Vom Schock bis zum Bengl

  • Wie man mich netterweise hinreichend in Kenntnis gesetzt hat, ( Zuschrift auf : Von denen die im Rudeln singen ) hat Volker Bengl seinen Gesangstil zwei berühmten deutschen Opernsängern zu verdanken.
    Die Handschrift von Erika Köth konnte ich hier zwar bisher nicht entdecken, wohl aber die von Rudolf Schock.
    Während Erika Köth von ihrer Schallplattenfirma ärgerlicherweise in zweitklassigen Opernquerschnitten verheizt wurde, hatte Rudolf Schock noch das Glück trotz der großen Konkurrenz von: Traxel, Dermota, De Luca, Terkal, Friedrich, Kunz, Fehringer, Hofmann, Kozub und Pfeifle, zwischen den Jahren 1948 – 1960 in einigen guten Opernproduktionen mitwirken zukönnen. Besonders zu erwähnen sei hier ein Fideliomitscnitt unter Furtwängler neben Schlüter und Patzak. Auch durch Rundfunk und frühe Opernaufnahmen ist der junge Rudolf Schock recht gut präsentiert, zu erwähnen wären hier: Zauberflöte, Rigoletto, Capriccio, Der Barbier von Bagdad, Tosca, Eugen Onegin, La Forza del Destino, Freischütz, welche er unter Fricsay, Keilberth , Schmidt-Isserstedt und teilweise leider auch unter Schüchter machen konnte.
    In all diesen Produktionen liefert er zwar kein überragendes, aber doch immerhin ein hörenswertes solides Rollenporträt.. Allerdings fiel schon hier seine weniger ausfeilte Technik nicht gerade positiv auf.
    Hohen Noten wurden mit der Bruststimme gewaltsam noch oben gestemmt, wie wir es heute in beinahe allen Aufnahmen von José Carreras hören können ( sowohl in seinen frühen und erst recht in späteren ). Dieser Gesangstil mag in jungen Jahren noch mit jugendlich Schwung und Elan kompensierbar sein, mit zunehmenden Alter spiegelte sich bei Rudolf Schock diese Anstrengung auch in seinen Gesichtzügen während des Singens wieder. Thomas Quasthof hat dieses in seiner Biographie eindrucksvoll porträtiert.
    Rudolf Schock hatte es zu dem immer verstanden sich als bodenständigen und netter Kumpel von neben an zu präsentieren dieses färbte leider dann auch zunehmend auf seine Diskographie ab.
    Schließlich war Rudolf Schock ja auch nicht gerade für seinen differenzierten und nuancierten Gesangstil bekannt.
    Es folgten zweitklassige Opernquerschnitte, kurios anmutende italienisch gesungene Arien, drittklassige Operettenaufnahmen neben Renate Holm und Margit Schramm und so wundervolle Schallplatten wie geliebte Mutter und Wanderlieder.
    Er verstand sich als Künstler der Oper, der Operette, des Musical und eben auch des Schlagers.
    Hier bietet es sich jetzt an den Bogen zu seinem Schüler Volker Bengl zu schlagen, da sich dieser mit dem gleichen Werbeslogan feiern lässt.
    Seine Operettenausflüge sind immerhin im Vollplayback verfahren für Volksmusiksendungen und weniger Anspruchvolle Operettenabende für Fernsehen aufgenommen wurden, wo er in einer Kutsche durchs schönste Ambiente fährt und sich dabei mit Eva Lind über Rosen aus Tirol freut. Hierbei fällt die Stimme noch ganz angenehm aufs Ohr.
    Das mag aber wie schon im Vorfeld erwähnt am Vollplayback und an dem gut platzierten Studiomikrophon liegen.
    Denn da reicht es laut Christa Ludwig vollkommen aus, wenn man das Mikrophon hautnah an die Lippen nimmt um dann hinein zu säuseln, als guter Mikrophonsänger kann man auf diesem Wege wahre Wunder vollbringen.
    Auch erscheint es mir signifikant das zwar überall daraufhingewiesen wird das er 16 Jahre lang am Münchner Theater am Gärtnerplatz gesungen hat ,aber über sein dortiges Repertoire wird auf allen 4 Seiten der Mantel des Schweigens ausgebreitete.
    Die Grenzen der Stimme zeigen sich dann ohne Mikrophon. Ich erinnere mich hierbei noch zu gut an einen Ostseeabend in so illusterer Gesellschaft wie zum Beispiel Sandra Schwarzhaupt
    Dort wurde Live gesungen. In der Mittellage hatte die Stimme noch einen angenehmen Klang, wenn es jetzt aber um dynamische Abstufungen in der Lautstarke geht, hierzu sei auch auf ein Ave Maria bei Youtube verwiesen, zeigen sich schon die Grenzen der Stimme und stellenweise auch des guten Geschmackes. Beim Ave Maria schwellen Töne nicht etwa an sondern werden fast explosionsartig in den Raum transportiert und klingen zu dem stellenweise etwas leierig.
    Bei der Arie die er bei diesem Ostseekonzert zum besten gab, klang die Stimme in der Höhe gequetscht.
    Auch findet er selten verschiedene Nuancen für verschiedene Stücke, es klingt alles ziemlich uniform und gleich.
    Auch in seinen Operettenarien finden sich selten dynamische Abstufungen oder auch Interpretationsansätze, es klingt alles ebenmäßig, es wird nicht differenziert, es wird gesungen aber nicht interpretiert und das ist verglichen mit den Operettenaufnahmen eines Peter Anders, Richard Tauber, Nicolai Gedda, Wieslaw Ochman zu wenig.
    Hier scheinen sich die Ansätze seines Gesanglehrers Rudolf Schock sehr deutlich wiederzuspiegeln.

  • Lieber Sven Godenrath,


    ziemlich zynisch, was dir an diesem schönen Sonntag aus der Feder floß.


    Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, du willst uns Allen hier etwas beweisen. Nur was?


    Werde doch etwas lockerer und nimm nicht alles so furchtbar ernst.


    Wenn du andere Lieblingssänger hast, dann genieße diese mit Freuden, denn das Leben ist für Trübsal zu kurz.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Lieber Sven Godenrath,
    was Thomas Quasthoff in dem von seinem Bruder Michael geschriebenen Buch auf den Seiten 72 / 73 / 74 über Rudolf Schock sagt, empfinde ich äußerst geschmacklos. Quasthoffs Mutter hätte ihrem Sohn schon sagen sollen, dass man so etwas eigentlich nicht tut!


    Es bedarf keiner besonderen Expertenkenntnis, wenn man feststellt, dass Schocks späte Einspielungen nicht das Gelbe vom Ei sind.


    Aber auf die frühen Aufnahmen lasse ich nichts kommen.
    Nach Covent Garden oder in die Wiener Staatsoper kommt man ohne Leistung nicht so einfach rein.
    Wenn ich es recht erinnere, hat Rudolf Schock auch den Tamino gesungen, als am 15. Oktober 1955 die Staatsoper Hamburg wieder neu eröffnet wurde.


    All diese Dirigenten hatten wohl keine Ahnung - oder wie?