das wirklich für Kenner?


    mfg
    Renua

    Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann...
    Das Gegenteil ist schon schwieriger. (K. Tucholsky)

  • Zitat

    Original von Renua
    Eigentlich ist diese Entwicklung der Klassik in Richtung U-Musik sehr zu bedauern und eigentlich auch der Klassik CD-Verkauf, denn er steigt nur, weil es jetzt auch klassische "Superstars" gibt.


    Hi,


    sogenannte Superstars gab es schon immer. Man bedenke die gefeierten und vergötterten Castraten und anderen Goldkehlchen, diverse Teufelsgeiger usw. - und jeder heutige klassische Superstar als Interpret hat auch mittlerweile eine eigene Webpage und für verschiedene Komponisten wurde posthum eine solche angelegt, sogar F. X. Süßmayr hat eine!


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich denke man muss vieles einfach neu überdenken.


    Dieses alte Schema hat sich einfach überlebt:


    vorne die Musiker in schwarzen Anzügen
    und das Publikum, in Abendgarderobe dass schweigend und andächtig der Musik lauscht.
    Wer nur etwas schwer atmet - von Husten will ich gar nicht erst reden - wird mit dem "Blick des Todes" bestraft.
    In der Pause wird Sekt geschlürft und das eigene Wissen (eigentlich das Ego) breitgetreten, das eigentlich niemanden interessiert.



    soetwas ist öde und langweilig und das ist es was die Menschen fliehen - nicht die Musik.



    Ich würde sogar behaupten, dass man Musik aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert damit tötet!


    Musik sollte so aufgeführt werden, so inszeniert werden wie es für sie gedacht war.
    In so vielen Fällen kann man das ja noch belegen.


    Warum keine Tafelmusiken zur Tafel spielen ?
    Weshalb keine Pferdeballette aufführen.
    Warum keine Tanzmusik zum Tanzen spielen ?
    etc.
    Die Musik muss wieder die Aufgabe erfüllen für die sie gedacht war.
    Sie aus ihrer Bestimmung herauszureißen und sie in die Konzertsituation zu zwängen ist meiner Meinung nach falsch.
    Und ich bin der festen Überzeugung, dass erst durch die richtigen Inszenierungen der Funke wirklich überspringt.
    Jedenfalls ist das der Ansatz und das Konzept nachdem ich arbeit und ich bin davon absolut überzeugt :yes: (und damit auch nicht mehr alleine :D )


    Damit kann man selbst völlig unbekannte Werke für die breite Masse interessant machen und viele Menschen für "klassische Musik" begeistern.


    :hello:

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  • Und Haydn-Symphonien werden dann von einem Orchester gespielt, das sich die Noten gerade das erste Mal anschaut, ist aber auch gar nicht so schlimm, denn die Zuhörer sind ja eh eher zur gepflegten Konversation gekommen als zum Musik hören?
    Ist es denn wirklich so erstrebenswert, dass die Musik wieder in die Rolle des nebenbei berieseln lassens zurückgedrängt wird, aus der sie sich ab ca. 1800 emanzipiert hat?



    Gruß,
    Spradow.

  • Hm,


    ich wüsste nicht, daß man sich <1800 während der Sinfonien [Akademien] großartig unterhalten hat... jedenfalls nicht mehr oder weniger als heute ;)


    Mir jedenfalls würde es durchaus zusagen, wenn zwischen den Sätzen oder auch während der Musik mal wieder unausweichliche Gefallensbekundungen zum Vorschein kämen - so, wie dies Mozart bei der UA seiner "Pariser" Sinfonie erlebt hat und wie dies täglich bei Rock-/Pop-Konzerten stattfindet. Dadurch erst wird die Musik lebendig! Auch gegen "da capo!"-Rufe ist doch nichts einzuwenden?


    Haydn hat sich gewünscht, daß seine Sinfonien vor der Aufführung "wenigstens zweimal durchgespielt" werden [Zitat nur sinngemäß]. Da hat er natürlich Recht - und auch Mozart bangte vor der Aufführung seiner "Pariser" begründet. Aber die Aufführung selbst hat er dann doch sehr gelobt.


    Die heutige sogenannte Selbstdisziplin des Publikums finde ich eigentlich eher störend - mit der Folge, daß auch Huster natürlich sofort auffallen. Und eben auch abschreckend, vorwiegend wohl auch für junges Publikum.


    Aber solange noch kein Fußballspiel wegen einer Opernübertragung abgesagt wird, müßen wir eben elitär bleiben. :baby:


    :hello:


    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    ich wüsste nicht, daß man sich <1800 während der Sinfonien [Akademien] großartig unterhalten hat... jedenfalls nicht mehr oder weniger als heute ;)


    Stimmt, schlummern war auch drin. ;)
    Allerdings wurden Sinfoniekonzerte zu Haydns Zeiten doch meist in Sälen durchgeführt, die höchstens am Rand Sitzplätze hatten, oder nicht? Die meisten Leute standen dann in Gruppen rum und haben sich unterhalten.
    Sonst wäre ja z.B. der "Paukenschlag" überflüssig, der die "Zuhörer" mal wieder auf die Musik aufmerksam macht. :)



    Gruß,
    Spradow.

  • Zitat

    Original von Spradow
    Sonst wäre ja z.B. der "Paukenschlag" überflüssig, der die "Zuhörer" mal wieder auf die Musik aufmerksam macht. :)


    Den brauchts aber heute auch noch... :wacky:

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • komisch dass ich immer mißverstanden werde, ich muss wohl länger an meinen Sätzen feilen ?(


    Ich meinte das als Alternative zu dem bisher erlebbaren Konzertalltag, nicht dass ich etwas ersetzen möchte.
    Mir geht es um Vielfalt !
    Außerdem sprach ich eigentlich von Inszenierungen und nicht von der Rekonstruktion damaliger Kompromisse oder Katastrophen und Unzulänglichkeiten.


    Zitat

    Ist es denn wirklich so erstrebenswert, dass die Musik wieder in die Rolle des nebenbei berieseln lassens zurückgedrängt wird, aus der sie sich ab ca. 1800 emanzipiert hat?



    ich glaube das ist ein Fehlurteil, weil man es eben bisher nicht wirklich erleben konnte.
    Glaubst Du ein Lully oder Händel hätten "Berieselungsmusik" geschrieben ?
    Die hatten so ein riesen Ego, das passt nicht.


    Nein ich glaube, dass die Musik erst dadurch wirklich lebt.
    Ulli hat ja einige schöne Beispiele genannt.


    Die Opern sind da um verschiedene Gefühlswelten zu durchleben, dann soll man auch lachen oder weinen dürfen.


    Wenn ein Pferdeballett erklingt, dann will ich auch Pferde sehen.
    Was hat das mit Berieselung zu tun ?


    Ich muss ganz erhrlich sagen, so wie die Oper in einigen historischen Filmen dargestellt wird, wo sich das Publikum direkt zum Sänger "äußert" mit Jubel oder Buh-Rufen, wenn gegessen und gespielt wird - das ist doch richtiges Opernvergnügen, aber was machen wir ?
    Wir sitzen 3 Stunden lang regungslos auf unseren Plätzen.


    Nein ich will die alte Weise. Mit solchen Programmen wären auch die Häuser stets voll. (die Gäste dann aber auch :wacky: )


    Ich würde mir einfach mehr Freiheit wünschen.
    Musik ist für alle Menschen da.

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