Unglaublich, aber wahr: es gibt noch keinen eigenen Riccardo Chailly-Thread. Nun denn, hier ist er.
Geboren wurde er am 20. Februar 1953 in Mailand als Sohn des Komponisten Luciano Chailly.
Er studierte am Konservatorium in Mailand und in Siena.
1970 debütierte er als Dirigent in Mailand und wurde Assistent von Claudio Abbado an der Scala. Ab 1974 war er an internationalen Opernhäusern tätig, so z.B. in Chicago und San Francisco.
Im Folgenden wurde er allerdings Chefdirigent dreier berühmter Sinfonieorchester:
1982 - 1989 Radio-Sinfonie-Orchester Berlin
1988 - 2004 Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam
seit 2005 Gewandhausorchester Leipzig
Sein dreijähriges Gastspiel als Chefdirigent der Oper Leipzig endete im Jahr 2008 wegen Differenzen mit der Intendanz und der Stadtverwaltung, die die Oper nicht mit besseren finanziellen Mitteln ausstatten wollte.
Nun denn, Riccardo Chailly zählt mittlerweile zu dem noch verbliebenen kleinen Häuflein "großer" Dirigenten in der Welt. Aus dem Schatten seines Lehrers Claudio Abbado ist er längst herausgetreten und auch seinen Landsmann Riccardo Muti dürfte er an Bekanntheit mittlerweile überholt haben.
Meine Charakterisierung als "kühler Italiener" hat seinen Ursprung in seinen oft sehr kontrolliert und perfektionistisch wirkenden Interpretationen, denen oft etwas die Emotion zu fehlen scheint.
Ich persönlich habe Riccardo Chailly zweimal live im Konzert erlebt und zwar einmal mit seinem Concertgebouw Orchester in der Alten Oper FFM mit einer von Mahler bearbeiteten Bach-Suite und Bruckners Siebter sowie mit seinem Gewandhausorchester in Leipzig mit Verdis Requiem.
Das erstaunliche an seiner Darbietung der Siebten Bruckner war die Tatsache, daß die Aufführung sehr stark an seine Aufnahme mit dem RSO Berlin erinnerte. Hier scheint sich seine Auffassung innerhalb von zehn Jahren nicht geändert zu haben.
Das Verdi-Requiem wurde in einer konzisen und prägnanten Aufführung dargeboten, der alles opernhafte und äußerliche abging.
Ich besitze ziemlich viele Chailly-Aufnahmen, nicht alle überzeugen mich aber gleichermaßen.
Besonders überzeugt hat mich immer sein Stravinsky:
Le Sacre du Printemps, Petroushka, Der Feuervogel, Jeu de Cartes, Apollon Musagète
Als perfekt gelungen muß außerdem seine Seejungfrau von Zemlinsky bezeichnet werden:
Herausragend und für mich die Beste Fünfte von Mahler überhaupt ist diese:
Ja, nun gebe ich die Runde frei - wie steht Ihr zu Riccardo Chailly, seinen Aufnahmen, seinen Konzerten, seiner Person?
;)Agon
DIRUTA