Bereits mehrfach erwähnte ich im Forum den amerikanischen Tenor Erin Caves, den ich im Oktober 2009 in Enschede als Loge erleben konnte. Es war einfach großartig: Makellose Diktion, Belcanto bei Wagner, mitreißendes Spiel - alles, was ein Sängerdarsteller braucht.
ZitatAlles anzeigenOriginal von erincaves.com
Erin Caves stammt aus Stockton/Kalifornien und begann seine musikalische Laufbahn als Bariton. Er studierte am Oberlin College Conservatory of Music sowie an der Yale University, wo er 1995 mit dem Master of Music und dem Artist Diploma abschloss. Anschließend ging er an die berühmte Juilliard School nach New York und nahm studienergänzend an Programmen für junge Sänger an der Central City Opera, der Glimmerglass Opera, der Opera Theatre of St. Louis und der Chautauqua Opera teil.
1997/98 war er Mitglied des Opernstudios der Nederlands Opera in Amsterdam. Von dort wurde er an das damalige Schillertheater NRW Gelsenkirchen-Wuppertal (heute Musiktheater im Revier / Gelsenkirchen) engagiert, wo er bis 2003 festes Ensemblemitglied war. Hier sang er wichtige Partien des Baritonfaches wie Valentin (Faust), Marcello (La Bohème) und Graf Almaviva (Le Nozze di Figaro). Insbesondere mit seiner Interpretation des Pélleas in Debussys Oper Pélleas et Mélisande erregte Erin Caves überregionales Aufsehen. Seine künstlerischen Verdienste fanden in der Verleihung des Gelsenkirchener Theaterpreises im Jahre 2000 Anerkennung, sowie bei der Wahl zum beliebtesten männlichen Sänger des Jahres 2002. Desweiteren erhielt der Sänger ein Stipendium des Wagnerverbandes Solingen/Bergisches Land für einen einjährigen Aufenthalt in Bayreuth.
Gastspiele in dieser Zeit führten ihn u.a. an das Landestheater Linz, das Pfalztheater Kaiserslautern und die Bonner Oper. An der Oper Frankfurt gastierte er mit großem Erfolg bei einer konzertanten Aufführung von Henzes Venus und Adonis, in Wuppertal war er in Brittens War Requiem zu hören. Bei den 48. Internationalen Musikfestspielen in Ljubljana/Slowenien übernahm der Sänger die Bariton-Partie in Elgars The Dream of Gerontius. Ebenso wirkte er beim Saisoneröffnungskonzert 100 Years of Broadway sowie an der New York City Opera in der Fernsehsendung Live From Lincoln Center mit, die in den gesamten USA zu sehen war.
Ende der Saison 2000/01 entschied Erin Caves sich für einen Fachwechsel zum Tenor. Er übernahm u.a. mit Grigory/Dimitri in Boris Godunov und Porcus in Jeanne d’Arc au Boucher erste Partien dieses Faches in Gelsenkirchen, bevor er 2003/04 als jugendlicher Heldentenor ans Nationaltheater Weimar wechselte.
Hier bewies er seine musikalische Vielseitigkeit in so unterschiedlichen Partien wie Werther, Florestan (Fidelio, 1805), Narraboth (Salome), Idomeneo, Jago in Rossinis Othello, Ismaele in Nabucco, dem Evangelisten Johannes in Schmidts Das Buch mit sieben Siegeln, Hans in Der Verkauften Braut und dem Sergej in Lady Macbeth von Mzensk. Nach seinem hervorragenden Erik (Der fliegende Holländer) in Weimar gastierte Erin Caves mit dieser Partie zwei Spielzeiten auch in Nürnberg, wo man ihn aufgrund des großen Erfolges für 2007/08 erneut als Gast verpflichtete. Er wird hier sein Repertoire mit Max (Freischütz) und Sou-Chong (Das Land des Lächelns) um zwei neue Partien erweitern.
Am Theater Basel übernahm der Sänger die Titelpartie in Verdis Don Carlos in einer Inszenierung von Calixto Bieito und wurde ebenfalls für eine weitere Neuproduktion in einer der kommenden Spielzeiten eingeladen.
Nach einem Einspringen als Narraboth (Salome) wurde auch das Aalto-Theater Essen auf Erin Caves aufmerksam. 2006/07 holte man ihn dort erneut als Abendgast für Erik und bot ihm darüber hinaus die Möglichkeit, mit dem Pontius Pilatus in Lloyd Webbers Jesus Christ Superstar einen Ausflug ins Musical zu unternehmen.
In Weimar fügte er seinem Repertoire mit einem sensationellen Loge / Rheingold eine Partie hinzu, die zu einem Markenzeichen des Sängers werden könnte, und gab sein erfolgreiches Debut als Siegmund / Walküre. Diese beiden Rollen brachten ihm internationale Annerkennung und Aufmerksamkeit. So wurde er zum Internationalen Wagner Wettbewerb der Seattle Opera eingeladen, bei dem er sich einen Platz als Teilnehmer für das im August 2008 stattfindende Finale ersang. In beiden Partien wird er auch 2007/08 wieder am DNT zu erleben sein, ebenso als Rodolfo in Verdis Luisa Miller und neu mit der Partie des Cavaradossi in Tosca. Desweiteren gastiert er als Hoffmann am Staatstheater Kassel.
Caves' Stimme ist in allen Lagen ausgeglichen, die Herkunft vom Bariton ist freilich zu hören. Nichts klingt gepresst oder gestemmt, die Stimme ist eher lyrisch als "kraftmeierisch".
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