Wie genial war Mozart wirklich?

  • Liebe Taminoianer


    Bevor ich öffentlich gelyncht werde, bekenne ich mich zu Mozart als einer meiner persönlichen Lieblingskomponisten.


    Das darf aber die Frage nicht verbieten, inwieweit Mozart seine Zeitgenossen überragt - und WARUM
    Er selbst war sich zu Lebzeiten seiner Überlegenheit nicht so sicher, stellte seine Kunst (zumindest in der näheren Öffentlichkeit) unter jene von Joseph Haydn und bekämpfte Konkurrenten, die heutzutage allenfalls noch namentlich bekannt sind, deren Werke aber mehrheitlich vergessen sind.


    Wenn wir Mozarts Werke mit jenen seiner Zeitgenossen vergleichen, dann stellen wir oft fest, daß es immer jemandem gab, der ihm durchaus vergelichbar war.
    Salierei- heute von der Geschichte ungerecht behandelt- war ein ernstzunehmender Konkurrent in Sachen Oper. Warum er heute beinahe vergessen ist, vermag ich nicht nachzuvollziehen.
    Domenico Cimarosas Opern übertrafen kurz nach Mozarts Tod die Beliebtheit einer Cosi und eines Figaro ausserordentlich.
    Auch die Opern von Martin y Soler , ( z.B. "La capicciosa corrette")
    erreichen durchaus mozärtliche Standards. - Man höre in die Mustertracks hinein...


    Kammermusik - hier gab es Haydn und Boccherini, welche den Ton angaben -Mozart war auf vergelichbarem Level mit ihnen....


    Der große Neuerer der Sinfonie hieß - Joseph HAYDN , nicht Mozart, wenngleich Mozarts späte Sinfonien durchaus am Puls der Zeit waren..


    Vergleichn wir Mozarts Klaviersonaten mit jenen von Beethoven , so muten erstere eher konventionell an. (Ihre Meriten kenne ich- niemand braucht sie hier zu verteidigen.


    Mozarts Lieder - durch sie kam ich eigentlich auf diesen Thread - sind typische Kinder ihrer Zeit, die durch gefällige Melodik für sich punklten können -ist aber mehr dahinter ?


    Eine gewisse Ausnahme stellen die Klavierkonzerte da, die de facto unersetzlich sind, sie erinnern weder an Haydn noch sonst irgendeinen Zeitgenosssen - und mit der Ära Beethoven bricht ohnedies ein neues Zeitalter an, das keinerlei Vergeliche mehr zulässt.


    Mozarts Popularität, bzw Wertschätung war in den letzten 250 Jahren stets heftigen Schwankungen ausgesetzt, ebenso die Bewertungen
    Einst schwämte die ganze Welt vom "leichten, fröhlichen" Mozart - Später wurde dann der melancholische Mozart entdeckt, bzw der "angriffslustige" Mozart..


    Die Welt hat auch dem "Wunderkind" Mozart bis in unsere Tage Tribut gezollt, mal sehen was hier an Antworten eintrudelt...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred:



    Vor zwei Wochen habe ich mit einem in Paris derzeit lebenden Berufsmusiker im Rahmen einer Korrespondenz auch über verschiedene Komponisten einige Zeilen geschrieben.


    Mein Korrespondenzpartner antwortete mir bei einigen Komponisten zumindest mit mehreren Zeilen.


    Bei Wolfgang Amadeus Mozart schreibt er nur:


    " Frank, Moazart was simply a genius."


    Mehr kann man wirklich nicht schreiben.


    Mozarts Kompositionen wirken auf ganz natürliche Weise aus sich selbst heraus.



    In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute und Grüsse an Wien!



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Ich maße mir über andererleuts Genie kein Urteil an.


    Was ich sagen kann: ich halte Mozart einfach nur für Genial. Manchmal ist mir, als ob der Genius der Musik selbst durch Mozart gesprochen hätte. Leider hat der Genius sich jemanden ausgesucht, dem kein langes Leben beschieden war, aber was dieser in der kurzen im vergönnten Spanne geschaffen hat...


    Ich verneige mich in Ehrfurcht.

  • Leber Frank,
    lieber Travinius,


    ihr habt mit einfach genial Euer Urteil treffend auf den Punkt gebracht.
    Es ist auch meine Meinung; Mozart und seine Musik wirken so sehr aus sich selbst, dass es keinerlei Erklärung und Begründung für die Wirkung bedarf. Wahrscheinlich ist dies ein Zeichen genialer Leistungen, dass diese im letzten Kern unerklärlich bleiben und Rätsel aufgeben.


    Herzlichst
    Operus
    :hello: :hello:

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Grüss Gott lieber Operus !





    die Musik W A Mozarts entzieht sich meiner Meinung nach ald Schöpfung eine Genies uns .



    Das hat nichts mit genialisch zu tun !



    Einen erholsamen Sonntag !


    Dir und Heilbronn !


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Kann man die Genialität - ein typischer Gedanke der "klassischen" Zeit - eines Menschen, heiße er nun Balthasar Neumann, Friedrich Schiller, Jan Vermeer, Balthasar Permoser oder eben Mozart, ergründen? Ich weiß es, offen gestanden, nicht. Was die Natur (oder für viele auch Gott) in diese genialen Schöpfer von Bildern, Gedichten und Dramen, Gebäuden oder Musik hineingelegt hat, ist mit unseren sprachlichen Mitteln nicht zu erfassen.


    Viele kompetente Leute haben sich darüber Gedanken gemacht - ob und mit welchem Erfolg sei mal dahingestellt. Tatsache ist aber wohl, daß man Mozarts musikalische Sprache zutreffend mit "universell" richtig beschreibt. Es gibt kein Gebiet, das er nicht mit Ewigkeitswerken bedacht hat - vielleicht mit unterschiedlichem Erfolg. Ich denke da z. B. an die Lieder, die bestimmt nicht sein bevorzugtes Terrain waren und die man, mit ganz wenigen Ausnahmen, wohl eher der "Hausmusik" zuordnen sollte.


    Bach war noch der Meinung, Komponist werden und sein sei nur ein Produkt von Lernfleiß. Wenn das so einfach wäre, müßten's doch alle Musikfreunde können. Aber dem ist ja wohl nicht so! Mozart hatte jedenfalls, so denke ich, in seinem Vater einen intelligenten und kompetenten Lehrer, der freilich nach kurzer Zeit mehr von seinem Sohn hätte lernen können.


    Vielleicht, und da zitiere ich mal aus Einsteins "Mozart-Buch", hat es Eduard Mörike wirklich auf den Punkt gebracht:
    Doch, Freunde, lacht soviel ihr wollt,
    ihr werdet Wunder noch erfahren:
    denn wißt, von heut' in fünfzig Jahren
    verwandl' ich mich in pures Gold.


    Mozarts geistige Geschöpfe haben sich doch wirklich in pures Gold verwandelt! Die Welt der Musik wäre viel, viel ärmer, gäbe es sie nicht!
    Und darüber sollten wir der Natur, dem Weltenlenker oder meinetwegen auch Gott dankbar sein!

    .


    MUSIKWANDERER

  • Zitat

    Original von musikwanderer
    Mozarts geistige Geschöpfe haben sich doch wirklich in pures Gold verwandelt! Die Welt der Musik wäre viel, viel ärmer, gäbe es sie nicht!
    Und darüber sollten wir der Natur, dem Weltenlenker oder meinetwegen auch Gott dankbar sein!


    Ich würde noch einen Schritt weitergehen: Die WELT AN SICH wäre viel, viel ärmer, gäbe es Mozarts Musik nicht!

  • Hmmm... wie ich gerade so über dem Sizilien-Führer brüte, fällt mir auf: es müßte auch ein UNESCO-Weltkulturerbe für geistige Schöpfungen geben.


    Wenn es eine solche gebe, müßte Mozarts Musik sicher dabei sein. (Mit vielen noch ein paar andere ein, aber Mozart auf jeden Fall. Bach auch.... Beethoven auch... - könnte man glatt einen Thread draus machen ;) )

  • Mit Verlaub habe ich etwas den Eindruck, dass hier bislang gar nicht wirklich auf Alfreds Frage geantwortet wird. Was bis hierher geäußert wurde sin im Grunde genommen Liebes- bzw. Verehrungsbekundungen an Mozart(s Musique). Ich kann jede einzelne davon nachvollziehen und teile sie, aber es sind eben keine Antworten auf Alfreds Frage...


    Um zu sagen ob jemand genial ist oder nicht müsste man ja einmal klären, was man sich darunter vorstellt, jedenfalls in Bezug auf einen Komponisten. Da möge man zum Beispiel nennen: Jemand der etwas ganz Neues erdenkt (Revolutionär) oder jemand der komplexe Dingen zu Stande bringt zu denen die meisten anderen nicht in der Lage sind.....


    Letzteres ist in Bezug auf Composition ein interessanter Punkt, weil die schon angesprochene Übung hinzukommt. Bach hat vielleicht unrecht, dass reine Übung einen guten Komponisten ausmache, aber zumindest ist das die Grundlage. Wenn man Geniehaftes mit gedanklicher Tätigkeit verbindet war Beethoven sehr genial. Mozart hingegen weniger. Das ist aber überhaupt kein Urteil was qualitative Rückschlüsse zu ließe.


    Man müsste nämlich richtiger sagen, dass es bei Mozart nicht um Genialität geht. Er wurde natürlich durch Übung sehr geschickt, aber darüberhinaus wendet er wenig geniale Gedanken an, sondern hat vielmehr einen wirklichen Sinn, bzw. sehr guten "Geschmack" für wahre (schlichte) Schönheit in der Musique. Deswegen, oder daher war er eben auch kein revolutionärer Neuerer in der Musik. Grundsätzlich schöpfte er die bestehenden Regeln der Composition in allen Variationen voll aus - ist aber nicht verlegen die Regeln dann doch mal eben ein wenig zu "dehnen" oder zurechtzurücken um einen musikalischen Gedanken unbekümmert umsetzen zu können.


    D.h. Mozarts Musique ist nicht sehr gedanklich (wie etwa die Beethovens), sondern sehr gefühlvoll. Vermutlich wird sie deswegen so universell geliebt - ein schlichter Schönheitssinn wird doch mehr geteilt als eine (zwangsläufig komplexere) gedankliche Fähgkeit (der zu folgen man erst mal in der Lage sein muss). Weil wenig Gedanken darinnen stecken ist Mozarts Musik sehr unbekümmert. Gerade so unbekümmert wie er die Aufträge, bzw. Gelegenheiten wahrnahm um etwas zu komponieren.


    Dafür ist sie auf der gefühlten Ebene umso weniger bekümmert. Wer Mozarts Musique als leicht und weich empfindet sollte sie einmal eingehend mit der seiner Zeitgenossen, als auch mit der Schuberts vergleichen - um dann gewahr zu werden, dass sie kaum einen deut weniger sentimental und "schwer" (oft auch ernst) ist Schuberts Werke. Wäre Mozarts Musik sehr gedanklich, wäre sie in der Tat leicht, lieblich und weich. Aber so gefühlvoll wie sie ist, ist sie vielmehr edler Ausdruck von großer Sentimentalität. Auch die musikalischen Scherze Mozarst (die durchaus überall auftauchen), wären nur gedanklich gesehen echter Humor, sind soe gefühlt aber vielmehr eine edle Form von aufgesetzter Fröhlichkeit inmitten der schwerern Musique umsie herum.


    -----------


    Vielleicht verblüffen, verwundern oder verärger diese Gedankengänge hier den ein oder anderen. Aber diese Sicht der Dinge ist nicht wirklich ein Bruch mit dem, was man im Allgemeinen über Mozarts Musique hört. Sie ist vielmehr eine ergänzte sensible Auffasung seiner Werke.


    Um dies so sehen zu können ist es für die meisten denke ich unabdinglich notwendig, sich die Werke seiner Zeitgenossen und Schubert anzuhören. Vielleicht muss es auch in HIP sein. Zumindest sollte man alle diese Aspekte um des verständniswillens einmal "ausprobieren" - ein solches Verständnis für Mozarts Musique bringt sie einem nämlich erst WIRKLICH nahe und ich brauche wohl kaum zu erwähnen wie sehr sich das lohnt.


    Man braucht dann kaum mehr als Mozart oder Schubert in HIP bei Rotwein und Kerzenlicht um sich gefährlich nah an den Zustand "zum Sterben schön" zu navigieren..


    :hello:


    Peter


    PS: Fragt morgen sicherheitshalber mal wer noch ob ich noch lebe? :pfeif:
    :D

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  • Ich mag Mozart - und bei der Überlegung, was das Geniale an seinem Werk ist, wodurch es sich von vielen anderen Zeitgenossen unterscheidet komme ich immer darauf, daß Mozart für so viele Werkgattungen absolut Unverzichtbares komponiert hat. In dieser Breite ist Mozart allen anderen Komponisten überlegen, sogar Beethoven. Natürlich werden heute andere Komponisten dadurch in den Schatten gestellt und obwohl ich die nicht so ganz Großen wie Pleyel oder Dussek oder Onslow etc. sehr gerne höre und man sie mehr pflegen sollte - ein Streichquartett aus den 6 Haydnquartetten würde ich gegen alle deren Quartette nicht hergeben wollen. Und so geht es mit einer Unzahl von Werken, vom Requiem über die Konzerte bis zur Kammermusik und Oper. Ob die Popularität eines Künstlers direkt proportional zur Qualität seines Werkes ist muß bezweifelt werden - hier wurde bei Herrn Mozart so viel Marketing gemacht, daß der echte Mozart längst verlorengegangen ist und uns seine "Genialität" als Tarnkappe hinterlassen hat.

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt.


    Arnold Schönberg

  • Selbst Mozartliebhaber, gestehe ich, daß mir das Wort "Genie" einfach nicht zu Mozart zu passen scheint wobei der Genialitätsbergriff , wie wir ihn heute (noch?) verwenden, erst im 19. Jahrhundert aufkam.


    Ich würde diesen Begriff generell in Zweifel stellen, bzw die von Peter Pasdzierniy vorgeschlagene Definition nicht akzeptieren.


    Und ich habe den Eindruck, daß er sie auch nicht ernst gemeint hat, sondern als Exempel diverser Möglichkieiten


    Ich selbst finde, daß "Genie" ein schwammiger Begriff ist, der aber gern verwendet wird, wenn man einen schöpferischen Menschen anbeten und quasi zum Gott hochstilisieren will.


    Bedauerlicherweise ist es bei Genies so, daß man se am besten aus räumlicher , gesellschaftlicher, und zeitlicher Ferne betrachtet. Kommt man ihnen zu nahe so entpuppen sie sich in der Regel als weitgehend "normale" Menschen - mit all ihren Schwächen. Interessant ist ja, daß Motart vojn seinen Zeitgenossen, zwar als herausragend anerkannt wurde, jedoch nicht als "einzigartig"


    Interessant auch die Geschichte des Klavierwettstreit zwischen Mozart und Clementi. Wir haben Grund zu der Annahme, daß ihn Clementi gewonnen hat, wenngleich dieser das bestreitet.


    In der Tat sind viele Kompositionen Mozarts eher "gefällig" als genial.
    Er selbst hätte gegen "gefällig" nichts einzuwenden, war es doch noch kein Negativbegriff, wie beispielsweise heute....im Gegenteil !


    Haydn, dem im allgemeinen nicht der Status des Genies zuerkannt bzw Nachgesagt wird, hat das Streichquartett "erfunden" und die dreisätzige Sinfonia zur (meist) viersätzigen Sinfonie ausgebaut.


    Mozart hat daraus gelernt. und das Erlernte dann weiter verfeinert.
    In der Tat jedoch finden wir bei fast keinem anderen Komponisten solch eine Vielfalt von Werkaen aus fast allen Bereichen der (klassischen) Musik...


    Sehen wir von dieser Vielfalt mal ab, so finden wir stets vergleichbare Lesitungen seiner Zeitgenossen.


    Eigenartigerweise getraut sich dies - von Ausnahmen abgesehen - kaum jemand zu schreiben, gerade so, als würde es an Mozarts Bedeutung kratzen .....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • @ Alfred:


    Ja, ich hab geschrieben: "Man müsste mal definieren" - also war dass, was ich danach kurz eingefügt habe nur ein mehr schlecht als rechtes Beispiel für das, was ein Genie ausmachen könnte.


    ----


    Aber meinen langer Post komprimiert lautet eigentlicht:


    "Mozarts Musik ist nicht genial - sondern schön!"


    Das ist eigentlich die treffendste Beschreibung, auch wenn es natürlich keine befriedigende Erklärung ist.

    :hello:


    Peter

  • "Mozarts Musik ist nicht genial - sondern schön!"


    Viele werden meinen das sei eine Binsenweisheit - Mag sein - aber eine, der ich beipflichten kann und möchte.


    Mozarts Musik wird nicht wegen ihrer (ihr gelegentlich nachgesagten) "Genialität" geliebt, sondern wegen ihrer Eingängigkeit, Klarheit und - gelegentlichen "Naivität".
    Mozart kann man ohne musiktheoretischen Hintergrund lieben, man kann ihn analysieren, muss es aber nicht tun.
    Mozarts Musik braucht keine Erklärungen, keine Verteidiger, keinen Mentor, sie spricht für sich selbst.


    In den letzten Jahren wurde gelegentlich der Versuch gemacht, Mozarts Musik schroffer und hässlicher zu spielen - mit dem Erfolg, daß die angepeilte Zielgruppe nicht überzeugt werden konnte, und die Mozartfreunde (zumeist) verschreckt das Weite suchten.


    Mozart muß nicht unbedingt süss oder lieblich klingen (wenngleich das gelegentlich doch der Fall sein darf) sondern kann auch etwas dunkler und männlicher interpretiert werden - nie jedoch harsch oder unangenehm.



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nach Gott hat Mozart am meisten geschaffen?


    Egal!!


    Je älter ich werde, und ich hoffe noch ein paar Jahre zu haben, desto lieber wird mir der so früh verstorbene Mozart.
    Weil er eigentlich !alles! verkörpert.
    Aber, das zu erkennen, dazu braucht es heute eben etwas länger!


    Gruß S.

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  • Ich glaube, wir haben unterschiedliche Vorstellungen von Genialität.


    Ein solches Füllhorn an schönen zu schaffen IST für mich schon genial, egal, ob es eine Bedeutung für die Gattung hat oder die Musikgeschichte voranbringt. Es ist nicht nur genial, neue Regeln zu schaffen, sondern auch im Rahmen der bestehenden Regeln und Gepflogenheiten immer wieder schönes, gefälliges und zeitloses zu schaffen.

  • Natürlich kann ich mein Gehirnschmalz zum Einsatz bringen und versuchen, auf solche Fragen etwas Kluges zu sagen. Ach, und wie viel fiele mir ein, und wie ließe es sich trefflich tifteln!


    Ich würde an Äußerlichkeiten laborieren. Ich käme nicht an das heran, was mir Mozart bedeutet. Ich lasse es... Wenigstens bezüglich Mozart soll man mir nicht vorwerfen können: Se tacuisses, philosophus fuisses.

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    "Mozarts Musik ist nicht genial - sondern schön!"
    Mozart muß nich unbedingt süss oder lieblich klingen (wenngleich das gelegentlich doch der Fall sein darf) sondern kann auch etwas dunkler und männlicher interpretiert werden - nie jedoch harsch oder unangenehm.


    Man könnte ja mal Mozart selber zu Wort kommen lassen, dann wird bestimmt deutlich, wie er komponiert hat und wie er Musik vielleicht auch selber empfand. So schrieb er 1781 an den Vater:


    Zitat

    »...die leidenschaften, heftig oder nicht, niemal bis zum Eckel ausgedrücket seyn müssen, und die Musick, auch in der schaudervollsten lage, das Ohr niemalen beleidigen, sondern doch dabey vergnügen muß, folglich allzeit Musick bleiben Muß«.

    .


    MUSIKWANDERER

  • @ Alfred und Musikwanderer:


    Das geht ja nun schon mehr in die Richtung: "Wie soll man Mozarts Musik interpretieren?" Aber in diese Richtung sollte der Thread nicht abgleiten!


    Reden wir hier eigentlich darüber wie genial Mozart als Mensch war, oder wie genial seine Musik als Resultat ist? Oder gehört das untrennbar zusammen (was diese Diskussion anbelangt) ?


    Bzw. drängt sich hier die Frage auf, ob etwas genial sein "muss", weil es so unendlich schön ist? Diesen Eindruck gewinnt man nämlich, wenn man (allgemein, nicht nur hier im Forum) Gesprächen über Mozart lauscht: Jeder Mozartliebhaber preist die wundersame Schönheit seiner Musik und fügt hinzu, dass man da eigentlich gar nicht viel zu sagen kann. Das Fazit ist dann (unausgesprochen), dass Mozart deswegen also "einer der Größten" und somit sehr genial gewesen sein muss.


    Irgendwie hat man Verständnis für eine solche Argumentation, aber eine erschöpfend-befriedigende Besprechung der Frage wie genial Mozart war ist es indes nicht gerade.


    Allerdings glaube ich dass es für ein gutes Mozartverständnis sehr angebracht bis notwendig ist, sich nicht mit dieser einfachen Formel zu begnügen, sondern zu hinterfragen ob Schönheit unbedingt mit Genialität Hand in Hand geht.


    Ich habe in meinem obigen Beiträgen ein wenig angedeutet, dass das nicht unbedingt so eng der Fall sein muss. Woraus ich ja zu dem Fazit komme:


    "Mozarts Musik ist nicht genial, sondern schön!".


    Und ich möchte damit kein qualitatives Statement abgeben...das ist mehr eine Feststellung die der Art von Mozarts Musik näher zukommen sucht, ohne sie dabei zu beurteilen.


    :hello:


    Peter

  • Zitat

    Reden wir hier eigentlich darüber wie genial Mozart als Mensch war, oder wie genial seine Musik als Resultat ist? Oder gehört das untrennbar zusammen (was diese Diskussion anbelangt) ?


    Als Mensch genial? Das ist eine Kombination die ich mir überhaupt nicht vorstellen kann. Und könnte ich mir was darunter vorstellen, dann würde ich Mozart jede Genialität in dieser Hinsicht absprechen.


    Er war nicht fähig, seine aussergewöhnliche Begabung so zu verwerten, daß sie ihm zu Lebzeiten angemessen Nutzen brachte.
    Er fällte - bewusst oder unbewusst - permanent vernichtende Urteile über seine Zeitgenossen - die zudem in der Mehrzahl als Fehlurteile gesehen werden müssen.


    Er konnte mit Geld nicht umgehen.
    Er war ein miserabler Angestellter, Graf Colloredo war nicht jenes Monster, als das er gemeinhin dargestellt wird.


    Als Schöngeist mit geschliffener Sprache genial? Seine Briefe - zugegebenermaßen nie für die Öffentlichkeit gedacht - sprechen da eine andere Sprache.


    Nein - als "Mensch" war Mozart alles andere als genial.


    Aber das verlange ich auch gar nicht von ihm, ich liebe seine Musik, nicht seine Person. Die hingegen betrachte ich als durchaus interessant. Nicht mehr und nicht weniger



    Auch ich betrachte die Musik Mozarts nicht als "genial".
    Das ist mit keiner Abwertung verbunden. Vor einem "genialen Meisterwerk" - in der Definition des 19. Jahrhunderts - bleibt man in ehrfurchtsvoller Erstarrung stehen.


    Das ist (zumindest bei mir) bei Mozarts Musik nicht der Fall - Sie ist luftig, leicht, silbrig , fröhlich, apollinarisch schön, feierlich oder erhaben, freudig triumphierend.


    Ich liebe nicht die Genialität Mozarts - sondern seine Musik.



    mfg aus Wien


    ALfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich will einen der nicht werkgebundenen Threads Mozarts heute mal aufrufen, um auch hier den Beitrag zu seinem


    225. Todestag


    einzustellen:


    Zum ersten Mal in meinem Leben kann ich hier im Forum von einem Mozartjahr berichten, das aber leider nur noch 27 Tage dauert:


    Wolfgang Amadeus Mozart, * 27. 1. 1756 - + 5. 12, 1791, war ein österreichischer Komponist deutscher Herkunft:



    Wolfgang Amadeus Mozart, mit vollständigem Taufnamen: Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart (* 27. Jänner 1756 in Salzburg, Fürsterzbistum Salzburg, HRR; † 5. Dezember 1791 in Wien, Habsburgermonarchie, HRR), war ein Salzburger[1] Musiker und Komponist der Wiener Klassik. Sein umfangreiches Werk genießt weltweite Popularität und gehört zum Bedeutendsten im Repertoire klassischer Musik. Er selbst nannte sich meist Wolfgang Amadé Mozart.


    Es ist natürlich völlig illusorisch, hier alle Abschnitte des Artikels zu übertragen, deswegen nur die ersten:
    Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 27. Januar 1756 um acht Uhr abends in Salzburg in der Getreidegasse 9 in einer Dreizimmerwohnung eines Mehrfamilienhauses (Hagenauerhaus) geboren. Er war das siebte Kind seiner Eltern, aber erst das zweite, das überlebte. Sein Vater war der aus Augsburg zum Studium an der Benediktineruniversität (1622–1810) nach Salzburg gezogene, fürstbischöfliche Kammermusikus (ab 1757 Hofkomponist und ab 1763 Vizekapellmeister) Leopold Mozart, seine Mutter die in Sankt Gilgen aufgewachsene Anna Maria Pertl. Schon am Vormittag nach seiner Geburt wurde er im Dom von Salzburg auf die Namen Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus getauft. (Eine andere Schreibweise seiner Vornamen war: Joannes Chrisostomus Wolfgang Gottlieb. Der Rufname war Wolfgang, Wolferl oder auch Woferl.
    Bereits im Alter von vier Jahren erhielten er und seine fünf Jahre ältere Schwester Maria Anna Walburga Ignatia, genannt „Nannerl“, vom Vater den ersten Musik- und allgemeinbildenden Unterricht (Klavier, Violine[6] und Komposition). Schon 1761 zeichnete Vater Leopold ein Andante und ein Allegro als des „Wolfgangerl Compositiones“ auf, denen ein Allegro und ein Menuetto folgten, datiert auf den 11. bzw. 16. Dezember 1761. Das fälschlicherweise immer wieder als früheste Komposition genannte Menuett G-Dur mit einem Menuett C-Dur als Trio KV 1 entstand vermutlich erst 1764. Auch Mozarts Begabung im Klavier- und Violinspiel trat schnell hervor. 1762 folgten seine ersten Auftritte.
    Der größte Teil des umfangreichen Artikels folgt erst noch: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Amadeus_Mozart


    Einer der größten Komponisten aller Zeiten ist heute vor 225 Jahren für immer von uns gegangen. Ich möchte ausnahmsweise am Ende dieser Erinnerung eine Aufnahme einstellen, die eine schönen Bogen spannt zum nächsten Geburtstagskind aus dem schönen Österreich, das diese wunderbare Aufnahme dirigiert hat , aber inzwischen auch schon von uns gegangen ist:



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zum Todestag von Wolfgang Amadeus Mozart, fällt mir dieser Satz ein:


    "Wahrscheinlich hat die Zäsur, die sein Tod bedeutete, noch
    nicht einmal Mozarts engste Mittwelt erschüttert, und niemand hat geahnt, als
    man am 6. Dezember 1791 den schmächtigen und verbrauchten Körper in ein
    dürftiges Grab senkte, dass hier die sterblichen Reste eines unfassbar grossen
    Geistes zu Grabe getragen wurden, ein unverdientes Geschenk an die Menschheit,
    in dem die Natur ein einmaliges, wahrscheinlich unwiederholbares - jedenfalls
    niemals wiederholtes - Kunstwerk hervorgebracht hat."


    Zitat aus Wolfgang Hildesheimer, Mozart, Suhrkamp
    1977

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Da fällt mir doch gleich wieder eine Episode aus »Star Trek – The Next Generation« ein:


    Zitat

    The Traveler: Are you familiar with the intricacies of what is called here 'music'?
    Captain Jean-Luc Picard: Somewhat.
    The Traveler: And such musical genius as I saw in one of your ship's libraries, one called Mozart, who as a small child wrote astonishing symphonies, a genius who made music not only to be heard, but seen and felt beyond the understanding, the ability of others? Wesley is such a person, not with music, but with the equally lovely intricacies of time, energy, propulsion, and the instruments of this vessel, which allow all that to be played.

  • Auch als Janacek-Verehrer muss ich sagen, dass "Don Giovanni" wohl die beste Oper ist, die je geschrieben wurde.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Die Threadfrage ist aber doch so seltsam formuliert, dass ich etwas bedauerlich finde, dass gerade dieser Thread (der damals gnädigerweise nicht alt geworden war) zum Todestag reanimiert wurde.
    Was soll das denn heißen? Auf die Frage "Glaubten die Menschen vor Columbus im 15. Jhd. wirklich, dass die Erde eine Scheibe wäre?" kann man leicht eine Antwort geben: nein, das taten sie nicht (vielleicht irgendwo im Urwald, aber in Europa wusste man seit der klassischen Antike über die Kugelgestalt Bescheid). Aber welchen Kontrast zwischen Fiktion und Wahrheit sollte "wie genial wirklich?" ausdrücken?

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Die in der Rubriküberschrift klingt für mich so, als wenn Mozarts Genialität bezweifelt werden solle - völlig zu Unrecht natürlich. Dutzende Werke belegen sie.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Johannes Roehl: Die Threadfrage ist aber doch so seltsam formuliert, dass ich etwas bedauerlich finde, dass gerade dieser Thread (der damals gnädigerweise nicht alt geworden war) zum Todestag reanimiert wurde.


    Ich hätte genauso jeden anderen quasi allgemeinen Thread nehmen können, von denen es hier unter "Mozart" Einige gibt, und sicherlich hätte jemand bei einer anderen Wahl auch ein Haar in der Suppe gefunden, aber letztlich erschien mir der Titel so konträr, dass er m. E. auf jeden Fall den einen oder anderen Tamino anlocken würde, um heute mal etwas zum Thema Mozart zu sagen. Aus einem Grunde wie dem heutigen haben wir erst wieder in 25 Jahren Gelegenheit dazu, und wer weiß, wer von uns dann noch lebt?


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Die in der Rubriküberschrift klingt für mich so, als wenn Mozarts Genialität bezweifelt werden solle - völlig zu Unrecht natürlich. Dutzende Werke belegen sie.


    Abgesehen davon, dass entgegen dem, was im Eingangsposting behauptet wird, der überragende Rang Mozarts in den letzten 225 Jahren kaum je ernsthaft bestritten wurde, klingt es so, als ob "Genialität" etwas wäre, was sich zwar eindeutig oder gar quantitativ festlegen ließe, worüber man sich aber leicht täuschen würde, so dass Aufklärung notwendig wäre. (Sind zwei Bier wirklich zu viel, wenn man noch autofahren will...?)
    Auch das Hildesheimer-Zitat ist historisch eher irreführend, weil es tendenziell die Legende vom bei seinem Tod verkannten Mozart fortschreibt. Das stimmt so eben auch nicht. Weniger als ein Jahr nach Mozarts Tod prägte Graf Waldstein gegenüber dem jungen Beethoven den Satz von "Mozarts Geist aus Haydns Händen".

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    .......und niemand hat geahnt, alsman am 6. Dezember 1791 den schmächtigen und verbrauchten Körper in ein dürftiges Grab senkte, dass hier die sterblichen Reste eines unfassbar grossen Geistes zu Grabe getragen wurden, ein unverdientes Geschenk an die Menschheit, in dem die Natur ein einmaliges, wahrscheinlich unwiederholbares - jedenfalls niemals wiederholtes - Kunstwerk hervorgebracht hat."


    Auch ich möchte das Hildesheimer-Zitat in Frage stellen, denn die Musikalische Welt hat sehr wohl gewusst, was sie mit Mozarts Tod verlor. Ein Nachruf, den ich leider derzeit nicht finden kann, erschien in London schon wenige Tag nach dessen Ableben. Aber wie ein Link zum Austria Forum zeigt wurde auch in Leipzig seiner gedacht.



    Über den Begriff "Genie" und inwieweit er auf Mozart zutrifft oder nicht, das möchte ich eventuell in einem weiteren Eintrag in diesem Thread klären....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mozarts Kompositionen gehen - mit wenigen Ausnahmen - leicht ins Ohr, man erkennt die darin steckende Lebensfreude und - lust.


    Mit Blick auf die tiefschürfenden und ernsten Werke Beethovens führt dies nicht selten zu einer Fehleinschätzung.


    So sind selbst große Künstler etwas voreilig an Mozart vorbeigegangen und haben ihn erst sehr spät für sich entdeckt.


    Ich denke da gerne an Horowitz, der im hohen Alter über Mozart sagte:


    "Keine einzige Note zuviel".

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