Die berühmte Stimme: Mady Mesplé

  • Hallo!


    Mady Mesplé ist für mich die legitime Nachfolgerin von Mado Robin. Der franz. Koloratursopran wurde 7.3.1931 in Toulouse geboren. Sie studierte am Konservatorium in Toulouse und debutierte 1953 in Liège. 3 Jahre später wurde sie Mitglied der beiden Pariser Bühnen (G.O. und O.C) und erwies sich bald als bedeutendste franz. Koloratursopranistin dieser Zeit. Philine, Olympia, Gilda, Lucia, Königin der Nacht und Zerbinetta gehörten zu ihren Glanzrollen. 1972 sang sie Rossinis Rosina am Bolshoi Theater und Gilda an der MET.


    Von Mady Mesplé gibt es zwei interessante CD von EMI, wo eigentlich fast das gesamte Repertoire von ihr zu hören ist. Dort kann man sich einen Eindruck von ihrer außerordentlich schönen Stimme machen.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo Wolfgang,


    von Mady Mesplé gibt es eine wunderschöne Duett-Platte mit Nicolai Gedda (bestimmt inzwischen auch auf CD!?). Die habe ich Ende der 70er Jahre "bis zur Erschöpfung" gehört.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Also "schön" kann ich am Gesang der Madame Mesplé nichts finden. Mir geht diese quäkende französische Operettensoubrette ziemlich auf den Zahn.


    "Fra Diavolo" ist meine Lieblingsoper, aber nicht so:



    Da die Dame es unbedingt so wollte, wurde ihr - obwohl der Zerline an Jahren längst entwachsen - diese Aufnahme von EMI-France gewährt - ein absoluter Fehlkauf für mich!


    LG


    :(

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Mein lieber Harald!


    Wenn Du schon die Stimme der Mady Mesplé kritisierst, dann mußt Du auch zugeben, daß die ganze Aufnahme der "Fra Diavolo" nicht hörenswert ist. Sie ist einfach ohne Pep und sehr langweilig dirigiert. Was Mady Mesplé angeht, kann ich den Ausdruck "Koloratursoubrette" nicht verstehen. Mit diesem Rangabzeichen können sich mit Sicherheit andere Sängerinnen schmücken. Wenn ich Mesplé als OPHELIA, MIGNON oder LAKMÉ höre, können sich mit Sicherheit einige hier hoch bewertete Sängerinnen eine Scheibe abschneiden.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Also, ich habe die Stimme in meiner Sammlung sehr häufig vertreten, nicht weil ich sie ausgewählt habe, sondern weil es sich so ergeben hat. Ihre leichtgewichtige Stimme ist angenehm warm timbriert und hat eine eigenwillige Klagfarbe. Eine sehr gute Einspielung ist ihre Lakmé - ich war überrascht und ziehe sie inzwischen der kaltschnäuzigen, aber hochdotierten Sutherland vor.



    Haralds Einschätzung kann ich aber auch nachvollziehen. Man kommt um diese französische Hausmannskost einfach nicht herum.
    Die Tenöre, einschließlich Nicolai Gedda, die ihr in der Ciboulette, im Orphée, in Verronique, in les Cloches de Corneville oder in Les Mousquetaires au Covent, zur Seite gestellt werden, taugen ebenso wenig. Es war einfach eine Zeit, als die Franzosen an französischen Tenören nichts Markantes anzubieten hatten.


    Häufig wird ihr in Michele Command eine zweite Kollegin zur Seite gestellt. Die beiden Damen geistern schon seit Jahrzehnten durch die Kulissen. In Heinrich VIII. hat die Command sich allerdings als Catherine von Aragon (inzwischen in der Ausdehnung einer Matrone) durch eine gute Bühnenpräsenz profilieren können.


    Um den von Harald und Wolfgang erwähnten 'Fra Fiavolo' habe ich instinktmäßig immer einen Bogen gemacht und hilfsweise die italienische Version genommen, die aber auch nicht befriedigt.


    Wenn Euch die Mesplé als Lakmé zu babyquäkig ist, dann nehmt in Gottes Namen Dame Joan, oder besser noch auf Nummer sicher die Natalie Dessay. Testet alle auf Youtube durch, bevor ihr kauft.


    mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

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  • Die EMI France, bei der die Sängerin unter Vertrag war, bringt zum 80. Geburtstag von Mady Mesple eine Jubiläums-CD-Box auf den Markt:



    Mady Mesple - Edition du 80e Anniversaire


    Arien & Lieder von Delibes, Poulenc, Vivaldi, Villa-Lobos,
    Rodrigo, Offenbach, Massenet, Lalo, Thomas, Donizetti, Rossini,
    Masse, Messager, Hahn, Lecocq, Lehar, Gounod, Faure, Liszt,
    Debussy, Ravel, Roussel, Satie


    Künstler: Mady Mesple, Nicolai Gedda, Jose van Dam, Alain Lombard, Aldo Ciccolini u. a.
    Label: EMI , ADD, 1964-1989


    4 CDs
    Erscheinungstermin: 4.3.2011
    Produktinfo:

    Zitat

    VERMÄCHTNIS EINER FRANZÖSISCHEN KOLORATUR-DIVA: ZUM 80. GEBURTSTAG VON MADY MESPLÉ
    Sie war der Prototyp des leichten französischen Koloratursoprans – die ideale Lakmé in Delibes’ gleichnamiger Oper. Ihre technische Perfektion, die Mühelosigkeit, mit der sie die höchsten Register beherrschte, machte sie zum Koloratur-Star ihrer Zeit. Mady Mesplé, geboren am 7. März 1931, brillierte besonders im französischen Repertoire; viele ihrer Aufnahmen sind in den EMI-Katalog eingegangen. Eine 4-CD-Box zum 80. Geburtstag erinnert nun an die große französische Diva, die 1985 ihren Bühnenabschied gab. Die Veröffentlichung enthält neben einem großen Querschnitt durch Mady Mesplés Wirken auch einige CD-Premieren und eine Erstveröffentlichung. Nach ihrem Debüt 1956 wurde Mady Mesplé sehr schnell in Europa bekannt. Französische und italienische Partien, aber auch deutsche Rollen wie die Königin der Nacht oder die Sophie im "Rosenkavalier" ließen ihren Ruf bis nach Buenos Aires strahlen. Auch für die zeitgenössische Musik setzte sie sich nachhaltig ein. Die vier CDs ordnen, begleitet von einem informativen Booklet mit Fotos. die verschiedenen Genres: Sie zeigen Mady Mesplé als Opern- und Operetteninterpretin mit französischem Repertoire als Schwerpunkt. Sie ist als Liedsängerin und in barocken (Vivaldi) wie modernen (Villa-Lobos, Rodrigo, Poulenc) Partien zu erleben – darunter auch mit den eigens für sie komponierten "4 Poèmes de Sapho" von Charles Chayens. Erstmals veröffentlicht ist in der Box eine Arie aus Donizettis "Fille du régiment", CD-Premieren sind Lieder von Gounod, Liszt und Delibes.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Mein lieber Harald!


    Vielen Dank für dieses ausgiebige und sehr korrekte Zitat. Aber leider kann ich nichts von einer "Operettensoubrette" lesen und von einer quäkenden Stimme ist auch nicht die Rede. Ob die Kritiker wohl keine Ahnung haben? Ich denke mal, daß wird es wohl sein!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Wolfgang,


    wenn Du Dir alle 4 CDs dieser Box anhörst, wirst Du mehrfach feststellen, dass die Dame manchmal so klingt, wie oben beschrieben.
    Im Übrigen muß der persönliche Geschmack des Hörers sich nicht unbedingt mit den Elogen der Plattenindustrie decken, die ich als Zitat kenntlich gemacht habe.


    Es gibt übrigens durchaus Aufnahmen, bei denen die Stimme der Mesple durchaus zu der Rolle passt. Ein Beispiel ist die "Manon Lescaut" - nicht von Massenet, nicht von Puccini, sondern die von Daniel Francois Esprit Auber:



    Aufnahme: 2.–8.10. 1974, Studio


    Dirigent: Jean-Pierre Marty
    Orchestre Lyrique de l'ORTF Paris
    Choeurs du Radio France
    Chorleitung: Jean-Paul Kreder


    Des Grieux: Jean-Claude Orliac
    Durozeau: Bernard Fabre-Garrus
    Gervais: Gérard Friedman
    Lescaut: Yves Bisson
    Manon Lescaut: Mady Mesplé
    Marguerite: Emmy Greger
    Marquis d'Hérigny: Peter Christoph Runge
    Mdm. Bancelin: Nicole Chandeau
    Renaud: Alain Duverry
    Valet: Jean Bussard
    Zaby: Ghislaine Victorius


    Hier scheint der Komponist tatsächlich den Typ des französischen Koloratur-Soprans im Ohr gehabt zu haben, den Frau Mesple verkörpert.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo, Harald!


    Ja, die Geschmäcker sind (Gottseidank) eben verschieden! Aber so gefällt mir Heinz Maria Lins in seiner besten Rolle als WÜRMLE im "Vogelhändler" auch sehr prädistiniert!

    W.S.

  • Zitat

    Harald Kral:... Also "schön" kann ich am Gesang der Madame Mesplé nichts finden. Mir geht diese quäkende französische Operettensoubrette ziemlich auf den Zahn.


    Leider kam unser unvergessener Harald Kral, mit dem ich fast 99% einer Meinung war, hier zu einem anderen Ergebnis. Ich höre auch Mady Mesplé sehr gerne. Aber gottseidank sind die Geschmäcker hier sehr verschieden, sonst hätten wir alle heute nur Sonnenschein. :D

    W.S.

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  • Zum Tode von Mady Mesplé am 30. 5. 2020 in ihrer Geburtsstadt Toulouse; sie war seit Jahren an Parkinson erkrankt.


    Gehört habe ich die Stimme der am 7. 3 1931 geborenen Sängerin zum ersten Mal 1963 auf dem „Mignon“-Querschnitt der 'Deutschen Grammophon Gesellschaft' (mit Jane Berbiè, Gérard Dunan und Xavier Depraz unter Jean Fournet – bis heute eine meiner liebsten Platten und wie viele andere französische Opernquerschnitte dieser Firma nie in den deutschen Handel gekommen). Dann sah ich 1966 die Übertragung der „Ariadne auf Naxos“ aus Aix-en-Provence (mit einer meiner Lieblingssängerinnen: Régine Crespin, mit Tatiana Troyanos und Jean Cox unter George Sébastian) im Deutschen Fernsehen, wo Mady Mesplé eine sehr charmante, überhaupt nicht 'puppige' Zerbinetta sang und für ihre große Arie stürmischen Applaus erhielt. Erst mit ihrem Exclusiv-Vertrag 1968 bei der französischen 'EMI'-Tochter 'La Voix de son Maitre“ wurde sie peu-à-peu auch hierzulande bekannter; allerdings wurden ihre Schallplatten von deutschen Kritikern nicht immer freundlich rezensiert.


    Die Stimme von Mady Mesplé muss man mögen, um der eminenten Künstlerschaft dieser Sängerin gerecht zu werden: ein sehr persönlich gefärbter leichter Sopran mit schnellem, lockeren Vibrato bis hin zum Tremolo und auch gelegentlichen scharfen oder steifen Höhen. Dies ist aber der Stimmtypus, den unsere Nachbarn jenseits des Rheins von jeher als besonders 'attraktiv' empfinden; ältere, ähnlich timbrierte Vorbilder dafür gibt es viele, auch die viel zu früh verstorbene Mado Robin gehört dazu und in den letzten Jahren vor allem Natalie Dessay, die zwar den Vorteil einer wesentlich einschmeichelnderen Stimme hat, aber auch das anonymere Timbre. (Das Faible der Franzosen für solche 'Reibeisenstimmen' wie die von der Mistinguett, der Patachou, von Edith Piaf oder Mireille Mathieu ist mir auch rätselhaft.)


    Die Karriere von Mady Mesplé, die schon als Kind zur Sängerin und Pianistin ausgebildet wurde, nahm 1953 im belgischen Lüttich/Liège ihren Anfang gleich mit einer Hauptrolle: „Lakmé“ von Leo Delibes. Drei Jahre blieb sie dort im Ensemble und wechselte nach Gastspielen in Toulouse, Lyon, Strasbourg und Nantes 1956 an die Pariser Opéra-Comique (Antrittsrolle: Lakmé). Im selben Jahr sang sie bereits in Aix-en-Provence ('Zemire' in Gretrys „Zémire et Azor“ und 'Lucy' in Menottis „Le Téléphone“, en francais naturellement) und hatte 1958 ihr Debüt an der Pariser Opéra als.'Constance' in Poulencs „Les Dialogues des Carmélites“ (mit Denise Duval, Denise Scharley und Rita Gorr), gefolgt von der 'Sophie' in „Le Chevalier à la Rose“ (mit Régine Crespin und Rita Gorr unter André Cluytens) und dem 'Oscar' in Verdis „Un bal masqué“ (mit Régine Crespin, Albert Lance und René Bianco unter Pierre Dervaux in der Regie von Margherita Wallmann). Am 29. 12. 1960 war sie an der Opéra-Comique in Paris in der 1500sten Aufführung der „Lakmé“ besetzt, die eigentlich von der kurz zuvor gestorbenen Mado Robin verkörpert werden sollte, die an diesem Tag 42 Jahre alt geworden wäre.


    Besonderes Aufsehen erregte Mady Mesplé, als sie im Juli 1960 direkt nach Joan Sutherlands Pariser Debüt die Titelrolle in „Lucie de Lammermoor“ (mit Alain Vanzo und Robert Massard) erstmals sang, in der französischen Original-Stimmlage Es-Dur, und in der 'Wahnsinnsszene' noch einen Ton höher ging (1961 trat sie in dieser Rolle auch beim Festival von Edinburgh unter John Pritchard auf, diesmal in italienischer Sprache). Neben der 'Lucia', der 'Gilda' im „Rigoletto“ und der 'Olympia' in „Les Contes d'Hoffmann“ wurde die 'Königin der Nacht' in der „Zauberflöte“ zu einer ihrer im Ausland meistgesungenen Partien, z. B. im Mai 1963 beim Festival in Lausanne (neben Montserrat Caballé, Fritz Wunderlich und Gottlob Frick, dirigiert von Bernhard Conz) oder im gleichen Jahr bei ihrem Wien-Debüt an der Volksoper, wo sie auch in den Folgejahren immer wieder gastierte - an der Wiener Staatsoper ist Mady Mesplé nie aufgetreten - und 1965 bei ihrem ersten Gastspiel in Deutschland (Bayerische Staatsoper in München).


    Die internationale Laufbahn setzte sich fort mit Auftritten u. a. in Miami 1964 („Lakmé“ mit Alain Vanzo und dem kürzlich verstorbenen Gabriel Bacquier unter Emerson Buckley), in Chicago (1966 „Die Zauberflöte“ mit Claire Watson, Ernst Haefliger, Erich Kunz, Hans Hotter und Karl Ridderbusch unter Eugen Jochum), als 'Philine' in der „Mignon“ (1967 wieder in Miami unter Emerson Buckley mit Teresa Berganza, Juan Oncina und Nicola Moscona) und als 'Königin der Nacht' auch 1968 in Buenos Aires (mit Joan Carlyle, Peter Schreier, Hermann Prey und Franz Crass unter Otmar Suitner). Im Mai 1973 unternahm sie eine Tournee durch die Sowjetunion (mit Auftritten am Moskauer Bolshoi-Theater) und schließlich trat sie auch im September 1973 an der New Yorker 'Met' auf - als 'Gilda' im „Rigoletto“ neben Matteo Manuguerra und Enrico Di Giuseppe unter Serge Baudo, der hier ebenfalls erstmals in New York dirigierte.


    Die aussergewöhnlichen stimmlichen Fähigkeiten Mady Mesplés wurden auch von zeitgenössischen Komponisten gerne für neue Werke genutzt: z. B. die Opern „Dolorès“ von André Jolivet (Titelrolle 1961 an der Pariser Opéra-Comique mit Jean-Christophe Benoit, Raymond Amade und Xavier Depraz unter Jésus Etcheverry); „Princesse Pauline“ von Henri Tomasi über die Schwester Napoleons I. (Titelrolle 1962, ebenfalls in Paris mit Jean Giraudeau und Jacques Doucet unter Richard Blareau); “Syllabaire pour Phèdre“ von Maurice Ohana 1968 – eine 'Kammeroper' für Stimmen, Chor, Kammerorchester und elektronische Instrumente (es gibt davon eine Aufnahme mit Mady Mesplé und Jean Marais unter Marius Constant); „L' Interview“ von Janós Komives, ebenfalls eine 'Kammeroper' für eine Sängerin ('Elle'), einen Schauspieler und fünf Musiker (1979 mit Mady Mesplé und Jacques Duby im Fernsehen uraufgeführt) und „L' Escarpolette“ ('Das Schaukelbrett') von Jean-Michel Damase mit Gabriel Bacquier und dem Dirigenten Jacques Pernoo, ebenfalls ein Werk für das Französische Fernsehen (1981).


    Extra für 'Mady' – eine Kurzform von 'Madeleine' - komponiert wurden folgende Stücke für den Konzertsaal: das „Quatuor II“ von Betsy Jolas (1966) für Sopran und drei Instrumente; „Quatre Poèmes de Sappho“ von Charles Chaynes für Sopran und Streichtrio (ebenfalls 1968 – Chaynes war 'nebenberuflich' Direktor des Rundfunkkanals 'France Musique'); „Unité“ für Sopran und zehn Instrumente von Patrice Mestral 1970; „La Messe des Voleurs“ ('Die Messe der Diebe', die aber ursprgl. „La Messe des Pauvres“ - 'Die Messe der Armen' - hieß) von Paul Méfano 1972 für ein Vokalquartett, ein Kammer-Ensemble, elektronische Instrumente und Tonbandgeräusche komponiert; „Croce e Delizia“- eine Kantate für Sopran und Kammerorchster - von Philippe Capdenat (1973) und 1978 ein „Madrigal“, wieder von Paul Méfano.


    Eindrucksvoll ist auch die Liste von Partien in 'modernen' Bühnenwerken: die 'Priscilla' in „Geneviève de Paris“ (1955 in Lyon neben Régine Crespin, Raoul Jobin und Libero De Luca) von Marcel Mirouze (der zwei Jahre später bei einem Autounfall starb); die 'Kitty' in der französischen Erstaufführung in Paris 1963 von Menottis „The Last Savage“ (mit Gabriel Bacquier, Xavier Depraz und Raymond Amade unter Serge Baudo); ebenfalls in Erstaufführung für Frankreich Henzes „Elegie für junge Liebende“ in Nizza (als 'Hilda Mack' 1965 mit Jacques Doucet, Michel Cadiou und Louis Noguera unter Jean Perisson); in Marseille die 'Thérèse' in Poulencs „Les Mamelles de Tirésias“ (1969); 'Die Seele' in Schönbergs „Die Jakobsleiter“ unter Pierre Boulez konzertant 1972 bei der BBC (mit Schallplattenaufnahme 1977 in London, ebenfalls mit Boulez); die Königin Isabella in der konzertanten Aufführung des Belgischen Rundfunks für die EBU (European Broadcasting Union) von Milhauds „Christophe Colomb“ 1973.


    Und Mady Mesplé ist auch in Kino- und Fernseh-Filmen zu sehen wie z. B. als 'Maria Malibran' in der Verfilmung von Stendhals Novelle „Lucien Leuwen“ durch Claude Autant-Lara (1972), in Jean-Christophe Avertys "Le Château des Carpathes" ('Das Karpatenschloss' nach Jules Verne) von 1976 oder Didier Decoins „L' Amour s'invente“ ('Die Liebe erfindet sich', 1981). 1961 gab es bereits eine französische TV-Inszenierung der „Lakmé“ mit Michel Cadiou und André Jonquères und 1975 spielte sie in Schwetzingen für den Süddeutschen Rundfunk die 'Madame Herz' in Mozarts „Der Schauspieldirektor“ neben Edda Moser und Peter Ustinov auf der Grundlage ihrer 'Electrola'-Schallplatte.


    Äusserst zahlreich sind ihre auf Tonträgern veröffentlichten Aufnahmen – sie reichen von barocken Kantaten über Kirchenmusik und 'Chansons' des 18. Jahrhunderts über mehrere Ersteinspielungen französischer Opern und Operetten bis zu Liedern von Schönberg und Satie sowie bekannten Chansons von Paul Misraki, Gilbert Bécaud, Marcel Mouloudji oder Michel Legrand. (Übrigens trat Mme. Mesplé nach ihrer Sängerkarriere – und neben ihrer Lehrtätigkeit an den Conservatoires von Paris und Toulouse - mehrmals als Jazz-Pianistin auf!) Ich habe mehrere Recitals mit ihr; darunter eine Kassette mit drei LPs – veröffentlicht 1986 von 'La Voix de son Maitre' in Zusammenarbeit mit 'INA', dem Archiv des Französischen Rundfunks - ausschließlich mit Live-Aufnahmen aus Oper, Operette und Konzert (u. a. eine unglaubliche Darbietung von Mozarts Konzertarie „Popoli di Tessaglia“ von 1965, wo die Stimme bis zum hohen 'G' geführt wird). Von ihren Opernaufnahmen bevorzuge ich Aubers „Manon Lescaut“, die Harald Kral schon im Beitrag Nr. 8 genannt hat; ihre für mich schönste Solo-Platte heißt „Bergerettes et Pastourelles“ (1975), wo sie, begleitet am Cembaolo von Janine Reiss, ganz schlicht kleine graziöse 'Schäferweisen' aus der Sammlung des ehemaligen Bibliothekars des Pariser Conservatoire, Jean-Baptiste Weckerlin, singt, die eine längst vergangene Zeit lebendig werden lassen.


    Für die ehemalige Düsseldorfer Musikzeitschrift „Collegium Musicum“ (Ausgabe vom April 1972) gab die Sängerin dem belgischen Journalisten Tony Dekegel ein langes Interview. Befragt zur zeitgenössischen Musik antwortete sie u. a.: „Oh, das ist ein Problem. Über welche Werke lohnt es sich da zu sprechen? Es gibt Kompositionen, die die Stimme wie ein Instrument behandeln, die eine Höhe vorsehen, die alle Stimmmöglichkeiten sprengt. Ich selbst habe solche Erfahrungen machen müssen. Ein bestimmter Komponist schreibt etwas für Sie und das Ergebnis besteht aus sehr hoch liegenden Skalen. Auch wenn ich über eine sehr leicht ansprechende Höhe verfüge, so ist das noch nicht mein Hauptcharakteristikum! Wenn ein Stück nur auf der Koloratur aufgebaut ist, muss es doch für die Zuhörer äusserst langweilig sein. Manchen 'modernen' Komponisten werfe ich auch vor, dass sie das Schlagwerk im Überfluss einsetzen. Ob man will oder nicht, eine Stimme bleibt ein menschliches Instrument und auch, wenn man sie mit einer solchen Kraft einsetzen kann wie Birgit Nilsson, kann man nicht gegen fünfzehn Schlagwerke ansingen, die obendrein noch im Fortissimo spielen.“


    Repose en paix, chère Mady!


    Carlo