Logik in der Opernhandlung

  • Vorweg sei an dieser Stelle gleich erklärt, daß es sich bei "Opernhandlung" um den Inhalt einer Oper handelt - nicht wie der Titel vielleich suggerieren könnte - ein Verkaufsladen, wo man Opern einkaufen kann... :baeh01:


    Enstatnden ist dieses Thema durch den Thread:


    Die Unlogik in der Zauberflöte


    wo ja immer wieder darauf hingewiesen wurde, daß nicht nur die Zauberflöte unlogische, bzw unverständliche Handlungsteile aufweise.
    Zyniker könnten meinen, Unlogik wäre überhaupt eine Grundvoraussetzung eines funktionierenden Operninhalts...


    Aslo - Heraus damit - welche (bekannten) Opern strotzen nur so von Unlogik des Librettos - und worin besteht diese Unlogik ?


    Der Troubadour - so wird gesagt - wäre hier ein Kandidat erster Ordnung...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich denke man sollte im Prinzip unterscheiden zwischen unglaubwürdig und absolut nicht plaubsibel.


    Bei meinen Opernbeschreibungen halte ich es so, dass ich dem Librettisten
    versuche zur Hilfe zu kommen, eine fragwürdige Opernhandlung glaubwürdig zu machen - sofern nicht Hopfen und Malz verloren ist.


    Man kann auch boshaft sein und Dinge in Zweifel ziehen, die nicht unbedingt hieb- und stichfest sind. Doch damit schafft man nichts Gutes und macht den Konsumenten madig.


    X(


    Forscher wollen anhand geschichtlicher Daten herausgefunden haben, dass zwischen dem griechischen Hirtenknaben Paris und der Königin von Sparta ein Altersunterschied von etwa 60 Jahren bestanden habe - 18 zu 78.



    Man fragt sich, wie kommt Venus zu einer solch dämlichen Entscheidung? Paris hatte ihr den ersten Preis zuerkannt und als Belohnung bekommt er eine Oma als Brautgeschenk. Nennt man das Dankbarkeit?


    :angel:
    Engelbert


    Rätselfrage an Alfred
    Was ist ein Zanikiker? Etwa ein Zahnarzt? Dann würde ich Zahnkucker schreiben
    :P


    Eine Kaskade von Tippfehlern: das Wort ist ZYNIKER


    MOD 001 Alfred

  • Warum muss eine Oper Logik haben? Warum genießt man nicht einfach die Musik? Es sind doch eh Märchen, die Handlungen frei erfunden oder nachgeahmt. Ein Märchen braucht keine Logik auch keinen glaubwürdigen Inhalt, doch es muss interessant, spannend erzählt sein, so dass man begeistert ist.


    Warum erforscht man die Zauberflöte, sucht nach Urdenken des Librettisten, Logik, Unlogik? Musikwissenschaft? Geschichte? ?( ?( ?(

  • Wenn eine Oper eine logisch stringente Handlung besitzt und nicht etwa eine Folge unverbundener Szenen ist (könnte Schuberts Schwanengesang eine Oper sein??), dann haben Librettist und Komponist eine Dimension mehr, in der sie den zeitlichen Verlauf strukturieren können, Spannung erzeugen und abbauen können, Konflikte schüren und lösen können, Handlungsstränge aufbauen und ineinander verflechten können.


    Natürlich braucht es weder Sänger noch Handlung dazu. Die Musik reicht aus. Dann nennt man das Ganze Sinfonie oder Streichquartett oder Klaviersonate usw. usw.


    Wenn ich bei einer Oper nur auf schöne Musik aus bin und auf einen stringenten Zusammenhang verzichte, kann ich ja gleich ein "best of"-Konzert stattdessen anbieten, z. B. beginnend mit der Bildnisarie des Tamino, dann "Una voce poco fa", dann den Monolog des Filippo aus Don Carlos, dann das Perlenfischerduett, dann "Che gelida manina" und zum Schluss das Meistersingerquintett, den "Wacht auf"-Chor und den Liebestod der Isolde.


    Dann kann man sicher einfach (im doppelten Sinne) die Musik genießen.


    Ich finde im "Ring" alleine schon die epische, vielschichtige Handlung aufregend und meine, dass die Musik hier vertieft und bereichert und via Leitmotive mindestens eine dramaturgische Dimension hinzufügt. "Hoffmanns Erzählungen" und "Zauberflöte" halte ich bezgl. der Handlung für eine Zumutung für den Zuschauer, deren Aufführung mit öffentlichen Mitteln nur durch die Musik gerechtfertigt werden kann.


    Aber: Kann man nach Wagner den Anspruch auf ein Gesamtkunstwerk noch zurückschrauben? Das wäre ja, als ob man nach Beethoven darauf verzichtet hätte, dramaturgisch stringente Sinfonien zu schreiben und nur noch Serenaden, Suiten usw. komponiert hätte.


    "La bohème" überzeugt nicht nur wegen der schönen Musik, sondern auch, weil die Handlung einigermaßen glaubhaft ist. (Wobei "Schönheit" aus meine Sicht kein Wert für sich ist - dramaturgische Wahrheit wie im "Wozzeck" ist mir persönich wichtiger und ich verzichte dafür gerne auf das, was die "langen Ohren kitzelt" [Zitat von Leopold Mozart].)


    Ich gebe zu, dass Glaubhaftigkeit nicht unbedingt sein muss, man denke etwa an "Das Parfüm" von Süskind ode an "Der Herr der Ringe". Aber dramaturgisch stringent sind auch diese.