Arlecchinos unverzichtbare Klassikaufnahmen


  • Ein hervorragendes Sängerensemble, in Stimme und Stil so kongruent, wie sonst selten anzutreffen. Anna Moffo: feminin, mit dramatischen Ausbrüchen mit wunderbarem Piano - und Pianissimo - Alfredo Kraus, Gesangsstilist mit Temperament und Merrill in der Titelpartie als gebrochener Mann.


  • Attila Csampai schreibt dazu: Maria Callas, gerade neunundzwanzig Jahre alt, schaffte es auf Anhieb, Verdis unmögliche Forderung ein für allemal klingende Wirklichkeit werden zu lassen: Krankheit, Dämonie und Wahnsinn mit den Mitteln des Schöngesangs vollendet umzusetzen und den Belcanto buchstäblich von innen heraus zu vergiften. Sie sang die Lady in einer einzigen Serie von fünf Aufführungen und danach nie wieder. Doch es reichte, um auf Anhieb einen Standard des Vollkommenen und Unerreichbaren zu setzen, an dem alle späteren Darstellerinnen bis heute (!) scheitern sollten.
    Victor de Sabata, der strenge, trockene Rhythmiker, stand an jenem Eröffnungsabend der neuen Scala-Saison in Mailand am Pult und hielt die Callas durch straffe Tempi am kurzen Zügel: So kamen ihre wahrlich dämonischen Ausdrucks-Qualitäten — besonders im Mordduett des ersten und im Trinklied des zweiten Aktes — noch gebündelter, noch abgründiger, mit geradezu ätzender Schärfe zum Einsatz. Diese Meisterleistung ließ auch den an sich zweitklassigen Bariton Enzo Mascherini in der Titelrolle über sich hinaus wachsen, und er sang an diesem denkwürdigen Premierenabend einen in seinem paranoiden Wahn sehr eindrucksvollen Macbeth.
    Den Höhepunkt aber setzte die Callas mit ihrer unglaublich mutigen, in ihren Ausdrucksnuancen bis an die Grenzen des Vokalen gehenden, ergreifend realistischen Interpretation der berühmten "großen Nachtwandelszene der Lady" im vierten Akt — sie wurde zum unerreichten Vorbild für alle späteren Darstellerinnen der Rolle. Verdi hat hier Shakespeares humanistisch-aufgeklärte Denkweise uneingeschränkt übernommen und seine Figur des Arztes auch in der Oper eingesetzt. Denn durch dessen Anwesenheit in der Wahnsinnsszene erscheint die Lady auch als bemitleidenswertes Wesen, als seelisch kranker Mensch, der heilender Zuwendung bedarf.
    Und so hat Verdi im Instrumentalvorspiel zu ihrer Arie eine überaus zärtliche, mitfühlende Seelenmusik geschrieben, die an Violetta Valéry, eine andere bemitleidenswerte Figur erinnert. Und die Callas hat diesen Perspektivenwechsel vom blutgierigen Dämon zur schwachen, kranken, gebrochenen Kreatur allein mit ihrer Gesangskunst so erschütternd in Töne gesetzt, dass man noch heute, fünfundvierzig Jahre danach, und trotz des ruinösen Klangbildes der Live-Aufnahme, der unantastbaren Aura und dem archaischen Zauber ihres Tones erliegt: Diese kathartische Kraft unterscheidet den Götterboten vom normalen Sterblichen. Und es ist nicht nur bei der Lady Macbeth so, dass es da ein kleines Vorzimmer gibt, in dem sich viele Kandidatinnen tummeln, und den eigentlichen Olymp, in dem eine einzige Sängerin residiert.


  • Wahrscheinlich die beste AIDA-Aufnahme überhaupt. Callas in Hochform. Nilszene mit Gobbi dramatisach grossartig. Richard Tuckers Radames vorzüglich: übertrifft italienische Kollegen in dieser Rolle


  • Hervorragendes Orchester, bedeutsamer Dirigent, 2 englische Künstlerinnen auf dem Höhepunkt ihres Könnens, "Sea Pictures" mit atemberaubender Zartheit, ergreifend das Cello-Konzert

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