Friedrich der Große - Weibischer Querpfeifer und Poet...?

  • …so nannte ihn zumindest sein eigener Vater.


    Gemeint ist Friedrich II [24. Januar 1712 – 17. August 1786], Komponist und [nebenberuflich] König von Preußen.



    Dass er neben seinem Komponistendasein auch Querflötist war, offenbar seine Schwierigkeiten mit Rhythmus hatte, Schüler und Freund von Joachim Quantz war, braucht nicht tief greifender erläutert zu werden…


    Soweit bekannt, schuf er rund 120 Werke für Querflöte, daneben Sinfonien, auch Opernarien.


    Ab und zu erhascht man im Radio ein Sätzlein aus seinem Œuvre, leider viel zu selten, wie ich meine.


    Wie steht die Taminogemeinde zu dem majestätischen Komponisten und dessen Schaffen?


    Bien cordialement,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli,


    als Historiker kenne ich Friedrich im wesentlichen nur durch seine Nebentätigkeit als König von Preußen. Friedrich ist für mich eine der faszinierendsten historischen Persönlichkeiten überhaupt- nicht nur des 18. Jahrhunderts. Ein richtiges Multitalent. Feldherr, Politiker, Dichter- und Musiker.


    Als solchen kenne ich ihn praktisch überhaupt nicht. Ich weiß, dass er virtuos Traversflöte spielte und ausgiebig komponierte (Was mich immer wundert: Wo nahm er eigentlich die Zeit dafür her?) Aktuelle Aufnahmen kenne ich nicht. Kannst Du da weiterhelfen?


    Wenn es Dich interessiert: In der neuesten (und wie ich meine derzeit besten) Biographie über Friedrich widmet Johannes Kunisch dem Thema "Friedrich und die Musik" einige Seiten. (S. 84 - 86) Kunisch kommt zu dem Fazit, dass Friedrich als Kronprinz musikalisch auf der Höhe seiner Zeit war, seine musikalische Entwicklung danach aber stagnierte:


    "Die Welt der Gluckschen Opern blieb ihm ebenso fremd wie das Genie eines Mozart oder Haydn".


    "[...] er entwickelte einen Kompositionsstil, der sich von Experimenten ebenso fernhielt wie von dramatischen, von Effekten und Affekten geleiteten Ausdrucksformen [...]"


    Ähnliches läßt sich ja auch bei seinem literarischen Geschmack beobachten. Mit den jungen Wilden, Goethe und Schiller, konnte Friedrich nichts anfangen. Man denke nur über seine Schrift über die deutsche Literatur.


    Die Musik diente ihm, wie die Poesie, als Mittel der Entspannung in Zeiten extremer physischer und psychischer Anspannung, wie die Zeugnisse aus dem Siebenjährigen Krieg zeigen.


    Ich würde Friedrich aber gerne als Musiker und Komponist gerne besser kennenlernen, als ich ihn als Politiker und Feldherrn kenne.


    Herzliche Grüße,


    Christian :yes:


    P.s.: Hier die bibliographischen Angaben:


    Johannes Kunisch:
    Friedrich der Große
    C. H. Beck, München 2004.


    P.p.s.: Auch so lohnt die Lektüre. Das Buch ist brilliant geschrieben- eigentlich ein wenig untypisch fü geisteswissenschaftliche Publikationen aus dem deutschsprachigen Raum.

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Salut, Christian,


    Danke für Deine schönen Ausführungen.


    Den "Nebenberuf" meinte ich natürlich nur ironisch. Ich stimme Dir ganz zu, dass es überwältigend ist, was dieser Mensch alles tat und fertigbrachte, deswegen wollte ich ihm einen eigenen Thread widmen, weil er mir doch als zu nieder eingestuft präsentiert wird. Ich habe bewußt wenig geschrieben, dass sollte sich hier [hoffentlich im Laufe der Zeit] von selbst füllen.


    Zitat

    Ich würde Friedrich aber gerne als Musiker und Komponist gerne besser kennenlernen


    Genau dazu soll dieser Thread dienen. Aufnahmen kenne ich auch nicht per definitionis; ich habe - wie gesagt - lediglich ein paar Sätze aus seinen Werken im Radio gehört. Ich würde liebend gerne die gähnende Leere in meinem CD-Regal mit "königlicher Musik" auffüllen.


    Bien cordialement,
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli,


    dann lassen wir uns doch mal überraschen! Denn Aufnahmen gibt es wohl. Nur habe ich keine Ahnung was. Aber das ändert sich ja vielleicht noch!


    Vale und frohe Pfingsten


    Christian :yes:

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Also ich habe mir mal vor Jahren eine CD mit seinen Werken zugelegt und war eigentlich ganz überrascht von seinem Können. Wer die Werke kennt weiß wieviel solche Unkenrufe wert sind, er habe seine Zuhörer gequält etc...
    Zwar halte ich von Friedrich als Politiker und Mensch absolut nichts und auch als "Musenkönig" würde ich ihn nicht bezeichnen, denn im Vergleich zu den frz. Königen Louis XIII, Louis XIV und Louis XV, sowie den englischen Stuarts oder den komponierenden Habsburgern, ist diese Bezeichnung etwas übertrieben und zu hoch gegriffen.
    Denn um Musenkönig zu sein bedarf es doch etwas mehr als auf einer Flöte zu spielen...
    Er hatte einen fatalen Einfluß auf die Musik, er zensierte alles, zwang die Komponisten ganze Passagen zu streichen oder umzuschreiben weil sie ihm nicht passten.
    Er war ein Tyrann und es ist nicht verwunderlich, das Carl Philipp Emaunel Bach die Flucht nach Hamburg antrat.
    Es gibt fast nur Werke in Dur Tonarten die für seinen Hof komponiert wurden, weil der König Werke in Moll verabscheute :rolleyes:
    Wenn man bedenkt wie er Knobelsdorff in die Planungen von Sans, Souci hineinfuschte..., eines der schlimmsten Bauwerke der Architekturgeschichte, aber halten wir uns lieber zurück :stumm:



    Das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach unter Hartmut Haenchen und als Flötist Manfred Friedrich (wie passend :D )


    Zwei Sinfonien werden vorgestellt, in G-Dur und D-Dur sowie zwei großangelegte Flötenkonzerte in G-Dur und C-Dur.


    Gerade diese Kompositionen aus der Feder des Königs beschreiben auch schon sehr gut seinen musikalischen Geschmack, oder vielmehr seinen Horizont...


    Sein Stil ist galant und leicht, aber auch naiv. Wenigstens wusste er dass sein Können nicht ausreicht um seinen Werke zu veröffentlichen.
    Dennoch soll das alles nicht heißen seine Musik sei schlecht, ganz und gar nicht, er übertrifft mit Sicherheit einige seiner Zeitgenossen, seine Werke sind zumindest eingängiger als die seines Lehrers Quantz.

  • Habe gerade nochmal etwas geforscht, also es gibt noch eine CD mit Flötensonaten:



    Alles andere scheinen eher solche Kompilationen zu sein"Am Hofe Friedrich II. des Großen" etc.


    Aber mir genügt ehrlich gesagt die oben genannte Aufnahme, vielleicht würde ich mir eine weiter zulegen wenn etwas spezialisiertere Künstler sich dieser Musik annehmen, wer weiß.

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Zwar halte ich von Friedrich als Politiker und Mensch absolut nichts und auch als "Musenkönig" würde ich ihn nicht bezeichnen, denn im Vergleich zu den frz. Königen Louis XIII, Louis XIV und Louis XV, sowie den englischen Stuarts oder den komponierenden Habsburgern, ist diese Bezeichnung etwas übertrieben und zu hoch gegriffen.
    Denn um Musenkönig zu sein bedarf es doch etwas mehr als auf einer Flöte zu spielen...
    Er war ein Tyrann und es ist nicht verwunderlich, das Carl Philipp Emaunel Bach die Flucht nach Hamburg antrat.


    Lieber Lullist,


    natürlich kann man über Friedrich II. geteilter Meinung sein, wie über so gut wie alle Persönlichkeiten, denen die Geschichte das Epitheton "der Große" zubilligt, es gibt hierüber einige interessante Reflexionen von Jakob Burckhardt. Passenderweise trägt die Biographie von Schieder den Untertitel "Ein Königtum der Widersprüche".


    Ludwig XIV. war ein großer Mäzen der Künste, und auf ihn trifft das Attribut "Musenkönig" weitaus eher zu, da gebe ich Dir recht. Nur wenn man sich die politische Bilanz betrachtet, so bekommt das Bild doch einige Kratzer: Durch die jahrzehntelangen Kriege Ludwigs war Frankreich extrem verschuldet, und auch die Außenpolitik war defacto gescheitert. Für Ludwig XV. lässt sich ähnliches sagen. Der Siebenjährige Krieg hat Frankreich innen- und außenpolitisch massiv geschadet. Insbesondere die Politik Ludwigs XV. hat den Zerfall des Ancien Regíme massiv beschleunigt.


    Die Züge an Friedrich, die Du beschreibst gelten wohl für die Zeit nach 1757, vorher nur sehr eingeschränkt, und für die Kronprinzenzeit bis 1740 überhaupt nicht. Da zeichnet die neueste Forschung ein weitaus differenzierteres Bild. Rheinsberg war tatsächlich ein "Musenhof", wenn man die Bezeichnung verwenden will.


    Eine Frage noch: Bezieht sich Deine Aussage "Er war ein Tyrann" auf den Musiker Friedrich oder auf den Herrscher?


    Herzliche Grüße,


    Christian :yes: :yes:

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Also "Tyrann" beziehe ich ausschließlich auf ihn als Kunstmäzen und Musiker.


    Natürlich sehe ich auch die Regierungen "meiner" Könige kritisch. Ich wollte keine Grunddiskussion vom Zaun brechen, sondern alles eben auf die Musik beziehen.
    Zwar sehe ich die Regierung Louis XIV nicht ganz so fatal an wie Du, aber ein gutes Stück Subjektivität schwebt da schon mit :D

  • Aber wenn wir schon beim Thema sind:
    Friedrich war ja bekanntermaßen eher dem gleichen Geschlecht zugetan, was ist dran an der Geschichte mit dem Grafen Algrotti, mit dem er in Venedig entdeckt worden sein soll?


  • Salut,


    siehst Du? Hast doch wunderbar geklappt... ich hatte insgeheim gehofft, dass sich hier "königliches Blut" mit exzellenten Beiträgen unter die "Schreiberlinge" mischt, so haben wir schon einiges Interessantes erfahren. Danke, Lullist! Das bezieht sich naturellement auch auf Caesar. Wer wird die Runde der Exzellen[z/t]en erweitern?


    Eben diese Sinfonie G-Dur war es wohl, aus der ich einen Satz hörte. Ich glaube mich aber zu erinnern, doch einige moll-Passagen in einem seiner Werke gehört zu haben... [?] Ich denke, dass ich mich zunächst mit seinem Orchesterwerk beschäftigen werde und erst später zur Kammermusik übergehe, warum weiß ich allerdings auch nicht, denn ich liebe Kammermusik sehr. Vielleicht bin ich noch ein wenig ängstlich, den König so privat kennen zu lernen?


    Ich finde es natürlich unerlässlich, einen "Komponisten" - soweit möglich - von allen Seiten zu beleuchten [Person, Leben, Werk] und dies war ja offenbar bei F II sehr facettenreich.


    Bien cordialement,
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Da es eigentlich nicht sehr sinnvoll ist einen eigen Thread über die Hofmusik am Berliner und Potsdamer Hof zu eröffnen werde ich hier noch ein paar interessante Aufnahmen ansprechen:



    Militärmusik
    Zwar mit einer modernen Militärkapelle gespielt, aber vielleicht für den einen oder anderern Friedrich Fan ein Tipp (für mich weniger)



    Musik am Berliner Hof
    Akademie für alte Musik Berlin
    Christoph Nichelmann 1717-1762 Ouvertüre in B-Dur
    Johann Philipp Kirnberger 1721-1783 Sinfonia in D-Dur
    Johann Joachim Quantz 1697-1773 Konzert in e-moll
    Christoph Schaffrath 1709-1763 Ouvertüre und Allegro assai
    Carl Philipp Emanuel Bach 1714-1788 Konzert in F-Dur für 2 Cembali
    Diese CD fand ich wiederum sehr interessant, so sind hier doch Komponisten vertreten die nicht ganz so bekannt sind.
    Wohl eine der wichtigsten CD's mit Musik aus der Zeit Friedrich II.



    Musik für Sans, Souci
    Johann Gottlieb Graun 1702-1771 Concerto Grosso in G-Dur
    Johann Joachim Quantz 1698-1773 Flötenkonzert in e-moll
    Johann Gottlieb Graun 1702-1771 Gambenkonzert in G-Dur
    Franz Benda 1709-1786 Flötenkonzert in G-Dur


    Das Ensemble "Sans Souci" mit Christoph Huntgeburth (was für ein Name!) Traversflöte und Hille Perl an der Gambe spielen einige Werke aus der Zeit Friedrich II. in Perfektion ein, zwar eine Live Aufnahme des Konzerts, doch merkt man dies erst am Schlußapplaus.
    Diese CD ist auf jeden Fall ein Muß!

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Aber wenn wir schon beim Thema sind:
    Friedrich war ja bekanntermaßen eher dem gleichen Geschlecht zugetan, was ist dran an der Geschichte mit dem Grafen Algrotti, mit dem er in Venedig entdeckt worden sein soll?


    Lieber Lullist,


    eine Grundsatzdiskussion hatte ich auch nicht im Sinn, macht aber auch Spaß die verschiedenen Standpunkte auszutauschen. Und das Preußen des 18. Jahrhunderts ist eben nunmal eines meiner Hauptinteressengebiete als Historiker.


    Friedrich und das andere Geschlecht ist so eine Sache. Geschrieben wurde darüber viel, harte Fakten sind rar. Sicher ist, so zum mindesten die neueste Forschung, dass Friedrich als Kronprinz den Hofdamen sehr zugetan war, vgl. Kunisch. Pech nur dass die Syphilis den Freuden ein Ende bereitete. Dank der damaligen Behandlungsmethoden (Quecksilber) war Friedrich zeugungsunfähig.


    In seinen späteren Jahren ist eine zunehmende Menschenfeindlichkeit zu beobachten, die ihre Wurzeln in Friedrichs negativer Sicht der menschlichen Natur hatte. Die Geschichte mit seinen Hunden ist ja sattsam bekannt. In Anbetracht seiner Jugend ist Friedrich aber immer noch vergleichsweise "normal" geblieben


    Auf seine Musik bin ich nach Deinen Ausführungen sehr gespannt!


    Herzliche Grüße,


    Christian :yes: :yes:

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  • @Lullist:


    Zitat

    Musik für Sans, Souci


    Als Märker will ich hier einmal unbedingt klarstellen, dass das Potsdamer Schloss Sanssouci geschrieben wird. Evtl. auch mit Bindestrich wie auf dem Cover, aber keineswegs mit Komma. :yes:



    Gruß, Peter.

  • Apropros Algarotti:


    In Venedig ist Friedrich nie gewesen. Zu der damals üblichen Grande Tour ist es nicht gekommen, und Friedrichs Fluchtversuch vor seinem Vater nahm das sattsam bekannte Ende: Katte wurde einen Kopf kürzer gemacht und Friedrich in Küstrin inhaftiert.


    Grüße,


    Christian :D :yes:

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)


  • Einspruch - ließ mal die Lettern an dem Schloß, dort steht "sans, souci" das ist ein Barockes Wortspiel, denn es bedeutet nicht wie oft gesagt wird "ohne Sorgen" sonder "mit und ohne Sorgen" das Komma muß man mitlesen.
    Ich halte mich auch weiterhin ans Original!


    :D

  • Danke, für die Aufklärung, Lullist.


    Quod erat demonstrandum.


    Ulli [Quertreiber und Prophet]

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Da war ja jemand ganz ein Schneller :D
    Ich war auch gerade auf der Suche nach einem passenden Bild, aber das ist natürlich grandios.


    P.S. Wie sagte mal ein antiker Piratenkaptän: "Unser feiner Lateiner, der muß natürlich mal wieder!" :D:D:D


  • Cordialement,
    Triple-patte :D :D :D

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  • Na schön, ich gebe mich geschlagen.


    Habe wohl bei meinem letzten Schlösserbesuch nicht so gut aufgepasst.
    Ist aber auch schon wieder 3 Jahre her. :rolleyes:



    Gruß, Peter.

  • Salut, petemonova,


    Du brauchst Dich gar nicht zu schämen, es liegt in der Natur der Sache, dass man den vor der Haustüre liegenden Objekten am wenigsten Aufmerksamkeit schenkt. Geht mir zumindest ebenso... so habe ich erst kürzlich das 15 min. von meinem Wohnort entfernte Goethe-Haus in Sessenheim [hier schreibt man das so...] entdeckt: rein zufällig im Vorbeifahren schaute mich plötzlich aus einem offenen Ausstellungsraum eine beachtenswert große Büste des guten Goethe an... Vollbremsung!


    Zitat

    Friedrich und das andere Geschlecht ist so eine Sache


    Caesar, Du hast hier offenbar etwas falsch verstanden [keine Kritik, nur Anregung]. Mich würde das auch interessieren, was der Lullist bereits fragte. Noch eine Frage an Dich als Experten: Woran ist Friedrich II. gestorben, war es Altersschwäche...?


    sans, souci
    Ulli

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  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Friedrich und das andere Geschlecht ist so eine Sache


    Zitat


    Caesar, Du hast hier offenbar etwas falsch verstanden [keine Kritik, nur Anregung]. Mich würde das auch interessieren, was der Lullist bereits fragte. Noch eine Frage an Dich als Experten: Woran ist Friedrich II. gestorben, war es Altersschwäche...?


    sans, souci
    Ulli


    Lieber Ulli, :yes:


    habe ich auch gar nicht als Kritik verstanden :yes: . Das Friedrich homosexuell gewesen sei, kann getrost in das Reich der Fabel verwiesen werden, und wie gesagt, in Venedig ist Friedrich nie gewesen.


    Gestorben ist Friedrich an Wassersucht (Was das genau ist, müßtest Du einen Mediziner fragen). Die Liste der Zipperlein ist ziemlich lang. Ganz vorne stand die Gicht. In der Summe eine Mischung die tödlich war. Grundsätzlich bemerkenswert ist aber die Tatsache, dass Friedrich trotz seiner eher schwächlichen Konstitution ein recht hohes Alter erreicht hat.


    Falls ich die Frage nicht beantwortet haben sollte, laß es mich wissen, dann hole ich das noch nach!


    Herzliche Grüße,


    Christian :yes: :yes:

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  • Salut, Caesar,


    doch, alles zu meiner vollsten Zufriedenheit [hast Du das schon einmal in einem Arbeitszuegnis gelesen??].


    bien cordialement,
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli,


    um ehrlich zu sein: Nein! Bisher mußte ich mich "voller Zufriedenheit" begnügen, aber man muss sich ja noch Steigerungsmöglichkeiten offenlassen, oder? Kompliment für Deine Idee einen Thread über Friedrich zu starten, über den Musiker Friedrich habe ich doch so einiges dazugelernt! :yes:


    Herzliche Grüße, :hello:


    Christian

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  • Zitat

    Kompliment für Deine Idee einen Thread über Friedrich zu starten, über den Musiker Friedrich habe ich doch so einiges dazugelernt!


    Salut, Caesar,


    Danke ebenfalls - ich bin allerdings mit dem Thread noch nicht ganz zufrieden... wenn er auch in dieser Kürze wesentlich mehr hergab, als ich vermutet hatte!! Ein wenig an Mehr noch über seine Musik [außer CD-Vorschlägen] würde ich schon noch erfahren wollen... [natürlich auch über den Menschen].


    Trotzdem an alle: Weiter so!!!


    bien cordialement,
    Ulli

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  • Zitat

    Gestorben ist Friedrich an Wassersucht (Was das genau ist, müßtest Du einen Mediziner fragen).


    Kein gelernter Mediziner, aber doch einigermaßen beschlagen.


    Wassersucht ist ein Überbegriff für unnatürliche Wasseransammlungen im Körper. Es gibt hiefür verschiedene Ursachen.


    Eine davon wäre beispielsweise Herzinsuffizienz.


    Der englische Arzt William Withering behandelte im 18. Jahrhundert die Wassersucht erstmals erfolgreich mit Digitalis, ohne zu wissen, daß es sich in diesem Fall um die Symptome einer Herzschwäche handelte (Er fand allerdings später die Beziehung zu Digialis heraus)


    Die Nebenwirkungen von Digitalis (Fingerhut) waren jedoch exorbitant,(Halluzinationen, Farbsehen, Krämpfe, Brachykardie) sodaß Withering seine Behandlung auf arme Patienten beschränkte, weil er Angst hatte Reicher möchten ihm bei Mißerfolg gesellschaftlichen Schaden zufügen...


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danke ebenfalls - ich bin allerdings mit dem Thread noch nicht ganz zufrieden... wenn er auch in dieser Kürze wesentlich mehr hergab, als ich vermutet hatte!! Ein wenig an Mehr noch über seine Musik [außer CD-Vorschlägen] würde ich schon noch erfahren wollen... [natürlich auch über den Menschen].


    Sollte sich einrichten lassen, wenn sich nichts tut, dann werde ich mich einfach mal ein wenig schlau machen und in Plattenläden und Bibliotheken auf Recherche gehen!


    Grüße,


    Christian :yes:

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  • Soweit ich weiß gibt es nicht allzuviel Musik von ihm auf CD, die beiden oben genannten CD's und dann zwei oder drei andere mit einzelnen Konzerten in Verbindung mit Werken von Quanz, Bach, Graun etc.


    Interessant ist, dass Friedrich sogar auf Feldzügen seine Flöte mitnahm.
    Ich habe auch herausgefunden was von ihm alles ersonnen wurde:


    121 Sonaten, 4 Flötenkonzerte und 2 Sinfonien (3 teilige Opernsinfonien)
    Einige Arien und die Serenaden "Il Re pastore" (wurde zum Geburtstag seiner Mutter gegeben)
    3 Militärmärsche


    Die Sinfonie in D-Dur (ein wirklich gutes Stück) wurde ohne sein Wissen und Einverständnis gedruckt.


    Erheblichen musikalischen Einfluß hat er auf die Opern Grauns ausgeübt.


    Mit Cleopatra & Cesare wurde im Dezember 1742 das Opernhaus unter den Linden eingeweiht, natürlich im Beisein des Königs.



    Die Oper wurde fulminant eingespielt vom Concerto Köln unter Jacobs.
    Janet Williams Cleopatra
    Iris Vermilton Cesare


    Die Oper ist ein Paradebeispiel einer italienischen Opera Seria des 18. Jahrhunderts - allerdings muß Graun die Arbeit sehr schwer gefallen sein, Johann Friedrich Rheinhardt schrieb darüber in seinen Briefen des aufmerksamen Reisenden, die Musik betreffend 1774:
    "Er arbeitet bloß nach dem Geschmacke des Königs; was diesem nicht gefiel, wurde ausgestrichen, wenn es auch gleich das beste Stück der Oper war: denn gewissermaßen einförmig und eigensinnig in seinem Geschmacke gestattete er Grauen keine Freyheiten und Abwechslung..."


    Allerdings soll Graun nicht ganz so ohne Widerworte reagiert haben, er soll bei einer Diskussion mit dem König auf die Partitur getippt haben mit dem Auspruch: "Hier bin ich König!"


    Friedrich schrieb zu einer weiteren Oper Grauns sogar das Textbuch "Montezuma"
    leider gibt es davon keine aktuelle Einspielung.

    Die Aufnahme ist aber schon länger gestrichen, dürfte wohl auch nur noch als historische Gedenkstätte fungieren...


    Seit 2008 ist einiges wieder aufgelegt worden: So diese Aufnahme aus dem Jahr 1992.


    Carl Heinrich Graun (1703-1759): Montezuma


    Encarnacion Vazquez, Dorothea Wirtz, Conchita Julian, Cantica Nova, Deutsche Kammerakademie, Johannes Goritzki


  • Danke für die fundierte Auskunft! Ziehe (virtuell) den Hut. Großes Kompliment! :jubel: :jubel: Der liebe Friedrich war als Mensch schon ausgesprochen eigen, um es einmal vorsichtig zu sagen. Die Flöte diente wohl auf den Feldzügen vorwiegend der "Recreation des Gemüths" wie Bach so schön formulierte, ebenso hat er es ja mit dem Verseschmieden gehalten, wo bei sich hier ähnliches wie bei seinen Kompositionen beobachten lässt. Technisch gut, aber häufig eben nur Fingerübungen zur Entspannung. Zudem Friedrich dem Geschmack aus seiner Zeit als Kronprinz treu blieb.


    Gruß, Christian :yes:

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  • Hallo,


    Nachdem der Thread so erfolgreich ist, von mir eine kleine Korrektur:


    Zitat

    Friedrich schrieb zu einer weiteren Oper Grauns sogar das Textbuch "Montezuma"
    leider gibt es davon keine aktuelle Einspielung


    Ich wusste sofort, daß der Lullist hier irrte, weil ich mich noch an das Aufsehen (nur in Insiderkreisen) das da war als dieses Werk wieder ausgegraben wurde. Eine Internetrecherche gab mir recht:




    Montezuma - Oper in drei Akten
    Libretto von Friedrich dem Großen
    Weltersteinspielung
    ....
    Montezuma (Mezzosopran): Encarnacion Vazquez
    Eupaforice (Sopran): Dorothea Wirtz
    Tezeuco (Sopran): Conchita Julian
    Pilpatoè (Sopran): Lourd Ambriz
    Erissena (Sopran): Angelica Uribe Sanchez
    Ferdinando Cortes (Sopran): Maria Luisa Tamez
    Narvès (Alt): Ana Caridad Acosta
    Chor: Kammerchor Cantica Nova
    Orchester: Deutsche Kammerakademie Neuss
    Dirigent: Johannes Goritzki


    Der Dreibuchstabenversand hat die Einspielung für 14.99 Euro (2Cds) sogar lagernd.


    Wir Wiener werden sicher wo anders fündig, werd mal bei "Ascolta " schaun.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danke für den Tip, Alfred - ich hatte auch irgendwo im Hirnkämmerlein das Wort "Montezuma" als plakativ abgespeichert, nur nicht in Zusammenhang mit Friedrich II. gebracht.


    Danke dem Lullisten für seine Ausführungen! :jubel:


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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