Opernsänger György Melis gestorben

  • Wieder einmal ist es meine traurige Aufgabe, vom Tode eines geschätzten Opernsängers zu berichten:


    Opernsänger György Melis ist gestorben.
    Der 1923 in Szarvas geborene Bariton konnte noch vor wenigen Tagen sein 60. Bühnenjubiläum an der Ungarischen Staatsoper feiern. Heute trauern Ungarns Opernfreunde um den großen Sänger, der in der Nacht zum Freitag 86jährig verstarb. Melis ist in Ungarn eine Legende und war ein echter Publikumsliebling. Opernfreunden auf der ganzen Welt ist er ein Begriff, ob als Blaubart, Falstaff, Figaro oder Don Giovanni.



    R. I. P.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Subjektives Andenken


    Wenn ich an György Melis denke, fallen mir drei Erinnerungen ein. Ein ungarischer Kriegsfilm, in dem er eine Prosarolle spielte („Wie spät ist es, Herr Wecker?“), es war eine negative Figur, fürchterlich und gefährlich, er hat das erschütternd gut gespielt. Dann Rossinis Figaro, eine seiner Schlagerrollen, mit der er in den Wunschsendungen des ungarischen Fernsehens kontinuierlich anwesend war. Und nicht zuletzt die Johannes-Passion, in der er Jesus sang (neben József Réti als Evangelist). Die Verschiedenheit der drei Erinnerungen mag wohl die unwahrscheinliche Vielseitigkeit von Melis greifbar darstellen.


    Er gehörte zu denen, die -- trotz internationaler Erfolge -- der Staatsoper in Budapest treu geblieben sind.


    Nicht umsonst stand in der heutigen Presse: eine Säule der Oper ist gebrochen.


    Lieber Harald, vielen Dank für den Posting.


    KP

  • Liebe Kopiroska,


    für mich war es eigentlich weniger der "Heldenbariton", für den ich mich begeistert habe, sondern die heiteren Rollen, in denen er mir besonders gefiel, obwohl er natürlich längst der Frisör-Rolle Rossinis entwachsen war. Das ist eine meiner liebsten Platten:



    PUCCINI, Giacomo
    Gianni Schicchi

    Opera in one act
    Libretto by Giovacchino Forzano
    MELIS, György - baritone
    KALMÁR, Magda - soprano
    GULYÁS, Dénes - tenor
    Hungarian State Opera Orchestra
    conducted by FERENCSIK, János


    ++++++++++++++++++++++


    Dem deutschen Publikum bekannt wurde er durch Walter Felsenstein, inzwischen auch auf DVD:



    Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
    Don Giovanni

    (Walter Felsenstein-Edition)
    György Melis, Klara Barlow, John Moulson, Herbert Rössler,
    Chor & Orchester der Komischen Oper Berlin, Zdenek Kosler


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    die CD und die DVD habe ich nicht - leider...
    Aber es hat mich nun auch gefreut, in Deinem Posting das Porträt auf der Puccini-Platte zu sehen. Das ist ein sehr gutes Melis-Porträt! Du hast recht, in heiteren Rollen war er tatsächlich sehr gut und mit Recht beliebt.


    :hello: KP

  • Zitat

    Original von kopiroska
    József Réti


    Liebe Piroska,


    György Melis sagt mir nichts. Dagegen Réti um so mehr. Hatte ich zuerst dreimal ein Hungaroton-LP mit Tenorarien von Mozart grau gedreht, seit die CD erschien, brauchte es keinen Ersatz mehr.


    Das erinnert mich übrigens daran, daß man bei Euch unwahscheinlich schöne Stimmen hat(te). Als erste denke ich dann an Sylvia Sass, die die schönste Aufnahme von Mozarts KV 505 «Ch'io mi scordi di te?...Non temer amato bene» gemacht hat, die ich kenne. Ich hörte diese Ausführung (mit András Schiff am Klavier) irgendwann ende der Jahre Siebzig. Und meine Reaktion war sofort Gänsehaut. So intim, so perlend hatte ich diese Arie noch nie gehört. Und danach auch nie mehr. Auch hier wurden mehrere LPs grau gedreht, bis die CDs kamen.


    Und Julia Hamari. Oder Varady...


    Liebe Piroska, Du darfst sehr stolz sein auf Euer Sänger. Weil György Melis offensichtlich sehr berühmt war, bedeutet das, daß er ein sehr hohes Niveau hatte. Ohne Zweifel!
    Er ruhe in Frieden.


    LG, Paul

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  • Heute wäre er 90 geworden:

    Melis, György, Bariton, * 2.7.1923 Szarvas (Ost-Ungarn), † 27. November 2009 in Budapest; er studierte in den Jahren 1944-49 an der Franz Liszt-Musikakademie von Budapest.
    Melis sang zu Beginn seiner Karriere das lyrische Bariton-Fach, wie den Figaro in Der Barbier von Sevilla von Gioachino Rossini, übernahm jedoch sehr schnell die dramatischen italienischen Opern-Rollen von Giuseppe Verdi (Germont-père, Posa, Rigoletto, Jago) und die großen Charakterpartien wie den Gianni Schicchi von Giacomo Puccini und Falstaff von Giuseppe Verdi.
    Außerdem sang Melis die Titelrollen in Eugen Onegin von Peter Tschaikowski und in Háry János von Zoltán Kodály. Melis war auch als Konzertsänger tätig, er sang Oratorien und insbesondere immer wieder Lieder von Béla Bartók und Zoltán Kodály. Gerne interpretierte er auch ungarische Zigeunermusik.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo, Harald!


    Schön, daß du an diesen großartigen Sänger erinnerst. Von diesem ungarischen Bariton habe ich auch einige Aufnahmen. Wer ihn nicht kennt, kann ihn auf dieser CD hören:



    Gibt es bei Amazon.

    W.S.