Tenore di grazia: Cesare Valletti

  • Heute vor 10 Jahren ist ein Sänger gestorben, der - hauptsächlich als Partner berühmter Sopranistinnen - eine eher bescheidene Karriere gemacht hat, obwohl er für mich einer der besten Belcanto-Tenöre seiner Zeit war:


    Cesare Valletti, italienischer Tenor, geboren am 18.12.1922 in Rom, gestorben am 15.5.2000 in Mailand. Er studierte in Rom (u.a. bei Tito Schipa) und hatte sein Debüt 1947 als Alfredo Gérmont (Verdi: La Traviata) in Bari.
    Ab 1950 sang er an der Mailänder Scala, ebenso am Londoner Covent Garden (Debüt als Fenton im Falstaff). 1953 gab er sein Amerika-Debüt als Werther in San Francisco, und 1952–62 sang er regelmäßig an der New Yorker Metropolitan Opera.
    Er erschien bei den Festspielen in Glyndebourne, Aix-en-Provence, Verona und fiel in Rollen Mozarts, Rossinis, Donizettis, Wolf-Ferraris u.a. auf. 1968 sang er letztmals in L'incoronazione di Poppea beim Carramoor-Festival in New York.


    Obwohl eigentlich in den Opernhäusern der Welt zuhause, war er doch auch ein begnadeter Liedersänger, sodaß ich hier als erstes Cover-Beispiel eine Lieder-CD zeigen will:



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald :



    besten Dank , dass Du diesem grossen Künstler einen Thread widmest .


    CESARE VALLETTI gehört wohl nach ungeteilter Meinung zu den bedeutensten Sänger seines Faches überhaupt .


    Berühmt geblieben sind vor allem sein Don Ottavio und auch sein Alfredo Germont ( dieser etwa in einem grossartigen Mitschnitt der " Traviata " mit Maria Callas - Einzelheiten dazu in dem Thread von - "Gustav " : Maria Callas - live ; hier im Tamino-Klassikforum.at ) .


    Er hatte sich bei dem ebenso berühmten Tito Schipa perfektioniert gehabt .


    Sehr schön fin de ich, dass Du ihn auch oder gerade als Liedsänger hier vorstellst .


    Der Liedgesang ist gerade in Italien wie Frankreich immer besonders neben den wahrscheinlich zugkräftigeren Opernrollen gepflegt worden .


    Ein ähnliches Repertoire hatte der kanadisceh tenor Léopold Simoneau ( 1918 - 2000 ) .


    Beste Grüsse


    Frank



    PS.: da Du bekanntlich grosser Stimmenkenner bist wäre ich Dir dankbar, wenn Du die Deiner Meinung nach herausragenden Rollen von Cesare Valletti in einer kurzen übersicht auflisten könntest . Danke im voraus .

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Also, Frank, ich könnte Dir da die Studio-Einspelung bei RCA, vermulich Ende der 50er Jahre, von 'La Traviata' mit Rosanna Carterie nennen.


    Dann gibt es eine wichtige Life-Einspielung unter Antonino Votto der Wof-Ferrari-Oper 'I Quatro Rusteghi' ebenfalls mit der Carteria, Ilva Ligabue und Giuseppe Zampieri, aufgenommen 1954 am Teatro alla Scala.


    Mehr fällt mir im Moment nicht ein.


    Mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

  • Lieber Engelbert :


    Danke für die Hinweise .
    Weisst Du, warum es - ausser in Fachkreisen - so still um Cesare Valletti geworden ist ?


    Viele Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Frank,


    Ganz still geworden ist es um Cesare Valletti eigentlich nicht.
    Im WEB ist doch noch einiges an Einspielungen registriert.
    Wenn die Techniker fleißig remastern, wird noch manches hinzukommen.


    Beim durchblättern der Bildergalerie sind etliche LPs vor meinem geistigen Auge wieder aufgetaucht.


    :]


    Madama Butterfly mit Anna Moffo ist gewiss ein Markstein in seiner Interpretationsgeschichte. Damals habe ich die Los Angeles mit Bjoerling doch vorgezogen.


    Dann gab es einen Barbier von Sevilla. Hier habe ich den Sopran von Roberta Peters als zu piepsig abgelehnt.


    Die Italiana in Algeri habe ich mit der Berganza genommen, die Luigi Alva als Partner hatte.


    Dann gibt es La Donna di Lago bei JPS zur Zeit noch im Angebot. Diese Einspielung wird von Tullio Serafin dirigiert, Partnerin ist Rosanna Cartieri.



    ?(
    Warum ist es um Valletti still geworden? Es liegt ganz einfach daran, dass seine Zeituhr als Künstler abgelaufen war.


    Da wäre zunächst der Streit mit Met-Chef Rudolf Bing zu nennen.
    Andere Konkurrenten wie Nicolai Gedda, Alfredo Kraus, Luige Alva und Ugo Benelli waren beachtliche Konkurrenten. Die 1950er Jahre waren 'das Zeitalter der großen Brüllerei' in der di Stefano, Bjoerling und del Monaco die Stadttore von Gaza aus den Angeln hoben. Kein Platz mehr für Valletti! Als neuer Name tauchte in den sechzigern Renato Cioni auf.


    8)


    Als in Amerika Schluss war, ist er in Italien noch oft auf der Bühne gestanden.FONI CETRA wird einiges mitgeschnitten haben.


    Für Verdi halte ich ihn nicht geeignet und Donizetti war noch nicht so beliebt, dass man auch seine Raritäten im Studio aufnahm.


    Trotzdem, Cesare Valetti kann sich nicht beklagen, unbeachtet am Wegrand liegen geblieben ist er gewiss nicht!


    Welche Einspielungen hast Du mit ihm?


    Freundlichen Gruß
    :angel:
    Engelbert

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  • Lieber Engelbert :


    Ich kenne eben die Aufnahmen , die Du hier gerade genannt hast .


    Die Butterfly mit Anna Moffo ist herausragend gut !
    ( etwa wie de los Angelses oder tebaldi / bergonzi - dies war meine erste " Butterfly" überhaupt - LP - .


    Wie Du denke ich, dass es eben bei dem italiensichen Label doch mehrere Aufnahmen geben müsste ,die ich leider nicht in erinnerung habe .


    Die La traviat mit Callas , Valletti finde ich sehr schön und stimmlich überzeugend .


    Danke, dass Du RENATO CIONI erwähnst !!!


    Viele Grüsse ,


    Frank


    PS.. erde bei mir weitersuchen .
    Es müsste doch auch Lieder-Aufnahmen und ein Verdi - Requiem mit valletti geben .


    Vor keinem von Dir genannten " konkurrenten " musste sich valletii verstecken .
    roberta Peters hat ja immer die Stimmfans gespalten . Für mich zu schrill . zustimmung an Dich !
    F.

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Meine erste Opern-Gesamtaufnahme, bei der ich den Sänger Cersare Valletti bewußt erlebt habe, war Donizettis "Regimentstochter" (die Aufnahmen mit der Callas lasse ich weg, da war er ja nur der Sparringspartner) unter Mario Rossi - in italienischer Sprache!



    Gaetano Donizetti (1797-1848 )
    La figlia del reggimento

    (Die Regimentstochter, Oper in 2 Akten)
    (Gesamtaufnhame in italienisch) 1950, live, konz., Torino
    Dirigent: Mario Rossi
    Orchestra della RAI di Torino
    Coro della RAI di Torino
    Chorleitung: Roberto Benaglio
    Fassung 1840 Mailand mit Secco-Rez. statt Dialogen


    Hortensio: Eraldo Coda
    La Marquise de Berkenfeld: Rina Corsi
    Marie: Lina Pagliughi
    Sulpizio (Sulpice Pingot): Sesto Bruscantini
    Tonio: Cesare Valletti


    Immer noch eine meiner liebsten Aufnahmen der Oper!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald :



    Danke für diesen Hinweis . Sesto Bruscantini war ein sehr überzeugender Interpret seiner Rollen . Vallettis Stimme finde ich in allen Rollen, die ich mit ihm kenne , sehr gut . Gerade auch als Partner von Maria Callas in " La Traviata " .


    Roberto Benaglio ist einer der besten italienischen Chorleiter überhaupt gewesen . Leider wurden Chorleiter ja bis etwa Anfang der 1960er Jahre ja immer " vergessen " .


    Die Orchester der RAI ( etwa in Turin , Mailand ) sind in der regel deutlich besser als ihr Ruf . Das ist , Du weisst dies , durch viele Aufnahmen ( live wie im Studio ) auch sorgfältig dokumentiert . Das umfasst den Bereich Oper wie Symphonien und Konzerte . Es gibt / gab zig Aufnahmen ( LP - Ära ) , die hervorragende Interpretationen darstellen .


    Und Mario Rossi gehört - leider ähnlich Alberto Erede - zu den eher wenig genannten Dirigenten .


    Diese Aufnahme gehört zweifelsfrei - aus meiner Sicht - zu den besten dieser Oper .


    Beste Grüsse



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hallo! Auf den Hinweis von Harald Kral von heute:


    Ja, den Thread über Cesare Valetti habe ich ganz übersehen. Er gehört zu meinen liebsten lyrischen Tenören. Die "Regimentstochter" kenne ich leider nicht. Aber ich habe die Gesamtaufnahmen "Der Barbier von Sevilla" und "La Traviata" von ihm. Eine herrliche Stimme, die sich nicht hinter einigen "Priviligierten" verstecken brauchte.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo zusammen,


    erst gestern habe ich in der Rubrik "Was hört ihr gerade jetzt ...?" auf die soeben bei Bongiovanni erschienene Doppel-CD von Cesare Valletti hingewiesen. Hier hört man den Tenor auch in Rollen, die er selten gesungen hat, wie z. B. als Herzog in Verdis "Rigoletto". Auch seine Schumann-Interpretationen sind phänomenal, vielleicht kennt jemand auch seine Aufnahme der "Dichterliebe" - eine superbe Platte!


    Gruß
    Manfred


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • Zu meinen absoluten Lieblingsaufnahmen von Rossinis "Barbier von Sevilla" gehört die Gesamteinspielung aus New York unter Erich Leinsdorf. Hier singt Cesare Valetti den Almaviva - ungekürzt, er schreckt auch nicht vor der Bravourarie "Cessa di più resistere" kurz vor dem Finale zurück, die meist gestrichen wurde. Und das 40 Jahre vor Juan Diego Florez!



    Eine Spitzen-Besetzung, wenn man darüber hinwegsieht, dass Roberta Peters kein Mezzo oder Alt ist.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Eine Spitzen-Besetzung, wenn man darüber hinwegsieht, dass Roberta Peters kein Mezzo oder Alt ist.


    Hallo!


    Ich sage "Gott sei Dank". Mir gefällt Roberta Peters als Rosina einfach toll! Diese Aufnahme gehört für mich zu den besten Einspielungen des "Barbier".




    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Das ist eine Stimme, die irgendwie süchtig macht.


    Also gleich eine Recital-Platte auflegen!



    Leider nur schwer zu bekommen.


    ++++++++++++


    Bei Opera d'Oro gibt es eine preiswerte Zusammenstellung aus diversen Live-Opernaufnahmen:



    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Das ist eine Stimme, die irgendwie süchtig macht.


    Also gleich eine Recital-Platte auflegen!


    Leider nur schwer zu bekommen.


    Hallo zusammen,


    bei jpc gibt es diese CD - die Tracks sind identisch - lediglich mit anderem Cover für weniger als 10 Euro.



    LG
    Manfred

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    Giuseppe di Stefano

  • Hallo zusammen,


    gerade habe ich mir nochmal Schumanns "Dichterliebe" von Cesare Valletti angehört. Traumhaft gesungen!



    Gruß
    Manfred

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    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • Der "Ernesto" in Donizettis "Don Pasquale" war eine der Paraderollen, in denen er nicht nur akustisch, sondern auch optisch der Nachwelt erhalten ist, nämlich auf dieser DVD:



    Heute vor 11 Jahren, am 15. Mai 2000, ist Cesare Valletti in Mailand, 77-jährig, verstorben.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Heute ist der Geburtstag ist von Cesare Valletti. Kein runder allerdings. Aber: mir ist es wichtig, diesen Geburtstag zum Anlass zu nehmen, ihn zu ehren. Darum habe ich in der sängerischen Ehrenchronik die folgenden Zeilen geschrieben.

    Dass seit fast 10 Jahren hier nichts über ihn gepostet wurde, macht mich traurig.

    Er wurde am 18. Dezember 1922 in Rom geboren. Er sang Donizetti, Verdi und Puccini, Gounod und Massenet - aber eben auch Rossini!


    Durch Cesare Valletti habe ich gelernt, wie herrlich die Tenorpartien von Rossinis Helden sind. Das war zu einer Zeit, in der die Rossini-Opern noch selten aufgeführt wurden. Die Soprane ließen sich zwar meist gut besetzen. Den Tenöre aber hörte man an, dass Sie im Belcanto nicht geschult waren. Sie mussten sich durch die verzierten und koloraturgespickten Partituren beinahe quälen. Inzwischen haben wir ja geradezu einen Rossini-Tenor-Tsunami. Aber nicht viele singen die Partien mit solcher Anmut und Eleganz wie Cesare Valletti. Manche seiner Nachfolger mögen die Koloraturen stupender ausgeführt haben, aber kaum einer hat seine Noblesse übertroffen. Deshalb möchte ich ihn hier ehren - wenn er auch auf seinen 100. Geburtstag noch zwei Jahre warten muss. Er hat alle Male verdient, dass seine Aufnahmen weiterhin gehört werden. Mit ihnen hat er Maßstäbe gesetzt.



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!