Liebe Forianer
Immer wieder wird ausgetüftelten Opernausstattungen, welche "Realitätsnähe" anstreben - oder (noch schlimmer !!) sogar erreichen - vorgeworfen, sie stünden auf einer Stufe mit Hollywoodfilmen .
Na und ?
Gerade Opern waren ja bis ins 19 Jahrhundert das was Hollywood (im guten Sinne) später fürs Kinopublikum wurde.
Shocking !!!
So was kann man doch nicht schreiben, nicht sagen, das ist verwerflich !!
Wir kommen hier ja billigen Effekten und Schmutz und Schund-Literatur gefährlich nahe !!
Schaun wir uns das mal an praktischen Beispielen an.
In einem anderen Thread habe ich vor wenigen Minuten folgendes geschrieben (es war übrigens der Anstoß für DIESEN Thread):
Man nehme als Beispiel die Stelle aus Rigoletto, wo Gilda während des Gewitters von Sparafucile (stümperhaft) erstochen wird, das Gewitter abflaut - und während Rigoletto den Sack mit der vermeintlichen Leiche des Herzogs in Richtung Wasser zieht, aus der Ferne dessen Stimme erklingt - zuckersüß und triumphierend. Das hat was für sich - das ist nicht zu toppen.
Genau.
Dem ist nicht viel hinzuzufügen, abgesehen davon, daß hier eine dramaturgische Technik angewandt wird, wie sie später in "billigen" Kriminalromanen auftaucht. Freund Kitsch mischt hier kräftig mit - dem Werk tuts jedoch keinen Abbruch - so unglaubwürdig, geschmacklos und makaber die Szene ist - so publikumswirksam ist sie - überhöht durch Verdis einzigartige Musik
Man muß nich lange suchen, um auf ähnlich unglaubwürdige Stellen in anderen Opern zu stossen, beispielsweise das Auftauchen des Ministers in "Fidelio" (Deus ex Machina), uralter Theaterkunskniff, wenn eine unlogische, unglaubwürdige Handlung im letzten Akt zu einem einigermaßen brauchbaren Schluss gebracht werden soll:
Der Kaiser - oder eine Person von hohem Stand oder hohem moralischen Ansehen (vergl ."der Eremit" im Freischütz) bringt die erhoffte "Erlösung", die aus dem sonstigen Handlungsverlauf logischerweise kaum zu erwarten war.
Salome:
Idealerweise sollte die Prinzessin Salome ein 16 jähriges Mädchen sein, welches nach der lLiebe und später nach dem Kopf des Jochanaan dürstet, die sogar (idealerweise) nackt tanzt um ihren Wunsch durchzusetzen. Leider stellt Richard Strauß für die Idealbesetzung Bedingungen die nicht realisierbar sind.
Aber wir haben wieder ein Cliché, das sich durch vilele Werke ziieht, und das es auch in der Realität gab:
Mädchen (und Jünglinge) von geradezu unnatürlicher Anmut mit grausamen Phantasien und Wünschen.
Letztlich aber durchaus eines Kitschromans würdig- wenngleich hier von Oscar Wilde......
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Was hier ausgesagt werden soll, ist, daß Oper EIGENTLICH nicht - wie oft behauptet "verschlüsselte politische Inhalte" weitergeben wollte (von Ausnahmen mal abgesehen) und wenn doch - das nicht der Grund war, warum man vorzugsweise in die Oper ging.
Ich leugen nicht, daß vermutlich gelegentlich Oper MISSBAUCHT wurde, um verbotene politische Inhalte zu transportieren - aber dies musste EINERSEITS so unauffällig gemacht werden, daß man der Zensur entging - andrerseits durfte die Handlung dadurch nicht beeinträchtigt werden, soll heissen, die Oberfläche musste gewahrt bleiben. Einmal mehr betone ich,m daß es NIE Hauptaufgabe der Oper war, politische Botschaften zu vermitteln - wenn es denn geschah,war es Mißbrauch.
Oper sollte unterhalten (von den gesellschaftlichen Aufgaben mal ganz abgesehen) - man wollte interessante Geschichten sehen.
Dazu wurden von den Librettisten gerne exotische Schauplätze gewählt, ebenso Zeitalter die die Story unterstrichen - oder die Möglichkeit zu publikumswirksamen Kostümen eröffneten - Ich erinnere nur an die Zahlreichen "Türkenopern" des 18. Jahrhunderts, welche damals in Mode waren. Sie boten aber gleichzeitig auch die Möglichkeit "exotische Musik" zu Gegör zu bringen - oder zumindest das, was man sich damals drunter viorstellte.
Man machte also Oper "nach dem Gusto des Publikums" - etwa vergleichbar mit den neuesten Fantasyfilmen der Gegenwart.
Daher habe ich gegen monumentale "Ausstattungsinszernierungen - im Sinne des librettisten verstanden - nichts einzuwenden - im Gegenteil.
mfg aus Wien
Alfred