Lully - die geistlichen Werke

  • Jean Baptiste Lully ist eher bekannt wegen seiner Balette und Opern, doch auch er hat ein ernst zunehmendes Repetoire geistlicher Musik hinterlassen.
    Er folgte der Tradition der Komponisten der königlichen Kapelle und komponierte eine ganze Reihe Großer Motetten.


    Diese "Grands Motets" waren für die königliche Messe bestimmt.
    Der König pflegte jeden Tag die Messe zu Besuchen, sein Tag folgte immer dem gleichen Rhythmus, nach dem "Petit Lever" und dem "Grand Lever" hielt er Rat, kurz vor beendigung der Ratssitzung versammelte sich der Hof in der Spiegelgalerie (wenn der König in Versailles Hof hielt, was ab 1682 die Regel war).


    Mit dem Ruf "Meine Herren, der König" betrat Louis XIV den Saal und führte die Prozession durch die großen Gemächer bis zur königlichen Kapelle.


    Die Messe wurde allerdings etwas anders gefeiert als gewöhnlich, die "Gemeinde" sang nicht, sondern stattdessen wurden zwei kleine Motetten und eine Große Mottete aufgeführt.
    Die kleinen Motetten waren für eine bis maximal drei Singstimmen konzipiert mit Generalbaßbegleitung (Cembalo, Orgel, Laute und Gambe, manchmal kamen auch zwei Violinen dazu). Die Großen Motetten wurden mit vollem Chor und Orchester aufgeführt.


    Den Schluß einer jeden königlichen Messe bildete der chorische Gesang "Domine salvum fac Regem".


    Die königliche Kapelle in Versaille verfügte über 4 Kapellmeister die für allein für die Aufführung und Komposition der Motteten zuständig waren, diverse Organisten (Couperin ist wohl der bedeutenste gewesen) und zwei große Chöre die im Schichtbetrieb arbeiteten.


    Lullys sakrale Musik ist zwar im Umfang eher klein, doch umso bedeutender, denn so wie er Maßstäbe für die Oper und das Ballett setzte so wirkte sich sein Schaffen auch auf die französische Kirchenmusik aus.
    Zwar gilt Delalande als bedeutenster Kirchenmusiker am Hofe Louis XIV, doch auch er folgte dem Modell der GRoßen Motetten Lullys.


    Die wohl wichtigsten Werke sind das 1678 komponierte "Te Deum" das er 1687 für die Genesungsfeier des Königs mit erweiterter Besetzung aufführte (Zeitgenossen sprechen von 300 Personen). Dabei passierte der folgendchwere Unfall mit dem Takstock.
    Dieses Werk war das am häufigsten aufgeführte sakrale Werk des 17. Jahrhunderts.


    Das 1664 komponierte "Miserere" das Madame de Sevigne zu Tränen rührte und als Lullys erste große Komposition auf diesem Gebiet darstellt.


    Und das "Dies Irae" das er 1683 für die Trauerfeier für die Königin Marie Thérése schuf.
    Eines von Lullys großartigsten Werken.


    Glücklicherweise sind alle großen Motetten aufgenommen wiorden, sogar die kleinen Motetten, bei denen aber erheblicher Zweifel an deren Echtheit besteht.



    Grands Motets (Dies Irae - Miserere)
    La Chapelle Royale / Herreweghe



    Grands Motets (Jubilate Deo / Miserere / Quare fremerunt / Domine Salvum fac Regem)
    Les Pages et les Chantres du Centre de Musique Baroque de Versailles
    Musica Florea / Schneebeli



    Grands Motets Vol. 1 (Te Deum / Miserere / Plaude laetare Gallia)
    Le Concert Spirituel / Niquet



    Grands Motets Vol. 2 (Dies Irae / Quare fremerunt / O Lachrymae / De Profundis)
    Le Concert Spirituel / Niquet



    Grands Motets Vol. 3 (Exaudiat te Dominus / Notus in Judea / Benedictus + Petits Motets O Dulcissime / Laudate pueri



    Te Deum / Dies Irae
    L'Ensemble Vocal "A Coeur joie"
    Orchestre de Chamber / Paillard
    (eines der hässlichsten Cover, aber dafür eine recht gute Aufnahme für ihr Alter)



    Petits Motets (auch wenn wahrscheinlich nicht von Lully, dennoch großartig interpretiert)
    Les Arts Florissants / Christie


    Eine weitere Aufnahme des Te Deum gab es noch von der "Grande Ecurie et la Chambre du Roy" unter Malgoire zusammen mit geistlichen Werken von Antoni Vivaldi erschienen bei dem Label bzw. der Serie "Maestro"


    Im übrigen waren Lullys Melodien so beliebt, das z.B. die "Klage von Cloris" aus George Dandin zu einem Choral umgearbeitet wurde. Auch viele Chöre aus Opern wie Atys etc. wurden zu Kirchenliedern umgearbeitet.
    Ettliche seiner Instrumentalwerke wurden zu Orgelstücken umgearbeitet und fanden ihren Platz in den Messen.

  • Hier noch einmal alle Motetten auf einen Blick mit dem Entstehungsjahr und (wenn vorhanden) der Bestimmung:


    1660 /61 (?) Jubilate Deo
    Die sogenannte "Motet de la Paix" (Friedensmotette) komponiert für die Hochzeitsfeierlichkeiten Louis XIV


    1664 Miserere
    Lullys erste große Motette mit dem er den alten Stil eines Du Monts oder Roberts ablößt.


    1664 O Lachrymae


    1668 Plaude laetare Gallia
    Für die Taufe des Dauphins Louis (der spätere "Grand Dauphin")


    1670er Notus in Judea
    eine beliebte Motette da sie das Thema des berühmten "Sommeil" aus Atys aufgreift.


    1678 Te Deum
    zum ersten Mal in Fontainebleau aufgeführt


    1683 De Profundis
    1683 Dies Irae
    zwei Motetten die beide für die Trauerfeierlichkeiten für die verstorbene Königin aufgeführt wurden.


    1683 Exaudiat te Dominus
    eine der "königlichen Psalmen" wurde wohl für die 4 neuen Sur Maitres de la Chapelle als kleines Beispiel aufgeführt.


    1684 Benedictus


    1685 Quare fremerunt
    diese Motette stammt aus der Zeit als der König das Edikt von Nantes aufhob, in gewisser Weise zur Verherrlichung dieser Tat geschrieben.


    die kleinen Motetten werden nirgends erwähnt, keiner der Zeitgenossen hat jemals etwas über diese Werke geschrieben, und schon Sébastien de Brossard, ein großer Komponist und Musikkenner äußerte seine Zweifel an der Echtheit.
    Und in der Tat konnten schon einige der kleinen Motetten Komponisten wie Couperin, Lorenzani und anderen zugeordnet werden.

  • hallo, welche (erst)aufnahme empfiehlst du? ich würde gerne mal mit einer zum 'probieren' anfangen; wie sind denn die naxos-aufnahmen? hörte, daß die ersten beiden (die mich eigentlich am meisten interessieren) recht mau sein sollen sowohl von der interpretation und vom klangbild. stimmt das? suche zunächst die pompös-barocken werke oder - wie man so schön sagt: die mit pauken und trompeten'... :D
    lg

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Klingsor,


    Ich bin zwar nicht der Angesprochene, der Lullist wird sicher hier auch antworten, bin ferner auch kein Spezialist für die Musik dieses Zeitalters, dennoch habe und und kenn ich einiges.
    Daher reizt es mich nicht nur zu antworten, sondern auch herauszufinden inwieweit mein Urteil mit dem des Lullisten übereinstimmt....


    Als als "mau" (wie immer man das genau definiert) möchte ich die Naxos Einspielung der Motetten unter Hervé Niquet unter keinen Umständen bezeichen, auch die Tontechnik lässt IMO keine Wünsche offen.


    Da es sich um einen sehr spezifischen Bereich handelt, kann sich Naxos auch sehr gute Spezialensembles leisten, die Nachfrage nach solchen CDs ist relativ gering.


    Ich habe die Kritik auch gelesen, wo ein Kritiker schrieb, Niquet habe sich quasi erst an die Werke herantasten müssen - er würde von Folge zu Folge immer besser. Mein persönlicher Eindruck ist eher der, der Kritiker habe sich von Folge zu Folge an den Interpretationsstil von Niquet und seiner Truppe gewöhnt.


    Wenn ich also zum beckmessern animiert werde, dann möche ich sagen, daß es vereinzelt Schwächen im Vokalensemble gibt, manches könnte perfekter sein.
    Dann eine Beschreibung:Niquet spielt nicht so pointiert hart und paukenorientiert wie das manche Ensembles heute handhaben, sondern etwas weicher. Zu meiner Überraschung hat Herreweghe auf seiner Einspielung der Oper Armide einem ähnlichen Klangideal gehuldigt.
    Es handelt sich eben um keine Qualitätsbeschreibung, sondern um eine Interpretationshaltung, die ist bei Niquet moderater (negativ ausgedrückt: beliebiger), weniger pointiert, als dies einige andere heute handhaben.
    Auf jedenfall eine IMO ansprechende Aufnahme, die sicher mehr ist als nur ein Notnagel für Einsteiger.


    Freundliche Grüße aus Wien
    Alfred



    PS: Der Lullist möge bitte völlig unbeeinflußt seine Meinung äusseren,
    ohne Rücksicht auf dieses, mein subjektives Urteil.

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da würde ich sogar noch weiter gehen, die Aufnahmen von Niquet haben Referenzstatus!
    Da ich so ziemlich alle Lully Aufnahmen besitze konnte ich die seltsame Kritik ebenfalls nicht nachvollziehen.


    Allerdings gibt es einen Kritikpunkt den ich sowohl bei Niquet, Savall und Christie für mich festgestellt habe:
    Wenn Pauken und Trompeten zum Einsatz kommen dann spielen auch neben dem Basso Continuo noch andere Instrumente mit - das halte ich für falsch, diese fanfarenähnlichen Stücke leben von der Echowirkung, erst die Pauken und Trompeten, dann das Orchester.
    Das fiel mir besonders auf als ich die alten Aufnahmen von Leppard, Petit und Paillard anhörte, sie machen das so und die Wirkung ist besser!
    Aber das ist nur ein Detail was mich persönlich stört, ich habe einfach das Gefühl dass die Trompeten einfach untergehen.


    Die Naxos Aufnahmen sind in jedem Fall zu empfehlen, alle Drei!
    Die Aufnahme von Paillard dürfte aber vielleicht etwas strahlender (Pompöser) sein - eben genau wegen des oben angesprochenen Punktes.
    Paillard benutzte zwar moderne Instrumente, also auch die Bachtrompete, doch das Ergebnis ist überzeugend.
    Man muß halt berücksichtigen, dass diese Aufnahme schon recht alt ist, aber die Klangtechniker haben ein wirklich gutes Ergebnis vorgelegt.


    Vielleicht hast Du ja auch Glück und bekommst die drei Naxos Aufnahmen im eleganten Schuber so wie ich - allerdings war dies wohl eine Sonderanfertigung für das Chateau de Versailles.


    Die Aufnahmen von Niquet erschienen zuerst bei FNAC innerhalb der wunderbaren Serie "Musique à Versailles" die dann wieder bei Virgin Veritas veröffentlicht wurde, bis auf die Lully Aufnahmen.
    Der Klang ist gut und ich denke Alfred hat Recht, die Kritiker hatten eher Probleme mit der Musik, als mit der Interpretation - wie gesagt nicht jeder begreift Lully und viele finden ihn langweilig oder nichtssagend, aber jedem das seine.


    Um noch einmal abschließend etwas zu sagen, im Grunde sind alle hier vorgestellten Aufnahmen hervorragend interpretiert.
    Herreweghes Aufnahme des Dies Irae ist mir persönlich etwas zu schleppend.
    Aber für den Einstieg kann man bedenkenlos Niquet empfehlen.
    Bei Paillard hast Du allerdings die beiden schönsten Motetten des Florentiners auf einer CD (Te Deum und Dies Irae)


    Sowohl Niquet als auch Paillard sind sehr günstig zu bekommen, und enttäuscht wirst Du bestimmt nicht sein, denn wenn Dir die Bühnenwerke schon zusagen dann werden Dich auch seine wuchtigen Motetten in den Bann ziehen - bin mal gespannt wie lange es dauert bis Du Dich noch Delalande und Mondonville zuwendest, die haben die von Lully vorgegebene Mottetenform zur höchsten Blüte gebracht.


    Übrigens es gibt ein PC Spiel "Versailles 1685" Verschwörung am Hofe des Sonnenkönigs , sehr nett gemacht, für diese Spiel wurden viele Auszügen aus den Niquet Aufnahmen verwendet :D

  • Eine Diskussion in einem anderen Threat zwingt mich noch mal ein paar Worte zu verlieren... :D



    Lullys Te Deum ist sicherlich nicht so bekannt wie Charpentiers gleichnahmiges Werk.
    Dafür gibt es natürlich überhaupt keinen Grund, auch teile ich die Ansicht nicht, Charpentiers Werk wäre dramatischer etc.


    Sicher ist Charpentiers Musik viel zugänglicher, da er ja im italienischen Stil komponierte und das mit einige Lully-Zutaten würzte.


    Die Eröffnungsfanfare Lullys ist wesentlich küner und prächtiger, auch im ersten Abschnitt "Te deum laudamus ..." kommen die Pauken und Trompeten nicht zur Ruhe.
    Aber wer könnte dem innigen "Dignare Domine" jegliche Qualität absprechen ? Dann folgt das pompöse "In te Domine speravi" ebenfalls viel imposanter als die Vertonung Charpentiers.


    Lullys Motette war das meistgespielte sakrale Werk der Epoche, und nicht das von Charpentier.


    Dann seine beiden anderen schönsten Motetten das Miserere von 1664 und das Dies Irae von 1683. Das ist Kirchenmusik von aller erster Güte.
    Madame de Sevignè die berühmte Schriftstellerin soll beim Miserere in Tränen ausgebrochen sein.
    Es ist Lullys erste große Motette gewesen, aber die Rhythmik der Chorsätze und der Spannungsbogen ist meiner Meinung nach weder von Charpentier noch Delalande übertroffen worden.


    Das Dies Irae ist eines der großartigsten Werke Lullys, zu Beginn ertönt ein dunkles Orchesterritournell, er verwendet er die uralte Sequenz des Dies Irae, dann in gekonnter fast diabolischer Macht ertönt ein Baß der die Worte in diese Melodie fast rezitiert: "Dies Irae, dies illa..."
    "Tag des Donners, Tag der Zähren, wird die Welt in Asche kehren, wie Sibyll' und David lehren."


    Dann setzt der Chor in fast brutaler Weise ein "Quantus tremor..." (Welches Zagen, welches Beben, wenn zu richten alles Leben, sich der Richter wird erheben!"


    Diese Werk ist meiner Meinung von der Intensität und Qualität mit Mozarts Requiem gleichwertig (ich mag solche Vergleiche nicht, aber der muß jetzt mal herhalten)


    Zu soetwas waren weder Charpentier noch Delalande in der Lage.
    Zwar schätze ich auch Delalandes gleichnahmige Motette(n) aber sie haben lange nicht die Kraft wie die vom alten Meister.

  • Hallo lieber Matthias!


    Ja, auch mich konntest du nun etwas mit Lullites anstecken und hast mich neugierig gemacht.
    Seit sich Peter bei Dussmann die Naxos Vol1. geholt hatte und ich während einer Autofahrt kurze Eindrücke aufschnappen konnte, wollte ich selbst dieses Te Deum besitzen und genauer und öfter hören.


    Nun nenne ich sie selbst meinen Besitz und wurde bei meinen ersten Höreindrücken nicht enttäuscht.


    Zitat

    Original von Alfred
    Auf jedenfall eine IMO ansprechende Aufnahme, die sicher mehr ist als nur ein Notnagel für Einsteiger.


    Ich finde auch, dass dies eine sehr ansprechende Aufnahme ist. Natürlich habe ich keine Vergleichsmöglichlkeit, aber die benötige ich auch nicht um eine Interpretation ansprechend zu finden.


    Auch das von dir beschriebene 'Problem' der Pauken und Trompeten ist mir nicht aufgefallen.
    Somit dürfte ein Einsteiger mit einem IMO solch detaillierten Kritikpunkt keine Sorgen haben!



    Wie gesagt, mich spricht diese Aufnahme an.
    Ich finde diese Aufnahme sehr klar - ein sehr feiner Gesang. IMO sauber und rein - auch wenn ich den Text nicht verstehen kann (Was mir eine geistliche Aussage eines Werkes nicht unbedingt verschlechtert! - Die Reinheit des Gesanges und die Stimmung die dadurch übermittelt wird ist IMO genauso entscheidend.) verspüre ich eine gewisse Geborgenheit in dieser Musik.


    Von dieser CD gefällt mir besonders das Te Deum. Miserere und Plaude Laetare Gallia haben noch nicht diesen Eindruck hinterlassen.


    Auf alle Fälle habe ich mir für das kommende Jahr vorgenommen, auch die anderen beiden Naxos Aufnahmen zuzulegen.


    Gruß, Maik


    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo Maik,


    freut mich, dass ich wieder jemanden etwas von meiner Begeisterung abgeben konnte... beruht übrigens auf Gegenseitigkeit mittlerweile entdecke ich auch etwas Dvorak...aber da brauche ich noch mehr Zeit um mich zu äußern. ( Zumindest ist die Serenade in d-moll Op. 44 wirklich hinreißend )


    Ja die Aufnahmen von Niquet sind wirklich sehr gut, aber beim Te Deum bevorzuge ich seltsamerweise die Uralt Aufnahme von Paillard.


    Wirklich großartig ist noch das "Dies Irae"
    Die schlechte Textverständlichkeit kommt von der frz. Ausprache des Latein also nicht "Te Deum laudamus" sondern "Te Deum laudamüs" das scheint aber historisch korrekt zu sein.
    Naja mich stört es nicht.


    Aber eines darf man eben nicht vergessen - sein wirkliches Talent ist in der Oper und im Ballett zu finden.

  • Hallo Matthias,


    das war ja auch erstmal nur ein erster Eindruck, den ich in den ersten drei Tagen mit dreimal hören (Sonntag einmal und heute zweimal) gewonnen habe.
    Du hast es damit geschafft, dass ich mich noch weiterhin etwas mit ihm 'beschäftigen' werde (sicherlich nicht extrem intensiv, das kommt vielleicht später, aber ich werde in dieser Hinsicht meinen Horizoont erweitern).


    Als ich deine Beiträge gelesen habe (hier im Thread) bekam ich auch etwas Lust auf das Dies Irae, da du es ja neben dem Te Deum zu einem der bedeutenden geistlichen Werke zählst.
    Und es ist ja auf der Vol.2 mit drauf. Somit ist dieses Werk auch nächstes Jahr mit dabei. Sicherlich ziemlich am Anfang, aber das muss man sehen.
    Die Aufnahme von Paillard (war doch auch die Apex, die du bei deinen unverzichtbaren erwähnt hast?) kommt dann vielleicht später, wenn ich die Werke näher kennen gerlernt habe, denn das geht ja nicht von heut auf morgen.


    Wann und ob ich mich den Opern annehemen werde kann ich nicht sagen, zunächst sind die drei Naxos mit Niquet dran und dann will ich ja noch mehr kennen lernen (z.B.Kraus oder Chabrier).


    Viel Spaß wünsche ich dir mit deiner Entdeckungstour bei Dvorák - auch dort gibt es reichlich.


    Viele Grüße, Maik :hello:

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Also Kraus mußt Du unbedingt hören - :D
    Das ist ein Komponist der mich wirklich mit seinen Werken vom Stuhl gehauen hat.


    Tja wenn ich daran denke was ich noch alles entdecken will dann rinnt mir der Schweiß von der Stirn.
    Manchmal beneide ich Dich, weil von Deinem Favoriten soviel auf CD gebannt wurde... ich muß in der Hinsicht leider bescheidener leben.


    Ich hatte mir vorgenommen, dieses Jahr die Opern Richard Wagners kennenzulernen - bin aber erstmal bei Mozart und seinen Kumpanen hängengeblieben - aber bereut habe ich es nicht.
    Statistisch gesehen habe ich noch etwa 50 Jahre zu leben - da kann ich noch eine Menge entdecken :D


    Aber ja Du hast recht, das ist die Apex Aufnahme.
    Ich habe sie gewählt weil eben die beiden schönsten Werke darauf sind in einer recht guten Interpretation ( also zumindest mir gefällts ;) )
    Mir hat auch Paillards Geschichte gefallen - er soll sich über 10 Jahre mit dem Te Deum Lullys beschäftigt haben... ich wüßte zugerne ob Paillard noch lebt, irgendwie ist er weg vom Fenster, dabei war ich meist von seinen Aufnahmen immer angenehm überrascht.


    Das Dies Irae ist neben dem Te Deum und dem Miserere wohl sein wichtigstes Werk.
    Das Miserere ist vielleicht wirklich beim ersten Mal hören nicht so eingängig - war es doch auch sein erster großer Versuch sakrale Musik zu schreiben.
    Das Plaude laetare Gallia ist recht bekannt, da es zu der Taufe des Grand Dauphins, dem Sohn Louis XIV komponiert wurde.
    Ich mag es recht gerne, der jubelnde Charakter dieser Motette ist schon was besonderes.


    Bei Vol. 2 gibt es einige Besonderheiten:


    zum Einen steht diese CD fast ganz in Trauer: "Dies Irae" und "De Profundis" - zwei Kompositionen für Totenmessen.
    Dann eine fröhliche Motette "Quare fremuerunt" ( für den Frieden von Ratisbonne ) und das "O Lachrymae" von 1664 direkt im Anschluß an das Miserer komponiert.
    Da gibt es sogar eine kleine "Sturmszene" :D



    Vol. 3 ist auch sehr interessant.


    "Exaudiat te Dominus" fast ein zweites Te Deum - die Paucken und Trompeten kommen aber erst im "Gloria" zum Zug.
    Dann das große "Benedictus" von 1685 - eine wirklich großartige Motette - aber das sind ja eigentlich alle von Lully :D
    Dann das faszinierende "Notus in Judaea" indem Lully den "Sommeil" den er später für seinen Atys komponierte in Teilen vorweg nahm.


    Zusätzlich sind noch zwei kleine Motetten aufgenommen - aber wie schon in einem Post weiter oben beschrieben - ich glaube nicht an die Urheberschaft Lullys....

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  • Danke das du kurze Schwerpunkte der CDs und Werke genannt hast.
    Das ist für einen Laien wie mich sehr hilfreich - auch ob der Verständlichkeit des Werkes.



    Das Te Deum hatte irgendwie von Beginn meine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.
    Aber mit dem Charakter beim Plaude laetare Gallia hast du Recht, das ist mir auch schon aufgefallen und hat einen positiven Eindruck hinterlassen.


    Bei dem Te Deum hat es mir bisher besonders In Te, Domine, speravi angetan.
    Mir gefällt der Charakter. Das hat etwas, was mich anspricht. Ich kann es aber nicht richtig beschreiben.
    Von der Art des Gesanges her gleich zu Beginn - genau solche Stellen gibt es auch in Monteverdis Oper L'Orfeo (eben der Gesang im Vordergrund, das ist klar, aber die Instrumentierung dazu bewegt mich auf besondere Weise).
    Aber auch der weitere Verlauf ist einfach nur schön! Erfrischender Gesang und Trompeten bringen einen IMO triumphierenden Wesenszug herüber.
    Und das Ende finde ich einfach nur :jubel: IMO urplötzlich dieser Schlusssatz - bumm und vorbei.
    Irgendwie wirkt dieser 6.Satz (Auschnitt) siegreich - das Ende unterstreicht das noch einmal - die Melodie lässt den Glanz des Sieges noch einmal erstrahlen.


    Ich weiß nicht, ob dies wirklich Thema ist, aber das ist mein Empfinden beim Hören dieser Musik...Das hat es mir hier bisher am meisten angetan.



    Viele Grüße und gute Nacht!
    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo Matthias, hallo allerseits,


    Teil zwei meiner Lullites, die ich so schnell nicht mehr los werde.


    Das Christkind brachte mir Vol.2 der Naxos Aufnahmen - ein Geschenk, das mich hocherfreut hat!



    Quare fremuerunt
    O Lachrymae
    Dies irae
    De profundis


    Mag ja sein, dass das Dies irae das Hauptwerk ist, aber am meisten gefällt mir Quare fremuerunt und daraus Reges in vigra ferrea.
    Das ist aber nur mein persönlicher Favorit...Insgesamt schlägt auch diese CD wieder voll bei mir ein!


    Wunderbar anrührende und herzansprechende Musik. Voller Sanftheit und Gefühl.


    Wenn ich Lully höre, dann kann ich immer sehr schön entspannen - dank des (überwiegend) ruhigen Charakters.
    Man kann sich in die Musik wunderbar fallen lassen...



    Voller Vorfreude auf Vol.3 grüßt euch
    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Habe gestern im ARD-Nachtkonzert "O Lachrymae" unter Niquet gehört und war begeistert - den Chor empfand ich als sehr gut (was mich jetzt wundert, da ich feststellen musste, dass es sich um eine Naxos-Aufnahme handelt :stumm: ), die Musik war inspiriert und beseelt [sorry, weiß nicht wie ich das adäquat ausdrücken soll] :]
    Lully ist doch ganz anders als die mir vertrauteren Bach, Händel und Vivaldi (teilweise denke ich, noch eine Spur alte Musik darin zu erkennen), wirkt weniger kontruiert oder verschnörkelt und hat so einen entschleunigenden Ansatz in diesem sakralen Werk 8)


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Hallo Stefan,



    die Aufnahmen sind eigentlich beim frz. Label FNAC erschienen, es gab dort in den 90ern eine sehr tolle Serie "Musique à Versailles"
    dann hat aber FNAC irgendwie als Klassiklabel dicht gemacht und die Aufnahmen wurden bei diversen anderen Labeln wiederveröffentlicht.
    Die gesamte Serie ist jetzt bei Virgin zu haben, bis auf Lully - den gibts bei Naxos.


    Diese Gesamtaufnahme der Motetten ist schon sehr toll (na ja bis auf das Te Deum) leider fehlen auch 2 Grands Motets, das "Jubilate Deo" und das "Domine Salvum fac Regem" stattdessen hat Niquet kleine Motetten mit aufgenommen :rolleyes: (und da ist ja die Echtheit nicht gesichert)


    O Lachrymae gehört auch noch zu den frühen sakralen Kompositionen Lullys, 1664, aus dem gleichen Jahr wie das großartige Miserere und die Pompmusiken zu den "Freuden der verzauberten Insel"


    Bei diesen frühen Motetten ist noch ganz stark der Einfluß von Henri Dumont spürbar, allerdings ist auch hier seine Verbundenheit zur Theatermusik unüberhörbar. ("im Exultant Caeli" ist sowas wie eine Sturmszene zu finden :D )


    Henry Du Mont - Begründer der Grand Motet :beatnik: