Beethoven-Sinfonien - - - Große Dirigenten der Vergangenheit

  • Dieser Thread hat zum Ziel große Dirigenten, welche einst Beethoven Sinfonien für die Schallplatte aufgenommen haben in Erinnerung zu rufen und somit dem Vergessenwerden zu entreissen - Erlaubt sind hier lediglich MONO Aufnahmen, der Stereobereich ist bereits abgedeckt.


    Natürlich kennt heute jdermann (??) Furtwängler als berühmten Dirigenten Beethovenscher Sinfonien, ebenso wie Toscanini.
    Aber da gab es zahlreiche andere, die zu Lebzeiten hochberühmt - heute aber (fast) vergessen sind, zumindest werden ihre Aufnahmen - so überhaupt noch erhältlich - kaum gehört.
    Das ist einerseits verständlich, denn die Tontechnik mutet zumeist ziemlich archaisch an - und ist es auch.


    Jedoch ZUMINDEST aus historischen Gründen sollte man die eine oder andere Aufnahme kennen - man kann dann heutige Interpretationen besser einordnen und bewerten.


    .


    Ich habe zu Beginn Felix von Weingartner gewählt - Dirigent und Komponist - einst aus dem Musikleben nicht wegzudenken.
    Die Label welche das Remastering machten haben unterschiedliche Philosophien in Sachen Rauschunterdrückung - ich meine, desto weniger gefiltert wird, desto unverfälschter auch der Orchesterklang.


    Von HIP war damals übrigens noch keine Rede.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn das ein Blick in die Geschichte der fühen Beethoveaufnahmen sein soll, dann steuere Bruno Seidler Winkler und Oskar Fried bei.


    Bruno Seidler-Winkler war von 1903 bis 1923 Hausdirigent der Deutschen Grammophone und hat 1923 ein - akkustische - Gesamtaufnahme der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven gemacht. Sechs Jahre später folgte Oskar Fried, der dieses Werk ebenfalls für die Grammophone aufgenommen hat, diesmal - nein, nicht in stereo aber elektrisch.



    Und auf diesen Klangunterschied - akkustisch vs. elektirsch - trifft das Karajan-Diktum vom Unterschied zwischen Gasbeleuchtung und elektrisch Licht wirklich zu. Musikalisch ist das indes schwer zu beurteilen.


    Bruno Seidler-Winkler trat auch Klavierbegleiter hervor: in meiner Schellacksammlung habe ich eine akkustische Aufnahme der Frühlingssonate (von der ich den Gegeiger nicht im Kopf habe.


    Die Klangwiedergabe war bei diesen Aufnahmen immer ein besonders Unterfangen - zur Entstehungszeit der Aufnahmen von Felix Weingartner ging das indes recht gut: Leopold Stokowski, der 1927 mit dem Philadelphia Orchestra die 7. Sinfonie von Beethoven eingespielt hat, war mit dem Ergebnis erst zufrieden, nachdem er die Stärke des Orchesters schlicht verdoppelt hatte. Scheint als CD nicht greifbar zu sein.


    Zu den frühen sehr guten Beethoven-Dirigenten ist gewiss auch Hans Pfitzner zu zählen. Meine Einschätzung fusst auf seiner Aufnahme der 6. Sinfonie.




    Wäre noch Wilhelm Mengelberg im Angebot. Dessen permaneten Portamenti haben mir allerdigs den Spass an den alten Aufnahmen verhagelt.



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Auch Mengelberg gibt es in japanischen Pressungen, die meiner Meinung nach besser als die meisten anderen klingen, weil sie einen hohen Rauschpegel in Kauf nehmen um die Höhenwiedergabe und somit die feinen Nuance der Klangfarben zu erhalten.


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    Über Interpretationsansätze kann natürlich auch gesprochen werden, nur fürche ich, daß kaum jemand genügend dieser alten Aufnahmen gebunkert hat.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Natürlich Maestro N I K I S C H .


    Das bleibt grosses Können !


    Und Koussevitzky .


    Dann der unvergleichliche in Köln am Rhein geborene William S t e i n b e r g ( z. B. 7. Symphonie ; EMI ) .


    Dann die ausgewanderten bedeutenden Dirigenten wie Bruno Walter ( seine GA bleibt eione der bedeutensten Einspielung der Symphonien überhaupt ) .


    Ormmandys Kunst ! ( Nicht nur mit dem Philadelphia Orchestra ) .Hat er nicht 1969 in Wien mit den Philharmonikern neben Tschaikowskys "Pathétique" die 8te von Beethoven geradezu au einer Vergessenheit herausdirigiert ?


    Viele Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Natürlich Maestro N I K I S C H .


    Das bleibt grosses Können !


    Ich erlaube mir hier and ieser Stelle das Cover nebst Hörmöglichkeit der Klangschnippsel einzustellen (einfach aufs Coverbild klicken)


    Wenn ich richtig unterrichtet bin, dann hat Nikisch die erste Aufnahme der 5 Sinfonie überhaupt gemacht. Diese hier entstand um 1913/14 .
    Es handeld sich somit um eine sogenannte AKUSTISCHE Aufnahmen, soll heissen es wurde in den Trichter gespielt - ohne Mikrophon....




    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Auch als Teil dieser Box zu haben:



    Laut dem Booklet stammt die Aufnahme vom 10. November 1913. Sie erschien auf vier zweiseitig bespielten 78er-Schellackplatten, die seinerzeit für je 9,50 Mark einzeln verkauft wurden.


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Sooo lange ist das schon her, daß ich diesen Thread gestartet habe ? - Das war mein erster Gedanke, als ich ihn heute im Rahmen meiner Eintragungen ins Foreninhaltsverzeichnis wiederentdeckte.
    Ich nütze dabei die Gelegenheit ihn weiterzuführen, Auf CD überspieltes Tonmaterial der Schellack-Ära gibt es ja derzeit noch in Hülle und Fülle. Heute habe ich in meiner Sammlung gestöbert und diese - eigens für diesen Thread erworbene - noch ungespielte - Toscanini-Einspielung, der 5. und 7. Sinfonie von Beethoven entdeckt. Es fehlen ja nicht mehr viele Dirigenten zu diesem Thema, allerdings die entsprechenden Hörbeschreibungen. Wer aus Angst vor "altväterlichen" Interpretationen zurückschreckt - der könnte unter Umständen eine Überraschung erleben.
    Zu oft hat man uns das Märchen von den (angeblich) revolutionären Deutungen unserer Tage einzubläuen versucht. Das übersteht man nicht, ohne Schaden zu erleiden...

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nachdem ich sowohl vom Dirigenten wie auch vom Orchester bislang keine Aufnahmen kannte, habe ich kürzlich die folgende Gesamt-Einspielung von Carl Schuricht und dem Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire erworben:


      Leider keine Gesamteinspielung mehr gefunden astewes als mod


    Leider so kürzlich, daß ich bisher erst die Eroica hören konnte. Dennoch zweifle ich schon nach dem Genuss dieser einen Sinfonie nicht daran, daß Schuricht seinen Platz in diesem Thread haben sollte, ja muss: zupackend und athlethisch, voller Frische und Klarheit geht er das Werk an - und dennoch geprägt von großem Ebenmaß. Auch fällt die hervorragende Abstimmung zwischen den Instrumentengruppen auf, so daß ich trotz des Mono-Klangs, dessen größter Anhänger ich normalerweise nicht bin, von dieser Einspielung von Sekunde 1 an sehr angetan war. Hier versteht definitiv jemand sein Handwerk. Ich freue mich schon auf den Rest der Box!


    @Alfred: auch von dem eben genannten Toscanini hatte ich mir vor mittlerweile geraumer Zeit einen Beethoven-Zyklus gekauft, muss aber ehrlich zugeben, daß mich sein maschinell wirkender Zugriff meiner Erinnerung nach ziemlich enttäuscht hatte und ich die Aufnahme dementsprechend recht schnell wieder weggelegt habe. Zumindest hatte ich damals streckenweise den Eindruck, da hätte auch ein Metronom auf dem Dirigentenpult stehen können. Aber ich werde ihm beizeiten sicherlich noch eine zweite Chance geben.

  • @Alfred: auch von dem eben genannten Toscanini hatte ich mir vor mittlerweile geraumer Zeit einen Beethoven-Zyklus gekauft, muss aber ehrlich zugeben, daß mich sein maschinell wirkender Zugriff meiner Erinnerung nach ziemlich enttäuscht hatte und ich die Aufnahme dementsprechend recht schnell wieder weggelegt habe.


    Nun mag der RCA-Zyklus ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, ich empfinde ihn aber nicht maschinell sondern als beeindruckende artistische Leistung. Diese sehr späten Toscanini-Aufnahmen sind aber nicht mit den wesentlich älteren aus Alfreds CD vergleichbar!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!






  • Scherchens Beethovenzyklus stammt aus den Jahren 1951-1954 und wurde damals mit dem "Orchester der Wiener Staatsoper" und dem Royal Philharmonic Orchestra London für das Westminster Label eingespielt.


    Einen weiteren Beethovenzyklus spielte Scherchen 1965 mit dem Orchestra della Radio Svizzera Italiana in Lugano ein.
    Den Mitschnitt der Lugano-Radioaufnahmen gibt es hier:
    http://s47.filefactory.com/dlp…ugano_Beethoven_Cycle.zip

    mfG
    Michael

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ormandy gehört für mich auch zu den grossen Beethoven-Dirigenten der Vergangenheit.


    Angesichts meiner zahlreichen Beethoven-Sinfonien - Aufnahmen habe ich (auch wegen des hohen Preises) verkniffen, mir die Ormandy-GA zu kaufen. Die sehr positiven Kritiken machten mich jedoch immer neugierig ...
    Im Frühsommer hatte ich mir dann diese SONY-Doppel-CD mit den Sinfonien Nr. 5 - 8 zugelegt und seitdem mit grosser Freude gehört.


    Ormandy´s kraftvoller, straffer und da wo es angebracht ist, dramatische Beethoven-Aufnahmen überzeugen auf der ganzen Linie. Langeweile kann nie aufkommen, da Ormandy den Hörer immer "am Ball hält". Verschleppt, wie bei dem IMO überschätzten Italiener wird bei ihm nichts ...
    Zur Klangtechnik:
    Die CBS-Klangtechnik neigt bei Ormandy zu relativer Breitwanddarstellung (für mich eine positiver Begriff !). Da ist nichts mittenbetont (darunter kranken viele CD-Aufnahmen)*, sondern das Panorama des Philadelphia Orchestra wird recht breit abgebildet, so als wenn man im Konzert relativ weit vorne sitzt - Klasse !


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    SONY, 1966, ADD


    Ganz famos ist ja auch die Ormandy-Aufnahmen von Beethovens Violinkonzert (mit Francescatti) und Tripelkonzert (mit Istomin, Stern, Rose), die meine Karajan/Richter und Co-Aufnahme (EMI) mit meiner Gunst deutlichst abgelöst hat. (Diese SONY-CD mit dem Tripelkonzert ist mit Beethovens KK5 unter Szell/Fleisher gekoppelt.)



    * Manche Aufnahmen sind heute viel zu mittenbetont. Man muss vom Stereohörplatztaus der Mitte etwas nach rechts oder links rücken um diesen Negativeffekt zu eliminieren und so einen räumlichern Eindruck zu bekommen.
    :thumbsup: Die Ormandy--Philadelphia Aufnahmen entsprechen somit viel mehr meinem Klangideal, weil das Orchester in voller Breite abgebildet wird. Klangliche (und Int) Hammeraufnahmen sind die Werke von Kodaly ... aber auch Beethoven klingt (vom Klang her) besser als Karajan aus den 60ern bei DG.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich habe seit einigen Jahren diesGesamtaufnahme in meiner Sammlung:



    Da ist gehörig Feuer unterm Dach. Auch klanglich hört man dieser Gesamtaufnahme ihr Alter nicht an.


    Liebe Grüße


    Willi















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    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo zusammen,


    bin soeben auf diesen Thread gestoßen und dachte ich reihe noch meine persönlichen Favoriten (wenn nicht bereits genannt ein).


    Zum einen wäre hier Erich Kleiber zu nennen. Der Vater des legendären Carlos Kleiber war ein Zeitgenosse Furtwänglers und Toscaninis.


    Außerdem sei hier Richard Strauss genannt, von dem ich die 5. sowie die 7. Sinfonie besitze und als sehr faszinierend empfinde. Der einzige Dirigent auf CD, der Beethoven womöglich als Kollegen auffassen darf ;)

  • In dieser Reihe darf einer der größten Beethoven-Dirigenten des 20. Jahrhunderts auf keinen Fall fehlen:
    Otto Klemperer
    geb. 14. Mai 1885 in Breslau - gest. 6. Juli 1973 in Zürich


    dessen Beethoven-Interpretationen über Jahrzehnte zum eisernen Bestand jeder Klassik-Diskothek gehörten und auch heute noch einen herausragenden Platz beanspruchen können.

    In dieser repräsentativen Kassette sind sämtliche Sinfonien sowie die fünf Klavierkonzerte mit dem damals 25jährigen Daniel Barenboim zusammengefaßt. Es sind ausnahmslos Stereo-Produktionen, die Sinfonien von 1955-1959, die Konzerte 1966/67.
    Diese Aufnahmen werden nach einem Ausspruch des Produzenten Walter Legge "Bestand haben werden, solange es Tonaufzeichnungen geben wird" .

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).


  • In dieser Box sind die Symphonien 3 (Symphony of the Air) und 6 (Orchestre des Concerts Lamoureux) in hervorragenden MONO-Einspielungen enthalten. Auf Markevitchs Rang als Beethoveninterpret wurde im entsprechenden Thread (Igor Markevitch. Vom Glühen der Strukturen) mehrfach hingewiesen, aber auch hier darf natürlich ein entsprechender Eintrag nicht fehlen. Seine klar durchleuchtete und strukturierte Darstellung, die den Hörer aber auch emotional nicht unbeeindruckt lässt, ist immer wieder überwältigend.
    Nicht unerwähnt bleiben sollen auch Markevitchs Beethoven-Studien zu den Symphonien, die in der Edition Peters verlegt werden.

  • In dieser Box sind die Symphonien 3 (Symphony of the Air) und 6 (Orchestre des Concerts Lamoureux) in hervorragenden MONO-Einspielungen enthalten.



    Hallo, Cartman,


    ja, beide Aufnahmen sind hervorragend, die EROICA wurde von Markevitch sogar als eine seiner bedeutendsten Interpretationen genannt, aber leider sind sie, wie Du schon anmerkst, nur in Mono aufgenommen, was natürlich einen pauschalen, ziemlich undurchsichtigen Klang erzeugt. Es gibt aber z.B. hier die Fünfte und Achte von Markevitch, in STEREO:

    mit dem Orchestre Lamoureux, Paris. Leider inzwischen fast vergessene Aufnahmen.

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich besitze die beiden Sinfonien in folgender Aufmachung:



    und kann sie wärmstens empfehlen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Damit es nicht im "Was hört ihr gerade jetzt?"-Thread verschüttet wird:



    Karl Böhm war auch eindeutig ein großer Beethoven-Dirigent der Vergangenheit. Als Einstieg ist sicherlich sein offizieller Zyklus mit den Wiener Philharmonikern (DG, 1970-1972) ideal. Für den Fortgeschrittenen bieten sich aber Ergänzungen an. Neben der ganz späten Einspielung der Neunten (DG, 1980) will ich ganz nachdrücklich die oben abgebildete CD empfehlen. Es handelt sich um eines der letzten Konzerte, die Böhm überhaupt gab, aufgenommen bei den Salzburger Festspielen 1980, genauer gesagt am 17. August 1980 im Großen Festspielhaus. Gespielt wurden die 2. und die 7. Symphonie von Beethoven. Obwohl Böhm sehr gemäßigte Tempi anschlägt (13:32 - 10:27 - 8:59 - 8:05), ist das eine der überzeugendsten Interpretationen der Siebten, die ich je gehört habe. Da direkt davor seine Aufnahme mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Audite, 1973) lief (12:35 - 9:43 - 8:15 - 7:23), hatte ich noch einen direkten Vergleich, der völlig zugunsten der späten Salzburger Aufnahme ausfiel. Die Wiener Philharmoniker spielen zumindest in diesem Direktvergleich mindestens eine Klasse besser. Es ist schier unfassbar, zu welchen Entladungen sie der schon sehr gebrechliche Böhm hier animieren konnte. Die Einleitung im Kopfsatz dauert hier über 5 Minuten, aber wie Böhm doch diese Zeit zu nutzen weiß. Das Allegretto hat in dieser Lesart tatsächlich viel von einem feierlichen Trauermarsch. Höhepunkt ist natürlich das Finale, in dem das Orchester nochmal alle Register zieht. Die letzten Minuten sind der absolute Wahnsinn, in der Coda spielt das Blech wie ums Überleben, als wollte es für den greisen Böhm noch ein letztes Mal das Beste geben. Eine Darbietung der Extraklasse! :thumbsup:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Auch Hermann Scherchen sei hier nicht vergessen. Leider konnte ich seine Beethoven Sinfonien aktuel nur in größeren (und überteuerten :stumm: ) Boxen finden.

    Es ist schier unfassbar, zu welchen Entladungen sie der schon sehr gebrechliche Böhm hier animieren konnte. Die Einleitung im Kopfsatz dauert hier über 5 Minuten, aber wie Böhm doch diese Zeit zu nutzen weiß.


    OH JA!!!! Gerade im Alter hatte Böhm den Aufnahmen nach zu urteilen eine besondere Ausstrahlung und "seine" Wiener verstanden ihn natürlich blind. Deine Empfehlung kann ich nur bestätigen.


  • Von Hermann Scherchen bekam ich vor Jahren mal den Live-Zyklus aus Lugano von 1965 (bereits in Stereo!). Es spielt das Orchestra della Radio Svizzera Italiana. Enthalten sind auch die Proben, was hoch informativ ist. Man versteht Scherchen, obwohl er mit dem Orchester in (sehr deutsch gefärbtem) Italienisch spricht, ziemlich gut. Ich fand diese Aufnahmen sogar besser als seine offiziellen Einspielungen. Genau erinnere ich mich jedenfalls gerade an die Siebte, bei der er im Finalsatz einen solchen Affenzahn anschlug, dass er in etwa sechseinhalb Minuten durch war. Das Orchester mag zwar nicht den allerhöchsten Ansprüchen genügen, aber es spielt mit einer Hingabe sondergleichen, so dass das völlig belanglos wird. Derzeit wohl nur als Japan-Import zu beziehen, dafür erstaunlich günstig.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Wenn ich Alfred in Beitrag 1 richtig verstanden habe, sollten in diesem Thread nur Monoaufnahme genannt werden. Nun haben sich in den letzten Beiträgen aber doch zunhemend Stereo-Aufnahmen eingefunden; z. B. Klemperer, Böhm und Scherchen.
    Alfred argumentierte dahingehend, dass die Stereo-Aufnahmen mit Dirigenten der Vergangenheit schon genügend dokumentiert seien. Ich kann das durchaus nachvollziehen, zumal ich selbst ungefähr geauso viel Stereo-Aufnahmen mit Dirigenten aus der Vergangenheit habe als solche mit Dirigenten aus der Gegenwart, z. B. die oben genannten, aber auch andere wie Cluytens, Karajan in allen seinen Gesamtaufnahmen, Bernstein in seinen Gesamtaufnahmen, Celibidache, Giulini, Jochum, Kempe, Kegel, Konwitschny, Leibowitz, Leinsodorf, Monteux, Szell, Wand und Walter. Dabei habe ich nur die Dirigenten genannt, von denen ich eine oder mehrere Gesmataufnahmen habe, solche mit einzelnen Aufnahmen wie Reiner oder Tennstedt nicht.
    Ich habe nur eine Gesamtaufnahme der Beethoven-Sinfonien in Mono, und da ist die von mir schon weiter oben gepostete von Arturo Toscanini. Ich ahbe früher grundsätzlich keine Mono-Aufnahmen gesammelt, habe aber mittlerweile auch einige Aufnahmen von Furtwängler, z. B. die berühmete Neunte aus Bayreuth, und ich habe erst mit der Arbeit an den Beethoven-Klaviersonaten-Threads diesen Pfad verlassen und auch Mono-Gesamtaufnahmen angeschafft, sofern vorhanden, wie z. B. von Gieseking, Schnabel, Nat und Solomon (letzterer leider auch nicht ganz komplett).


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • Wenn ich Alfred in Beitrag 1 richtig verstanden habe, sollten in diesem Thread nur Monoaufnahme genannt werden.


    Danke für den Hinweis. Das ist auch mir entgangen, vermutlich, weil vor mir schon etliche Stereoaufnahmen gepostet wurden. Wie dem auch sei.


    Wenn es um große Beethoven-Dirigenten der Vergangenheit im Sinne von Monoära geht, dann muss ich hier zunächst einen benennen, der (man möchte fast sagen: natürlich) bisher nicht nicht genannt wurde: Hans Knappertsbusch.


    Sah die Situation zu Beginn dieses Threads (2009) noch weniger erquicklich aus und musste man sich größtenteils mit Aufnahmen von eher dubiosen Labels begnügen, hat sich das doch glücklicherweise in den letzten Jahren gewandelt.


    Bei Orfeo (in Sachen Kna wohl führend) ist mittlerweile eine beachtliche Beethoven-Diskographie verfügbar: Symphonien Nr. 3, 7 und 8, Klavierkonzerte Nr. 3 (Anda), 4 und 5 (Backhaus), Coriolan-Ouvertüre. Es standen jeweils die Originaltonbänder zur Verfügung, so dass das Maximum an Klang herausgeholt werden konnte:



    Das zweite wichtige Label in diesem Zusammenhang ist Tahra, bei dem man die Symphonien Nr. 2 (aus Bremen) und 5 (mit den Berliner Philharmonikern) ergänzen kann:



    Wer einen Beethoven-Stil wie aus dem späten 19. Jahrhundert mit viel Pathos kennenlernen möchte, ist mit Knappertsbusch m. E. bestens bedient. Eine wichtige Ergänzung der Beethoven-Aufnahmen in Mono.

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    – Luís de Camões

  • Außerdem sei hier Richard Strauss genannt, von dem ich die 5. sowie die 7. Sinfonie besitze und als sehr faszinierend empfinde. Der einzige Dirigent auf CD, der Beethoven womöglich als Kollegen auffassen darf ;)


    Richtige und wichtige Ergänzung, lieber David!


    Richard Strauss gilt ja vielen als eher mittelmäßiger Dirigent (man lese nur hier im Forum nach), aber selbst ein Karl Böhm bezeichnete ihn als einen der ganz großen Dirigenten, nicht nur Komponisten.



    Ich habe mir die beiden Beethoven-Aufnahmen unter Strauss' Stabführung vor einigen Monaten auch das erste Mal angehört und war sehr angetan. Abgesehen von einigen Freiheiten in der Agogik, die man heute so nicht mehr hört, ein doch ziemlich moderner Beethoven-Stil, der sich m. E. deutlich von jenem von Furtwängler, Knappertsbusch und Mengelberg abhebt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Abgesehen von einigen Freiheiten in der Agogik, die man heute so nicht mehr hört, ein doch ziemlich moderner Beethoven-Stil, der sich m. E. deutlich von jenem von Furtwängler, Knappertsbusch und Mengelberg abhebt.


    Lieber Joseph,


    gerade deswegen finde ich Strauss hier sehr interessant. Schön, dass er dir auch gefällt. Über Strauss als Dirigenten kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Ich für meinen Teil besitze einige Aufnahmen unter seiner Stabführung und bin sehr angetan.


    Aus der Mono-Ära fällt mir noch Paul van Kempen als durchaus interessanter Beethoven-Dirigent ein. Neben seinen sinfonischen Aufnahmen mit den Berliner Philharmonikern

    liegt auch eine beachtliche GA der Klavierkonzerte mit Kempff vor.

  • Ich habe mich auch mal über Richard Strauss geäußert, aber nicht dahingehend, dass er mittelmäßig als Dirigent sei, sondern zu seinem Dirigierstil, dass er mit einem Minimum an Gesten auskam, soweit man das an den vorliegenden Bildaufnahmen beurteielen konnte.
    Wenn dabei so etwas herauskommt wie der Beginn des im Horbeispiel dahinstürmenden Kopfsatzes, dann à la bonheur. Ich stelle mir vor, dass Günter Wand das in dem Tempo dirigiert hätte, da hätten ihm die Arme aber hinterher wehgetan. Bei dem Orchester muss es sich wohl um die Staatskapelle Berlin gehandelt haben, nicht wahr? Nur schade, dass die Aufnahme so rauscht. Ich habe Aufnahmen aus jener Zeit, die überhaupt nicht mehr rauschen. Das scheint mit dem Stand der Technik doch heute alles möglich zu sein, die Aufnahmen so nachzubehandeln. Denn das ist ja von der Interpretationsqualität her unbedingt anschaffenswert.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • sondern zu seinem Dirigierstil, dass er mit einem Minimum an Gesten auskam, soweit man das an den vorliegenden Bildaufnahmen beurteielen konnte.


    Auch Zeitzeugen berichten von diesem Phänomen. Strauss selber sagte dazu (aus dem Gedächtnis zitiert):
    "Jede Geste muss eine genaue Bedeutung haben, anderenfalls ist sie wegzulassen" und "Man muss in der Lage sein, mit einer Sricknadel dirigieren zu können." sowie "Der Dirigent darf niemals ins Schwitzen kommen, das Publikum muss schwitzen."
    Es gibt sehr interessante theoretische Schriften von Strauss über das Dirigieren. Muss mal schauen, ob ich in der Universitätsbibliothek was finden kann.

  • Zitat

    David: ---Strauss:"Man muss in der Lage sein, mit einer Sricknadel dirigieren zu können."


    Lieber David,


    hast du mal gesehen, mit welch einem Stäbchen Gergiev gemeinhin dirigiert? Das ist nur ein etwas längerer Zahnstocher. Richtig ist mir das erst aufgegangen, als ich die ersten DVD`s und Blu Rays von ihm gesehen habe. In Live-Konzerten mit ihm konnte ich das nicht erkennen. Aber phänomenal, was dann stets als Ergebnis herauskommt:



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    Was es nicht alles gibt.
    Herzlichen dank für diesen Hinweis. Ich schätze Gergiev von meinen CDs her sehr, kam aber noch nie dazu mir sein Dirigat auf Videos anzusehen. Das muss ich offenbar schleunigst nachholen.