Franck, César: Klavierquintett f-moll - an der Schwelle zum Spätwerk
Franck komponierte sein einziges Klavierquintett in den Jahren 1878-79. Es markiert den Übergang zum Spätwerk des Komponisten, wozu man zählen mag:
- „Prélude, Choral et Fugue“ für Klavier (1884)
- „Variations symphoniques“ für Klavier und Orchester (1885)
- Violinsonate A-Dur (1886)
- „Prelude, Aria et Finale“ für Klavier (1887)
- Symphonie d-moll (1887-88')
- Streichquartett D-Dur (1889)
- „Trois Chorals“ für Orgel (1890)
Das Spätwerk beinhaltet also die meisten der einigermaßen bekannten Werke des belgisch-französischen Meisters. Es sei erwähnt, dass in jener Zeit auch zwei Opern („Hulda“/1879-85, „Ghiselle“/1888-90) sowie die sinfonischen Dichtungen „Le chasseur maudit“ (1882), „Les Djinns“ (1884) und „Psyche“ (1888') entstanden.
Für César Franck ist im Spätwerk die Form der „sonate cyclique“, der zyklischen Sonate, typisch. Einen ersten Ansatz dafür findet man sogar schon im frühen Klaviertrio fis-moll op. 1 Nr. 1 (um 1840). Bei dieser Form werden einzelne Themen in mehreren Sätzen verwendet. Dies geschieht aber nicht unbedingt, um (etwa wie bei Bruckner in den Sinfonien 3, 4, 5, 7 und 8') Finalapotheosen herbeizuführen, sondern um satzübergreifende Einheit herzustellen. Man denke also eher an den Schicksalsrhythmus in Beethovens 5. Sinfonie oder das chromatisch ansteigende Motiv, mit dem in Brahms‘ 1. Sinfonie sowohl die Einleitung als auch der eigentliche Sonatenhauptsatz beginnt und welches in späteren Sätzen wiederkehrt. Auch der Gedanke an die „idée fixe“ in Berlioz‘ „Sinfonie fantastique“ liegt nahe. In Francks d-moll-Sinfonie wird das Hauptthema des ersten Satzes sogar in einer verklärten Form gegen Ende der Sinfonie rekapituliert, der Eindruck ist der einer „negativen Apotheose“ und den triumphierend-affirmativen Wirkungen bei Bruckner geradezu entgegen gesetzt. Der zyklischen Form begegnen wir auch im Klavierquintett, hier nimmt das zweite Thema des ersten Satzes die satzübergreifende Rolle des „zyklischen Themas“ ein.
Wer beklagt, dass der Meister von St. Florian so wenig Kammermusik hinterlassen hat, der gebe dem Oeuvre von César Franck eine Chance. Bruckner und Franck waren beide Organisten, sie wurden beide zu Lebzeiten überwiegend als solche geschätzt und als Komponisten für geringer angesehen, beide hatten einen Hang zum Mystischen. Grund genug für Freunde Bruckners Musik, sich mit dem belgisch-französischen Meister näher zu befassen.