Hat man früher nur die falschen Aufnahmen gekauft?

  • wem geht es ähnlich: vor vielen jahren kaufte man aufnahmen, die einem zwar meist nicht als optimum galten - aber dennoch gut bis sehr gut gefielen, und es gelüstete einem bislang nicht nach neuen interpretationen (natürlich bezieht sich das jetzt nicht auf ALLE einspielungen). nachdem aber nun viele aufnahmen von den firmen geradezu verschleudert werden, greift man zu und findet: diese sind ja viel besser zumeist oder decken ganz andere musikalische elemente/strukturen auf. und das bezieht sich nicht nur auf die nun zugänglichen historischen aufnahmen, sondern auch auf viele der 50er-80er etc.


    wie kommt das? reife, wandel des geschmacks, damaliges angebot, musikalische weiterentwicklung?


    letzten endes macht es ein wenig unzufrieden, da man immer denkt, es könnte wohl doch noch eine andere und bessere aufnahme geben ... abdererseits freut es einen, da man eben eine 'bessere' gefunden hat.


    doch letzten endes: die räume voll, der geldsäckel leer ... ;( 8o X(

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    Original von klingsor
    letzten endes macht es ein wenig unzufrieden, da man immer denkt, es könnte wohl doch noch eine andere und bessere aufnahme geben ... abdererseits freut es einen, da man eben eine 'bessere' gefunden hat.


    Lieber Jörg,


    Viel Werke auf meinen LPs sind überhaupt noch nicht, in welche Version denn auch, auf CD herausgebracht worden.
    Ich bin also sehr froh, wenn ich die digitalisierte Version bekommen kann.


    LG, Paul

  • Ich bin nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe...


    Seit 1988 kaufe ich CDs (einige wenige MCs und LPs hatte ich vorher schon). Als Schüler griff ich damals bevorzugt zu nicht-Hochpreisigen Scheiben, meistens aber "midprice" für ca. DM 20, da recht lange die Auswahl und Qualität der ganz billigen CDs recht bescheiden gewesen ist. Teure CDs habe ich mir jedes Jahr ein paar zu Weihnachten usw. gewünscht. Habe mich an die bekanntesten Labels und Interpreten gehalten; ein wenig an Zeitschriften orientiert, ich hatte auch einen Schulkameraden, dessen Eltern eine riesige Plattensammlung hatten und der selbst ein guter Pianist war und sich recht gut auskannte. Dadurch kam ich mit (oft historischen) Einspielungen in Kontakt, die nicht gerade in "Klassik-Akzente" angepriesen wurden.
    Habe auch öfters Sachen aus dem Radio aufgenommen und viel von Kumpels überspielt, hauptsächlich, um die Musik überhaupt erst kennenzulernen. Historische Aufnahmen wollte ich damals eher nicht, jedenfalls Stereo und am besten DDD (letzteres freilich völliger quatsch, aber es hat ein paar Jahre gedauert, bis man dahinter kam). Wie gesagt, hätte man auch nicht viel gespart, wenn man sich auf Historisches gelegt hätte. Ich habe also nach anderen Kriterien gewählt als heute oder in den letzten ca. 10 Jahren.
    Klar, daß dabei auch einige zwar solide, aber vielleicht inzwischen etwas biedere oder fade Aufnahme dabei gewesen sind


    Ich habe die meisten der Aufnahmen aus diesen ersten zwei, drei Jahren noch in der Sammlung. Auch wenn ich inzwischen oft andere bevorzuge; beim Standardrepertoire, um das es hier geht, ist die Konkurrenz ja riesig, so habe ich nur wenige verschenkt oder verkauft.


    Es ist klar, daß man heute, wo man viele Werke seit etwa 20 Jahren kennt, andere Schwerpunkte setzt, vielleicht auch einem weiteren Spektrum an Interpretationen zugänglich ist. Und wie Klingsor richtig sagt: Gegenüber den späten 80ern hat sich die Auswahl, gerade an historischen und überhaupt sehr preiswerten Aufnahmen vervielfacht. (All die verschwundenen LPs haben es ja meistens gar nicht erst ins CD-Zeitalter geschafft, wenn aber, dann eher jetzt als 1990)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Für mich ist die Antwort relativ einfach zu finden - und dennoch komplex zu formulieren.
    Zunächst kommen wir wieder zum Punkt, daß EIGENTLICH musikalische Werke nicht prinzipiell dazu komponiert wurden aufgezeichnet zu werden. Prinzipiell hat ein Hörer der Vergangenheit ein Werk in der Regel EINMAL gehört, allenfalls 2 bis 3 mal (von Ausnahmen mal abgesehen) Diese drei mal waren aber in der Regel im Abstand von etlichen Jahren - jeweils in einer anderen Interpretation.
    Unsere Zeit, welche die Schallplatte, bzw CD kennt, ermöglicht das wiederholte Abhören eine und derselben Interpretation immer und immer wieder....
    Das führ zwangsläufig dazu, daß man Interpretation und Werk gleichsetzt ("Beethovens 5. kenn ich schon, hab ich daheim)
    Che Surprise - (sie muß nicht immer angenehm sein) wenn man erkennen muß (darf), daß es auch andere Lesarten eines bereits als bekannt eingestuften Werkes gibt - je nach Qualität, Menalität das Hörers , und je nach Zeitgeschmack wird dieses neue Hörerlebnis entweder als Bereicherung oder als Belästigung und Verstörung empfunden, wobei man nicht ausßer acht lassen sollte, daß die neue Aufnahme tatsächlich wesentlich besser sein kann, als die bekannte alte.


    Wer also gerne die Hand am Puls der Zeit hat und neugierig auf Neues ist, der wird Neuaufnahmen als Bericherung empfinden, das ist ganz normal.


    Sogar ich, der ich mich stets als konservativ oute, erwerbe immer wieder Neuaufnahmen, weil das durchaus anregend sein kann.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe meine CD-Sammlung 1984 angefangen (da war ich 35 Jahre alt) und beim CD-Kauf habe ich darauf geachtet,nur gute Interpretationen zu kaufen.Mangels Internet habe ich mich an den einschlägigen Klassikzeitschriften etc orientiert.Der Preis einer CD spielte keine Rolle.
    Im Laufe der Zeit kamen Neueinspielungen dazu.Und dann auch Einspielungen aus vergangenen Tagen.
    Ich meine jedoch,keine "falschen" Aufnahmen gekauft zu haben.Gute Interpretationen gegleiten mich ein Leben lang.Es ist nicht so,daß ich schlechte Aufnahmen durch bessere Aufnahmen ersetzen muß.Zu meinen guten Aufnahmen kommen andere (gute) hinzu.Schlecht und gut,nein,es sind verschiedenen Aufnahmen von Werken,die gleichberechtigt in meiner CD-Sammlung sind.Außerdem muß man damit rechnen,daß sich der eigene Geschmack verändert,der sich zudem noch an den aktuellen Trends orientiert. Bespiel:Aufnahmen mit modernen Instrumenten,dann historische Instrumente und irgendwann wieder moderne Instrumente.Oder langsame Spielweise,schnelle Spielweise etc.
    Was man aus seiner Sammlung entfernt,kann einem später leid tun.
    Durch meine sorgfältiige Auswahl beim Kauf sehe ich mich nicht veranlaßt,CDs aus meiner Sammlung zu entfernen.
    Eine CD-Sammlung sollte daher mit Bedacht aufgebaut werden,damit sie nach Jahrzehnten noch Freude macht.Foren wie das Tamino-Klassikforum helfen dabei,die richtigen Entscheidungen zu treffen.

    mfG
    Michael

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich hab etwas vergessen zu sagen.
    Was für mich sehr wichtig beim Kauf war der Bielefelder. Immer schaute ich dort auf Jahreszahlen. Fiel der Komponist in meinem bevorzugten Zeitraum? Dann war's OK. :D


    LG, Paul