Was erwartet Ihr von einer Beethoven- Sinfonie ?

  • Ähnlich wie beim Schwesternthread Was erwartet Ihr von einer "Haydn -Sinfonie" ? aus dem Jahre 2005 wird hier eigentlich nur nach der subjektiven Erwartung gefragt, vielleicht auch nach der Erwartung wie eine Beethoven Sinfonie interpretiert werden sollte, klingen sollte. Also, beispielswiese "wuchtig", "erhaben" feierlich", "spritzig", "klangschön", Tempoeramentvoll, "melancholisch", feurig etc.
    Auf Wunsch kann - muß aber nicht - ein Beispiel angegeben werden, wo die PERSÖNLICHE Erwartungshaltung recht gut realisiert wurde, dies kann beispielsweise auch nur eine einiziger Satz einer Aufnahme sein.


    Das Thema ist ein wenig heikler als bei Haydn, weil bei Haydn nicht davon ausgegangen werden kann, daß jemand ALLE Sinfonien gut kennt, bei Beethoven jedoch eher schon....


    Es kann aber auch geschrieben werden, wenn einem überhaupt KEINE Aufnahme am Markt der persönliche Vorstellung einer optimalen Interpretation entspricht, bzw nahekommt. Hier könnte dann erläutert werden was einem eigentlich abgeht.


    Wie gesagt, assizieren wir alle itrgendedwas, sobals wir das Wort Beethoven hören - allerdings assoziiert jeder etwas Anderes - was die Sache natürlich erschwert....


    mfg aus Wien


    Alfred


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    der Thread irritiert mich jetzt doch etwas: Während ich bei Haydn ja Erwartungen haben kann, die aufgrund der Vielzahl der Werke durchaus erfüllt werden können, gibt es bei Beethoven bekanntlich 9 Sinfonien zur Auswahl. Da erwarte ich eigentlich nichts, da ich sie bereits kenne.


    Ansonsten:


    Zitat


    "wuchtig", "erhaben" feierlich", "spritzig", "klangschön", Tempoeramentvoll, "melancholisch", feurig etc.


    ...kommt natürlich aufs Werk und die Stelle im Satz des Werks an, aber: Ja, das trifft es in etwa.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli
    der Thread irritiert mich jetzt doch etwas: Während ich bei Haydn ja Erwartungen haben kann, die aufgrund der Vielzahl der Werke durchaus erfüllt werden können, gibt es bei Beethoven bekanntlich 9 Sinfonien zur Auswahl. Da erwarte ich eigentlich nichts, da ich sie bereits kenne.


    Eben. Man weiß einfach, was einenen erwartet. Und zwar seit etwa 20 Jahren und mehr oder minder "in- und auswendigl."


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich habe das Problem im Eröffnungsthread bereits kurz angerissen, aber andrerseits auch darauf hingewiesen, daß unterschiedliche Interpretationen auch unterschiedliche Eindrücke hinterlassen können.
    Bei Beethoven ist das eigentlich auch sehr schwierig, wenngleich es immer wieder versucht wird.


    Dieser Thread könnte eigentlich DREI Typen von Musikhörer ansprechen:


    a) ganz junge, die in der Tat noch nicht alle Beethoven Sinfonien gehört haben
    (diese werden wir vermutlich hier nicht als Mitglieder haben - und wenn - wer wird schon zugeben wollen, nicht alle Beethoven Sinfonien zu kennen ? - Wenngleich es vor allem in jungen Jahren das natürlichste von der Welt ist...)


    b) "Spezialisten" die entweder nur "alte Musik" oder "Moderne " hören - und sich mal an "Wiener Klassik" versuchen wollen


    c) sehr erfahrene, die JEDE Interpretation als grundverschieden ERLEBEN, die nicht mahr das große Ganze an sich hören, sondern lediglich die Unterschiede. Hier gibt es dann immer wieder Stellen, die der eigenen Erwartungshaltung optimal oder weniger optimal entsprechen - und genau darum könnte es in diesem Thread (im Gegensatz zu jenem über die Haydn-Sinfonien ) gehen.


    Ich will die Theamtik nur kurz an der Thematik des "Gewitters" in der Pastorale erläutern:
    Mir persönlich sind DREI verschiedene Sichtweisen bekann (es gibt aber sicher mehr)


    a)Das Gewitter wird quasi nur "angedeutet", der musikalische Fluß nicht wesentlich gestört, die Dynamik hält sich in Grenzen, es handelt sich eigentlich trotz allem um "absolute Musik"


    b) Das Gewitter wird ausgekostet, die Dynamik voll ausgereizt (ich bin übrigens der Meinung, daß dies am Besten bei Karajans erster Stereiaufnahme realisiert wurde), jedoch handelt es sich noch immer um eine Sinfonie, nicht um eine Naturschilderung.


    c) Gewitter pur. Die Elemente toben, die Blitze zucken, der Donner grollt - von Musik ist da wenig zu spüren, man vergisst, daß hier nur Musikinstrumente am Werk sind, sondern erlebt ein beeindruckendes Naturereignis, die Schilderung des Geschehens ist derart realistisch, daß die Musik mehr oder weniger in den Hintergrund gerät. Meiner persönlichen Erinnerung nach ist dier Interpretationsstil bei Rättles Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern - hier außer Rand und Band - zu erleben.


    Um es vorwegzunehmen - ich ziehe die Sichtweise b allen übrigen vor.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Du sprichst aber nicht davon, was man von einer Beethoven-Sinfonie erwartet, sondern was man von einem Dirigenten erwartet, der eine Beethoven-Sinfonie aufführt. Das ist was ganz anderes.


    Meine Antwort:
    Dass er sich an die Anweisungen der Partitur hält.
    Da bleibt dann nicht viel übrig ...
    :D
    Aber ich habe eine Aufnahme, mit der ich zufrieden bin, und in Konzerten habe ich schon ewig keine Beethoven-Sinfonie gehört.

  • Zitat

    Aber ich habe eine Aufnahme, mit der ich zufrieden bin, und in Konzerten habe ich schon ewig keine Beethoven-Sinfonie gehört.


    Ich habe mehrere Aufnahmen und alle haben Sonne und Schatten. Das ist ja auch das Schöne an Interpetation.
    Du solltest mal wieder in ein Konzert gehen. Live ist Beethoven doch am besten. Vorausgesetzt, die Interpretation stimmt...

  • Zitat

    Original von Luis.Keuco


    Ich habe mehrere Aufnahmen und alle haben Sonne und Schatten. Das ist ja auch das Schöne an Interpetation.
    Du solltest mal wieder in ein Konzert gehen. Live ist Beethoven doch am besten. Vorausgesetzt, die Interpretation stimmt...


    Kann sein, dass ich noch gar keine Beethoven-Sinfonie im Konzert gehört habe.
    Aber im Orchester mitgespielt habe ich schon bei mehreren.


    Ich habe aber kein Bedürfnis, das zu ändern, bin zufrieden mit meiner Aufnahme.
    :hello:

  • Zitat

    Aber im Orchester mitgespielt habe ich schon bei mehreren.


    Ich habe aber kein Bedürfnis, das zu ändern, bin zufrieden mit meiner Aufnahme.


    Selber spielen ist doch aber toll, findest du nicht?


    Aber jetzt sag schon: Was hast du denn für eine Aufnahme?

  • Ich kann mich jedenfalls noch erinnern als ich die Beethoven-Sinfonien kennenlernte. In meinen Teenager-Tagen kannte ich nur die 3.,5.,6. sowie 9. Klassik war damals noch nicht so im Vordergrund bei mir wie Heutzutage. Erst in meinen frühen Twenties hab ich mir dann eine Gesamteinspielung seiner Sinfonien zugelegt, wobei ich zufälligerweise die restliche Hörreihenfolge so wählte das die 4. zuletzt kam, die im Grunde genommen ja auch nicht wirklich schlecht ist aber meine Erwartungen damals ziemlich hoch angesiedelt waren da sie ja immerhin zwischen einer "Eroica" und "Schicksalssinfonie" steht. Mein erster Höreindruck war dann doch ziemlich ernüchternd, konnte sie Beiden bei Weitem nicht das Wasser reichen. Heute mag ich sie aber auch, wenn
    sie auch nicht zu meinen Favoriten unter den Beethovensinfonien gehört. Die Letzte - wenn man sie überhaupt so nennen kann - die ich erst letztes Jahr kennengelernt habe ist der Rekonstruktionsversuch der 10. Viel hab ich mir aber von diesem Versuch sowieso nicht erwartet, ich dachte mir schon von vornherein es würde schon seinen Grund haben wenn sie erst 1 oder 2 Mal eingespielt wurde, von daher wurde ich nicht enttäuscht.
    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • In Anbetracht der Tatsache, dass die Beethoven-Sinfonien am Anfang meiner Klassikkarriere gestanden sind, inhaltlich wenig, außer dass sie partiturgetreu mit sämtlichen Wiederholungen gespielt werden, interpretatorisch dagegen viel.
    Meist sind mir seine Sinfonien nämlich zu "harmlos" eingespielt oder zu "dünn". D.h. wenn ich Kleibers Einspielung der 4. vom Interpretatorischen her als meine persönliche Referenz nehme, dann wünschte ich mir noch acht weitere auf dem gleichen Level. Und um das Glück perfekt zu machen, alle miteinander in HIP!


    Was ich also von einer Beethoven-Sinfonie erwarte?
    Die ideale Interpretation.


    Viele Grüße
    John Doe

  • Manche Threads haben ein gigantisches Potential - manche eben nicht.
    Damit muß man leben - und damit kann ich leben.


    Bei dieem Thread jedoch bin ich der Meinung, daß sein Potential nicht ausgeschöpft wurde, daß er quasi unter seinem Wert gehandelt wird



    Zitat

    Eben. Man weiß einfach, was einenen erwartet. Und zwar seit etwa 20 Jahren und mehr oder minder "in- und auswendigl."


    Das ist eigentlich bei mir nicht der Fall, denn die einzelnen Interpretationen sind doch sehr verschieden.


    Zitat

    Du sprichst aber nicht davon, was man von einer Beethoven-Sinfonie erwartet, sondern was man von einem Dirigenten erwartet, der eine Beethoven-Sinfonie aufführt. Das ist was ganz anderes.


    Nicht ganz.


    Es gibt hier DREI "Deutungsmöglichkeiten" der Frage


    Wie schon richtig angemerkt wurde sind die Sinfonien doch den meisten bekannt, es wird also im Grunde kaum Überauschungen geben


    Anders schaut es schon mit Einzelheiten des Dirigats aus.
    KSM fordert "Partiturtreue"
    Also sollten die Tempobezeichnungen eingehalten werden, die Wiederholungen gespielt , und keine Beschönigungen durchgeführt werden. Dennoch behaupte ich, daß jedesmal etwas andres rauskommt


    Der Dritte Punkt ist der GESAMTEINDRUCK.
    Er hat natürlich etwas mit Interpretation zu tun, vermutlich sogar sehr viel. Aber natürlich nicht alles. Da spielt die Besetzung des Orchesters eine gewisse Rolle, sowohl die GRöße, als auch die Instrumente - und natürlich die "Stimme" des Orchesters allgemein, was auch "nationale Tendenzen"" und "Tradition des Orchesters" einbezieht.


    Es gibt beispielsweise Orchester welche generell eher dunkel und füllig klingen, andere wieder klingen schlank und federnd - und das weitgehend unabhängig vom Dirigenten. Den unterschied HIV versus "modern" erwähne ich hiebei nur am Rande..



    So - und nun als Beispiel - die Beantwortung meiner Frage.


    Ich persönlich bevorzuge, wenn die Beethoven-Sinfonie ein gewisses Maß an Erhabenheit ausstrahlt, feurig und (wo angebracht) triumphierend klingt und die Pauken bedrohlich, füllig und nicht zu trocken kommen. Die Aufnahmen von Karl Böhm kommen mir in diesem Punkte mehr noch als die durchaus eleganten, aber feurigen Karajan -Einspielungen entgegen. Ein eher warmer und voller klang ist natürlich ein Idealfall. Hohe Dynamik ist gern gesehen, schnelle Tempowechsel indessen nicht.


    Schnell gespielte, um nicht zu sagen runtergehudelte Aufnahmen , die noch dazu ruppig und gelegentlich ein wenig dünn klingen sind meine Sache nicht, ebensowenig wie "Experimente" und "neue Deutungen"....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vielleicht ist die Frage ja falsch gestellt:


    Zitat

    Manche Threads haben ein gigantisches Potential - manche eben nicht.
    Damit muß man leben - und damit kann ich leben.


    Gefragt war, was wir von einer Beethoven-Sinfonie erwarten. Da es leider keine neuen Beethoven-Sinfonien geben wird und die meisten Taminoianer(innen) alle Beethoven-Sinfonien kennen, geht die Frage ins Leere - wir kennen alle Beethoven-Sinfonien, darum gibt es keine "Erwartung". Wir wissen schon, was da kommt.


    Die Frage ist höchstens, "wie" es kommt. Darum: Alternativ könnte man fragen, was wir von einer Interpretation einer Beethoven-Sinfonie erwarten. Vielleicht war das ja sogar gemeint ...

  • Anläßlich der gerade auf 3SAT ausgestrahlten Probe zur Fünften unter Harnoncourt: Ich empfehle die guten Ohren des Maestro, um all die Details und die Präzision im Detail vom Hörgenuß zu erwarten; und die Überraschungen einer gänzlich einer langen Erfahrung geschuldeten Werkkenntnis (wen überrascht schon noch die Fünfte ...)


    Kann man Überraschungen erwarten?


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Lieber farinelli :


    Ein sehr instruktiver Hörgenuss !


    Vielleicht finden sich ausser uns noch andere Taminos , die diese probenarbeit mit einem sicherlich enorm engagierten jungen Orchester gehört und gesehen haben .


    Für micht hat sich das genaue Hinhören sehr gelohnt !


    Eine gute Nacht !



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin