Klassische Orgelkonzerte

  • Hallo,


    während ich ja Händels Orgelkonzerte noch einigermaßen 'nachempfinden' kann (es gibt Kontrapunkt etc.), so kommen mir doch die 'klassischen' Orgelkonzerte etwas zweckentfremdet vor: ein geistliches (?) Instrument in 'weltlicher' (zumindest: weltlich klingender) Musik?


    Genannt haben möchte ich Konzerte z.B. von Haydn und Carl Philipp Emanuel Bach:



    Die Konzerte sind ja ganz nett... aber belangloses Geplätscher, für mich klingen sie inhaltslos. Und es wird nicht mal volles Rohr gespielt :wacky: - die Orgel als Konzertinstrument also gar nicht vollumfänglich genutzt.


    Was meinen die anderen?


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Klassische Orgelkonzerte gibt es ja nur wenige in der vorderen Front, keine von Beethoven, Schubert oder Mozart, und meines Wissens auch nicht von Gluck oder Boccherini, nur wenig aus der Mannheimer Schule.


    Für den Pathos-Musiker Beethoven - Pathos in allen Implikationen des Wortes - müssen meines Erachtens andere Gründe bestehen als rein innermusikalische. Mozart jedoch beweist das Artfremde in den wenigen kleinen Kompositionen für die Orgel (bzw. die Flötenuhr) aus den späten 500er oder frühen 600er Nummern. Es ist seriöse, unter Umständen tief empfundene Musik, aber sie wirkt dennoch wie ein bloßes Nachempfinden einer vergangenen Zeit.


    Und Haydn? Vermutlich konnte oder wollte er "Surprisen", Humor, Feingliedrigkeit und strukturelles Raffinement an diesem statischen Instrument noch nicht darstellen. Das kommt dann im 19. Jahrhundert mit der Virtuosenliteratur, die vor der Orgel nicht Halt macht. Ich sehe es wie Ulli: Die wenigen Orgelkonzerte Haydns plätschern im empfindsamen Stil, kein Pomp ... und eigentlich auch keine Empfindsamkeit.


    Carl Philipp Emanuel Bachs Konzerte interessieren mich da am meisten; sie stehen ja auch zwischen Barock und Klassik.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ich finde Orgelkonzerte auch ziemlich merkwürdig. Wie Ulli sagte, lernt man die Orgel meist als ein Instrument der Kirche kennen, und darum reflektiert mir der Klang auch immer den Schein von geistlicher Musik.
    Ein Orgelkonzert empfinde ich daher nicht als Konzert.


    Kennen tu ich nicht sehr viele. Ich habe einige von Brixi (schreibt der sich so?) und eines von einem gewissen Herrn Blees. (Übrigens; )


    Man muss aber zur Verteidung für dieses Genre sagen, dass ich den Klang der Orgel allgemein auch gar nicht mal so dolle mag. Ich verzichte gerne drauf, daher bin ich vielleicht sogar nicht so geeignet um darüber zu urteilen...



    C.

  • Brixi ist schöööööööööööööööööne Musik!


    Habe heute Vormittag Orgelmusik von einem Zeitgenossen Brahms' gehört, dessen Name ich mit Nikolaus Lemens im Ohr habe. - Wiki gibt allerdings keine Auskunft darüber. - Kann es sein, dass der Komponist sich anders schreibt?


    Ferner gab es Musik von Georg Christoph Wagenseil zu hören.


    Ich hoffe, man darf Wiki verlinken:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Christoph_Wagenseil


    Freundliche Sonntagsgrüße, in G-Dur ;)


    Melisma :hello:

  • Zitat

    Original von Melisma
    Brixi ist schöööööööööööööööööne Musik! (...) Georg Christoph Wagenseil...


    Albrechtsberger nicht zu vergessen. Mozarts Kirchensonaten. Jiri Lineks Orgelkonzert. Und Haydns Orgelkonzerte.
    Sowie das Doppelkonzert von Michael Haydn für Orgel + Bratsche (und Orchester). 8o ;(


    Orgelkonzerte (Orgel + Orchester!!!) sind soo schön. :jubel: :jubel: :jubel:


    LG, Paul


  • Stimmt, dieses Set habe ich auch, und die Konzerte können es an Eleganz und Einfallsreichtum zumindest mit denen von Haydn aufnehmen.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo, Melisma!


    Lemmens (Jacques-Nicolas) dürfte richtig sein.


    Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Den nötigen Ernst für ein großartiges Orgelkonzert bringt Paul Hindemith mit seinem Werk aus seinem vorletzten Lebensjahr mit: Besonders die letzten beiden Sätze (3. Canzonetta in triads and 2 Ritornelli: Moderato , 4. Phatasy on Veni creator spiritus: Allegro moderato) sind einfach atemberaubend. Hier gelingt eine überwältigende Symbiose aus Tradition und Kreativität, alles gefärbt in Hindemiths herbem Spätstil.



    Außerdem möchte ich unbedingt das Konzert für Orgel, Streicher und Schlagwerk von Francis Poulenc erwähnen. Beim ersten Hören dieser Scheibe hat zwar das Cembalokonzert einen wesentlich nachhaltigeren Eindruck hinterlassen, eine Kaufempfehlung bleibt die CD allemal:



    Liebe Grüße,
    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Vielen Dank, Wolfgang! :)


    Dir war dieser Name geläufig? - Es wurde sogar erklärenderweise dazu gesagt, dass er Zeitgenosse von Brahms war.


    Schönen Abend,


    Melisma :hello:

  • Ich hab irgendwann mal live ein Stück von Lemmens gehört, und auf CD besitze ich auch etwas - könnte aber auf die Schnelle nicht im Detail sagen, was.


    Er war ein Romantiker mit Hang zu effektvoller bis kurioser Salonmusik für die Orgel, ähnlich wie der bekanntere Louis Lefébure-Wely.


    Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Meine Antwort zum Beitrag Nr. 1 dieses Threads:


    ?(:no::hahahaha::hahahaha: :hahahaha:

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler