Sammeln zum Vergnügen oder für die Bildung ?

  • Um es gleich vorweg zu nehmen:
    Auch der Bildung wegen zu Sammeln kann ein Vernügen sein - aber natürlich liegt hier das Vergnügen auf einem anderen Lavel.


    Was ist hier überhaupt gemeint?


    Nun ich kann nach verschiedenen Gesichtspunklten sammeln.


    EIN Gesichtspunkt wäre, lediglich jene Musik zu erwerben , von der man sicher ist, bzw weiß, daß sie einem ins Ohr geht, in meinem Fall wäre das beispielsweise Musik der Wiener Klassik und FRühromantik, bzw einiges aus der Epoche des Barock.


    Und immer wieder nehme ich mir vor, daß ich dabei bewenden lasse.


    Dennoch - gelegntlich mache ich auch Ausflüge in Gefilde die mir weniger bis gar nicht liegen - ich tu es des Forums wegen - zumindest rede ich es mir ein. Die Musik gefällt mir dann auch erwartungsgemäß nicht (von seltenen Ausnahmen mal abgesehen) - aber ich habe meinen Wissensschatz bereichert, meinen Horizont erweitert.


    Ob es das wert ist - oder sollte ich mich wieder nur aufs Kernrepertoire zurückziehen ?
    Aber das sind Fragen die ich nicht Euch - sondern mir selber stelle.
    Euch hingegen stelle ich die Frage, welche jene des Threadthemas ist.
    Sammelt ihr nur zum Vergnügen - oder wollt ihr auch neues kennenlernen - notabene solches von dem ihr euch zumindest vordergründig keinen musikalischen Genuss erwartet...?


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Sammelt ihr nur zum Vergnügen - oder wollt ihr auch neues kennenlernen - notabene solches von dem ihr euch zumindest vordergründig keinen musikalischen Genuss erwartet...?



    vielleicht bin ich irgendwie komisch, aber das aneignen von Bildung ist für mich eine Form des Vergnügens.
    Es macht ganz einfach Spaß neue Dinge zu erfahren - dafür lebt man doch erst.


    Zwar gehöre ich nicht zu denen die pauken und dann ganze Bibliotheken auswendig rezitieren können - wozu auch ?
    Ich tue das ja für mich um einfach meinen Geist zu füttern.
    Ich sehe das eher als eine Art "Forscher- und Entdeckerdrang"


    Natürlich habe ich gewisse Bereiche die ich bevorzugt mag, aber das erweitert sich. Auch wenn etwas erstmal vielleicht sehr fremd sein mag, denke ich kann man es durchaus "genießen" wenn man sich nur einfach darauf einläßt, ohne Vorurteile.
    Das funktioniert natürlich nicht immer - ich bin auch nur ein Mensch, den Musikantenstadl kann ich auch mit ner halben Flasche Chnatré nicht genießen.


    Aber ich bin froh, dass ich auf die meisten Musiken und Künste recht offen zugehen kann und ich habe dadurch so viel für mich gewinnen können. Das ist dann auch meist mehr als bloßes Gefallen.


    Vor gut 4 Jahren konnte ich mit Mozart noch recht wenig anfangen, dann hat es mich gepackt und jetzt habe ich alle Symphonien, die Klavierkonzerte, die Opern u.v.a. gleich in mehreren Aufnahmen.
    Mal ganz abgesehen von seinen Zeitgenossen.
    Das gleiche geht jetzt auch bei Beethoven und vielen anderen los.



    Die Frage bleibt eben, ob man das wirklich für sich selbst macht, weil man - wie eben ich - einfach an der Sache interessiert ist und soviel wie möglich kennen lernen will, bevor der Sensenmann den Stecker zieht.
    Oder aber braucht man das um in einer gewissen Gesellschaft zu glänzen...

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Euch hingegen stelle ich die Frage, welche jene des Threadthemas ist.
    Sammelt ihr nur zum Vergnügen - oder wollt ihr auch neues kennenlernen - notabene solches von dem ihr euch zumindest vordergründig keinen musikalischen Genuss erwartet...?


    Lieber Alfred,


    eigentlich sollten hier sämtliche Quereinsteiger, wie auch ich, Dir die Thread-Tür einrennen. Ich kaufe im Moment nicht nur das was mir gefällt. Ich kaufe auch das was mir gefallen könnte. Das liegt dann ein klein wenig neben dem was mir ohnehin gefiel. So sammle ich zur Zeit dann auf diese Art in die Breite - was ja in einem anderen Thread hier auch mal das Thema war.

    Besonders schwer fallen mir Sprünge in andere Gattungen. So habe ich es zuletzt gewagt, mir eine (Verdi-)Oper zuzulegen obwohl mir Opern gerade noch gar nicht zusagen. Da ich aber bei Verdis Requiem schon vor längerer Zeit begeistert war als ich die Requiem-Landschaft mit Hilfe der Empfehlungen der Taminos erforschte, dachte ich mir, dass es mit der besten Violetta vielleicht in Sachen Oper klappen könnte. Ich kann noch nicht sagen, dass das "Bonding" - so nenne ich geglückte Annäherungsversuche auf dem Gebiet - bereits geglückt ist. In nur ganz seltenen Fällen gelang das bisher überhaupt nicht. So ähnlich wie beiOpern geht es mir gerade auch bei den Liedern.


    So erschliesse ich mir in meiner noch jungen Klassikliebhaber-Ära Stück für Stück für mich Eingängliches und auch weniger Eingängliches. Wenn es mit den weniger eingänglichen Stücken gerade nicht so gut geht, ziehe ich zu meinen Lieblingen zurück. Bei denen existieren meistens eine erste Aufnahme, durch die ich das Stück kennenlernte, und ein oder zwei bessere Aufnahmen.


    Ich kann also für mich sagen: ich investiere sowohl in den Genuss,als auch in die Bildung! Wobei es eine Bildung in kleinen Schritten ist.


    :hello: Steffen

  • Natürlich sammle ich auch um meinen persönlichen Horizont, was die Vielfältigkeit meines Musikgeschmackes befriedigen und mehren soll, aber an erster Stelle steht immer der Drang nach Genuss.


    War es früher ein Auffüllen bzw Anlegen einer representativen Privatmediothek beschränkt sich mein Schwerpunkt heute mehr auf neue insbesondere symphonische Werke. Und da werde ich sehr oft bei der Filmmusik fündig. Aber auch Komponisten wie beispielsweise Johan De Meij kommen mir da gerade recht.


    Leider wird mir mein Kaufdrang derzeitig immer mehr gebremst, da - warum auch immer - die aktuelle Musikszene, allen voran auch hier mal wieder die Filmmusikszene als wesentliche Quelle der aktuellen Symphonik - sich offenbar in einer grossen Kreativitätskrise befindet.

    alle Menschen werden Brüder ...

  • Nein, ich sammle nicht! - Es würden sich gar zu viele Tonträger ansammeln! - Und, falls die CD nicht gefällt, steht sie einem im Wege. Das würde mich sowohl um den Platz, als auch ums Geld ärgern!


    Es gibt die wunderbare Einrichtung "YouTube" im Internet, um einen neuen Komponisten, ein neues Werk einen neuen Sänger, neue Interpreten kennen zu lernen. - Es erweitert sehr den Horizont, Kostproben verschiedener Interpretationen zu hören, ohne dass man sie gleich zu Hause haben muss!


    Wohl aber freue ich mich, im Chor neue Werke einzustudieren, auch von unbekannten Meistern. - Das ist jedesmal eine Horizonterweiterung, wenn man so will! - In diesem Falle lohnt es sich auch, die Noten zu Hause zu haben, um jederzeit das Erlernte nachzusehen.


    Bis Jahresende muss bei allen Choristen Händels "Joshua" auswendig im Kopfe sein! - Das ist eine Herausforderung für die menschliche Software, zumal in altem Englisch!


    Mit nächtlichen Grüßen,


    Melisma :hello:

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Antwort vor allem an Melisma: :jubel:


    Ja, YouTube war auch für mich eine riesige Entdeckung. Ich hänge außerdem fast immer am Radio und habe viele Mitschnitte, die mir wichtig sind.


    Und beneiden tue ich alle, die die Gelegenheit haben, im Chor mitzusingen!
    Das ist auch eine Art Sammeln -- und vielleicht die schönste Art, sich zu bilden.
    :jubel:


    :hello:
    Piroska

  • Auch bei mir kein "ODER".
    Vielleicht das größte Vergnügen ist es, wenn mich etwas begeistert, was bislang mir unbekannt oder gleichgültig bis abstoßend war. Da bedingen dann "für die Bildung" und Vergnügen einander.


    Verschiedene Einspielungen desselben Stückes sammle ich ja nicht - insofern kann ein "garantiertes" Vergnügen in derart "aufgefrischter" Form nicht stattfinden.


    Und ganz abgesehen davon ist "für die Bildung" auch ein Vergnügen, nämlich sich auf die Schulter klopfen zu können, was man da nun schon wieder Wichtiges oder Interessantes kennengelernt hat. Allerdings schaue ich dafür immer viel zu sehr auf meine großen "Bildungslücken". Und die bestehen zum Großteil, weil meine Bildungsaktionen mittels CD-Kauf so sehr vergnügungsbedingt sind, dass sich gewisse Schieflagen in Punkto Sammlungsbestand ergeben haben, die mich nun eher ärgern als mir in meiner besonderen Individualität zu schmeicheln. Das führt dann aber zu einem Sammelbedürfnis, das die Grenzen des Aufnahmevermögens zu sprengen scheint - allerdings bekommt man immer mehr Übung im Verdauen des Unvertrauten, womit der Wirtschaftsfördung durch CD-Kauf nichts im Wege zu stehen scheint.

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Auch bei mir kein "ODER".
    Vielleicht das größte Vergnügen ist es, wenn mich etwas begeistert, was bislang mir unbekannt oder gleichgültig bis abstoßend war. Da bedingen dann "für die Bildung" und Vergnügen einander.


    Das sehe ich so ähnlich. Wobei ich sagen muß, daß ich sehr wenig, was mir so begegnet, explizit abstoßend finde. Musik, die ich weniger schätze, ist mir meistens mehr oder minder egal, sie langweilt oder ist unverständlich oder nervt ein wenig. Selbst Stücke, die ich manchmal als abstoßend empfinde (Violinkonzerte von Tschaikowskys oder Paganini) kann ich mir ca. einmal im Jahr anhören und das ist dann mal auch ganz witzig. Sehr viel Musik, die ich langweilig oder unattraktiv fand, gefällt mir inzwischen, oder ich finde sie zumindest hörenswert. Daher will ich auch bei Musik, die gegenwärtig weitgehend an mir vorbeigeht und bei der ich daher nicht die Motivation für eine nähere Beschäftigung aufbringe (was allerdings für noch mehr Musik gilt), wie z.B. Rossinis oder Donizettis Opern, ausschließen, daß sie mich irgendwann mal begeistern kann.


    Zitat


    Und ganz abgesehen davon ist "für die Bildung" auch ein Vergnügen, nämlich sich auf die Schulter klopfen zu können, was man da nun schon wieder Wichtiges oder Interessantes kennengelernt hat. Allerdings schaue ich dafür immer viel zu sehr auf meine großen "Bildungslücken". Und die bestehen zum Großteil, weil meine Bildungsaktionen mittels CD-Kauf so sehr vergnügungsbedingt sind, dass sich gewisse Schieflagen in Punkto Sammlungsbestand ergeben haben, die mich nun eher ärgern als mir in meiner besonderen Individualität zu schmeicheln.


    Man mag ja auch das Schulterklopfen ob des breiten Bildungsstandes bemäkeln, aber den eigenen Tellerrand zu kultivieren und sich deshalb besonders individuell zu fühlen, ist einfach nur billig und borniert... gewiß die schlechtere Alternative.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die ganze Thematik ist natürlich eine komplexe - und eine gleitende.
    Es gibt natürlich auch in meinem "Kernrepertoire" dem !8. und teilweise 19. Jahrhundert jede Menge Werke, nach deren Kauf ich mich gefragt habe: War das notwendig ? Hätte es Dich nicht warnen müssen, daß man dieses werk so lange im Archiv schlummern ließ ?
    Aber oft entpuppt es sich dann beim 2. oder 3. Hören doch als Perle in der Sammlung.
    Wie schauts aus, wenn man sein ureigenstes Stammrevier verlässt ?
    Durchwachsen - würde ich sagen. Oft habe ich keinen richtigen Musikgenuss - aber ichhabe was Neues kennengelern - und meiner Entdeckerfreude ist Genüge getan.


    Man frqgt sich da wirklich - Aug in Aug mit sich selbst - inwieweit man das für sich kennenlernt, bzw inwieweit "um in einer gewissen Gesellschaft zu glänzen" ?


    Ich bin nach einigem Nachdenken zu dem Schluß gekommen , der eigentlich einleuchtend ist: Nur für sich selbst, denn der gewissen Gesellschaft ist Klassik zumeist dann vollig egal, wenn es sich nicht um "berühmte Werke" berühmter Meister, dargeboten von "berühmten Interpreten handelt"


    Dennoch erweitere ich meine Sammlung immer mehr um Werke, die ich eigentlich nicht hören will. Gelegentlich kamen sie zum Einsatz wenn ich - was kaum mehr vorkommt, Besuch hatte, den ein spezielles - von mir nicht präferiertes Werk neueren Datum hören wollte...


    mfg aus Wien


    Alfred


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !