Erster Satz
Haydn packt die Pauken und Trompeten dieser C-Dur-Sinfonie gleich zu Beginn aus, erweist sich aber als nobel relativierender Komponist, wenn die allein übrig bleibenden Streicher mit c-moll eindunkeln, das als moll-Subdominante der Dominante G-Dur über das "neapolitanische" as zu letzterem hinführt, womit ein sorgfältig vorbereiteter Halbschluss zum Wiedereinsetzen der festlichen Bläserbesetzung mit den wiederholten Beginntakten motiviert. Klanglich effektvoll ist die folgende Reduktion der Besetzung am Beginn der modulierenden Überleitung, wenn die Violinen allein im forte in hoher Lage beginnen und nur eine einstimmige kadenzierende Antwort der tiefen Streicher bekommen. Trotz Pauken und Trompeten also ein sehr gewählt instrumentierter Satz. Nachdem sich die Überleitung zu recht vollem Tutti entwickelt hat, folgt ein zierlicher Seitengedanke, der in mehreren Anläufen einen Aufschwung bis zum Oktavsprung entwickelt, worauf eine Legato-Girlande zu einem abschließenden Triller leitet. Auf ein lärmendes Tutti folgt abermals eine Eintrübung, bei der ein verminderter Septakkord umspielt wird, worauf die Exposition einen stürmisch-optimistischen Abschluss erfährt.
Die Durchführung beginnt ruhig auf der Dominante, moduliert nach a-moll und verharrt kurz auf dessen Dominante, worauf treibende Sechzehnteln im unisono einen ersten steigernden Abschnitt bilden, der aus einer völlig unklaren harmonischen Situation über Septakkord und Nebendominante zu einer Wiederholung einen Ton höher führt (viertaktige Sequenz). Das Geschehen ist also stark dramatisiert, es folgen zweitaktige abwärtsgeführte Sequenzen, die allerdings stark an vorklassische nachbarocke Modelle erinnern, denen man (etwa bei Richter) mangelnde Zielgerichtetheit in unmotiviert barocker Kontrapunktik vorwerfen könnte. Allerdings stammt das Material aus dem Überleitungsteil der Exposition, wir haben also "durchführende" thematische Arbeit vor uns. Es folgt ein flächiger modulierender Abschnitt, der "verfrüht" nach C-Dur zurückführt, sodass die Wendung nach G-Dur (die oft einen langen Orgelpunkt als Vorbereitung der Reprise benötigt) sehr kurz und schüchtern bleiben kann.
Zweiter Satz
Am Beginn steht ein verschnörkeltes Motiv der Streicher, das durch die Oboen beantwortet wird, was einen Zweitakter ergibt. Dieser erfährt eine variierte Wiederholung, worauf zwei weitere verwandte Zweitakter ohne Oboen eine subdominanten-betonte Fortsetzung bilden. Sehr reizvoll dann der farbliche Kontrast des solistisch aufsteigenden Hörnerpaares, dessen Linie sich aus den vorhandenen Motiven ableiten läßt und den ersten Abschnitt zu einem Abschluss führt. Einen Kontrast bildet nun ein vergleichsweise unkonturiert gestalteter länglicher Abschnitt mit endlosem triolischem Gedudel in den zweiten Geigen (das Finale der Abschiedssymphonie grüßt von ferne).
Durch die Umstellung des Beginnabschnitts und der Hörner-Passage nach der immer noch triolischen Durchführung bekommt der zweite Teil einen etwas rückläufigen Charakter (der aber natürlich durch die vollständige Reprise wieder zurückgenommen wird).
Dritter Satz
Der erste Teil des Menuetts in C-Dur ist sehr festlich und bleibt bei einem Minimum an verwendeten Stufen in der Tonart, mit einem Ganzschluss endend. Der zweite Teil kontrastiert durch einen von c chromatisch abwärts führenden und dann beschleunigten Bass zu einer etwas reduzierten Besetzung, die in der Folge noch weiter zurückgenommen wird bei einer hartnäckig wiederholten Wendung. Schließlich leitet ein Tutti zur Wiederholung des ersten Teils, der ja durch sein Verharren in C-Dur keiner Änderung bedarf. Auf ihn folgt aber noch ein breit stampfendes C-Dur-Geschmetter mit angehängter Streichergirlande im piano.
Das Trio führt im ersten Teil von c-moll nach Es-Dur, der Mittelteil breitet die Dominante für die c-moll-Wiederholung aus, und die Wiederholung des ersten Teils weitet den "eingerichteten" Schlussabschnitt (der ja jetzt nicht nach Es-Dur führen darf) sehr reizvoll mit As-Dur statt Es-Dur und einer Reihe chromatisch aufwärts führender Schritte im Bass aus.
Vierter Satz
Ein stürmischer "Kehraus" mit aufsteigenden oder eher hinauflaufenden Achtelketten. Am Ende der Überleitung ein langer Orgelpunkt auf D und dann ein stürmisch unruhiger absteigender Seitensatz mit vielen Leittönen. In der Durchführung wird das Formmodell mit dem zentralen Abschnitt, der von der Haupttonart mit dem Material des Satzbeginns losgeht, gewissermaßen auf die Spitze getrieben: Der davor befindliche chromatisch auf- und abwärts kletternde Abschnitt im piano ist doch recht lang (wenn auch abgesehen von der Harmonik recht "leer"), der zentrale Durchführungsabschnitt zwar durch modulierende Tendenzen klar als solcher zu erkennen, aber sehr kurz, und die Durchführung stark verkürzt, der Orgelpunkt (nun natürlich auf G) wird viel früher erreicht. Hier wäre vielleicht das Befolgen der Wiederholungszeichen doch ganz angebracht ...