Genau zu Beginn des 18. Jahrhunderts, am 01. Januar 1700, erschienen die "Sonate a violino e violoncello o cimbalo op. 5" von Arcangelo Corelli (1653 - 1713) im Druck.
Wie die Triosonaten und die concerti grossi des römischen Meisters sind auch die Violinsonaten ein gattungsprägendes Gipfelwerk zu nennen. Man teilt die Geschichte der barocken Violinsonate ein in die Zeit vor Corellis op. 5 und die Zeit danach. Seinerzeit hatten diese Sonaten großen Erfolg, 50 Jahre nach dem Erstdruck gab es bereits über zwanzig verschiedene Ausgaben.
Op. 5 besteht aus zwölf Sonaten. Als "Parte prima" fasst Corelli die ersten sechs zusammen. Sie sind in der Form der "sonata da chiesa" komponiert. Abweichend von der üblichen Viersätzigkeit der Kirchensonate (langsame Einleitung - schnelle Fuge - kantabler langsamer Satz - zweiteiliges schnelles Finale) sind sie allerdings fünfsätzig mit einem zusätzlichen schnellen Satz, der an dritter oder vierter Stelle eingeschoben wird. Stets wird die an zweiter Stelle stehende schnelle Fuge durch die Violine eröffnet; auch der zweite Themeneinsatz gehört - mit virtuos vorgegaukelter Existenz einer zweiten Violine - dem Streichinstrument, bis der dritte Themeneinsatz im Bass folgt.
Die Sonaten op. 5 Nr. 7 - 12 bilden die "Parte seconda". Nr. 7 bis 11 gehören dem Typ der "Sonata di camera" an und bestehen jeweils aus einem einleitenden Preludio, gefolgt von Tanzsätzen, wie sie aus Suiten bekannt sind (Allemanda, Corrente, Sarabanda, Giga, Gavotta). Als Nr. 12 hat Corelli mit Variationen d-moll über das seinerzeit beliebte Thema "La Follia" sein Opus 5 gekrönt.
Man ist gut bedient mit der Gesamtaufnahme der Werke Corellis bei Brillant, die natürlich auch op. 5 enthält, welches mit Rémy Baudet (Konzertmeister des "Orchestra of the Eighteenth Century") an der Violine, Jaap ter Linden am Violoncello, Mike Fentross an Theorbe und Gitarre sowie Pieter-Jan Belder am Cembalo exquisit besetzt ist:
Das Bessere ist des Guten Feind - noch mehr überzeugt hat mich die Aufnahme mit Andrew Manze und Richard Egarr, die ja auch eine Menge anderer Barockmusik (z. B. Biber, Pandolfi, Händel, Bach) hervorragend miteinander eingespielt haben - Suchtfaktor mindestens 9 auf einer Skala von 1 bis 10:
Wie steht Ihr zu dieser Musik? Hat sie heute die Aufmerksamkeit, die ihrem historischen Rang gebührt? Was sind Eure liebsten Aufnahmen?