STRAUSS, Johann: Sein Lebenslauf - seine Operetten

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    Johann Strauß (Sohn)


    geboren am 25. Oktober 1825 in St. Ullrich bei Wien
    gestorben am 3. Juni 1899 in Wien



    LEBENSLAUF


    Vater Johann Strauß war der Opposition seiner Gemahlin ausgesetzt. Diese versuchte das Gegenteil von dem durchzusetzen, was er anordnete. Für das Söhnchen hatte er die Beamtenlaufbahn vorgesehen, aber Johann Baptist wollte lieber Musiker werden. Die Mutter intervenierte und verschaffte ihm ein Studium beim Basslehrer Hofmann. Frei entfalten konnte Johann sich totzdem nicht und er riskierte den Bruch mit dem Elternhaus.


    Das Casino Donnmayer bot die geeignete Plattform für seine regelmäßigen Konzerte. Den Vater erboste es, weil Sohnemann ihm mit seinem Musikensemble Konkurrenz machte. Nachdem der alte Herr das Zeitliche gesegnet hatte, übernahm Johann kurzerhand dessen Orchester. Damit ging er auf Tournee und beglückte mit seinen Klängen die Menschen diesseits und jenseits des Atlantik. Man genoss Walzerseligkeit von Paris über London und Berlin bis St. Petersburg.


    Bei Hof war er in Ungnade gefallen - man liebte seinen Freiheitslieder-Walzer überhaupt nicht. Erst im Jahre 1863 wurde er zum k.k. Hofball-Musikdirektor ernannt und erhielt das Privileg, alle Hofbälle zu leiten. Als er 1873 nicht mehr wollte, bekam sein Bruder Eduard die Position. Für ihn fiel der Franz-Joseph-Orden ab.


    Die Tanzmusik, die er am laufenden Meter komponierte, begründete seinen Ruf als Walzerkönig. Die Musikgeschichte sagt, dass Johann selbst nicht tanzen konnte. Das Zusammentreffen mit Jacques Offenbach im Jahre 1864 war für Johann prägend. Der Maestro von der Seine überredete ihn, auch das Musiktheater nicht verkommen zu lassen. Unterstützt wurde er von seiner Frau Henriette Treffz, die ihn nicht nur anregte, sondern auch aufregte. Johann Strauß war einer der populärsten Musiker seiner Zeit. Alle mochten ihn, nur Eduard Hanslick war der Einzige der ihn mittelmäßig fand - Johannes Brahms war gegenteiliger Meinung.


    Die erste Operette, Idigo und die 40 Räuber, hatte 1871 im Theater an der Wien seine Erstaufführung, wurde aber später zu Tausendundeine Nacht umgearbeitet. Seine bekannteste Oper 'Die Fledermaus' ist auch seine erfolgreichste. Am liebsten wird sie zu Silvester in den Opernhäusern gegeben. 'Wiener Blut ist ein Mix, der von fremder Hand aus früheren Strauß-Melodien zusammengestellt wurde.


    Seine drei Ehen blieben alle kinderlos. Für seine Verbindung mit Adele gab er seine österreichische Staatsbürgerschaft auf und wurde evangelisch. Was tut man nicht alles, um eine unsterbliche Liebe zu legitimieren.


    Sein vierzigjähriges Künstlerleben feierte er 1884 wieder bei Dommayer. Johann Strauß (Sohn) gilt als Begründer der 'goldenen Ära der Wiener Operette'. Insgesamt komponierte der Meister etwa zwanzig Operetten, 500 Walzer, Polken und Märsche sowie ein Ballett und eine Oper. Er starb am 3. Uni 1899 und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt.


    © 2010 TAMINO - Engelbert

  • WERKVERZEICHNIS (in Auswahl)


    * Karneval in Rom (1973)
    * Die Fledermaus (1874)
    * Cagliostro in Wien (1875)
    * Prinz Methusalem (1877)
    * Das Spitzentuch der Königin (1880)
    * Der lustige Krieg (1881)
    * Eine Nacht in Venedig (1883)
    * Der Zigeunerbaron (1885)
    * Simplicius (1887)
    * Fürstin Ninetta (1893)
    * Jakuba - Das Apfelfest (1894)
    * Wiener Blut ((posthum 1899)
    * Tausend und eine Nacht (posthum 1906)

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    Johann Strauß (1825-1899)
    Eine Nacht in Venedig


    Operette (Komische Oper in drei Akten)
    deutsch gesungen
    Libretto von F. Zell und R. Genée
    Uraufführung am 3.10.1883 in Berlin und am 9.10.1883 in Wien
    Zeitdauer: ca. 120 Min.


    Personen:
    Guido, Herzog von Urbino
    Delacqua, Senator
    Barbara, seine Frau
    Annina, Fischerin
    Caramello, Barbier
    Pappacoda, Koch
    Ciboletta, Köchin
    Enrico Piselli, Marineoffizier
    Besucher des venezianischen Karnevals


    Das Geschehen spielt in Venedig im 18. Jahrhundert


    Dokumentation:
    Label: Polytel, 1976 aufgenommen in den HUNGARO-Tonstudios Budapest
    Einrichtung der Originalfassung von Hans-Ullrich Barth
    Es singt der Chor des ungarischen Rundfunks unter der Direktion von Ferenc Sapszon,
    Das Ungarische Staatsorchester dirigiert Ernst Märzendorfer
    Darsteller: (auf meiner favorisierten CD)
    Guido - Carlo Bini (Tenor): Sprecher, Reiner Ottersbek
    Delaqua – Karl Dönch (Tenor)
    Barbara – Elisabeth Steiner (Mezzosopran)
    Annina – Leanette Scovotti (Sopran)
    Caramello – Wolfgang Brendel (Bariton)
    Pappacoda – Frieder Stricker (Tenor)
    Ciboletta – Elke Schary (Elke Schary)


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    HANDLUNG


    Erster Akt:


    Der Herzog von Urbino reist häufig in den Orient, aber wenn in Venedig Karneval ist, hält ihn in der Ferne nichts. Er hat in der Lagunenstadt einen schönen Palast, in dem er zur Karnevalszeit rauschende Feste feiert und die Huldigungen der Damenwelt entgegennimmt. Die Senatoren sehen es nicht gern und fürchten um die Tugend ihrer Gemahlinnen. Deshalb ist im Senat ein Beschluss ergangen, dass Senatorenfrauen zur Karnevalszeit sich den Festlichkeiten im Herzogspalast fernzuhalten haben.


    Diese möchten sich aber nicht bevormunden lassen und proben den Aufstand. Anführerin ist Barbara, die resolute Frau des schon etwas betagten Senators Delacqua. Auf diese hat der feurige Herzog seinen Blick gerichtet, obwohl er sie von Angesicht gar nicht kennt, da dieses unter einer Maske verborgen lag, als er sie auf einer Reise das erste Mal traf.


    Caramello geht dem Herzog um den Bart, er muss das, denn der Geschmeidige ist sein Barbier. Zusätzlich wird er für Spezialaufgaben herangezogen. So soll er jetzt dafür sorgen, dass die Herzensdame auf dem Ball erscheinen wird.


    Es sind aber nicht allein die hohen Herrschaften, bei denen sich das Liebeskarussell dreht, auch in den unteren Schichten geht es hoch her. Die Welt Anninas ist der Canale Grande. Sie fängt dort ‚Frutti di mare’, um sie vom Boot aus der Bevölkerung zum Kauf anzubieten. Der Barbier ist ihr Dauerfreund, von dem sie erfährt, mit welch pikanter Aufgabe der Herzog ihn betraut hat. Sie selbst ist die Schwester Barbaras und hat nichts Eiligeres zu tun, als der Hochgestellten zu berichten, dass der Herzog ihre Gunst begehrt. Annina kommt der Besuch gelegen, um eine weitere Komplizin zu haben.


    Doch wenden wir uns zunächst dem Makkaroni-Koch Pappacoda zu, mit dem die Operette beginnt, nachdem die spritzige Ouvertüre verklungen ist. Der Napolitaner liebt seinen Beruf, lobt sich und seine Fertigkeiten als Koch, preist aber nun die Schönheit seiner Wahlheimat Venedig. Seine Verlobte ist Ciboletta, Köchin im Hause Delacquas. Die ‚Zwiebel’ möchte nun endlich geheiratet werden, aber Pappacoda wendet ein, dass er ihr keine gesicherte Zukunft bieten kann, solange er nicht die gehobene Position eines Leibkochs bekleidet. Die Herrin hat die Vorwitzige weggeschickt, weil sie mit den Senatorenfrauen eine Verschwörung plant, bei der Köchinnen als Zeugin überflüssig seien.


    Annina findet es empörend, dass der Senator seine Frau alljährlich nach Murano schickt, um eine Tante zu besuchen, die im dortigen Kloster als Äbtissin waltet. Barbara hat einen Plan und bittet ihre Schwester an ihrer Stelle maskiert und verkleidet nach Murano zu gondeln, damit ihr Gatte denken soll, sie befinde sich außer Haus. In Wirklichkeit will sie die Senatorenfrauen um sich versammeln, zum herzoglichen Palast gehen und eine Petition einreichen, damit der alberne Beschluss der Senatoren rückgängig gemacht wird. Annina soll die Reise lediglich antreten und unterwegs den Gondoliere beschwatzen, dass er sie aussteigen lässt, damit sie zurückkehren kann, um ebenfalls Gast des Herzogs zu sein. Annina ist für den Spaß zu haben.


    Der Herzog hat durch seinen Bartscherer Wind bekommen, dass man ihm den Spaß verderben will. Sein Faktotum hat eine tolle Idee. Caramello wird den Gondoliere bestechen und ihm Geld anbieten, damit er seinen Platz einnehmen kann. Die Gondel wird aber nicht den Weg nach Murano nehmen, sondern mit Barbara direkt zum herzoglichen Palast gleiten. Der Übereifrige hat natürlich keine Ahnung, dass in der Gondel nicht Barbara, sondern seine verkleidete Verlobte sitzen wird.


    Pappacoda hat Streit mit Ciboletta, weil diese auch am Tanzvergnügen beim Herzog teilnehmen möchte, aber keine Einladungskarte hat. Caramello überreicht den beiden das Billett, mit welchem eigentlich der Senator Delacqua seine Legimitation zum Abendvergnügen nachweisen soll. Damit der Hintergangene besänftigt ist, wird er ihm mit seinen Zunftgenossen vor seinem Haus ein Ständchen bringen, um ihn abzulenken. Der Zufall kommt dem Senator zur Hilfe. Der Herzog lässt ihn wissen, dass ein hochdotiertes Verwalterpöstchen zu vergeben sei. Die herzogliche Gunst wird dem gewährt, der sie auch verdiene und lädt den Senator, allerdings mit Frau Gemahlin, mündlich erneut zum Ball ein. Delacqua zieht den Schluss, dass er selbst der Begünstigte sein könnte, aber woher so schnell eine „Frau Gemahlin“ nehmen, wenn diese in Murano bei ihrer Tante weilt.


    Der Rollentausch mit dem Gondoliere hat geklappt und Caramello lockt die falsche Barbara mit der schönsten Arie, die Johann Strauß für diese Operette komponiert hat. Es erklingt die Barcarole:


    „Komm in die Gondel, mein Mädchen, ach, steige nur ein...“


    Zweiter Akt:


    Sehnsüchtig wartet der Herzog auf die Gondel, welche die Erfüllung seiner Wünsche näher bringen soll. Caramello lässt auf sich warten, aber ohne es zu ahnen, wartet unerkannt die ersehnte Barbara mit einer Delegation der Senatorenfrauen im Vorzimmer, um gegen die Willkür ihrer ehrenwerten Ehemänner zu protestieren.


    „Nein, so ängstlich sind wir nicht...“


    Der Herzog setzt den Senatsbeschluss außer Kraft und alle Frauen sind eingeladen, zusammen mit dem Herzog EINE NACHT IN VENEDIG zu erleben.


    Der Herzog kann nun endlich seine Bravourarie anstimmen und jubelt


    „Ach, wie so herrlich zu schau’n...“


    Die Gondel ist nun angekommen. Caramello bemerkt, dass er die falsche Fracht geladen hat und will unverzüglich mit Annina nach Hause gehen. Diese hat völlig andere Vorstellungen und möchte bleiben. Der Herzog glaubt, er hat Barbara vor sich und Annina fällt es nicht ein, den Irrtum aufzuklären. Der Herzog freut sich:


    „So sind wir endlich denn allein...“ Caramello schäumt und benimmt sich ungebührlich. Nun trifft Delacqua mit ‚Frau Gemahlin’ ein. Es ist keine andere als Ciboletta, die das Billet von Barbara vorweisen kann, welches Caramello ihr geschenkt hat. Blitzschnell reagiert Annina und raunt dem Herzog zu, das sei nur die Zofe und nicht die Gemahlin. Der Herzog ist belustigt, macht das Spiel mit, akzeptiert zwei ’Gemahlinnen’ und man genießt das Souppé zu dritt. Caramello und Pappacoda haben sich der Kellnerrolle bemächtigt und arrangieren unablässig Störmanöver.


    Die Glocke schlägt Mitternacht. Die Delegation der Senatorinnen stürmt herein, um den Herzog auf die Straße in den Trubel des Karnevals hinein zu ziehen, der traditionell von arm und reich gemeinsam genossen wird.


    Dritter Akt:


    Im Wirbel des Karnevals suchen die Männer nach ihren Frauen. Sie wissen, dass sie sich als Domino verkleidet haben. Es gibt davon rote, blaue und gelbe. Jeder sucht nach der falschen Farbe, was erneut zu Turbulenzen führt.


    Barbara kann ihren heimlichen Liebhaber Piselli als Retter ihrer Ehre hinstellen und erwirkt für ihn die Dankbarkeit Delacquas. Jeder findet wieder zu seinem Partner. Niemand kann dem anderen etwas vorwerfen. Der Senator wird beschwatzt, Annina ist treu geblieben und Pappacoda wird Leibkoch. Nur der Herzog geht leer aus. Was soll’s, ein anderes Mal wird er auf seine Kosten kommen. Bisher gab es da nie Probleme.



    Anmerkungen:


    Die Intrigen um die Entstehung und Aufführung des Werkes glichen selbst einer Operette. Die beiden Librettisten produzierten Textbücher am laufenden Band und verteilten an Komponisten, die sie für geeignet hielten. Auf diese Weise erhielt Millöcker den ‚Bettelstudenten’ mit den besseren Dialogen, weil man Strauß unterstellte, dass er zu einem weniger gelungen Text die bessere Musik macht. Entscheidend dürfte allerdings das italienische Ambiente gewesen sein, nach dem Strauß griff, weil es ihm mehr lag, als das polnische – und er hatte die erste Wahl.


    Der neue Direktor des Theaters an der Wien hatte dem Komponisten seine Lily weggeschnappt, was in Wien einem Skandal gleichkam. Die Ehe wurde geschieden und Johann Strauß war erleichtert, als aus Berlin das Angebot kam, die Uraufführung seiner neuen Operette in den Norden zu verlegen. Man gab sich große Mühe, die besten Voraussetzungen bezüglich Ausstattung und Gesangssolisten zu garantieren. Trotzdem entwickelte sich ein Skandal, weil Einzelnen der Text des Lagunenwalzers den Berlinern nicht gefiel. Man nahm Anstoß an der Doppelzeile: Nachts sind die Katzen ja grau. Nachts tönt es zärtlich: ‚Miau’ - in Wiederholung vorgetragen. Am nächsten Abend hörte sich die Verszeile ganz anders an: „Täuschende Bilder sind so schön, müsst' schon am Morgen verweh’n“ Nun, die Musiker erhielten jedenfalls den gebührenden Beifall und die Besucher waren auch nicht ernsthaft verstimmt. Trotzdem reiste Strauss unverzüglich ab, zumal die Premiere in Wien ein paar Tage später stattfand. Das Wiener Publikum verhielt sich lammfromm, um auf die erlittene Wunde Balsam zu träufeln. Schließlich sollten Premieren der Werke des geliebten Idols zukünftig doch zweckmäßiger in der österreichischen Hauptstadt stattfinden.


    Der Retuschen und Bearbeitung von Text und Musik gab es unzählige. Jeder glaubte, etwas verbessern zu müssen. Erich Wolfgang Korngold ging sogar soweit, Arien nachzukomponieren, um der Position des Herzogs größeres Gewicht zu verleihen. In heutiger Zeit prahlen die Aufführenden gern damit, zur Urauffassung zurückgekehrt zu sein, aber manchmal sind Mischfassungen und Straffungen mit angepassten Dialogen - verantwortungsvoll in die Wege geleitet - wirklich genießbarer.


    © 2010 TAMINO - Engelbert

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    Johann Strauß (1825-1899)
    Cagliostro


    Operette in drei Akten
    Musikalische Bearbeitung im Jahre 1941 von Karl Tutein
    Libretto von F. Zell (Camillo Walzel) und Richard Genée
    Neue Textfassung von Gustav Quedenfeldt
    Uraufführung am 27. Februar 1875 in Wien


    Personen:
    Kaiserin Maria Theresia
    Marie Luise, Infantin von Spanien
    Graf Cagliostro, Wunderheiler und Hochstapler
    Lorenza, eine Straßensängerin, seine Lebensgefährtin
    Blasoni, sein untreuer Gehillfe
    Baron Sebastian Schnucki, kaiserlicher Sittenkomissar
    Feri von Lieven, Leutnant
    Teiglein, Konditor und Annemaries Vormund
    Severin Schaubudenbesitzer
    Der Wirt der 'Türkenschanze'
    Der Hofmarschall und weitere


    Das Geschehen spielt in Wien um 1765




    INHALTSANGABE


    Erster Akt:


    Der kaiserliche Sittenkommissar beobachtet argwöhnisch die Schaubude des berühmten Wundertäters Cagliostro, der zur abendlichen Vorstellung geladen und sein Podest vor der 'Türkenschanze' aufgebaut hat. Allzu gern möchte Baron Schnucki den Scharlatan bei einer Verfehlung auf frischer Tat ertappen und inspiziert unaufhaltsam das Gelände.


    Dem Verschlagenen kommt die Anwesenheit des Barons gelegen. Er schmeichelt dem Beamten, damit er
    ihm eine Audienz bei Kaiserin Maria Theresia verschafft. In geheimer diplomatischer Mission ist Graf von Cagliostro unterwegs, um Einzelheiten über die bevorstehende Hochzeit der spanischen Infantin mit dem Erzherzog Leopold in Erfahrung zu bringen. Im Rahmen seiner Möglichkeiten soll der Tausendsassa diese Verbindung im Interesse der französischen Diplomatie torpedieren.


    Das schnöde Bürgerturm wird durch die wohlhabende Frau Adami vertreten, deren Nichte Annemarie gern den Leutnant Feri heiraten möchte. Die Mitgift fließt aber erst, wenn Baron Schnucki sein gegebenes Versprechen einlöst und zuvor die Alte unter die Haube bringt.


    Zweiter Akt:


    Im Schloss Schönbrunn gelingt es dem Frauenliebling, die Infantin Marie Luise hypnotisch zu beeinflussen. In einem Brief an die zukünftige kaiserliche Schwiegermutter soll sie verkünden, dass sie von der Verlobung mit Leopold Abstand nimmt. Der Brief gerät zunächst in die Hände der Sittenkommission, die sich mit Leutnant Feri berät. Dieser vermutet ganz richtig einen Schachzug Cagliostros und will den Intriganten verhaften. Der Verschlagene ist den beiden aber zuvorgekommen und hat die Audienz bei der Kaiserin erwirkt. Vor ihren Augen kann er eine Menge Goldstücke ausbreiten, die er durch seine alchmistischen Künste produziert haben will. In Wahrheit hat er das Geld aber von Frau Adami bekommen, die er mit seinen Mixturen vorübergehend von ihren Runzeln befreit hat.


    Die leichtgläubige Monarchin ist von Cagliostros Ausführungen, den Stein des Weisen gefunden zu haben, entflammt und möchte den Wissenschaftler in ihre Dienste nehmen. Feri von Lieven kommt mit seinen Ermittlungen nicht weit, denn die Herrscherin betrachtet das vorgewiesene Schreiben der Infantin als plumpe Fälschung.


    Dritter Akt:


    Zur 'Türkenschanze' zurückgekehrt, erfährt Cagliostro durch seine Gefährtin Lorenza, dass der Gehilfe Blasi seinen Dienst verlassen und die geheimen Aufzeichnungen der diplomatischen Affäre mitgenommen habe. Die Informationen sind in die Hände Feris gelangt, der nun die Kaiserin von der Schuld des Intriganten überzeugen kann und der Festnahme des Schurken nichts mehr in den Weg stellt. Maria Theresia entrüstet sich, gibt Cagliostro aber freien Abzug, wenn er die Infantin aus der Hypnose entlässt, damit die Blockade der Prinzessin aufgehoben ist, den Erzherzog zum Gemahl zu nehmen. Der Übeltäter hat keine andere Wahl, als sich dem Willen der Herrscherin zu beugen, um dann mit einem Freiballon schleunigst zu entfliehen, bevor Majestät es sich anders überlegt.


    Von der glücklichen Entscheidung profitieren beide Paare. Konditormeister Teiglein zeigt Interesse an Frau Adami. Baron Schnucki ist von seinem Eheversprechen entlastet. Die Mitgift wird frei für Feri und Annemarie.


    Anmerkungen


    Der Inhaltsangabe der Operette seien einige historische Ausführungen über das abenteuerliche Leben des berüchtigten Hochstaplers, Wunderheilers und politischen Intriganten nachgetragen. Alessandro von Cagliostro hat die Länder des nahen Ostens und Europas bereist und mit seinen Ränken die Großen seiner Zeit in Atem gehalten. Weshalb sollte er nicht in Wien gewesen sein, um sich mit Baron Schnucki auseinanderzusetzen? Johann Strauß beginnt mit einer Ouvertüre, ebenmäßig und wohlgefällig, die den wahren Charakter des Unsteten eher vernebelt, als nachzeichnet, um seinen Aktivitäten in der Donaumetropole ein Denkmal zu setzen. Der burleske Inhalt der Operette wird dem fragwürdigen Genie, den seine Frechheit oftmals auch im Stich lässt, nicht gerecht. Auf Veranlassung des Klerus hauchte er schließlich in der Festung San Leo unter dem Würgegriff des Henkers sein skandalöses Leben aus.


    Giuseppe Balsamo, wie der Abenteurer korrekt heißt, wurde im Armenviertel von Palermo als Sohn eines kleinen Handwerkers geboren. Den aufgeweckten Sprössling steckten die Eltern in ein Kloster, damit der die Arzneikunde erlerne, um sich in der Krankenpflege nützlich zu machen. Im Konvent Caltagirone bekommt er vom Klosterapotheker den ersten Unterricht, seltene Mixturen herzustellen. Der junge Eleve begreift blitzschnell und viel und hat sehr bald heraus, wie man mit 'Wunderkuren' zu Vermögen gelangen kann. Des Klosterlebens überdrüssig, von der Verwandtschaft verstoßen und von der Strafbehörde gejagt, begibt Giuseppe sich ins Ausland, um seinen Aktionsradius durch ein Studium der Alchemie zu erweitern.


    Zu diesem Zweck bereist er Persien, Arabien und Ägypten und macht sich dort mit etlichen weiteren Grenzwissenschaften vertraut. Den letzten Schliff bekommt er von dem Griechen Althotas. Entsprechend präpariert, kann er nun das Wagnis eingehen, dem Großmeister des Malteserordens seine Dienste anzubieten. Schon bald steht der Hochstapler im Ruf, ein Goldmacher zu sein und die Höfe von Rom und Neapel nehmen Notiz von ihm, denn Gold kann man immer gebrauchen. Als Alessandro, Graf von Cagliostro, versteht er es, auf gesellschaftlichem Parkett zu glänzen und sich in das Vertrauen einflussreicher Personen einzuschleichen. Bei den Damen hat er einen Stein im Brett.


    Sein weibliches Spiegelbild ist Lorenza Feliciani, die er in Rom heiratet, und ähnlich Doktor Eisenbart reist er mit ihr und seinem Planwagen durch Europa, um Liebestränke, kosmetische Mixturen, Wunderrezepte und anderes für teures Geld an den Mann oder die Frau zu bringen. Seine Wege führen ihn durch Holland und Kurland, durch Polen und Russland – eigentlich gibt es keine Region, welches Cagliostro nicht durchquerte. Seine Hände hat er überall im Spiel. In London hat er sich in die Freimaurerloge eintragen lassen und in Paris wird er mit Marie Antoinettes Halsbandaffäre in Verbindung gebracht. Vorübergehend stattet er der Bastille einen unfreiwilligen Besuch ab. Das Schlimmste passiert ihm in Rom. Die Inquisition greift sich den Gotteslästerer und steckt ihn in die Engelsburg. Das Todesurteil wird in lebenslange Haft umgewandelt, die er auf der Feste San Leo abbüßen soll. Weil er ständig meutert und krakeelt, verliert der Wärter die Geduld und einige sagen, dass er den Gefangenen eigenhändig ins Jenseits befördert habe.


    © 2010 TAMINO - Engelbert

  • Ich bin gerade auf diesen Thread gestoßen. Dazu möchte ich sagen, daß ich die Operetten von J. Strauss liebe. Heute morgen hat mich mal wieder das "Wiener Blut" erfreut. Zwar ohne große Sopran- oder Tenor-Partien, aber mit herzerfrischender Musik:


    W.S.

  • Johann Strauß jr., der mit zahlreichen Walzern, Operetten und Polkas sowie der Oper "Pazman", dem fragmentarischen Ballett "Aschenbrödel" und dem Scherzo "Perpetuum mobile" weltberühmt wurde, erblickte am 25. Oktober 1825 in St. Ulrich das Licht der Welt und starb am 3. Juni 1899 mit 73 Jahren in Wien. Sein Geburtstag jährt sich heute zum 189. Mal.


    Im Jahre 2024 jährt sich sein Todestag zum 125. Mal und ein Jahr später wird sein 200. Geburtstag begangen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • In der Tat scheinen zumindest die Operettenkomponisten heute ein wenig aus dem Focus verschwunden zu sein. Vor sieben Monaten habe ich an seinen Geburtstag erinnert, und trotzdem hat bis heute sich keiner hier im Thread gemeldet. Heute ist Johann Strauss' Todestag. Dazu habe ich dies Box von Nikolaus Harnoncourt ausgesucht, den ich schon live mit einem wunderbaren Walzerabend erlebt habe:



    Heute ist sein 116. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Vor sieben Monaten habe ich an seinen Geburtstag erinnert, und trotzdem hat bis heute sich keiner hier im Thread gemeldet.


    Diesen Vorwurf verstehe ich nicht ganz. Was soll man anlässlich des Geburtstages zu Strauß auch Neues sagen? Seine Bedeutung für die Operette ist ja unbestritten. Der Thread von Engelbert ist ein Unvollendeter und ohne ihn eigentlich nicht fortführbar. Und über einige Operetten von Strauß wurde wurde hier im Operettenforum in den letzten sieben Monaten sehr wohl berichtet.


    :) Uwe