Vaughan Williams: Tallis-Fantasia

  • Für mich eines der schönsten Werke aller Zeiten.


    Von Vaughan-Williams 1910 geschrieben, vom Klang her eigentlich untypisch intim und ruhig für den Romantiker aber nichtsdestotrotz eines der wenigen Weltklassewerke für Streichorchester.


    ( sehr gute Analyse des Werks unter --> http://www.agentsmith.com/rvw/guides/tfguide.html )


    Meine Aufnahmen sind:



    Für mich DIE Top-Aufnahme dieses Werks. Nicht zu romantisch, sondern fast "historisch" gespielt und dadurch eine geniale Klangwelt geöffnet die, wie ich finde, genau die Aussage des Werks verstärkt.




    Sehr schöne Aufnahme, das einzige "negative" für mich ist das maßlos übertrieben "Meno mosso" im Höhepunkt.



    Ganz gut gelungen, für mich zu "amerikanisch", man kann Ormandy danken so viel aufgenommen zu haben, aber nicht alles ist auf seinem möglichen Niveau.


    Eure Lieblings-Aufnahmen??

  • Viel Gescheites kann ich zu dem Thema nicht beitragen, außer dass ich auch die Aufnahme mit Andrew Davis habe und sie sehr gern höre. Es war eine meiner ersten CDs, ein Geschenk von einem Freund, der alles von Vaughan-Williams besitzt, kennt und hört.


    Ich habe nie den Absprung geschafft, auch andere Werke des Komponisten kennen zu lernen. Womit sollte ich beginnen?

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo Andrew,


    wie wäre es mal mit der 2.Sinfonie, der "Londoner"?


    Ich denke, diese wäre sehr gut geeignet, VW ein wenig näher kennen zu lernen.
    Natürlich sind alle seine 9 Sinfonien äußerst hörenswert.


    Die 1. Sinfonie ist ein massives Werk fürSoli, Chor und Orchester, die sog. "Sea Symphony", während die 4. und 6. Sinfonie seine agressivsten Werke sind.


    Die 7. Sinfonie, die sog. "Antartica" fußt auf seiner Filmmusik zu "Scott of the Antarctis" und ist ein sehr faszinierendes Hörerlebnis.


    Beste Grüße,


    Michael

  • Hallo Andrew,


    Zitat

    Die 1. Sinfonie ist ein massives Werk für Soli, Chor und Orchester, die sog. "Sea Symphony"


    ... ein massives, groß besetztes Werk von überwältigender Schönheit ...


    Auch im entsprechenden Thread wirst Du so einige hilfreiche Anregungen und Empfehlungen zum Komponisten finden:


    Vaughan Williams ( 1872 - 1958)


    Schöne Grüße
    Johannes

  • Lieber Johannes,


    Zitat

    ein massives, groß besetztes Werk von überwältigender Schönheit ...


    Sehr gut von Dir, auf diesen thread aufmerksam zu machen.
    Dies habe ich leider vergessen!


    LG,


    Michael

  • Die einzige Aufnahme der Tallis-Fantasy, die mir nahezu vorbehaltslos gefällt, ist die mit den Streichern der New Yorker Philharmoniker unter Dmitri Mitropoulos. Er ist der einzige, der die in der Partitur befindlichen Tempo-Steigerungen zu dem tanz-artigen Höhepunkt in der Mitte hin wirklich konsequent realisiert und dadurch die innere Dramaturgie des Stückes lebendig werden läßt, während die anderen Pultkollegen konsequent alle Tempo-Angaben ignorieren, das anfängliche "andante sostenuto" (mit Metronomangabe des Komponisten!) als "Adagio" interpretieren und aus dem Stück eine Art verschwiemelten Quasi-Bruckner zaubern. Abgesehen davon, daß ich weder im Konzert noch auf Tonträgern jemals gehört hätte, daß die drei "Chöre" , nämlich Solo-Quartett, Concertino und Ripieno wirklich räumlich getrennt würden; insbesondere werden die Streicher-Soli in der Regel von den Stimmführern übernommen. Freilich: Auch in Elgars "Introduction and Allegro" wird die Vorschrift des autographen Manuskripts geflissentlich ignoriert ("The string quartet has to be placed in front of the orchestra") - kein Wunder: sie fand nicht einmal Eingang in die Druckausgabe ... Auf umsponnene Darmsaiten und reine Intonation wage ich bei diesen Werken nicht einmal mehr zu hoffen, die beide ganz absichtlich in G stehen (weil in dieser Tonart nämlich besonders oft leere Saiten verwendet werden können, was bei Drahtsaiten-Freunden natürlich verpönt ist...)
    Jaja: informierte Aufführungspraxis hört nicht bei Beethoven auf... ;-)

  • Hallo ben cohrs,


    nichts gegen Darmbesaitung,


    ich kann Dir aber versichern, daß es mittlerweile zumindest für Cello wunderbare Stahlsaiten gibt, die durchaus den warmen Klang der Darmsaiten haben und keine Probleme beim Anspielen einer leeren Saite haben.


    Im Gegensatz zu früher sind leere Saiten, jedenfalls in meinem Umfeld, auch gar nicht mehr verpönt, sondern sehr beliebt.


    Ich bin auch kein Freund von "Drahtseiten", jedenfalls sollte es so nicht klingen.


    Gruß,


    Michael

  • Eine Aufnahme, der man IMO auf jeden Fall ein Ohr leihen sollte ist die folgende:




    Auf besagter CD befindet sich meiner Meinung nach DIE herausragende Interpretation von The Lark Ascending - weit davon entfernt, Kitsch zu bedienen.
    Aber auch die Tallis-Fantasie macht unter Marriner einen sehr guten Eindruck.
    Bei dem Preis, nur zu empfehlen.


    LG
    Wulf.

  • Hallo Michael und Johannes,


    vielen Dank für Eure hilfreichen Hinweise, die ich mir notiert habe. Auch dem Hinweis auf den Thread über den Komponisten will ich nachgehen. Ich freue mich darauf, Vaughan Williams und sein Werk in der kommenden Zeit näher kennen zu lernen.


    Freundliche Grüße aus dem Nordwesten von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Die von wulf gemachte Empfehlung für Marriner auf Decca kann ich nur unterstützend empfehlen.


    ;) Doch ist es preiswerter die Decca-Doppel-CD von den Aufnahmen zu kaufen, auf der die von wulf abgebildete ARGO-CD integriert ist - dann hat man für weniger Geld zwei CD´s mit feinstem V-Williams-Sound:



    Oboenkonzert; Concerto Grosso;Greensleeves-Fantasia;
    English Folk Song Suite;Romance for Harmonica;
    The Lark ascending;5 Variants on "Dives and
    Lazarus";Norfolk Rhapsody Nr. 1;In the Fen
    Country;Partita for Double String Orchestra;
    Fantasia on a Theme by Thomas Tallis

    Nicklin, Academy St. Martin, Marriner;
    London PO, Boult;New Queen's Hall Orchestra,
    Wordsworth

    Decca Aufnahmen 1972 - 1992 ADD und DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Hallo,


    eine Frage, die ich schon länger mit mir rumtrage, ist die nach der Originalkomposition von Thomas Tallis, aus der Mr. Vaughan Williams das Thema für seine wundervolle Fantasia entnommen hat.


    Erstaunlicherweise findet man hierzu leider selten (bis nie) einen konkreten Hinweis - das Stück, das als Vorlage diente, scheint demnach nicht zu Tallis' bekanntesten Werken (wie z. B. die Motette "Spem in alium") zu gehören?


    Ich würde mir die Originalkomposition sehr gerne mal anhören, allein schon, um einen Vergleich ziehen zu können, wie gut man das Thema in der Tallis Fantasia wiedererkennen kann.
    Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wo Tallis' Thema in dieser wie ein unendlicher Strom daherfließenden Fantasie überhaupt anfängt und wo es wieder aufhört und Vaughan Williams den Faden selber fortspinnt...


    Wer von Euch kann hier weiterhelfen und evtl. sogar eine Aufnahme empfehlen? :hello:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Zitat

    Original von MarcCologne
    eine Frage, die ich schon länger mit mir rumtrage, ist die nach der Originalkomposition von Thomas Tallis, aus der Mr. Vaughan Williams das Thema für seine wundervolle Fantasia entnommen hat.


    Hallo,


    dem bin ich auch einige Zeit nachgejagt, aber inzwischen kann ich helfen, das Thema stammt aus dem Psalter of 1567 for the first Anglican Archbishop of Canterbury, Matthew Parker, zu dem Tallis neun Hymnen beigetragen hat. Leider findet man dieses Musikstück, soweit ich es bisher eruiert habe, nur auf der Gesamtaufnahme von Tallis



    Der Originaltext lautet:


    Why fum'th in fight the Gentiles spite, in fury raging stout?
    Why tak'th in hand the people fond, vain things to bring about?
    The Kings arise, the Lords devise, in counsels met thereto,
    against the Lord with false accord, against His Christ they go."


    Zitat

    Ich würde mir die Originalkomposition sehr gerne mal anhören, allein schon, um einen Vergleich ziehen zu können, wie gut man das Thema in der Tallis Fantasia wiedererkennen kann.
    Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wo Tallis' Thema in dieser wie ein unendlicher Strom daherfließenden Fantasie überhaupt anfängt und wo es wieder aufhört und Vaughan Williams den Faden selber fortspinnt...


    Eine schöne Einführung findest Du unter


    http://www.agentsmith.com/rvw/guides/tfguide.html



    LG Peter

  • Hallo Peter,


    danke für den Hinweis (den wirklich interessanten Link hat, wie ich "Blindfisch" gerade bemerke, Michael Flaschberger in seiner Thread-Einführung schon gesetzt - aber wie heißt es so schön: Doppelt genäht hält besser :] )


    Das ist aber ärgerlich, dass man dieses Stück anscheinend nur in einer Gesamtausgabe bekommen kann - sollte da irgendein "Marketing-Experte" geschlafen haben:
    Es mag ja sein, dass dieses Stück nicht zu Tallis' Meisterwerken gehört, aber für eine Best of-CD seiner Werke wäre es doch das ideale Stück!?!
    Schließlich dürfte gerade dieses Stück (aufgrund der relativen Popularität der Tallis Fantasia von Ralph Vaughan Williams) wohl das sein, das heute die meisten Musikfans von Tallis kennen - wenn eben auch nur indirekt...


    Seeehr komisch, das Ganze.... :no:


    Wahrscheinlich gibt es derzeit einfach keine Best of-CD mit Tallis-Werken - dann wäre es aber mal höchste Zeit :yes:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Zitat

    Original von MarcCologne
    Das ist aber ärgerlich, dass man dieses Stück anscheinend nur in einer Gesamtausgabe bekommen kann - sollte da irgendein "Marketing-Experte" geschlafen haben:
    Es mag ja sein, dass dieses Stück nicht zu Tallis' Meisterwerken gehört, aber für eine Best of-CD seiner Werke wäre es doch das ideale Stück!?!
    Schließlich dürfte gerade dieses Stück (aufgrund der relativen Popularität der Tallis Fantasia von Ralph Vaughan Williams) wohl das sein, das heute die meisten Musikfans von Tallis kennen - wenn eben auch nur indirekt...


    Ich habe durch ein Interview mit Peter Phillips den entscheidenden Tipp bekommen. Man könnte ja einfach der Komposition von RVW die von Tallis voransetzen, dann wäre doch alles so, wie man es haben möchte. Da haben eben auch die RVW-Interpreten geschlafen!



    Zitat

    Wahrscheinlich gibt es derzeit einfach keine Best of-CD mit Tallis-Werken - dann wäre es aber mal höchste Zeit :yes:


    Doch gibt es, doch darauf findet man die üblichen Verdächtigen ...


    LG Peter