Guillermo Sarabia - ein zu Unrecht vergessener Bariton?

  • Gestern hörte ich noch einmal die Gesamtaufnahme der Perlenfischer, wo Sarabia die Baritonpartie singt. Unvergesslich auch sein Scarpia. Vielleicht könnte Harald noch etwas beisteuern. :pfeif: :yes:


    LG Uwe

  • Lieber Uwe,


    da hast Du sicher recht, ich könnte wahrscheinlich eine mehrbändige Biographie über den mexikanischen Bariton Guillermo Sarabia schreiben – aber wer interessiert sich denn wohl dafür?




    Gäbe es diese „Perlenfischer“-Gesamtaufnahme nicht, wäre er sicher vergessen – nur in seiner mexikanischen Heimatstadt Mazatlan (ca. 400.000 EW), wo er 1937 geboren wurde, erinnert man sich: Der Chor der städtischen Kunsthochschule (der aus hervorragenden Sängern besteht!) trägt den Namen „Guillermo-Sarabia-Chorus“ !


    Eine andere Plattenaufnahme mit ihm ist diese:


    Die „Florentinische Tragödie“ von Zemlinsky – leider z.Zt. vergriffen.


    Nach einer Ausbildung am Opernstudio von Zürich und ersten Erfahrungen in der deutschen Provinz wurde er im Jahre 1967 – gerade 30 Jahre alt geworden – festes Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein – ausgewählt mit sicherem Gespür von Impresario Grischa Barfuss und Opern-Spezialist Alberto Erede. 15 Jahre war er im Ensemble, und auch später – bis zu seinem frühen Tod – durch regelmäßige Gastspiele dem Haus verbunden.


    Als ich ihn kennen lernte, war er ca Mitte dreißig, sah aber älter aus – gewiss keine Schönheit, ganz im Gegenteil: gedrungene Figur, Stiernacken, Stirnglatze und wulstige Lippen – auch wenn er damals auf der Bühne den „Don Giovanni“ gab, gewiss kein Frauentyp. Dafür ein faszinierender Scarpia – nie habe ich diese Rolle brutaler, intensiver dargestellt erlebt – in mehreren Inszenierungen über 10 Jahre! Er war ein begnadeter Singschauspieler, der jede Bühne sofort beherrschte!


    Anfang der 80er Jahre war er auf dem Höhepunkt seiner Karriere – er konnte sich vor Angeboten kaum retten – er hatte ein riesiges Repertoire: Ob er in Wien als „Falstaff“ unter Georg Solti auftrat oder in Barcelona als Nelusco in Meyerbeers „Afrikanerin“ mit Placido Domingo, ob er an der City Opera den Telramund gab oder an der MET den Escamillo, in New Orleans oder San Francisco immer wieder Scarpia oder Jago. An Londons Covent Garden sang er den Holländer und den Jochanaan, die Liste aller Rollen wäre sehr, sehr lange – dann der Schock: Bei einem Gastspiel in Amsterdam erlitt er am 19. September 1985 eine Gehirnblutung, an der er kurz darauf verstarb – gerade mal 48 Jahre alt!


    Nicht auszudenken, welche Erfolge er noch hätte feiern können, wenn er nicht so früh von uns gegangen wäre....


    Ein paar Privataufnahmen von seinen Opernauftritten ist alles, was uns außer den „Perlenfischern“ geblieben ist....


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich erinnere mich noch sehr intensiv an ihn - gerade an seinen Scarpia

    mit freundlichen Grüßen
    Martina
    Auf dem Rohre taugt die wonnige Weise mir nicht!

  • Lieber Harald,


    wusste ich es doch, auf dich kann man sich verlassen.


    Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    LG Uwe

  • Heute (oder morgen) ist der Todestag Guilliermo Sarabia, der am 30. August 1937 geboren wurde und am 18. 9. (oder 19. 9.) 1985 in Amsterdam plötzlich an Gehirnbluten viel zu früh starb, ist hier in den Perlenfischern noch einmal zu bewundern:





    Heute (oder morgen) ist sein 30. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)


    http://www.nytimes.com/1985/09…aritone-at-met-opera.html

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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