Mahler-Lieder - Vol 1. - Allgemeines und Interpreten

  • Sagitt meint:


    Wahrend ich den sinfonischen Mahler eher meide, schätze ich die Lied-Vertonungen von Mahler sehr und stelle überrascht fest, dass dazu kein eigener thread vorhanden ist. Mahler-Kundigere als ich werden vielleicht zu den einzelnen Zyklen etwas ausführen.
    Unmittelbarer Anlass dieses threads ist eine Doppel-CD- wahrscheinlich anlässlich des achtzigsten- von DFD mit Barenboim, 1978, Lieder aus der Jugendzeit,eines fahrenden Gesellen, aus des "Knaben Wunderhorn" und Rückert Lieder. Fischer-Dieskaus Fähigkeit zum lyrischen Gesang findet auf allerhöchsten Niveau seinen Ausdruck. Wie er diese Lieder gestaltet ist einfach gültig. Barenboim ein absolut ebenbürtiger Begleiter. Natürlich fehlen der Klavierfassung die Farben der Orchester-Versionen,aber wenn schon Klavier dann in einer solchen Interpretation wie derjenigen von Barenboim.
    Die dramatischen Lieder gefallen mit von DFD gesungen weniger, weil das nicht so seine Stimmwelt ist- er muss forcieren, was seiner Stimme nicht so gut bekommt. Da kann ein Thomas Quasthoff mühelos sein prächtiges Organ entfalten- in der großartigen Aufnahme der Wunderhorn-Lieder mit von Otter und Abbado.
    Sehr gelungen wiederum der ironische Ton ( Fischpredigt u.a.)


    Da das " Vokalwerk" von Mahler viele großartige Stücke hat, bin ich sehr gespannt, welche Schätze hier ausgebreitet werden !

  • Das komplette Liedschaffen Gustav Mahlers gabs mal ín einer fünf Cd-Box von Emi. Darauf enthalten auch die Aufnahmen von FiDi mit Barenboim. Ich mag diese Aufnahme sehr, auch wenn Fischer-Dieskau sicherlich manchmal mehr Kraft und weniger Druck gut brauchen könnte. In den lyrischen Passagen entwickeln die beiden sich zu einer wahren Einheit, großartig.


    Zusätzlich gibts unter anderem Des Knaben Wunderhorn unter Tennstedt mit Lucia Popp und Bernd Weikl, eine ebenfalls sehr gute Aufnahme, auch wenn wegen des enthusiastischen Orchesters Bernsteins Live-Aufnahme mit der gleichen Sängerin, Andreas Schmidt im Concertgebouw Amsterdam meines Erachtens der Vorzug gebührt.


    Die Kindertotenlieder sind mit Christa Ludwig unter Andre Vandernoot und dem Philharmonia Orchestra vertreten, hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Lieder eines fahrenden Gesellen mit Thomas Allen und dem English Chamber Orchestra unter Jeffrey Tate gefallen mir dagegen sehr gut, v.a. wegen des transparenten Orchesterspiels.
    Ähnliches gilt für die Rückert Lieder in Janet Bakers Interpretation unter Sir John Barbirolli.


    Eigentlich durch die Bank zufrieden bin ich mit Bernsteins Aufnahmen im Rahmen seiner DG-Gesamtaufnahme, jeweils mit Thomas Hampson.


    Von einer weiteren Aufnahme möchte ich eher abraten, nämlich Waltraud Meier und Lorin Maazel, Rückertlieder, Kindertotenlieder und Lieder aus des Knaben Wunderhorn. Viel glänzend polierte Oberfläche aber kaum berührende Momente, nicht mein Ding.


    Rechnest du das klagende Lied und das Lied von der Erde auch zum Liedschaffen?


    Gruß, Flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Sagitt meint:


    Die Antwort ist ja und auf die legendäre Aufnahme mit Ludwig,Wunderlich und Klemperer ist hinzuweisen. Ich habe noch anderes, muss aber erst nochmals hineinhören, weil die Erinnerung zu ungenau ist, um über Höreindrücke zu schreiben.
    Jedenfalls ist das vokale Schaffen, auch soweit solches in Sinfonien integriert ist, mir deutlich leichter zugänglich als die Sinfonien im übrigen.

  • Hallo


    Mir ergeht es ähnlich, die rein instrumentalen Sinfonien liegen mir mit Ausnahme der ersten nicht so (beispielsweise die siebte).


    Das Lied von der Erde ist eins meiner bevorzugten Werke überhaupt. Referenzaufnahme sicherlich Klemperer mit Wunderlich und Ludwig. Eine Live-Aufnahme mit Wunderlich und Fischer-Dieskau und dem Bamberger Symphonikern unter Keilberth besitze ich ebenfalls, leidet aber unter schlechtem Klang und teilweise unpräzisem Orchesterspiel. Bernstein mit Fischer-Dieskau und James King ist eine hervorragende Aufnahme mit überragendem Gesang und sehr ansprechender Orchesterleistung. Die Aufnahme von Klaus Tennstedt mit Klaus König und Agnes Baltsa hat für mich vor allem im Orchester zwar einige herausragende Momente, die Sänger bleiben im Vergleich zur Konkurrenz recht blass.


    Interessieren würde mich noch Bruno Walter mit Kathleen Ferrier, muss ich mir bei Gelegenheit mal anschaffen.


    Gruß, Flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Hi Flo


    Zitat

    Interessieren würde mich noch Bruno Walter mit Kathleen Ferrier, muss ich mir bei Gelegenheit mal anschaffen.


    Solltest du wirklich. Wird mit Sicherheit deine Referenz ins Wanken bringen. Ist aber auf der anderen Seite so deutlich anders, dass beide Versionen für sich bestehen können, ohne der anderen etwas wegzunehmen.


    PS: Bei der Walter-Aufnahme ist auch noch Julius Patzak dabei, der nicht vergessen werden sollte.


    PPS: Das Lied von der Erde ist für mich schon mehr eine Symphonie mit Gesang...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hi,


    sicherlich sollte man Julius Patzak nicht vergessen, der Tenor spielt ja auch keine unwesentliche Rolle in dem Werk. Was den symphonischen Charakter betrifft, bin ich uneingeschränkt deiner Meinung, deshalb hatte ich mich bei Sagitt auch erst erkundigt, ob das Stück für diesen Thread relevant ist.


    Bei Mahler sind die Grenzen zwischen Symphonie, Oratorium, Kantate und Orchesterlied ja sowieso eher fliessend.


    Gruß, Flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Sagitt meint:


    Drei Damen müssen genannt werden, nein vier. Christa Ludwig, Janet Baker, Lucia Popp und Anne-Sofie von Otter, allesamt großartige Interpreten von Mahlerliedern.
    Christa Ludwig hat mit verschiedenen Dirigenten,u.a. Klemperer, Mahler-Lieder aufgenommen, Popp mit Tennstedt, Baker mit Barbirolli und Otter mit Abbado.
    Gottseidank muss ich mich für keine der Aufnahmen entscheiden.


    Momentan habe ich Rattle mit dem Lied von der Erde im Player. Wenn ich schreibe, Peter Seiffert gefällt mir auch sehr gut, werte ich Fritz Wunderlich nicht ab(auch wenn einige " Drücker" einbaut, die man heute vielleicht so nicht machen würde). Für mich ist überraschend, dass ich Klemperer bei der Begleitung mehr schätze als Rattle. Die Technik dieser Aufnahme,1967, ist erstaunlich gut. Klemperer ist intensiver als Rattle, Mahler kommt mir differenzierter vor. Eben eine Referenzaufnahme

  • Sagitt meint:


    zweite Lieferung:die Baritone: Neben DFD ist in jedem Fall-gleichwertig- Thomas Hampson zu nennen. Immer wieder fascinierend, wie akzentfrei er singt. Weiter Thomas Qiasthoff,großartig die " Balladen" wie Tamboursgsell, er hat halt die Stimmkraft für die dramtischen Aspekte.
    Ferner zu nennen Bernd Weikl und Walter Berry. Letzterer brachte mit seiner damaligen Frau und Bernstein 1971 ein Mahler-Programm heraus- Knaben Wunderhorn- allde drei gestalten diesen Zyklus beeindruckend ( wie gut Herr Bernstein doch Klavier spielen konnte,obwohl er davon öffentlich nicht sehr viel Gebrauch machte)

  • Ich reanimiere diesen thread mal (der sich ja seltsamerweise auf das LvdE konzentrierte, das eh einen eigenen hat).


    Die Lieder aus des Knaben Wunderhorn und die Gesellenlieder waren neben der 1.,2,. 4. und 5. Sinfonie, die Werke, die mich anfangs für Mahler begeistert haben (dagegen fand ich das LvdE unerfindlicherweise langweilig...).
    Die Interpretation, mit der ich die Stücke kennlernte, ist leider inzwischen un- oder schwer erhältlich:
    Wyn Morris, Jane Baker, Geraint Evans (u. Roland Hermann in den Gesellenliedern). Sie lohnt aber die Suche trotz deutlicher Mängel in der Diktion bei Evans und der (Un)sitte einige Lieder mit "verteilten Rollen" zu singen.


    Ich schätze alle diese Lieder sehr, mit ihrer Mischung von bizarrem Humor, Pseudo-Idylle, Groteske und Melancholie, aber meine Lieblingstücke sind wohl:
    Reveille
    Der Tamboursgsell
    Wo die schönen Trompeten blasen
    Großartig aber auch satirische Stücke wie Lob des hohen Verstandes oder die "Fischpredigt". Ich finde es eine große Hilfe, diese Lieder zu kenne, wenn man die entsprechenden Sinfonien, in denen sie wieder verarbeitet wurden, hört


    Ein weiteres Stück, das mich regelmäßig umhaut (und dessen Text ich ernsthaft für meine Todesanzeige erwäge), ist "Ich bin der Welt abhanden gekommen"; mit den restlichen Rückertlieder kann ich dagegen recht wenig anfangen (die finde ich sogar -horribile dictu- etwas kitschig)


    Ein Geheimtip, auf den unlängst im "Was höre ich gerade" thread hingewiesen wurde, sind die "frühen Lieder" in der Instrumentation von Berio. Wie "Das klagende Lied" sind diese Stück der schlagende Beweis dafür, dass Mahler kein komponierender Kapellmeister, sondern mit Anfang/Mitte 20 bereits ein fantastischer und origineller Komponist war, die späteren "Soldatenlieder" zeichnen sich bereits in "Zu Straßburg auf der Schanz"ab, "Nicht wiedersehen" ist von düsterer Grabesstimmung erfüllt und "Ablösung im Sommer" oder "Aus! Aus!" von dem typischen grotesken Humor. Hampson ist ein intelligenter Interpret, aber stimmlich m.E. nur mittelprächtig, ich hoffe sehr, das Quasthoff, Goerne o.ä. sich dieser Arrangements annehmen. [edit: und von wegen akzentfrei, Hans und "Grätschen" tanzen bei Hampson den Reigen :wacky: ]


    Ich sammle bei Mahler (noch nicht) in dem verderblichen Maße unterschiedliche Einspielungen wie anderswo, daher nur zwei CDs mit der ausdrücklichen Erwähnung von Brigitte Fassbender, die bisher nicht erwähnt wurde, aber ein großartige (nicht nur) Mahlerinterpretin ist (auf cpo mit Zender).



    Zu den Liedern eines fahrenden Gesellen und den Kindertotenliedern ein andermal


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo zusammen,


    ich bin ebenfalls ein großer Mahlerfan, die Lieder stehen dabei gleichberechtigt neben den Sinfonien - oder bedingen sich gar, wie schon erwähnt.


    Auf diese großartige Aufnahme wurde ja schon hingewiesen:



    Weiterhin möchte ich diese empfehlen:



    Auch aufnahmetechnisch noch gut in Schuss. Am Anfang war es gewöhnungsbedürftig, dass sich die Sänger teils strophenweise abwechselten, aber das entwickelt einen ganz eigenen Reiz.



    Dankbar wäre ich für konrete Tips (Label ?) der Einspielungen von Hampson, den schätze ich ebenfalls als großartigen Liedsänger, habe aber noch nix von Mahler mit Ihm. Durfte Ihn allerdings letztes Jahr im Liederabend erleben. Schon grandios, welche uneitle künstlerische Ernsthaftigkeit er an den Tag legt, die so im Gegensatz zu seinem immer etwas schönlingshaften Äußeren steht.


    Gruß
    Sascha

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  • Das Lied von der Erde:
    Faßbaender, Araiza, Berliner Philharmoniker, Giulini
    - Frau Faßbaender in ihrer Unvollkommenheit vollkommen dem Duktus der Musik entsprechend
    Hodgson, Mitchinson, BBC-Northern-SO, Horenstein
    Merriman, Haefliger, Concergebouw, Jochum
    - Diesseitig, farbig, lebendig, kontrastreich; keine falsche Larmoyanz
    Reynolds, Thomas, Wiener Symphoniker, Krips


    Des Knaben Wunderhorn
    Hier weise ich (nochmal) auf zwei alte Aufnahmen hin, die wieder auf CD erhältlich sind bzw. waren:


    Sydney, Poell, Orchester der Wiener Staatsoper in der Volksoper, Prohaska
    Der Gesang der Sydney ist nach heutigem Geschmack grauenvoll, aber die Aufnahme (mono, von einem Plattenlaufwerk übernommen?) hat viel Authentisches (Preiser Records)


    Forrester, Rehfuß, Wiener Festwochenorchester, Prohaska
    - Früher wie die vorgenannte Einspielung bei Amadeo, heute im Back-Katalog der Vanguard Classics (gewesen?). Die Forrester grandios, und auch Heinz Rehfuß läßt sich nicht 'lumpen'. Klanglich ganz erstaunlich.



    Weiß jemand, was das war: Wiener Festwochenorchester? Alfred?


    Freundliche Grüße aus Bonn
    -

  • Hallo,


    ja, Christa Ludwig, Dietrich Fischer-Dieskau, Janet Baker, Elisabeth Schwarzkopf, Fritz Wunderlich - alle sind ganz tolle Interpreten der Orchesterlieder von Mahler.


    Einen Einwand möchte ich erheben gegen die Ferrier/ Patzak-Aufnahme des LvdE. Man sollte sie gehört haben, unbedingt - weil alle davon reden und sie gelegentlich als "Referenz" bezeichnet wurde (u.a. gramophone, 100 records of the century). Man sollte sie also kennen. Aber nur, um sich ein eigenes Urteil zu bilden. Mir jedenfalls gelingt es nicht, hinter den Mängeln der Stimme Ferriers (sie war bekanntlich totkrank, kann die Stimme überhaupt nicht kontrollieren, hat ein Vibrato mit Himalaya-Amplitude) eine besondere Qualität zu entdecken. Aber um diese Aufnahme wird schon seit Jahren ein, wie man heute formulieren würde, riesiger Hype gemacht. Dabei wird Biographisches (Ferriers Krankheit und baldiger Tod) m.E. unreflektiert mit der Aussage des sechsten Liedes (Der Abschied) vermengt. Als könne man da eine Todesahnung mithören. Ach, ist das Schaurig-Schön. Und fragwürdig.


    Aber eigentlich wollte ich hier nur insofern etwas beitragen, als dass ich drei weitere Interpreten für erwähnenswert halte: Hermann Prey, Jessye Norman, John Shirley-Quirk (alle mit dem Concertgebouw unter der Ltg. von B. Haitink). Die Wunderhorn-Lieder mit JN und JS-Q sind jedenfalls umwerfend! Erschienen bei Pilips.


    Freundliche Grüße


    Heinz Gelking

  • Hallo


    habe heute die weiter oben schon mal abgebildete Cd mit Mahler-Liedern, gesungen von Thomas Hampson, erschienen bei elatus, erhalten und bin total begeistert.


    Die Orchestrierungen, die Luciano Berio zu den frühen Liedern erstellt hat, sind schlichtweg genial, er selber dirigiert denn auch das Philharmonia-Orchestra mit hinreißender Detailgenauigkeit (kein Wunder, dass er die Details kennt, wenn er es selbst geschrieben hat ;)) und Hampson singt mit erfreulich guter deutscher Aussprache und einem breiten Ausdrucksspektrum.


    Bei "Nicht wiedersehen" und "Ich ging mit Lust" könnt ich weinen, so schön sind diese Lieder.


    Ansonsten gehören zu meinen Mahler-Lied-Favoriten:


    Rückert-Lieder und Kindertotenlieder mit Kathleen Ferrier unter Bruno Walter, erschienen bei Regis, absolut ergreifend. (Aufnahmen sind quasi aus Zeitvertreib während der Lied von der Erde-Sessions nebenbei entstanden)
    Des Knaben Wunderhorn mit Szell und Fischer-Diskau/Schwarzkopf oder mit Bernstein und Schmidt/ Popp.


    Vom Lied von der Erde habe ich jüngst eine Kammerorchesterversion erstanden, die etliche neue Einblicke ermöglicht. Erschienen ist diese beim BIS-Label, es spielen die Sinfonia Lahti unter Osmo Vänskä, singen tun Monica Groop und Jorma Silvasti, sehr unbekannte Namen, das Ergebnis kann sich dennoch hören lassen. (Auch wenn Herr Silvasti nicht Fritz Wunderlich das Wasser reichen kann, aber, sein wir ehrlich, wer kann das schon?)


    Gruß, Flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Sagitt meint:


    Die Bemerkungen zu dem Thema geben mir Gelegenheit, dazu meine Meinung zu schreiben. Hören ist ja ein komplexer Vorgang, wie andere menschliche Aktivitäten auch. Man hat erforscht, wie sehr Vorprägungen und Vorurteile die Wahrnehmung verändern- ich will nicht verfälschen schreiben, denn was ist " richtige Wahrnehmung" ?
    Künstler -im Angesicht des Todes- berühren einen irgendwie besonders. Mir ging es vor allem so mit dem letzten Konzert von Dinu Lipatti,zumal die Überlieferung von diesem Konzert in Besancon berichtet, er sei vor Schwäche während des Konzerts ohnmächtig geworden, aus dieser wieder erwacht und habe dann Jesus bleibet meine Freude gespielt. Ich kann dieses Konzert gar nicht anders hören als in Kenntnis dieser Umstände und deute die Interpretation in diesem Sinne. Der vorzeitig versterbende Künstler rührt einen eben besonders und leicht enstehen dann aus diesen Aufführungen Mythen.

  • Zitat

    Original von helmutandres


    Des Knaben Wunderhorn
    Hier weise ich (nochmal) auf zwei alte Aufnahmen hin, die wieder auf CD erhältlich sind bzw. waren:


    Forrester, Rehfuß, Wiener Festwochenorchester, Prohaska
    - Früher wie die vorgenannte Einspielung bei Amadeo, heute im Back-Katalog der Vanguard Classics (gewesen?). Die Forrester grandios, und auch Heinz Rehfuß läßt sich nicht 'lumpen'. Klanglich ganz erstaunlich.



    Diese Empfehlung unterstütze ich nachdrücklich; sie ist jetzt (jedenfalls aus den USA via marketplace) als 2fer auch wieder erhältlich (zusammen mit einer nicht unbedingt konkurrenzfähigen Mahler 1 (Abravanel) ; klanglich der von mir genannten Morris- Einspielung überlegen und sängerisch mindestens ebenbürtig (auf dem Level von Forrester, Baker, Ludwig u.ä. ist letztlich der persönliche Geschmack entscheidend); ich finde Morris (und auch Evans, trotz seines mäßigen deutsch) jedoch teilweise noch intensiver.


    pianoflo: Ja, "Ich ging mit Lust" liebe ich auch, hatte ich völlig vergessen


    Antracis; ich halte Hampson wie angedeutet für massiv überschätzt (blassgraue Stimme ohne Kern, trotzdem oft quetschig in der Höhe), aber außer der erwähnten konkurrenzlosen mit den frühen Liedern habe ich
    auf teldec:
    Wunderhornlieder (mit Klavierbegleitung, incl. Urlicht und Himmlisches Leben aus der 4.)
    (hier habe ich auch noch Schumanns Kerner- und Andersen-Lieder, da es hier nicht viel Konkurrenz gibt; die Dichterliebe habe ich wieder verscherbelt)
    Auf DG: Kindertotenlieder als Füller zur Sinfonie #6 mit Bernstein, aber anscheinend auch einzeln:



    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Eine der wichtigsten Mahler Liedaufnahmen - auf die ich an anderen Stelle schon häufiger hingewiesen habe - ist für mich:



    Kaum irgendwo finden sich die Gesellenlieder mit solcher Dramatik (Gesang und Orchester) wie bei Baker und Barbirolli. Hervorragend auch die Rückert-Lieder in dieser Aufnahme. Mein liebstes: "Um Mitternacht", in dieser Aufnahme.


    Bei den Wunderhornliedern finde ich die oben bereits genannte Szell-Aufnahme hervorragend - wie gesagt auch aufnahmetechnisch astrein.


    Beim Klagenden Lied stehen deutlich weniger Aufnahmen zur Verfügung. Ich habe und kenne nur die Rattle-Aufnahme. Eine weitere, die ich noch gern hätte, ist out of print.


    Beim Lied von der Erde höre ich deutlich Klemperer mit Christa Ludwig vorn. Erst damit ist mir diese Sinfonie mit Lied erst deutlich geworden. Die beiden Aufnahmen mit Janet Baker (mit Kubelik und Haitink) sind sehr gut, aber weniger prägnant als Klemperer. Es gibt aber auch noch eine interessante Horenstein-Aufnahme.


    Mit besten Grüßen


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Zitat

    Original von MStauch
    Beim Klagenden Lied stehen deutlich weniger Aufnahmen zur Verfügung. Ich habe und kenne nur die Rattle-Aufnahme. Eine weitere, die ich noch gern hätte, ist out of print.


    Hallo Matthias,


    vielleicht probierst Du es beim "Klagenden Lied" mal mit der nun äußerst wohlfeil zu erstehenden Nagano-Aufname der Urfassung.



    Bei den vier Solisten sollte man vielleicht bei Eva Urbanovás Sopran leichte Abstriche machen. Eine uneinheitliche, scharfe Stimme mit zudem schlechter Diktion.


    Dafür sind die beiden Solisten der Wiener Sängerknaben wirklich himmlich.


    Grüße, Gino

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

  • Ich habe heute noch einmal ein intensives Vergleichshören zu den Mahlerlieder und zwar zu "Knaben Wunderhorn" und den "Liedern eines fahrenden Gesellen" für mich veranstaltet.


    Bei den Lieder aus den Knaben Wunderhorn habe ich die Szell-Aufnahme mit Fischer-Dieskau und Schwarzkopf im direkten vergleich mit Abbado und Quasthoff /v. Otter gehört. Die Abbado-Aufnahme besticht durch einen besonders voluminösen und durchsichtigen Orchesterklang, stimmlich Quasthoff / v. Otter sehr rund, aber durchaus auch dramatisch. Besonders gut gelungen die Fischpredigt, Wo die schönen Trompeten blasen und auch der Tambourgesell. Man versteht bei dieser Aufnahme, was das für hervorragende Orchesterlieder sind. Nur die Textverständlichkeit und Artikulation von Quasthoff könnte noch besser sein. Nicht gelungen finde ich AS v. Otter in dem Urlicht. (Wenn man E. Schwarzkopf im Ohr hat aus dem 2. Sinfonie mit Klemperer, dann überzeugt das hier nicht.)


    In dem, was ich beschrieben habe, liegen mE auch gerade die Vorteile der Szell Aufnahme. Fischer-Dieskau ist in dieser Aufnahme schlicht überragend; unglaublich artikuliert, klar im Ton, dynamisch und mit einer Ausdrucksbreite und -tiefe, hinter der alle anderen Aufnahmen, die ich kenne, zurückbleiben. Das Orchester natürlich weniger voluminös, die Aufnahme ist wesentlich älter - aber doch noch sehr gut. Also auch nach Vergleich bleibt für mich die Szell-Aufnahme noch vorn, aber die Abbado-Aufnahme ist unbedingt anschaffenswert.


    Bei den Gesellenliedern ist für mich seit langem die Aufnahme mit Janet Baker und Barbirolli (siehe oben) so uneingeschränkt Referenz, dass ich sagen könnte, eine andere Aufnahme bräuchte ich nicht. Das wollte ich heute noch einmal überprüfen, weil man ja doch beim Vergleichshören mit längerem zeitlichen Abstand mitunter Überraschungen erlebt.


    Also gehört habe ich Thomas Hampson mit Bernstein und den Wiener Philharmonikern (DG 1991), und Hampson mit David Lutz (Klavierfassung) - 1994 Teldec Classics jetzt Elatus 04. Dann habe ich noch zwei Aufnahmen mit Fischer-Dieskau gehört und zwar die Aufnahme mit Furtwängler (EMI Classics 1952) und mit Kubelik (DG 1970). Die Wiener Ph sind hervorragend, Thomas Hampson überzeugte mich weniger - eher gleichförmig insbesondere in den ersten beiden Liedern, den Ausdruck keineswegs so treffend wie Janet Baker. Auch DFD bleibt in beiden Aufnahme bei den Gesellenliedern hinter dem Ausdruck der Wunderhorn-Aufnahme zurück:


    Also ich bleibe bei meiner Empfehlung.


    Noch eine kurze Ergänzung: Die neue Aufnahme der Gesellenlieder mit Quasthoff (Boulez, Wiener Ph), auf die ich sehr gewartet und gehofft hatte, überzeugt mich sehr wenig. Quasthoff trifft nicht die Widersprüchlichkeit, die Doppelbödigkeit dieser Lieder - das Hin- und Hergerissensein zwischen der unmittelbaren Schönheit der Welt und dem tiefen Unglücklichsein des Einzelnen an der Realität. Das, was Hegel als das "unglückliche Bewußtsein" in der Phänomenologie des Geistes beschrieben hat, findet seinen Ausdruck in diesen Liedern und auch in den Sinfonien Mahlers in dem Gegenübertreten des einen und des anderen Gefühls/ der einen und der anderen Erfahrung. Dieses unmittelbare Nebeneinander, diese Zerrissenheit in einem muss für mich in der Interpretation und im Gesang Ausdruck finden. Distanziert oder einfach nur klangschön geht das nicht und der Textverständlichkeit kommt dabei natürlich auch großes Gewicht zu (für mich auch einem muttersprachlichen Deutsch - schon dabei beginnen Schwierigkeiten bei Hampson, auch wenn er noch gut deutsch singt).


    Mit besten Grüßen


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Zitat

    Original von MStauch
    Artikulation von Quasthoff könnte noch besser sein. Nicht gelungen finde ich AS v. Otter in dem Urlicht. (Wenn man E. Schwarzkopf im Ohr hat aus dem 2. Sinfonie mit Klemperer, dann überzeugt das hier nicht.)


    [nitpick] Urlicht wird in der 2. Sinfonie von einem Mezzo/alt gesungen, bei Klemp also von Rössl-Majdan, nicht von Schwarzkopf[/nitpick]
    :D
    Urlicht gehört für mich allerdings eh in die 2. Sinfonie, ich brauche es nicht nochmal einzeln
    Ich sollte mir die Szell/Fi-Di/Schwarzkopf wohl doch mal zulegen (bin zwar kein großer Fi-Di-Fruend und fast sogar ein Schwarzkopf-Feind, die beiden zusammen garantieren wohl Manierismus hoch vier...)


    Zitat


    Bei den Gesellenliedern ist für mich seit langem die Aufnahme mit Janet Baker und Barbirolli (siehe oben) so uneingeschränkt Referenz, dass ich sagen könnte, eine andere Aufnahme bräuchte ich nicht. Das wollte ich heute noch einmal überprüfen, weil man ja doch beim Vergleichshören mit längerem zeitlichen Abstand mitunter Überraschungen erlebt.
    ...


    Thomas Hampson überzeugte mich weniger - eher gleichförmig insbesondere in den ersten beiden Liedern. Den Ausdruck keineswegs so treffend wie Janet Baker. Auch Dietrich Fischer-Dieskau bleibt in beiden Aufnahme bei den Gesellenliedern hinter dem Ausrdruck der Wunderhorn-AUFNAHME ZURÜCK:


    Findest Du nicht, dass die Gesellenlieder besser zu einer Männerstimme passen? Hier gibt es natürlich auch die Prägung, wie man es zuerst gehört hat, dennoch finde ich es bei diesen irgendwie deutlicher als z.B. bei den Kindertotenliedern, wo mit die Stimmlage ziemlich egal ist.
    (ich habe auch bis heute keine Einspielung des LvdE mit Bariton)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • @Johannes


    Ich hätte auch gern eine überzeugende Aufnahme der "Gesellenlieder" mit Männerstimme. Habe ich aber trotz langen Suchens noch nicht gefunden; deshalb habe ich auch sehr auf Quasthoff gewartet (siehe meine oben nachgeschobene Ergänzung) - doppelte Enttäuschung. Das wesentliche ist, dass der Ausdruck bei diesen Liedern stimmen muss. Da ist für mich Janet Baker so eins mit dem Text und der Orchestrierung, dass es ganz unerheblich ist, ob Männer- oder Frauenstimme.


    Sie hat übrigens noch eine zweite Aufnahme gemacht mit Pianobegleitung durch Geoffrey Parsons, die mitunter auch sehr gelobt wird. Aber auch die ist im gesanglichen Ausdruck IMO keineswegs so gelungen wie die Aufnahme mit Barbirolli.


    Zur 2. Sinfonie hast Du natürlich recht. E. Schwarzkopf singt zwar auf der Klemperer-Aufnahme, aber nicht das Urlicht. Das Lied hätten sie auf der Abbado-Aufnahme wirklich besser weggelassen. Das mindert noch am Schluss die sehr guten anderen Interpretationen.


    Mit besten Grüßen


    Matthias


    P.S.:


    Zu den Kindertotenliedern mag ich mich nicht äußern. Die sind für mich wie ein böses Omen - ich höre sie auch nicht an, obwohl sich natürlich irgendwie Aufnahmen angesammelt haben. Ein böses Omen, das sich für Mahler tatsächlich auch erfüllt hat. Vielleicht höre ich sie später einmal an, wenn sie diese Bedrohlichkeit für mich verloren haben. Es gibt auch Dinge, die für mich unerträglich sind, der Kindertod gehört dazu.

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

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  • Zitat

    Original von MStauch
    Ich hätte auch gern eine überzeugende Aufnahme der "Gesellenlieder" mit Männerstimme. Habe ich aber trotz langen Suchens noch nicht gefunden; deshalb habe ich auch sehr auf Quasthoff gewartet (siehe meine oben nachgeschobene Ergänzung) - doppelte Enttäuschung. Das wesentliche ist, dass der Ausdruck bei diesen Liedern stimmen muss. Da ist für mich Janet Baker so eins mit dem Text und der Orchestrierung, dass es ganz unerheblich ist, ob Männer- oder Frauenstimme.


    Ich bin da offenbar nicht ganz so kritisch. Wie oben geschrieben lohnt sich die Suche nach der Baker/Evans/Morris-Einspielung der Wunderhornlieder. Auf meiner CD befinden sich noch die Gesellenlieder gesungen von Roland Hermann (der Name sagt mir sonst nichts). So habe ich sie damals kennengelernt, danach nie systematisch verglichen (ich habe wohl noch Fi-Di/Kubelik und eine historische, als Geheimtip gehandelte mit Schlusnus und ein oder zwei Frauenstimmen) Werde gleich mal reinhören...


    Zitat


    Zu den Kindertotenliedern mag ich mich nicht äußern. Die sind für mich wie ein böses Omen - ich höre sie auch nicht an, obwohl sich natürlich irgendwie Aufnahmen angesammelt haben. Ein böses Omen, das sich für Mahler tatsächlich auch erfüllt hat. Vielleicht höre ich sie später einmal an, wenn sie diese Bedrohlichkeit für mich verloren haben. Es gibt auch Dinge, die für mich unerträglich sind, der Kindertod gehört dazu.


    o.k., das kann ich zwar respektieren, aber nicht nachvollziehen. Dann dürfte ich auch nicht die Winterreise oder die schönen Müllerin hören, aus Furcht bei Gelegenheit wegen Einsamkeit und Liebeskummer suizidal zu werden.
    Und die Kindertoten-Lieder sind ja letzlich nicht anders als eine Art persönliches Requiem, nach dem Tod.


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Mit den Kindertotenliedern hat es eine eigene Bewandnis. Sie sind Teil der Geschichte zwischen Gustav Mahler und Alma.


    Sie hat ihn in ihrer jungen Ehe gebeten, die Komposition dieser Lieder aufzugeben - im Hinblick auf die eigenen zwei Töchter hat sie diese Lieder wie eine Vorahnung empfunden, eine Antizipation kommenden Unheils (Jens Malte Fischer, Mahler, Seite 507). Eine der wenigen Stellen, an denen ich für Alma Schindler wirklich Verständnis aufbringen kann. Für sie muss diese Vorahnung Wirklichkeit geworden sein, als am 12. Juli 1907 ihre älteste Tochter Maria Anna im Alter von noch nicht fünf Jahren an Scharlachdiphterie starb. Ich will auch keine Nähe zu diesen Liedern (ganz persönliche Entscheidung), obwohl ich Mahler ansonsten persönlich in fast allen Werken sehr nahe bin; vielleicht - sogar wahrscheinlich - werde ich mich ihnen einmal widmen, wenn ich richtig alt bin.


    Die Winterreise oder auch die 6. Sinfonie Mahlers oder die Gesellenlieder , die ebenfalls zutiefst tragisch sind, begleiten mich ständig - und berühren mich existentiell zutiefst - aber eben (nur) mich und nicht mein Kind. Genug der Bekenntnisse. Das muss eben jeder für sich entscheiden. Ich kann - allein für mich - diese Werke nicht von ihrem Inhalt trennen und als reine Kunst genießen.


    Nach Morris/Baker/Evans werde ich suchen. Aber bei Janet Baker fehlt mir - ehrlich gesagt - überhaupt nichts - im Gegenteil.


    Mit besten Grüßen


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Ich habe gestern noch einmal bei amazon com und uk gesucht, welche Aufnahmen es zu


    Lieder eines fahrenden Gesellen


    gibt bzw. gab.


    Sehr überraschendes Ergebnis: der weit überwiegende Teil wird von Frauen gesungen und nicht von Männern, kaum ein Bariton außer Fischer-Dieskau. Und nebenbei: Herrlich welchen Nickname DFD in Amerika hat:
    Fish-Dish.


    Unter den angezeigten Aufnahmen noch einige hochinteressante, die leider zur Zeit out of print sind


    Jessye Norman mit Haitink und den Berliner Ph


    AS v.Otter mit Gardiner (DG 1997).


    Aber immerhin als großer Anhänger von Joscha Horenstein (der hier noch keinen thread hat) habe ich die Aufnahme mit ihm und Norman Foster und den Bamberger Symphonikern bestellt.


    Die Aufnahme mit Jessye Norman und Haitink und den Berlinern hätte ich natürlich äußerst gern. Vielleicht kennt jemand, die hier genannten Aufnahmen.


    Mit besten Grüßen


    Matthias


    PS: Muß jetzt dringend wieder aufhören, die Halbzeit ist vorbei!

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Bayern 4 Klassik sendete am 29.5.2006 eine Konzertaufzeichnung des Schwedischen Radio-Sinfonie-Orchesters unter der Leitung von Manfred Honeck. Darin sang Matthias Goerne (Bariton) die "Fünf Rückert-Lieder" von Gustav Mahler. Inniger und beseelter als Goerne kann man diese Lieder kaum singen: „Ich atmet' einen linden Duft“, „Liebst du um Schönheit“, „Blicke mir nicht in die Lieder“ (mit verschmitzter Heiterkeit), „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ (ganz vertieft) und „Um Mitternacht“ (bis zum Aufschwung mit der Anrufung des Herrn). Es war dies eine Aufnahme vom 16.1.2006 aus den Berwaldhallen in Stockholm.


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Wen es interessiert:


    Die Jessye Norman Aufnahme der "Lieder eines fahrenden Gesellen" 1990 mit Haitink ist wieder erschienen auf dem 2 CD-Sampler


    "Jessye Norman - between Love and Loss".


    Nach Anhören:


    Ich bleibe bei meiner Referenz Janet Baker mit Barbirolli.

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Ich dachte es hätte hier schonmal eine kurze Diskussion zu den frühen Liedern, den "Liedern und Gesängen aus der Jugendzeit" gegeben. Ich bin mir zwar immer noch nicht ganz sicher, ob das jetzt alle sind, aber eine kürzlich erstandene CD mit Roland Hermann/G. Parsons (Claves CD 50-9011, urspgl. wohl bei EMI ca. 1975 erschienen) nennt 14 (erschienen in drei Heften). Ich zeige mit einem "B" die an, die Berio orchestriert hat, mit "H" welche Hampson auf der oben im thread genannten CD außerdem (mit der orig. Klavierbegleitung) eingespielt hat.


    Heft I (erschienen 1880)
    1 Frühlingsmorgen (B)
    2 Erinnerung (beide von R. Leander (Volkmann)) (B)
    3 Hans und Grethe (Mahler) (B) (H)
    4 Serenade (H)
    5 Phantasie (bei aus Tirso de Molina Don Juan, übertragen. v. Lenau) (B)


    Hefte II & III, erschienen 1890 (alle Texte aus "Des Knaben Wunderhorn")
    6 Um schlimme Kinder artig zu machen (B)
    7 Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald (B) (M)
    8 Aus! Aus! (H)
    9 Starke Einbildungskraft (H) (M)
    10 Zu Strassburg auf der Schanz (B)
    11 Ablösung im Sommer (B) (M) (vgl. Mahlers 3. Sinfonie, 3. Satz)
    12 Scheiden und Meiden (B)
    13 Nicht Wiedersehen! (B) (M)
    14 Selbstgefühl (H)


    Die weiter oben genannte CD mit Hampson hat noch zwei weitere, vermutlich ganz frühe, nicht veröffentlichte, leider habe ich keine weiter Information.


    Im Lenz
    Winterlied (beide Texte von Mahler selbst)


    Mir gefällt Hermann stimmlich etwas besser als Hampson und es ist allemal interessant, die Originale gegenüber den Orchestrierungen zu hören. Diese Berio-Arrangements sind wirklich kongenial und dem Mahlerianer ausdrücklich zu empfehlen. Ich sehe gerade, dass ich noch 4 weitere Orchestrationen (von D. & C. Matthews, (M)) als Füller auf Gattis 4. Sinfonie habe (Ruth Ziesak) Die ist aber eh vergriffen.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Es ist schon verschiedentlich angeklungen, aber noch nicht so richtig thematisiert worden: was zieht ihr bei den 'Liedern eines fahrenden Gesellen' (und anderen) vor? Oder spielt die Frage gar keine oder nur eine nachgeordnete Rolle?


    Ich liebe es ausschließlich mit Frauen ;) Mit Männern hört es sich für mich irgendwie 'falsch' an, auch wenn sich da textlich eigentlich ein Mann 'äußert'.


    :hello:

  • Wie schon angedeutet, bei mir:


    Gesellenlieder: klare Präferenz für Bariton
    Rückert: Frauenstimme
    Kindertoten: eigentlich egal, vielleicht leichte Präferenz für Frauenstimme
    Wunderhorn: möglichst gemischt


    Dann muß ich zugeben, dass ich noch kein einziges Mal das LvdE mit Bariton gehört habe, vermisse ich auch nicht.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Gesellenlieder: ganz klare Präferenz Janet Baker ;)
    Rückert: Faßbender (Ausnahme: Max Lorenz' 'Um Mitternacht')
    Kindertotenlieder: Faßbender
    Wunderhorn: gemischt, aber bitte keinesfalls im Wechselgesang wie in der Bernstein-Aufnahme!


    LvdE: auf jeden Fall Tenor/Alt bzw. Mezzo


    :hello:

  • Kindertotenlieder: JANET BAKER oder BRIGITTE FASSBENDER


    Lieder eines fahrenden Gesellen: JANET BAKER ("Des Abends, wenn ich schlafen geh, denk ich an mein Leide" ;( ;( ;( )


    Rückert-Lieder: JANET BAKER :rolleyes: ("Und ruh in einem stillen Gebiet" :jubel::jubel: :jubel: )


    Bei den Baker-Aufnahmen muss auch die dirigentische Leistung Barbirollis (den ich bei den Symphonien nicht so sehr schätze) hervorgehoben werden.



    Die Wunderhorn-Lieder: klar mit Frauen- UND Männerstimme - aber wie verteilt? "Revelge" habe ich von mehreren Baritonsängern, von einem Tenor (Gösta Winbergh bei Chailly) und von einem Mezzo (Dagmar Peckova im Konzert) gehört. Ich habe da keine eindeutigen Präferenzen, möchte die "Schönen Trompeten" und "Das irdische Leben" aber eher von einer Frauenstimme gesungen hören, "Revelge" und den "Tambourgsell" eher von einem Bariton. Insgesamt schätze ich die Aufnahmen mit WYN MORRIS/GERAINT EVANS/JANET BAKER und BERNARD HAITINK/JOHN SHIRLEY-QUIRK/JESSYE NORMAN am meisten.


    Das "Lied von der Erde": unbedingt mit Tenor und Mezzo/Alt. Am liebsten mit OTTO KLEMPERER/FRITZ WUNDERLICH/CHRISTA LUDWIG.


    Viele Grüße


    Bernd

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