Jean Baptiste Lully ist eher bekannt wegen seiner Balette und Opern, doch auch er hat ein ernst zunehmendes Repetoire geistlicher Musik hinterlassen.
Er folgte der Tradition der Komponisten der königlichen Kapelle und komponierte eine ganze Reihe Großer Motetten.
Diese "Grands Motets" waren für die königliche Messe bestimmt.
Der König pflegte jeden Tag die Messe zu Besuchen, sein Tag folgte immer dem gleichen Rhythmus, nach dem "Petit Lever" und dem "Grand Lever" hielt er Rat, kurz vor beendigung der Ratssitzung versammelte sich der Hof in der Spiegelgalerie (wenn der König in Versailles Hof hielt, was ab 1682 die Regel war).
Mit dem Ruf "Meine Herren, der König" betrat Louis XIV den Saal und führte die Prozession durch die großen Gemächer bis zur königlichen Kapelle.
Die Messe wurde allerdings etwas anders gefeiert als gewöhnlich, die "Gemeinde" sang nicht, sondern stattdessen wurden zwei kleine Motetten und eine Große Mottete aufgeführt.
Die kleinen Motetten waren für eine bis maximal drei Singstimmen konzipiert mit Generalbaßbegleitung (Cembalo, Orgel, Laute und Gambe, manchmal kamen auch zwei Violinen dazu). Die Großen Motetten wurden mit vollem Chor und Orchester aufgeführt.
Den Schluß einer jeden königlichen Messe bildete der chorische Gesang "Domine salvum fac Regem".
Die königliche Kapelle in Versaille verfügte über 4 Kapellmeister die für allein für die Aufführung und Komposition der Motteten zuständig waren, diverse Organisten (Couperin ist wohl der bedeutenste gewesen) und zwei große Chöre die im Schichtbetrieb arbeiteten.
Lullys sakrale Musik ist zwar im Umfang eher klein, doch umso bedeutender, denn so wie er Maßstäbe für die Oper und das Ballett setzte so wirkte sich sein Schaffen auch auf die französische Kirchenmusik aus.
Zwar gilt Delalande als bedeutenster Kirchenmusiker am Hofe Louis XIV, doch auch er folgte dem Modell der GRoßen Motetten Lullys.
Die wohl wichtigsten Werke sind das 1678 komponierte "Te Deum" das er 1687 für die Genesungsfeier des Königs mit erweiterter Besetzung aufführte (Zeitgenossen sprechen von 300 Personen). Dabei passierte der folgendchwere Unfall mit dem Takstock.
Dieses Werk war das am häufigsten aufgeführte sakrale Werk des 17. Jahrhunderts.
Das 1664 komponierte "Miserere" das Madame de Sevigne zu Tränen rührte und als Lullys erste große Komposition auf diesem Gebiet darstellt.
Und das "Dies Irae" das er 1683 für die Trauerfeier für die Königin Marie Thérése schuf.
Eines von Lullys großartigsten Werken.
Glücklicherweise sind alle großen Motetten aufgenommen wiorden, sogar die kleinen Motetten, bei denen aber erheblicher Zweifel an deren Echtheit besteht.
Grands Motets (Dies Irae - Miserere)
La Chapelle Royale / Herreweghe
Grands Motets (Jubilate Deo / Miserere / Quare fremerunt / Domine Salvum fac Regem)
Les Pages et les Chantres du Centre de Musique Baroque de Versailles
Musica Florea / Schneebeli
Grands Motets Vol. 1 (Te Deum / Miserere / Plaude laetare Gallia)
Le Concert Spirituel / Niquet
Grands Motets Vol. 2 (Dies Irae / Quare fremerunt / O Lachrymae / De Profundis)
Le Concert Spirituel / Niquet
Grands Motets Vol. 3 (Exaudiat te Dominus / Notus in Judea / Benedictus + Petits Motets O Dulcissime / Laudate pueri
Te Deum / Dies Irae
L'Ensemble Vocal "A Coeur joie"
Orchestre de Chamber / Paillard
(eines der hässlichsten Cover, aber dafür eine recht gute Aufnahme für ihr Alter)
Petits Motets (auch wenn wahrscheinlich nicht von Lully, dennoch großartig interpretiert)
Les Arts Florissants / Christie
Eine weitere Aufnahme des Te Deum gab es noch von der "Grande Ecurie et la Chambre du Roy" unter Malgoire zusammen mit geistlichen Werken von Antoni Vivaldi erschienen bei dem Label bzw. der Serie "Maestro"
Im übrigen waren Lullys Melodien so beliebt, das z.B. die "Klage von Cloris" aus George Dandin zu einem Choral umgearbeitet wurde. Auch viele Chöre aus Opern wie Atys etc. wurden zu Kirchenliedern umgearbeitet.
Ettliche seiner Instrumentalwerke wurden zu Orgelstücken umgearbeitet und fanden ihren Platz in den Messen.