Verändert Psychotherapie Komponisten und Interpreten ?

  • Liebe Musikfreunde ,
    es ist allgemein bekannt , dass nicht wenige hochberühmte Interpreten und Komponisten sich wegen schwerer psychischer Störungen in psychiatrische behandlung begeben mussten .
    Die allgemein bekanntesten "Fälle" sind der mehrfach therapierte Horowitz , John Ogdon mit seiner endogenen Psychose .
    Nun wird am "Fall Rachmaninov" seit Jahrzehnten diskutiert , ob seine psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung möglicherweise von erheblichem Einfluss auf sein kompositorisches Schaffen war .
    Gustav Mahler hatte sehr gravierende seelische Proble und konsultierte Sigmund Freud , der darübr zusammenfassend berichtet hat .
    Was meint Ihr und welche "Fälle" sind Euch bekannt , die diese (Hypo-)These von der Persönlichkeitsveränderung durch Psychotherapie zumindest nahelegen .
    Dank für eure Bemühungen !
    Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Salut, Frank,


    bei Robert Schumann beispielsweise ging der Schuß voll nach hinten los... er starb trotz [oder wegen?] einer Heilbehandlung in der Klinik in Bonn-Endenich. Wie die damaligen Ärzte das geschafft haben, ist mir bis heute nicht klar geworden, obwohl wir dies hier bereits einmal diskutiert haben.


    bien cordialement,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Frank und Ulli,


    ich würde mal behaupten, Musikmachen (Komponieren/Spielen) ist die beste Eigentherapie, und hat eine Wirkung, von der Psychotherapeuten nur träumen können. Von der Psychiatrie ganz zu schweigen. Die gehört sowieso verboten :stumm:


    Frank, oder meintest du, ob Psychotherapie eine Auswirkung auf die Musik der betreffenden Person hat? Eine mögliche Folge könnte ja sein, daß die Person, sobald sie "gesund" (???) ist, aufhört Musik zu machen 8o 8o 8o


    Gruß
    Heinz

  • Lieber Heinz ,
    im Fall von Rachmaninov wird dieser letzte Satz von Dir ja durch verschiedenste Autoren immer wieder betont ( "Vom grossen Komponisten zum Hollywoodkomponisten" ) .
    Ich kann hier kein Buch über Psychiatrei schreiebnb ( die aktuell besten sind das von Prof. Hans-Jürgen Möller herausgegebene handbuchähnliche Standartwerk und in kleinere Form das Buch der Proff. Möller , Laux , Deister "Psychiatrei" in der Dualen reihe ( von MLP generös gesponsert und gerade in aktueller Auflage erschienen ) .
    Psychiatrie ist schon sehr wichtig . Nur scheint es mir , dass ( dies hat mir Dir nichts zu tun ! ) zuviele Leute über Dinge reden und schreiebn , von denen sie absolut keine Ahnung haben !
    Bei Psychoanalytikern gibt es den zugespitzen Satz , dass es mehr verschiedene Meinungen in der Psychoanalyse gebe als Psychoanalytiker selbst ( in einigen auch öffentlich bekannten Fällen haben sich dann gerade sie aus der therapeutischen verantwortung geschlichen ; z.B. "kriminallfall des Kindesmörders Jürgen Bartsch" durch den Psychoanlytiker Professor Tobias Brocher . ich kenne diesen Fall sehr gut . Und nicht weit von hier hat jemand gewpohnt , der Jürgen Bartsch seit seiner Kindheit sehr gut kannte . Dieser Herr ist noch nichtmal als Zeuge geladen worden , obwohl er aus Eigenerleben sehr viel mehr zu sagen gehabt hätte als TILMANN MOSER oder einige der damaligen Gutachter ! )
    Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Cher Uli ,
    bei robert Schumann ist der Schuss keineswegs nach hinten losgegangen!
    Zur damaligen zeit gab es bei der Art der Grundkrankheit , die letztlich zum Tode führte keine andeer Therapie .
    Und diese "Fälle " der progressibven Paralyse sind auch heute noch therapeutisch frustrierend . Vorbeugen ist eben besser . Damals gab es keien Antibiotika zur Syphilistherpaie .
    So war es .
    Und die Antibiotikaentwicklung dürfte auch am Ende angelangt sein ( em. o. Professor W. Stille ; Vorwort ; Lehrbuch Antibiotikatherapie , 2004 )
    Cordialement
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Salut, Frank,


    ich kann es einfach nicht nachvollziehen, wie Robert Schumann kurz vor seinem Tode noch einen völlig normalen - ja lebensbejahenden - Brief an Clara schreibt [Anfang Mai seines Todesjahres]. Ist das so konfus mit dieser Krankheit...?


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli ,
    ja .
    und wer glaubt , dass es keine Progressive Paralyse mehr gibt , der irrt . Eine befreundete Neurologin hat mir 1997 noch über ihre Tätigkeit in der Psychiatrie ( ist Bestandteil zum Arzt für Neurologie und Psychiatrie in Deutschkland ) berichtet und die auch von mir nicht vermuteten Mengen an dahindämmernden "Paralytikern" .
    Die Endenicher Klinik war Mitte des 19. jahrhundert s diagnostisch und therapeutisch absolute Spitze . dasselbe traf für die wichtige pflegerische Betreuung zu !
    Das alles findest Du aber auch in französischen Psychiatrie-Lehrbüchern ausgiebig beschrieben .
    Rober Schumann hat sich während seines Jura-Studiums in Heidelberg unzweifelhaft eine Syphilis-infektion zugezogen . Die Menschen damals wussten sehr wohl , was die s bedeuten konnte - nicht musste . E sgibt "Spätausbrüche" der Progressiven Paralyse nach 25 Jahren . Die beste Übersicht findest Du in Werner Scheid " Lehrbuch der Neurologie" ; 5. A; 1983 ; thiem-Verlag , Stuttgart
    Beste Grüsse in das herrliche Elsass!
    Frank
    PS.: Wo speist Du heute Abend was und welchen edlen tropfen gibt es ? F:

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Salut,


    Danke für Deine Auskunft... es hatte mich wirklich interessiert. ICh werde daheim speisen, wie eigentlcih immer - dort gibt es eine Riesenauswahl an köstlichen Weinen; für heute Abend bin ich noch nicht entscheiden... hm.


    Wenn ich jedoch Essen gehe, dann im Auberge de la forêt in Seltz... dort haben "wir" auch geheiratet... Kennst Du das Elsass? [weil Du so gezielt fragst?]


    Beste Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo, lieber Frank,


    da hast Du ein denkwürdiges Thema in ein Forum geworfen, das gerade nur so überschäumt vor Dynamik, besonders in den „Allgemeinen Klassikthemen“. Musik und Drogen, Verehrung der Meister, therapeutische Wirkung, auf all das lässt sich gar nicht mehr einzeln antworten.


    Du kommst also von einem anderen Forum, das hier nicht genannt werden soll. Da stoße ich auf ein weiteres Forum, wie eine Parallel-Welt, das einige verlassen haben, während andere in beiden posten. Bestimmt ist da noch etwas Viertes, Unbekanntes, wo die Lösung liegt. Liebe Moderatoren, ihr habt recht, dass ihr im Unterschied zu den anderen Foren als einzige versucht, zu moderieren. Gespräche über Musik bewegen sich selbst bisweilen an Grenzen und bedürfen der Therapie.


    Mahler: Kennst Du von A.J. Dunning das Buch „Extreme“ und dort das Kapitel über den „Spaziergang am Strand“? Erschienen in Frankfurt 1992 bei Eichborn. Ich könnte es fast abschreiben. Als Beethoven und Mahler starben, lag Gewitter über Wien. Mahler soll auf dem Totenbett, als er nur noch röcheln konnte, den Namen „Mozart“ gestammelt haben. Aber ist sicher, was wahr und was Legende ist? Alma Mahler war eine große Legendenbildnerin. Jeder muss sich sein eigenes Bild machen.


    Wie entsteht die Musik in der Seele? Die Seele fügt alle sinnlichen Eindrücke und Empfindungen zusammen. Sie öffnet und schützt vor äußeren Einflüssen. Es gilt als Gesundheit, wenn sie nicht zu spüren ist. Manche Ärzte, wie sogar der frühe Freud, wollen sie in ihrem Übermut mit dem Seziermesser finden. Das ist eine ähnliche Grundhaltung, wie einen Musiker „heilen“ zu wollen.


    Wird die Seele spürbar, ist das eine Verstörung. Mir gefällt nach wie vor der altertümliche Ausdruck Ent-Rückung am besten. Das Entstehen der Musik in der Seele ist mit dem Zeitempfinden verwandt. Beim Hören wird immer voraus und zurück gehört. Sie offenbart innere Bindungen der Zeit, Puls und Pulsschlag.


    So erkläre ich mir das Paradox, dass Musik sowohl therapieren wie auch irre machen kann. Magier, Schamane, Medizinmann. Musik führt in ihren höchsten Momenten in Grenzbereiche, was viele Mitglieder des Forums im Motto am Fußende ihrer Beiträge ansprechen. Einsam und sich unverstanden fühlen: das führt wohl Komponisten und Interpreten (und leidenschaftliche Musikhörer, würde ich ergänzen) am ehesten zum Psychotherapeuten.


    Oft habe ich darüber nachgedacht, was Bruckner, den sicher viele als reif für den Psychotherapeuten angesehen hätten, mit seiner Widmung der 9. Sinfonie an den lieben Gott gemeint hat. Er soll gesagt haben, das Scherzo dieser Sinfonie werde die Menschen verrückt machen. Ich glaube, er hat es einfach als Dank gemeint, dass Gott ihm die Musik gegeben hat, und er mit seinen Mitteln versucht hat, das Beste daraus zu machen.


    Viele Grüße, den Rhein entlang, im Elsaß war ich vor wenigen Wochen, eine herrliche Landschaft für Leib und Seele,


    Walter

  • Lieber Ulli .
    ja , meine Eltern waren sehr viel im Elsass , und wir haben rund 7 Jahre nicht so sehr weit vom Elsass gewohnt .
    Was Essen und Getränke anbelangt : Die Leute wie Maitre Bocuse etc. um Lyon oder im Tour d'Argent in Paris mögen mirs nachsehen , aber die Qualität der Produkte bei Euch ist meiner Meinung nach auch für französische Verhältnisse einfach konstant seit Jahrzehnten Spitze . Ähnliches gilt für die Weine .
    Das hat auch etwas mit Robert Schumann zu tun , der ein aussergewöhnlicher Lebensbejaher war . Und - heute werfen ihm dies einige Selbstheilige vor - er hat sehr gerne einen exquisiten Tropfen getrunken . Und Schumann wusste , w o , z. B. hier in Düsseldorf , es diese höchsten kulinarischen Genüsse 150 Jahre lang gab !
    ( Übnrigens : Anders als dies in einem vor wenigen Monaten in einem Buch über das Verhältnis Vater Wieck - Clara und Robert Schumann geschildert worden ist , war Schumann niemals Alkoholiker und NIchtstuer . Wir denken an die Entstehungsjahre seiner Werke für Klaviers solo oder seine musikalischen Schriften ! Wer hat das sonst auf so hohem Niveau gekonnt ? Und wenn ein Stunden oder 100 000 sich mal in gemütlicher Runde beim Wein oder Bier treffen , dann ist das normal . )
    Beste Grüsse
    in den Elsass !
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Lieber Walter ,
    ich denke , dass dieses Thema zu behandeln endlich an der Zeit war !
    Mahler war ja selbst bei Freud als Hilfesuchender . Und viele Menschen finden ihren besoonderen Trost und Halt , ihre Honnung und innere Stabilität in der Musik . Dass Bruckner seine 9te "Dem lieben Gott" gewidmet hat macht durchaus Sinn ! Bei Chopin wurde z.B. behauptet ( Rondo . Maganzin ) , dass er "später" sein f-Moll-Klavierkonzert geradezu abgelehnt habe . Richtig ist , dass Chopin - schon auf dem Totenbett liegend - sich dieses Konzert in einer Klavierbearbeitung hat vorspielen lassen . Macht dies jemand , der seinen Tod vor Augen hat ?
    Ich denke nein . Er liess sich auch bestimmte Mazurken vorspielen . Auch dies dürfte er mit Bedacht gemacht haben .
    Eines , lieber Walter , ist auffallend - zumindest statitisch - : Aus der Edition "Great Pianists of the Century" waren übermässig viele Künstler in psychiatrisch - psychotherapeutischer Behandlung ( und zwar nicht wenige mehrfach und stationär ) .
    Irgendwie befinden wir uns a l l e sehr schnell in einer "Grenzsituation" des menschlichen Lebensy . Prof. Raymond Battegay hat mit demselben Titel ein ganz aussergeöhnliche Buch geschrieben .
    Unabhängig von seiner späteren Progressiven Paralyse befand sich auch Robert Schumann wohl sein Leben lang in solch wechselnden Grenzsituationen . Dies lässt sich bei sorgfältiger Aufarbeitung der zig Biographien , geradeu auch der fachspezifisch psychologischen und medizinischen eindeutig nachweisen . Für Clara Schumann(_Wieck) gitl wohl ähnliche . Eine höchst bewundernswerte Frau .
    Danke für Deine Beitrag , der mich sehr beeindruckt hat .
    Mit besten Grüssen
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Salut, Frank,


    so schließt sich wieder einmal der Kreis: Ich bin nämlich in Bonn [der sog. Beethoven-Stadt] geboren und habe lange Jahre in unmittelbarer Nähe [ca. 300 m] zum Schumann-Sterbe-Haus in Bonn-Endenich gewohnt. Ja, die Franzosen und auch die Elsässer stellen sehr hohe Qualitätsansprüche an die hieisgen Produkte, wobei ich feststellen muss, dass die Qualität hier im grenznahen Bereich definitiv und zusehends nachlässt. Ein Grund dafür mag die Nähe und damit die Konkurrenz zu Deutschland sein, wo z.B. insbesondere Sanitärprodukte der gleichen Marke um bis zu 45 % günstiger zu haben sind. Naja, mit Essen hat das weniger zu tun. Fleischprodukte sind hier im Schnitt 20-25% teurer, aber eben auch - wie Du dies beschrieben hast - von wesentlich besserer Qualität, Ausnahmen mag es [auch in Deutschland natürlich] geben. Weine waren schon immer "Luxus" und deswegen teuer, so z.B. auch andere Luxusgüter wie CD's [20 € minimum], HiFi-Geräte, Urlaub, Fahrzeuge, Möbel.


    Goethe war hier im Elsass bei uns um die Ecke in Sessenheim [ehem. Sesenheim] und hat hier einige Sommermonate verbracht. Die "Silbermänner" stammen aus Strasbourg, Mozart und Furtwängler waren hier, der Komponist Friedrich Boeddecker wurde 1607 in Haguenau geboren, Carl Friedrich Abel starb 1887 in Strasbourg... die Liste ist unendlich fortzusetzen, wie sicherlich bei jedem Landstrich.


    Leib und Seele halte auch ich mit Wein, Käse und Musik beisammen, ganz klar. Nicht umsonst wird man bei knapp übermässigem Genuß "seelig"...


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli,
    wo Goethe war ... Er ist wie ein Super - Michelin des 18. und 19. Jahrhundert s. Wo er war , da war es immer Spitz e!
    In diesem Punkt kann man noch hute mit Goethe nichts falsch machen ( siehen auch Marien- ud Karlsbad oder die Weimarer Landschaft und ihre Umgebung ; oder die Italienreise ) .
    Ich habe jetzt Lust auf ein leckers Essen und einen vorzüglichen Wein !
    Es gibt in Düsseldorf einen Professor für Augenheilkunde , der schon in jungen Jahren augezeichnet (!!!) wurde für seine Weinkenntnisse i Burgund .
    Grüsse
    Frank
    PS: Das Schumann-Haus in Endenich kenne ich sehr gut . Leider ist es schrecklich nach allen Seiten hin zugenbaut worden . Endenich ist seit vileen Jahren auch mit seine italienischen Restaurants ( Preise : absoluter Wahnsinn ! ) absolut "in" . F.

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Salut, Frank,


    dann kennst Du bestimmt auch das Haus der Sprngmaus gegenüber dem Rex-Kino. Dort hat sich ein recht gutes Cabaret etabliert. Als 10jähriger bin ich noch in dieser Halle herumgeturnt; nachdem endlich die Baufälligkeit dieser Halle festgestellt wurde, wurde die Turnhalle geschlossen und stand eine Zeit lang leer… bis dann die Macher der Springmaus auf die glorreiche Idee kamen... ich war einige Male darin! Unweit davon ist die Volksbank [früher Bonn-Endenich]. Genau in diesem Haus habe ich gewohnt. Die linke obere Ecke in der 1sten Etage war mein „Komponierzimmer“… früher gab es da eine ziemlich große Wiese hinterm Haus, heute ist alles zugebaut mit einer Hoch-/Tiefgarage. Und nicht zu vergessen das Büdchen nebenan… es wurde noch während ich dort wohnte vernichtet. Was das Schumann-Haus betrifft, so finde ich es gerade noch akzeptabel, was die Umbauung betrifft. Man kann es zumindest von der Straße aus noch gut als solches erkennen. Im Dezember vergangenen Jahres war ich dort auf einen Besuch; die „alte Truppe“ ist noch immer dort [bis auf die ganz alte Dame]. Natürlich verbrachte ich dort mehr Zeit, als mit den Hausaufgaben und genoss dort als 10jähriger auch die Sonderrechte, das Köchelverzeichnis und einige Faksimiles zu entlehnen.



    Das Pendant in Zwickau habe ich auch bereits besucht. Es ist natürlich bei weitem größer und mit unendlich vielen Schätzen beschmückt. Das Endenicher Haus betreibt ja "nur" die beiden Gedenkzimmer... aber dafür sehr liebevoll und hübsch gemacht.


    Die italienischen Restaurants gab es damals noch nicht, ich glaube aber, dass die Endenicher einen guten Geschmack haben. Am Schulplatz befindet sich meine ehemalige Grundschule Matthias-Claudius [Der Mond ist aufgegangen…], in der ich auch erstmals Blockflötenunterricht erhielt…


    Nicht zu verachten ist natürlich das - mittlerweile eher kommerzielle - Beethovenhaus im Zentrum Bonns [Bonngasse] sowie das August-Macke-Haus.


    Natürlich hast Du Recht, was Goethe betrifft: Es ist mir genau genommen, so noch nicht aufgefallen. Das Eckhaus unten ist das Sessenheimer Memorial Goethe:




    Nun denn, die Welt ist klein. Zurück zu den Psychos…


    Bien cordialement,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Heinz,
    träfe dein zweiter Absatz ein , so wäre dies schrecklich . Aber wie es eine Abhängigkeit von Therapeuten ( gleich welcher Art ! ) gibt , finden wir auch verhängnisvolle Abhängigkeiten von grossen Vorbildern "Meistern" oder Lehrern ( dies beweist der FallLeon Fleischer und Arthur Schnabel dramatisch ! ) .
    Beste Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Cher Ulli ,
    ich hatte einen langjährigen Klassenkameraden , der auch noch Jahre neben mir sass , mir Musik aufnahm ( über die er nur fassungslos den Kopf schüttelte , weil es Opern waren ) , der Klassenprimus war , mit dem ich viel Freizeit verbrachte ( und wenigen Freunden mit gleichen iIntereseen und Freundinnen ) , der 5 Jahre mit mir den Schulweg teilte .
    Am 4. und 5. Jui waren wir in einer sehr netten Clique noch "auf Tour" . Er schien , zumal er einen nagelneuen Wagen gewonnen hatte , unerreichbar (oder doch schon nicht mehr ??? ) glüchlich sein zu müssen .
    In der Nacht nach meinem Geburtstag , 6. Jukli , hat er sich dann nach einem minimalen Streit mit sieiner Freundin ins Auto gesetzt und sich voll mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln das Leben genommen .
    Sehr wahrscheinlich hatte er schon längere zeit innerseelische probleem grossen Ausmasses , die er nicht alleine bewältigen konnte . Seine Freundin auch nicht .
    So ist das leider zu oft mit der kurzen Zeit vor dem Tod .
    Liess mal bitte das Buch von Prof. Raymon Battegay "Grenzsituatioen" !
    Herzlichst
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Walter ,


    Dein vorletzter Absatz ist dermassen komplex , dass Du daraus eigentlich einen eigenen >Thread machen solltest !
    Du sprichst so unendlich viele verschiedene Fakten an ...Dies kann ich in einer kurzen Stellungnajme nicht beantworten . Leider .
    Aber dennoch : es ist eine grosse Herausforderung , darüber intensiv nachzudenken .
    Beste Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Original von Walter T.
    Oft habe ich darüber nachgedacht, was Bruckner, den sicher viele als reif für den Psychotherapeuten angesehen hätten, mit seiner Widmung der 9. Sinfonie an den lieben Gott gemeint hat. Er soll gesagt haben, das Scherzo dieser Sinfonie werde die Menschen verrückt machen. Ich glaube, er hat es einfach als Dank gemeint, dass Gott ihm die Musik gegeben hat, und er mit seinen Mitteln versucht hat, das Beste daraus zu machen.


    Salut,


    Joseph Haydn tat dies eigentlich regelmässig, ohne als geisteskrank gegolten zu haben. Er signierte jedes Werk mit Fine Laus Deo - und Bach?


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo, lieber Frank und Ulli,


    ja, ich muss zugeben, es ist wirklich eine spannende Aufgabe, die Eigengesetze eines Internet-Forums herauszuspüren und sowohl Texte zu schreiben, die auf maximal eine Bildschirmseite passen, und dabei zugleich keine falschen Selbstbeschränkungen im Gedankengang einzugehen und nicht den eigenen Rhythmus zu verlieren. Oft streiche ich radikal zusammen. Kleine Geschichten wie die von Frank über seinen Klassenkameraden sagen in wenigen Worten außerordentlich viel.


    Bach, Haydn und Bruckner hatten sicher eine völlig unterschiedliche Vorstellung von Gott. Allein diese drei Komponisten zusammenzustellen, hat etwas Herausforderndes. Bach und Haydn zeigten auf jeweils eigene Art einen Glauben, an dem sich seither sehr viele orientieren können und der gewissermaßen „gesellschaftsfähig“ ist. Für Bruckner gilt das sicher nicht. Die Widmung seiner Sinfonie an den lieben Gott lässt daher die unterschiedlichsten Deutungen zu. Wenn er Gott für die Musik dankt, klingt da viel mehr mit als ein Ausruf „danke, es ist vollbracht“.


    Dass jemand wie Bruckner sich so schwer in der Gesellschaft zurechtfand und so viel Spott aushalten musste, zeigt brennpunktartig, wie es um diese Gesellschaft steht. Wenn dann Psychotherapie und Geisteskrankheiten sowie Urteile, wer wann als geisteskrank gilt, auftreten, ist immer zu fragen, ob diese selbst nicht eher Symptome sind, statt bei anderen nach Symptomen zu suchen.


    So, jetzt wird aber für einige Tage der PC nicht mehr angerührt, auch kein Forum,


    herzliche Grüße,


    Walter

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  • Salut, Frank,


    schrieb Bach nicht S.D.G. [soli deo gloria] unter seine Werke?


    Liebe Grüße
    Ulli
    [protestierender Reformant]

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli ,
    herzlichen Dank für Deine geistreiche Anmerkung . War "S.G.D." nicht doch eher eine Floskel ?
    ich habe irgendwo einmal behauptet , Bach sei eigentlich höchstwahrscheinlich innerlich römischh katholischer Christ gewesen . Ich wäre fast enthauptet worden .
    Nur eines zählt : Seine Musik !
    Die besten Grüsse ins Elsass ,
    Frank
    PS.: Am sonntag ist in Frankreich eindeutig "Nein-Tag" F.

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Salut,


    also zunächst glaube ich kaum, dass irgendetwas, was Bach auf sein Notenpapier schrieb, lediglich eine Floskel war oder ist - ich denke, er war überzeugter Christ. Bevor ich jetzt weiter schreibe der Hinweis: Es gibt einen Thread dazu. gucksdu hier.


    Zitat

    Ich wäre fast enthauptet worden.


    Da ging's Dir wenig anders, als mir hier!


    Sonntag: LOGISCH! Die Franzosen wissen, was sie wollen - kennen kein Pardon [eben noch das "alte Europa" - hähähähä] :D


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Cher Ulli ,
    da ich von anderer Seite die Frage gemailt bekommen habe :
    Es gab z Zeiten von Robert Schumann weder
    1. eine Psychoanlyse
    2. keine Psychopharmaka
    3. keine Intensivmedizin im aktuellen medizinischen Sinn .
    Robert Schumann ist nach damaligen Möglichkeiten in Endenich optimal ärztlich und pflegerisch behandelt und betreut worden !


    Mit Psychoananlyse ( welcher Form ? ) hätte weder eine endogene Psychose noch eine Progressive Paralyse therapiert werden können ,
    mit Psychopharmaka ( s.: H J Möller : Rsychiatrie und Psychotherpaie ; 2. A ) hätte vielleicht die Symptomatik einer Psychose behandelt werden können . Persönlich meine ich aber , dass Schumann k e i n e endogene Psychose im heutigen Sinn hatte , sondern eine schwere Persönlichkeitsstörung im Sinne von ICD-10 oder DSM-IV .
    Herzliche Grüsse,
    Frank :hello: :hello: :hello: :hello: :hello: :hello:

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Eine Psychotherapie (die verschiedenen Ansätze berücksichtige ich nicht) ist für die Betroffenen sicherlich hilfreich. Sie gehört in die Verantwortung von Ärzten.


    Ausser den im Eingangsbeitrag genannten Komponisten und Interpreten ist mir kein Musiker bekannt, der eine Therapie aufgesucht hat. Das Patienten-Therapeut Verhältnis ist durch die Verschwiegenheit geschützt. Man wird daher keine Angaben erhalten. Dass Sigmund Freud über Gustav Mahler zusammenfassend darüber berichtet hat, erstaunt mich daher. Wenn der Patient wie im Falle von Rachmaninow sich äussert, ist dies dies seine Entscheidung. Wikipedia klärt uns auf:


    Rachmaninow, der von sich aus nicht gerade eine Frohnatur war, sondern eher eine Tendenz zur Schwermütigkeit hatte, geriet durch die vernichtende Kritik in eine tiefe Schaffenskrise und nachfolgende Depressionen, die durch die ablehnende Haltung Lew Tolstois gegenüber seiner Musik während eines Privatkonzerts verstärkt wurde. Er komponierte nicht mehr, sondern arbeitete stattdessen zeitweilig als Dirigent an der Moskauer Russischen Privatoper. Der Familie Satin gelang es schließlich, ihn dazu zu überreden, sich in ärztliche Behandlung zu begeben.


    Hilfe fand Rachmaninow bei einem der russischen Pioniere auf dem Gebiet der Psychiatrie, Nikolai Dahl, dem es gelang, ihm sein Selbstvertrauen zurückzugeben. Dahl behandelte seinen berühmten Patienten mittels Hypnose. Rachmaninow schrieb hierüber später:


    „Ich hörte die gleichen hypnotischen Formeln Tag für Tag wiederholt, während ich schlafend in Dahls Behandlungszimmer lag. ‚Du wirst dein Konzert schreiben … Du wirst mit großer Leichtigkeit arbeiten … Das Konzert wird von exzellenter Qualität sein …‘ Es waren immer dieselben Worte, ohne Unterbrechung. Auch wenn es unglaublich erscheint, diese Therapie half mir wirklich. Im Sommer begann ich zu komponieren. Das Material wuchs, und neue musikalische Ideen begannen sich in mir zu regen.“


    Rachmaninow begann mit der Arbeit an seinem 2. Klavierkonzert op. 18 in c-Moll, das heute zu den bekanntesten Konzerten der Romantik zählt, und widmete es aus Dankbarkeit seinem Arzt.


    Den Ansatz der Hypnose kommentiere ich wie eingangs erwähnt, nicht.


    Den Patienten und Ärzten stehen heute weitere Methoden zur Verfügung. Medikamente sind hilfreich. Der Heilungsprozess erfordert Zeit. Es gibt keine schnellen Lösungen.


    Ich denke, eine Therapie verändert die Sicht des Patienten auf seine Schwierigkeiten. Das ist die Hilfe einer Therapie. Eine grundlegende Veränderung der Persönlichkeit sehe ich nicht als Ziel einer Therapie.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Ausser den im Eingangsbeitrag genannten Komponisten und Interpreten ist mir kein Musiker bekannt, der eine Therapie aufgesucht hat.

    Der australische Pianist David Helfgott war meines Wissens in einer Therapie. Ich hatte ihn bei einem von Peter Feuchtwangers Meisterkursen (damals in den 80-ern) in Bonn erleben dürfen.

  • Der australische Pianist David Helfgott war meines Wissens in einer Therapie. Ich hatte ihn bei einem von Peter Feuchtwangers Meisterkursen (damals in den 80-ern) in Bonn erleben dürfen.

    Helfgott dürfte ein Sonderfall sein - auch was seine Selbst- und Fremdwahrnehmung und damit -vermarktung anbelangt. Seine Veröffentlichungen sind hochgradig umstritten, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Das dritte Rachmaninoff-Konzert habe ich mir mal - eigentlich eher spaßeshalber - zugelegt. Ein fragwürdiges Produkt.


    Welche Erfahrung hast Du denn damals gemacht, werter Axel? Nicht, dass ich hier dann doch zu große Töne spucke ...


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Helfgott dürfte ein Sonderfall sein - auch was seine Selbst- und Fremdwahrnehmung und damit -vermarktung anbelangt. Seine Veröffentlichungen sind hochgradig umstritten, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Das dritte Rachmaninoff-Konzert habe ich mir mal - eigentlich eher spaßeshalber - zugelegt. Ein fragwürdiges Produkt.

    Mein Erlebnis geht auf eine Zeit zurück, wo Helfgott noch nicht bekannt war, aber, so wie ich ihn erlebt habe, psychisch schon ein wenig auffällig. Ich war mit eine Freundin bei dem Vortrag, wo er Liszts 2. Rhapsodie spielte. Der Kommentar meiner Partnerin war, dass sie sich nach seinem Vortrag nicht mehr als weiterer Meisterschüler an das Klavier gesetzt hätte. Es gab aber noch welche....:(


    Das war schon ein Lob!


    Die weitere Laufbahn Helfgotts habe ich eigentlich nicht verfolgt und war dann später über die Vermarktung schon etwas überrascht oder auch unangenehm berührt. So etwas hat ein Geschmäckle.


    Könntest Du vielleicht noch ein paar Worte zu der Rachmaninoff Einspielung verlieren

  • Könntest Du vielleicht noch ein paar Worte zu der Rachmaninoff Einspielung verlieren

    Ich will nicht leugnen, dass mir schon problematische Passagen aufgefallen sind, mangelnde Kohärenz, Temposchwankungen, Textänderungen, Fehler. Es gibt viele Passagen, die mich auch überzeugen bzw. die ich so problemlos akzeptieren kann. Es ist halt ein äußerst subjektiver Zugang - aber einen solchen habe ich ganz eklatant auch bei Ivo Pogorelichs Chopin-b-Moll-Sonate in Erinnerung, habe die LP aber seit über zwanzig Jahren nicht mehr gehört.


    Ob ich die Kompetenz eines Attila Csampai habe, wage ich sehr zu bezweifeln - andererseits ist ein Csampai auch nicht sakrosankt. Und was er im Folgenden schreibt, ist nun eigentlich keine Besprechung im eigentlichen Sinn.


    Hier also drei Rachmaninoff-Rezensionen - zwei davon sind nicht auf das dritte Konzert bezogen. Aus nicht-professioneller Sicht hatte der Pianist, hatte diese Aufnahme des einschlägigen "Rach3" schon auch ihre Fans. Ich will aber nicht leugnen, dass ich sie mir nicht aus seriösen Beweggründen heraus gekauft habe - das habe ich oben ja angedeutet.


    Die dritte Besprechung ist keineswegs negativ.


    https://www.rondomagazin.de/kritiken.php?kritiken_id=2566

    https://www.rondomagazin.de/kritiken.php?kritiken_id=1782

    https://magazin.klassik.com/re…VIEW&RECID=2027&REID=1216


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hier habe ich noch etwas Aktuelleres gefunden - zugegebenermaßen jetzt aber nicht gelesen. Doch allein die Schlagzeile wirft ein verändertes Licht auf den Australier:


    https://www.independent.co.uk/…hizophrenia-a7763336.html


    Es scheint so, als hätte er im Alter eine relativ friedliche Existenz als (Durchschnitts-)Pianist gefunden - jenseits greller Schlaglichter zwischen einer Genie- und einer Anti-Genie-Existenz. Es wäre ihm zu wünschen. Dies legen auch der keineswegs reißerische Wikipedia-Artikel und seine Website nahe.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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