ADAM, Adolphe: LA FILLEULE DES FÉES

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    Adolphe Adam (1803-1856)


    La filleule des fées
    Das Patenkind der Feen - The Fairies’ God-Daughter


    Ballett in zwei Akten und einem Prolog


    Das Buch stammt von Jules-Henri Vernoy, Marquis de Saint-Georges und Jules Joseph Perrot.
    An der Komposition war Alfred de Saint-Julien beteiligt.


    Uraufführung
    am 8. Oktober 1849 an der Opéra Paris
    Choreographie: Jules Joseph Perrot
    Ausstattung: Cambon, Thierry und Desplechien
    Aufführung unter Einsatz elektrischer Beleuchtung und verschiedener Wasserspiele
    Kostüme: Lornrnier und d’Orschwiller
    Besetzung: Carlotta Grisi als Ysaure, Lucien Petipa als Prinz Hugues de Provence, Jules Joseph Perrot als Alain, Celeste Emarot als die weiße Fee, Marie Taglioni als Rosen-Fee, Louise Marquet als die Schwarze Fee


    Darsteller:
    Ysaure, das liebe Patenkind
    Die Rosen-Fee
    Die Weiße Fee
    Die Schwarze Fee
    Prinz Hugues de Provence
    Alain, Verehrer Isaurens
    Jobin, Zeremonienmeister
    Guillaume, Ysaures Vater
    Berthe, die Amme
    Ferner: Bauernburschen, Kirchendiener, ein Notar, zwei Zeugen, eine Vertraute, eine Patin. zwei Wildhüter, Dorfbewohner, Freunde, Bedienteste, noch weitere Feen, Geister und Adelige



    HANDLUNG


    PROLOG:


    Die Geschichte, die wie das Märchen von Dornröschen beginnt, spielt diesmal nicht in einem Schloss, sondern trägt sich auf dem Lande zu. Auf einen Prinzen muss das Bauernmädchen trotzdem nicht verzichten, denn Prinz Hugo wird es umwerben. Das Kind wurde gerade erst geboren, deshalb wollen wir nicht vorgreifen. Soeben wurde es getauft und wird in aller Zukunft, wenn es gerufen wird, dem Namen Ysaure lauschen. Der Prolog enthält bereits mehr erzählende Substanz, als ihm gut tut. Schreiten wir also gemächlich voran, um Wichtiges nicht zu verpassen.


    Mägde schmücken die Gute Stube eines Bauernhauses mit Feldblumen und Girlanden. Vater Wilhelm, die Franzosen nennen ihn Guillaume, denn die Handlung spielt in Frankreich, trägt das Kind in Begleitung einer Gruppe von Dorfbewohnern auf seinen Armen feierlich den Hügel herunter, auf dem die Taufkapelle steht. Offenbar ist er Witwer und ein bisschen verschroben, denn die Ballettbesucher durften bei der Taufe nicht dabei sein. Angeführt wird die Prozession von den Taufpaten und der Amme Berthe, die dem Vater das Kind abgenommen hat, weil er es an Behutsamkeit fehlen ließ. Guillaume lädt seine Freunde zum Festmahl ein. Die Mutter tritt nicht in Erscheinung. Entweder kann sie vor Erschöpfung noch nicht aufstehen oder sie ist im Kindbett verstorben. Letzteres würde die Anwesenheit einer Amme erklären, denn der Täufling muss schließlich gestillt werden. Die Gäste nehmen an der Festtafel platz. Die Mädchen unterhalten sich oder tanzen mit Jobin, dem Seneschal. Die anderen jungen Männer tanzen nicht, weil Jobin in seinem Protokoll das nicht vorgesehen hat. Höfische Etikette und traditionelle Bauernkultur gehen widerwillig eine Synthese ein.


    Plötzlich klopft es energisch an die Tür. Eine alte Frau begehrt Einlass. Sie ist hungrig und wird am unteren Ende der Tafel platziert. Es klopft schon wieder. Abermals bittet eine alte Frau um eine warme Mahlzeit, die sie auch bekommt. Der schmissig-rustikale Orchesterklang ebbt nicht ab, wenn es klopft, unbekümmert lässt das Orchester die unbedeutende Störung über sich ergehen. Das kann doch nicht wahr sein, es klopft schon wieder und abermals steht eine alte Frau vor der Tür, die um Gastfreundschaft bettelt. Jobin hat seinen guten Tag und sie darf hereinkommen. Jobin benutzt immer seine Finger, wenn er zählen muss, ohne sie könnte er nicht bis zehn zählen. Heute ist er besonders gefordert, denn es sitzen dreizehn Leute an der Tafel. Eine Person muss verschwinden. Dreizehn ist eine Unglückszahl und wer zuletzt kommt, geht zuerst und zwar sofort. Da die Alte freiwillig den Platz an der Tafel nicht verlassen, sondern ihren Teller leer essen und auch auf den Nachtisch nicht verzichten will, befördert der Herr der Etikette mit einem Fußtritt die Alte gewaltsam vor die Tür. Besser wäre es gewesen, zu warten, bis eine vierzehnte Person klopft, um die Unglückszahl wegzuwischen. Aber so weit hat Jobin nicht gedacht und der Rabiate wird schon noch sehen, was er in seiner Brutalität angerichtet hat. Jedenfalls, an Etikette hat er es fehlen lassen. Auf die Gesundheit des Kindes wird kräftig gebechert und am späten Abend ist das Fest zu Ende.


    Guillaume küsst das Kind und legt es in die Wiege. Die beiden alten Frauen dürfen über Nacht bleiben und sich am Kamin wärmen. Mit dem Fuß schaukelt die Amme die Wiege, bis das Kind schläft und sie selbst auch eingeschlafen ist. Die beiden alten Frauen, sind natürlich nicht das, was der Augenschein wahrnimmt, sondern kommen aus dem Feenreich. Sie treten nacheinander an die Wiege und jetzt wird das Neugeborenen beschenkt. Die weiße Lilie, die sie auf die geklöppelte Handarbeit legt, bedeutet, dass das Kind ein Leben lang vornehme Blässe zur Schau stellen wird. Den Kontrast bietet die rote Rose, welche die Blässe wieder aufhebt, um neben adeliger Zurückhaltung wonnigen Liebreiz zu signalisieren. Weitere Gesellschaft aus dem Feenreich ist hinzugekommen und versprechen, auf das Kind aufzupassen. Ausgelassen tanzen sie um die Wiege herum. Auch wenn die Beflügelten Unglück nicht verhindern können, besteht doch die Möglichkeit, die Quelle möglichen Übels festzustellen.


    Übel ist bereits im Anzug. Diesmal wählt die böse Dreizehn nicht die Haustür, sondern den Weg durch den Kamin, um das Kinderzimmer zu betreten. Sie hat sich in ein schwarzes Gewand gehüllt, damit die Lilien-Fee nicht erkennen soll, dass sie total verrußt ist. Über der Wiege bildet sich eine schwarze Wolke und das Kind fängt an, zu husten. Ein Geschenk hat sie nicht dabei, angemessen wären schwarze Orchideen, aber der Blumenladen ist nachts geschlossen und so soll die Kleine ihr Geschenk erst an ihrem fünfzehnten Geburtstag bekommen. Alle sind erschrocken. Welche Teufelei führt die Alte im Schilde? Beim Verlassen der Wohnung nimmt sie wieder den Weg durch den Kamin. Dazu muss man schlank sein wie ein Schornsteinfeger. Neiderfüllt schaut die Lilien-Fee ihr nach, denn die Fee, welche für die weiße Farbe steht, isst gern süße Sachen, am liebsten Sahnetorte. Ein wenig pummelig ist sie geworden, sie hat mehr Gewicht, als der Ballettmeister ihr zugestehen will. Zartgliedrige Tänzer können sie nicht mehr heben und schon gar nicht werfen. Erst neulich ist ein Sylph unter ihrem Gewicht zusammengebrochen.


    Erster Akt


    ERSTE SZENE


    Ysaure ist fünfzehn geworden, bewohnt in idyllischer Landschaft ein winziges Häuschen neben einer Quelle. Im Hintergrund sieht man die Ritterburg von Prinz Hugues de Provence. Die Dorfbewohner treffen Vorbereitungen für das Frühlingsfest und üben sich in Spiel und Tanz. Alain ist in das Geburtstagskind verliebt, will nur sie und verschmäht alle anderen. Da er ein hübscher Junge ist und sich etwas darauf einbildet, weist er die Annäherungsversuche der Dorfmädchen von minderer Qualität zurück. Doch Ysaure kennt ihren Stellenwert ebenfalls und gibt Alain zunächst erst einmal einen Korb. Sie will es mit ihm aber nicht verderben und man einigt sich, dass man Freundschaft füreinander empfindet. Berthe will ihre Schutzbefohlene für das Frühlingsfest herausputzen und verschwindet mit ihr im Häuschen. Alain ist über die Absage, die er von Ysaure erhalten hat, betrübt. Zurückweisung tut weh, selbst hat er fleißig davon Gebrauch gemacht, ohne sich etwas dabei zu denken. Plötzlich steht ihm eine alte Frau gegenüber, die ihn nach der Ursache seiner Traurigkeit befragt. Im Tausch gegen einen Kuss, verspricht sie ihm Glück. Nachdem er sich überwunden und ihr den Gefallen getan hat, verwandelt die Geküsste sich in eine attraktive Fee. Der Ballettbesucher erkennt sie als die Schwarze Fee wieder. Eigentlich ist sie gar nicht grundsätzlich böse, sondern nur verärgert, weil der Seneschal nicht freundlich zu ihr war. Die schwarze Farbe ist in der Meinungsbildung der Landbevölkerung negativ belegt, man spricht vom Schwarzen Peter, von Schwarzmarktpreisen, von Schwarzmalerei und von schwarzen Schafen. Um ihrem Ruf durch das Tragen nachtschwarzer Kleidung keinen weiteren Schaden zuzufügen, wäre die ungerecht Behandelte gut beraten, eine dicke Bernsteinkette tragen, um mit der Farbe gelb positive Effekte zu erzielen. Der pompöse Schmuck würde natürlich auch bald schwarz sein, wenn die Unbedachte von ihrer Angewohnheit nicht ablässt, menschliche Wohnungen durch den Schornstein zu betreten.


    Ein junger Jägersmann ist müde von der Jagd, setzt sich auf einen Baumstumpf, um sich ein bisschen auszuruhen. Schon stehen zwei alte Frauen neben ihm und betteln um eine milde Gabe. Nachdem sie ein paar Goldstücke erhalten haben, zeigen sich die Damen erkenntlich und weissagen ihm, dass er sich schon bald verlieben wird. Das Mädchen befinde sich im Häuschen gegenüber und wird gerade angekleidet. Von Urinstinkten geleitet, will der Jägersmann sogleich zu ihr. Die beiden Frauen – es sind die Rosen-Fee und die Dicke mit der Lilie - schwingen ihren Zauberstab und schon werden die Wände der Bretterbude durchsichtig. Doch es gelingt dem Jäger nicht, sich wie ein Jagdhund auf seine Beute zu stürzen, denn die Schwarze Fee ist mit ihrem Zauberstab zur Stelle und macht die Wände wieder dicht, um der Unmoral zu wehren. So leicht lässt der Blaublütige sich nicht austrixen. Er klopft an die Tür, doch niemand fordert ihn auf einzutreten, denn die Schwarze Fee, die Alain als Liebeskandidaten favorisiert hat, bewirkt durch ihren Zauber, dass das Klopfen nicht gehört wird. Von innen ist die Tür verriegelt, sonst wäre der Zudringliche ohne anzuklopfen eingetreten. Es wäre doch gelacht, wenn es ihm nicht gelingen würde, das kleine Mädchen vor dem Spiegel zu überraschen. Er bläst ins Jagdhorn und seine Spießgesellen sind bald zur Stelle. Einen Baumstamm benutzen sie als Rammbock, um die Tür aufzubrechen. Doch die schwarze Fee lässt den Gewaltakt nicht zu, die Hütte wird per Magie auf den benachbarten Hügel versetzt. Der Waidmann, es ist Hugues de Provence – der Ballettbesucher hat es längst erraten – fühlt sich genarrt, doch die beiden Feen beruhigen ihn und mahnen zur Geduld.


    Ysaure und Berthe haben nun einen kleinen Fußweg vor sich, um sich in den Kreis der Mädchen zu begeben, die von Jobin angeführt werden. Alain ist grenzenlos überrascht, dass die Hütte des geliebten Mädchens nicht mehr am alten Platz steht, tippt aber richtig, dass seine Gönnerin ihre Hände und ihren Zauberstab im Spiel hat. Die rivalisierenden Feen möchten mit ihrer Zauberkunst nicht ins Hintertreffen geraten und genau in dem Moment, als Jobin Ysaure zur Maienkönigin krönen will, wird er kurzerhand ausgetauscht und Hugues de Provence steht an seinem Platz, um den Krönungsakt vorzunehmen. Seine Jäger blasen ins Jagdhorn und Ysaure bekommt vor Ergriffenheit ganz rote Bäckchen. Ein kluger Schachzug, Alain für sich einzunehmen, denn Hugues fordert ihn auf, mit Ysaure einen Pas de deux zu tanzen. Man tanzt bis in die Nacht hinein. Genau wie die anderen, ist Hugues fröhlich und am Abend geht es bei Fackelschein zurück zu seiner Burg. Der Prinz versucht, mit Ysaure ein Stelldichein zu vereinbaren, doch Alain fährt energisch dazwischen, greift sein Mädchen beim Arm und zieht es mit sich fort. Es ist die Spezialität aller drei Feen, mit ihrem Zauberstab Menschen mit oder gegen ihren Willen an einen anderen Ort zu versetzen. Die Jagdgesellschaft sucht nach dem Prinzen, aber dieser hat sich in Ysaures Schlafzimmer versteckt, wohin die weiße und die rote Fee ihn beordert haben.


    ZWEITE SZENE


    Ysaure träumt von ihrer Liebe, Alain ist sich jedoch nicht sicher, dass er das Objekt ihrer Sehnsucht ist, obwohl die schwarze Fee es ihm versprochen hat. Erneut versucht er sein Glück bei seiner Angebeteten mit einem Blumenstrauß, doch Ysaure gibt ihm wieder Saures. Niedergeschlagen zerpflückt er das Bouquet und reißt die Blumenköpfe von ihrem Stängel. Der Junge tut ihr leid und die Launische erklärt, einen anderen Strauß zu akzeptieren.


    Jetzt kommt der Prinz hinter dem Vorhang hervor und zelebriert, was er in den Ritterromanen gelesen hat. Er kniet vor Ysaure nieder und bittet sie um ihre Hand zum ehelichen Bunde. Da ihr besseres, als einen Prinzen von Geblüt mit all seinen Gütern zu ehelichen, nicht passieren kann, willigt sie ohne sich zu zieren ein. Alain soll sich zum Teufel scheren und sie berichtet Berthe was sich zugetragen hat. Ihre schäbige Geraderobe bereitet ihr Kopfzerbrechen, doch wozu hat man zwei Feen als beste Freundinnen? Das Dirndel verwandelt sich in ein Hochzeitskleid. Hochhackige Schuhe und Juwelen am Hals, an den Handgelenken und am Ohrläppchen gibt es gratis dazu. Sie betrachtet sich im Spiegel, der urplötzlich auf Riesengröße anwächst. Feenmusik erklingt im Raum, der sich in einen prächtigen Saal verwandelt hat. Es dominieren die Farben weiß und goldgelb, die Kristalllüster kommen bestimmt aus Böhmen.


    Trompeten erschallen und Ysaure schickt sich an, dem Prinzen die Tür zu öffnen. Doch es ist nicht der Prinz, der eintritt, sondern die Schwarze Fee. Das versprochene Geschenk zu ihrem fünfzehnten Geburtstag möchte sie abliefern, sagt sie der tödlich Erschrockenen mit einem honigsüßen Lächeln. Die Weiße Fee und die Rosen-Fee eilen hilfreich herbei, können den tückischen Zauberspruch aber nicht abwenden. Was nützen schöne Kleider, wenn das Gesicht damit nicht harmoniert. Die schwarze Fee bewerkstelligt Ysaurens Aussehen so schön zu gestalten, dass jeder Mann, der zu ihr in Minne verfallen ist, den Verstand verlieren muss. Das ist zuviel des Guten. Die Freundinnen sind ratlos und wissen nicht, wie man den Zauber in ihrer Wirkung herabsetzen kann, ohne dass Kind völlig zu verunstalten. Adolphe Adam legt sich mächtig ins Zeug und widerlegt, dass er nicht nur schmissig-rustikale Walzer und Märsche komponieren kann, sondern hochdramatischen Szenen durchaus gewachsen ist. Er lässt das Orchester in seiner ganzen Fülle zur Höchstform auflaufen, um sein Publikum an der Erregung der handelnden Personen emotional zu beteiligen.


    Erneut erklingen Fanfaren und die Herolde des Prinzen treten auf. Ysaure flüchtet sich angsterfüllt in ein anderes Zimmer. Der Prinz kommt herein, doch weder Berthe noch die Feen wollen ihm sagen, wo die Gesuchte zu finden ist. Verschaukeln lässt der Prinz sich nicht und befiehlt seinen Begleitern, nach ihr zu suchen. Nach kurzer Zeit wird sie hereingeführt, doch Ysaure hält sich die Hände vor das Gesicht. Vorsichtig versucht der Prinz, die Hände wegzuziehen. Sie wendet den Kopf zur Seite und sieht Alain, der mit einem frischgepflückten Blumenstrauß zurück gekommen ist. Als er sie erblickt, verliert er den Verstand. Die Erschütterte erkennt die Wirkung des verhängnisvollen Geschenks und versucht, fortzulaufen. Alain hält den Prinzen, der ihr folgen möchte, gewaltsam zurück. Zweikampfgeübt, kann dieser den Jüngling jedoch beiseite stoßen. Bevor es jedoch so weit ist, die Widerspenstige in seine Arme schließen, ist diese aus dem Fenster gesprungen. Von vielen geflügelten Wesen, welche die Patentanten in weiser Voraussicht positioniert haben, wird der Sturz abgefangen. Ysaure wird auf sanften Schwingen an einen unbekannten Ort entführt.


    Das orchestrale Zwischenspiel, dient dazu, die überbeanspruchten Nerven der Ballettbesucher mit sanftem Streicherklang zu beruhigen.


    Zweiter Akt


    DRITTE SZENE


    Ein bewaldeter Park, Springbrunnen von weißen Marmorstatuen eingesäumt, ein von Nebeldunst verhangener See im Mondschein, ist der Ort, in dem Geistwesen und Feen sich gern aufhalten. Die guten Feen warten auf Ysaure, die in einem von Schwänen gezogenen Boot sich aus dem Dunst löst. Der Ballettbesucher macht sich um das Mädchen ernsthafte Sorgen, vielleicht war der Fenstersturz gar nicht so harmlos, wie er aussah und Ysaure ist mit dem Kopf aufgeschlagen.
    Menschen sind in einem Umfeld, in dem Feen unablässig ihren Zauberstab schwingen, um die Brunnenfiguren tanzen zu lassen, normalerweise nicht anzutreffen.


    Ysaure hat Sehnsucht nach ihrem Prinzen, doch man rät ihr, ihn nicht anzuschauen, damit er das Schicksal seines Vorgängers nicht teilen muss. Sie soll doch mit Alain vorlieb nehmen, denn hier kann nicht mehr viel zerstört werden, die meiste Zeit befinde er sich im Delirium. Ihm ist es erlaubt, sie als Schatten wahrnehmen zu dürfen. Sein Leid bekümmert Ysaure sehr. Sie selbst ist zur Nymphe geworden und besitzt sogar einen eigenen Zauberstab, das Begrüßungsgeschenk der Feen. Um sie von ihrem Kummer abzulenken, tanzen die Weiße Fee und die Rosen-Fee eine Variation.


    Mit ihrem Los ist Ysaure nicht zufrieden und sie besteht darauf, ihren Prinzen zu sehen. Die Feen zeigen ihr ihn schlafend. Ysaure schwingt den Zauberstab und die Störenden verschwinden, so dass sie mit Hugues allein ist. Sie tanzt um ihn herum und streut Rosenblätter um seine Lagerstätte, damit er beim Aufwachen mitbekommt, dass ein liebendes Wesen seiner gedacht hat. Solange er die Augenlider gesenkt hält, kann nichts passieren, hebt er jedoch die Jalousien, geht es ihm wie Alain. Der Eifersüchtige ist ihr gefolgt, denn die Schwarze Fee hat ihm den Weg gewiesen. Er entwindet Ysaure den Zauberstab, um Hugues damit in die Rippen zu stoßen; er soll aufwachen und wahnsinnig werden, wie er. Voller Furcht versucht die Geliebte davonzueilen, doch was macht der wahnsinnige Spielgefährte? Er berührt sie mit dem Zauberstab und verwandelt die zur Nymphe gewordene nun in eine Statue.


    VIERTE SZENE


    Nichts bleibt so heiß, wie es gekocht wird. Die guten Feen haben Ysaure wieder lebendig gemacht und gemeinsam statten sie den Brunnengeistern einen Besuch ab. Diese residieren in der Grotte, in der die Quelle entspringt, aus der der See gespeist wird. Da Liebe bekanntlich Berge versetzt, konnten Hugues und Alain in die Grotte eindringen. Der irre Alain nimmt körperliche Anstrengungen auf sich, um den Prinz in die Richtung zu ziehen, in der Ysaure eine Rose zerpflückt. Bevor Unwiderrufliches passiert, lassen die guten Feen den Prinzen erblinden. Die Schwarze Fee ist erbost, weil die Rivalinnen ihre Pläne ständig scheitern lassen. Ysaure greift aktiv in das Geschehen ein und probiert, mit ihrem Zauberstab Hugues das Augenlicht wiederzugeben. Beim Hantieren zerbricht der Zauberstab.


    Die Schwarze Fee ist Argumenten zugänglich. Sie willigt ein, Ysaure dem Prinzen zu überlassen, wenn er - blind wie er ist - durch Betasten sein Mädchen aus den anwesenden Nymphen und Feen herausfindet. Hugues lässt sich Zeit und genießt die kostbaren Augenblicke, die das Schicksal ihm gönnt. Alain gebärdet sich weiterhin gehässig, doch Ysaure setzt alles daran, den Geliebten in ihre Richtung zu lenken. Er bekommt sie zu fassen. Nicht am Körpergewicht, sondern am Gleichklang der hämmernden Herzen hat er sie erkannt und lässt sie nicht mehr los.


    FINALE


    Die Prüfung ist bestanden. Das Patenkind der Feen darf mit ihrem Prinzen Hochzeit halten. Ein schöner Palast nebst Personal, welches die Gärten, die Fußböden, die Vorhänge und die kostbaren Möbel zu pflegen hat, ist das Hochzeitsgeschenk der Tanten aus dem Feenreich. Die Schwarze Fee stellt den Gesundheitszustand von Alain wieder her. Dieser ist so erfreut, dass er von Ysaure, die sein Unglück verursacht hatte, nun nichts mehr wissen will.


    © TAMINO - Engelbert