Dvorák-Symphonien-Ranking

  • Antonín Dvorák war bislang ein Komponist, den ich nur durch seine letzte Symphonie "Aus der Neuen Welt" kannte. Seine frühen Symphonien scheinen keine große Rolle im Konzertbetrieb zu spielen, jene vor der 5. werden wohl gar kaum aufgeführt.


    Ein Ranking der neun Dvorák-Symphonien aufzustellen, ist, verglichen etwa mit Mahler, m. E. relativ leicht: Die Güte der Symphonien nimmt mit zunehmendem Alter mehr und mehr zu.


    So nimmt es kein Wunder, daß die 9. bei mir ganz oben steht. Doch würde ich die "englische" 8. gleichrangig danebenstellen. Das sind für mich die wirklich "großen" Symphonien von Dvorák, die doch in einer anderen Liga spielen als der Rest (jetzt verstehe ich auch, wieso Karajan immer nur diese beiden aufnahm).


    Danach geht es chronologisch absteigend: 7 – 6 – 5 – 4 – 3 – 1 – 2


    Lediglich die 1. würde ich der 2. vorziehen; ich halte sie für origineller. Ab etwa der 4. nimmt der Wiedererkennungswert m. M. n. deutlich zu.


    Was Aufnahmen angeht, so denke ich, bin ich mit der Suitner-Gesamtaufnahme sehr gut bedient. Bei der 9. habe ich noch die als Referenzeinspielung gehandelte Fricsay-Aufnahme.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Kann deine Liste fast vollständig übernehmen, nur 5 ist IMO vor 6:


    Also hier die Liste:


    9 - 8 (ist aber nicht weit hinten) - 7 - 5 - 6 - 4 - 3 - 1 - 2


    Es muss aber noch gesagt werden, dass 9 und auch 8 für mich in einer ganz anderen Liga spielen, als der "Rest".
    Speziell die Neunte ist eine ganz, ganz "Große" in der Sinfonik... :jubel:


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Ich muss gestehen, dass ich die ersten drei vermutlich nicht mehr als je einmal gehört habe und auch nicht besitze. Zu denen kann ich nichts sagen. Die vierte und die fünfte habe ich und auch mehrfach gehört, aber ich müsste sie noch einmal hören, um sie wirklich präsent zu haben. Die 5. ist aber jedenfalls auch lohnend.


    Vor diesem Hintergrund teile ich das bisher Gesagte über 8 und 9 jedoch ganz und gar nicht. Ich halte 7 für die beste, vor 9, sowie 8 und 6. Die 6. mag stellenweise etwas zu nahe an Brahms' 2. angelehnt sein, ist aber ein großartiges Werk und "sinfonischer" als die stellenweise etwas potpourri-hafte 8. Die Abstände dieser 4 sind aber insgesamt nicht sehr groß. Daher halte ich (besonders) 9 auch für ziemlich überschätzt, 6 und 7 für unterschätzt.


    Also 7 - 9 - 6 - 8 - 5 - 4 - Rest


    Jr

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber Johannes :



    mit Interesse habe ich schon Deine differenzierenden Ausführungen im Tschaikowsky - Ranking gelesen .


    Mit der 9ten von Dvorak scheint es nicht wenigen Musikfreunden so zu gehen , dass sie sich einfach "überhört" haben , um eine Formulierung von Dir aufzugreifen .


    Du hast bei Tschaikowsky wie hier streng vermieden Deine Wertungen in einen Zusammenhang mit einer Interpretation zu bringen .


    Dies scheint mir aber doch sehr sinnvoll zu sein .


    Mich überrascht gerade bei den Dvorak - Symphonien immer wieder , wie s i c h e r sich ( zu ) viele Rezensenten und Klassikfreunde sind, , welche Aufnahme in aller Regel der 9ten Symphonie die absolute Spitzenempfehlung sei .


    Die Symphonie "Aus der Neuen Welt" ist halt sehr bekannt geworden und auch eingängig . Dies erleichtert ihr eine bevorzugte Bewertung durch viele Hörer .


    Leider verkennen diese den Gehalt gerade der 7ten Symphonie aus kompossitorischer Sicht . Oder auch der wohl wenig bekannten 6ten Symphonie .


    F r a g e :


    Hast Du Dich bei Tschaikowsky wie hier bei Dvorsak "nur" an der Partitur ( oder dem Klavierauszug ) orientiert oder doch für Deine bevorzuigten Dvorak - Symphonien eine oder zwei bevorzugte Interpretationen ?



    Viele Grüsse



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hallo,


    Bei Dvoraks Neunter geht es mit wie bei Tschaikowskys 1.tem und Beethovens 5. Klavierkonzert. Einfach zu viel gehört.


    Daher: 7-8-9-6-5-4-3-2-1.


    Zu empfehlende GA mit Kubelik, 7-9 mit Scell (masterworks) und Giulini.


    Grüße aus Burgdorf


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Mit jeder der späten Dvorak-Sinfonien vrbinde ich ganz besondere Erinnerungen. Die Sinfonie Nr.9 gehört auch zu den ersten klassischen Werken, die ich in der Jugend mit Vorliebe genossen habe (es war eine geschenkte Billigplatte mit den Bamberger Sinfonikern).


    Anders als die hier gemachten Vorbehalte des Überhörens, finde ich die Sinfonie Nr.9 immer noch als die Herausragenste. Seitdem ich Bernstein / New Yorker PH (SONY) gehört habe, hat sich meine Wertschätzung nochmal gesteigert.
    Sehr gut Aufnahmen sind Maazel (DG); Kondraschin (Decca); Dohnanyi (Decca) der nur im Tempo ein wenig zu viel Gas gibt; Szell (SONY) gehört zu den straff harten Deutungen; Karajan (DG) hier mit Abstrichen; Kubelik (DG) und dann im höchsten Maße begeisterungswürdig Lenny.
    Solti soll ja auch sehr gut sein, aber :D ihr werdet lachen - seine Aufnahme kenne ich gar nicht.


    Die Sinfonie Nr.8 hat es mir mit Dohnanyi (Decca) angetan. Schon interessant, was JohannesR in den Werken immer sieht. Für mich ist das ein wunderbar lebhafte Sinfonie mit tschechischen Folkloreelementen. Zu so flotter Sinfonik hat Dvorak vor und nach nie wieder zurückgefunden. Ein tolles Werk, das bei mir klar an zweiter Stelle steht.


    Die Sinfonie Nr.7 ist Dvoraks persönlichstes Werk. Hier sehe ich auch Verbindungen zu Brahms; mehr noch als bei der Sinfonie Nr.6.
    Mit Dohnanyi (Decca) gehören die Sinfonien Nr.7-9 ohnehin zur ersten Wahl.
    Eine andere Aufnahme ziehe ich für die Sinfonien Nr.7 und 8 gar nicht mehr heran.


    Die Sinfonie Nr.6 ist schon mehr als "ganz nett", erreicht aber die Späten nicht in dem Maße. Mein Eindruck ist, das sich Dvorak von Werk zu werk gesteigert hat. Ich habe die GA mit Kubelik, die mir für die frühen Sinfonien ausgezeichnet gefällt.


    Die Sinfonien Nr.1 - 5 stehen bei mir gedanklich auf einer Stufe. Ich müßte diese lange nicht mehr gehörten Werke wiedereinmal hören um genaueres sagen zu können.
    :wacky: Mit diesen Sinfonien hatte ich ohnehin einen schlechten Anfang. Ich kaufte auf LP die Philips-GA-Box unter Witold Rowiki. Die ersten 5 Sinfonien fand ich mit ihm immer total langweilig. An den Aufnahmen der Sinfonien Nr. 7 - 9 habe ich dann im Vergleich mit Anderen erkannt, das mit Rowiki ebenfalls "nicht viel los war".
    :yes: Erst später auf CD unter Kubelik (DG) habe ich erkannt, wie hörenswert auch diese Frühwerke sind.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von gerlach


    Bei Dvoraks Neunter geht es mit wie bei Tschaikowskys 1.tem und Beethovens 5. Klavierkonzert. Einfach zu viel gehört.


    Das ist in der Tat höchst interessant...


    Denn es stimmt wirklich, dass auch bei mir die 9te vergleichsweise selten im Radio ist, weil sie wirklich leicht überhört werden kann... :yes:


    Das ist wirklich seltsam...


    Aber es ist so...Am öftesten höre ich 7 und 8, beides sehr große Werke, fantastisch zum Anhören...
    Dann glaube ich kommt 5
    und 6..


    Irgendwann erst die 9te...


    Aber trotzdem ist bei mir die 9te an erster Stelle...sie ist einfach herausragend und IMO Dvoráks Geniestreich...


    ...trotzdem - ein Juwel, dass man nicht alle Tage betrachte sollte...


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Bei der 9. geht es mir ähnlich wie Gerlach, aber auch weil ich generell nicht so gerne "Gassenhauer" höre und wenn sie auch im Prinzip sehr gute Werke sind. So höre ich zB auch nie "die kleine Nachtmusik" oder hab Abneigungen gegen das Finale der 9.
    Beethovens auch wenn es objektiv von der musikalischen Qualität natürlich nicht gerechtfertigt wäre. Deswegen ist ist bei mir die 9. auch nicht meine Lieblingssinfonie Dvoraks, außerdem fallen die knapp dahinterliegenden Sinf. auch nicht so stark ab als man bei dem Hype um "die neue Welt" meinen könnte.


    Ich denke zuerst würd ich die 7. d-moll bevorzugen.
    Hier gefallen mir alle Sätze ziemlich gut, vielleicht der langsame Satz bischen weniger als die Anderen, aber für mich gibt es hier im Grunde genommen kaum Momente wo ich mal den Drang einer kurzen gedanklichen Abschweifung verspüre.


    Dann die 8. G-Dur die für mich das beste Finale aller seiner Sinfonien hat.
    Der langsame Satz plätschert mir dagegen leider zu viel dahin, nichts was mich vom Hocker reissen würde... für mich ein Schwachpunkt dieser Sinfonie. Das Allegretto grazioso mag ich auch ganz gern auch wenn oder vielleicht auch gerade weil es stilistisch seiner Streichersernade nah ist, hier in der Sinfonie zum. ein guter Kontrast zu den anderen Sätzen.


    Die 9. e-moll gibts ja auch noch. ;) Hier höre ich am liebsten den 1.Satz sowie das Scherzo, der langsame Satz kann mich hier wiederum nicht begeistern, das Hauptthema klingt mir stellenweise wie ein etwas höherwertiger John Barry (Filmkomponist), erreicht leider auch nicht meine Gefühlslandschaft und der letzte Satz s.o.


    Darauf würde bei mir die 5. F-Dur folgen. Vor allem das Finale ist hier für mich das Highlight. (ist übrigens auch der längste Finalsatz all seiner Sinfonien)
    Und den langsamen Satz finde ich hier übrigens mal nicht zum einschlummern. :untertauch::pfeif:


    Dann folgt die 6. D-Dur die für mich den ansprechensten langsamen Satz
    seiner Sinfonien hat und nicht nur weil ich vielleicht alle Anderen so schlecht finden würde...nur die Mehrheit :D (also doch keine generelle Dvorak-2.Satz-Phobie ;) ) Das Scherzo mag ich hier dafür weniger, das Finale schon wieder mehr und erinnert an manchen Stellen ein wenig an das Finale von Brahms 3.


    4. d-moll kenn ich eigentlich zu wenig, weiß nur das sie mir insgesamt etwas besser als Dvoraks ersten 3 gefällt aber auch nichts was jetzt bei mir besonders hängengeblieben wäre.


    3. Es-Dur Hier ist der recht markante, eingängige 1.Satz in Erinnerung,
    das Hauptthema davon nicht ganz unähnlich zum Hauptthema des Frühlingsstimmenwalzers von Strauss. ;) Die Anderen sind mir auch nicht in der Erinnerung haften geblieben.


    1. c-moll und 2. B-Dur
    Hab ich einmal in meinem Leben gehört und seitdem eigentlich nicht mehr die Lust verspürt das nochmals zu tun, kann auch somit nichts dazu sagen außer das sie mich nicht angesprochen haben.


    :hello:
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Mir ging es weniger darum, die 9. "runterzumachen" als die m.E. sehr hohe Qualität von 7 und 6 zu betonen.
    Ich persönlich lief bei Dvorak nie so sehr Gefahr, mich zu überhören wie bei Tschaikowsky. Dennoch finde ich, dass die 8. u. 9. teils zu sehr auf die "böhmische" Karte setzen: ein bißchen exotisch, viele eingängige Melodien, aber vom "ernsthaften", "symphonischen" her für mich (teils deutlich) weniger überzeugend als 6 und 7.
    Nun mag man dagegen halten, dass sich letztere zu stark an Brahms orientierten und daher 8 und 9 origineller seien. Kann ich zwar nachvollziehen, aber meine Gewichtung fällt am Ende eben anders aus. Es ist aber zugegeben nicht so klar wie beim "Amerikanischen" F-Dur-Quartett, das ein sehr viel leichtgewichtigeres Stück ist als die beiden letzten Quartette. Zum Widerspruch reizte mich die Behauptung, 8 und 9 seien dem Rest wer weiß wie überlegen. Mal von der idiotischen Begründung mit Karajan abgesehen, der mit ganz wenigen Ausnahmen eben nur das absolut gängige Kernrepertoire bediente. Sehr viele Dirigenten haben zumindest 7-9 eingespielt, aber auch das ist ja kein Argument gegen die Qualitäten der anderen.
    Die 5. müsste ich nochmal hören, ich habe sie jedenfalls als lohnend in Erinnerung.


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Mal von der idiotischen Begründung mit Karajan abgesehen, der mit ganz wenigen Ausnahmen eben nur das absolut gängige Kernrepertoire bediente.


    Ich wollte damit nur andeuten, daß Karajan eben die beiden m. E. besten Symphonien eingespielt hat und ich es insofern gut nachvollziehen kann. Ich bin von der 9. nicht "übersättigt", vielleicht ist das in zwanzig Jahren ja auch anders. ;)

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    – Luís de Camões

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  • Zitat

    Original von âme


    Die 9. e-moll gibts ja auch noch. ;) Hier höre ich am liebsten den 1.Satz sowie das Scherzo, der langsame Satz kann mich hier wiederum nicht begeistern, das Hauptthema klingt mir stellenweise wie ein etwas höherwertiger John Barry (Filmkomponist), erreicht leider auch nicht meine Gefühlslandschaft und der letzte Satz s.o.


    Das mit dem langsamen Satz ist nicht ganz falsch...
    Der aber der eigentliche Grund ist, warum ich 9 lieber habe als 8 (Ich liebe Paradoxes... :beatnik:)
    Denn der 2. Satz ist zwar IMO der am wenigsten überzeugende der 9ten, aber er ist IMO besser als der 2. Satz der 8ten (der der Schwachpunkt in der 8ten ist...zumindest empfinde ich das so)...


    Finale der 8ten ist grandios, dem ist nichts hinzuzufügen, es ist für mich besser als das der 9ten, dafür ist der Kopfsatz der 9ten IMO besser als der der 8ten, ganz zu schweigen vom großartigen Scherzo der 9ten...


    Insgesamt betrachtet machen den (kleinen) Unterschied eben die 2ten Sätze aus, (zumindest bei mir), bei denen mir der der 9ten eben ein bisschen besser gefällt...


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Ich müsste die Stücke am besten noch mal alle in Ruhe anhören. Reinhören in 7 und 8 hat aber meine Erinnerungen jedenfalls nicht über den Haufen geworfen (diese Stücke kenne ich doch recht gut, wenn auch nicht so "auswendig" wie die 9. oder Tschaikowskys 5.).
    Die 7. ist für mich die ernsthafteste und schlüssigste, was keinen Mangel an einprägsamen Motiven und schönen Melodien (den langsamen Satz finde ich grandios, in Bruckner-Nähe, nur geschmeidiger) bedeutet. Die 8. finde ich durchaus problematisch, sowohl die Ecksätze als auch der langsame (beim 3. bin ich nicht so streng) machen auf mich oft einen episodischen serenadenhaften Eindruck. Noch eine hübsche böhmische Melodie und noch eine, hübsch instrumentiert und nett anzuhören, aber da wird für mich einfach keine rechte Sinfonie draus.
    (Wie angedeutet, haben Verteidiger, z.B. Wulf in einem anderen thread, gerade diese ungewöhnliche Struktur als etwas besonderes hervorgehoben.)


    Der 9. würde ich das zwar nicht vorwerfen, aber auch diese verläßt sich m.E. zu stark auf "äußerliche" Effekte; der langsame Satz (der aber zum Rest m.E. gut passt) wurde schon angesprochen; auch sonst gibt es für mich hier einiges an "Theaterdonner", was sich eben schneller abnutzt, so packend einzelne Stellen auch sein mögen.


    zu 4-6 vielleicht ein andermal...


    :hello:


    JR

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  • Zu den ersten vier Sinfonien (nach heutiger Zählung) mag man anmerken, dass sie zu Dvoraks Lebzeiten nicht als veröffentlichenswert erachtet wurden (ob das an Dvorak selbst oder an seinem Verleger Simrock lag, mögen die Dvorak-Spezialisten beantworten). Die Sinfonie, die als "Sinfonie Nr. 1" veröffentlicht wurde, ist die heutige Sinfonie Nr. 6 op. 60. Als "Sinfonie Nr. 2" folgte die heutige Sinfonie Nr. 7 op. 70, als "Sinfonie Nr. 3" die heutige Sinfonie Nr. 5 op. 76, als "Sinfonie Nr. 4" die heutige Sinfonie Nr. 8 op. 88 und schließlich als "Sinfonie Nr. 5" die heutige Sinfonie Nr. 9 op. 95 "Aus der Neuen Welt". Die Geringschätzung der ersten vier Sinfonien zu Dvoraks Lebzeiten muss sich wohl auch noch eine Weile nach Dvoraks Tod gehalten haben, was z.B. darin zum Ausdruck kommt, dass sie in meinem Konzertführer (Reclams Konzertführer, 12. Auflage 1982) als keiner Erwähnung wert behandelt wurden. Ob dies nun zu Recht oder zu Unrecht geschah, entzieht sich meiner Kenntnis, da auch in meiner CD-Sammlung die sinfonische Welt Dvoraks erst bei den heutigen Nummern 5 und 6 beginnt (welche ich beide in ganz hervorragenden Decca-Aufnahmen mit István Kertész und dem London Symphony Orchestra aus Dezember 1965 besitze). Ab der Sinfonie Nr. 7 habe ich dann jeweils eine ganze Reihe von Vergleichseinspielungen, von welchen ich Szell und Kubelik ganz besonders hervorheben möchte (Kubeliks Decca-Einspielung der Neunten mit den Wiener Philharmonikern aus dem Jahr 1958 ist für mich die beste Dvorak-Aufnahme überhaupt, gefolgt von Szells Achter mit dem Cleveland Orchestra in der späteren Version vom 28. und 29. April 1970, welche m.E. gegenüber der bekannteren 1958er-Einspielung desselben Dirigenten mit demselben Orchester vorzugswürdig ist).


    So, und nun mein Ranking (ohne die ersten vier Sinfonien, da ich diese nicht kenne): 9 - 8 - 7 - 5 - 6.

  • Die Sinfonie, die als "Sinfonie Nr. 1" veröffentlicht wurde, ist die heutige Sinfonie Nr. 6 op. 60. Als "Sinfonie Nr. 2" folgte die heutige Sinfonie Nr. 7 op. 70, als "Sinfonie Nr. 3" die heutige Sinfonie Nr. 5 op. 76, als "Sinfonie Nr. 3" die heutige Sinfonie Nr. 8 op. 88 und schließlich als "Sinfonie Nr. 5" die heutige Sinfonie Nr. 9 op. 95 "Aus der Neuen Welt".


    Nach Ablauf der Tamino-Korrekturfrist von 120 Minuten kann ich mein obiges Posting leider nur durch ein zweites Posting korrigieren: es muss natürlich heißen "als 'Sinfonie Nr. 4' die heutige Sinfonie Nr. 8 op. 88".


    Und auch in einer zweiten Hinsicht muss ich mich korrigieren: zu meiner Überraschung fand ich beim Durchforsten meiner CD-Sammlung doch tatsächlich eine Einspielung von Dvoráks Sinfonie Nr. 2 Es-Dur mit Gennadij Roshdestwenskij und dem Sinfonieorchester des Kulturministeriums der UdSSR in einer Live-Aufnahme vom 26.2.1985, veröffentlicht in dieser Box:

    Nachdem ich diese Sinfonie nun erstmals gehört habe, sage ich: "Nicht schlecht, Herr Specht!". Dvorák erreicht mit dieser frühen zweiten Sinfonie nicht die kompositorische Klasse seiner Sinfonien Nr. 7 bis 9, aber das kann man von Beethoven oder Schubert ebenso sagen (ohne dass deswegen Schuberts oder Beethovens jeweilige Sinfonien Nr. 2 zu vernachlässigen wären). Man sollte sich also vielleicht doch mal stärker mit den frühen Dvorák-Werken befassen.


    Eine letzte Anmerkung noch: es gibt leider keine einzige Aufnahme einer Dvorák-Sinfonie mit Furtwängler. Die einzige authentische Furtwängler-Aufnahme eines Dvorák-Werks ist seine Aufnahme des Slawischen Tanzes Nr. 3. Das, was einige CD-Firmen als Furtwängler-Aufnahme der Sinfonie Nr. 9 "Aus der Neuen Welt" mit den Berliner Philharmonikern verkaufen, z.B. in diesen beiden Editionen

    ist in Wirklichkeit eine Aufnahme des Dirigenten Oswald Kabasta aus dem Jahr 1944. Hierüber besteht inzwischen Gewissheit, was man an verschiedenen Stellen im Internet nachlesen kann, u.a. hier:

    Zitat

    Seine für den Rundfunk produzierte Aufnahme von Dvořáks vielgespielter Symphonie Aus der Neuen Welt aus dem Jahre 1944 wurde bis 1990 für eine von Furtwängler gehalten. Es ist tatsächlich die wildeste Interpretation dieses Werkes überhaupt.

    Quelle des Zitats: http://de.wikipedia.org/wiki/Oswald_Kabasta

  • Nachdem ich diese Sinfonie nun erstmals gehört habe, sage ich: "Nicht schlecht, Herr Specht!". Dvorák erreicht mit dieser frühen zweiten Sinfonie nicht die kompositorische Klasse seiner Sinfonien Nr. 7 bis 9, aber das kann man von Beethoven oder Schubert ebenso sagen (ohne dass deswegen Schuberts oder Beethovens jeweilige Sinfonien Nr. 2 zu vernachlässigen wären). Man sollte sich also vielleicht doch mal stärker mit den frühen Dvorák-Werken befassen.

    Genau das meine ich auch – m.E. werden diese Werke zu schnell als belanglose Kompositionen abgetan.
    Dabei haben alle diese früheren Sinfonien ihren eigenen, besonderen Reiz!


    Das Ranking fällt mir bei Dvorak zwar schwer; aber trotzdem:


    Fange an mit: 9-7-8-6-5-3-4-1-2 :D

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

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  • Nach zwei Jahren sieht es bei mir doch ein wenig anders aus:


    9 - 7 - 8 - 5 - 6 - 4 - 3 - 2 - 1


    Wobei ich dazu sagen muss, dass die 7. in meiner Gunst stark aufgestiegen ist und nur noch ganz knapp hinter der 9. steht. Die 8. ist skurril und sehr speziell. Die 5. hat ein grandioses Finale. Die 6. und 4. sehe ich gleichauf. Das gilt im Grunde auch für die ersten drei, die den Abschluss bilden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Ich gehöre zu denen, die die neunte nicht mehr hören können, obwohl es schon eine gute Sinfonie ist. Mein absoluter Favorit ist die 8., dann die 6., dann die 7. Auch die erste gefällt mir, besonders der erste Satz, in dem Dvorak sehr gekonnt die "Glocken von Zlonice" erklingen lässt. 2-5 muss ich noch intensiver hören. Meine Aufnahme ist die Gesamtaufnahme der Berliner Philharmoniker unter Rafael Kubelik, die keine Wünsche offenlässt.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Natürlich stehen auch bei mir die letzten drei Symphonien Dvoraks an der Spitze eines sogenannten "Rangkings", in welcher Reihenfolge, kann ich gar nicht sagen, weil sie mir alle drei gleich teuer sind. Ich möchte sie als in sich gleichwertige Werkgruppe bertrachten. Die nächste Werkgruppe bilden die Symphonien Nr. 5 und Nr. 6, die beide durchgängig zu überzeugen vermögen, für mich besonders die 6. Die Vierte steht meiner Meinung nach von ihrem inhaltlichen Gewicht und ihrer Verarbeitung als Bindeglied zwischen der Werkgruppe der beiden eben genannten Symphonien und den drei Frühwerken. Die Vierte bildet somit für mich quasi eine eingenständige "Werkgruppe". Innerhalb der Gruppe der ersten drei Symphonien steht für mich die Erste wegen ihres wunderbar gearbeiteten ersten Satzes, in dem die "Glocken von Zlonice" so schön zu läuten beginnen, in der Führungsposition. Dieser erste Satz ist mitreißend-dramatisch, voller Gefühl. Da ist Dvorak ein schöner Einstieg in sein symphonisches Gesamtwerk gelungen.


    Grüße,
    Garaguly

  • Wenn man nur einen Aufnahme-Zyklus kennt, weiß man da wirklich, ob da keine Wünsche offen bleiben...


    :hello: LT


    Ich habe nur gesagt, dass ich diese eine Aufnahme besitze. Die meisten Dvorak - Sinfonien habe ich schon im Radio oder live gehört. Und da habe ich noch keine bessere gefunden, die es im Einzelfall sicher gibt.

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