Unsere Heilige ...

  • wenn ich recht in der annahme gehe, gibt es hier noch keinen thread, der sich unsrer schutzheiligen, der hl. cäcilie widmet .... das sollte schnell geändert werden.... :D


    biographisches habe ich hier im büro nicht über die früchristliche märtyrerin zur hand, reiche ich gerne nach, sofern es nichts schon andere gleich tun werden .... :rolleyes:


    ja, cäcilie in der musik; kompositionen gibt es einige, die sich ihr widmen:
    wunderbare cäcilienoden von purcell und händel, die große cäcilienmesse von haydn .... um nur ein paar beispiele zu nennen
    welche kennt und schätzt ihr?


    sonnige bürogrüße :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Salut,


    die Caecilien-Ode Georg Friedrich Händels [HWV 76] - oder in der Bearbeitung Mozarts [KV 592] - aber ist es dieselbe Caecilie...?


    LG
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Kleist hat unserer Schutzheiligen auch eine Novelle gewidmet, passenderweise mit dem Titel: "Die heilige Cäcilie oder die Macht der Musik. Eine Legende" Nun bin ich ohnehin ein großer Kleist-Verehrer, aber die Lektüre lohnt sich für jeden Adepten der Muse!


    Hier wie gewünscht die historischen Hintergründe, von Fakten sollte man in diesem Zusammenhang nicht reden, also:


    Cäciliia stammte, so die Überlieferung, aus einer adeligen römischen Familie (* ca. 200) und erlitt im Jahr 230 das Martyrium (22. November 230 ?) in Rom.


    Schon früh bekannte sie sich zum christlichen Glauben. Der Präfekt Almachius ließ Cäcilia hinrichten.


    Nachgewiesen ist ihre Verehrung seit dem Jahr 545. Im Jahr 819 suchte Papst Paschalis nach ihrem Grab, fand den Sarg, und ließ diesen in die Kirche S. Cecilia verbringen. 1599 wurde der Sarg geöffnet, dabei soll der Leichnam unverwest gewesen sein. Die nach der Sargöffnung von Stefano Maderna geschaffene Marmorfigur soll den Leichnam getreue abbilden. Eine Fotografie dieser Skulptur ziert Herreweghes Aufnahme von Faures Requiem:



    Ihren Ruf als Patronin der Kirchenmusik verdankt sie einem Übersetzungsfehler, nach dem sie auf ihrer Hochzeit selbst die Orgel gespielt habe.



    Herzliche Grüße,


    Christian :hello:


    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • dann natürlich auch die cäcilienmesse von gounod (hübsch, aber etwas schwülstig)und die hymne st. cecilia von britten ...

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Salut,


    noch zwei wichtige Ergänzungen alter Meister:


    Joseph Haydn: Missa Sanctae Caeciliae Hob. XXII, 5
    Jan Dismas Zelenka Missa Sanctae Caeciliae ZWV 240


    Cordialement,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Klingsor,


    Du meintest eben DIESEN Thread, nicht wahr...? Ich habe im Turbostress vom Büro aus gepostet und zugegebener Maßen nur überflogen... so kamen die Doppelnennungen zustande. Andererseits fordertest Du auf: "Welche kennt und schätzt Ihr?" - Die habe ich dann spontan genannt.


    Von MOZART habe ich übrigens diesbezüglich noch nichts [eigenes] gefunden, obwohl ich hätte schwören können, dass es etwas gibt...


    Bien cordialement,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • ja, ulli, u.a. diesen .... ist ja nun überhaupt nicht schlimm ;) und du hast recht, meine frage lautete so ... (also halbe halbe mea culpa :rolleyes:
    und intelligente antworten sind immer willkommen :jubel:

    beste grüße jörg

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Auch Purcell hat sich unserer Schutzheiligen gewidmet.


    Eine schöne Aufnahme der Oden an die heilige Cäcilia ist diese mit Herreweghe:


    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Ich mag die beiden Cäcilien-Oden von Henry Purcell sehr gern. Die "kleine" mit dem Titel Welcome to all the pleasures von 1683 genauso wie die große Hail, bright Cecilia (1693). Herrlich in der Kleinen die Altarie Here the deities approve über einem ostinaten Baß und das zugehörige Ritornell. Großartig allein die mehrteilige Ouvertüre in der Großen und dann erst der Baß mit der Arie Wonderous Machine, hinreißend!


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo


    Sind zwar beide schon genannt worde, aber auch ich möchte nochmal mit CD-Empfehlung bekunden, daß mir Brittens Hymn to St. Cecilia und Haydns recht umfangreiche Caecilienmesse bestens gefallen.


    Simon Preston 1979



    Gardiner 1995, London


    Blessed Cecilia, appear in visions
    To all musicians, appear and inspire:
    Translated Daughter, come down and startle
    Composing mortals with immortal fire

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  • und noch ein Werk zur Heiligen Cecilia von Marc-Antoine Charpentier, das Oratorium Caecilia, Virgo et Martyr.



    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • .... mit diesen Worten des Domkapellmeisters Blasius Römer beginnt Léon Jessels (1871-1942) bekannte Operette „Das Schwarzwaldmädel“ aus dem Jahr 1917.


    Auch wenn ich als „Lutheraner“ nicht viel von Heiligenverehrung halte und verstehe, so interessiere ich mich schon deshalb für diese ganz besondere „Personengruppe“, da ihre Vertreter nicht zuletzt in der bildenden Kunst der letzten Jahrhunderte immer wieder mit Szenen aus ihren Leben und ihren Martyrien oder ihren traditionellen Attributen dargestellt wurden – und das ist wirklich ein weites, aber auch sehr interessantes Feld, das untrennbar zu unserer abendländischen Kultur und Tradition dazugehört.


    Daher finde ich diesen Thread über „unsere“ Schutzheilige der Musik eine sehr gute Idee!


    Ich habe mal in meinen Heiligen-Lexika (von dtv und Reclam) nachgeschlagen, was sich da über die Heilige Cäcilie noch Wissenswertes finden ließ (einige Fakten sind hier ja schon zusammengetragen worden):


    Cäcilia starb den Märtyrertod um 230 n. Chr. und gilt seit dem 15. Jahrhundert als Patronin der Kirchenmusik, der Sänger, Musiker und Dichter, der Musikinstrumenten- und speziell der Orgelbauer (ihr wird die Erfindung der Orgel zugeschrieben) – also: Allein schon wegen des großen „Zuständigkeitsbereichs“ eine mir überaus sympathische Dame, was für ein wundervolles Aufgabengebiet!! :]


    Unbedingt vormerken: Ihr Festtag (bei Märtyrern ist der „irdische“ Todestag gleichzeitig der Geburtstag als Märtyrer) ist der 22. November! :angel::jubel::angel:


    Außer zahlreichen Legenden ist über Cäcilias (lat. „Caeli lilia“ – Himmelslilie) Leben nicht viel bekannt – seit dem 5. Jahrhundert wird sie aber bereits verehrt.
    Sie stammte angeblich aus der römischen Patrizierfamilie der Cäcilier und wurde zusammen mit ihrem Verlobten, dem hl. Valerianus und dessen Bruder, dem hl. Tiburtius von Papst Urban II. getauft – und soll recht bald danach wegen ihres christlichen Glaubens während der Herrschaft des römischen Kaisers Alexander Severus (222-235) hingerichtet worden sein – zu dessen Regierungszeit allerdings keine Christenverfolgungen nachgewiesen werden können.
    Laut der Legende sollen zu Cäcilias Hochzeit mit Valerianus Spielleute musiziert haben und in ihrem Herzen sang Cäcilia dazu zu Gott gewandt: „Lass, Herr, mein Herz und meinen Körper unbefleckt bleiben, auf dass ich nicht zuschanden werde!“
    Da ihr Angetrauter und dessen Bruder recht bald auch bekehrt und getauft werden, geht Cäcilias "intern" gesungenes Stoßgebet wohl in Erfüllung...
    Ihr Martyrium: Bad in einem Bottich kochenden Wassers – sie überlebt unverletzt, es soll ihr gar zu kühl in der Wanne geworden sein! Daraufhin dreimaliger Enthauptungsversuch – der Kopf bleibt dran, der Henker gibt auf. Drei Tage später verstirbt sie an den ihr dabei zugefügten Wunden. Das nenne ich mal eine widerstandsfähige Sängerin! Halsschmerzen dürften ein Fremdwort für sie gewesen sein ;)


    Sie wird in einem golddurchwirkten Gewand in der gekrümmten Haltung, wie sie zuletzt gelegen hatte, in einem Zypressensarg zunächst in der römischen Calixtus-Katakombe neben den Bischöfen bestattet. 1599 wurde sie bei der Sargöffnung der Legende entsprechend so gefunden...
    Unter Papst Paschalis I. werden dann ihre Gebeine 821 in die Kirche S. Cecilia im römischen Stadtteil Trastevere überführt – aus Cäcilias altem Wohnhaus hatte man direkt nach ihrem Tod eine Kirche gemacht und über diesem dann im 5. Jahrhundert die erwähnte „Santa Cecilia“ erbaut.
    Dort befindet sich heute die oben schon erwähnte Marmorgestalt von Stefano Maderno von 1599 – er zeigt die Tote, wie sie bei der Sargöffnung zu sehen gewesen sein soll, also ohne Attribute, nur mit der Halswunde (die vom gescheiterten Henkersbeil).


    Giovanni Pierluigi da Palestrina [1525-94] begründete in Rom eine von Papst Gregor XIII. bestätigte Bruderschaft, den „Verein der heiligen Cäcilia“, zur Pflege der geistlichen Musik. Unter Papst Pius IX. [1846-78] wurde diese Bruderschaft in eine Akademie umgewandelt – der Papst stiftete für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Kirchenmusik den „Cäcilienorden“.
    Heute bestehen in mehreren Ländern Cäcilienvereine, z. B. der „Allgemeine Cäcilien-Verband für die Länder der deutschen Sprache“ (ACV) zur Pflege der katholischen Kirchenmusik.


    Darstellungen der heiligen Cäcilie zeigen sie meist mit einem Kranz aus Rosen und Lilien -als Zeichen ihrer Jungfräulichkeit – als Abwandlung der Märtyrerkrone.
    Dazu hat sie als Attribute ein Buch und eine Palme, sowie tiefe Wunden am Hals.
    Seit dem 15. Jahrhundert ist ihr Hauptattribut jedoch die Orgel – manchmal auch ein anderes Musikinstrument. Oft wird sie darauf spielend mit beseeltem Blick gen Himmel dargestellt, Engel leisten ihr auf diesen Darstellungen oft Gesellschaft beim Musizieren oder stimmen direkt mit ein ins gemeinsame Konzert...

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • und was ganz ausgefallenes:
    die oper 'cecilia' (1922/23) von licinio refice (1885-1954). habe gerade den new yorker mitschnitt von 1976 mit renata scotto unter dem dirigat von angelo campori erhalten .... sehr schöne ätherische musik .... :yes:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo,


    Ulli hatte sie schon kurz erwähnt, Händels "Ode for St. Cecilia's Day", ansonsten blieb das Stück hier sträflich unerwähnt.
    Dabei enthält die Ode alles, was ich an Händel mag, es ist ein sehr facettenreiches, wunderschönes Werk! :yes::yes:


    Bei JPC gibt es die IMO sehr gelungene Pinnock-Aufnahme gerade zum Naxos-Preis!



    Viele Grüße,
    Pius.

  • Guten Abend



    Auch N. Harnoncourt hat die Cäcilienode 1978 eingespielt, hatte diese



    CD gerade letzt mal wieder angehört.


    Ansonsten wird der Cäcilientag hier von den kath. Kirchenchören -oftmals auch "Cäcilienvereine" genannt- in der Kirche mit Festmessen etc. gefeiert.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

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  • Hallo, ich bin seit einiger Zeit auf der Suche nach einer gelungenen Aufnahme von Händels Ode for St. Cecilia's Day, allerdings bislang ohne nennenswerten Erfolg.
    Als 'Referenz' geistert seit ein paar Monaten zudem ein (nicht veröffentlichter) Konzertmitschnitt mit den Musiciens du Louvre unter Minkowski durch mein musikalisches Gedächtnis, was die Suche wohl noch zusätzlich erschwert.


    Nun wäre ich für Empfehlungen oder auch neutrale Erfahrungsberichte sehr dankbar, sofern sie sich nicht auf die bereits erwähnte Aufnahme von Trevor Pinnock beziehen... :stumm:

    Glücklicherweise nur geliehen, hat mich diese Interpretation ziemlich geärgert, da von der lebhaften Feierlichkeit, die sich in besagtem musikalischen Gedächtnis als Assoziation zu diesem Werk manifestiert hat nichts zu hören war. :motz:
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, man hätte Pinnock zwischendurch mal wecken sollen...


    Interessieren würde ich insbesondere auch, ob jemand die Einspielung unter der Leitung von Benjamin Britten kennt, die derzeit leider etwas zu teuer ist, als dass ich sie sozusagen auf Verdacht mir leisten will.
    Überhaupt muss es nicht HIP sein, ich bin für alles offen, solange es eben eine gewisse Lebendigkeit besitzt (Der Messiah von Colin Davis etwa ist meine Lieblingsaufnahme).


    Schon mal vielen Dank.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)