Die großen Regisseure der Vergangenheit - ihre Bühnenbildner - ihre Ausstatter

  • Wenn hier von Regisseuren der Vergangenheit die Rede ist, dann sind natürlich auch noch heute aktive gefragt, die die Fahne der Tradition hochhalten, ebenso solche die schon vor hundert Jahren die Bühnen der Opernhäuse mit Leben erfüllten und prägend für ihre Zeit waren.


    Inszenierungen - auch wenn da manche anderer Meinung sein mögen lassaen sich generell nur schwer von ihrer Ausstattung lösen, die Bilder Quasi eine "künstlerische Einheit"


    Neben den Namen können auch berühmte Inszenieruingen der hier nominierten vorgestellt werden, eventuell auch, was daran Besonderes war.


    Zeffirelli, Hampe, Pagano, Schenk, Ponelle, Günther Schneider-Siemssen, Felsenstein, Rennert, ....


    All das sind Namen die quasi, jeder der sich mit Oper befasst hat kennt, aber vielleicht sollten auich andere Namen genannt und vorgestellt werden, ihre Hauptwerke ins Rampenlicht gezogen werden


    Es gab bereits einen ähnlichen Thread, der sich aber hauptsächlich mit Nominierungen befasste, und die Werke bzw die Analyse des Stils ziemlich vernachlässigte.


    Zudem waren dort die Lieblingsregisseure gefragt - ohne Einschränkung von Stil und Zeit.


    Hier sollen nur "Klassische" Regisseure, Bühnen- und Kostümbildener Erwähnung finden .


    mfg aus Wien


    Alfred


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schöner Thread und ich fange dann mal an.


    Wieland Wagner!


    Das Problem ist natürlich, dass es kaum Aufzeichnungen seiner Inszenierungen gibt. Persönlich sind mir neben Auschnitten aus dem Holländer und den Meistersingern nur die Osaka - Aufführungen des Tristan und der Walküre bekannt, die aber leider nur in Schwarzweiß überlebt haben, was seinen Arbeiten einen wesentlichen Teil ihrer Ausstrahlung beraubt, nämlich das Licht und die Farben.


    Live habe ich immerhin noch sehr lange in Hamburg den Holländer erleben dürfen, der dort von Beginn der 60iger Jahre bis in die 90iger hinein lief. Die Inszenierung entsprach wohl der 1958 - Produktion aus Bayreuth.


    Bei einem Publikumsgespräch meinten Peter Ruziska und Gert Albrecht damals, es wäre die letzte Wieland - Wagner - Inszenierung in Europa, die noch laufen würde, um sie dann, ein oder zwei Jahre später, gegen eine recht spießige Interpretation durch Marelli auszutauschen.


    Dieser Wieland - Wagner - Holländer war durchaus ästhetisch befremdlich. Natürlich entsprach sie nicht mehr dem Geschmack der 80iger oder 90iger. Trotzdem hatte sie eine unglaubliche Wucht. Mit relativ einfachen Mitteln erreichte er sein Ziel. Das Holländerschiff war ein Vorhang, auf dem das Schiff in Frontalansicht eher wie ein Skelett aussah. Unvermittelt tauchte es hinter dem im Vordergrund sich befindlichen Boot des Dalands auf.


    Der Gegensatz zwischen Fremdsein und Heimat, zwischen Vision und bürgerlicher Vertrautheit und Sicherheit war dabei sein großes Thema.


    Deutlich wurde dies vor allem im 2. Akt, in dem die Spinnmädchen in einem Halbkreis angeordnet waren, während Senta auf ihrem Stuhl sitzend, nach vorne schaute, dabei seltsam verdreht sitzend, so dass sie im wahrsten Sinne des Wortes noch mit einem Bein im Althergebrachten verharrte.


    Natürlich war die wunderbare Choreographie von Wieland und vor allem seiner Frau und die Personenführung nur noch in Ansätzen vorhanden und erkennbar. Darunter litt dann der dritte Akt mit dem statischen Tanz der Matrosen und dem Hineinbrechen der Besatzung des Geisterschiffes. Und trotzdem war die Aussage auch noch nach 30 Jahren überaus deutlich.


    Welch eine Wucht muss diese Produktion in der Premierensaison gehabt haben!


    Es war eine genaue Übertragung des Wagnerschen Textes, relativ schlicht dargeboten, aber mit eindeutiger, dem Text innewohnender Aussage.


    :hello: Gustav

  • Über eine grosse Anzahl von Beiträgen verfügt dieser Thread (noch) nicht. Es gibt aber eine riesige Menge von Artikeln im Forum, in denen das Wort "Bühnenbildner" vorkommt.


    Der Bühnenbildner Professor Günther Schneider-Siemssen (1926-2015) ist eine Grösse in dieser wichtigen Sparte des Musiktheaters.


    500 Opern-, Ballett- Musical- und Theaterproduktion hatte er weltweit ausgestattet. Er hat über 3000 Malereien, Zeichnungen, Bühnenbildentwürfe sowie zehntausende Projektionsplatten hinterlassen. Die geistige Durchdringung der Inhalte ist stets spürbar.


    Sein Leistungsausweis, wenn ich Bezug zum Threadtitel nehme: Die Regisseure, mit denen er primär zusammenarbeitete, waren Herbert von Karajan (28 Bühnenbilder) und Otto Schenk (60 Bühnenbilder).


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    Sieben Ausstattungen von Richard Wagners Ring-Tetralogie hatte er geschaffen. Dies brachte ihm als Bühnenbildner den Beinamen Herr der Ringe ein.


    Richard Wagner: Tristan


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    Richard Wagner: Das Rheingold (Metropolitan Opera New York)


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    Die Lichtregie war ihm wichtig, welche die Bühnenbauten an Bedeutung übertrifft. Sein symbolischen Stil, der mittels handgemalter Projektionen und raffinierter Spezialeffekte über Großbildprojektoren den Bühnenraum mit Licht füllte, beeindruckte die Zuschauer.


    Richard Strauss: Salome


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    Schneider-Siemssen war ein Vollblut-Theatermensch.


    Sei es, wenn er für die Salzburger Marionettenbühne arbeitete. (Bühnenbild für Cosi fan tutte)


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    oder als Ausstattungsleiter der Österreichischen Bundestheater (Staatsoper, Volksoper, Burgtheater und Akademietheater), ab 1965 auch für die Salzburger Festspiele die Verantwortung trug. Ein gewaltiges Arbeitspensum.


    Neuen Techniken war Schneider-Siemssen aufgeschlossen. 1985 setzte er erstmals in einer Inszenierung von Hoffmanns Erzählungen für das Salzburger Marionettentheater Holographie ein.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Bedeutende Künstler haben für das Theater gearbeitet. Ein Name fällt mir ein: Pablo Picasso. Der Selbstdarsteller liebte die theatralische Geste und das Sich-In-Szene-Setzen.


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    In seinem Gemälden kommen oft Gestalten der Comedian dell'arte vor: Harlekine, Gaukler, Musiker, Fahrende. Das Theater war ihm eine Inspirationsquelle.


    Mit dem Theater war Pablo Picasso eng verbunden. Es war eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Schriftstellern, Ballettmeistern, Musikern: Jean Cocteau, Sergei Diaghilew, Léonide Massine, Eric Satie, Manuel de Falla und Igor Strawinsky.


    Pablo Picasso zeichnete verantwortlich für Bühnenbilder, den Bühnenvorhang und die Kostüme


    1917 Sergei Djagilews Balletts Russes, das nach einem Thema Jean Cocteaus und der Musik Erik Saties das Ballett Parade aufführte

    1919 Manuel de Fallas Der Dreispitz

    1920 Igor Strawinskis Pulcinella

    1924 Eric Saties Ballett Les Aventures de Mercure.


    Viele originale Bühnenbilder, Theatervorhänge und Kostüme sind jedoch zerstört oder verschollen, denn das Theater ist eine vergängliche Kunst. Von den ursprünglichen Choreografien existieren oft nur noch wenige Schwarz-Weiss-Fotografien. Vieles von Picassos Arbeiten Bühnenbilder, Ausstattungen ist nicht erhalten. Skizzen gibt es, die erlauben Rekonstruktionen zu schaffen und Picassos Theaterarbeiten wiederzubeleben.


    Theatervorhang für Parade


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
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  • Eine Würdigung des Bühnenbildners und Regisseurs Jean-Pierre Ponnelle (1932-1988) endet mit den Worten: "Der Franzose war der letzte Magier und Kulinariker der Oper, bevor auch sie vom Regietheater erfasst wurde."


    Dieser Satz bringt die Leistung dieses Bühnenbildners, Ausstatters und Regisseurs auf den Punkt. Opulenz, eine vom Bühnenstoff entflammte Fantasie ist Jean-Pierre Ponnells Produktionen eigen. Er dient den Werken, die er gedanklich durchdrungen hat.


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    Wolfgang Amadeus Mozart: Idomeneo


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    Opern-Produktionen und szenische Inszenierungen liegen auf DVD vor, weshalb man sich heute noch ein Bild von seiner Arbeit für die Bühne machen kann. Sie sind ein Fest für die Augen. Vier Beispiele habe ich in meiner Sammlung und begeistern mich.


    Claudio Monteverdi: L'Orfeo





    Wolfgang Amadeus Mozart: La clemenza di Tito


    Das Besondere: Jean-Pierre Ponnelle nutzt die antiken römischen Stätten als Kulissen seiner Inszenierung.





    Jean-Pierre Ponnelle war sich nicht zu schade auch für das Fernsehen zu produzieren. So liegt erfreulicherweise seine Umsetzung von Mozarts La nozze di Figaro auf DVD vor. So nah kommt man den Sängerinnen und Sängern selten. Ein schönes Beispiel seiner Menschenführung.





    Ebenfalls fürs Fernsehen entstand 1975 die Verfilmung von Carl Orffs Carmina Burana. Jean-Pierre Ponnelle überzeugt mit opulenten Bildern und überraschenden Bildeinfällen, die ihm die Technik des Mediums Films ermöglicht. Leider ist die Bildqualität des You Tube Beitrages bescheiden.



    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
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  • Oskar Kokoschka (1886-1880) war ein Multitalent: Maler, Grafiker, Schriftsteller, Dramatiker und auch Bühnenbildner.


    Seine bildnerischen Arbeiten für die Bühnen kenne ich von Schallplattenhüllen, die seinen unverkennbaren Stil zeigen.


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    2016 fand eine Ausstellung zum Thema "Kokoschka und das Theater" im Kokoschka-Haus in Pöchlarn statt. Ich zitiere aus dem Text zur Ausstellung.


    Die Auseinandersetzung mit dem Thema Theater zieht sich wie ein roter Faden durch das Oeuvre des Künstlers. Seine frühen Dramen und Bühnenwerke entstanden zur selben Zeit wie seine ersten Bilder und zählen heute mit zu den wichtigsten Werken des Expressionismus.


    Neben ersten Inszenierungen im Gartentheater der Wiener Kunstschau oder der Bühne der Wiener Werkstätten, dem Cabaret Voltaire, wurden die Werke gegen Ende der 1910er-Jahre auch in den Theaterhäusern von Zürich, Dresden und Berlin aufgeführt. Die frühen Dramen wie „Mörder, Hoffnung der Frauen“, „Hiob“ oder „Orpheus und Eurydike“ bilden den Kern von Kokoschkas dichterischem Werk und inspirieren die Theaterwelt bis heute zu immer neuen Inszenierungen, wie anhand ausgewählter Beispiele in der Ausstellung gezeigt wird.


    Die Illustrationen Oskar Kokoschkas sowie erhaltene Fotos vermitteln uns heute noch einen ungefähren Eindruck von diesen außergewöhnlichen Theatererlebnissen in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, die in der Kunstwelt einiges Aufsehen erregten und Kokoschka zu seinem Ruf als Enfant terrible verhalfen. Während der Maler, Grafiker und Dramatiker in jungen Jahren seine eigenen Dichtungen - stets dramatischer Ausdruck des Kampfs der Geschlechter - auf die Bühne brachte, widmete er sich ab den 1950er-Jahren der Umsetzung von Werken berühmter Künstler wie Ferdinand Raimund, William Shakespeare oder Wolfgang Amadeus Mozart. Mit den auf Anregung von Wilhelm Furtwängler entstandenen Entwürfen zu Mozarts Zauberflöte bei den Salzburger Festspielen 1955 sowie zu den Dramen Raimunds am Wiener Burgtheater Anfang der 1960er-Jahre erreichte Kokoschkas Arbeit als Bühnenbildner seinen Höhepunkt. Seine Entwürfe verwandelten die Bühnen in einen dynamischen Raum aus Licht und Farbe und ließen - laut zeitgenössischer Kritik - so „manchen Theaterabend zu einem alle Sinne ansprechenden Theaterfeste“ werden.


    Die mozartsche Zauberflöte hat Oskar Kokoschka für Salzburg und Genf realisiert.

    (Mit dem publizieren von Werken Kokoschkas bin ich zurückhaltend, denn sie sind mit © Right geschützt. Sie stammen aus Ausstellungen oder können käuflich erworben werden.)


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    1962 betreute Kokoschka in Florenz eine Produktion von Giuseppe Verdis Maskenball:


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
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  • An der Rheinoper haben wir noch die schöne Cenerentola Inszenierung von Herrn Ponnelle. Wird diese Spielzeit wieder gespielt.

  • Für mich war Heinrich Wendel der überragende Bühnenbildner (Deutsche Oper am Rhein). Dank mangelhafter Computerkenntnisse kann ich ihn nur nennen, aber nicht in Text und Bild recht würdigen. Da wären vielleicht andere Experten gefragt.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Für mich war Heinrich Wendel der überragende Bühnenbildner (Deutsche Oper am Rhein). Dank mangelhafter Computerkenntnisse kann ich ihn nur nennen, aber nicht in Text und Bild recht würdigen. Da wären vielleicht andere Experten gefragt.

    Das war er für mich auch. Nur leider finde ich keine Bühnenbilder von ihm im Netz! Dies hier ist eine Ausnahme (ein Modell):


    tm_be313_1.jpg?itok=GA9VOiuS


    :hello:

  • Interressant, was ich gefunden habe:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Wendel


    Ernst Wendel (* 26. März 1876 in Breslau; † 21. Mai 1938) war ein deutscher Violinist und Dirigent.


    Für eine Saison war Wendel 1896/97 Konzertmeister des Chicago Symphony Orchestra unter Theodore Thomas. Von 1909 bis 1935 war er Generalmusikdirektor des Bremer Philharmonischen Staatsorchesters. Das Deutsche Tonkünstlerfest fand 1931 in Bremen unter seiner Leitung statt. Als Geiger unterrichtete er Georg Kulenkampff. 1914 dirigierte er in Stuttgart und 1925/26 die Museumskonzerte in Frankfurt am Main. 1913 führte er die 9. Sinfonie von Anton Bruckner erstmals in Russland auf.[1] Er prägte die Musik in Königsberg.[2]


    Wendel war mit der Konzertpianistin Ilse Wendel geb. Wolde, verheiratet. Sein jüngerer Sohn war der Bühnen- und Kostümbildner Heinrich Wendel (1915–1980).[

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  • Diesen Link zu einer Fotografie und Wirkungsorten des Bühnenbildners Heinrich Wendel habe ich gefunden.


    https://emuseum.duesseldorf.de/people/32591/heinrich-wendel


    Eine kurze Biografie ist hier zu finden mit Fotografien zu Theatermodellen. Im Beitrag auf die blaue Schaltfläche "Alle Objekte sehen" klicken.


    https://emuseum.duesseldorf.de…/wendel_modelle-open-data


    Unter diesem Link ist ein erklärender You Tube Beitrag zu den Modellen von Heinrich Wedel des Theatermuseums Düsseldorf abrufbar.


    https://codingdavinci.de/de/da…delle-von-heinrich-wendel

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Diesen Link zu einer Fotografie und Wirkungsorten des Bühnenbildners Heinrich Wedel habe ich gefunden.


    Vielen Dank! :) Aber er heißt Heinrich Wendel! ^^;)


    In der Rheinoper hingen früher Fotos von den Bühnenbildern in den Treppenhäusern und Räumen - schade, dass im Netz keine zu finden sind! :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Lieber Dr. Holger Kaletha


    Ich habe das fehlende n eingesetzt.

    Vielleicht hat das Theatermuseum Düsseldorf etwas dieser Bühnenbilder der Rheinoper bzw. Deutschen Oper am Rhein im Archiv. Eine direkte Anfrage nach Fotografien der Bühnenbilder bei der Direktion kann auch zielführend sein.


    LG moderato

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Vielleicht hat das Theatermuseum Düsseldorf etwas dieser Bühnenbilder der Rheinoper bzw. Deutschen Oper am Rhein im Archiv.

    Ich fand noch etwas in meinen Unterlagen, u.a. das Programmheft zur westdeutschen Uraufführung von Schönbergs Moses und Aron 1968 an der DOR, die ich in Duisburg gesehen habe.

    Ich habe zwei Seiten gesannt, daher ist die Qualität bescheiden.






    Zu den Fotos im Opernhaus Düsseldorf - ich glaube das linke Foto aus jungen Jahren hing da.


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Für den Parsifal 1970 an der DOR entwickelte Heinrich Wendel eine Projektionstechnik auf mehreren Ebenen


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    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Ein Hinweis auf das Theatermuseum in Meiningen sei mir gestattet. Einzelheiten dazu sind vielfach zu finden, allein wenn man in die Google-Suchmaske "Theatermuseum Meiningen" eingibt, erhält man über ein Dutzend Links.

    Die Rolle des Meininger Theaters unter seinem Förderer Herzog Georg II. kann nicht hoch genug geschätzt werden. Eine kleine Stadt in Thüringen mit einer riesengroßen Tradition ist sehr, sehr bedeutungsvoll für die Entwicklung des Theaters in Deutschland. Im Museum werden 275 Bühnenbilder aus der Historie des Theaters aufbewahrt, es erfolgt ein jährlicher Wechsel. Das alles unter dem Motto "Zauber der Kulisse."

    Weiterhin werden Requisiten und Kostüme historischer Aufführungen gezeigt. Hier ein Bühnenbild zu Hamlet. Bemerkenswert die Aussage: "Die Dekoration, die Ausstattung eines Stückes waren für Georg II. nicht Endzweck, sondern Mittel zum Zwecke der adäquaten Umsetzung der Stückvorlage im Rahmen einer Gesamtkunstwerkkonzeption."

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    Viele Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Danke für das Material, das viel mehr bietet, als was ich von Heinrich Wendel noch im Kopf habe. Er war ja ein Meister in der Verbindung von Bühnenbauten und Lichtdesign. Heute ist Lichtdesign ein unabdingbarer Teil einer Inszenierung, da war Heinrich Wendel sicher ein Vorreiter. Die Liste der Bühnenbilder in Düsseldorf erstaunt mich, denn ich habe eine ganze Reihe der dort genannten Opern gesehen. Besonders haften geblieben von Heinrich Wendel sind bei mir die sehr poetischen Bühnenbilder vom "Schlauen Füchslein" und von "Pelléas und Mélisande".

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Als Abschluß zum Thema Heinrich Wendel noch zwei Fotos aus dem Ring an der DOR






    und noch zwei Inszenierungen an der DOR mit Bühnenbildern von Heinrich Wendel.

    Hier erkennt man gut die gleiche Handschrift


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Jetzt ein Regisseur, der als Bühnenbildner angefangen hat und als solcher seinen Durchbruch am Schauspielhaus Düsseldorf unter Karl-Heinz Stroux hatte. Dort gab er 1961 auch sein Regiedebüt mit Albert Camus’ Theaterstück Caligula. Zwei Jahre später folgte die erste Opernregie mit Richard Wagners Tristan und Isolde an der Deutschen Oper am Rhein. Es folgten Produktionen an vielen bedeutenden Häusern und Verfilmungen seiner Inszenierungen, für die er auch die Bühnenbilder schuf.

    Seine Inszenierung und Ausstattung von Rossinis La Cenerentola wurde an mehreren Opernhäusern gezeugt




    Ein sensationeller Erfolg war der Monteverdi-Zyklus in Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt.


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Wieland Wagner - Ergänzung zu # 2


    Szenenfotos können einen gewissen Eindruck von der bildnerischen Kraft der Inszenierungen Wieland Wagners geben und seine Leistungen als Regisseur und Bühnenbildner illustrieren. Es ging dem Maler, Bühnenbildner und Regisseur in seinen Inszenierungen in Bayreuth und anderswo immer um eine aktuelle Befragung und Deutung der musikalischen Werke.

    Für Bayreuth waren seine Inszenierungen so etwas wie die Stunde Null für die ideologisch belasteten Festspiele, die im Dritten Reich unter der besonderen Gunst Adolf Hitlers gestanden hatten und daher eines stilistischen Neuanfangs bedurften. Den Bruch mit der Tradition erklärte Wieland so:

    "Eine Inszenierung ist ein Akt der Neuschöpfung. Das lebendige Theater kennt nur einen Stil, den seiner eigenen und aktuellen Epoche."



    "Parsifal" Bayreuth von 1952; Bildquelle: picture-alliance/dpa



    Die Meistersinger von Nürnberg 1. Akt - Bayreuth 1956



    Werkstatt Bayreuth: Meistersinger 2. Akt 1956 (links); die gleiche Szene in Jahr später (rechts)


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    Archaisch: «Aida» an der Deutschen Oper Berlin, 1961 (Foto: Ilse Buhs)

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Ein berühmter Bühnenbildner war der Österreicher Alfred Roller (1864-1935)


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    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich fand noch etwas in meinen Unterlagen, u.a. das Programmheft zur westdeutschen Uraufführung von Schönbergs Moses und Aron 1968 an der DOR, die ich in Duisburg gesehen habe.

    Ich habe zwei Seiten gesannt, daher ist die Qualität bescheiden.

    Lieber Orfeo,


    vielen Dank für die tollen Bilder! :) Moses und Aron habe ich in Düsseldorf gesehen - aber in den 70igern. Da war ich Schüler und habe natürlich noch nicht viel davon verstanden... :D

    Für den Parsifal 1970 an der DOR entwickelte Heinrich Wendel eine Projektionstechnik auf mehreren Ebenen

    Das habe ich auch gesehen wohl Ende der 70iger. Die Projektionstechnik habe ich noch heute in Erinnerung - besonders eine Szene im Kopf. Da stand der Bassist auf einer Säule mit Speer im Nebel. Einfach ein unglaublich eindrucksvolles Bild, was man nicht mehr vergisst. :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Den Bruch mit der Tradition erklärte Wieland so:

    "Eine Inszenierung ist ein Akt der Neuschöpfung. Das lebendige Theater kennt nur einen Stil, den seiner eigenen und aktuellen Epoche."

    Entsetzlich! Was muss ich lesen! Wieland Wagner ein Apologet der (möglicherweise gar kontruktivistischen) Beliebigkeit! Nieder mit ihm!

  • Entsetzlich! Was muss ich lesen! Wieland Wagner ein Apologet der (möglicherweise gar kontruktivistischen) Beliebigkeit! Nieder mit ihm!

    Es besteht kein Grund zur Sorge: Wieland Wagner war natürlich so wie Peter Konwitschny oder Patrice Chéreau von tiefer Sorge um die Werktreue erfüllt, das kann man doch alles in den Tiefen dieses Forums nachlesen. Solche Leute würden nie auf die Idee kommen, einfach das zu machen, was sie für richtig halten und was sie können.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Entsetzlich! Was muss ich lesen! Wieland Wagner ein Apologet der (möglicherweise gar kontruktivistischen) Beliebigkeit! Nieder mit ihm!


    Es besteht kein Grund zur Sorge: Wieland Wagner war natürlich so wie Peter Konwitschny oder Patrice Chéreau von tiefer Sorge um die Werktreue erfüllt, das kann man doch alles in den Tiefen dieses Forums nachlesen. Solche Leute würden nie auf die Idee kommen, einfach das zu machen, was sie für richtig halten und was sie können.

    Bravo! Bravo! Bravo Tamino Forum! :jubel: :jubel: :jubel: Gratulation zum neuen wirklich modernen Tamino-Stil der permanenten Pöbelei! Tamino beweist, dass auch schlechtes Benehmen als Charakterzug unserer Zeit in das qualitativ hochwertigste deutsche Forum Einzug erhalten hat.


    Man kann nur die Empfehlung aussprechen: Noch mehr Hintzes und Köhns ins Forum zu lassen, damit es nicht mehr von gestern ist sondern endlich im Heute ankommt! 8o

  • ChKöhn: Da fällt mir ja ein Stein vom Herzen! Es erhebt sich nun allerdings die Frage, welcher Schurke diesen berüchtigten Aufsatz Denkmalschutz für Wagner? verfasst und Wieland Wagner untergeschoben hat?

  • Das von Orfeo im Beitrag #20 gezeigte Parsifalbühnenbild trägt eine Zeitlosigkeit und Ausdruckskraft in sich, die ich bei derzeitigen Wagnerinszenierungen schmerzlich vermisse.

  • Ja, das ist traurig. Aber so ist das Leben. Jeder kann eine lange Liste von Dingen aufstellen, die er schmerzlich vermisst und nicht bekommt. Dagegen ist nichts zu machen. Es ginge ja auch gar nicht, dass jeder kriegt, was er sich wünscht. Nehmen wir nur das Beispiel Oper und stellen wir uns vor, wie viele Opernhäuser dazu nötig werden. Die Oberfläche der Erde würde dafür wohl kaum ausreichen.


    Übrigens ging es dem gepriesenen Wieland Wagner eben nicht um das Zeitlose, wie das obige Zitat deutlich genug sagt:

    Zitat von Wieland Wagner

    Das lebendige Theater kennt nur einen Stil, den seiner eigenen und aktuellen Epoche.

  • Nike Wagner in einem Interview mit der DW, anlässlich des 100. Geburtstages von Richard Wagner:


    Es gibt den Spruch: "Wenn man die Hitze nicht aushalten kann, sollte man aus der Küche raus." Nach den heftigen Reaktionen auf seine Inszenierungen muss er auch Angst bekommen haben, oder?

    Ja, die Ablehnung war extrem. Heute kommt es uns ganz altmodisch vor, was er verteidigen musste - immer ging es um den Begriff der "Werktreue". Mein Gott, heute redet kein Mensch mehr so. Aber damals waren die alten Gralshüter alle noch da: die Wagner-Vereine, Wagner-Gesellschaften, das Wagnerpublikum. Und dabei war er "werktreu"! Nur nicht dem Buchstaben, sondern dem Geist eines Werks nach. Durch alles Zeitbedingte hindurch wollte er immer zu einem Kern vordringen - zu einem "Archetypischen". Dieser Kern war dann paradoxerweise auch das, was ihm die moderne Neudeutung eines Werkes erlaubte. "Walhall ist Wall Street" sagte er einmal.

  • Und damit war er "werktreu"! Nur nicht dem Buchstaben, sondern dem Geist eines Werks nach.

    :!::!::!:


    Darum ist auch für mich mittlerweile der Begriff der "Werkgerechtigkeit" viel treffender und dienlicher als derjenige der "Werktreue" , wovon ich hier durch einige lehrreiche Forenbeiträge der letzten Zeit überzeugt wurde.


    :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

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