"BEHOLD! THE SEA ITSELF!!" - Das Meer in der Musik

  • Hallo Liebhaber des Meeres,


    nachdem ich heute mal wieder eine der schönsten Symphonien dieses Planeten, "A Sea Symphony" von Ralph Vaughan Williams genossen habe, kam mir die Idee, dem in der Klassischen Musik sehr beliebten Thema 'Das Meer' diesen Thread zu widmen, dessen Überschrift aus der gewaltigen Symphonie-Kantate (auf Gedichte von Walt Whitman) stammt.


    Eine einzigartige Quelle der Inspiration war es den Komponisten durch die Jahrhunderte. Und in allen möglichen Gattungen (Orchester-, Chorwerken und Opern) finden sich beruhigende, anrührende oder aufwühlende Beschreibungen des Meeres, sei es als realistisch gedachte Abbilung des unberechenbaren Naturphänomens oder aber als ein Sinnbild für die mannigfachen und abgründigen Regungen der menschlichen Seele.
    In unterschiedlichsten Variationen erzählen die Musiken von Meeresstille, glücklichen Fahrten, sehr viel häufiger jedoch von Sturm, Schrecken, Schiffbruch, der entfesselten tödlichen Natur. Symbolisiert werden elementarste Dinge: das Leben, der Tod, Fluch und Erlösung.


    Eines der berühmtesten Beispiele von Meeresmusiken sind die drei symphonischen Skizzen 'La Mer' von Claude Debussy, die das Phänomen sehr viel differenzierter beschreiben als die meisten Werke seiner Vorgänger. Debussys Meer bringt eine spielerische Komponente ein; es kann nicht nur stürmen und brausen, sondern es atmet, seufzt, flüstert ... Auch geht seine Betrachtung nicht (oder nur wenig) in eine detail-realistische Richtung, denn komponiert ist nicht die Natur an sich, sondern die Wirkung auf den Betrachter.


    Welches sind für Euch die schönsten, ergreifendsten, unheimlichsten oder grausamsten Meeresschilderungen in der Musik? Was macht für Euch den Reiz dieser Werke aus?


    Genannt werden dürfen Werke aller Gattungen aller Jahrhunderte und zwar sowohl Stücke, die ausschließlich das Meer zum Thema haben wie in Debussys 'La Mer', als auch größere Werke (z. B. Opern), in der das Meer einen wichtigen Bestandteil des Werkes darstellt, sei es, daß ein ganzer Akt einer Oper auf dem Meer spielt oder die See zu einem wichtigen Träger der Handlung wird, wie in Benjamin Brittens Oper 'Peter Grimes' oder das Meer vom Komponisten eine eigene Stimme verliehen bekommt und selbst zu sprechen bzw. (als Chor) zu singen beginnt.


    Tobt Euch nur richtig aus!
    Johannes




    "O my brave Soul!
    O farther, farther sail!
    O daring joy, but safe! are they not all the seas of God?
    O farther, farther, farther sail!"


    Walt Whitman

  • Hallo,


    versuche mir gerade Sachen von Sir Granville Bantock auszuleihen.Aber schwer zu bekommen :)





    Er wird mit Debussy, Richard Strauss wie auch Sibelius verglichen. Epische Schiffer Musik.... Mal hören...


    "Sore sea-longing in my heart,
    Blue deep Barra waves are calling,
    Glides the sun, but ah! how slowly
    Far away to luring seas!"

  • Da fallen mir jetzt adhoc nur 2 Mendelssohn-Ouvertüren ein:


    "Meeresstille und glückliche Fahrt" und die "Hebriden"


    Ersteres nach Goethes Gedicht, 2teres unter dem Eindruck der Insel-Gruppe vom Meer aus, man hört geradezu die Wellen toben in diesen genialen Werken.

  • Hallo,


    ich fange einmal mit zwei bekannten Opernbeispielen an: in Wagners "Fliegender Holländer" ist das Meer sehr prominent vertreten und wird musikalisch eindrucksvoll geschildert. Verdis Othello beginnt mit einem Seesturm, in dem sich Otellos Schiff bemüht, den rettenden Hafen zu erreichen. Einer der ungewöhnlichsten und eindrucksvollsten Opern-Anfänge.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Kalervo Tuukkanen: Symphony No.3 "The Sea" für Chor und Orchester. (Ich meine es war Nr.3, bin mir aber nicht sicher)


    Kazuo Misse: Violinkonzert "Chant de la mer profonde"



    und vielleicht dann nicht mehr ganz so passend:


    Marius Constant: Violinkonzert "103 regards dans l'eau"


    David Sawer: Memory of water 1 & 2




    Gruß,

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  • Hallo Claudron,


    Volltreffer! Da hast Du als erster eine meiner absoluten Lieblingssymphonien mit Bezug zum Thema Meer angeführt. Ich wollte zwar erst in ein paar Tagen weitere Meereskompositionen nennen und dabei genauer auf Sir Granville Bantock und seine 'Hebridean Symphony' eingehen, da Du es aber nun schon genannt hast, sage ich Dir jetzt schon mal:
    Vorsicht! Vorsicht! Kann hochgradig süchtig machen! Denn es handelt sich bei Bantocks Werken, insbesondere bei der 'Hebridean Symphony' um eine so wunderschöne spätromantische Musik mit einer sehr geschmackvollen, exzellenten und differenzierten Orchestrierung (die sich mit den Straussschen Partituren durchaus messen kann), daß man gar nicht genug davon bekommen kann. Mittlerweile besitze ich sämtliche Bantock-Veröffentlichungen des englischen Labels Hyperion mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter Vernon Handley. Und nur diese würde ich Dir empfehlen! (Vergiß die Naxos-Einspielung!)


    Aber nun zurück zur 'Hebridean Symphony', die Bantock 1913 als einsätzige Symphonische Dichtung komponierte. Da man beim Hören so manche Gemeinsamkeiten mit Richard Strauss' 'Alpensymphonie' heraushören könnte (z. B. zyklische Anlage, d. h. sie endet in der Stille, mit der sie auch begonnen hat; leiser, langsamer Beginn einer Nachtstimmung, der sich ein Sonnenaufgang anschließt, weitere anschauliche Naturschilderungen; auch Ähnlichkeiten bezüglich der Form: Einsätzigkeit mit einzelnen, fließend ineinander übergehenden Abschnitten, von denen jeder sein eigenes Programm hat, und, wie gesagt, eine glänzende Orchestrierung mit einem manchmal an Strauss erinnernden Klang), möchte ich betonen, daß Strauss seine 'Alpensymphonie' erst im Jahr 1915 vollendet hat, daß sich Bantock also nicht daran orientieren oder es gar nachahmen konnte.
    Die Naturbeschreibungen nehmen einen großen Raum ein: Sonnenaufgang, Seenebel, Wellengang, fernes Gewitter, anschwillender Sturm, aber auch Szenen einer Schiffsplünderung und -schlacht mit strahlenden Hornsignalen, sich gegenseitig antwortenden schmetternden Trompetenmotiven, Volksweisen aus den Highlands - ein wirklich gewaltiges Klanggemälde, das mich immer wieder tief beeindruckt!


    Bei dem Meerespoem 'The Sea Reivers' handelt es sich lediglich um ein sehr kurzes Stück von 4 min., das Bantock evtl. als Scherzo-Teil innerhalb der 'Hebridean Symphony' geplant hatte.


    (Zwar nicht zum Thema Meer gehörend, jedoch gleichfalls von Bantock zu empfehlen sind die Gesänge für Alt und Orchester 'Sappho' von 1905, die auch bei Hyperion erschienen sind.)


    Herzliche Grüße
    Johannes

  • Hallo,


    zum Thema "Meer" möchte ich auf das Werk eines britischen Kleinmeisters verweisen:
    "The Triumph of Neptune", ein Ballett für die "Ballets Russes" von Dhiagilew (choreographiert von Georges Balanchine), komponiert von dem (auch nach eigenem Selbstverständnis) Amateur Sir Gerald Hugh Tyrwhitt-Wilson (1883-1950), dem späteren vierzehnten Lord Berners. Hier ein Porträt des exzentrischen Lords, der in schöner Regelmäßigkeit die Tauben in seiner Umgebung in allen Regenbogenfarben zu färben pflegte, gern Menus zu sich nahm, in welchem alle Gänge dieselbe Farbe besaßen und der sich ein Clavichord in seinen Rolls-Royce einbauen ließ:








    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo,


    Auch der du Lebzeiten hochberühmte, heute aber fast vergessene Pianist und Komponist Anton Rubinstein (1829-1894 - nicht mit Artur Rubinstein verwandt AFAIK) hat sich mit dem Thema "Meer" auseinandergesetzt


    Seine 2. Sinfonie op 42 titelt sich nicht nur "The Ocean" sondern stellt ihn auch akustisch dar. Das Kennenlenen stellt sich relativ preiswert dar, seit die ursprünglich bei Marco Polo erschienene CD zum Billiglabel Naxos transferiert wurde.



    Er gibt übrigens , wie ich bei meiner Recherche gesehen habe, auch eine Aufnahme für MDG (Musikproduktion Dabringhaus und Grimm)


    Um eine genauere Beschreibung der Sinfonie abzugeben, muß ich erst erneut in sie hineinhören, was in den nächsten Tagen geschehen soll. Dann werde ich das Werk gesondert vorstellen im Rahmen meiner bereits begonnenen Serie über Anton Rubinstein.


    Freundliche Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo!
    Ich möchte anmerken, daß es "Meeresstille und glückliche Fahrt" nicht nur von Mendelssohn, sondern auch von Beethoven gibt - es ist sein op. 112, für "gemischten Chor mit Begleitung des Orchesters" komponiert.
    Weils so schön ist, nun das zugrunde liegende Goethe-Gedicht:


    Meeresstille


    Tiefe Stille herrscht im Wasser,
    ohne Regung ruht das Meer,
    und bekümmert sieht der Schiffer
    glatte Fläche rings umher.


    Keine Luft von keiner Seite!
    Todesstille fürchterlich!
    In der ungeheuren Weite
    reget keine Welle sich.


    Glückliche Fahrt


    Die Nebel zerreißen,
    der Himmel ist helle
    und Äolus löset
    das ängstliche Band.


    Es säuseln die Winde,
    es rührt sich der Schiffer.
    Geschwinde! Geschwinde!
    Es teilt sich die Welle,
    es naht sich die Ferne;
    schon seh ich das Land!



    Gar nicht meeresstill geht es in Anton Bruckners letzter vollendeter Komposition zu, dem Gesang für Männerchor und Orchester "Helgoland".
    Feindliche Schiffe steuern auf die Insel zu, und die Helgoländer beten, ein Unwetter möge die Schiffe zum Kentern bringen. Das geschieht dann auch. Zugrunde liegt die deutschnational angehauchte Ballade "Helgoland" von August Silberstein.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Natürlich war das Meer auch im Barock schon Thema in der Musik. Ein Beispiel dafür ist Telemanns Admiralitätsmusik. Sie entstand 1723 zum 100jährigen Jubiläum der Hamburger Admiralität, einer Einrichtung, die sich um die Sicherheit der Handelschiffe zu kümmern hatte und so manches Piratenschiff aufbrachte. Wie die meisten von Telemanns Musiken zu ähnlichen Anlässen (die jährlich geforderten Kapitänsmusiken), ist das Werk zweiteilig angelegt, einer "Musike bey der Taffel" und einer "vortrefflichen Serenata". Der erste Teil ist bekannt(er) als Ouvertüre Hamburger Ebb´ und Fluth, der zweite ist die Serenata mit dem Titel "Unschätzbarer Vorwurf erkenntlicher Sinnen".



    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

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  • Benjamin Britten: Four Sea Interludes op. 33 a
    Frank Bridge: Suite "The Sea"
    Arnold Bax: On The Sea-Shore


    Zugegeben, etwas abseitig, aber alle auf einer Schallplatte von Chandos mit dem Ulster Orchestra und dem offenbaren Spezialisten Vernon Handley


    Aber so schnulzig, daß es absolut schön ist: Edward Elgars Sea Pictures op 37 mit Janet Baker und dem LSO unter Sir John Barbirolli aus dem Jahre 1971!


    Grüße aus Bonn

  • Hallo Taminoianer,


    nun möchte auch ich einmal meine Lieblingswerke zum Thema Meer auflisten.
    Meine absoluten Favoriten, in denen es über weite Strecken schon recht gewaltig stürmt und brodelt sind:


    Vítezslav Novák: Boure (Der Sturm) - Kantate :jubel:


    Rued Langgaard: Symphonie Nr. 1 "Klippenpastorale" :jubel:


    Ralph Vaughan Williams: Symphonie Nr. 1 "A Sea Symphony" :jubel:



    Aber hier nun die gesamte Litanei: ;)



    Hugo Alfvén (1872-1960):
    Symphonie Nr. 4 c-moll für Sopran, Tenor und Orchester "Från Havsbandet" ("Von den äußeren Schären"), opus 39; R. 93 1918/19


    Kurt Atterberg (1887-1974):
    Symphonie Nr. 3 D-dur für Orchester "Västkustbilder" ("Bilder der Westküste"), opus 10 1914-16


    Sir Granville Bantock (1868-1946):
    Hebridean Symphony für Orchester 1913


    Sir Arnold Bax (1883-1953):
    On the Sea-Shore - Präludium für Orchester 190? (Skizze orch. von Graham Parlett)
    Tintagel - Symphonische Dichtung für Orchester 1917-19


    Frank Bridge (1879-1941):
    The Sea - Suite für Orchester 1910/11


    Benjamin Britten (1913-1976):
    Four Sea Interludes - Suite für Orchester, opus 33 a 1945
    Peter Grimes - Oper in 1 Prolog und 3 Akten, opus 33 1944/45
    Billy Budd - Oper in 4 Akten, opus 50 1951 / Oper in 2 Akten, opus 50 1960
    Noye' s Fludde - Kinderoper / Mysterium in 1 Akt, opus 59 1957


    Ernest Chausson (1855-1899):
    Poème de l' Amour et de la Mer für Singstimme und Orchester, opus 19 1882-90


    Mikolajus Konstantinas Ciurlionis (1875-1911):
    Jura (Das Meer) - Symphonische Dichtung für Orgel und Orchester 1903-07


    Jean Cras (1879-1932):
    Polyphème - Lyrisches Drama in 4 Akten und 5 Bildern 1910-18


    Claude Debussy ( 1862-1918 ):
    La Mer - Drei symphonische Skizzen für Orchester 1903-05


    Frederick Delius (1862-1934):
    Sea Drift für Bariton, gemischten Chor und Orchester 1903


    Sir Edward Elgar (1857-1934):
    Sea Pictures - Liederzyklus für Alt und Orchester, opus 37 1897-99


    George Enesco (1881-1955):
    Vox Maris - Symphonische Dichtung für Sopran, Tenor, gemischten Chor und Orchester, opus 31 1929-51


    Alberto Franchetti (1860-1942):
    Cristoforo Colombo - Lyrisches Drama in 4 Akten 1892 / 3 Akten und 1 Epilog 1895: II. Akt: 1492 - Der Ozean


    Paul Gilson (1865-1942):
    De Zee (Das Meer) - Symphonische Dichtung für Orchester 1891/92


    Alexander Glasunow (1865-1936):
    Morye (Das Meer) - Fantasie E-dur für Orchester, opus 28 1889


    Henry Kimball Hadley (1871-1937):
    The Ocean - Symphonische Dichtung für Orchester, opus 99 1920/21


    Howard Hanson (1896-1981):
    Symphonie Nr. 7 "A Sea Symphony"


    Mieczyslaw Karlowicz (1876-1909):
    Powracajace Fale (Wiederkehrende Wellen) - Symphonische Dichtung für Orchester, opus 9 1903


    Rued Langgaard (1893-1952):
    Symphonie Nr. 1 für Orchester "Klippepastoraler" ("Klippenpastorale"), BVN 32 1908/09, rev. 1909-11
    Symphonie Nr. 15 für Bariton, Männerchor und Orchester "Søstormen" ("Der Seesturm"), BVN 375 1949
    Vesterhavet (Die Nordsee) - Melodram für Sprecher und Orchester / Klavier, BVN 39 1909-11


    Sir John Blackwood Mc Ewen ( 1868-1948 ):
    Three Border Ballads für Orchester 1906-08 ( 1. Coronach 1906, 2. The Demon Lover 1906/07, 3. Grey Galloway 1908 )


    Giacomo Meyerbeer (1791-1864):
    L' Africaine (Die Afrikanerin) - Große Oper in 5 Akten 1837-43: III. Akt


    Vítezslav Novák (1870-1949):
    Boure (Der Sturm) - Eine Meer-Fantasie / Kantate für Soli, gemischten Chor und Orchester, opus 42 1908-10


    Nicolai Rimsky-Korssakow ( 1844-1908 ):
    Scheherazade - Symphonische Suite in 4 Sätzen für Orchester, opus 35 1888: 1. & 4. Satz


    Camille Saint-Saëns (1835-1921):
    Le Déluge - Biblisches Gedicht / Oratorium für Sopran, Mezzosopran, Tenor, Bariton, gemischten Chor und Orchester, opus 45 1875


    Max von Schillings (1868-1933):
    Zwei symphonische Fantasien für Orchester 1895 (1. Meergruß, 2. Seemorgen)


    Erwin Schulhoff (1894-1942):
    Plameny (Flammen) - Eine musikalische Tragikomödie in 2 Akten zu 10 Bildern, opus 68 1927-29
    I. Akt, Szene 7: Gespräch mit dem Meer.
    Schattenchor: Laue Nacht über der Wellen Schaum. Leise singt das Meer wie im Traum, hin und zurück, hin und zurück singt das Meer wie im Traum.


    Cyril Scott (1879-1970):
    Disaster at Sea - Symphonische Dichtung für Orchester 1933 (rev. als: Neptune 1935)
    Neptune - Meeresgedicht für Orchester 1935 (Rev. von: Disaster at Sea 1933)


    Sir Charles Villiers Stanford (1852-1924):
    Queen of the Seas - Ouvertüre für Orchester 1888 (zur 300-Jahrfeier der spanischen Armada)
    Songs of the Sea - Liederzyklus für Bariton, Männerchor und Orchester, opus 91 1904
    Songs of the Fleet - Liederzyklus für Bariton, gemischten Chor und Orchester, opus 117 1910


    Igor Strawinsky (1882-1971):
    The Flood - Musikalisches Spiel / Fernsehoper für Tänzer, Sprecher, Soli, gemischten Chor und Orchester 1961/62


    Ralph Vaughan Williams ( 1872-1958 ):
    Symphonie Nr. 1 für Sopran, Bariton, gemischten Chor, Orgel und Orchester "A Sea Symphony" 1903-09
    Riders to the Sea - Oper in 1 Akt 1925-32



    Schöne Grüße
    Johannes

  • Na, da habe ich doch glatt eine der schönsten, anrührendsten, ergreifendsten Werke, die mit dem Thema Meer zu tun haben, vergessen: ?(
    Die betörende Orchesterfantasie in 3 Sätzen 'Die Seejungfrau', die Alexander von Zemlinsky (1871-1942) im Jahr 1903 nach dem Märchen von Hans Christian Andersen komponierte.


    Die einzelnen Stationen der Geschichte, die Zemlinsky selbst Arnold Schönberg gegenüber mitteilte, werden in der Musik anschaulich umgesetzt und sind für den Hörer sehr gut nachvollziehbar:


    Am Meeresgrund - das Meerfräulein auf der Menschenwelt - der Sturm und der Schiffbruch - des Prinzen Errettung - das Meerfräulein - Sehnsucht bei der Hexe: Verwandlung des Fischschwanzes in Mädchenbeine - des Prinzen Vermählung mit einer menschlichen Prinzessin - Weigerung der Seejungfrau, das Brautpaar zu töten - Verwandlung der Seejungfrau in die elfenhafte "Tochter der Luft".
    Eine der wunderbarsten Tondichtungen, die ich bereits dreimal im Konzert erleben durfte und die mich immer wieder in tiefster Seele berührt.


    Die beste Einspielung, die ich bisher gehört habe, ist die sehr frisch und kraftvoll dahinströmende, gleichzeitig enorm spannende und aufwühlende Aufnahme mit dem Radio-Symphonie-Orchester Berlin unter Riccardo Chaillys Leitung aus dem Jahr 1986 bei Decca:


  • und dann noch:


    gösta nyström: sinfonia da mare


    und die arie: 'ozean, du ungeheuer' aus webers oberon



    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Der gefangene Admiral


    Ballade von Carl Loewe (op 115)


    Text von Moritz, Graf von Strachwitz (1822-1847)




    Sind heute dreiunddreißig Jahr,
    Seit ich kein Segel sah,
    Es steht der Turm unwandelbar,
    Die Kett' ist ewig da.
    Sie haben gemauert mich, den Delphin
    In lichtlos Felsgestein
    Und unerreichbar über ihn
    Ein winzig Fensterlein.
    Nicht, daß ich fern von Licht und Tag,
    Macht mir das Herz so schwer,
    Als daß ich dich nicht zu schaun vermag,
    Mein heiliges blaues Meer!
    Ich höre nicht, wie die Brandung rollt
    Und keiner Möwe Geschrill,
    Und wenn die Kette nicht rasseln wollt',
    So wär' es totenstill.
    Sie bauten wohl fern vom Meer den Turm,
    Wo keine Woge prallt,
    Kein Bootsmann pfeift und pfeift kein Sturm,
    Kein Schuß den Sturm durchschallt.
    Nicht, daß man in schweigende Nacht mich warf,
    Macht mir das Herz so schwer,
    Als daß ich dich nicht hören darf,
    Mein tiefaufdonnerndes Meer!


    Mein greises Gebein ist schwer und leer,
    Mein Leib wird nimmer heil,
    Die Faust schwingt nimmer die Lunte mehr
    Und nimmer das Enterbeil! –
    Die große Flagge auf dem Mast,
    Die Breitseit' lasset sehn,
    Und Jungens, wen aufs Korn ihr faßt,
    Der Teufel hole den! –
    Nicht, daß ich verwelkt in Haft und Bann,
    Macht mir das Herz so schwer,
    Als daß ich auf dir nicht fechten kann,
    Mein kampferschüttertes Meer!


    Nun drauf und dran, geentert keck,
    Und feuert noch einmal!
    Ha! Schiff an Schiff und Deck an Deck,
    Und ich der Admiral! –
    O fiel ich doch im Kugelgezisch!
    Hier lieg' ich siech und wund,
    Hinschmachtend wie im Sand ein Fisch,
    Und sterbend wie ein Hund.
    Nicht, daß ich sterbe Zoll um Zoll,
    Macht mir das Herz so schwer,
    Als daß ich auf dir nicht sterben soll,
    Mein oft bewzungenes Meer!


    Die Segel hängt das Schiff im Leid,
    Ein schwarzes, verwitwetes Weib,
    Die Flagge deckt als Sterbekleid
    Den toten Heldenleib.
    Er sinkt ins Meer von der Spiegelwand,
    Das bebt in heiliger Scheu. –
    Mich aber scharren sie in den Sand
    Und schießen nicht einmal dabei!
    Nicht, daß mein Leben hier verrann,
    Macht mir das Herz so schwer,
    Als daß ich in dir nicht schlafen kann,
    Du Heldengrab, mein Meer!


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo allerseits,


    hier möchte ich noch zwei Kompositionen zum Thema ergänzen:



    Ture Rangström (1884-1947):
    Hafvet Sjunger (Das Meer singt) - Symphonische Dichtung für Orchester 1913


    Ernest Bloch (1880-1959):
    Poems of the Sea - Suite für Orchester 1922



    Ciao
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    bei der umfassenden Liste fällt es wirklich schwer, noch eine Nische zu entdecken, aber da ich mich gerade mit Ravel beschäftige:


    Maurice Ravel (1875-1937):
    Une Barque sur l'océan, aus: Miroirs


    Das Stück ist wie Debussys "La Mer" 1903 - 05 entstanden, wechselweise Einflüsse gelten als gesichert.


    Viele Grüße,
    Walter

  • Hallo...wenn ich mich jetzt nicht irre, wurde Haydns Schöpfung hier noch gar nicht erwähnt...
    Natürlich ist das Meer nicht Hauptthema, aber dennoch Bestandteil...


    Wenn ich mich nicht irre im 1.Teil die Ausschnitte 3 und 6.
    Im zweiten Teil könnte man sicher noch Ausschnitt 16 dazu nehmen...


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Ha! Scheint ja doch noch was für mich übriggeblieben zu sein (falls ich es nicht schändlicherweise überlesen hätte):


    Sibelius: The Oceanides, op.73 - klingt bisweilen verdächtig nach der Holänder-Ouvertüre.


  • Natürlich gehört auch der Ausschnitt 5 von der Schöpfung dazu:


    Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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  • Mir ist eben bei den Pslams folgendes zugefallen:


    Denn sein ist das Meer

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Eine Oper, die auch viel mit der Thematik "Meer", bzw. "Seesturm" zu tun hat, ist Mozarts "Idomeneo, rè di Creta" aus dem Jahr 1780/81:


    Da gibt es den Chor der schiffbrüchigen Kreter im 1. Akt (eindrucksvoll aufgeteilt in Nah- und Fernchor der am Land stehenen Zuschauer), dann natürlich die Wiedererkennungsszene zwischen Idomeneo und Sohn Idamante am Strand und im 2. Akt die berühmte Arie des Titelhelden "Fuor del mar ho un mar in seno", die mit Koloraturen ("geschnittenen Nudeln", wie sie der Kompositeur zu nennen pflegte :]) nur so gespickt ist und dann natürlich das Unwetter im Hafen am Ende des 2. Aktes, wo lt. Regieanweisung Blitze die Schiffe in Brand stecken und dann auch noch das Seeungeheuer auftaucht, was alle Anwesenden in einer grandiosen Szene zur Flucht veranlasst. Ich betone "lt. Regieanweisung" - weil man leider heutzutage meist weder Sturm noch Blitze, geschweige denn ein "schröckliches" Seeungeheuer zu sehen bekommt :(

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Sagitt meint:


    the waves of the sea rage horribly- Händel vertont mit wunderbaren Wellenbewegungen die See in seinem Chandos.-anthem Psalm 94. Großartig dargeboten von the sixteen unter Harry Christoffers

  • Hallo,


    Habe ich grade bei j*c gefunden:
    Johann Joseph Albert (nie von ihm Gehört) - Columbus, ein Symphonisches Seegemälde...


    Vielleicht ganz interessant...die Hörbeispiele reichen aber das zu beurteilen nicht aus...!


    Viele Grüße,


    Raphael

  • Oh, da fallen mir neben den hier schon eindrucksvoll dokumentierten Meeresmusiken spontan nur zwei (allerdings sehr unterschiedliche) Beipiele ein:


    Antonio Vivaldi: Konzert für Violine und Orchester, Es-Dur, Op. 8, Nr.5 (RV 253) »La Tempesta di Mare«


    und


    Gian Francesco Malipiero: Sinfonia del mare (1906)


    :hello:


    Klawirr

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  • Wurde selbst von den Haydn-Lied-Experten hier noch nicht erwähnt: Joseph Haydns "Sailor's Song":


    "High on the giddy bending mast,
    The seaman furls the rending sail..."


    Viele Grüße
    Frank

  • Ich hatte diesen Thread noch nicht entdeckt, aber revanchiere mich sofort mit Haydns
    "The Mermaid's Song"
    (Now the dancing sunbeams play
    On the green and glassy sea...)


    Wenn wir Glück haben, werden alle Lieder von Haydn letztlich 2009 auf CD erscheinen. Sie sind jedenfalls je aufgenommen. Auf dem Label Philips (3 LPs). Es sang Elly Ameling und begeleitet wurde sie von Jörg Demus.


    The Mermaid's Song (Hob XXVIa Nr. 25) steht auf Seite 1 von LP 1, während Sailor's Song (Hob XXVIa Nr. 31) auf Seite 2 von dieser LP zu finden ist.


    LG, Paul

  • Und was wir nicht vergessen sollen: "Rule Britannia" (Thomas Arne)


    Rule, Britannia! Britannia, rule the waves


    Es wurde sogar von Beethoven noch bearbeitet (WoO 79): fünf Variationen über "Rule Brittania".


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von musicophil
    The Mermaid's Song (Hob XXVIa Nr. 25) steht auf Seite 1 von LP 1, während Sailor's Song (Hob XXVIa Nr. 31) auf Seite 2 von dieser LP zu finden ist.


    Hallo,
    Sailor's Song kenne ich von der Hyperion-CD "O tuneful voice"


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    Viele Grüße
    Frank

  • Ein besonderes Werk ist die Tragèdie Lyrique "ALCYONE" (1706) von Marin Marais.




    Hier spielt das Meer fast eine Hauptrolle in der Oper.
    Und Marais ist nach eigener Aussage sogar an die Küste gefahren um die Geräusche des Meeres zu studieren um sie dann in seiner Musik umzusetzen.


    So wird im 3. Akt das Ablegen eines Segelschiffes regelrecht zelebriert - und später sieht Alcyone dieses Schiff mit ihrem Geliebten an Bord im Traum wie es im Sturm untergeht.



    Dieses Spektakel fand natürlich auf offener Bühne statt und machte ziemlichen Eindruck :D


    Der Sturm auf dem Meer war so populär, dass man ihn durch Lullys Sturm in der Oper "Alceste" ersetzte !


    Manchmal denke ich, man riecht förmlich das Meer, wenn man sich die Oper anhört - eines der genialsten Werke das ich je hörte


    :jubel::jubel::jubel:

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