Das Brucknerhafte in Jon Leifs Saga Sinfonie
Es ist allerdings eine müssige Spielerei, anderer Komponisten Werke mit Bruckners (Sinfonien) zu vergleichen, aber ich hoffe, sie wird unterhaltsam sein.
Nun, ich möchte den Anfang machen. Für mein Empfinden hat die Saga-Sinfonie von Jon Leifs (1942) einiges mit Bruckner gemeinsam, obwohl beide musikalisch in himmelweit verschiedenen Traditionen wurzeln. Ich meine die Ähnlichkeiten in Stimmung, in der Atmosphäre und im Klang, was zwar hauptsächlich subjektive Eindrücke sind, aber eben nicht zu 100%. Man kann sich mit vollem Recht dagegen verwahren, dass Leifs wie Bruckner klänge, kann aber wohl nicht umhin, zuzustimmen, dass Bruckners Sinfonien eher düsterer Stimmung sind und wuchtig daherkommen (überhaupt keine Salonmusik), und dass dies mit einem vergleichsweise massiven Einsatz von Blech und Pauken bewerckstelligt wird. In all dieser Hinsicht ist Leifs Saga-Sinfonie “ultrabrucknerianisch”: schroff, schwer, eine wilde Felslandschaft. Bei Bruckner donnerts, und hier krachts. Z.B. wird als Steigerung im rhytmischen Gefüge auf einen Holzcontainer gewummert, und es gibt auch richtige Pausen. Bei alledem ist diese Musik – ebensowenig wie Bruckner – auf keinem Fall dumpf, und beiden fehlt es nicht an Zartheit, wenn man sie erstmal entdeckt.
Viele Grüsse
Julius