Mozarts Bedeutung jetzt und heute

  • Irgendwo stand über das Haydnjahr sinngemäß zu lesen, es wäre ein guter Impuls für den Fremdenverkehr, lieber indes wäre den Hoteliers ein neues Mozart-Jubiläumsjahr. Aber man nimmt halt was man kriegen kann....


    2006 - ein Mozartjahr - ich würde sagen ein ECHTES, weil es mit Mozarts 250. Geburtstag in der Tat etwas zu feiern gab - im Gegensatz zu den Todestagen, die eigentlich keinen Grund zum Feiern darstellten - da war eine Menge los, und die Tonträgerkonzerne waren eifrig bemüht ihre Uralt-Aufnahmen erneut umzuverpacken - in der Hoffnung, daß auf diese Weise der vergessliche Musikfreund eine schon in seinem Besitz befindliche Aufnahme ein zweites oder idealerweise sogar drittes Mal kauft...


    Aber während im Falle Beethoven - und heuer glücklicherweise auch Haydn andauernd Neuaufnahmen auf den Markt gebracht werden, ist es um Mozart seit 2006 beunruhigend still geworden. Und auch hier im Forum ist es eher still um Mozart geworden.


    Nichtr mal die "neue" Cosi aus Salzburg stieß auf Resonanz - ob positive oder negative wäre in diesem Falle gleichgültig, aber es herrscht eigentlich eher Totenstille. Ist Mozart - einst DIE Sonne am Klassikhimmel uninteressant geworden ?
    Degradiert zu einer Porzellanpuppe mit weiß gepuderter Perücke und lächelndem Allerweltsgesicht - die man gerne präsentiert, wenn man wieder mal den Fremdenverkehr in Schwung bringen muß - ansonsten aber in der Mottenkiste der Klassik ruhen lässt - wie übrigens die meisten seiner Zeitgenossen....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mensch Alfred - nicht aufgepasst ? Wie stand neulich in fetten Lettern in der BÜLD-Zeitung (oder wie heißt noch mal dieses Meinungsverbreitungs-Blatt) :


    rolo betman hört Mozart !!!


    Na, gibt es eine bessere Werbung ? :D

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • durch Tamino hört auch der Lullist seit gut 3 1/2 Jahren mit voller Begeisterung Mozart :D
    Ich habe sogar meine Allonge an den Nagel gehängt und mich der Musik in Sachen Mode angeglichen :D


    Ansonsten ist es wie mit allem was in der Presse hochgeputscht wird, nach 2 Wochen wäre selbst der Weltuntergang vergessen, wenn Boris Becker seine 75. Besenkammeraffäre haben würde :wacky:

  • Das eigentlich gemeinte Thema interessiert mich zwar nicht, aber ich habe nun etwas sinniert was den Einfluß von Mozart "der Sonne" auf jüngere Komponisten betrifft - gerade aus Zeiten, wo der Blick auf Mozart schon reichlich verkitscht war. Zu Regers, Straussens und Braunfelsens Zeiten versuchte man ja, sich an Mozarts Ursprünglichkeit und Unkompliziertheit zu orientieren - äh, keine Ahnung wieso Reger Mozart variiert hat, an der Unkompliziertheit kann's wohl nicht liegen ...


    In letzter Zeit haben Lachenmann und Rihm Werke geschrieben, an denen Mozart Schuld hat. Er hat also offenbar noch Bedeutung.
    :beatnik:


  • Dass keine neuen Einspielungen von Mozart auf den Markt gebracht werden (im Gegensatz zu Beethoven) finde natürlich auf der einen Seite eher beunruhigend, weil Mozart wegen mangelnder Werbung (ja in dem Fall ist die Presse zu was gut :pfeif:) aus den Gedächdnissen der Leute verschwinden kann. Ich glaube trotzdem, dass Mozart in der Klassikwelt einen hellsten Stern darstellt, dass er beliebt wie eh und je ist.
    Auch wenn es stiller geworden ist um ihn...
    Auch bei dem "nicht-klassisch interessierten" Teil der Bevölkerung ist das erste, was ihnen ins Gedächdnis kommt, wenn sie "Klassik" hören, Mozart.


    Insofern glaube ich nicht, dass Mozart "uninteressant" geworden ist.
    Vor allem Kinder werden mit "Mozarts Hilfe" zur Klassik gebracht. Da glaube ich gibt es keinen geeigneteren Komponisten. Und da kommt er überhaupt nicht aus der Mode...
    Auch entdecken viele Klassikhörer ihre Neigung zu Mozart erst nach Jahren...


    Nur weil es "leiser" geworden ist, glaube ich nicht, dass er uninteressant geworden ist, das ist ein Wort, das sich in Zusammenhang mit Mozart sogar absurd anhört...


    Außerdem habe ich erst kürzlich einen Thread über die "neueste" Così aus Salzburg gestartet...
    Gerade hier im Forum gibt es durchaus viele Mozart-Veehrer und wenn sie ihn nicht als den Lieblingskomponisten haben, dann zumindest als hochgeschätzten, gerngehörten Favouriten.


    Wirtschaftlich wird er durchaus verwendet (wie du ja sagst :beatnik:) deshalb glaube ich nicht, dass er "verstaubt"...
    Es kennt ihn ja jeder...
    Es gibt ja dutzende (traumhafte) Einspielungen von Mozart, deshalb ist es IMO nicht unbedingt nötig, neue Einspielungen aufzunehmen...
    Mir genügt mein gut gefüllten Mozart-Regal... :D :D :D


    Dass Beethovens da-da-da-daaaaaamm öfters eingespielt wird nehme ich kommentarlos zur Kenntnis... :D :D :D


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Kommt drauf an ob man die Wahrnehmung der breiten Masse, innerhalb der Klassikszene oder speziell hier im Forum heranzieht.
    Ersteres ist wie Johannes schon mal schrieb sowieso großteils auf eine Art Scheinpopularität aufgebaut, tieferes Interesse war und wird nie vorhanden sein, man besucht höchstens die eine oder andere Veranstaltung die sich im gerade stattfindenden Jubiläumsjahr bietet.
    Ansonsten kann ich keinen Trend erkennen - ja er war sicher 2006 mehr auf den Spielplänen der Konzert- und Opernhäuser wie Haydn wohl jetzt auch, ansonsten wird es danach wohl immer auch so ruhig wie in den Jahren vor dem jeweiligen Jubiläumsjahr.
    Das die Cosi hier nicht so intensiv diskutiert wurde liegt vielleicht auch teils daran das Harnoncourt mit seinem damaligen recht eigenwilligen Dirigat des Figaros recht heftig polarisiert hatte.


    Ansonsten haben ja so Jubiläumsjahre leider sowieso nicht immer Gutes an sich - aufkochen falscher werbewirksamer Klischees oder die damalige Verschandelung des Figarohauses vor lauter Vermkartungsgier (Um- und Einbauten wie Aufzug, Shop im Parterre usw. :kotz:) da hätte man sich manchmal lieber ruhigere Zeiten gewünscht.


    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Zitat

    Original von âme
    Ersteres ist wie Johannes schon mal schrieb sowieso großteils auf eine Art Scheinpopularität aufgebaut, tieferes Interesse war und wird nie vorhanden sein, man besucht höchstens die eine oder andere Veranstaltung die sich im gerade stattfindenden Jubiläumsjahr bietet.


    Thomas


    Also so würde ich auch nicht ausdrücken...
    Dass NIE ein tieferes Interesse vorhanden war...(was meinst du damit genau).
    Für viele ist Mozart das größte, was es je gegeben hat...was meinst du also mit "es war nie ein tieferes Interesse" da???
    ?(


    Das Wort "Scheinpopularität" ist hier also falsch...Er ist zurecht so berühmt, der Herr Mozart...


    Mit der Werbung haste natürlich recht...


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Ich teile den von Alfred geäußerten Eindruck zwar nicht. Aber selbst wenn es sich so verhalten sollte, fällt die Erklärung nicht schwer: Mit eventueller Ausnahme von Beethoven (und vielleicht einzelner Werke wie Carmen oder Traviata) besteht nirgendwo eine derartige Übersättigung des Marktes wie bei Mozart.
    Seit Jahr und Tag sind in D von den 10 meistaufgeführten Opern 4 oder 5 von Mozart, ganz gleich ob Jubiläum oder nicht. Auch die bekanntesten Sinfonien und Konzerte sind allgegenwärtig.


    Daß es nur 3 Jahre nach 2006 etwas ruhiger ist, ist schlicht zu erwarten. Man darf auch nicht vergessen, daß das vorletzte Mozartjahr erst 1991 gewesen ist; im seinerzeitigen Boom (CDs waren recht neu) haben sich viele Normalhörer eingedeckt und verspüren keine Notwendigkeit nun 2006 oder erst recht 2009 alles noch dreimal auf CD zu kaufen (man beachte das Durchschnittsalter der Klassikhörer). Wenn AS Mutter eine Neuaufnahme der Konzerte für 2006 vorgelegt hat, kann sie drei Jahre später nicht schon wieder eine machen, das ist doch klar!


    Mir scheint überdies auch nicht richtig, daß ungeachtet dieser Übersättigung nicht weiterhin Neuaufnahmen und neue Wiederverpackungen angeboten werden. Ich lasse mir die nach Datum neuesten Treffer bei jpc anzeigen, eine Auswahl von der ersten Seite:





    Man hätte nach dem Jubliäum lieber verabreden sollen, mal 5 Jahre lang gar keinen Mozart zu spielen, damit man sich wieder drauf freuen kann...
    (stammt nicht von mir, ich meine gelesen zu haben, daß Kagel? das 1970 bzgl. Beethoven vorgeschlagen hatte)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Dem kann ich ganz und gar nicht zustimmen. Ich habe nicht explizit recherchiert wieviel Mozartneuaufnahmen im Vergleich zu den anderen (auch Jubiläumskomponisten) veröffentlicht werden.


    Da Mozart mein Lieblingskomponist ist - frage ich regelmäßig ab, was erscheint, es ist immer noch genug und zum Teil sehr interessant und spannend. Zudem ich zumindest genug aus dem Backkatalog noch nicht habe.


    Insgesamt nehme ich an, dass Mozart immer noch der meistgespielt, -veröffentlichte, -bekannte, etc. Komponist ist. Neben einigen wenigen Künstlern, den Jubilaren, einigen Neuheiten (sehr kurzfristig) und einer sehr mageren Schar stark nachgefragter Kollegen dürfte er nach wie vor ebenfalls der ökonomische Fixstern sein.


    Ich schließe mich dem Vorredner an; oft wäre es besser, dass sich die Kunst selbst eine 'Diät' verschriebe, um wieder ein Erlebnis- und Einsichten-Vakuum zu schaffen.

    BECK ohne MESSER
    "Jeder Mensch ist eine Melodie. Lieben heißt: sie innehaben." (Franz Werfel)

    Einmal editiert, zuletzt von fxp ()

  • Zitat

    Original von fxp
    Da Mozart mein Lieblingskomponist ist - frage ich regelmäßig ab, was erscheint, es ist immer noch genug und zum Teil sehr interessant und spannend.


    Versuch mal Einspielungen zu bekommen von Werken, die je fälschlich Mozart zugeschrieben wurden. Oder Fälschungen (Adelaidekonzert eingespielt durch Menuhin). :D


    LG, Paul

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Die umverpackten Aufnahmen - ich habe weiter oben darüber gespottet - möchte ich eigentlich nicht als Zeichen der Wertschätzung Mozarts werten - im Gegenteil.


    Ich sehe beispielsweise die "Verramschung" der KMozart-Klavierkonzerte mit Alfred Brendel - der wohl bedeutendsten - oder zumindest bekanntesten - Aufnahme Mozartscher Klavierkonzerte überhaupt (wenngleich mir einige andere Interpreten besser gefallen) als Niedergang.


    Johannes Röhl schrieb:


    Zitat

    Mit eventueller Ausnahme von Beethoven (und vielleicht einzelner Werke wie Carmen oder Traviata) besteht nirgendwo eine derartige Übersättigung des Marktes wie bei Mozart.


    GEANU das ist der Punkt:
    OBwohl der Beethoven-Markt ähnlich übersättigt ist, wie der von Mozart, findet man immer wieder ädiquate Interpreten , die man als Beethoven-Spezialist akzeptieren kann. Beinahe jeder Dirigent nimmt seine Lesart der Beethoven Sinfonien auf, ähnliches gilt bei Pianisten für die Klaviersonaten. Bewi Mozrt gibt es derzeit nicht mal Dirigenten, die als Mozart- Spezialisten durchgingen - allenfalls "Allrounder" - und so sieht dann die Liste der Neuaufnahmen von Mozart Sinfonien, Klaviersonaten und Konzerten dementsprechend dürftig aus....


    Ich bediene mich daher regelmäßig aus den Backkatalogen...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Johannes Roehl schreibt:


    Zitat

    Mit eventueller Ausnahme von Beethoven (und vielleicht einzelner Werke wie Carmen oder Traviata) besteht nirgendwo eine derartige Übersättigung des Marktes wie bei Mozart.


    Sollte man um einen Namen erweitern. Neben Beethoven ist derzeit Mahler der am häufigsten eingespielte Symphoniker.


    Alfred Schmidt schrieb:


    Zitat

    Bei Mozrt gibt es derzeit nicht mal Dirigenten, die als Mozart- Spezialisten durchgingen - allenfalls "Allrounder" - und so sieht dann die Liste der Neuaufnahmen von Mozart Sinfonien, Klaviersonaten und Konzerten dementsprechend dürftig aus....


    Eingedenk der Tatsache, dass vermutlich jeder entscheiden muss ob er HIP mag oder nicht, ist die aktuelle Symphonienausbeute sehr dürftig. Was bei diesem Werkkomplex jedoch IMO immer der Fall war.


    Ausschließliche Spezialisten gab es für meinen Mozartbegriff nie. Doch wenn es um Symphonien geht gibt es einige zumindest aktuelle Einspielungen, die mir sehr zusagen: Hogwood, Harnoncourt mindestens die Frühen, Mackerras, einzelne andere HIPler, die interessant sind.


    Klavierkonzerte: Zacharias, Sofronitzki-Karolak, nicht mehr Säuglingsalter -IMMERSEEL.


    Klaviersonaten: äußerst interessant Siegbert Rampe, nicht zu verachten Oort, Zacharias, noch ziemlich jung und wiederveröffentlicht Lubimov, etwas älter Pirner.

    BECK ohne MESSER
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  • Zitat

    Original von fxp
    Ausschließliche Spezialisten gab es für meinen Mozartbegriff nie. Doch wenn es um Symphonien geht gibt es einige zumindest aktuelle Einspielungen, die mir sehr zusagen: Hogwood, Harnoncourt mindestens die Frühen, Mackerras, einzelne andere HIPler, die interessant sind.


    Jaap ter Linden. :yes:


  • Hallo,
    Damit ist gemeint das die Allgemeinheit außerhalb des Kreises der regelmäßigen Klassikkonsumenten kaum mehr kennt wie die Anfangstakte der kleinen Nachtmusik, Der Vogelfänger bin ich ja sowie ebenso das markante Hauptthema der großen g-moll-Sinfonie. Mozart ist
    vom Namen vor allem auch dadurch bei der Masse populär und allgegenwärtig weil man ihn mit zB Mozartkugeln, Mozartlikör, diverse nach ihm benannte Bauten, Plätze, Gassen usw. verbindet. Evtl. das Einzige von ihm wissen, das er mal als Wunderkind galt. Frag einmal diverse Mainstreamhörer ob sie schon je - außer vielleicht gezwungenermaßen im Schulunterricht - vollständig ein ganzes Werk von ihm bewußt gehört haben. Sicher bestätigen Ausnahmen immer die Regel aber hier würde man schnell merken das in der breiten Masse nicht wirklich ein Bewußtsein und tiefergehendes Verständnis darüber herrscht im Gegenteil noch eher seine Musik aufgrund von Unkenntniss einem "Süßkitsch"-Klischee zugeordnet wird. Aber gut, das weicht jetzt mehr und mehr vom Thema ab und es gab sicherlich schon andere Threads hier die sich mit dem Thema befasst haben.
    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Zitat

    Original von fxp
    Johannes Roehl schreibt:



    Sollte man um einen Namen erweitern. Neben Beethoven ist derzeit Mahler der am häufigsten eingespielte Symphoniker.


    Da dürfte die Übersättigung noch nicht ganz so extrem sein, weil bis vor gut 30 Jahren die Sache überschaubar gewesen ist, anders als bei Mozart oder Beethoven.



    Ich kann diesen Eindruck, daß es mit Neuerscheinungn "dürftig" aussähe, nicht teilen (sofern man keine verfehlten Maßstäbe heranzieht, s.u.). Nehmen wir die Violinkonzerte, die ungeachtet der Beliebtheit von 3 u. 5 nicht unbedingt zu Mozarts größten Werken, verglichen mit den späten Klavierkonzerten oder Sinfonien zählen.
    Hier sind nach dem Mozartjahr z.B. zwei Zweitaufnahmen von Geigern, die die Stücke vor Jahren schon einmal komplett vorgelegt hatten, erschienen, Zehetmair und Kremer, dazu Abbado/Carmignola und Mutter eben im Mozart-Jahr. Die DG hat also zwei (die beiden letztgenannten) Aufnahmen innerhalb von gut 2 Jahren herausgebracht. Finde ich ziemlich erstaunlich.


    Bei den Sinfonien gab es bereits zu LP-Zeiten vor 1991 mindestens drei Gesamtaufnahmen: Leinsdorf, Böhm, Marriner/Krips und unübersehbar viele der bekanntesten 6-10 Werke. Etwa zum Mozartjahr erschienen zwei komplette HIP-Zyklen (Hogwood u. Pinnock), Levine und Muti legten jeweils ca. die Hälfte(?) vor, ebenso Harnoncourt, Gardiner ca. ein dutzend. Seitdem erschien dann noch Sämtliche mit Mackerras und Ter Linden, vermutlich auch auf Naxos mit unterschiedlichen Dirigenten und zum Jubiläum die frühen mit Harnoncourt, und wiederum zig Einzel-CDs mit den bekanntesten Werken.


    Mit Beethovens Sinfonien kann man hier überhaupt nicht vergleichen. Diese stellen in ganz anderer Weise eine "Visitenkarte" eines Dirigenten (u. evtl. auch Orchesters dar) als selbst die vergleichbar populären letzten 4 Sinfonien Mozarts (und das war m.E. auch noch nie anders), vom Rest gar nicht zu reden. Ähnliches gilt (besonders auch im Hinblick auf klang- und spieltechnische Brillanz) inzwischen noch mehr für Mahler. Hier schaffen sich Leute extra noch einen SACD-Zyklus an, was bei der Jupitersinfonie weit weniger relevant ist.


    Zitat


    Klavierkonzerte: Zacharias, Sofronitzki-Karolak, nicht mehr Säuglingsalter -IMMERSEEL.


    Klaviersonaten: äußerst interessant Siegbert Rampe, nicht zu verachten Oort, Zacharias, noch ziemlich jung und wiederveröffentlicht Lubimov, etwas älter Pirner.


    Hier gilt in noch weit höherem Maße das oben gesagte: Völlig unabhängig von der Bedeutung der einzelnen Werke gelten Beethovens Klaviersonaten als ein Ausweis schlechthin für einen Pianisten. (Man nehme den Mozartianer Brendel, der Beethovens Sonaten dreimal, die Mozarts höchstens einmal, wenn überhaupt komplett aufgenommen hat!)


    Im Grunde gilt das für beinahe sämtliche Instrumentalwerke der beiden (wenn auch wohl weniger für z.B. Violinsonaten als für Sinfonien). Es gibt deswegen mehr und immer wieder neue Aufnahmen von Beethovens Zyklen, weil uns die Interpreten interessieren und weil wir diese Werke für einen interessanteren Prüfstein halten als Mozarts. Das ist keine Geringschätzung Mozarts (hier interessieren uns eben die Werke im Verhältnis mehr als die Interpreten, außer vielleicht bei den berühmten Opern und je einer Handvoll Konzerte u. Sinfonien), könnte aber die unterschiedlichen "Sättigungskoeffizienten" erklären.


    Jemanden wie Mackerras oder Harnoncourt würde ich heute cum grano salis schon als "Mozart-Spezialisten" bezeichnen. Die "Mozart-Spezialisten" der Vergangenheit wie Beecham, Böhm, Krips haben ja auch nicht hauptsächlich Mozart dirigiert.


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Ausschließliche Spezialisten gab es für meinen Mozartbegriff nie...


    Es ist natürlch eine Frage der Definizition was man unter "ausschließlichen Miozartspezialisten" versteht, ich habe eigentlich nur von "Mozartspezialisten" (under Verzicht auf das "ausschließlich" gesprochen, aber spontan fallen mir da schon einige ein:


    Karl Böhm, Bruno Walter, Joseph Krips, Eugen Jochum,Sandor Vegh, Clara Haskil, Alfred Brendel, Ingrid Haebler, Wilhelm Kempff.


    Ebenso haben sich Colin Davis und Neville Marriner an Mozart versucht - im mit mäßigem Erfolg...


    So sehr manch Komponisten HIP benötigen um lebendig zu klingen, beispielsweise Vivaldi, so wenig gibt mir in dieser Hinsicht Mozart, von den frühen Sinfonien mal abgesehen.
    Harnoncourt, Norrington, Hogwood - und wie sie alle heissen,
    sie bieten eher eine Mozart-Parodie an.
    Mozart verliert das Tändelnde, leichte und wird schneidend aggressiv.
    Wieder einmal stehen wird vor dem Problem:
    Der EIGENTLICHE Mozartianer fühlt sich abgestoßen, der Anhänger der Moderne hat trotz "Attacke" kein Interesse an dieser Musik..


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Es gibt deswegen mehr und immer wieder neue Aufnahmen von Beethovens Zyklen, weil uns die Interpreten interessieren und weil wir diese Werke für einen interessanteren Prüfstein halten als Mozarts.


    Das wird wohl so sein, obwohl ich es für völlig absurd halte (siehe Beethoven-Threads).


    Nun ja, dieses ist nicht meine Welt - Mozart und Beethoven sind aber schon meine Welt.
    :P


    Wie war das denn so um 1850? Hat man da Beethoven als "Interpretationsprüfstein" verwendet, oder war da sein Werk noch aktuell genug, dass man die "Interpreten" nicht so wichtig fand?

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    So sehr manch Komponisten HIP benötigen um lebendig zu klingen, beispielsweise Vivaldi, so wenig gibt mir in dieser Hinsicht Mozart, von den frühen Sinfonien mal abgesehen.
    Harnoncourt, Norrington, Hogwood - und wie sie alle heissen,
    sie bieten eher eine Mozart-Parodie an.


    :no:
    Aber hör Dir nur weiter Deine Böhmschen "Mozart-Parodien" an ...
    :baeh01:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Das wird wohl so sein, obwohl ich es für völlig absurd halte (siehe Beethoven-Threads).


    Ich stelle das auch nur fest, ohne es direkt werten zu wollen.


    Zitat


    Nun ja, dieses ist nicht meine Welt - Mozart und Beethoven sind aber schon meine Welt.
    :P


    Wie war das denn so um 1850? Hat man da Beethoven als "Interpretationsprüfstein" verwendet, oder war da sein Werk noch aktuell genug, dass man die "Interpreten" nicht so wichtig fand?


    Da wir hier m.E. ausschließlich über ein Markt- und Medien-Phänomen des Zeitalters beliebiger technischer Reproduzierbarkeit sprechen (das mit der Musik selbst erst in zweiter Linie zu tun hat), glaube ich nicht, daß es hilft zum Vergleich eine Zeit heranzuziehen, in der außer Beethoven, drei Opern Mozarts und vielleicht noch (in massiver Bearbeitung) einiges von Gluck, Händel und Bach eher zeitgenössische Musik öffentlich gespielt wurde. Und man muß sich zusätzlich vor Augen halten, daß Beethovens Werke gerade mal 30-50 Jahre als, der Komponist keine 30 Jahre verstorben war. Also sagen wir wie Zimmermann oder Nono heute :D
    [edit: sehe gerade, daß Nono erst 1990 gestorben ist, egal, es geht um die Größenordnung]


    Es lassen sich allerdings schon in dieser Zeit zwei Stränge der Beethoveninterpretation ausmachen: die eher klassizistische (HIP :D) in der Nachfolge Mendelssohns und Habenecks und die romantische mit Wagner als Wortführer (dazu steht ein wenig in einem der Musik-Konzepte zu Beethovens Tempi, genaueres weiß ich gerade nicht).


    Der "Interpreten-Kult" hat sich aber, auch wenn Dirigenten aufholten, im 19. Jhd. lange auf Operndiven und Pianisten/Geiger (die überdies noch überwiegend eigene Werke vortrugen) beschränkt


    :hello:


    JR

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  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Und man muß sich zusätzlich vor Augen halten, daß Beethovens Werke gerade mal 30-50 Jahre als, der Komponist keine 30 Jahre verstorben war. Also sagen wir wie Zimmermann oder Nono heute :D


    Genau. Nono klingt ja auch nicht mit allen Interpreten gleich. Aber "Interpretationsprüfstein" wird hoffentlich nicht seine Funktion sein.


    Insofern ist es ja fast erfreulich, dass Nono vom "Markt- und Medien-Zeitalter" nicht so ausgequetscht wird wie Beethoven. Und Mozart wäre also in diesem Sinne eine geringere "Bedeutung" in Alfreds Threadsinne zu wünschen.

  • Ich benötige nicht HIP wegen der Lebendigkeit - mir sind in vielen der Veteranenaufnahmen (besonders bei den orchestralen) zuviele Fettaugen drauf, zu glatt, zu poliert, zu rund, häufig fehlt mir die Binnenspannung, die Aussage. - Doch könnte es sein, dass dies eine persönliche Grundsatzfrage ist, das finde ich auch gut so. Wo bliebe sonst Entwicklung.


    Mir sagt nach wie vor Mozart, zunehmend Haydn und vorallem auch Schubert mehr als der symphonische Beethoven, um den kämpfte ich seit Jahrzehnten. Langsam finde ich Zugang, auch hier durch die HIP und informierte, feinere Sichtweise.


    Die Bedeutung der Angeführten wie Haskil, Vegh, Walter bestreite ich nicht, auch ich finde hier vieles sehr, sehr schön und bewegend. Anderes finde ich zumindest für mich nicht interessant. Ich möchte mir nicht anmaßen wirklich bedeutende Künstler abzuwerten, komme halt mit Interpretation und Klanglichkeit nicht so gut zurecht (allen voran Haebler, Jochum, größtenteils Böhm).


    Mir ist das auch als "Prüfstein" nicht wichtig,

    Zitat

    Mozart und Beethoven sind aber schon meine Welt.

    , kann ich übernehmen. Was mir eine Interpretation sagt, wie sie mich berührt, wie sie klanglich umgesetzt ist, was sie mir in ihrem Binnenleben zeigt, das sind die Kriterien.


    Ich denke Mozart spielt für viele Menschen eine ganz unterschiedliche Rolle, die Bandbreite dürfte von entspanntem Zwischenspiel und Dessert, über Dauergenuss bis hin zu systematischer Auseinandersetzung, der persönlichen, intellektuellen bis hin zur wissenschaftlichen gehen. Insofern sehe ich die Bedeutung Mozarts in keinster Weise sinken.

    BECK ohne MESSER
    "Jeder Mensch ist eine Melodie. Lieben heißt: sie innehaben." (Franz Werfel)


  • Das ist leider richtig. Dass man Mozart immer mit der Kleinen Nachtmusik assoziiert, ist nämlich IMO etwas sehr negatives (für ihn), denn (obwohl er mein Lieblingskomponist ist) finde ich die Kl. Nachtm. als ein allenfalls durchschnittliches Werk, aber ok.
    Trotzdem glaube ich, dass das bei anderen Komponisten überhaupt nicht anders ist. Wer kennt in der "klassik-nicht-hören"-Welt mehr von Beethoven als "da-da-da-daaaamm", oder von Händel mehr als "Hallelujah" aus dem Messias?
    Das hat glaube ich nichts mit Mozart speziell zu tun. Da geht es jedem Komponisten gleich...
    Deshalb zu behaupten, es bestand nie ein "tieferes Interesse" an Mozart, finde ich deshalb nicht ganz passend.


    von Johannes:

    Zitat

    Daß es nur 3 Jahre nach 2006 etwas ruhiger ist, ist schlicht zu erwarten. Man darf auch nicht vergessen, daß das vorletzte Mozartjahr erst 1991 gewesen ist; im seinerzeitigen Boom (CDs waren recht neu) haben sich viele Normalhörer eingedeckt und verspüren keine Notwendigkeit nun 2006 oder erst recht 2009 alles noch dreimal auf CD zu kaufen (man beachte das Durchschnittsalter der Klassikhörer). Wenn AS Mutter eine Neuaufnahme der Konzerte für 2006 vorgelegt hat, kann sie drei Jahre später nicht schon wieder eine machen, das ist doch klar!


    Da kann ich nur vollkommen zustimmen!!!
    Ich glaube auch nicht, dass derzeit ein Desinteresse an Mozart herrscht.
    Es gibt genug Aufnahmen von ihm (was bei Gott stimmt) v.a. von seinen bekannten Werken...
    Ich glaube, wenn man von Desinteresse sprechen kann, dann im Zuge der "Anti-Klassik"-Welle die auf weite Teile der Bevölkerung überschwappt (besonders betroffen die Jugend). Aber da geht es jedem Komponisten gleich...


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Zitat

    [Das hat glaube ich nichts mit Mozart speziell zu tun. Da geht es jedem Komponisten gleich...
    Deshalb zu behaupten, es bestand nie ein "tieferes Interesse" an Mozart, finde ich deshalb nicht ganz passend.


    Das finde ich aber schon Korinthenkackerei, weil es hier im Thread ja hauptsächlich um Mozart geht und um die Thematik das Interesse hätte nachgelassen wobei ich nur feststellte das es bzgl. Mozart bei der breiten Masse nie tiefer vorhanden war. Klar bei anderen klassischen Komponisten auch nicht, aber die waren hier ja nicht das Thema oder? ;)
    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Zitat

    Original von âme


    Das finde ich aber schon Korinthenkackerei, weil es hier im Thread ja hauptsächlich um Mozart geht und um die Thematik das Interesse hätte nachgelassen wobei ich nur feststellte das es bzgl. Mozart bei der breiten Masse nie tiefer vorhanden war. Klar bei anderen klassischen Komponisten auch nicht, aber die waren hier ja nicht das Thema oder? ;)


    Dann war Deine Aussage der Scheinpopularität (so richtig sie ist), aber auch am Thema vorbei, weil es gar nicht um Leute ging, die von Komponisten gerade mal Namen und Klingeltöne kennen, sondern um den Klassikbetrieb, Konzerte und CD-Aufnahmen. Oder?


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    (Bob Dylan)

  • Ich würde das Thema generell sehr breit gefasst sehen.
    Aber natürlich sind in erster Linie folgende Kriterien gemeint:


    Aufführungshaüfigkeit von Werken Mozarts
    Anzahl von Neuaufnahmen UND deren erfolgreicher Verkauf.
    Wertschätzung unter Klassikfreunden


    Besonders der letzte Punkt erscheint mit problematisch, denn wenn Mozart als "verzuckerte Puppe" geradezu diskriminiert wird, wenn Mozarts Eleganz nicht nur gelaugnet, sondern teilweise sogar beanstandet wird, wenn Mozarts Sitl als zu weng "spannend" kritisiert wird und wenn offensichtliche Verbalhornungen von Mozarts Werken a la "concerto Köln" wo es rumpelt und rummst wo es schneidet und schrillt, sperrig klingt und jeder Liebreit den Bach runter geht - dann klingen bei mir die Alarmglocken. Auch Szell und Krips waren Vertreter eines eher "herben" Mozartbildes, jenes von Böhm war auch nicht verzuckert, sondern elegant bis männlich herb, gelegentlich strahlend triumphierend. Aber niemals kamen da schräge verschreckende Töne, die potentielle Mozartliebhaber abhielten Mozart zu hören. Heutige interpreten bringen eher Musik des 20. Jahrunderts mit Noten vion Mozart - um es mal gehässig zu formulieren - und vetreiben mit diesem Interpretationsansatz die eigentlichen Mozarthörer.


    Aber das nur nebenbei...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Dann war Deine Aussage der Scheinpopularität (so richtig sie ist), aber auch am Thema vorbei, weil es gar nicht um Leute ging, die von Komponisten gerade mal Namen und Klingeltöne kennen, sondern um den Klassikbetrieb, Konzerte und CD-Aufnahmen. Oder?


    JR


    Eben, das sehe ich so wie Johannes
    Du hast ja gesagt, dass es kein "tieferes Interesse" an Mozart gibt und je gegeben hat, weil nur einige Werke von ihm im Gedächdnis der Leute sind. Aber es geht allen Komponisten so, also kann das nicht speziell etwas mit Mozart zu tun haben. Freilich, ihn betrifft es auch, aber dann dürfte es bei keinem Komponisten "tieferes" Interesse geben.


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Zitat

    Eben, das sehe ich so wie Johannes
    Du hast ja gesagt, dass es kein "tieferes Interesse" an Mozart gibt und je gegeben hat, weil nur einige Werke von ihm im Gedächdnis der Leute sind. Aber es geht [I]allen
    Komponisten so, also kann das nicht speziell etwas mit Mozart zu tun haben. Freilich, ihn betrifft es auch, aber dann dürfte es bei keinem Komponisten "tieferes" Interesse geben.


    Es hätte aber auch sein können das es vor Jahrzehnten schon mal hinsichtlich dessen besser war. Ich weiß garnicht warum man sich so auf den einen Nebensatz meines Postings draufstürtzt. Mein 1. Posting hatte eigentlich mehrheitlich nicht genau mit dieser Thematik zu tun und ich habe auf Hammels Nachfrage nur die Scheinpopularität näher definieren müssen. Das jetzt so getan wird als hätte ich von Anfang an völlig off-topic ausschließlich dieses Thema herangezogen find ich schon etwas merkwürdig. :boese2:
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich würde das Thema generell sehr breit gefasst sehen.
    Aber natürlich sind in erster Linie folgende Kriterien gemeint:


    Aufführungshäufigkeit von Werken Mozarts
    Anzahl von Neuaufnahmen UND deren erfolgreicher Verkauf.


    Da wir kaum Marktdaten zum erfolgreichen Verkauf haben dürften (schon gar nicht verglichen mit anderen Komponisten), kann man dazu wenig sagen. Die beiden anderen Punkte habe ich oben schon im Hinblick auf "Übersättigung" ausgeführt. Ungeachtet der Übersättigung werden auch 2009 unter den 10 häufigst gegebenen Opern im deutschsprachigen Raum 4 oder 5 von Mozart sein und international mindestens 2 oder 3.


    Zitat


    Original von Alfred_Schmidt


    Wertschätzung unter Klassikfreunden


    Besonders der letzte Punkt erscheint mit problematisch, denn wenn Mozart als "verzuckerte Puppe" geradezu diskriminiert wird, wenn Mozarts Eleganz nicht nur geleugnet, sondern teilweise sogar beanstandet wird, wenn Mozarts Sitl als zu wenig "spannend" kritisiert wird und wenn offensichtliche Verbalhornungen von Mozarts Werken a la "concerto Köln" wo es rumpelt und rummst wo es schneidet und schrillt, sperrig klingt und jeder Liebreiz den Bach runter geht - dann klingen bei mir die Alarmglocken. Auch Szell und Krips waren Vertreter eines eher "herben" Mozartbildes, jenes von Böhm war auch nicht verzuckert, sondern elegant bis männlich herb, gelegentlich strahlend triumphierend. Aber niemals kamen da schräge verschreckende Töne, die potentielle Mozartliebhaber abhielten Mozart zu hören. Heutige interpreten bringen eher Musik des 20. Jahrunderts mit Noten von Mozart - um es mal gehässig zu formulieren - und vetreiben mit diesem Interpretationsansatz die eigentlichen Mozarthörer.


    Das verstehe ich nun nicht recht. Du liebst genau die Interpretationen, die für ein aus meiner Sicht einseitiges Bild verantwortlich sind. Kein Problem. Es gibt ja genügend Aufnahmen und Interpreten, die Mozart weiterhin derart locker, leicht und zuckerwattig darbieten. Leute mit deinen Vorlieben ("eigentliche M.") werden doch jetzt nicht nachträglich verprellt und hören keinen Mozart mehr, weil es außerdem auch Harnoncourt oder Concerto Köln gibt.
    Und daß ein potentieller Mozartliebhaber verprellt wird, glaube ich einfach nicht, allein weil die Wahrscheinlichkeit viel größer ist, Mozart zum ersten Mal auf einer preiswerten Einspielung unter Krips, Böhm oder Marriner zu begegnen (oder in einem 08/15-Konzert) als mit dem Concerto Köln. Ich kenne kein einziges Beispiel dafür, daß jemand verprellt wurde, wohl aber für das Gegenteil, daß welche, die Mozart immer langweilig oder oberflächlich fanden, plötzlich bei den von Dir kritisierten Interpretationen aufhorchten und ihre Meinung geändert haben (Ich gehöre nicht dazu, selbst wenn ich die Böhm-LPs nicht mehr aufgelegt habe, nachdem ich in meinen Augen überzeugenderes kennengelernt hatte, schätzte ich Mozart schon vorher).
    Meiner Ansicht nach wird daher im Gegenteil durch die unterschiedlichen Ansätze der Kreis der potentiellen und tatsächlichen Mozarthörer (vielleicht erheblich?) erweitert. (Und es mildert die Übersättigung ein wenig, denn allenthalben Mozart in unterschiedlichen Interpretationen ist erträglicher als "Alles Mozart" in einer dominierenden (und einseitigen) Interpretationsspielart.)


    Daß es immer Hörer geben wird, die anderes mehr schätzen, ist eine andere, aber letztlich selbstverständliche Sache. Ebenso daß es oft schwer nachzuvollziehen ist, wenn andere, was man selbst für das Größte hält, eher belanglos finden oder sogar ablehnen. Das liegt aber ganz gewiß nicht am Concerto Köln ;)
    Und ich halte es auch für ein Gerücht, daß "Anhänger der Moderne" Mozart nicht schätzen. Das mag es natürlich geben, aber die "Mozartskeptiker", die mir so begegnet sind, waren eher hartgesottene Renaissance/Barock-Anhänger oder "Spätromantiker". (Typische "Opfer" der "Modernisten" sind viel eher Komponisten wie Telemann, Tschaikowsky oder Puccini.)
    Es gibt hier keine übergreifenden Allianzen, sondern "jeder hat seinen eigenen Geschmack".


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Sagt es was, daß wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, daß Musik von Mozart am besten Babies beruhigen kann?
    Seine Musik müßte also auf einen sehr tiefen Niveau angreifen. Muß also sehr elementar sein, trotz aller musikalischen Regeln die er einhält.


    LG, Paul

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