• "Attila" war hier noch nicht vertreten, die Oper wird ja auch nicht wirk;lich oft gespielt, was außerordentlich schade ist - musikalisch ist sie nämlich äußerst lohnend, von der etwas zusammengestoppelten Handlung her allerdings nicht so sehr. Nun zur Kurzbewertung:


    Odabella - Cheryl Studer 5 (sie meistert die schwierige Partie mit Bravour, hat wunderschöne Piani, sichere Spitzentöne, gestaltet die Rolle sehr differenziert - diese 1991er Aufnahme entstand zu ihrer besten Zeit)
    Attila - Samuel Ramey 5 (vollkommen überzeugende Gestaltung, stimmlich auch er auf dem Höhepunkt seiner Karriere)
    Ezio - Giorgio Zancanaro 4 (sehr gut, aber nicht brilliant - es fehlt der stimmliche Glanz, er klingt trocken und manchmal etwas angestrengt, aber es ist immer noch eine überzeugende Rollengestaltung)
    Foresto - Kaludi Kaludov 4 (auch er sicher auf dem Höhepunkt seiner Stimmkunst - davon ist leider nicht sehr viel übergeblieben, wovon ich mich am letzten Samstag in einem Konzert selbst überzeugen konnte - schade, sehr schade: das wäre mal ein Tenor gewesen...)


    Chor und Orchester der Mailänder Scala: 4,5
    Riccardo Muti: 5 (was sonst?)


    Also insgesamt so um die 4,5 und damit wirklich sehr gut.


    Grüße!


    Honoria

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Liebe Honoria!


    Ich habe damals, 1991 war es, glaube ich, die Produktion auch in dieser Bestzung in der Scala gesehen. Mein Live-Erlebnis unterscheidet sich schon sehr stark von deiner Einschätzung.


    Zunächst war ich von der Inszenierung sehr enttäuscht. Von Savary hatte ich mir mehr erwartet, v.a. nach einem tollen "Menschenfeind", den ich in Hamburg gesehen hatte. Dies in der Scala fand ich einfallslos und ohne Pepp.


    Die Studer sang sehr schön alle Noten, blieb aber kalt und konnte auch das Publikum nicht sonderlich rühren.


    Zancanaro war einfach über seinen Zenit hinaus und konnte den drive eines Cappuccilli in Wien unter Sinopoli nicht mehr erreichen.


    Kaludov war ok.


    Ramey war das Ereignis des Abends. Er überstrahlte mit Virilität und musikalischem Können alle anderen Protagonisten und sorgte dafür, dass nach seiner Arie das Haus 'runterkam.


    Muti dirigierte zu sehr nur die Noten, hielt sich sehr an die Vorgaben der Partitur und war nicht bereit, diesen frühen Verdi zu einem Spektakel zu machen, dass er nun einmal auch ist und sein muss. Spektakel meint hier, dass den Sängern und dem Orchester auch Freiräume zu eigener Selbstdarstellung im Rahmen des Werkes geschaffen werden müssen.


    Ich habe mir die DVD natürlich aus Erinnerungsgründen auch angeschafft -und schon wieder verkauft- und habe meine Einschätzung immer wieder bestätigt gefunden. Natürlich ist das Geschmackssache. Ich fand es nur schade. da ich dieses Werk auch sehr liebe.


    :hello: Gustav