Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in Referenzaufnahmen

  • Das 1949 gegründete Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO) hat unter den deutschen Rundfunk-Orchestern wohl international den besten Ruf: 2006 wurde es auf Platz 6 der besten europäischen Orchester gewählt, 2008 gar auf Platz 6 der weltbesten.


    Chefdirigenten:


    1949–1960: Eugen Jochum
    1961–1979: Rafael Kubelik
    1981 (designiert): Kirill Kondraschin
    1983–1992: Sir Colin Davis
    1993–2003: Lorin Maazel
    seit 2003: Mariss Jansons


    Wie man sieht, eine ganz illustre Schar großer Dirigenten, die diesem Orchester vorstanden. Besonders bedeutend dürften Jochum, der das Orchester aufbaute und zu erstem internationalem Ruhm führte (u. a. mit den Bruckner-Einspielungen), sowie Kubelik, der einige ganz herausragende Wagner-Aufnahmen mit dem Orchester zustande brachte, sein. Doch auch berühmte Gastdirigenten feierten zahlreiche Erfolge mit dem BRSO, besonders erwähnenswert wäre Bernstein.


    Ich will zunächst nur drei meiner zahlreichen Favoriten-Aufnahmen nennen, es gäbe sicherlich gut zwei Dutzend, die mir nach längerem Überlegen einfallen würden:



    Wagner: "Die Meistersinger von Nürnberg" [1967]



    Wagner: "Parsifal" [1980]



    Beethoven: Symphonie Nr. 5 [1976]

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Der Dirigent der in den Sechzigern und Siebzigern entstandenen Aufnahmen ist nicht nur, aber vor allem Rafael Kubelik. Es dürfte sich - trotz der mittlerweile konkurrierenden und technisch zum Teil etwas besseren Aufnahmen mit den Bamberger Symphonikern unter Ingo Metzmacher - um absolute Referenz handeln.


    Die vereinnahmende Schärfe, ja Brutalität in den Aufnahmen der Münchner erreichen die Bamberger nicht


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Für mich immer noch eine der großartigsten Gesamtaufnahmen der Mahler-Symphonien. Gestern Abend habe ich noch die Fünfte gehört. Gefühlststark, vital aber nicht sentimental und gleichzeitig transparent. Irgendeiner hat für Kubelik das Wort "musikantisch" geprägt. Das ist ein schönes Lob, denn ich finde, er entlockt dem Werk Mahlers bei seinen Aufnahmen auch diese Facette und macht sie hörbar. Auch nach ca. 40 Jahren (1967 - 1971) eine der Besten!




    Gustav Mahler:
    Symphonien Nr. 1-10
    Mathis, Fischer-Dieskau, Arroyo, Crass, Bayr. RSO & Chor, Kubelik

    Auf der Seite des Orchesters gibt es übrigens eine Darstellung der "Orchester-Biografie" und viele Klangdaten. Wirklich interessant.


    Grüße von Andrew :yes:

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Die oben gezeigte Parsifal-Aufnahme würde ich auch nennen.


    Zwei meiner Favoriten sind diese Aufnahmen, sowohl was den Klang als auch die Interpretation betrifft:



    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.


  • Hallo WolfgangZ,


    ich habe die Hartmann-Sinfonien mit Metzmacher auf CD verkauft, weil ich sogar absolut enttäuscht war.
    Die WERGO-Box mit Kubelik, Rieger, Leitner, Macal habe ich als 5LP-Box zurückbehalten --- das reicht mir.
    :yes: Große Aufnahmen des Bayerischen RSO.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • ... und nochmal Schostakowitsch:



    Die Kombination BR SO mit Mahler und Kubelik gibt es nicht nur in der Studio-Version bei DG, sondern auch in Live-Mitschnitten, die bei audite erschienen sind. Diejenigen, die beide Serien kennen, beurteilen die Live-Mitschnitte in der Regel besser als die Studioaufnahmen. Ich kenne daraus nur das Lied von der Erde, eine meiner liebsten Aufnahmen dieses Werkes:



    Es wären an slawischer Musik mindestens die Sinfonien von Dvorak mit Kubelik zu nennen, aber auch das Stabat mater:



    Den Bruckner-Sinfonien und -Messen unter Jochum (DG) wird vielleicht nicht jeder den Referenzstatus zuerkennen. - Eine Vollblutschöpfung mit Bernstein gäbe es noch zu nennen:



    Orffs legendäre Trioni (einsch. Carmina burana) unter Jochum:



    Bei Capriccio ist dies die einzige ernstzunehmende Alternative zu Sawallisch:


  • Hallo Wolfram,


    die Dvorak-Sinfonien mit Kubelik werden von den Berliner PH gespielt. Obwohl ich zumindest die Sinfonien Nr.1-6 in dieser Box auch als referenzwürdig ansehe.
    Du bist nicht der Erste der die Sinfonien-Aufnahmen mit der 2CD-Box der Dvorak - Sinf.Dichtungen/Ouvertüren verwechselt - die ist mit dem Bayerischen RSO ausgeführt - und das sind wirklich referenzwürdige Aufnahmen:



    DG, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich glaube, das Wirken dieser beiden Herren kann man nicht hoch genug bewerten.
    Egal, was man von ihnen als Dirigenten heute halten mag, bei mir sind sie in der Sammlung wenig vertreten, aber das soll hier nicht erörtert werden, hatten die beiden keinerlei Ängste, berühmte Kollegen einzuladen.
    Ein Wegbeißen wie es andere angeblich (HvK) praktizierten, gab es nicht.


    Also war das Musikleben zu der Zeit in München sehr bunt und wundervoll.


    Aus dieser ganz großen Zeit ragt eine Aufnahme hervor:

    Die Architektur ist unter Klemps Zugriff eigentlich klar, aber so ergreifend wie Janet Baker hier singt habe ich es nie wieder gehört.
    Einfach wunderbar.


    In derselben Serie erschien auch eine Aufnahme der vierten Bruckners mit Klemp, der ja mit Kubelik gut bekannt war.
    Aber auch Jochum hat in den 50igern Klemp geholt. Der konnte so u.a. Bruckner 7 und vor allem die 4. Mahlers abliefern.


    Gruß S:

  • Auf jeden Fall muß hier noch diese Aufnahme genannt werden:



    L.v.Beethoven: Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93


    P.I.Tchaikovsky: Sinfonie Nr. 5 e-moll op. 64


    Sinfonieorchester des BR,
    RUDOLF KEMPE


    Rec.: München, Herkulessaal, 20.03.1975, live
    Orfeo


    Hier erlebt man Rudolf Kempe und das Orchester wirklich auf der Höhe Ihres Könnens. Die Achte Beethoven würde ich als "sehr gut" und die Fünfte Tchaikovsky als "absolut überragend" einstufen.
    Der Klang ist hervorragendes analoges Rundfunk-Stereo, sehr präsent und räumlich.
    Im Beethoven fehlt mir die dramatische Zuspitzung eines Toscanini, Scherchen oder Gielen, aber er ist trotzdem sehr solide und überzeugend gespielt.
    Im Tchaikovsky ist dann alles vorhanden, was man sich nur wünschen kann: Dramatik, Zuspitzung, Spannung, Nervosität, abgeklärte Ruhe, Klarheit, Struktur, Präzision und höchste Orchesterkultur. Eine Tchaikovsky Fünfte für die Ewigkeit.



    Agon

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