Lyrischer Tenor Theo Altmeyer

  • Theodor Daniel Altmeyer (* 16. März 1931 in Eschweiler, Rheinland; † 28. Juli 2007 in Hannover) war ein deutscher Sänger


    Wer kennt ihn noch?


    Theo Altmeyer begann sein Gesangsstudiums an der Musikhochschule in Köln (1953-1956) auf Empfehlung von Winfried Pesch, bei dem er häufig als Tenor bei den Wupperfelder Abendmusiken gastierte. Bereits damals wurde seine besondere Begabung als Oratoriensänger entdeckt. Der WDR engagierte ihn und es begann eine Produktionsreihe von Bach-Kantaten und geistlicher Musik. Über viele Jahre wurde er für die Hörer zum festen Bestandteil der sonntäglichen
    „Geistlichen Musik“. 1955 Preisträger beim Gesangswettbewerb der Rundfunkanstalten
    1956 wurde Altmeyer an die Städtische Oper Berlin verpflichtet, ab der
    Saison 1960/1961 war er als erster lyrischer
    Tenor am Staatstheater Hannover engagiert. Nach der Premiere seines Tamino
    in der Zauberflöte folgten alle großen Mozart-Partien. Für die Aufführungen der „Spielopern“ (Rossini, Lortzing..) kam ihm neben seiner Stimmflexibilität auch sein komödiantisches Talent zugute. In Hannover unvergessen ist sein urkomischer Albert Herring in der gleichnamigen Britten-Oper oder der Offenbach'scheOrpheus in der Unterwelt“. Eine Glanzrollewurde sein „Palestrina“ von Hans Pfitzner. In dieser Partie gastierte er auch an der Stuttgarter Staatsoper und an der Wiener
    Staatsoper
    . Als Liedersänger arbeitete er mit Sebastian Peschko und Fritz Neumeyer.

    Das Herzstück seines Schaffens blieb die geistliche Musik. Er war einer der bedeutendsten Oratoriensänger seiner Zeit. Dabei bewältigte er mit seiner ausdrucksreichen, in der Stilistik des Vortrages vorbildlichen Stimme ein Repertoire, das von mittelalterlichen Meistern bis zur Moderne reichte, und seinen Höhepunkt in der Bach-Interpretation fand. Die Bach-Passionen, Oratorien und Kantaten zu singen bedeutete für ihn auch immergleichzeitig Verkündigung des biblischen Wortes. 1974 begann er seine Lehrtätigkeit als Professor an der Musikhochschule Hannover. Zu seinen Schülern gehört Dantes Diwiak. Noch bis 1996 musizierte er mit einer international besetzten Gruppe für Alte Musik „La Morra“.

    Ich kenne ihn nur aus Bach-Kantaten, der Johannes-Passion, dem Weihnachtsoratorium und der Operngesamtaufnahme der Schwarze Peter. Leider habe ich nie Mozart mit ihm gehört. Auf You Tube gibt es ein wenig Händel mit ihm, hervorragend.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Hallo Bernward,


    schön dass du an Theo Altmeyer erinnerst.Er hatte eine sehr schöne lyrische Tenorstimme. Ich habe ihn in der 60er Jahren oft im Opernhaus Hannover gehört, u.a. als Jacquino und als David in den Meistersingern und erinnere mich auch gerne an seine Spielfreude. Als seinerzeit in Hannover der "Palastrina" auf dem Spielplan stand, sang er allerdings noch nicht die Titelrolle, sondern nur die Minipartie des Bischofs von Budoja. Dass ich mich heute noch gut daran erinnern kann, zeigt, dass er selbst einer solchen "Wurzen" Profil verleihen konnte.


    Mit geistlicher Musik konnte man ihn oft im NDR hören, und selbst heute kramt der Sender in seiner Sendung mit geistlicher Musik am Sonntagmorgen gelegentlich eine Aufnahme mit ihm heraus.


    LG


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Der Sänger Theo Altmeyer ist mir aus der Zeit bekannt, als er viel beim Westdeutschen Rundfunk sang - und da hauptsächlich im Zusammenhang mit Robert Schumann.


    Den Heinz-Hoppe-Fans ist sicher diese Aufnahme des WDR - bei einem durch den Dirigenten Mario Rossi vermitteltem Gastspiel in Venedig entstanden - bestens bekannt, hier singt Theo Altmeyer den Jüngling und das Tenor-Solo:



    Robert Schumann (1810-1856)
    Das Paradies und die Peri op. 50


    Agnes Giebel, Heinz Hoppe, Käthe Möller-Siepermann, Theo Altmeyer, Peter Witsch, Hilde Rössel-Majdan,
    Orchester des Westdeutschen Rundfunks,
    Dirigent: Mario Rossi
    Label: Line , AAD/m, 1959


    ++++++++++++++


    Düsseldorf ist als Schumannstadt natürlich schon jeher an dessen kompositorischem Werk interessiert gewesen. So entstanden in Düsseldorf etliche bahnbrechende Einspielungen von Werkes des Meisters, so z. B. auch "Der Rose Pilgerfahrt". Auch da war Theo Altmeyer dabei:



    Robert Schumann (1810-1856)
    Der Rose Pilgerfahrt op. 112

    Donath, Hamari, Altmeyer, Sotin, Fischer-Dieskau,
    Chor des Musikvereins Düsseldorf,
    Düsseldorf SO, Frühbeck de Burgos
    Label: EMI , ADD, 1974


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Wie schön, dass man sich hier auch an Theo Altmeyer erinnert ! Ich habe ihn einige Male als Solist bei unseren Chorkonzerten erlebt und auch mal eine Rundfunkaufnahme vom WDR - Bach`s Kantate zum 1. Weihnachtstag "Gloria in exelsis deo" zusammen mit Edith Mathis im Chor mitgesungen. Er hatte eine wunderschöne lyrische Tenorstimme und war hochmusikalisch, dabei zu uns Laien-Sänger sehr nett !


    Auf der Bühne hab ich ihn leider nicht gehört, kann es mir aber gut vorstellen, dass er auch dort sehr erfolgreich war.

  • Unter Gönnenwein gibt es eine ganze Reihe Bach-Oratorien mit Theo Altmeyer - zusammen mit einem Team berühmter Sänger-Persönlichkeiten:



    in gleicher Ausstattung gibt es auch noch die Matthäus-Passion (1968 ) u.a.


    Die gesammelten Werke werden bei EMI demnächst (noch vor Ostern!) in einer preiswerten Sammelbox (11 CDs) erscheinen:



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Ich kenne und schätze ihn als Interpreten geistlicher Musik im WDR der Sechziger und Siebziger, zusammen mit seinen Tenorkollegen Hans-Joachim Rotzsch (später Thomaskantor, musste sein Amt wegen Stasimitarbeit aufgeben) und Georg Jelden (der später zum Bariton "mutierte" und von dem es eine schöne Winterreise gibt).

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Liebe Musikfreunde,


    ich habe Theo Altmeyer nie in einem Konzert gehört, aber er ist mir als ein guter Tenor in vielen Aufnahmen geistlicher Werke - von Jugend auf - in bleibender Erinnerung. Eigentlich weiß ich erst durch meine Tamino-Mitgliedschaft, daß der Sänger auch Theaterrollen gesungen hat - so sehr war er bei mir in seinen geistlichen Werken präsent.


    Die von Harald eingestellte Gönnenwein-Aufnahme der Bachschen "Johannes-Passion" hatte ich auch mal im Regal, ebenso die "Matthäus-Passion". Beide Einspielungen wurden "geklaut": Ich hatte sie vor Jahren mal meinem Vater ausgeliehen, der damals in einem Seniorenstift lebte. Weil er nie seine Zimmertür abschloß und seinen kleinen Bücherschrank ebenfalls offen ließ, waren diese CD's eines Tages verschwunden. Genauso wie die "Zauberflöte" unter Böhm und die "Lustigen Weiber" von Nicolai mit Frick, Engen, Wunderlich u.a. unter Heger.


    Mein Vater hatte damals ein DIN-A-4-Blatt an die Tür geheftet, mit dem Wunsche, der Dieb "möge an der Pest krepieren" - das durfte aber nicht hängen bleiben...


    Herzliche Grüße vom

    .


    MUSIKWANDERER

  • In meinem „Unverzichtbar“-Thread habe ich heute Bachs „Weihnachtsoratorium“ unter Gerhard Schmidt-Gaden gepostet:


    Neben der musikalischen Überzeugungsarbeit durch die Solisten, den Chor,das Orchester und den Dirigenten habe ich auch noch einen persönlichen Grund, diese Einspielung heute ganz besonders zu mögen - wenn ich dazu auch etwas ausholen muss:


    Als mein Vater im Altenheim war, wünschte er sich in der Adventszeit das Werk als CD-Ausgabe. Ich zeigte ihm meine drei Aufnahmen mit Knabenchören: Thomas und die Thomaner, Flämig und die Kruzianer und Schmidt-Gaden mit den Tölzern. Da er die Leipziger Produktion von 1958 als LPs besessen hatte, schien mir das Ergebnis klar zu sein - doch seine Wahl fiel auf die Tölzer. Die für mich überraschende Wahl begründete er ganz einfach: Als gebürtiger Bayer musste er diese Aufnahme wählen. Im vorhergehenden Beitrag (Nr. 7) habe ich geschildert, daß diese CD-Box (mit anderen) gestohlen wurde.


    Und diesen Beitrag las zufällig eine außenstehende Mitleserin und bot über Alfred Schmidt an, mir diese Aufnahme zu ersetzen - wenn sie denn meine Rufnummer oder die Anschrift bekäme. Ich gab mein Einverständnis zur Herausgabe der Telefonnummer, zwar verwundert, aber auch neugierig. Einige Tage später bekam ich den Telefonanruf der Mitleserin (ein sehr schönes und berührendes Gespräch) und nochmals ein paar Tage später stand die CD-Box (wie auch die erwähnte Matthäus-Passion unter Gönnenwein) wieder in meinem Regal. Diese großzügige Helferin aus der Not war übrigens Frau Kethi Altmeyer, die Witwe von Theo Altmeyer. Diese Geschichte wollte ich allen hier Mitlesenden nicht vorenthalten.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Das ist wirklich eine sehr schöne Geschichte, lieber musikwander. Danke, dass Du uns daran teilhaben lässt. Ich bin gleich auf die Leiter gestiegen, um mein Exemplar aus dem Regal zu angeln. Da war es nicht, nicht an der Stelle, wo es hätte sein sollen und müssen. Was ist mit diesem "Weihnachtsoratorium" nur los? Es fand sich schließlich um eine ganze Etage verrutscht. Nun bin ich froh und werde es gleich hören - auch im Gedenken an Theo Altmeyer, der eine der schönsten Stimmen hatte für den Evangelisten und die Arien. Es ist soviel Licht und Glanz darin.


    Jauchzet frohlocket!


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Theo Altmeyer, der am 28. Juli 2007 starb, wurde am 16. März 1931 geboren. Hier:


    habe ich ihn in einer schönen Aufnahme der Matthäuspassion.


    Theo Altmeyer wäre heute 84 Jahre alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Theo Altmeyer wäre heute 84 Jahre alt geworden.

    Danke, Willi, für die Erinnerung an diesen großartigen lyrischen, feinsinnigen Tenor, der sich vor allem als Interpret der wichtigen Oratorien auszeichnete. Er war ein hervorragend phrasierender und stimmlich immer gut disponierter Evangelist. Leider ist er heute etwas in Vergesseheit geraten. Für seine Aufnahmen mit der GÄCHINGER KANTOREI unter HELMUTH RILLING wurde er mit hervorragenden Kritiken bedacht und erhielt auch den Kritikerstern.


    Ganz großartig finde ich ihn in seiner Mitwirkung bei der Einspielung von BACH's Kantaten BWV 140 und 148 mit den kongenialen Sängerkolleginnnen und -kollegen ELLY AMELING, JANET BAKER und HANS SOTIN in der Electrola-Einspielung mit dem SÜDDEUTSCHEN MADRIGALCHOR, dem CORSORTIUM MUSICUM unter WOLFGANG GÖNNEWEIN, dazu mit den exzellenten Instrumental-Solisten EDWARD H. TARR, Trompete, HERMANN BAUMANN, Horn, WERNER SCHULZ, Oboe, WERNER NEUHAUS, Violine, RUDOLF EWERHART, Orgel-Positiv, HANS PLÜMACHER, Violoncello, EMIL MORNEWEG, Kontrabaß und RUDOLF SEITH, Fagott. Für mich ganz klar eine Referenzaufnahme dieser Kantaten.


    Natürlich könnte man noch zahlreiche andere wunderbare Aufnahmen mit THEO ALTMEYER anführen. Doch lassen wir es einmal an dieser Stelle mit dieser Aufnahme bewenden.


    Gruß
    wok

  • Ich habe ja die Gesamtaufnahme Bach von Rilling, lieber wok, und insofern alle Aufnahmen, in denen Altmeyer mitsingt.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).