Von denen die im Rudel singen bis zu „Mezzo“ Tenören

  • Was schon seit Jahren in der Popmusik floriert, stets austauschbar und immer wieder aufs neue Erfolgreich, findet jetzt auch mehr und mehr Einzug in die sogenannten Gefilde der klassischen Musik.
    Während die Goldesel dort Backstreetboys, Boyzone und Westlife hießen, tragen sie hier so klangvolle Namen wie German Tenors, Adoro, 10 Tenors, Il Divo, Blake, G 4 und Teatro.
    Es handelt sich hierbei um Formationen die wie die German Tenors zum Beispiel die Gefühlsebene von Ein Lied geht um die Welt über funiculi, funicula bis zu Una furtiva lagrima bedienen.
    Adoro hingegen erfreuen Herzen und Ohren ihres Publikums von „und wenn ein Lied“ ebenfalls bis hin zu Kanzonen und Arien , wobei hier großer Wert darauf gelegt wird, das jeder einzelne auch schon einmal auf einer Opernbühne gestanden und gesungen hat.
    Il Divo präsentieren ihre Hymen lieber auf spanisch, manchmal aber auch auf englisch, während Blake und G 4 der englischen Sprache treu bleiben.
    Es werden Popsongs in eleganten orchestralen Gewand geboten und klingen leider doch, obwohl teilweise mit leichtem Operngestus präsentiert, nicht besser als im original sondern werden musikalisch eingeebnet und klingen daher langweilig.
    Teatro hingegen bieten, wie der Name schon erahnen ließ, bekannte Musicalnummern welche man bedauerlicherweise von Michael Crawford, Michael Ball oder John Barrowman auch schon eindrucksvoller interpretiert gehört hat.
    Natürlich gibt es auch hier die eine oder andere Ausnahme, wenn zum Beispiel G 4 Crazy anstimmen oder Blake Chasing Cars, dann klingt das opulent und ausgefeilt in der musikalischen Begleitung und auch gesanglich sogar besser als das original. A
    Aber das eben leider nicht die Regel sondern die Ausnahme.
    Natürlich wird auch hier der Weg erfolgreich weiter beschritten welcher auch schon in der Popmusik vorgezeichnet wurde..
    Nachdem auflösen der Gruppe wird meist einer der Barden auserkoren und als Solokünstler herausgestellt.
    Bei G 4 zum Beispiel war es Jonathan Ansell.
    Hier zeigen sich aber schon die ersten Grenzen, denn als Solokünstler ist er schließlich nicht konkurrenzlos und erreicht einige auf diesem Sektor bereits etablierten Künstler nicht einmal annährend.
    Er trifft zum Beispiel auf Aled Jones, der in junge Jahren als Knabensopran ein gelungenes Album vorlegte, heute hingen anders als Bejum Metha ( Countertenor ), nicht den Sprung ins Opernfach geschafft hat, welcher auf seinen CDs Traditionales und Popsongs erfolgreich serviert.
    Des weiteren treffen wir auf hier Rhydian, der nach X-Faktor schon sein zweites anspruchvolles und sehr gelungen Popalbum vorgelegt hat.
    Des weiteren gibt es hier noch Russel Watson zu erwähnen, der zu Beginn seiner Karriere gar nicht häufig genug betonen konnte, das er sich endlich seinem Traum vom Erfolg als Operntenor erfüllen konnte und dessen You raise me up ( Alternativ Fassung zu Danny Boy, unschlagbar von Harry Connick jr. gesungen ) wahrscheinlich zu den besten Interpretationen dieser Version des Stückes zählt.
    Glücklicherweise erlag er drei Studioalben später der Erkenntnis, wir hingegen wussten es längst, das es für eine Karriere als Opernsänger wohl doch nicht reicht und legte ein geschmackvoll anrangiertes und gesungenes Album mit Titel von Frank Sinatra und stilistisch ähnlich gelagerten Arrangements vor.
    Ein zweites Album das ebenfalls in diese Richtung ging folgte relativ schnell.
    Als letztes wäre hier noch Tony Henry zu erwähnen, der mit seinem Album Modern Arias, uns selbstverständlich keineswegs mit Stücken von Stockhausen, Schönberg oder Riehm zu erfreuen suchte.
    Im Gegenteil hier treffen wir auf Klassikintros die über den Wiener Walzer bis hin zu anklängen an Richard Strauss reichen und bietet uns auf diesem Wege geschmackvoll interpretierte Popsongs wie „Hero“, „All by myself“ oder „I want to know what love is“, wenn auch in italienischer Sprache.
    Über Andrea Boncelli zu schreiben wäre müßig, da hier eh schon alles gesagt und geschrieben wurden. Nur soviel ein solider Popsänger der von der Oper besser die Finger lässt.
    Auf den deutschen Sektor geht es weniger einfühlsam zu.
    Volker Bengl singt mit enger Tongebung Operette und Oper zum abgewöhnen, Björn Casapietra ( Sohn von Celestina Casapietra und Herbert Kegel) schmalzt sich durchein Popalbum das es nur so trieft und zu guter letzt wäre hier noch Erkan Aki erwähnenswert, der uns immer mal wider mit dem Gefangenchor aus Nabucco erfreut und von allen dreien noch am besten Abschneidet.

  • Ein immerhin hochinteressanter Beitrag, den ich in gewisser Hinsicht "fassungslos" gelesen habe, denn ich kenne keine einzige der genannten Gruppen oder Sänger.


    Daraus folgere ich, daß es sich - der Verfasser des Einführungsbeitrags hat es ja schon angedeutet - eigentlich NICHT uim "klassische Muzsik" handelt - sondern eher ein Verballhornung derselben.


    Ich sehe hier keine Gefahr für die "eigentliche" klassische Musik, sondern eher eine Randgruppe.
    Vielleicht aber ist es der Versuch, klaswsische Musik zu "popularisieren" und an die Geschmäcker der herren in den PR-Abteilungen der Klassikindustrie anzupassen. Das klingt überzogen- ist es jedoch nicht - wenn man bedenkt, daß unlängt eine Sängerinn in einem PR-Artikel gestehen durfte, daß sie privat gar keine klassische Musik hört.....


    Inwieweit derlei Gruppierungen schädlich oder nützlich für die klassische Musik sind, (Requirierung von Neuinsteigern - versus Senkung des Niveaus im Bereich "Klassische Musik") vermag im im einzelnen nicht einzuschätzen, dennoch neige ich zu der Ansicht, das weder das eine noch das andere zutrifft.


    Crossover - auch wenn es einst nicht so hieß - hat es schon seit Pattis, Melbas und Carusos Zeiten gegeben - wahrscheinlich aber schon früher.


    Neu ist lediglich, daß man heute in der Regel Künstler hiezu einsetzt, die den Sprung auf die Opernbühne nicht, oder nicht dauerhaft geschafft haben. Das ist die billigere LÖösung....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Jetzt muss ich doch mal eine Lanze für Volker Bengl brechen. Er ist ein sehr guter, viel gefragter Tenor mit einer sehr weichen Stimme, der viele Opernhäuser durchlaufen hat. Seine Vita zeigt es:


    Bengl beendete zunächst eine Lehre als Chemielaborant, ehe er mit zwanzig Jahren zum Gesang kam. Er studierte Gesang an der Hochschule für Musik Mannheim/Heidelberg und nahm nebenbei Privatstunden bei Rudolf Schock, Rina del Monaco und Erika Köth. Über 16 Jahre war Volker Bengl am Staatstheater am Gärtnerplatz in München engagiert. Daneben war und ist er Gast an über 50 deutschsprachigen Bühnen, wie z. B. an der Wiener Volksoper, der deutschen Oper Berlin oder auch an der Dresdner Semperoper. Sein Repertoire umfasst rund 75 Opern- und Operettenpartien. Er hat weltweit 800 Konzerte gegeben.


    Außerdem ist er ein sehr charmanter Sänger, ich sehe und höre ihn sehr gerne und manche "Tenöre" wären froh, so gefragt zu sein wie er.

  • Toller Titel, ich schätze mal, sie singen im Rudel, weil sie sonst wegen ihrer dünnen Stimmchen keiner hören könnte....hihihihi!


    Mir gehen alle diese Gruppen, wie auch immer sie heißen mögen und auch die so genannten "Startenöre" wie Aki, Lotti, Casapietra etc. endlos auf den Geist. Für mich ist das akustischer Müll mit rosa Wohlfühlsoße obendrauf....GRAUENVOLL!


    LG
    Fides :hello:

    La vita è bella!

  • Wenn schon Rudel, dann könnte man den Begriff noch weiter fassen und die vielen a capella-Formationen einbeziehen, beginnend mit der "Flying Pickets" über Gruppen wie die "Prinzen", "Wise Guys", Drops, Singphoniker, Vielharmoniker, Kings Singers bis zurück zu den Comedian Harmonists, aber auch Nostalie-Künstler wie Max Raabe....


    Was den Tenor Volker Bengl angeht, muß ich Musica beipflichten, der kann und ist doch mehr als ein Sänger "zum abgewöhnen".



    Bei Blind-Tests habe ich da schon manchen "Stimmenkenner" alt aussehen lassen!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Lieber Sven Godenrath,


    zunächst mußte ich deinen Bericht auf Word kopieren und artikelweise strecken, sonst wäre er mir zum Lesen zu anstrengend gewesen.


    Ja, in unserer schnelllebigen Zeit, in welcher die Halbwertzeit der Künstler immer kürzer wird, da versucht eben Jeder, möglichst viel von dem Kuchen abzukriegen, der gerade gebacken wurde. Ob das Klassik, Sakral-, Crossover oder sonstige Richtung betrifft, ist völlig egal.


    So mehren sich die Namen der Namenlosen auf den Labels von Tonträgern und den Konzertplakaten an Stadthallen, Mehrzweck- und Turnhallen, bei Betriebsfesten und sonstigen "Events".


    In der Tat kenne ich auch die wenigsten von dir erwähnten Namen. Musicas Bengl-Einwand besteht zurecht, wenngleich mir persönlich seine Stimme nicht besonders zusagt, doch als Künstler ist er unumstritten.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo! Frau musica,


    zu der von Harald Kral eingestellten CD "Magische Töne" möchte ich folgendes anmerken:


    Volker Bengl hat schon eine schöne Stimme, aber bei den beiden Strauss-Liedern auf dieser CD bemerkt man auch ganz deutlich die Grenzen.


    Beim Strauss-Lied bieten Tenöre wie Jonas Kaufmann, Ben Heppner, Nicolai Gedda, Gösta Winbergh und Peter Anders weit mehr!

  • Hallo! Sven Godenrath,


    Es drängt mich geradezu, hier auch einmal ein positives "Rudel" vorzustellen:


    LIEDERTAFEL, heißt die CD (Orfeo). In diesem "Rudel" singen die Herren:


    Christian Elsner
    James Taylor
    Franz-Josef Selig
    Michael Volle


    Am Piano Gerold Huber


    Das sind alles auch ganz hervorragende Einzelkönner!


  • Das mag sein, es gibt immer "Bessere", doch er macht seinen Weg und ist in vielen Opernhäuser zuhause, das wäre sicher nicht so, hätte er keine gute Stimme. Er hat eine gute Bühnenpräsenz, die besonders in seinen Konzerten zum Ausdruck kommen.
    Es gibt ja mehr als nur Strauss Lieder....


  • Ein wunderbares Rudel. F.J. Selig habe ich in seinen Anfängen erlebt, als er noch ganz unbekannt war, er hat eine wunderschöne Stimme.

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  • Zitat

    Original von musica


    Ein wunderbares Rudel. F.J. Selig habe ich in seinen Anfängen erlebt, als er noch ganz unbekannt war, er hat eine wunderschöne Stimme.


    Auch Michael Volle ist ja wirklich ein Star unter den Baritönen, der seit seinem Schwetzinger "Don Giovanni" unter Hengelbrock immer für stimmliche und szenische Qualität steht.


    Ein "Rudel" was ich live erlebt habe, waren die "Ten Tenors". ganz klar, eine Dimension vergleichbar mit der einer Opern-Aufführung können die nicht erreichen. Dafür klingt mir ihr Gesang zu künstlich und nur für den Anlass gemacht. Aber die 10 Herren haben zweifellos Erfolg mit ihrer Cross-Over Version und daher sollte man sich vor einem besuch im klaren darüber sein, was einen erwartet oder zumindest offen sein für solche Musik.

  • Auch ein "Rudel", ein kleines Rudel ist Marc Marshal und Jay Alexander, wer kennt sie nicht.
    Der Sohn von Tony Marshal hat klassischen Gesang studiert mit Abschluß, an der Musikhochschule Karlsruhe Bei einer dortigen Opernaufführung lernte er 1998 Jay Alexander kennen. Marshall und Alexander taten sich zusammen und es entstand ihre erste gemeinsame Musikproduktion.


    Jay Alexander machte zunächst eine Lehre zum Offsetdrucker, nahm privaten Gesangsunterricht und gewann ein Gesangswettbewerb an der Oper Leipzig, bekam ein Stipendium an der Hochschule Karlsruhe. In mehreren Opern der Hochschule wirkte er u.a. mit in Verdis „Rigoletto“, in Mozarts „Zauberflöte“, in Smetanas „Die verkaufte Braut“ oder in Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“.


    Seit 1998 singen nun beide als Duo im Bereich Klassik und Pop.


    Ob sie jemals eine Solokarriere geschafft hätten, ist fraglich.

  • Klazz meets the voice, Klazz Brothers & Edson Cordeiro.


    Auszug aus einem Booklet:
    Klazz Brothers hörten Titel "Babalu" auf einer CD von Edson Cordeiro und waren von den beiden Sängern auf der CD sehr fasziniert - und dann beim Lesen des Booklet Textes festzustellen, dass es sich um ein und dieselbe Person handelte" Edson Cordeiro bekam zur gleichen Zeit eine CD der Klazz Brothers geschenkt, die sein Interesse weckte. Es wurde kurzfristig ein musikalisches Treffen von Klazz meets the voice seinen Ursprung fand: A.C. Jobims girl from Ipanema vereinigt mit der Rachearie der Königin der Nacht aus W.A. Mozarts Zauberflöte.


    Musik als die wohl unmittelbarste Kunst hat in ihrer Vielseitigkeit und den zahllosen Einflüssen lokaler Ursprünge eine fast unüberschaubare Zahl von Genres und Stilen aufzuweisen. Hier lassen sich trefflich Grenzen zwischen dem Einen und dem Anderen finden oder ziehen, fest einzementieren oder nur leicht anlegen.
    Grenzen kann man jedoch ebenso als Einladung zum Aufbruch, zum Blick und Schritt über den Tellerrand begreifen. Klazz Brothers bewegen sich mit ihrer Musik in diesem Spannungsfeld zwischen Klassik und Jazz in seiner ganzen Vielfalt.
    ----


    Ich habe mir die Königin der Nacht angehört und ich habe sie noch nie in so einem Tempo gehört wie von Edison Cordeira, einem barocken Countertenor. Manche Sopranistin zieht den Hut vor ihm. Doch ist das noch Klaissik? Hat Mozart das so gewollt? Heißt es nicht "Schuster bleib bei deinen Leisten?"


    Auf dieser CD finden sich auch Stücke aus "Carmen" ebenso wie Kunstlieder.

  • Zitat

    Original von musica
    Ob sie jemals eine Solokarriere geschafft hätten, ist fraglich.



    Wenn ich mich recht entsinne, hat Jay Alexander als lyrischer Tenor an der Rheinoper gesungen, bis vor ca. 5 Jahren (2005).
    Ich erinnere mich, ihn auf der Bühne als "Belmonte" in Mozarts "Entführung aus dem Serail" gesehen und gehört zu haben, keine ganz leichte Rolle. Ist mir jedenfalls nicht negativ aufgefallen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Aha, davon steht nichts in seiner Vita, sehr interessant. Doch scheinbar macht es ihm mehr Spaß mit Marshall im Duo zu singen, die Konzerte der Beiden sind wohl sehr gefragt.

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  • Liebe Musica,


    ich habe auch mal gegoogelt und habe eine ausfühliche vita [URL=http://www.marshall-alexander.de/cms/index.php?id=43,0,0,1,0,0]gefunden,[/URL] die meine Erinnerung bestätigt.


    Danach war Jay Alexander am Karlsruher Stadttheater einige Jahre fest im Engagement.
    Der Belmonte in Düsseldorf war wohl sein letzter Ausflug auf die Opernbühne, dann mußte er sich wohl zwischen Mozart und Musikantenstadel entscheiden.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    danke für die Vita von Jay Alexander, das ist ja super, ein gottgläubiger Sänger, der die Opernbühne tauscht um mit Marc Marshal zukünftig als Duo zu reisen und zu singen.


    Dass das Oratorium Elias in seinem Leben eine große Rolle spielt, kann ich gut verstehen....ist es doch mein Lieblingsoratorium und mein letztes Konzert in meiner Sängerlaufbahn.