MOZART Wolfgang Amadeus: Klavierkonzert Nr 5 in D-Dur, KV 175

  • In der nächtlichen Ruhe erklingt bei mir gerade einmal mehr besagtes Konzert. Ich schätze es sehr und offensichtlich gibt es noch keinen Thread in dem es besprochen wird (zumindest hab ich keinen finden können). Also befand ich es für an der Zeit einen solchen zu starten:


    Das Konzert in D-Dur für ein Klavier und Orchester hatte lange Zeit einen besonderen Ehrenplatz unter allen Konzerten Mozarts inne: Es galt als sein erstes echtes Solokonzert. Zwar hat es diesen "ersten Platz" eingebüßt, seit der Datenschwindel mit den Violinkonzerten aufgedeckt wurde, aber das schmälert nicht seine Bedeutung und seinen Wert als Mozarts echtes erstes Klavierkonzert.


    Erste Gehversuche auf dem Gebiet des Klavierkonzertes hatte Mozart zwar bereits getan - er bearbeite unter Mithilfe des Vaters Klaviersonaten von Raupach, Schobert, Honauer und C.P.E. Bach, sowie drei Jahre später Sonaten von J. C. Bach (KV 37, 39, 40, 41 sowie KV 107) zu "Konzertchen" für Klavier und Orchester um. Dabei komponierte er jedoch sehr wenig selbst, sondern arrangierte vielmehr und schuf Orchesterbegleitungen, wobei er jedoch durchaus bereits einiges Geschick bewies. In der Tat wurde diese Werke lange Zeit alle als original Werke Mozarst angesehen.


    Mit KV 175 betritt Mozart dann jedoch die eigene große Kompositionsbühne des Klavierkonzertes - einer Gattung die noch recht jung war und zu deren Entwicklung Mozart (wie nach ihm Beethoven) maßgeblich beigetragen hat. Die Beschäftigung mit dieser (meiner liebsten :-) ) Musikgattung zieht sich durch sein gesamtes Leben bis in sein Todesjahr 1791. In er Zeit entstanden 21 vollständige Konzerte, sowie zwei Konzerte für zwei, bzw. drei Klaviere und Orchester. Dank dieser lagen Beschäftigungszeit kann man an den Klavierkonzerten natürlich sehr viel von Mozarts musikalischer Entwicklung nachvollziehen.


    Dennonch möchte ich behaupten, dass KV 175 keineswegs ein schlichter, einfacher oder gar nur mäßiger Einstieg sei. Ganz im Gegenteil. Mozart stürzte gleich einige Konventionen um und entfaltet so ein ansehnliches jugendliches Meisterwerk. Bei seiner Vollendung war Mozart 18 Jahre alt.


    In der barocken Festtonart D-Dur setzt Mozart ein recht großes Orchester mit Pauken und Trompeten ein (darüber hinaus zwei Oboen, zwei Hörner und Streicher).


    Vergleicht man das Konzert mit den späteren Werken so sind alle drei Sätze recht kompakt (auch kurz) und sehr dicht komponiert. Das verleiht dem Konzert viel Energie und ein stetes vorwärts treiben. Außerdem ist es durchaus sehr virtuos. Beides trifft in Maßen auch auf den langsamen Mittelsatz zu, der dennoch ein schön kantabel ist und Raum hat zum Atmen.


    Der Schlusssatz ist kompositotisch recht innovativ und anspruchsvoll. Es heißt gelegentlich er überforderte die damaligen Zuhörer, so dass Mozart später einen alternativen Schlusssatz komponierte - das Rondo KV 382 (welches allerdings eigentlich gar kein Rondo ist, sondern ein Variationssatz). Ganz im Gegensatz ist dieser alternative Schlussatz eine völlig "harmlose" Komposition, dessen Thema an Simplizität kaum zu überbieten ist. Trotzdem (und hier sieht man Mozarst entwickelte Kunst) ist es eigentlich sehr genial und witzig. Man mag Mozart hier sicherlich keine schlechte (weil so eingache) Komposotion vorwerfen, sondern gewisse hintersinnige Gedanken - was sich eben in der Witzigkeit des Satzes audrückt.


    Dieser neue Schlusssatz ist erst 1782 in Wien entstanden, was zeigt, dass Mozart selbst das Konzert sehr schätze. Nachdem er es schon in Mannheim (und vermutlich auch in München) 1777 wieder hervorgehohlt hatte, spielte er in in seiner regen Konzerttätigkeit in Wien zumindest noch in zwei Akademiem. In allen Fällen schrieb er nach hause, wie sehr das Rondo gefalle. Auch Mozarts angebete Aloysia Weber hörte das Konzert in Mannheim. Ihr hingegen gefiel der langsame Mittelsatz so gut, dass Mozart es in der Konzertarie KV 294 (für Aloysia) zitiert. In Mannheim/München arbeitete Mozart die Obenstimmen und die erste Hörnerstimme nochmals um.


    Vermutlich ebenfalls erst 1782 enstanden (zusammen mit dem neuen Schlusssatz) sind die für den ersten und zweiten Satz (sowie für KV 382) überlieferten Kadenzen zu diesem Konzert. Beide sind in leicht alternativen Versionen vorhanden.


    Spieltechnisch sieht man den Noten noch die beschränkten Möglichkeiten der damaligen Istrumente an: Der Klavierpart beschänkt sich auf den Tonraum von A - d3.


    -----


    Ich persönlich schätze das Konzert wie erwähnt sehr. Es bewegt sich zwar kaum nach moll, aber trotzdem ist es nicht bloß leicht und heiter. Es hat sein Gewicht und einen wie ich finde ganz eigenen Charm, den keines der späteren Konzerte nochmals aufweist. Die Virtuosität und die überschäumende Energie bereiten einen würdigen ersten großen Auftritt für den großen Komponisten und Pianisten Mozart. Das lässt es in meinen Augen bereits zu einem größeren Meisterwerk geraten als die beiden nachfolgenden Klavierkonzerte (KV 238 und 246 in B und C), obwohl auch diese schlichteren Werke ihre Qualität und ihren wieder eigenen Charm haben.


    ----


    Ich besitze folgende Aufnahmen:


    - Daniel Barenboim mit den Berliner Philharmonikern
    - Derek Han mit dem Philharmonia Orchestra
    - Vladimir Ashkenazy mit dem Philharmonia Orchestra
    - Matthias Kirschnereit mit den Baberger Symphonikern unter Frank Beerman


    Erstere Aufnahme war die erste, die ich von diesem Werk hatte - und sie wird noch lange einen festen Platz in meinem CD Spieler behalten. Barenboim als Routinier hin oder her - auf eine ganz besondere Weise ist Mozart bei ihm immer gut aufgehoben (heute auch als Dirigent, besonders von langsamen Sätzen - z.B. KV 467 Andante, oder das Adagio aus der Gran Partita - da ist er einer der ganz großen).


    Im ganzen und wesentlichen meiner Mozartvorstellung entspricht jedoch die Aufnahme von Matthias Kirschnereit - Das gillt nicht nur für dieses Konzert, sondern für die ganze Box mit allen Konzerten. Man vergleiche dazu das Vorwort im Begleitheft - könnte ich geschrieben haben ;-)


    ------


    So...
    ...nun bin ich gespannt wer von euch Mozarst erstes Klavierkonzert ebenfalls so schätzt (und auch wer nicht!) und was es noch alles zu ergänzen gibt, was ich natürlich vergessen habe *Ulli herbei zitier* :jubel:


    :hello:


    Gruß,
    Peter

  • Guten Tag


    ich habe eine Aufnahme von KV 175/382 (3. Fassung, Schlußrondo KV 382)



    mit Robert Levin an einen fortepiano-Nachbau nach einem
    Vorbild von Anton Walter
    und The Akademie of Ancient Music,
    Leitung Chr. Hogwood.
    Levin versteht stilvoll "ad hoc erfundene Kadenzen" zu improvisieren.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Peter Pasdzierny
    Dieser neue Schlusssatz ist erst 1782 in Wien entstanden, was zeigt, dass Mozart selbst das Konzert sehr schätze. Nachdem er es schon in Mannheim (und vermutlich auch in München) 1777 wieder hervorgehohlt hatte, spielte er in in seiner regen Konzerttätigkeit in Wien zumindest noch in zwei Akademiem.


    Mozart unterrichtete seinen Vater Leopold im Winter 1782 vom Vorhaben eine "Akademie" zu veranstalten in einem Brief:


    "Es ist nichts unangenehmers als wenn man so in ungewisheit,
    ohne zu wissen was geschieht, leben muß;
    so ist nun dermalen mein Fall in betreff meiner accademie;
    und eines Jedem der eine zu geben willens ist.
    der kayser Joseph II war schon verflossens Jahr gesonnen
    die ganze fasten durch mit den schauspiellen fort zu fahren.
    vielleicht geschied es diesmal;
    Basta;
    wenigstens bin ich doch des tages versichert,
    (wenn nicht gespielt wird,) nemlich des 3:ten Sonntags in der Fasten.
    wenn ich es 14 Täge vorher gewis weis, dann bin ich zufrieden;
    dann sonst is mein Concept verruckt
    oder ich muß mich umsonst in unkösten setzen.
    die gräfin Thurn, Adamsberger und andere gut freunde rathen mir
    ich soll aus meiner Münchner Oper Idemeneo die Besten Sachen herausziehen
    und sie als dann im Theater aufführen;
    und nichts als ein Concert, und zuletzt eine Phantasie spiellen"


    Es ist wahrscheinlich, dass das besagte Konzert am 3. März 1782 stattfand
    und Mozart dafür ein älteres Werk -KV 175- auswählte,
    es allerdings mit den prächtigen, neuen Rondofinale aufführte.
    Das Konzert, und insbesondere das "Rondo", wurde ein Riesenerfolg,
    Mozart berichtete von dem Lärm , den es in Wien machte.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Peter Pasdzierny


    Mit KV 175 betritt Mozart dann jedoch die eigene große Kompositionsbühne des Klavierkonzertes - einer Gattung die noch recht jung war


    Welches Soloinstrument verwendete Mozart bei seinen Clavierconcerten um diese Zeit;
    Cembalo oder Hammerklavier ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Welches Soloinstrument verwendete Mozart bei seinen Clavierconcerten um diese Zeit;
    Cembalo oder Hammerklavier ?


    Das Konzert hat den autographen Titel Concerto per il Clavicembalo :D :P


    Ganz richtig wird ja w.o. schon auf den Tonumfang A-d³ hingewiesen. Marius Flothius schreibt dazu:


    [...] Und schließlich weist der beschränkte Tonumfang darauf hin, daß dieses Konzert ursprünglich für ein besonderes Instrument konzipiert worden war, denn in allen anderen Werken der Gattung 'Klavierkonzert', und zwar auch schon in den frühen, nutzt Mozart den gesamten Umfang des fünfoktavigen Klaviers (F-f³) aus. [...]


    Weiter hält Flothius nach den Vorbildern Michael und Joseph Haydns auch eine Ausführung auf der Orgel für möglich. Nicht dagegen spricht jedenfalls die Generalbaßbezifferung, auf welche übrigens bei KV 382 dann schon verzichtet wird. Die Generalbaßbezifferung findet sich auch noch im Lützowschen Konzert KV 246, ab KV 271 dann nicht mehr.


    Was das nachkomponierte Variationen-Rondo KV 382 betrifft, so finde ich es - für sich betrachtet - ein sehr reizendes Stück, aber leider nicht zu KV 175 passend. Mir persönlich gefällt der originale Finalsatz wegen seiner (wenn auch nicht besonders ausgedehnten) Kontrapunktik weitaus besser (ich war zeitweise besessen von diesem Satz). Außerdem wurde bei KV 382 bereits ein anderes Instrument verwendet - ich habe hier e³ entdeckt. Es ist also davon auszugehen, daß hier schon ein fünfoktaviges Instrument vorhanden war (fis³ ist nicht möglich, im moll-Teil wäre ein f³ denkbar gewesen, erscheint aber nicht).


    Konzeptionell aber hatte Mozart sicherlich einen Vorteil gewittert, den virtuosen und zudem gelehrt wirkenden originären Finalsatz durch einen mit schmeichelnder Melodie versehenen Variationssatz nach allen Regeln der Kunst für das Wiener Publikum zu ersetzen. Wirklich passen tut KV 382 hingegen nicht. Ich finde, man merkt die zeitliche Differenz zwischen den beiden Kompositionen sehr deutlich. Ich höre KV 382 immer separat und KV 175 in seiner Urfassung.


    Mit Tonumfang A-f³ weit zumindest auf die Komposition an einem Spinett hin: Gemäß Grundriß der Wohnung in der Rauhensteingasse (H. C. Robbins Landon) befand sich neben dem Hammerflügel im Musikzimmer in Mozarts Arbeitszimmer noch immer ein Spinett!). Mozart hat oft in seinem Arbeitszimmer am Spinett komponiert, weil es vor allem sehr viel leiser war, als der Hammerflügel im Musikzimmer. So konnte er auch in frühen Morgenstunden oder zu später Stunde noch arbeiten, ohne großen Lärm zu verursachen...


    Komposition am Spinett heißt aber nicht zwingend, daß Mozart auch an eine Aufführung am Spinett gedacht hat. Spinette wurden üblicher Weise auch nur im Hausgebrauch verwendet und nicht für öffentliche Konzerte. Dafür waren sie meist zu leise. KV 382 weist außerdem darauf hin, daß die Aufführung in Wien mit hoher Sicherheit nicht an einem Spinett oder gar Cembalo stattfand.


    Die Besetzungsstärke des Orchesters ist zudem ausgesprochen groß angelegt, was Zirpinstrumenten nicht gerade entgegenkommt :D Neben den üblichen Streichern: 2 Oboen, 2 Hörner, 2 Trompeten und Pauken.
    Dies wird nur noch von KV 451, 466, 467, 503, 537 (je +1 Fl, 2 Fg) und KV 491 (+ 2 Klar) übertroffen.


    ~ ~ ~


    Ich lernte das Konzert mit Alfred Brendel kennen und lieben. Heute höre ich es lieber mit Originalinstrumenten, obwohl natürlich an Brendels Interpretation nicht das Geringste auszusetzen war bzw. ist:



    Jos van Immerseel, begleitet von Anima Eterna, spielt hier auf einer Replikation eines Walterflügels von Christopher Clarke.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Was das nachkomponierte Variationen-Rondo KV 382 betrifft, so finde ich es - für sich betrachtet - ein sehr reizendes Stück, aber leider nicht zu KV 175 passend. Mir persönlich gefällt der originale Finalsatz wegen seiner (wenn auch nicht besonders ausgedehnten) Kontrapunktik weitaus besser (ich war zeitweise besessen von diesem Satz). (...) Wirklich passen tut KV 382 hingegen nicht. Ich finde, man merkt die zeitliche Differenz zwischen den beiden Kompositionen sehr deutlich. Ich höre KV 382 immer separat und KV 175 in seiner Urfassung.
    Ulli


    Das handhabe und sehe ich genau so. Mit dem originalen Schlussatz ist KV 175 ein in sich geschlossenes Meisterwek. KV 382 ist genau so genial, aber eben auf ganz anderer Weise. Daher scheint er auch mir nicht recht zu den ersten beiden Sätzen von KV 175 passen zu wollen. Ich frage mich, ob Mozart das ähnlich gesehen hat, aber trotzdem aus "Geschäftstüchtigkeit" (und hintersinnigem Vergnügen?) den alternativen Schlusssatz komponierte, oder ob hier sein Geschmack und seine musikalische Vorstellung mit der unseren (heutigen) auseinander gehen.



    Zitat

    Original von Ulli
    Weiter hält Flothius nach den Vorbildern Michael und Joseph Haydns auch eine Ausführung auf der Orgel für möglich.
    Ulli


    Gibts es eine solche Aufnahme? Das wäre sicher mal interessant (auch wenn ich e smir ehrlich gesagt schwerlich passend vorstellen kann)


    Gruß,
    Peter

  • Zitat

    Original von Peter Pasdzierny


    Gibts es eine solche Aufnahme? Das wäre sicher mal interessant (auch wenn ich e smir ehrlich gesagt schwerlich passend vorstellen kann)


    Ich kann mir das sogar ganz gut vorstellen. Ich kenne ja aber auch Haydns Orgelkonzerte ;)


    Eine Einspielung ist mir nicht bekannt.


    Zitat

    Ich frage mich, ob Mozart das ähnlich gesehen hat, aber trotzdem aus "Geschäftstüchtigkeit" (und hintersinnigem Vergnügen?) den alternativen Schlusssatz komponierte, oder ob hier sein Geschmack und seine musikalische Vorstellung mit der unseren (heutigen) auseinander gehen.


    Es war zur damaligen Zeit überaus üblich, Ersatzstücke zu komponieren. Da krähte kein Hahn danach, ob das nun passt oder nicht. Wichtig war das Werk an sich und der Ersatzstückkomponist. Alle von Mozart als Ersatzstücke komponierten Arien z.B. zu Paisiellos Opern stechen aus diesen heraus - und passen überhaupt nicht, obschon sie für sich betrachtet 'Meisterwerke' sind (wie Du es nennst).


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Nun, wenn Mozart Ersatzstücke für fremde Werke komponierte, liegt es auf der Hand das in erster Linie für die eigene Gunst gehandelt wurde. ABer KV 175 ist immerhin sein eigenes Werk und er spricht doch in seinen Briefen oftgenug über seinen feinen Musikgeschmack und seine feinen Ohren. Also könnte man in Erwägung ziehen, dass ihm seine eigenen Werke zu wertvoll sind um sie bloß der Publikumswirkung willen zu "verunstalten" - sicherlich auch dieses, aber doch (zumindest für ihn selbst) auf seinem hohen Niveau - will sagen nichts, was ihm nicht selbst genügt. KV 382 tut das als Satz selber sicherlich - aber meine Frage zielte ja auf die Kombination mit den ersten beiden Sätzen von KV 175. Also nehme ich an, dass erauch seine musikalischen Gründe hatte (und nicht NUR äußere) - daher die Frage ob sich seine Vorstellung in diesem Fall von unserer unterscheidet.


    :hello:


    Peter

  • Ich schätze dieses Werk ebenfalls sehr. Und auch mir hat es vorallem der kontrapunktische Finalsatz angetan, der mir nach dem ersten Hören sogar bald 3 Wochen nicht mehr aus dem kopf ging. Ich merkte gar nicht mehr, wenn ich anfing es zu summen. (Den Bass hab ich versucht mit den Zähnen zu imitieren :D).


    Ich dachte immer, das Konzert sei damals einfach gar nicht beim Wiener Publikum angekommen, weil in späteren Klavier-Konzerten Mozart's die Besetzung geringer ausfällt. Wenn nicht das, welchen Grund hat das dann? ?(


    Zitat


    Ulli
    Was das nachkomponierte Variationen-Rondo KV 382 betrifft, so finde ich es - für sich betrachtet - ein sehr reizendes Stück, aber leider nicht zu KV 175 passend.


    Och naja, ich find es passt, wenn man nicht auf den Finalsatz verzichten muss. Machen wir ein 4sätziges Konzert draus und nehmen das Variations-Rondo als dritten Satz, und den Finalsatz danach. Ich höre es jedenfalls so, und finds wunderbar. :yes:



    :hello:



    C.

  • Zitat

    Original von Sakow
    Ich dachte immer, das Konzert sei damals einfach gar nicht beim Wiener Publikum angekommen, weil in späteren Klavier-Konzerten Mozart's die Besetzung geringer ausfällt. Wenn nicht das, welchen Grund hat das dann? ?(


    Es kommt halt auch immer auf den Hintergrund einer solchen Komposition an. Grundsätzlich (d.h. es mag Ausnahmen gegeben haben), wurden auch zu Mozarts Blütezeit Trompeten und Pauken beispielsweise nur für hochoffizielle Anlässe verwendet, z.B. bei Krönungen oder irgendwelchen höfischen Firlefanzitäten. Gegen Mozarts Lebensende hin - also gegen Ende der 1780er Jahre etwa - hat sich das dann gegeben. Zudem verfügte nicht jedes Orchester über Trompeten und Clarinetten (während Mozarts Pariser und Münchner Zeit z.B. gab es in Salzburg noch keine Clarinetten).


    Zitat


    Och naja, ich find es passt, wenn man nicht auf den Finalsatz verzichten muss. Machen wir ein 4sätziges Konzert draus und nehmen das Variations-Rondo als dritten Satz, und den Finalsatz danach. Ich höre es jedenfalls so, und finds wunderbar. :yes:


    Ein viersätziges Klavierkonzert wäre ein Sakrileg 8o - außerdem ändert Deine Satzumstellung bzw. -erweiterung ja nichts daran, daß 382 stilistisch einfach nicht passt.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Ulli
    Ein viersätziges Klavierkonzert wäre ein Sakrileg 8o - außerdem ändert Deine Satzumstellung bzw. -erweiterung ja nichts daran, daß 382 stilistisch einfach nicht passt.


    Ich weiß. :D Ich sagte ja auch nur, dass mir es so ganz gut gefällt... :untertauch:


    EDIT: Es hat etwas sehr sinfonisches, weil dieses Rondo auch so simpel ist. Erinnert mich dann ein wenig an die Menuett's in Mozis Sinfonien.


    Zitat

    Es kommt halt auch immer auf den Hintergrund einer solchen Komposition an. Grundsätzlich (d.h. es mag Ausnahmen gegeben haben), wurden auch zu Mozarts Blütezeit Trompeten und Pauken beispielsweise nur für hochoffizielle Anlässe verwendet, z.B. bei Krönungen oder irgendwelchen höfischen Firlefanzitäten. Gegen Mozarts Lebensende hin - also gegen Ende der 1780er Jahre etwa - hat sich das dann gegeben. Zudem verfügte nicht jedes Orchester über Trompeten und Clarinetten (während Mozarts Pariser und Münchner Zeit z.B. gab es in Salzburg noch keine Clarinetten)


    Da fällt mir spontan Mozarts 34ste Sinfonie ein, wo die Besetzung auch bomastisch groß ist. Allerdings weiß ich nicht, ob das schon ende der 80er war... Anlass finde ich jedenfalls bei dem Werk keinen.
    Von der Sorte scheints also mehrere zu geben.



    C.

  • Man mag vielleicht hinzufügen, dass Mozart sicher eher gewillt war diesen Umständen (die Besetzung betreffend) zu entsprechen. Denn wie bekannt ist mochte er Trompeten nicht all zu sehr - hat ihren Klang im Orchester nicht wirklich geschätzt. Wenn er sie also einsetzt handelt es sich meist tatsächlich um einen "Anlass" bei dem er dann mehr darauf bedacht ist Musik zu schreiben, die "guten effect und lärmen" macht (um es in seinen Worten zu sagen).


    Ähnlich ist das Verhältnis von Mozart und Posaunen ;) Mich erstaunt es gelegentlich wie gekonnt er diese Instrumente zuweilen einsetzt, obwohl er sie nicht mochte.


    :hello:


    Pete


    @ Sakow:
    Der Entstehunghintergrund und somit Kompositionsgrund für KV 338 ist nicht bekannt - aber es mag trotzdem einen gegeben haben. Zeitlich stammt sie von 1780 und Mozart hat sie vermutlich mindestens 4 Mal in Wien aufgeführt. - Zum Thema große Besetzung schreibt Mozart an seinen Vater nach einem Konzert mit dieser Symphonie bei Hofkapellmeister Bonno: "Das habe ich auch neulich vergessen zu schreiben, daß die sinfonie magnifique gegangen ist, und allen succés gehabt hat - 40 Violin haben gespiellt - die blaß-Instrumente alle doppelt - 10 Bratschen - 10 Contre Bassi, 8 violoncelli und 6 fagotti."


    Ha, das war bestimmt ein Spaß - und ist darüber hinaus ein interessanter Hinweis bezüglich des immer geforderten kleinen Mozartorchesters. Sicher war das nicht die Regel, aber offensichtlich hatte Mozart seine Freude daran =)

  • Zitat

    Original von Peter Pasdzierny
    Denn wie bekannt ist mochte er Trompeten nicht all zu sehr - hat ihren Klang im Orchester nicht wirklich geschätzt.


    Das ist doch lediglich eine Anekdote aus Mozarts frühester Kindheit - woher nimmst Du die Gewissheit, daß er die Trompete per se auch später nicht mochte?


    Zitat

    Ähnlich ist das Verhältnis von Mozart und Posaunen ;) Mich erstaunt es gelegentlich wie gekonnt er diese Instrumente zuweilen einsetzt, obwohl er sie nicht mochte.


    Auch hier weiß ich nicht, woher die Info stammt, daß Mozart Posaunen nicht mochte. Schließlich verwendete er sie ungezwungener Maßen im Idomeneo, in der Zauberflöte und im Requiem.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Also ich möchte natürlich nichts falsches behaupten! Aber so weit ich weiß taucht diese Meinung Mozarts auch später noch oft (meines Wissens mehr als einmal), ich werde diesbezüglich aber nochmal nachforschen.


    So lang sind die beiden Kommentare auf Eis gelegt.


    :hello:


    Peter

  • Zitat

    Original von Peter Pasdzierny
    Denn wie bekannt ist mochte er Trompeten nicht all zu sehr


    Es stimmt, daß Mozart, als er um die 4 oder 5 Jahre alt war, die Trompete nicht mochte. Er wurde dabei sogar fast ohnmächtig, scheint es.
    Dennoch, Mozart hat m.W. ein Trompetenkonzert geschrieben. Daß leider verschollen ist.


    LG, Paul

  • Auf auf die Gefahr hin, hier abzudriften:


    Daß Mozart angeblich ein Trompetenkonzert komponierte, bedeutet ja nicht sogleich, daß eine angebliche Trompetenaversion geheilt wurde: schließlich komponierte er auch Flötenkonzerte und -quartette. Auch die Arbeit an den Flötenuhrwerken war ihm zuwider (mich hingegen begeistern sie).


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich las auch mal irgendwo, dass Mozart die Viola SEHR liebte (war es nicht sogar sein Lieblingsstreichinstrument?).
    Wo sind aber die Violakonzerte? Ich kann mich nur an eines erinnern zusammen mit Violine, aber an keines nur für Viola.


    Man sieht; der unerforschbare Mozart. :baeh01:
    Wäre eigentlich in nem Extrathread besser aufgehoben. :pfeif:



    C.

  • Ich lausche Mozarts Konzerts Nr. 5 KV 175 nun zum wiederholten Male in der Lesart von Derek Han, begelitet von Paul Freeman und dem Philharmonia Orchestra, wobei es in verschiedenen Kopplungen und Kompilationen erhältlich ist, nicht nur in nebenstehender Box aller Werke Mozarts, derer ich mich bedient habe. Derek Han ist ein wendiger, beweglicher, geschmeidiger Pianist, der sowohl die virtuosen Passagen souverän meistert, als auch die langsamen und nachdenklichen Momente dieses Konzertes sensibel auslotet. Das Philharmonia Orchestra unter Paul Freeman begleitet präzise und kraftvoll. Die klangliche und technische Umsetzung sind tadellos. Eine sehr geglückte Einpsielung, wie ich finde.


  • Eine hervorragende Einspielung der beiden Fassungen dieses Konzertes Durch die solistische Besetzung werden die Unterschiede der einzelnen Fassungen auf's Deutlichste herausgearbeitet und man hört Sachen, die man so noch nie gehört hat.


    John Doe.

  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Wolfgang Amadé Mozart: Klavierkonzert Nr 5 in D-Dur, KV 175“ zu „MOZART Wolfgang Amadeus: Klavierkonzert Nr 5 in D-Dur, KV 175“ geändert.
  • Für mich ist die No. 5 schon sehr früh in Mozarts Karriere ein starkes Ausrufungszeichen. Wann immer ich es wieder mal hervorhole in der Fassung von John Elliot Gardiner und Malcolm Bilson auf Originalklanginstrumenten: es ist einfach immer wieder mitreißend! Hier betritt jemand mit Selbstbewusstsein und jugendlicher Kraft die Bühne : seht her, hier bin ich! Und schon als 18 jähriger weiß er, trotz allem jugendlichen Übermut, in einigen nachdenklichen Passagen von den existentiellen Untiefen. Ich hätte mir etwas mehr Präsenz des Fortepianos in der Abmischung gewünscht. Aber insgesamt finde ich diese an Händel geschulte britische Herangehensweise die gelungenste: ein federnder, swingender Drive mit durchsichtigem Klangbild. Die Innigkeit des Andante steht dem in nichts nach. Dass die Briten soviele hervorragende Rhythm 'n Blues Musiker hervorgebracht haben, finde ich nur folgerichtig.

    Gewaltig viel Noten, lieber Mozart! Grad so viel Noten, Eure Majestät, als nötig sind!

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Lieber Klaus,
    ich habe Deine Würdigung von Mozarts Klavierkonzert sehr gerne gelesen und finde sie äußerst zutreffend. Ebenso höre ich die Einspielung mit Bilson und Gardiner sehr gerne, finde jedoch auch, dass teilweise das Orchester Gefahr läuft, den vergleichsweise filigranen Klang des fortepianos zu überdecken. Dies liegt wohl bis zu einem gewissen Grad in der Natur der Sache, allerdings hätte man da bei einer Studioaufnahme doch noch eine etwas bessere Balance hinbekommen können. Dies ist jedoch nur ein Detail, insgesamt überzeugt mich die Aufnahme auch durch ihr beseeltes, schwungvolles Spiel und ihre ansonsten sehr gute Klangqualität.

    Sehr gelungen finde ich auch die Kadenz im dritten Satz, die von Malcolm Bilson selbst stammt, und die sich stimmig in das Konzert einfügt. Beim Werbepartner findet sich leider die 9 CD - Ausgabe nur noch als vergriffen, derzeit wäre, wenn man nicht auf andere Bezugsquellen ausweichen will, nur noch diese monumentale Box verfügbar:

  • Lieber Boris,


    dann sind wir ja sozusagen "Brüder im Geiste", wenn Du das ähnlich empfindest. Die Kadenz werde ich mir auf Deine Anregung nochmal zu Gehör bringen. Ich habe noch diesen ursprünglichen Schuber mit allen Klavierkonzerten. Da ich seit ca. 1 Jahr eine "highendig" klingende Anlage betreibe, kommen diese älteren Scheiben so nach und nach wieder in den Spieler, der Stärken und Schwächen genauer herausarbeitet. Das Klangbild ist einerseits räumlicher und differenzierter als ich es gewohnt war, anderersseits habe ich auch genau das beobachtet, was Du beschreibst, dass nämlich das Orchester das Fortepiano zuweilen etwas zukleistert. Das liegt aber eher an der Aufnahmetechnik als an der Aufführung. Auch meine ich gehört zu haben, dass die Klangqualität bei den späteren Konzerten besser ist als gerade bei diesem frühen. Die sind ja nicht alle im selben Jahr und in der selben Umgebung aufgenommen worden. Bisher habe ich wenig Vergleiche von anderen Interpreten gehört. Ich bin schnell ungeduldig, wenn ich diesen Swing von Gardiner vermisse.


    Der weise Duke Ellington prägte einst diesen berühmten Satz : It don't mean a thing, if it ain't got that swing


    PS: die von Dir 2016 erwähnte Aufnahme mit Derek Han/Freeman, habe ich leider beim Qobuz-Streaming Dienst nicht gefunden, spätere Klavierkonzerte gibt es wohl, aber eben die 5 nicht.

    Gewaltig viel Noten, lieber Mozart! Grad so viel Noten, Eure Majestät, als nötig sind!

  • Danke,


    mindestens die Kirschnereit Aufnahme habe ich und werde sie später anhören. Die GA ist wirklich gut.


    Schönen Sonntag noch !


    Kalli


    P.S. Bin gerade bei dritten Durchlauf - was für ein wunderbares Konzert !