Ildar Abdrazakov, die russische Basshoffnung

  • Geboren wurde Ildar Abdrazakov 1976 in Ufa (Russland). In dieser Stadt studierte er an der Staatlichen Hochschule für Künste.
    Nach dem Studium machte er auf sich durch den Gewinn mehrerer Preise aufmerksam, u.a. den Glinka-Preis 1997, den Rimski-Korsakow Preis 1998 und den Wettbewerb Maria Callas in Parma 2000.


    1998 debütierte er am Mariinsky-Theater in St. Petersburg mit der Rolle des Figaro.
    Sein Debüt an der Mailänder Scala erfolgte 2001 als Rodolfo in La Sonnambula.
    2003 wirkte er an der Mailänderscala bei der Saisoneröffnung mit als Mosé in Rossinis Mosé in Egitto unter der Leitung von Muti.
    2004 erfolgte sein Debüt an der Met mit dem Don Giovanni. Dort sang er inzwischen auch den Mefistofele aus Gounods Faust, den Raimondo aus Lucia di Lammermoor. und zur Zeit den Attila.


    Weitere Wirkungsstätten waren die Wiener Staatsoper, die Bastille-Oper Paris u.a.


    Er ist der Bruder von Askar Abdrazakov (ebenfalls Bass).


    Verheiratet ist Ildar A. mit der Mezzo-Sopranistin Olga Borodina.



    :hello:
    Jolanthe

  • Liebe Jolanthe,


    Deine beiden Empfehlungen sind für den Aufbau meinerOpern-Sammlung sehr wertvoll.


    Kannst Du sie, wenn Du sie denn besitzt, etwas näher beschreiben? Wer dröhnt lauter: Herr Abdrazakow oder Herr Schrott? Wer isr der Moses und wer der Pharao?


    Die Olga mag ich auch sehr. Vor längerer Zeit hat sie in Hamburg die Dalila gesungen. Als Konschakowna auf der Phi-DVD ist sie ganz herzig.


    Viele Grüße
    :angel:
    Engelbert

  • Lieber Engelbert,


    Die DVD Moise et Pharaon besitze ich seit einiger Zeit und sie ist eine meiner liebsten DVDs. Abdrazakov singt den Moses und Schrott den Pharao, wobei mich Abdrazakov sehr beeindruckt hat. Gekauft hatte ich mir die DVD eigentlich um den Tenor Filianoti besser kennenzulernen.
    Insgesamt sind alle Rollen sehr gut besetzt. Die Inszenierung ist eher konservativ.
    Die andere DVD ist heute bei mir eingetroffen und ich freue mich schon darauf, d.h. dazu kann ich im Moment noch nichts sagen.


    Übrigens kenne ich Olga Borodina auch als Hamburger Dalila. Ich kann mich erinnern, dass es eine konzertante Aufführung war und Domingo den Samson gesungen hat. Die Oper wurde damals im Radio übertragen.
    Diese Oper gibt es auch als DVD aus der MET mit ihr und Domingo.


    :hello: :hello:
    Jolanthe

  • Inzwischen habe ich mir den neu erworbenen Oberto angesehen und mein bisher guter Eindruck von Ildar Abdrazakov hat sich bestätigt. Auch als Oberto bietet er hier eine hervorragende Leistung und er ist meines Erachtens ein echter Verdi-Bass.


    Evelyn Herlitzius als Leonora steigert sich bis zum Ende immer mehr.
    Carlo Ventre als Riccardo schlägt sich achtbar, sein Timbre ist aber nicht so ganz mein Geschmack.


    Die Inszenierung ist traditionell, schon fast etwas langweilig.


    :hello:
    Jolanthe

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  • In diesem Sommer führte Valery Gergiev bei seinem Festival im finnischen Mikkeli (glücklicherweise mein Wohnort) Verdis Attila in konzertanter Form auf. Auf sein Betreiben hin konnte Ildar Abdrazakov für die Titelrolle gewonnen werden, der eigentlich für dieses kleine Festival zu teuer gewesen wäre, aber zum Glück für Mikkeli Ensemblemitglied des Mariinsky-Theaters ist, also seine "normale" Mariinsky-Gage und nicht seine weltweit gewohnte zu kriegen hatte. In dieser für einen reinen Bass unangenehm hoch liegenden Partie konnte Abdrazakov sein ganzes Potenzial so richtig entfalten : ein am italienischen Belcanto geschultes Material mit ausladender Höhe und ausdrucksstarker Stimmdarstellung. Die Freunde des Fußballspiels konnten Abdrazakov auch in einer ungewohnten Rolle erleben, denn er ließ es sich nicht nehmen, am Tage vor der Aufführung im traditionellen Fußballmatch Mariinsky gegen Mikkeli beim russischen Team mitzuspielen, und hinterließ auch hier einen überragenden Eindruck.


    Ildar Abdrazakov, der seltener in russischen als in italienischen Partien auftritt, wird eine neue Rolle seinem Repertoire hinzufügen, den Filippo in Verdis "Don Carlo". Fans von Abdrazakov, die vorhaben, einen Opernbesuch beim Festival von Savonlinna mit dem in Mikkeli zu kombinieren, sollten sich den 4. Juli 2013 vormerken. Valery Gergiev, der plant, mit Abdrazakov den "Carlo" aufzunehmen, har vor, diese Oper dann in Mikkeli konzertant aufzuführen.


    Gruß, Peter

  • Zitat von Peter Schünemann

    Fans von Abdrazakov, die vorhaben, einen Opernbesuch beim Festival von Savonlinna mit dem in Mikkeli zu kombinieren, sollten sich den 4. Juli 2013 vormerken. Valery Gergiev, der plant, mit Abdrazakov den "Carlo" aufzunehmen, har vor, diese Oper dann in Mikkeli konzertant aufzuführen.

    Hallo, Peter!


    Schade, das ich diesen Termin nicht wahrnehmen kann. Ich habe hier auch mit Finninnen zu tun. Meine Schwägerin ist Finnin, kommt aus dem nördlichen Seinajokki und in unserer Handball-Mannschaft spielt eine finnische Nationalspielerin. Meine Schwägerin wäre bestimmt abkömmlich, aber ich muß gesundheitlich etwas kürzer treten. Ich hätte zu gerne mal Savonlinna in natura kennengelernt. Schade, aber was nicht ist, kann noch werden!



    Herzliche Grüße nach Finnland


    von Wolfgang

    W.S.

  • Ildar Abdrazakov, der seltener in russischen als in italienischen Partien auftritt, wird eine neue Rolle seinem Repertoire hinzufügen, den Filippo in Verdis "Don Carlo". Fans von Abdrazakov, die vorhaben, einen Opernbesuch beim Festival von Savonlinna mit dem in Mikkeli zu kombinieren, sollten sich den 4. Juli 2013 vormerken. Valery Gergiev, der plant, mit Abdrazakov den "Carlo" aufzunehmen, har vor, diese Oper dann in Mikkeli konzertant aufzuführen.


    Aus dem konzertanten "Carlo" ist nun mit Ildar Abdrazakov als Solisten Schostakowitschs Michelangelo-Suite geworden - auch nicht so uninteressant, wenn ich an meine Konzertmitschnitte unter Noseda und Muti denke. Seinen ersten Filippo sang Abdrazakov unter Noseda gerade in Turin. Unter diesem Dirigenten wird er am 3.5. im historischen Mariinsky-Theater in St. Petersburg die Titelpartie in "Nozze di Figaro" singen, einen Abend, nachdem er zu den illustren Gästen gehört, die die neue Mariinsky-Bühne einweihen dürfen.
    Übermorgen findet am Mariinsky die "Faust"-Premiere statt. Traditionell nennt das Theater vor einer Premiere nur die Sänger, die mit den Proben betraut sind, pro Partie vier bis fünf!!! Trotzdem vermute ich, dass sich das Theater nicht entgehen lässt, Abdrazakov als Mephisto zu präsentieren.


    Grüße aus Finnland
    Peter

  • Ich hätte zu gerne mal Savonlinna in natura kennengelernt. Schade, aber was nicht ist, kann noch werden!


    Lieber Wolfgang!


    Savonlinna solltest Du Dir nicht entgehen lassen. Ein Besuch bei den dortigen Opernfestspielen ist immer eine Reise wert, meiner Meinung nach mehr wegen der unvergleichlichen Atmosphäre, weniger wegen der gebotenen Leistungen. Aber das Publikum, das meistens aus Touristen und nicht aus Opernkennern zu bestehen scheint, pflegt, auch die mittelmäßigsten Aufführungen mit Fußgetrampel zu belohnen.


    Savonlinna wird im nächsten Jahr einen neuen Intendanten bekommen, den auch in Deutschland und Österreich bekannten Tenor Jorma Silvasti. Ich bin gespannt, ob wieder mehr finnische Sänger in Savonlinna singen werden. Natürlich ist Savonlinna ein internationales Festival und keine nationale Institution wie das Hauptstadt-Opernhaus. Aber Finnland besitzt so viele gute Sänger, die meistens im Ausland engagiert sind. Es wäre schön, diese auch zu Hause zu hören.-


    Grüße aus Finnland
    Peter

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  • Zitat Jolanthe:


    Zitat

    Ende April wird folgende DVD mit Ildar Abdrazakov in der Titelrolle erscheinen:


    Hallo, Jolanthe!


    Da ATTILA eine sehr schöne Oper mit wunderbarer Musik ist, habe ich diese DVD bei JPC bestellt. Ich bin auch neugierig auf Ildar Abdrazakov.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Da ATTILA eine sehr schöne Oper mit wunderbarer Musik ist, habe ich diese DVD bei JPC bestellt. Ich bin auch neugierig auf Ildar Abdrazakov.


    Hallo Wolfgang!


    Da ich vermute, dass die Attila-Sänger bis auf Abdrazakov im Westen bisher noch nicht so bekannt sind, hier einige Informationen zu ihnen.
    Um die Odabella von Anna Markarova richtig einschätzen zu können, sollte man wissen, dass diese Dame aus dem Mezzosopranfach kommt. Als ich sie vor 5 Jahren beim Rimsky-Korsakov-Gesangswettbewerb hörte (den sie gewann), sang sie noch u.a. die Eboli-Arie und ließ mich relativ unbeeindruckt. Dieser Eindruck änderte sich, als sie mir, nunmehr als Sopran, in einer kleinen Partie in Rimsky-Korsakovs Zarenbraut auffiel : ein interessant getöntes recht dunkles Timbre. Seither wird sie am Mariinsky-Theater im Fach des lirico spinto eingesetzt, das dort seit Galina Gorchakovas Zeiten ziemlich verwaist ist. Als ich Markarova im Attila am Mariinsky hörte war sie ganz hervorragend, hatte mit der diffizilen Tessitura ihrer Partie keinerlei Probleme, während ihre Höhe beim konzertanten Attila hier in Mikkeli ziemlich angestrengt klang. Die Attila-DVD ist wenige Tage nach Mikkeli entstanden. Mal sehen, wie sie dort in Form ist!
    Wenn man einmal russische Tenöre wie Lemeshev und Kozlovsky und später Atlantov als Maßstab nimmt, klingt Sergey Skorokhodov vom Timbre her recht italienisch. In Deutschland hat er bisher in Berlin und München gesungen; auch war er Netrebkos Partner bei ihrer Iolanta-Tournee. Am Mariinsky-Theater hat er sogar schon (konzertant) Lohengrin gesungen; in Glyndebourne wird er diesen Sommer als Bacchus debütieren. Ich finde seine Stimme vom Timbre her und mit all ihrer Legatokultur sehr schön. Skorokhodovs Problem ist allerdings, dass seine Höhe bei nicht optimaler Disposition ziemlich eng klingen kann.
    Neben Alexei Markov gehört Vladislav Sulimsky für mich zu den beiden "italienischen" Baritonen des Mariinsky-Theaters, um die sich jedes Haus in der Welt reißen müsste. Ein aufregend dunkles, viriles Timbre mit großer Strahlkraft in der Höhe. Hier in Mikkeli war Sulimsky jedenfalls neben Abdrazakov das Ereignis der Aufführung.
    Wegen der sängerischen Leistungen und wegen Gergievs Dirigat iost dieser Attila ein Muss, was ich von der reichlich hausbackenen Inszenierung nicht sagen kann. Aber die dürfte auch nicht der Grund für die Aufzeichnung dieser Oper gewesden sein.


    Grüße aus Finnland
    Peter

  • Da dieser Thread sehr verwaist ist und ich von Peter Schünemann lange nichts mehr hörte, klinke ich mich mal wieder ein. Gestern lief zum Drittenmal in kurzer Zeit wieder der folgende ATTILLA. Er ist einfach von der Ausstattung aber von der Besetzung her über jede Kritik erhaben. Ich kann alles was Peter schon schrieb, bestätigen. Anna Markarova überzeugt mich als Odabella stimmlich voll.

    W.S.

  • Ich besitze diesen Attila auch und kann ihn auch wirklich nur empfehlen.


    Ildar Abdrazakov ist auch am 2.9. im Rundfunk zu hören in der Lucrezia Borgia aus Salzburg um 19.30 Uhr


    Mit Krassimira Stoyanova (Lucrezia Borgia), Juan Diego Florez (Gennaro), Ildar Abdrazakov (Don Alfonso), Teresa Iervolino (Maffio Orsini), Andrew Haji (Rustighello) und Gordon Binter (Astolfo) . Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Wiener Philharmoniker; Dirigent: Marco Armiliato
    (aufgenommen am 27. August im Großen Festspielhaus im Rahmen der Salzburger Festspiele 2017.


    :hello:
    Jolanthe

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  • Und es gibt heute Abend die häufiig gestrichene Tenor Arie in Lucrezia Borgia zu hören.


    Hallo lieber rodolfo39, bevor das hier zu OT mäßig wird weiter hier!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)