Pop und circumstances!

  • Ein immer wieder altes und beliebtes Thema.
    Nachdem auf ITV 1 "Popstars to Operastars" wurden verläuft der umgekehrte Weg schon seit fast 100 Jahren oder mehr, mehr oder weniger Erfolgreich, was den Gedlbeutel der Sänger und ihrer Verlage anbelangt sicherlich erfolgreich, was die künstelerische Qualität der Produkte anbelangt sind die Ergebnisse allerdings eher weniger als mehr gelungen.
    Ich möchte hier allerdigns die Ausflüchte ins mehr oder weniger Heiligefach außenvorlassen, dieses kann zu einem späteren Zeitpunkt noch ausgewalzt werden.


    Schon Nelli Melba beispielsweise wußte ihre umfangreiche Fangemeine durch den Klassiker Home und Sweet Home zu begeistern.
    Nun muß man hier aber auch noch im Ansatz erklären, das die Zeiten in denen Opernkünstler noch gern neben Tieren und Clowns präsentiert wurden, von der Relation her auch noch nicht so lange zurücklag.
    Auch ein Count John Mc Cormick wußte mehrheitlich sein Publikum durch irisches Volkgut als durch seine exemplarischen Opernaufnahmen zu begeistern und auch Kenneth McKellar wurde wohl in Schottland auch erst durch das singen schottischen Liedgutes und durch seine Filmauftritte zum Nationalheiligtum als durch seine Operngesänge.
    Helen Traubel eine der ganz großen Wagnerdiven der Met erkannte zum Beispiel, das sie mit einem Musicalauftritt wesentlich mehr Geld verdienen konnte, als wenn sie sich weiterhin mit der Isolde auf der Bühne und mehr oder weniger erfoglreichen Tristanen herum schlagen mußte und verlegte ihr Wirken bevorzugt auf die Musicalbühne.
    Marilyn Horn, die einst für einen Supermarkt Titel von bekannten Popikonen nachsang legte später noch einmal eine populäre LP nach und sang leider weniger gelungen das Somewhere ( wenn man Barbra Streisand als Maßstab nimmt ) auf einer kompletten West Side Story Produktion neben Kiri te Kanawa ( wundervoll ) José Carreras ( Selten hörte ich ihn so überzeugend, auch eine CD mit Stücken von Andrew Lloyd Webber muß hier emphohlen werden ) und Tatjana Troyanos ( sicherlich die beste Sängerin in dieser Rolle ).


    Ich möchte jetzt im Hinblick auf deutsche Sänger gar nicht auf Aufnahmen von Volkweisen und Liedern eingehen, das wäre ein anderes Thema.
    Hermann Prey zum beispiel verging sich auf den Höhepunkt seines Erfolges ebenfalls an Popsongs, eine LP mit My Way spricht hier Bände und von der unglücksseligen LP geliebte Mutter eingesungen von Rudolf Schock breiten wir besser den Mantel des Schweigens.
    Er sang nebenbei bemerkt auch Filmklassiker ein, welches sein Ruf auch nicht gerade schmälerte und ich fürchte seinen Geldbeutel auch nicht.
    Siegfied Jerusalem, nachdem er als Trstian nur noch dumpf aus Bayreuth herüber schallte beglückte uns dann mit The Glory of Love, leider ist diese CD weder Glorious und ob mit viel Liebe aufgeommen nehmen wir einmal als dahingestellt.
    Deborah Sesson während einer ihrer Ausfklüge auf die Bühne der Hamburgischen Staastsoper ausgepfiffen und auch als Opernsängerin nicht gerade ein Hit legte ebenfalls eine Pop LP vor.
    Nun könnte man denken gut als Opernsängerin hat es nicht ganz gereicht da müßte es doch mit der Popmusik funktionieren. Leider erlag auch sie dem Irrtum mit Opernpump könne man ein gutes Ergebnis erzielen, weit gefehlt.
    Ihr damaliger Göttergatte, zu diesem Zeitpunkt verhalf man sich nicht nur auf Opern sondern auch Popaufnahmen zu Duett"erfolgen", nahm gleich mehrere populäre Platten auf, wobei die Rockklassiker zwar mit klassischem Sound vermischt wurden, auch waren die Stücke schon ein wenig betagter, wenn natürlich weniger betagt als die Opernstücke die er zum Besten gab, aber hierfür reichte zumindest die Gesangstechnik, die Ausführung hingegen war dann doch etwas zweifelhaft, dennoch zählen diese Werke zu seinen besten die er uns hinterlassen hat.
    Manches hätte auch etwas ausgefeilter klingen können, aber der Orchesterdrive war hier dann wohl wichtiger, über seine späteren Hamburger Phantomausflüge nur so viel:
    Ein kurzer Auszug seiner Sangeskünste in dieser Rolle im Fernsehen genügten um mich davon zu überzeugen, wenn ich hingehe, dann möchte ich bitte "nur" die Zweibesetzung hören.
    Was soll ich sagen, ich hörte sie und er war hervorragend.
    Rene Kollo lustwandelte eh ständig zwischen Schlager, Oper und Operette hin und her, mit Schlager fing es an und hin und wieder kam man dann darauf auch wieder zurück.


    Auch eine vielzahl angeseher Operndiven füllten ihre Geldbeutel mit dem Singen dieses Repertoires.
    Leontyne Price, Jessye Norman ( ihr aktuelles Tourneealbum einmal außenvorgelassen ), Shirley Verret und Grace Bumbry ( auch gleich im Duett mit Dionne Warwick ) erfreuten uns mehr oder weniger mit ihrem ausgesuchten Repertoire, wobei man hier anmerken muß, das die beiden letzteren wenn auch nicht restlos überzeugend so doch am besten abschnitten. Wobei sich mir beim Hören der Grace Bumbry CD schon nach dem zweiten Titel eine kaum zu überwindende gähnende langweile bedrohlich zu nähern wagte.
    Die ersteren beiden Damen pumpten die Titel leider mit zu viel Pomp und weniger mit Pop auf.
    Über Barbara Hendrix läßt sich vermerken, ähnlich wie auch bei Kiri Te Kanawa, was bei Gershwin ( beide ), Porter, Berlin ( nur noch letztere ) noch aufging, man kann es auch so singen, ihr Walt Disney Album ( wiederum erstere ) ist leider kein Highlight in ihrer Diskographie und auch die anderen Ausflüge der zweiten mit Andrew Previn und ähnliches werden mit zuviel Opernelementen und weniger mit den geeigneten Stilelementen der Popmusik dargeboten.
    Die Roberta Peters Aufnahme ist mir leider entgangen, aber kein Grund zur Traurigkeit es gibt ja glücklicherweise die anderen.
    So zum Beispiel auch, ich möchte schon fast sagen die ewige, Montserrat Caballe, erst ein Duett mit Freddy Mercuri und dann ihr Popduett CD mit Johnny Holliday und ähnlichen Talenten, die allesamt von ihrer Warte aus betrachtet auch etwas zu aufgeblasen daher kamen.
    Bevor sich Renata Scotto zu ihrem bis heute letzten Auftritt in Hamburg hinreißen ließ vergeigte sie während eines Konzertes mit anderen reiferen Größen des Showbuiseness Bersteins West Side Story Hit Somewhere, nach allen Regeln der Kunst.
    So abgesungen wie auf diesem Livemitschnitt klang sie später in Hamburg glücklicherweise nicht .
    Auch unser wohlbekanntes Dreigestirn ließ keine Gelegeheit aus um sich die Gunst des Publikums auf diese Weise zu erkaufen.
    Domingo ist hier meines Wissens der Überzeugungstäter par exellance.
    Duette mit John Denver, ein für ihn geschriebener Tiel von Anderw Lloyd Webber ( später für Phantom recycled und etwas umgedichtet ), eine dumpf daher kommende Musical CD, selten habe ich ihn in so schlechter stimmlicher Verfassung gehört.
    Und das der gute Zweck bekanntlich alle Mittel heiligt beweisen die X CD Veröffentlichungen und Galaauftritte mit Pavarotti und Friends ( immerhin entdeckte Michael Bolton hier sein Secret Passion für uns, wäre es bloß dabei geblieben ).
    José Carreras gelang es neben zweimal Passion immerhin auf einer Tribut CD für Mario Lanze selbst diesen noch zu unterbieten, eine Leistung die nur ganz wenigen Sänger gelungen ist.
    Die Musicalescapaden von Bryn Terfel und Thomas Hampson dienten auch eher dem Geldbeutel als der Darstellung des guten Geschmackes beider Protagonisten und was sich Rolando Villazon bei seinen Ergüssen, Phantom und West Side Story gedacht hatte, auch hier habe ich diesen Sänger selten so schlecht gehört.
    Die folkloristischen Ausflüge von Marcello Alvarez ( singt Gardel ) und Juan Diego Florez bietet ebenfalls solches aus seiner Heimat, ich habe gelesen das eine dieser Aufnahmen nicht ganz freiweillig zu stande kam, offengestanden ich konnte es mir anders auch nicht vorstellen.
    Der leider tragischerweise durch eigene Hand aus dem Leben geschiedene Jerry Hadley legte zwei mir bekannte CDs mit Musicalerfolgen vor und hier kann man sagen ja, so kann man es machen, mich er hat zumindest überzeugt.
    Auf den von seiner Plattenfirma ernannten Movie Tenor Tito Beltram möchte ich hier lieber nicht eingehen.
    Lesley Gerrett, die zumindest noch den einen oder anderen repektablen Opernauftritt vorweisen kann, aber ansonsten heute eher auf den Pfaden einer Melanie Hollyday lustwandelt, kann mich hier auch nicht überzeugen.
    Wobei vermerkt werden mußte, ich hörte sie im Radio einst mit sich im Duett in der Bacarolle auf Hoffmann, wo sie sich selber in die Quere kam, die Engführung mit ihrer eigenen Stimme artete zu einem Desaster aus.
    Es gibt aber glücklichweise auch ein Lichstreif am Horizont und diesen Lichtstreif verdanken wir einer Amerikanerin die sich als Wagnersängerin einen Namen gemacht hat.
    Sie hatte, da sie auf Grund ihrer Figur auf Bühnen nicht so gern gesehen war ( Forza und Cavalleria waren hier ausnahmen ), gab sie Konzerte und hatte ihre eigene Fernsehsendung und bewies allen das man mit einer begnadeten Opernstimme auch begnadete Jazzinterpretationen vorlegen kann.
    Die Rede ist von Eileen Farrell.
    Auch eine andere aktuelle Operndiva hat mit ihrer letzten CD Veröffentlichung bewiesen das man auch als Opernsängerin erfolgreich Popmusik singen kann.
    Die CD heißt Dark Hope und hier tritt Renee Fleming anders als bei ihrer ersten Exkursion den Beweis an, sie kann auch anders und ist hier sehr überzeugend.
    Besonders hervorheben möchte ich hier den Leonard Cohen Titel Halleluja.
    Wahrhaft ein Abschluß einer CD und nachdem man sich durch die vorerwähten Aufnahmen durchgehört hat, kann man sich diesem Ausruf nur begeistert anschließen.

  • Hallo Sven,


    ich denke, Du hast fast alles zu diesem Thema geschrieben. Man kann nur noch hinzufügen, daß es zur Zeit von Melba, Caruso, McCormack den Schlagersänger späterer Jahre noch garnicht gab.Die "Pop-Musik" wurde also von berühmten Opernsängern in Filmen und auf Tonträgern dargeboten. Aber auch noch in den 40ger und 50ger Jahren war es üblich, daß bekannte Opernsänger Folklore und Schlager sangen(Leonard Warren, George London Mario Lanza, Beniamino Gigli, Peter Anders, Gino Bechi, u.v.a.). Anneliese Rothenberger und Fritz Wunderlich war übrigens auch begnadete Schnulzensänger.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Kurze Anmerkung zur Fleming-CD:


    ich war wirklich überrascht, als ich die CD zum ersten Mal gehört habe:


    - positiv von der Stimme, die tatsächlich Pop-Songs singen kann, ohne daß die Opernstimme hörbar wäre


    - negativ von den Arrangements. Es ist mir ein Rätsel, wie so etwas durch Qualitätskontrollen kommt. Diese Menge an Keyboards wäre vielleicht noch in den 70ern erträglich gewesen, aber heute?


    Vielleicht habe ich es auch überlesen, aber ich glaube, daß von Otter mit ihrer Abba-Platte noch nicht erwähnt wurde. Im Gegensatz zu ihrer Zusammenarbeit mit Elvis Costello ist "I let the music speak" ein Reinfall.


    :pfeif: Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...