Der Wiener Tenor Hans Beirer (1911–1993) wollte eigtl. zunächst Medizin in seiner Heimatstadt studieren, eher er sich dem Gesang zuwandte und an die Wiener Musikakademie wechselte als Schüler von Tino Pattiera und Paul Neuhaus. Sein Debüt hatte Beirer 1936 am Landestheater von Linz als Hans in der "Verkauften Braut". 1937–39 war er an den Stadttheatern von Basel und St. Gallen tätig, danach bis 1941 Operettensänger am Mellini-Theater in Hannover. Der Krieg bedingte eine Unterbrechung seiner Karriere, doch konnte er dennoch nach seiner Einziehung zur Wehrmacht am Theater am Nollendorfplatz in Berlin weiterhin in Operetten auftreten. 1943 erfolgte eine Anstellung an der Städtischen Oper (Deutsche Oper) Berlin. Nach anfänglichem Auftreten im lyrischen Fach, wurde er mehr und mehr als Wagner-Tenor bekannt. Von 1958 an gehörte er zum Ensemble der Staatsoper Hamburg, 1962–87 auch zu dem der Wiener Staatsoper. Seine zahlreichen Gastspiele umfassten die Mailänder Scala, das Teatro San Carlo in Neapel, die City Centre Opera in New York, die Grand Opéra in Paris, das Teatro Comunale in Bologna, das Teatro Colón in Buenos Aires, das Teatro San Carlos in Lissabon, das Teatro Liceo in Barcelona, die Opernhäuser in Lyon und Toulouse, das Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, Covent Garden in London, die Oper von Rom, die Staatsopern in München und Stuttgart, die Opern von Marseille und Kopenhagen sowie das Teatro Carlo Felice in Genua. Daneben trat er von 1958–62 als Parsifal bei den Bayreuther Festspielen auf, ebenso als Tristan (1959) und Tannhäuser (1961). Auch bei den Salzburger Festspielen war er Gast, und zwar 1951 im "Wozzeck" und in der "Zauberflöte". 1971 wirkte er bei der Uraufführung der Oper "Der Besuch der alten Dame" von Gottfried v. Einem mit. 1972 sang er den Alfred aus der "Fledermaus" an der Deutschen Oper Berlin. Am selben Haus verletzte er sich, damals bereits 70, als Siegfried in gleichnamiger Oper 1981 bei einem Sturz auf der Bühne im 1. Akt schwer, beendete aber, vom Publikum umjubelt, die Aufführung dennoch. Beirer war vielseitig interessiert und betätigte sich auch als Schriftsteller und Maler.
Trotz dieser eindrucksvollen Bühnenkarriere kommt es mir so vor, als wäre Beirer gerade in Bayreuth immer nur zweite Wahl gewesen neben Windgassen und evtl. noch Vinay. Heute wäre man vermutlich sehr froh um eine Stimme wie die Seinige.