Berlioz, Harold in Italien (Sinfonische Dichtung)

  • Morgen,


    mir ist das einleitende Thema der Sinfonischen Dichtung "Harold in Italien" soeben in den Kopf gekommen, hiermit soll es beruhigt werden. Die "Fantastische Sinfonie" stellt "Harold in Italien" in den Rezeptionsschatten, merkwürdig. Es heißt, Niccolo Paganini, der Teufelsgeiger, hatte von Berlioz ein Konzert für Viola haben wollen, der "Harold" war ihm ganz und gar zuwenig virtuos, darin hat er wohl richtig geurteilt. Die Inspiration zur Sinfonischen Dichtung stützt sich auch auf das romantische Gedicht "Harold" von Lord Byron, die Komposition ist großformatig, klangherrlich, dynamisch bis zum Fortefortissimo (höchste Stufe), wesentlich ist der Viola-Part, nur eben nicht virtuos. Berlioz legte bei seinem eigenen Dirigieren stets großen Wert darauf, dass das Fest der Briganten (d.h. italienische Banditen) als ein fantastisch heftiger Orchesterrausch dargeboten wird ("Sie waren herrlich wilde Briganten!", siehe Berlioz' Memoiren). Der instrumentelle Kontrast von dunkler Bratsche und prächtig gemachtem Orchester prägt das Werk, Durchhörbarkeit zu schaffen ist für die Aufnahmetechnik nicht einfach, aber lösbar.


    Colin Davis, Dirigent, Nabuko Imai, Viola, das London Symphony Orchester, hätten den Komponisten zufrieden gestellt.


    MfG
    Albus

  • Hallo Albus,


    meine erstes Zusammentreffen mit der Sinfonie "Harold in Italien" war eine Eurodisc-LP

    mit

    David Oistrach, Dirigent / Moskauer PH / Rudolf Barshai, Viola.


    51yZhcI4SbL.jpg
    Melodiya/Eurodisc-LP


    :love: Das ist bis heute für mich die beste Aufnahme geblieben. Auf CD ist diese Aufnahme inzwischen bei Melodiya auch verfügbar.



    :) Eine Mittelpreis-CD mit dem Sinfonieorch.des SWF Baden-Baden und dem ersten Geiger Ulrich Koch der Berliner PH ist auch sehr gut und übertrifft bei weitem die Colin Davis-Philips-LP-Produktion. Sie hat nicht die umwerfenden Eigneschaften der Oistrach/Barshai-Aufnahme ist aber als meine erste auf CD auch wirklich gut gelungen:


    81KUHTaOPUL._SL300_.jpg

    AUROPHON (SONY Music), 1992, DDD



    :( Ich muß sagen, daß mich Colin Davis mich bei allen Berlioz-Sinfonien, die ich alle in der Philips-LP-Gesamtaufnahmenkassette habe, nie überzeugt hat --- die würde ich nie auf CD kaufen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

    3 Mal editiert, zuletzt von teleton ()

  • Tag erneut,
    und Tag teleton,


    Hans Maile - trat auch mit Beethovens Violinkonzert solistisch auf.


    MfG
    Albus

  • Hallo Berlioz-Freunde,


    wieso der Harold in Italien - Thread hier nicht in die Gänge kommt ist mir ein Rätsel X( !


    :thumbup: Erst am Wochenende habe ich mir auf dem Flohmarkt eine weitere CD mit der
    Sinfonie Harold in Italien op.16, Drei Episoden aus Lenaus Faust op.24 und Zwei Orchesterstücke aus Die Trojaner

    mit

    Ormandy / Philadelphia Orchestra auf SONY (Essential Classic) als Ergänzung zu meiner deutschen Aufnahme mit dem SWF SO Baden-Baden/Jan Latham-Koenig (Beitrag 2) zugelegt.


    SONY, 1963-1976, ADD


    Die SONY-Ormandy-CD ist schon durch die Kopplung der mir fehlenden Berlioz-Werke interessant und bietet eine TOP-Aufnahme dieser Berlioz-Werke. Die Sinfonie Harold in Italien ist eine Werk das an keiner Stelle langweilig ist und sich beim Gelage der Räuber fantastisch entlädt - Ormandy ist da ganz in seinem Element und läßt die Philadelphia Musiker (Puppen) tanzen - Super.
    In den 4 Sätzen----1.Harold in den Bergen---2.Marsch der Pilger---3.Serenade einer Liebhabers in den Abruzzen---4.Beim Gelage der Räuber--- wird musikalisch eine Geschichte erzählt, die ich immer wieder gerne höre.


    :?: :?: :?: Wo sind die Beiträge zu diesem genialen Werk ???

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

    Einmal editiert, zuletzt von teleton ()

  • Tag,
    und Tag Teleton,


    warum die Stille um Harold? Vielleicht, weil der Spannungsbogen bis zur Orgie der Briganten zu lang ist? Wer ist heutzutage noch des Spannens fähig, mächtig?


    MfG
    Albus

  • Zitat

    Original von Albus
    Tag,
    und Tag Teleton,


    warum die Stille um Harold? Vielleicht, weil der Spannungsbogen bis zur Orgie der Briganten zu lang ist? Wer ist heutzutage noch des Spannens fähig, mächtig?


    MfG
    Albus


    Hallo allerseits,


    da mag etwas dran sein, man braucht etwas mehr Muße, einen längeren Atem als so oft, bis hin zu den Banditen. Aber (nicht nur) dieser letzte Satz ist wirklich wunderschön – der Kontrast zwischen lieblicher und romantischer Viola und dramatischem Orchesterpart ist aufregend. Man darf in diesem Werk kein Virtuosenstück suchen, sondern sollte sich der erzählten Geschichte hingeben, die mir zumindest sehr gefällt.


    Wer den träumerischen Harold kostengünstig auf seiner Reise begleiten oder ihn – neben den anderen Berlioz-Werken - erst einmal kennen lernen möchte, der mag mit dieser Brillant-Box einsteigen, die mir insgesamt gut gefällt:



    Gruß, Cosima

  • Wo ich gerade dabei bin, möchte ich auch diesen Berlioz-Thread in Erinnerung rufen, auf den Klawirr vorhin hingewiesen hat.


    Auch in diesem Fall ein andermal mehr zu diesem besonderen Werk, von dem ich vorerst nur einmal meine Lieblingsaufnahme einstellen kann, die ich schon seit frühen LP-Zeiten - natürlich mit anderem Cover und ohne Kopplung - mehr als jede andere liebe, obwohl ich normalerweise dem historischen Klang eher ablehnend gegenüber stehe. Toscaninis Interpretation mag auch mit einem biographischen Faktor behaftet sein, weil sie lange Zeit meine einzige vor Colin Davis und Barshai/Oistrakh war, aber bislang hat es für mich niemand mehr geschafft, das kontrollierte Feuer von Berlioz ähnlich lebendig zu halten und die oben beschriebene, denkbare Langweile im ersten Teil des Werkes zu keiner Sekunde aufkommen zu lassen (nicht, dass ich diesen Eindruck der Langeweile nachvollziehen könnte).



    Meine andere, natürlich klanglich bessere, Lieblingsaufnahme ist diese unter Leonard Bernstein mit den New York Phiharmonic Orchestra und dem Bratscher William Lincer, die ich neben (nicht vor) die Aufnahme von Rudolf Barshai stellen würde, weil David Oistrakh den Bratschenpart unvergleichlich darbietet, die es aber, - man muss leider schon sagen: natürlich - auch nicht mehr gibt:



    Soviel für's Erste und diesmal


    :hello: Rideamus

  • Hallo Rideamus,


    zwei Irrtümer in diesem Berlioz-Thread:
    Irrtum 1.

    Zitat

    Eurodisc-LP mit David Oistrach, Dirigent / Moskauer PH / Igor Oistrach, Viola.


    In meinem Beitrag von 2005 hatte ich die
    Eurodisc/Melodiya-Aufnahme mit Oistrach / Moskauer PH erwähnt.
    Ich hatte vergessen, das Rudolf Barshai hier der Bratschist ist und nicht, wie angegeben, Igor Oistrach. Rudolf Barshai der berühmte Dirigent spielt hier sein Instrument, die Bratsche, noch bevor er als Dirigent auffällig in Erscheinung trat.


    Irrtum 2.

    Zitat

    die ich neben (nicht vor) die Aufnahme von Rudolf Barshai stellen würde, weil David Oistrakh den Bratschenpart unvergleichlich darbietet, die es aber, - man muss leider schon sagen: natürlich - auch nicht mehr gibt


    Auch Du irrst hier - der Dirigent der Aufnahme ist David Oistrach und der Bratschensolist ist wie gesagt Rudolf Barshai.


    :yes: Zustimmung das man "ohne mit der Wimper zu zucken" diese Bernstein/Lincer(SONY) neben die Oistrach/Barshai-Aufnahme(Eurodisc) stellen kann.
    Du hattest an anderer Stelle die Bernstein/Lincer-CD erwähnt.
    Da dachte ich mir:
    Da mir Bernstein bei der Symphony fantastique schon so überbordernd gut gefallen hatte (meine Lieblingsaufnahme), müßte bei Harold in Italien ein ähnlich fantastisches Ergebnis zu erwarten sein.
    :) Das Ergebnis war ebenfalls Klasse, damit Zustimmung, aber Oistrach/Barshai bleibt bei mir nach wie vor an erster Stelle --- leider habe ich diese Aufnahme nur auf meiner gut erhaltenen Eurodisc - LP. Wie Du schon schreibst, die CD gibt es leider nicht mehr.
    Diese Aufnahme bietet absolutes Herzblutmusizieren aller beteiligten. Sowohl der Solist Barshai ist fantastisch und die Moskauer PH bieten den ansonsten bei russischen Orchesterwerken gewohnten Orchestersound. Wie gut dieser hier bei Berlioz passt, kann man nur nachvollziehen, wenn man diese Aufnahme anhören kann.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber teleton,


    Du hast natürlich völlig Recht. Das kommt davon, wenn man zur Nachtstunde im Eifer des Gefechts noch schnell etwas aus dem Langzeitgedächtnis heraus posten will ohne nachzusehen, obwohl man eigentlich schon müde ist. Vielen Dank für die schnelle Korrektur. Die seltsam vertauschten Rollen von Oistrakh und Barshai hätten mir besser im Gedächtnis bleiben sollen. Trotzdem übertrage ich mein Lob für den Geiger Oistrakh uneingeschränkt auf den Bratscher Barshai - und den Dirigenten Oistrakh für diese außergewöhnliche Enspielung.


    Auch ich habe alle drei von mir genannten Aufnahmen "nur" auf LP, weil ich schon so lange damit lebe. Deshalb höre ich sie nicht mehr ganz so oft. Auf cd habe ich nur die Colin Davis-Aufnahme in der Symphonien-Box. Sie hat es aber trotz öfteren Hörens nicht geschafft, für mich zu diesem Spitzentrio aufzuschließen, obwohl ich nicht der Meinung bin wie manche, dass man sie - und Davis generell als Berlioz-Dirigent - unter "Ferner liefen" subsumieren sollte.


    Ob's Zeit wird für eine neuere Aufnahme? Vielleicht werde ich eher mal lernen, wie ich meine LPs digitalisieren kann.


    :hello: Rideamus

  • Notabene: Es handelt sich nicht um eine "sinfonische Dichtung", sondern eine "Sinfonia Caratteristica", wie auch die Fantastique eine ist, hier nur mit obligatem Solo-Instrument. Berlioz selbst sprach von seiner "Harold-Sinfonie".

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Rideamus


    Ob's Zeit wird für eine neuere Aufnahme? Vielleicht werde ich eher mal lernen, wie ich meine LPs digitalisieren kann.


    Und wenn Du mir dann verrätst, ob es geklappt hat, mach ich es auch . :D
    Dann würde ich nämlich die Aufnahme unter Fischer-Dieskau, die damals von der Kritikerwelt verrissen wurde, mir aber trotzdem gut gefällt, in einen Silberling verwandeln.
    Aber vielleicht kennt ja jemand besagte Aufnahme und weiß noch, woran sich die Beschimpfungen entzündet hatten.
    An der Partitur und deren Umsetzung kann es eigentlich nicht gelegen haben.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Und wenn Du mir dann verrätst, ob es geklappt hat, mach ich es auch . :D


    Ich fürchte, das muss noch warten, denn dazu bräuchte ich einen extra Plattenspieler, der die Daten pc-lesbar umwandeln kann (das gibt's). Meine Stereoanlage und mein PC sind nämlich keine sehr engen Nachbarn, und das wäre sonst nötig. Da ist mir der Hausfrieden doch lieber, denn das wäre eine länger anhaltende Staatsaktion.


    Die Fi-Di- Aufnahme kenne ich nicht. Ich kann mich sogar nicht einmal erinnern, dass es sie gegeben hat. Welches Orchester war das und wer war da der Bratschist?


    :hello: Rideamus

  • Zitat

    Original von Rideamus
    Die Fi-Di- Aufnahme kenne ich nicht. Ich kann mich sogar nicht einmal erinnern, dass es sie gegeben hat. Welches Orchester war das und wer war da der Bratschist?


    IIRC Suk (der Geiger) & Tschechische Philharmonie. Es gab sie um 1990 mal auf CD; ein Bekannter von mir hat sie. (Meines Wissens gilt die eher als Geheimtip, denn als mißlungen!)


    Ich habe bisher nur die 2. Aufnahme Bernsteins bei EMI. Kann die jemand im Vergleich zu der älteren aus New York einordnen.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ein verkanntes Werk?

    Harold en Italie genießt im Vergleich zur Symphonie fantastique wenig Aufmerksamkeit - auch dieser Thread mit seinem letzten Beitrag 2007 spricht Bände. Ich habe mich die letzten Jahre fast überhaupt nicht mit diesem Werk auseinandergesetzt. Das wollte ich mal ändern und lauschte gerade zwei Einspielungen, die fast zeitgleich entstanden sind:


    41JYzoksvAL._SL300_.jpg


    (Sir) Yehudi Menuhin, Viola

    Philharmonia Orchestra

    (Sir) Colin Davis
    Aufnahme: 1962



    Rudolf Barschai, Viola

    Moskauer Philharmoniker

    David Oistrach
    Aufnahme: 1964


    teleton benannte letztere als seine Favoritenaufnahme, die seit 2013 auch endlich auf CD verfügbar gemacht wurde.


    Bei den reinen Satzzeiten unterscheiden sich Davis und Oistrach nicht sonderlich:


    Davis: 16:25 - 8:59 - 6:31 - 12:15

    Oistrach: 15:41 - 8:35 - 6:13 - 12:19


    In den ersten drei Sätzen ist Harold en Italie vergleichsweise verinnerlicht. Zumindest kam es mir bei Davis so vor, viel weniger bei Oistrach, der großartige Ausbrüche bereits im ersten Satz hat. Besonders im Finale dreht Berlioz dann regelrecht auf und entwickelt dieselbe Sogwirkung wie in der Symphonie fantastique. Von seinen drei Einspielungen gilt diese erste für HMV/EMI dem Vernehmen nach als Davis' gelungenste (es folgten noch Neuauflagen für Philips 1975 mit Nobuko Imai und für LSO Live 2003 mit Tabea Zimmermann). Allerdings ist die Tonqualität nicht übermäßig gut, zwar schon Stereo, aber ein recht "enges" Klangbild. Auch Oistrach widmete sich diesem Werk (als Dirigent) mehrfach, aber klanglich ist die offizielle Studioproduktion für Melodija sicherlich die beste und der EMI-Aufnahme vorzuziehen, da sie mehr Räumlichkeit hat. Interpretatorisch ist alles gesagt: allererste Sahne. Hat mich bereits im Kopfsatz deutlich mehr gepackt als die andere Aufnahme, bei der ich die ersten drei Sätze als recht fad empfand. Barschai und Oistrach erzeugen mehr Innenspannung, da hängt vom ersten bis zum letzten Takt nichts durch. Der Finalsatz gerät dann wirklich orgiastisch.

    Welche Aufnahmen sind ansonsten empfehlenswert? Eine kurze Recherche bei Amazon lieferte einige Ergebnisse, aber auffällig wenige genuin französische Aufnahmen der Vergangenheit. Machten die großen alten französischen Dirigenten einen Bogen um das Werk?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Welche Aufnahmen sind ansonsten empfehlenswert?

    Heute habe ich in Beitrag 2 und 4 die bisher fehlenden Abb der CD-Aufnahmen mit Lathman-König und Ormandy, sowie meine Erstkontakt Oistarch/Barshai auf LP eingefügt.


    :saint: Du hast Recht = die Oistrach-Aufnahme mit Barshai an der Viola (Melodiya) ist bis heute mein Favorit geblieben.


    Sicher kannst Du Dir vorstellen, dass Leonard Bernstein, der 1963 die Hammeraufnahme der Symphony Fantastique (SONY) mit den New Yorker PH vorlegte, auch bei der Sinfonie Harold in Italien, die zwei Jahre zuvor im Oktober 1961 entstanden ist, auch bei Harold in Italien eine verdammt gute Figur macht !

    Bernstein lässt schon im 1.Satz richtig die Post abgehen wo angebracht und gestaltet die Serenade des 3.Satzes sehr beseelt um dann bei der Orgie der Bergbewohner im 4.Satz seinen Emotionen wieder freien Lauf zu lassen. William Linker ist zudem als Bratschen-Solist ebenso überzeugend wie Barshai.

    :) Jedenfalls hat mich Bernstein so überzeugt, dass ich die Oistrach-Aufnahme, die viel später auf CD (die Abb hast Du im Vorbeitrag gepostet) erschienen ist, bis heute nicht auf CD gekauft habe. (Habe ich aber bei einem angemessenen Preis vor !)


    Sowohl die Ormandy-Aufnahme (SONY, 1965) mit wichtigen Ergänzungen aus den Troyanern und Faust Verdammnis, wie auch die um einige Briketts feurigere Bernstein-Aufnahme halte ich ebenfalls für empfehlenswert:


    Spielzeiten = 14:31 - 8:21 - 6:27 - 12:20


    SONY, 1961, ADD


    Klanglich ist diese Aufnahme wirklich gut.

    Wenn nicht das Aufnahmedatum angegeben wäre, hätte ich nicht auf 1961 getippt !




    ;( Aber es bleibt der Fade Geschmack, dass dieses schöne Werk, wie Du auch schreibst "verkannt" ist und sich auch hier bei Tamino seit 2007 keiner für dieses tolle Meisterwerk interessiert hat.

    Ich habe es heute Abend in Bernsteins astreiner Aufnahme genossen ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Es ist für mich ein nicht ganz unproblematisches Werk, obwohl ich das Harold-Thema selbst gern mag. Das Finale finde ich ziemlich schwach, die beiden Mittelsätze sind recht leichtgewichtige Intermezzi, d.h. für mich ist der "Höhepunkt" der Kopfsatz und tatsächlich davon auch eher der Anfang. INsofern gehöre ich auch zu den "Verkennern" ;)

    Die Einleitung und die "langsame" Version des Harold-Themas finde ich sehr gelungen, der schnelle Teil fällt schon ein wenig ab. Den Rest "sitze" ich dann eher ab, die Mittelsätze zwar ganz nett, aber nichts, was mich vom Hocker reißt und das Finale eher hohler "Theaterdonner". Sätze 2-4 sind für mich in fast jeder Hinsicht schwächer als die S Fantastique oder die beste Musik aus Romeo und Julia. Letztere insgesamt auch ein seltsames Stück und instrumentale Auszüge eine Suite ohne echten Zusammenhang, aber diese Auszüge sind bei Einzelbetrachtung für mich die beste Instrumentalmusik von Berlioz und sogar besser als die entsprechenden Sätze aus der S F (Ball bei Capulets vs. "un Bal", Liebesszene vs. Scene aux champs, La reine Mab vs. Marsch oder sogar Hexensabbat (obwohl der Hexensabbat natürlich auch stark ist).


    Außer der schon gezeigten Bernstein-Aufnahme kann ich noch eine spätere desselben Dirigenten (EMI) und eine mit Scherchen (1950er, aber gut klingendes mono) empfehlen, vermutlich am einfachsten in dieser Ausgabe zu finden:


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • ;( Aber es bleibt der Fade Geschmack, dass … sich auch hier bei Tamino seit 2007 keiner für dieses tolle Meisterwerk interessiert hat …

    Nun aber mal langsam, Wolfgang … :pfeif:


    das Werk höre ich relativ gerne – nur halt nicht jede Woche 8-) – einige Einspielungen stehen mir zur Verfügung:


    Außerdem findet sich bei mir ein Mitschnitt mit Philippe Herreweghe …

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Die Einleitung und die "langsame" Version des Harold-Themas finde ich sehr gelungen, der schnelle Teil fällt schon ein wenig ab. Den Rest "sitze" ich dann eher ab, die Mittelsätze zwar ganz nett, aber nichts, was mich vom Hocker reißt und das Finale eher hohler "Theaterdonner".

    Ich finde das Programm bei Harold in Italien in allen Sätzen ganz hervorragend von Berlioz umgesetzt und finde auch beim Finale (dem ich beim Hören entgegenfiebere) ganz ausgezeichnet, sodass die Bilder des wilden Festes der Bergbewohner geradezu vor mir ablaufen. Als "Theaterdonner" habe ich diese packende Musik noch nie empfunden.


    So hat jeder halt seine Höreindrücke.

    Deine Eindrücke wundern mich nicht, denn Du schätzt ja auch bei Tschaikowsky 4 die Mittelsätze mehr, als die wilden Ecksätze. Bei mir genau umgekehrt: Ich fiebere bei den zugegebenermaßen delikaten Mittelsätzten, die ich eben mitnehme weil sie da sind, dann aber dem Finale geradezu erwartungsvoll entgegen.

    Romeo und Julia finde ich in der Berlioz-Fassung nicht so gut getroffen. Da sind viele Sätze dabei, bei denen ich meinerseits eher den Eindruck des "Absitzen müssen" habe. Davon schätze ich noch die kurzweilige Version in drei Tracks am Meisten, die mir u.a. mit Dutoit / Montrel PO (Decca) auf CD vorliegt. Diese CD ist mit der Symphony funebre et triomphale gekoppelt .... ein weiteres Thema für einen Thread !



    :) Freut mich, dass Du, Maurice die Sinfonie Harold in Italien auch schätzt und drei Aufnahmen davon Dein Eigen nennst. ;) Klar, dass man das Werk nicht jede Woche hören wird.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Bernstein / Orchestre National de France (EMI, 11/1976, ADD)

    Seit wenigen Tagen habe ich die ausgezeichnet 7CD-Box mit Bernsteins Aufnahmen, die er 1975-1976 bei seinen Konzertaufenthalten in Paris gemacht hat.

    Viele Werke daraus hatte er bereits mit den New Yorker PH eingespielt ... diese schönen französischen Aufnahmen sind von einer Live-Atmosphäre umgeben, die ihre eigenen Emotionen zeigt und die man am Ende nicht mehr missen möchte ...


    Die Harold-Sinfonie gehörte, neben Barshai/Oistrach (Melodiya) und Bernstein / New Yorker PH (SONY, 1961) bereits zu meinen Favoritenaufnahmen.

    Diese spätere Aufnahme von 1976 in Paris zeigt viele Emotionen und ein beherztes Spiel des Orchestre National de France. Ergebnis ist eine wirklich hörenswerte Aufnahme der Harold - Sinfonie.

    Der Vergleich mit Bernsteins New Yorker Aufnahme zeigt dann aber doch, dass nicht nur die New Yorker PH der brillantere Klangkörper ist, sondern auch Bernstein noch mehr Emotionen raus lässt. Die Int ist noch mehr auf Zack und betont noch mehr die Ecken und Kanten des (für mich immer wieder) wertvollen Werkes. Die CBS-Klangqualität 1961 ist hier (trotz des ganz geringen Analograuschens) sehr detailreich und nicht weniger frischer und klar, als die auch wirklich gute Aufnahme mit EMI-Klangtechnik aus Paris 1976.


    ((DA es EMI nicht mehr gibt, ist diese Bernstein-Box dieser EMI-Aufnahmen unter WARNER erschienen.))

    oder als Einzel-CD =

    EMI, 1975/1976, ADD


    Die Bernstein-CD-Box ist mit dem Original LP-Cover ausgestattet:

    EMI, 1976

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner