Kleines Intermezzo im Supermarkt

  • Aus den Lautsprechern erklingt leise Musik, welche die Kundschaft kauflustig stimmen soll. Eine schon etwas betagte Kundin steht am Selbstbedienungsstand, wo die Körbchen mit Erdbeeren aufgestellt sind. Einige Früchte sind schon überreif, und die Frau beginnt zu sortieren. Sie holt ein sauberes Tempotaschentuch aus ihrem Handtäschchen und entfernt aus dem gewählten Körbchen alles, was schon ein bisschen matschig oder mutmaßlich von Schneckenfraß befallen war. Die Lücken werden aus einem anderen Körbchen mit Trockenware nachgefüllt und die neu entstandenen Leerräume mit dem Matsch vom Taschentuch wieder verschlossen.


    Ich stehe hinter einem Pfeiler und beobachte, wie lange die Prozedur wohl anhalten wird, ohne dass von befugter Seite Protest kommt. Auf einmal ist es so weit. Ein Kaufhausmoderator erscheint im weißen Kittel und rügt die alte Dame energisch: „ Gute Frau!“ sagt er. „Sie dürfen sich gern ein anderes Körbchen nehmen, aber Umpacken – das geht bei uns leider nicht!“

  • Wie schön - unser Engelbert, sonst ein Meister im Florett des Wortes, schildert alltägliches so menschlich empfindsam und wird fast gefühlig in der Wortwahl. Ein Weihnachtswunder oder ein vorgezogener guter Vorsatz für das neue Jahr?
    Ich jedenfalls finde diese Seite Deiner Persönlichkeit, die ich bisher so nicht kannte, bereichernd. Der Beitrag hat mich Dir näher gebracht.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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    Lieber Operus,


    ich danke Dir für Deine freundlichen Worte!


    Vorsätze und Pläne für das neue Jahr wird es viele geben, aber ich unterscheide nicht nach guten und bösen Aktivitäten, weil Reaktionen meistens der Situation angepasst werden müssen, die sich plötzlich auftut. Auf Missgunst treffe ich immer wieder und bin dann genötigt, mich zur Wehr zu setzen, woraus ein schiefes Bild von Person und Charakter entsteht. Die Meinung der Menschen, die sich kritiklos beeinflussen lassen, ist mir egal - ich gehe wie Alfred immer meinen Weg und bin nicht Sklave meiner Prinzipien.


    Ich kenne die Koordinaten, welche die Astrologie mit zuweist, (Venus und Merkur im Sextil und den Pluto im 12. Haus) und in diesem Radius bewege ich mich. Ich weiß wo ich Erfolg haben werde und wo ich scheitern muss.


    Von christlicher Tradition halte ich gar nichts. Meine Wurzeln liegen in der Symbolsprache des Nordens und nicht im Wüstensand.
    Historisch betrachtet wurde der Bevölkerung unserer Breiten das Christentum mit Gewalt aufgezwungen, feiner ausgedrückt: wir wurden missioniert. Auseinandersetzung zwischen Karl dem Großen und Herzog Widukind bilden den Kern. Es wird Zeit Auferzwungenes abzuschütteln und die Werte unserer Vorgahren neu zu definieren und zu kultivieren.


    Einen besinnlichen Jahreswechsel wünschr Dir und Deiner Familie
    Engelbert