Musik hören - Alkohol trinken?

  • Salute,


    Ich habe über die Suchfunktion kein vergleichbares Thema gefunden, und möchte daher selbst eines eröffnen. Jedenfalls habe ich im aktuellen Fono Forum einen schönen Artikel über den Wein und die Musik gelesen. Nicht den Wein in der Musik, sondern die Kombination aus Wein (Alkohol) und Musik.


    Plaudern könnte man also über die Frage, ob ihr gerne Wein oder sonstige Alkoholika trinkt, während ihr Musik hört. (Oder: welche Kombination etc.) Ich selber habe keine ganz feste Meinung zu dem Thema. Denn einerseits habe ich am Samstag z.B. einen schönen Rotwein getrunken und drei Stunden Rinaldo, Rene Jacobs, angehört - schön mitgelesen, gemütlich gemacht: ganz wunderbar.
    Andererseits bevorzuge ich meistens allerlei Teesorten, weil der Alkohol oft mit sich bringt, dass man sich nicht sehr gut konzentrieren kann. Bei eingängigeren Stücken mag die Kombination ja noch ganz lustig sein - aber sobald es etwas anspruchsvoller wird? Parsifal und Alkohol? Wozzeck und Wein? Goldberg und Becks Gold? Hm... ?(

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Nicht ganz einfach die Antwort: am klarsten hört man unstreitig nüchtern. Ebenso unstreitig: Musik und Dorgem (Alkohol zähle ich jetzt dazu) können eine interessante Verbindung eingehen, bei der das eine in seiner Wirkung abhängig ist vom anderen. Von Ulrich Holbein hat es zu dem Thema ein hörenswertes Feature beim WDR gegeben: "Glitzernd...pulsierend...eine endlose Zeit lang - Wie verändert sich Musik unter Drogeneinfluß?"


    Den Link zur Sendung gibt es hier


    Es stellt sich also die Frage, was erwarte ich von der Musik? Sie kann ja selbst schon Droge sein. Dann brauche ich keine weiteren. Und vor allem: bleibt's bei einem Glas Rotwein?


    Grundsätzlich bin ich der Auffassung, daß Alkohol -in welcher Form auch immer- die Wahrnehmung verändert.


    Ein hochinteressantes und -dem Erfahrungswert nach- wunderbares Experimentierfeld.


    Vielleicht tragen wir hier ein paar diesbezügliche Erfahrungen zusammen?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Thomas Pape
    Es stellt sich also die Frage, was erwarte ich von der Musik? Sie kann ja selbst schon Droge sein. Dann brauche ich keine weiteren. Und vor allem: bleibt's bei einem Glas Rotwein?


    Kombinationen von mehr oder minder legalen Drogen haben verheerende Folgen. Die Erfahrung hat vielleicht schon der ein oder andere selbst gemacht!? Ich schliesse mich da nicht aus. Allerdings konnte ich bei der Kombination von Alkohol und Musik kaum negative Wirkungen feststellen. Allerdings bleibt bei mir von Haus aus die dritte legale Droge - Nikotin - aussen vor.


    Will sagen: ich trinke durchaus mal ein oder zwei Gläser Wein oder das ein oder andere Bier zur Musik. Allerdings immer in dem Maße, nicht an Wahrnehmungsstörungen zu leiden oder gar am nächsten Tag verkatert zu sein. Ich denke, dass Alkohol durchaus in der Lage ist, maßvoll genossen, den Musikgenuss, bzw. die Stimmung beimMusikgenuss positiv zu stimulieren.


    :hello: Steffen ... bettschwer vom Musikgenuss ;)

  • Ich liebe Wein.
    Allerdings habe ich Probleme mit "Musik und Wein" - nicht etwa weil sich das nicht vertrüge - aber etwas anderes verträgt sich nicht:
    Wein und Musikkonserve.
    Jener Teil des Gehirnes, der uns vertäuscht, wir würden Live-Musik hören, während wir Konserven konsumieren - wird nämlich durch Alkohol - zumindest bei mir - relativ stark beinträchtiget. Somit klingt Konservenmusik nach Konserve - und das ist manchmal unerträglich.


    Tee ist in dieser Hinsicht dem Wein weitgehend überlegen..


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dass ich dies noch erleben darf! :faint: :faint: :faint:


    Im Tamino- Forum wird ein Lob der Camellia sinensis gesungen ( Ich hoffe zumindestens,dass Du, lieber Alfred und Du, lieber Marc mit " Tee" den einzigen und wahren und nicht etwa Pflanzenaufgüsse aus Minze, Salbei und Co. meinst)


    Für mich gehören Musik und Tee zusammen. Ich trinke eigentlich immer Tee, wenn ich Musik höre - keine Kunst, da ich auch sonst eigentlich immer Tee trinke... :pfeif:


    Ich liebe durchaus den Wein - in den letzten Jahren allerdings zugunsten der wunderbaren Single Malt Whiskys von Islay ( bevorzugt Ardbeg und natürlich Lagavulin), der Sherrybomben von der Speyside aber auch mal eines fruchtig sanften Iren. Doch Whisky ( -ey) verträgt am besten Stille, den Gesang einer Nachtigall oder das Knacken eines Feuers - ich geb Euch recht, den Musikgenuss steigert er nicht, insbesondere, wenns ein zweiter Drum sein darf...!


    So empfehle ich dem Einsteiger einen wunderbaren Namensvetter, also einen Oolong aus Taiwan - z.b. einen Cui Yu nicht teuer und mit interessanten Fliedernoten oder einen Jinshuan, der ganz ohne Aromazusatz nach Erdbeeren in Sahne schmeckt...


    Slainte!


    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

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  • Lieber Thomas ,



    Hebert v. Karajan hatte sich überlegt , ob er nicht "experimentell"" einmal Drogen nehmen solle ( LSD ) , um sein "Bewusstsein zu erweitern" .


    Nach längeren Diskussionen mit Pharmakologen , Toxikologen , Psychiatern ist er zu dem vernünftigen Ergebnis gekommen , dies nicht zu tun .


    Durch Drogen auch im weiteren Sinne gibt es keine Bewusstseinserweiterung !


    Wenn ich Musik höre ( jedenfalls klassische aller Art ) , dann konzentriert und nicht unter Alkolohol- oder / und Drogeneinfluss .


    Ausser im Rahmen von Operationen ( Narkosen ) habe ich auch keine Erfahrung mit Drogen . Da müsste schon jemand etwas schreiben ,der dann auch schreibt , w a s er den genommen hat .


    Die Unterschiede in psychotropen Substanzen sind riesig .


    Beste Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hallo,


    Alkohol und Musik passt für mich sehr gut zusammen. Alkohol ist für zu zunächst ein Genussmittel. Und auch in der Musik suche ich vor allem den Zustand des Genusses. Passt doch also prima zusammen?! Ich gönne mir daher desöfteren beim intensiven abendlichen Musikhören einen leckeren Single-Malt-Whisky (ich liebe ja die ausgesprochen torfigen Vertreter) oder vielleicht auch mal einen Wein.


    Das bei größerer Menge gewisse Wahrnehmungseinbußen zu befürchten sind, sollte bekannt sein, muss aber dem Genuss ansich nicht unbedingt einen Abbruch tun. Sucht man den rauschhaften, hypnotischen oder treibenden Moment in der Musik, kann ein weinseeliger Geist diese Momente sicher anders genießen als ein vollständig wacher?


    Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    [..]
    Durch Drogen auch im weiteren Sinne gibt es keine Bewusstseinserweiterung!
    [..]


    Aber es findet zumindest eine gefühlte Bewusstseinserweiterung statt. Mindestens aber eine Bewusstseins- und Wahrnehmungsveränderung. Und diese ist ja gerade der Grund, warum durchaus viele Menschen zu den weichen und harten Drogen des Lebens greifen - inklusive der im Körper selbst produzierten. Ob dies auch unter objektiven Kriterien als eine Erweiterung des eigenen Bewusstseins bezeichnet werden darf ist sicher fraglich. Aber gerade die (zeitlich begrenzte) Veränderung der Wahrnehmung kann für den Einzelnen sicher durchaus einen Gewinn darstellen.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna


    ... habe ich auch keine Erfahrung mit Drogen . Da müsste schon jemand etwas schreiben ,der dann auch schreibt , w a s er den genommen hat .


    Die Unterschiede in psychotropen Substanzen sind riesig .


    Lieber Frank,


    deshalb habe ich ja den Holbein-Text verlinkt (auf irgendeinem alten Tonband habe ich auch das komplette 90 min lange Feature).


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Oolong
    Für mich gehören Musik und Tee zusammen. Ich trinke eigentlich immer Tee, wenn ich Musik höre - keine Kunst, da ich auch sonst eigentlich immer Tee trinke... :pfeif:


    Ich liebe durchaus den Wein...


    Lieber Stefan,


    Dein erster Absatz kann ich uneingeschränkt bejahen. :D


    Dein zweiter dagegen... :no:
    Eigentlich nur am 31. Dezember trinke ich was alkoholisches. Ich mag es einfach nicht. Und Bier erst recht nicht. :P


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von musicophil
    Eigentlich nur am 31. Dezember trinke ich was alkoholisches. Ich mag es einfach nicht. Und Bier erst recht nicht. :P


    LG, Paul


    Lieber Paul,


    das würde mir sicher auch so gehen wenn ich dort wohnen würde wo Du wohnst ;)


    :untertauch: Steffen


    Es hat halt jeder so seine Vorlieben. Ich bin bspw. kein Freund von Whisky und sonstigen Bränden. Und bei Tee trinke ich maximal Roiboos. Alles andere mag ich nicht - schon gar nicht Grünen Tee.

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  • Ich kann mir kaum einen Italienischen Abend mit dem Titel "Pasta e Musica" vorstellen, bei dem kein Wein ausgeschenkt und Italienische Musik präsentiert wird. - :)


    Auch im gemütlichen Heim kommt es auf die Schwere der Musik an, denke ich! - Es ist klar, dass neue Musikliteratur ohne den Einfluss von Alkohol entdeckt werden sollte! :yes:


    Freundliche Grüße,


    Melisma :hello:

  • Lieber Steffen ,




    also zur Klarstellung : das weltweit meist exportie Bier ist das niederländische "H". - Bier . Vor dem deutschen Beck's Bier aus dem schönen Bremen .


    Das sicherlich nicht gute Bier der Fa. H. aus NL dürfte die Musiksinne rasch vernichten .


    Dafür kann nun Paul wirklich n i c h t s .


    Ersolltes es einmel mit einem der guten Altbiere aus Düsseldorf oder einem erfrischenden Kölsch ( aus Köln ) versuchen . Ich möchte unserem lieben Thomas nicht vorgreifen in seiner fachkundigen Beratung , aber bei "Kölsch" : Päffgen , Gallel , Reissodrfer und gerade noch "Früh" .


    Bei "Alt : Füchschen , Schumacher , Schlüssel und Uerige .


    Dann mal Prost !


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Seit kurzem sammle ich auch etwas "U-Musik" und tendentiell ist es so, dass ich diese lieber mit Alkohol höre und "E-Musik" ohne. Oder, dass ich, wenn das Bier schon mal offen ist, eher U als E auflege.


    Vielleicht wäre statt "Unterhaltungsmusik" ja "Alkoholmusik" konsensfähig.
    ;)

  • Liebe Melisma ,



    wer hat den "Oasta e Musica" gesungen , gespielt ?


    Ich vermute der frühe Caruso oder der ewige Luciano .


    Herzliche Grüsse ,


    e mille saluti !


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Nachfrage : um welches Wiener Bier handelt es sich denn ? Oder doch lieber umd Budweiser oder Pilsner Urquell ?


    Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Hallo!


    Das ist durchaus eine interessante Frage:
    Auf der einen Seite muss man natürlich sagen, dass man Musik am besten nüchtern genießen sollte, schon einmal der Konzentration wegen.
    In dieser Hinsicht ist also Tee (der WAHRE Tee :P) dem Wein weit vorraus. :yes:


    Wobei es natürlich für mich persönlich ein Genuss ist, auf dem Sofa zu sitzen, einen Mozart anzuhören und dazu ein Achterl rot oder einen guten VSOP oder anderen Cognac in der Hand zu haben... :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:


    Es ist wie so oft im Leben:
    Kann sein, muss aber nicht! :wacky:


    Gemütlicher ist sicher die Variante mit Getränk, ob ich dann von der Musik mehr mitbekomme, will ich einmal stark bezweifeln.... :faint:


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Ein interessantes Thema; so auch die Beobachtung Alfreds:


    Zitat

    Alfred schreibt: Jener Teil des Gehirnes, der uns vertäuscht, wir würden Live-Musik hören, während wir Konserven konsumieren - wird nämlich durch Alkohol - zumindest bei mir - relativ stark beinträchtiget. Somit klingt Konservenmusik nach Konserve - und das ist manchmal unerträglich.


    Ich weiß nicht, ob dies auch bei mir so ist; ich kann dies jedoch irgendwie gut nachempfinden.


    Bier und Musik sagt mir so ziemlich gar nichts. Anders beim Wein: Da ich Musik eher wenig und gezielt höre, ist dies meist mit einem "so, gleich setze ich mich gemütlich hin und lege höre mir mal wieder das Musikwerk xxx an" verbunden; quasi ein kleines Ereignis. Als Einstimmung passt dann hervorragend ein Glas dunkler Rotwein oder auch ein guter Weißer.


    Ich denke, ein paar kleine Schlückchen schaden der Konzentration kaum; es ist eher ein Veredeln der Situation. Ein paar Züge zuviel dagegen machen sogar aus op. 130 ein Geräusch.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Musik und ein Glas Rotwein - da sage ich nicht nein.Bei Bier werde ich müde und schlafe ein.Nach dem zweiten Glas Rotwein ebenso.
    Die Wirkung von Musik und Wein auf den Hörgenuß bemerke ich nicht,bei einem Glas Wein kann man auch nichts erwarten.
    Ich bin zwar Teeliebhaber,aber die anregende Wirkung dieses Getränkes raubt mir die innere Ruhe,die ich zum Hören von Musik benötige.

    mfG
    Michael

  • Zitat

    Original von Schneewittchen
    Musik und ein Glas Rotwein - da sage ich nicht nein.


    Wenn ich mir einen gemütlichen Opernabend mache, dann gönne ich mir auch schon mal ein Glas Rotwein, am liebsten einen spranischen. Das ist für mich Entspannung pur.


    Es überrascht mich, dass ich hier so viele Teetrinker finde, denn das ist für mich auch mein Hauptgetränk ( schwarz oder grün).


    Der Vorteil des Rotweins ist, dass dann mein Mann sehr schnell geneigt ist, mit mir eine Oper anzuhören (anzusehen), weil er das dann auch sehr gemütlich findet.
    Heute abend war es die Oper Nabucco auf dem ZDF-Theaterkanal.


    Liebe Grüße
    Jolanthe

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  • Beides, ein schönes Glas Rotwein oder schöne Musik hören, ist ein Genuß, doch zusammen kann ich keins von beiden richtig genießen, da gilt, entweder, oder. Aber gegen eine Tasse Kaffee habe ich nichts einzwenden.


  • Alkohol klingt ja recht böse. Tatsächlich scheint auch mir das Bier ein schlechter Musikbegleiter zu sein. Da ist es übrigens unerheblich, ob wir die alkoholhaltige oder die alkoholfreie Variante nehmen. Ein wichtiger Bestandteil des Bieres ist Hopfen. Und der macht müde. Bier als Schlummertrunk: das funktioniert auch mit alkoholfreiem. Da ich -als gebürtiger Dortmunder- gerne Bier trinke, kann ich mit Fug und Recht feststellen: Bier und Musikgenuss schließen einander aus.


    Wenn ich in den verschiedenen Antworten hier lese, daß sich in der Kombination von Wein -mag er weiß oder rot sein- und Musik eine gewisse Gemütlichkeit verbirgt, scheint mir das ein wenig am Threadthema vorbeizugehen. Nein, halt: nicht vorbeizugehen. Es ist sicherlich ein Aspekt.


    Wenn ich nun aber einmal den Alkohol abziehe, fallen mir ad hoc zwei Werke ein, denen an sich schon Transzendenz-Aspekte innewohnen: "Heinrich von Kleist", ein 30 min Stück von Klaus Schulze, veröffentlicht auf der DLP "X" und "Cantus in Memoriam Benjamin Britten" von Arvo Pärt. Es reicht bei diesen Stücken die Konzetration auf die Musik, vorzugsweise via Kopfhörer, um allein durch die Musikwahrnehmung das Gefühl zu haben, daß der Raum sich in seinem Volumen verändert.


    Die Wahrnehmung bildender Kunst kennt ja auch ein solches Phänomen, nämlich das Zusammensetzen von Gesehenem auf Basis von vor-bewussten Gestalten. Delacroix nannte das "Sensations Colorants": eigentlich arbeitete er mit Farbvaleurs. Die aber waren auf der Leinwand dergestalt angebracht, daß sie sowohl als reine Farbvaleurs als auch als erinnerte, wenngleich verwaschene Formen assoziert werden konnten. Und wohl jedem seine Bilder kann ein erinnerter Bildgegenstand zugewiesen werden.


    Zurück von diesem Exkurs zur Musiik: Auch sie ist ein Zwiegespräch von ersinnendem Künstler und hörendem Adressaten, vermittelt durch die ausführenden Musiker (die Wiedergabe der Konservierung schließe ich hier mit ein). Das Kunstwerk aber entsteht im Rezipienten, und der ist manchmal sehr zugesperrt.


    Ich lese in letzter Zeit verstärkt von Alfred Anmerkungen, daß Jazz ihm Musik in Krisenzeiten sei. Das glaube ich ihm unbesehen, kann es aus eigenen Krisensituationen absolut nachempfinden (Mozart hätte mich da aggressiv gemacht!). Und genau da ist der interessante Diskussionspunkt: Wenn es denn so ist -und das behaupte ich hier- daß das Kunstwerk -auch die Musik- im Rezipienten entsteht, kann ich dann vermittels bewusstseinsverändernder oder -erweiternder Substanzen (Frank würde richtig schreiben "psychotrop") meine eigene Aufnahmefähigkeit für Musik verändern? Aus meiner Warte sage ich: definitiv ja und ich rege es zum Nachdenken an.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.


  • Lieber Paul,


    es gibt glücklicherweise noch kein Gesetz, dass man Islay- Whisky lieben muss... :D


    Allerdings stehen meine Trinkmengen vom schottischen und dem chinesischen Lebenselexier in keinem Verhältnis: Gönne ich mir vom Aqua Vitae dann und wann ( nie wenn ich traurig bin!!!) einen Drum, liegt mein Teeverbrauch bei etwa 6000 g pro Jahr - der Durchschnittsdeutsche schafft 220g, der Holländer dann doch etwas mehr. Mit 6 Kilo liege ich etwa im Bereich der Weltmeister im Teetrinken - den Menschen in Katar. Und so ist mein Nickname zurecht Oolong und nicht etwa Bruichladdich...


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Lieber Thomas ,



    um auf das wissenschaftliche kernproblem zurückzukommen , das Herbert v. Karajan seinerzeit begonnen hatte . Er hat diese Überlegungen nur auf sich selbst bezogen . Nie auf ein ganzes Orchester oder einzelne Gruppen seiner Orchester . Das gilt es festzuhalten .


    Die Drogenszene hat sich enorm weiterentwickelt seit v. Karajan . Es gibt seit einer Reihe von Jahren spezialiserte Arztpraxen , die sich nur mit der Behandlung von ganz unterschiedlich Drogenabhängigen und den Polytoxikamen befassen ( also Dorgen plus etwa Alkohol ) . Also weit über die sehr problematischen Methadon-Ambulanzen hinaus .


    Die vor allem aus der "Pop-Welt" stammenden tödlichen Überdosierungen von vor allem Heroin -meist in unreiner Form - u. a. finden sich in suizidaler Absicht bei hochkarätigen Musikern der klassischen Musik meines Wissens nicht . Fast alle Suizide sind mit Tabletten aus der Barbituratgruppe begangen worden .


    Wer selbst terminierte Narkosen bekommen hat , der wird u. U. berichten können , was sie / er noch miterlebt hat . Ein sehr interessantes Thema ; nachzulesen in den entsprechenden Lehrbüchern .


    Du hast richtigerweise darauf ausdrücklich hingewiesen , dass und wie zum Beispiel schon das eher als harmlos eingestufte Dortmunder Bier vor allem müde macht . Mir ist kein Fall bekannt , dass ein Hörer durch Alkoholtrinken seine Musik - gleich welcher Art - inetnsiver , bewusster hat hören können . Das Gegenteil ist der Fall .



    Von Berufsmusikern weiss ich , dass sie in aller regel mindestens am Tag vor einem Konzert nie auch nur einen Tropfen Alkohol trinken .


    Die uns allen bekannten grossen Interpreten , die nach heutiger Definition "alkoholkrank" waren , haben neben dem zunehmenden Alkoholismus parrallel eine zunehmende deutliche , verhängnisvolle Hirnleistungsstörung miterleben müssen . Die Toxizität ddes Alkoholes ist unbestritten .


    Als bekenndener Teetrinker nicht nur einer Sorte und auch als geniessender Mann auch eines guten Tropfens muss man halt für sich selbst entscheiden , wie man mit Alkohol umgeht .


    Bewusstseinserweitern wirkt Alkohol nur im Zustand der trunkenheit .


    Der berühmte ( verstorbene ) ordinarius für Psychiatrie in Bonn Professor H J Weitbrecht schrieb sehr schön und anschaulich in seinem grossartigen Lehrbuch vo "chamrmanten Schwipserl bis zur viehischen Besoffenheit" ( 2. und 3. Auflage ; Springer ) . Sehr plastisch beschrieben ; diese Beschreibung trift das Alltags(mit)erleben sehr genau .


    Das Ganze des Bewusstseins ist dem Menschen erkenntnismässig nicht zugänglich ( C. Scharfetter ; 5.A. , 2002 ; H. Ey : Das Bewusstsein ( dtsch. , 1967 ) .


    Beste Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Alkohol und ...


    "Es ist wie so oft im Leben:
    Kann sein, muss aber nicht!"


    Das hat in diesem Konversationsfaden "Hammel" geschrieben (das Zitieren in der üblichen Form ist mir nicht gelungen... zu wenig Übung...) und das klingt gut und beruhigend.


    Aber wie steht es mit Musik machen? Zum Beispiel singen (und zusammen sein und auch mal ein wenig guten Wein trinken)? Wenn im Freundschaftskreis zusammen musiziert wird, das ist bestimmt ein Geschenk vom Leben. Und ich halte es auch für ein Geschenk, wenn man die Gelegenheit hat, mit anderen zusammen zu singen, zum Beispiel in einem Laienchor, wenn es zeitlich möglich ist, und wenn es überhaupt so etwas in erreichbarer Nähe gibt. Mein Großvater war Lehrer und Kantor in einem kleinen Dorf der Monarchie Österreich-Ungarn und hatte dort einen kleinen Männerchor. Wie mir damals meine Mutter erzählte, haben sie sechsstimmige Chorwerke gesungen. Gibt es irgendwo noch solches? Ich singe nur noch für und mit kleine(n) Kinder(n) um mich herum...
    :hello:


    Verzeihung - das war nur ein plötzlicher Exkurs im Konversationsfaden...

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  • Zitat

    Original von Thomas Pape
    Tatsächlich scheint auch mir das Bier ein schlechter Musikbegleiter zu sein.
    [...]
    Ich lese in letzter Zeit verstärkt von Alfred Anmerkungen, daß Jazz ihm Musik in Krisenzeiten sei. Das glaube ich ihm unbesehen, kann es aus eigenen Krisensituationen absolut nachempfinden


    Und Bier ist das Getränk der Krisenzeiten ...


    Wobei ich dem Jazz noch den Rock hinzugeselle. Ohne Bier gefallen diese Sachen mir mitunter weniger.


    Ich habe aber auch lange Abende/Nächte mit viel Bier und massenhaft Musik von Schütz bis Stockhausen im Gedächtnis - allerdings nicht alleine - und auch nicht ganz krisenfrei ...

  • Ein kühles norddeutsches Bier trinke ich am liebsten an heissen Sommertagen zur Deutschen ( Ostwestfälischen!) Currywurst mit Pommes oder auf Sylt zu Schollenfilet mit Bratkartoffeln und Speck (nach dem Baden). ;);)


    Wenn es aber um die Musik geht, will ich absolut nüchtern bleiben, damit meine Sinne alles aufnehmen können und ich


    a) beim Musizieren volle Konzentrationsleistung bringen kann


    b) beim Zuhören durch das Erfassen möglichst vieler Eindrücke im besten Fall meinen musikalischen Vollrausch ohne darauffolgenden Kater erleben kann.


    Alkohol würde nur meine Sinne benebeln und ich würde wie schlaftrunken sein. Bei mir fördert der Alkohol die Freude an der Musik also kaum.


    Wenn ich jedoch an lauen Sommerabenden guten Jazz ( z.B. Till Brönner :jubel:) nebenbei höre, dann darf aber auch bei mir ab und zu ein Bierchen und eine Zigarre dazukommen... :pfeif:


    Guten Jazz höre ich jedoch sehr selten "nur nebenbei" sondern ebenfalls aktiv, weil ich von den Grossmeistern etwas lernen möchte.


    Gruss :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Die Frage, wieviel Alkohol man selbst und wieviel die Musik verträgt, muss jeder für sich selbst beantworten.


    Auf mich wirkt das eine oder andere Gläschen in Kombination mit Musik mitunter sehr stimulierend. Das gleiche stelle ich aber auch stets fest, wenn ich des Morgens die "erste Musik" des Tages höre. Diese wirkt dann immer besonders intensiv auf mich.


    Am Abend mache ich es mir, einen schönen Gruß an Stefan an dieser Stelle, auch sehr gern mit einem Single Malt Whiskey gemütlich, wobei ich allerdings die rauch-/torffreie Variante bevorzuge. Einen Iren aus dem Hause Bushmills oder einen Redbreast, mitunter auch einen aus der imensen Auswahl der rauchfreien Schotten, aber das ist ein Thema für sich. Ich konnte beobachten, dass ich in solcher Stimmung nie dort ende, wo ich begonnen habe, will sagen, dass ich mir oftmals vornehme, am Abend das eine oder andere zu hören, und mir plötzlich anderes in den Sinn kommt. Alkohol verändert die Stimmung und entsprechend auch die Empfindungen beim Musikgenuss. Dabei kann ein Gläschen Wein/Whiskey/Bier das Hörerlebnis durchaus intensivieren und positiv beeinflussen.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Lieber Tilo,


    ich freue mich SEHR hier mal wieder von Dir zu hören! Sei herzlich gegrüßt! :hello::hello::hello:


    Was Du zum Thema Stimmungsänderung schreibst, erlebe ich ganz genau so, daher meine Vorsicht bei geplanten Hörabenden. Allerdings ist mir am Wochenende aufgegangen, dass die Aromenfülle eines guten Whiskys ( mit oder ohne Rauch) so immens ist, dass sie exessives Trinken bei mir stets verhindert. Der Kopf ist ziemlich schnell gesättigt mit Düften, Ahnungen und Erinnerungen die der Gaumen gespeichert hat - da verbietet sich ein " Wegspülen" Insofern ist ein langsames Nosing und Tasting dann doch gut mit Musik zu verbinden - wenn ich allein und in meditativer Grundstimmung bin... !


    Nun denn, lieber Tilo - vielleicht führt uns ja dermaleinst ein Bachfest dazu, gemeinsam den Nektar der Speyside oder einen gemäßigten Islay zu verkosten!


    Slainte mhath !


    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!